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Gewebe aus Wolle und Stapelfaser. Die biisher bekannt gewordenen Gewebe
aus Wolle und Stapelfasergespinst bestehen in Kette oder Schuß oder auch in beiden
aus Fäden, welche aus einem Gemisch der genannten beiden Materialien gesponnen sind.
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Jedes derartige Gewebe besitzt aber eine geringe Haltbarkeit und ist
dem Verschleiß in hohem Maße ausgesetzt. Die daranzs gefertigten Kleidungsstücke
zeigen schon nach kurzem Gebrauch, sehr erhebliche und schwer entfernbäre Knicke
und Falten, die sich nacheiniger Zeit in wirkliche Brüche und Risse verwandeln.
Rein wollene Kleidungsstücke zeigen diese Mängel nicht. Bügelt man diese recht heiß,
so verschwinden die Falten. wieder vollständig, und erst bei weiterer Benutzung
entstehen je nach; Art des Tragens an ganz ariderer Stelle wieder neue Falten. Ist
die Wolle jedoch, wie eingangs erwähnt, mit Stapelfaser gemischt, so verschwinden
die Knicke und Falten beim Bügeln nur schwer und kehren jedenfalls bei weiterer
Benutzung, sofort und in sehr verstärktem Maße genau an derselben Stelle wieder
zurück, wenn auch durch Änderung des Ydeidungtsstückes die Faltenbildungen an ganz
anderer Stelle entstehen müßten. Gerade dieser Unistand trägt ganz besonders zu
dem raschen Verschleiß bei. Dabei ist es auffallend, daß die Größe der Fehler nicht
etwa proportional der Menge des beigemischten Stapelfasergespinstes ist, wie man
meinen sollte, sondern erheblich größer, d. h. eine verhältnismäßig kleine Menge
des Ersatzmaterials schon einen verhältnismäßig großen Fehler verursacht.
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Diese Nachteile treten bei den bijslierigen Geweben aus Wolle und
Stapelfaser, welche sich wegen der ungenieia großen Ähnlichkeit der Stapelfaser
mit der gewaschenen, losen Wolle von den rein wollenen in ihrem äußeren Aussehen
so gut wie gar nicht unterscheiden, schon nach kurzer Benutzungsdauer auf. Klopft
man z. B. ein aus derartigem Gewebe hergestelltes Kleidungsstück aus oder schabt
damit über die rauhe Fläche eines grobbindigen Gewebes, so erweist sich der abfallende
Staub bei der Betrachtung unter dem Mikroskop stark faiserhaltig, und zwar rühren
diese Fasern sehr überwiegend aus der mitverarbei'teten Stapelfaser her und bestehen
fast ausschließlich aus ganz kleinen Faserenden oder Trümmern einzelner Stapelfasern.
Sietzt man den, Reibevers.uch genügend lange fort, so enthält dann schließlich das
Gewebe wesentlich mehr Wolle und weniger Stapelfaser, als ursprünglich vorhanden
war.
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. Durch Walken des gemisehtfaserigen Gewebes vermag man diese Übelstände
wohl etwas zu verringern, jedoch- keineswegs zu beheben. Das Gewebe erhält durch
die Walke wohl SChluß, -jedoch nicht in einer so vollkommenen Weise, daß die mit
eingewalkte Ersatzfaser dadurch einett geeigneten Halt fände. Im Gegenteil, diese
wirkt verhindernd auf den Schluß der Wollfaser und beeinträchtigt dadurch die Tragbarkeit
der aus diesen Geweben hergestellten Kleidungsstücke besonders stark.
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Auch durch andere technisch übliche Maßnahmen, wie z. B. dadurch,
daß man die Stapelfaser auf eine ganz bestimmte Länge, die der Länge des Wollstapels
genau entspricht,
schneidet, oder älaß man die Stapelfaser stark
einfettet oder in anderer Weise präpariert, vermag man den Nachteilen wohl in etwas
entgegenzuwirken. Ein nennenswerter Erfolg wird jedoch dadurch ebenfalls nicht erzielt.
Ein ganz besonderer Nachteil der Stapelfaser ist noch .der, daß sie in Feuchtigkeit
und Nässe ihre Zerreißfestigkeit fast vollkommen verliert. Ist sie nun mit Wolle
versponnen, so teilt sie den letztgenannten Mangel auch dieser Faser mit, und bei
den aus solchem gemischten Material hergestellten Geweben teilt -sie diesen Übelstand
dem ganzen Gewebe mit. Dieser Übelstand ist so erheblicher Art, daß es sich als
unzweckmäßig erwiesen hat, derartige Gewebe als Herrenkleiderstoffe zu verwenden,
denn schon in stark luftfeuchtem Zustande vermag das Gewebe größerer Spannung, wie
sie z. B. am Knie der Beinkleider entsteht, nicht zu widerstehen.
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Gegenstand:der Erfindung ist nun ein neues Gewebe aus Wolle und Stapelfaser,
bei dem die vorerwähnten Mängel der bisherigen vermieden sind. Dieses neue Gewebe
ist ein sogenanntes Zwirngewebe, das gemäß der Erfindung aus einem Zwirngarn gearbeitet
ist, bei dem die einzelnen. Fäden aus den reinen Fasermaterialien gesponnen und
dann Fäden aus reiner Wolle mit solchen aus Stapelfaser verzwirnt sind.
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Wie Versuche bestätigt haben, ergab sich nicht nur bei der Erzeugung
d'er zu einem solchen Gewebe erforderlichen, Garne weit weniger Abfall, als bei
dem bisherigen Verspinnen des Fasergemisches von Wolle und Stapelfaser, sondern
das Gewebe selbst erhält auch bei der Walke einen bedeutend besseren Schluß als
die bisherigen. Beim Reiben und Klopfen wurde die Stapelfaser viel weniger beschädigt,
was leicht zu verstehen ist, wenn man berücksichtigt, dlaß bei weitem weniger Spitzen
einzelner Stapelfaser an der Oberflache des Gewebes liegen und däaraus hervorstehen
können. Ahs diesem Gr=@d'e läßt sich das Gewebe aulch besser einwalken. Die stets
miteinander in Berührung stehenden Einzelfasern der Wolle walken viel besser zusammen,
bekommen mehr Schluß und die Trag-und Zerreißfestigkeit nicht nur des einzelnen!
Zwirnfallens, sondern vor allem auch des Gewebes selbst ist eine sehr viel höhere.
Durch die dazwischenliegenden, nicht waakbaren Stapelfasern wird der SeM:uß nicht
gestört. Diese liegen gleichfalls beieinander und werden durch den WalkprozeB nicht
berührt. Dabei können die aus Stapelfaser bestehenden Ei:nzel.fäden des zur Herstellung
des neuen Gewebes benfutzten Zwirnes fester gedreht sein, wodurch die Wasserfestigkeit
des letzteren und damit des Gewebes selbst wesentlich erhöht wird.
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Außerdem hat das neue Gewebe noch den Vorteil, daß man bei demselben
vielseitige und hübsche Webeeffekte dadurch erzielen kann, daß man z. B. ein Zwirngarn
verwendet, bei dem die- Stapelfa;serfäden viel fester gedreht sind als die Wollfäden
oid'er umgekehrt, oder die miteinander verzwirnten Einzelfäden verschieden gefärbt
sind. Auch beim Färben des Materials selbst hat mran wesentliche Vorteile, d'!-
es naturgemäß viel leichter ist, auf Stapeläser und Wolle allein für sich; echte
Färbungen zü erzielen, als wenn man ein Gemiseh von tierischen und. pflanzlichen
Fasern gleichzeitig anzufärben hat.