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Verfahren zur Herstellung von Haartressen für Perücken Haartressen
für Perücken werden bisher regelmäßig aus natürlichen Haaren (entweder menschlichen
Haaren oder Büffelhaaren) gefertigt. Die Herstellung geschieht meist von Hand in
der Weise, daß die Haare in mehrere an einen Längsrand der Tresse angeordnete, durchlaufende
Fäden (sogenannte Tressierfäden) eingeknüpft werden, und zwar so, daß der eine vom
Tressierfaden herabhängende Teil des Haares möglichst lang, der andere dagegen möglichst
kurz ist. Dieses Herstellungsverfahren ist überaus umständlich, zeitraubend und
kostspielig. Anderseits sind die unvermeidlichen kurzen, meist vorstehenden Haärenden
störend. Schließlich ist die Breite der ,Tresse durch die Länge der zur Verfügung
stehenden Haare beschränkt. Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, Haartressen
aus natürlichem Haar wenigstens teilweise maschinell herzustellen. Dabei wird in
der Weise verfahren, daß eine einfache Lage loser Haare in der Nähe des einen Endes
in kleinen Abständen mehrmals mit der Maschine durchnäht, dann die so erhaltene
Haarkette an der durchnähten Stelle einmal umgebogen, nochmals durchnäht, wieder
umgebogen und abermals durchnäht wird. Dieses Verfahren ist ebenfalls umständlich
und zeitraubend, und es erfordert noch viel Handarbeit; außerdem entstehen auch
hierbei kurze, - vorstehende Haarenden, und schließlich ist die Breite der Tresse
wiederum durch die Länge der zur Verfügung stehenden Haare beschränkt. Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Haartressen, daß die geschilderten
Mängel vermeidet. Gemäß der Erfindung werden zunächst zur Anfertigung der Tresse
an Stelle von natürlichen Haaren, die stets eine begrenzte Länge haben, Kunsthaare
verwendet, die sich in beliebig großen Längen erzeugen lassen, und zwar werden diese
Kunsthaare in Form von fortlaufenden Fäden oder Fadenbündeln zur Tresse verarbeitet.
Die Herstellung der Tresse geschieht daabei erfindungsgemäß in der Weise, daß die
fortlaufenden Kunsthaare oder Kunsthaarbündel über die Tressenbreite schußartig
hin und her geführt und dabei: an einem Längsrand der Tresse in eine gleichzeitig
hergestellte gewirkte, gehäkelte oder geflochtene Litze eingebunden oder durch mit
ihnen geweb'eartig vierlreuzte Längsfäden abgebunden werden, wohingegen sie am anderen
Tressenlängsrand um einen Hilfsfaden, einen Draht o. dgl. herumgeführt werden, und
daß dann -die am letzteren Längsrand gebildeten Schleifen der Kunsthaare oder Kunsthaarbündel
aufgeschnitten werden. Dieses Verfahren ist, wie ersichtlich, überaus einfach und
wenig zeitraubend, es läßt sich auf vollkommen maschinellem Wege durchführen, so
daß es eine schnelle und wirtschaftliche Herstellung von Haartressen gewährleisfet.
Dabei sind einerseits kurze, vorstehende Haarenden vollständig vermieden. Anderseits
besteht der Vorteil, daß alle Haare an der Tresse gleiche Länge haben, indem sie
sich
sämtlich über die volle Tressenbreite erstrecken, wodurch die Verarbeitung der Tresse
zur Perücke erleichtert ist. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Verwendung von
fortlaufenden Kunsthaaren und Kunsthaarbündeln liegt darin, daß die Tresse in jeder
beliebigen Breite, vor allem auch in größeren Breiten hergestellt werden kann, als
dies bei Naturhaar möglich ist. Ferner besteht bei der aus Kunsthaar hergestellten
Tresse eine wesentlich weitgehendere Färbemöglichkeit als bei der Naturhaartresse,
und die Kunsthaartresse zeichnet sich durch höheren Glanz aus, was beides für die
Herstellung von Perücken für Theater- und ähnliche Zwecke wesentlich ist. Dazu kommt
noch der weitere Vorteil, daß die aus Kunsthaartresse gefertigte Perücke die Wärme
leichter nach außen ableitet als eine Naturhaarperücke, so daß der bei letzterer
bestehende Übelstand der starken Wärmeansammlung unter der Perücke vermieden ist.
Schließlich ist die aus Kunsthaartresse gefertigte Perücke sowohl wegen der einfacheren
Herstellung der Tresse als auch wegen der Wohlfeilheit des Werkstoffes erheblich
billiger als eine Naturhaarperücke. Hierdurch ist es Theatern oder ähnlichen Instituten
möglich, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine größere Zahl von Perücken
anzuschaffen und die Perücken häufiger zu erneuern, so daß mit der bei den teueren
Haarperücken bestehenden Gewohnheit gebrochen werden kann, daß die Perücken jahrelang
im Gebrauch bleiben und von den verschiedensten Personen wechselweise getragen werden,
was nicht nur für .die Träger unangenehm ist, sondern auch leicht zur Übertragung
von Krankheiten führt.
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Bei der praktischen Ausführung des neuen Verfahrens empfiehlt es sich,
die über die Tressenbreite schußartig hin und her geführten Kunsthaare oder Kunsthaaribündel
nicht nur an einem Längsrande, sondern an beiden Längsrändern der Tresse in gewirkte,
gehäkelte oder geflochtene Litzchen einzubinden oder durch mit ihnen gewebeartig
verkreuzte Längsfäden abzubinden. Hierdurch wird die weitere Verarbeitung der Tresse,
insbesondere das Färben, erleichtert, da die Haare, durch die an beiden Längsrändern
bewirkte Einbindung in geordneter Lage gehalten und somit gegen Verwirrung geschützt
sind. Das Litzchen oder der gewebeartige Streifen am einen Längsrand wird natürlich
bei der Anfertigung der Perücke weggeschnitten. Werden die fortlaufenden Kunsthaare
oder Kunsthaarbündel an beiden Längsrändern der Tresse eingebunden, dann ist es
auch mÖglich, zwei Tressen auf einmal herzustellen, indem zunächst eine Tresse von
doppelter Breite angefertigt und diese nachträglich etwa in der Mitte ihrer Breite
zerschnitten wird, wodurch dann zwei Einzeltressen entstehen. Bei großer Breite
der Tresse empfiehlt es sich, die Kunsthaare oder Kunsthaarbündel außer an den Längsrändern
der Tresse auch noch an einer oder mehreren zwischen den Längsrändern liegenden
Stellen durch zusätzliche Litzchen oder Kettenfäden abzubinden, um eine Verwirrung
beim Färben zu verhindern. Die zusätzlichen Litzchen oder Kettenfäden werden dabei
natürlich so eingearbeitet, daß sie sich bei der Verarbeitung der Tresse zur Perücke
leicht wieder entfernen lassen.
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Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes,
und zwar zeigt sie eine auf dem Wirkstuhl hergestellte Haartresse. Diese Tresse
besteht im wesentlichen aus zwei an .den Längsrändern der- Tresse angeordneten Kettlitzchen
a, b aus Baumwöll- oder anderem= Garn und aus einem Kunsthaarbündel c, das
schußartig über die ganze Breite der Tresse hin und her geführt und dabei an seinem
Umkehrstellen abwechselnd in das eine oder andere Litzchen fest eingebunden ist.
Die Litzchen a, b sind ,in bekannter Weise so gearbeitet, daß sie- gegen
Aufziehen gesichert sind, indem sie je aus mehreren miteinander verbundenen Maschenstäbchen
bestehen. Die Einbindung des Kunsthaarbündels geschieht ebenfalls in der bei der
Herstellung von Schußware auf dem Wirkstuhl bekannten Weise, derart, daß die Schenkel
der Schußschleifen von den Maschen der Litzchen umschlungen werden, und zwar jeder
Schenkel von anderen- Maschen. Um eine besonders feste Einbindung zu erzielen, kann
das Kunstfadenbündel gegebenenfalls innerhalb der Litzchen noch einmal hin und her
geführt sein, so daß es im Wechsel einmal über die ganze Breite der Tresse und dann
über die Breite eines Litzchens hin und her läuft.
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Während das Litzchen am einen Längsrand, z. B. das Litzchen d, bei
der Verarbeitung der Tresse zur Perücke an der Tresse verbleibt, wird das andere
Litzchen, z. B. b, bei der Herstellung der Perücke weggeschnitten, so daß dann die
Haare lose hängen. Das zweite Litzchen dient nämlich nur dazu, die Haare bei der
Verarbeitung der Tresse, insbesondere beim Färben, geordnet zu halten und gegen
Verwirrung zu schützen.
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Statt lediglich das bei der Verarbeitung der Tresse zur Perücke überflüssige
Litzchen wegzuschneiden, kann die Tresse auch etwa in der Mitte ihrer Breite durchgeschnitten
und so in zwei Haartressen zerlegt werden. In diesem Falle erhält natürlich die
Tresse bei ihrer Herstellung eine entsprechend größere Breite, nämlich eine Breite,
welche
gleich der Gesamtbreite der beiden daraus zu gewinnenden
Einzeltressen ist.
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Außer den Litzchen an den Längsrändern kann die neue Haartresse auch
noch ein oder mehrere zwischen den Längsrändern liegende zusätzliche Litzchen enthalten.
So sind im Beispiel in der Mitte der Tressenbreite zwei zusätzliche Litzchen
d, f angeordnet, um die Haarbündel hier ebenfalls geordnet nebeneinanderliegend
zu erhalten. Die Lit2-chen d, f sind jedoch leichter gehalten als die Litzchen
a, b an den Längsrändern, und sie sind so gearbeitet, daß sie sich bei der
Verarbeitung der ,Tresse zur Perücke leicht wieder entfernen lassen. Sie können
zu dem Zwecke je aus einer einzigen Maschenkette bestehen, die so beschaffen ist,
daß sie sich aufziehen läßt.
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Natürlich sind im Rahmen der Erfindung mancherlei Abänderungen des
dargestellten Beispiels sowie auch andere Ausführungen möglich. So könnte dasjenige
der beiden an den Längsrändern angeordneten Litzchen, das später weggeschnitten
wird, auch leichter gearbeitet sein als das bei der Verarbeitung zur Perücke an
der Tresse verbleibende Litzchen, indem es beispielsweise ähnlich wie die Litzchen
in der Mitte der Tresse nur aus einem Maschenstäbchen besteht. Ferner können jenach
der Breite der Ttesse zwischen den Längsrändern mehr als zwei zusätzliche Litzchen
angeordnet sein. Ferner kann auch nur ein solches Litzchen vorhanden sein, oder
die zusätzlichen Litzchen zwischen den Längsrändern können ganz wegfallen. Schließlich
ist es auch möglich, lediglich an einem Längsrande der Tresse ein Litzchen anzuordnen.
In diesem Falle werden die über die Tressenbreite hin und her gehenden Kunsthaare
oder Kunsthaarbündel nur an einem Längsrande der Tresse eingebunden; sie können
dabei am anderen Längsrande durch einen Hilfsfaden, Draht o. dgl. geführt sein,
um den sie umkehren. Bei Anordnung lediglich eines Randlitzchens brauchen bei der
Verarbeitung der Tresse zur Perücke nur die an dem dem Litzchen entgegengesetzten
Längsrande befindlichen Schußfadenschleifen aufgeschnitten zu werden.
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Die neue Haartresse kann außer auf dem Wirkstuhl auch auf der Häkelmaschine
oder auf der Flechtmaschine hergestellt werden; in diesem Falle werden die gewirkten
Litzchen durch gehäkelte bzw. geflochtene Litzchen ersetzt. Ferner kann die neue
Tresse auf dem Webstuhl gefertigt werden. In diesem Falle werden an Stelle von gewirkten,
gehäkelten oder geflochtenen Litzchen Längs-oder Kettenfäden angeordnet, die mit
den schußartig hin und her geführten Kunsthaaren oder Kunsthaarbündeln gewebeartig
verkreuzt werden. Dabei können die Kettenfäden an den Längsrändern zur Erzielung
eines besonders festen Verbandes gegebenenfalls in Drehverbindung gearbeitet sein.