DE3512046C2 - - Google Patents
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- DE3512046C2 DE3512046C2 DE19853512046 DE3512046A DE3512046C2 DE 3512046 C2 DE3512046 C2 DE 3512046C2 DE 19853512046 DE19853512046 DE 19853512046 DE 3512046 A DE3512046 A DE 3512046A DE 3512046 C2 DE3512046 C2 DE 3512046C2
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Description
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur gleichzeitigen
Messung struktureller und thermodynamischer Materialeigenschaften,
umfassend ein Röntgendiffraktometer mit Röntgenstrahlquelle
und Detektor, eine temperaturkontrollierte
Probenkammer für eine Meßprobe im Strahlengang des Diffraktometers
und eine Thermonanalyse-Anordnung für die Meßprobe
in der Probenkammer.
Aus der Zeitschrift "Journal of Physics" ist eine kombinierte
Meßvorrichtung bekannt mit Röntgendiffraktometer und
Thermogravimetrie-Meßeinrichtung. Der herkömmliche Detektor
ist auf eine einzelne interessierende Gamma-Intensitätslinie
winkelmäßig eingestellt. Bei einer Meßreihe wird sowohl
die Änderung der Intensität dieser Linie als auch die
mit Hilfe einer Mikro-Waage gemessene Massenänderung der
Meßprobe bei vorgegebener Temperatur und vorgegebenem
Druck in Abhängigkeit von der Zeit aufgenommen. Die
Intensitätsmessung lediglich eines einzigen Röntgenpeaks
bietet vergleichsweise wenig Information im Vergleich zur
Messung eines Röntgen-Beugungs-Spektrums in einem größeren
Winkelbereich. Die Thermogravimetrie ist auf die Untersuchung
von Prozessen mit Gewichtsänderung beschränkt.
Die Aufgabe der Erfindung liegt darin, eine Vorrichtung
der eingang genannten Art bereitzustellen, welche bei
einfachem Aufbau eine gleichzeitige Röntgenbeugungsmessung
mehrere Beugungspeaks sowie eine differentialkalorimetrische
oder differentialthermische Messung ein und derselben
Meßprobe erlaubt.
Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der A1 gelöst.
Der ortsauflösende Detektor erlaubt die gleichzeitige
Aufnahme mehrerer Röntgenpeaks, da bei einer für die
thermodynamische Messung ausreichend kurzen Meßzeit von
beispielsweise 2 Minuten ein komplettes Beugungsspektrum
aufgenommen werden kann (s. z. B. Fig. 15). Strukturänderungen,
die beispielsweise zum Auftreten neuer Peaks
führen, können auf diese Weise zuverlässig verfolgt
werden und hierbei mit den thermodynamischen Meßergebnissen
unmittelbar verglichen werden. Der die Kammer bzw.
die Kammern aufweisende Block sorgt für gleichbleibende
thermische Bedingungen für die Meßprobenhalterung mit der
Meßprobe und für die Referenzhalterung mit einer gegebenenfalls
darin befindlichen Referenzprobe, wozu auch der
dichte Abschluß der Probenkammer durch die Fenster sowie
die bei Bedarf an die Kammern angeschlossene Gaszuführeinrichtung
beiträgt. Dennoch wird die Röntgenstrahlungsmessung
auf Grund der röntgenstrahldurchlässigen
Fenster im wesentlichen nicht behindert. Mit Hilfe der
erfindungsgemäßen Vorrichtung können Messungen in einem
weiten Temperaturbereich unter unterschiedlichen Gasatmosphären
durchgeführt werden. Innerhalb weniger Minuten
können gleichzeitig sowohl kalorimetrische Werte als auch
Röntgenbeugungsdaten ermittelt werden, während die Probe
über einen Bereich von mehreren 100° aufgeheizt wird. Die
Röntgendaten können in Korrelation mit den kalorimetrischen
Werten zeitabhängig analysiert werden. Dies erlaubt
eine direkte Zuordnung von Strukturänderungen zu kurzzeitigen,
vorübergehenden thermodynamischen Ereignissen. Die
Kinetik von Strukturumwandlungen, die thermisch oder auf
Grund entsprechender Gasatmosphäre ausgelöst werden, kann
mit hoher Genauigkeit untersucht werden. Dadurch werden
komplexe DSC-Kurven (differential scanning calorimetry)
interpretierbar. Bei Proben, die aus mehreren Bestandteilen
bestehen, können Phasenzustände sofort unterschieden
werden und kalorimetrische Ereignisse mit Sicherheit
bestimmten Bestandteilen oder Reaktionen zwischen zwei
oder mehreren Bestandteilen zugeordnet werden. Ergebnisse
dieser Art konnten bisher nicht erhalten werden.
Die Erfindung wird im folgenden an bevorzugten Ausführungsbeispielen
anhand der Zeichnung erläutert:
Fig. 1 ist eine schematische Gesamtansicht einer ersten
Ausführungsform über die Huber/Guinier-Anordnung,
Fig. 2 ist eine teilweise, schematische Seitenansicht
des Kernstücks (Zelle) der Vorrichtung nach
Fig. 1 im Bereich der Probenkammer,
Fig. 3 ist eine perspektivische Ansicht des die
Probenkammer gemäß Fig. 2 bildenden
Probenhalterblocks,
Fig. 4 ist ein schematischer Längsschnitt des
Probenhalterblocks nach Linie 4-4 in Fig. 3,
Fig. 5 ist ein schematischer Schnitt eines linear
positionsempfindlichen Proportionalzählers, wie
er als positionsempfindlicher Detektor in Fig. 1
verwendet wird,
Fig. 6a und 6b sind schematische Schnitte eines gebogenen
positionsempfindlichen Proportionszählers,
Fig. 7 ist ein Blockdiagramm der Detektorkontrolle und
des Aufzeichnungssystems des Röntgendiffraktometerteils
der Vorrichtung gemäß Fig. 1,
Fig. 8 ist ein schematischer Überblick eines
Röntgendiffraktometers in Bragg-Brentano-
Anordnung,
Fig. 9 ist ein Blockdiagramm des elektronischen
Sensor- und Kontrollsystems des Differential-
Scanning-Kalorimeterteils der Vorrichtung gemäß
Fig. 1,
Fig. 10 ist ein schematischer Längsschnitt einer
weiteren Ausführungsform der Erfindung mit
senkrecht nach oben gerichtetem Röntgenstrahl,
Fig. 11 ist ein schematisches Blockdiagramm des
Kontroll- und Aufzeichnungssystems der gesamten
erfindungsgemäßen Vorrichtung einschließlich
eines Systems für den Gaszufluß in den
Probenraum und eines Systems zur Analyse des aus
dem Probenraum austretenden Gases,
Fig. 12a und 12b zeigen typische, während eines Erwärmungszyklus
aufgenommene Aufzeichnungen von Röntgenbeugungsmustern
mit dazugehörigen DSC-Scans (Fig. 12a),
Fig. 13a und 13b zeigen während eines Abkühlungszyklus aufgenommene
Aufzeichnungen ähnlich den Fig. 12a und 12b.
Fig. 14a und 14c zeigen DSC-Scans einer polymorphen organischen
Verbindung vor, während und nach einem
DSC/XRD-Experiment.
Fig. 15 zeigt Röntgenbeugungsmuster,
die die Umwandlung einer niederschmelzenden
polymorphen Substanz in eine höherschmelzende
zeigen.
Die der Erfindung zugrundeliegenden Elemente werden in
ihrer bevorzugten Ausführungsform schematisch in den
Fig. 1 und 2 dargestellt. Sie umfassen ein Röntgendiffraktometer
(17), ein Differential-Scanning-Kalorimeter
und die Probenhalterungsanordnung (18). Sie sind nah
beieinander angeordnet und, wie weiter unten beschrieben,
auf einem gemeinsamen Sockel (19) zur Justierung
und Positionierung angebracht.
Eine zu untersuchende Maßprobe (20) wird von einer
kleinen Pfanne (22) oder Tiegel,
z. B. aus Aluminiumfolie, gehalten, und in die Probenhalterung
(96, Fig. 3) innerhalb der Probenhalterungsanordnung
(18) gegeben. Es werden nur Milligramm-Mengen
des Materials benötigt, das normalerweise in Puder-
oder Filmform verwendet wird.
Die oben erwähnte Probenhalterungsanordnung der Blockbauart
wird aus einem schützenden Umhüllungsblock (24)
hergestellt.
Die Verkleidung wurde verändert
und so angerechnet, daß sie auch als Probenhalterung des
Röntgendiffraktometers verwendet wird. Auf diese Weise
kann dieselbe Probe bei einer gleichzeitigen Messung
sowohl vom Diffraktometer (17) als auch vom Kalorimeter
verwendet werden.
Im Diffraktometer (17) erzeugt eine Quelle (26) Röntgenstrahlung (28),
welche auf einen Monochromator (30)
trifft. Dieser erzeugt einen monochromatischen
Röntgenstrahl (32),
der auf die Probe (20) trifft. Die Röntgenstrahlung
durchdringt die Probe, und ein Teil davon wird vom
Hauptstrahl weg in verschiedene Richtungen
gebeugt. Zwei gelenkte Strahlen sind in Fig. 1 mit 34 und 34′ bezeichnet.
Die Beugungs-Winkel,
im allgemeinen als 2R (zwei Theta)
bezeichnet, und die Intensitäten dieser
gebeugten Röntgenstrahlen sind für die Kristallstruktur
der Probe charakteristisch. Die gebeugten Röntgenstrahlen
werden von einem positionsempfindlichen Detektor (36)
aufgefangen. Der Detektor (36) registriert das Auftreffen
der gebeugten Röntgenstrahlung und gibt auch
Information darüber, an welcher Stelle seiner Länge
(bei einem eindimensionalen Detektor) oder
seiner Fläche (bei einem zweidimensionalen Detektor)
die Strahlung absorbiert wurde (siehe auch transactions
of The American Crystallographic Association, Vol. 18,
1982, S. 9, R. C. Hamlin, Ed.).
Der Detektor bekannter Bauart weist
einen Zählerdraht (38) mit einem Durchmesser von 25 µ auf,
welcher die Winkel und die Häufigkeit (z. B. Zähl-Ereignisse pro
Sekunde), mit der die Röntgenphotonen auftreffen, feststellt.
Der Detektor, der einen Zwei-Theta-Winkel von
etwa 20° abdeckt, ist an einen Mehrkanalanalysator (40,
Fig. 7) angeschlossen. Dieser speichert die Daten,
welche die Winkelpositionen und die Intensitäten der
Beugungswerte angeben. Der Detektor und der Analysator
werden weiter unten beschrieben.
Die zu untersuchende Probe 20 und der Detektor 36
werden so angebracht, daß sie in einer horizontalen
Ebene auf dem Bogen des Fokuskreis 41 des
Röntgendiffraktometers liegen (gestrichelter Kreis in
Fig. 1). Auf allen Punkten dieses Kreises sind
die Röntgenstrahlen am stärksten fokusiert mit höchster
Auflösung. Die
Stellung der Probe 20 bleibt fest; der Detektor 36
dagegen ist auf einem Arm 42 angebracht, der um einen Bolzen 44
drehbar ist. Der Bolzen ist mit einem Befestigungsblock 26
verschraubt, der wiederum verstellbar auf einer
Unterlage 19 durch eine nicht aufgezeigte Vorrichtung
angebracht ist. Der Befestigungsblock 26 ist so angebracht,
daß der Bolzen 44 auf dem Mittelpunkt des
Fokusierkreises 41 liegt. Durch diese Anordnung
ist es möglich, den Detektor in alle beliebigen Positionen
entlang des Fokuskreises zu drehen, wenn
Daten über einen größeren Winkel gewünscht werden, als
sie mit dem Detektor in einer einzelnen Position erhalten
werden können.
Der Block 24, welcher die Probe 20 im Röntgenstrahl 32
hält, ist mit einem Deckel 48 verschlossen.
Um die Röntgenstrahlen durchtreten zu lassen,
wurde die Wand des Blocks 24 und der Deckel 48 ausgefräst,
um einen Einlaß (Einlaßkanal) 50 und einen Auslaß (Austrittsspalt) 52 für
die Röntgenstrahlung zu schaffen (Fig. 2 bis 4). Der
Einlaß 50 ist konisch verjüngt und verengt sich
nach innen, um den Intensitätsverlust des zur Probe
hin konvergierenden Röntgenstrahles 32 möglichst klein
zu halten. Auf der Seite einer Probenhalterung 96 ist ein
kleines Loch 51 nahe der Probenpfanne 22 herausgefräst,
damit die Röntgenstrahlen direkt auf die Probe 20
treffen können. Der Deckel der Probenhalterung (nicht
aufgeführt), der normalerweise auf der Probenhalterung 96
sitzt, muß dann weggenommen oder modifiziert werden,
wenn die gebeugte Röntgenstrahlung aus der Probenhalterung 96
und dem Block 24 austreten sollen. Für
optimale Empfindlichkeit bei der DSC-Messung ist
der Röntgenstrahl-Einlaßkanal 51 und die Probenhalterung
mit einem röntgendurchlässigen Material abgedeckt
werden. Dadurch wird ungewollte Wärmeabstrahlung oder Wärmetransfer
durch Konvektion auf die Probe ausgeschlossen.
Wenn die Probenkammern in dem Block gasdicht
sein sollen, müssen die inneren und die äußeren Enden
des Einlaßkanals und des Austrittsspaltes mit einem
dünnen Film aus röntgendurchlässigem Material abgedeckt
werden. Dazu eignen sich zum Beispiel Beryllium-Plättchen
oder Mylar (ein Polyethylenterephthalat-Kunststoff).
Mylarfenster haben den Vorteil, daß die Probe während
des Experimentes jederzeit beobachtet werden
kann, sofern die Probenpfanne nicht abgedeckt ist.
Um die Probe 20 in die richtige Lage im Röntgenstrahlengang
zu bringen, wird die Probenhalterungsanordnung 18
in alle Richtungen verstellbar auf eine Befestigungsanordnung 58,
die auf der Unterlage 19 sitzt, angebracht. Der
Block 24 der Probenhalterungsanordnung ist auf einer
Platte 60 angebracht, welche so gekippt ist, daß der
Röntgenstrahl 32 in einem Winkel auf die Probe 20 auftreffen
kann. Der gekippte Block sichert auch
guten Wärmekontakt zwischen der Probenpfanne 22 und der
Probenhalterung 96. Die Platte 60 ist auf einem Pfeiler 62
verstellbar befestigt, der wiederum mit seinem Sockelende 72
auf einen Gewindebolzen 64 aufgesteckt ist. Der
Gewindebolzen 64 sitzt mit seinem anderen Ende in einem
Befestigungsblock 66. Eine Mutter 68 erlaubt die vertikale
Justierung der Probenhalterungsanordnung. Zur
lateralen Justierung ist der Befestigungsblock 66
relativ zur Unterlage 19, auf welcher er durch Schrauben
befestigt ist, verschiebbar. Die Probenhalterungsanordnung
kann in eine gewünschte Position geschwenkt werden
und dort durch Festdrehen einer Schraube 71 festgehalten
werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist
der Röntgendetektor 36 ein linearpositionsempfindlicher
Proportionszähler, der kommerziell erhältlich ist. Er
ist in Fig. 5 schematisch dargestellt. Dieser Detektor
hat ein längliches dünnes schachtelähnliches Gehäuse 74.
Endstücke 76 sind gegenüber dem Gehäuse isoliert
und tragen einen einfachen geraden Anodenzähldraht 38,
in Form einer mit Kohlenstoff überzogenen Quarzfaser mit
hohem Widerstand. Hochspannung wird zwischen diesem
Draht und einem oder mehreren parallelgeschalteten
Kathodenelementen 75 angelegt. Die gebeugten Röntgenphotonen
(Strahl 34) treffen durch ein Berylliumfenster 80 auf
den Zähler und lösen eine Gasionisation aus, welche
ihre Eintrittsstelle entlang des Zähldrahtes kennzeichnet.
Eine externe Anlage stellt die benötigte
Spannung zur Verfügung und zeichnet die Winkelpositionen
und die Intensitäten des gebeugten Strahles auf.
Ein Gasgemisch, zum Beispiel Argon/Methan oder Xenon/-
Methan, wird unter Druck über einen Einlaß 82 und Auslaß
82′ (Fig. 7) durch das Gehäuse geleitet.
Anstatt des gerade beschriebenen linearen Detektors
kann alternativ ein gebogener Detektor, wie in Fig. 6a
und 6b angegeben, verwendet werden. Hier hat das
Gehäuse 75 a eine gewölbte Form und trägt einen gebogenen
Zähldraht 38 a.
Die verschiedenen positionsempfindlichen
Detektoren optimieren entweder die
Geschwindigkeit, Meßfläche oder Auflösung. Welcher
Detektor einem anderen vorgezogen wird, hängt von dem
einzelnen Experiment ab.
Die Kontroll- und Anzeigevorrichtung, die an den Detektoren 36
angeschlossen ist, ist im Diagramm der Fig. 7
angegeben. Die gasförmige Atmosphäre des Detektors wird
über eine Vorrichtung 84 bezogen, die den Gasfluß und
Druck reguliert. Die Hochspannung am Zähldraht 38 wird
von der Spannungsquelle 86 geliefert. Die vom Detektor
erhaltenen Zählereignisse werden in etwa 1500 einzelnen
Kanälen eines Digitalanalysator gespeichert, von denen
jeder einer Position entlang des Drahtes 38 zugeordnet
ist.
Zur gleichzeitigen Beobachtung ist der Analysator an
einem Videoterminal 88 angeschlossen, der graphisch die
Anhäufung der Daten im Analysator anzeigt. Die unbearbeiteten
Daten gehen auch zu einem Computer 90. Dieser
kann mit bestimmten Programmen, wie zum Beispiel "Peakfitting"
und Datenreduktionsverfahren, und Algorithmen
zum Unterdrücken und Glätten des Grundrauschens usw.
ausgestattet sein. Damit können Parameter wie Winkelpositionen
und Größen wie Peakintensitäten, Peakflächen
und Halbwertbreiten sowie andere gewünschte Parameter
aufgezeichnet und abgelesen werden. Der Computer output
wird auf einen Videoterminal 92 angezeigt und auf einem
Plotter 94 oder einem Drucker 95 ausgedruckt. Die so
erhaltenen Beugungsdaten, bei denen die Röntgenbeugungslinien
als Funktion der Beugungswinkel aufgezeichnet
werden (siehe Fig. 15), bilden die endgültigen Meß-Werte
des Diffraktometerteils im erfindungsgemäßen Instrument.
Wie in Fig. 2 bis 4 dargestellt, werden die Probe 20
und die Probenpfanne 22 in die Probenhalterung 96
gestellt, welche in einer Kammer in dem
Block 24 angebracht ist und der vorzugsweise aus einem
Metall, z. B. Aluminium, besteht. Dieser Block bildet
eine Schutzkammer und eine temperaturkontrollierte
Umgebung für das Kalorimeter. Der Block kann an eine Vorrichtung
(nicht dargestellt) angeschlossen sein, die eine Flüssigkeit
zum Kühlen oder Erwärmen umwälzt. Die Kammer
kann mit Hilfe des Deckels 48 gasdicht gemacht werden.
Innerhalb des Blocks 24 sitzt die Probenpfanne 22 auf
der Wärme leitenden Probenhalterung 96 (Fig. 4). Die Halterung
wird von einem Stab 98 getragen, der
auf einer Halterungsträgerscheibe 99 angebracht ist.
Die Halterung umfaßt eine Widerstandsheizung 100 und einen Temperaturfühler
(temperaturempfindliche Widerstandselement) 102, die
sehr nahe bei ihr liegen. Diese Elemente sind durch
Leiter mit einer elektronischen Kontrollmeßvorrichtung,
wie im Diagramm der Fig. 9 aufgezeigt, verbunden. Eine
Halteranordnung 96′, die in einer entsprechenden
Pfanne 22 ein kalorimetrisches Referenzmaterial (nicht
abgebildet) erhalten kann, ist ebenfalls im Block 24
vorhanden und umfaßt eine Widerstandsheizung 100′ sowie einen
Temperaturfühler 102′.
In bekannter Arbeitsweise wird bei dem allgemeinen
Typus des abgebildeten Differential-Scanning-Kalorimeter
die gleiche "Durchschnittsleistung" graduell über den
Temperaturbereich, über den das Wärmeverhalten der
Probe untersucht werden soll, auf beide Widerstandsheizungen
100 und 100′ abgegeben, um kontinuierlich die
Temperaturen von Proben und Referenzmaterial zu kontrollieren.
Die Temperaturen, die durch die beiden
Temperaturfühler 102, 102′ angezeigt werden,
werden während des Scans vom Kontrollsystem überwacht,
welches außerdem die beiden Temperaturen in gleicher
Höhe hält, indem sie die Wärmeelemente mit der notwendigen
Leistung versorgt. Wenn ein endothermes Ereignis
in der Probe auftritt, stellt das Kontrollsystem der
Probe mehr Differentialleistung zur Verfügung und hält
so die Temperaturen von Probe und Referenz im Gleichgewicht.
Findet dagegen eine exotherme Reaktion statt,
dann erhält die Probe weniger Differentialleistung. Die
Größenordnung dieser Differentialleistung ist ein Maß
für die Größenordnung des physikalischen oder chemischen
Prozesses. Dieser Wert, der durch die beschriebenen
Instrumente angezeigt wird, ist einer der Hauptmeßparameter
des erfindungsgemäßen Gerätes.
In dem Kontrollsystem (Fig. 9), kann eine Programmiereinheit
(die mit einer Temperatur-Anzeige (Rekorder) 106
verbunden ist) durch eine interne Anlage (nicht abgebildet)
die Temperaturbedingung des Experimentes vorgeben,
je nachdem ob es unter Kühlung, Erwärmung, isothermisch
oder auch in einer Kombination dieser Vorgänge, durchgeführt
werden soll. Die Programmiereinheit 104 kontrolliert
zusammen mit einer Temperaturausgleichsvorrichtung 108
bewirkt einen Verstärker 110, der die Haupt-
(oder Durchschnitts)leistung für die Probe und die
Referenz liefert. Die Differentialleistung wird von
einem zweiten Verstärker 112 geliefert und mit einem
Rekorder 114 gemessen. Die Anlage umfaßt auch, wie
gezeigt, Regelschleifen für die Durchschnittstemperatur
und für die Differentialleistung.
Die Rekorder 106 und 114 (Fig. 9) können zusammen an
einen Terminal angeschlossen sein, um die Meßwerte an einem Anzeigegerät 115
(Fig. 11) dazugestellten, und um eine Kurve
als Funktion der Differentialleistung und der Temperatur
anzugeben. Eine solche DSC-Kurve Fig. 12a)
bildet die Ausgangsmeßwerte, des Kalorimeterteil
des erfindungsgemäßen Gerätes.
Ein Hauptvorteil der Erfindung ist, daß die
kalorimetrischen Meßwerte genau den Meßwerten der Röntgenbeugung
zugeordnet werden können, die gleichzeitig vom
Diffraktometer erzeugt werden. Auf diese Weise sind
genaue Einblicke sowohl in die strukturellen als auch
thermodynamischen Eigenschaften der Probe möglich.
Die Röntgenbeugungseinheit, wie in Fig. 1 beschrieben,
verwendet die Geometrie des Guinier-Diffraktionssystems
und ist mit einem gebogenen fokusierenden Kristallmonochrometer
nach Huber ausgerüstet. Beim Guinier-System
ist die Probe 20 an einem Punkt auf dem Fokuskreis 41
des Diffraktometers angebracht, während der Detektor 36
sich auf einem anderen Punkt des Kreises befindet. Der
Röntgenstrahl 32 ist, wenn er durch die Probe durchtritt,
konvergierend aber nicht scharf auf sie fokusiert. Der
Fokus liegt auf einem dritten Punkt 116 entlang des
Fokusierkreises 41. Aus praktischen Gründen kann
der Hauptstrahlengang in der Nähe des Fokus durch eine
Röntgenstoppvorrichtung unterbrochen werden. Die von
der Probe gebeugten Röntgenstrahlen 34 erreichen ihre
beste Fokusierung im Detektor 36 auf Punkten entlang
des Kreises 41.
Ein mögliches alternatives
System ist das Bragg-Brentano-System, wie in Fig. 8
abgebildet. In diesem System werden die Röntgenstrahlen 28
durch eine Röngtenstrahlquelle 26 auf einem Punkt
des Fokussierkreises 41 erzeugt. Dafür wird die
Probe anstatt auf dem Kreis im Kreismittelpunkt 120
angebracht. Dabei kann sich die Probe sowohl in Reflexionstellung 21
als auch in Transmissionstellung 23 bezüglich des Röntgenstrahles
befinden. Die von der Probe gebeugten Röntgenstrahlen
werden vom Detektor 36 entlang des Umfanges
des Fokusierkreises 41 aufgefangen.
Eine alternierende Diffraktometer- und DSC-Anordnung, bei
der der Röntgenstrahl vertikal durch den Boden der
Probenhalterung tritt, wird in Fig. 10 gezeigt. Eine
solche Anordnung sollte eine erhöhte DSC-Empfindlichkeit
bei verbessertem Wärmekontakt, und eine verbesserte
Röntgenempfindlichkeit ergeben, da mehr Probenmaterial
direkt in den Röntgenstrahl gebracht werden kann. In
der Anordnung nach Fig. 10 werden dadurch simultan
Röntgen- und kalorimetrische Messungen durchgeführt,
daß der Block 24 verwendet wird, der horizontal
auf dem Tisch verbleibt. Der Röntgenstrahl 32
wird vertikal aufwärts geleitet, dringt durch ein
Einlaßfenster auf den Boden des Blockes und verläßt ihn
wieder durch ein Austrittsfenster im oberen Teil des
Blockes. Die gebeugten Röntgenstrahlen 34 treten durch
das Austrittsfenster und treffen auf den Detektor 36.
Die Probenhalterung und der Halterungsträgerpfosten
haben in ihrer Mitte zum Beispiel Aussparungen, um die
Röntgenstrahlen durchtreten zu lassen. Die Probe verbleibt
in einer aus röntgendurchlässigem Material
hergestellten Pfanne (nicht abgeleitet). Neben der
Möglichkeit, eine Vielzahl geometrischer Anordnungen
des Diffraktometers verwenden zu können, besteht
eine Vielfalt von Möglichkeiten, die
Probe und die Probenverkleidung bezüglich des Röntgenstrahles
anzuordnen. In einer alternierenden Anordnung zu
Fig. 10 kann zum Beispiel die Bragg-Brenato-Geometrie
(Fig. 8) anstatt der Guinier- Transmissionsgeometrie
(Fig. 1) verwendet werden.
Genauso ist die Debye-Scherrer-Geometrie anwendbar.
Generell können alle vorstellbaren Anordnungen verwendet
werden, bei denen der Röntgenstrahl auf die Probe
einwirkt und die gebeugten Röntgenstrahlen mit Hilfe
eines positionsempfindlichen Detektors beobachtet
werden können.
Die erfindungsgemäße gleichzeitige Beobachtung der
Röntgenbeugungsmuster und Wärmedaten ist bei der Untersuchung
von Phasenübergängen in festen oder halbfesten
Proben, während sie chemische Reaktionen mit einem Gas
eingehen, von besonderem Vorteil. Solche Studien sind
besonders bei der Untersuchung von Oxidations- und
Reduktionsvorgängen in komplexen Metalloxidverbindungen,
die als heterogene Katalysatoren verwendet werden,
wertvoll. Für diesen Zweck kann eine Anordnung, wie in
Fig. 11 dargestellt, angewendet werden.
Die Probe wird in den Block 24 gebracht, der mit
einem Einlaßkanal 144 für die Gaszufuhr und einem Austrittskanal 146
für den Abfluß ausgestattet ist. Wenn
der Probenblockdeckel aufgesetzt ist, können Gase nur
noch über diese Kanäle mit dem Inneren des Blockes in
Verbindung treten.
Der Block 24 ist so angeordnet, daß die Röntgenstrahlung 32
auf die Probe trifft. Gebeugte Strahlen 34, 34′
werden vom Detektor 36 aufgefangen und die so
erhaltenen Röntgenwerte in einem PSPC elektronischen
Modul 39 gespeichert (Werte werden in einem Mehrkanalanalysator,
wie er im Detail in Fig. 7 beschrieben
wurde, gespeichert) und, wie oben beschrieben, in einem
Terminal 88 angezeigt. Wird die Temperatur der Probe
über einen zu untersuchenden Bereich hinweg verändert,
dann werden die kalorimetrischen Signale von der elektronischen
DSC-Kontrolleinheit 113 aufgenommen (wie im
Detail in Fig. 9 beschrieben) und an dem Rekorder 115
angezeigt. In einer derartigen Untersuchung werden ein
reaktives Gas, wie z. B. Wasserstoff oder Druckluft,
aus einem Behälter 130 oder Sauerstoff aus einem Behälter 131,
und ein Trägergas mit Stickstoff aus einem
weiteren Behälter 132, verwendet. Die Gase werden über
Reinigungs- und Reguliereinheiten 134 geleitet. Die
Gasströme werden in einer Mischkammer 142 gemischt und
dann durch die Einlaßkanäle 144 in den Block 24
geleitet, in dem sie mit der zu untersuchenden Probe in
Kontakt treten können. Gasförmige Reaktionsprodukte
strömen durch den Austrittskanal 146 und werden durch
ein Schaltventil 139 entweder zu einem Durchflußzähler 138
oder zu einem Gasanalysegerät 140 geleitet. Durch
den Vergleich von Röntgenbeugungsmustern mit kalorimetrischen
Signalen und zusätzlich noch mit der an einer Anzeigeeinrichtung 142
des Gasanalysegerätes 141 angezeigten Daten können strukturelle und
chemische Veränderungen, die in der Probe während eines
Scan′s auftreten, identifiziert und quantitativ gemessen
werden.
Die thermoanalytische Anlage, die einen Teil des erfindungsgemäßen
Gerätes darstellt, wurde als Differential-
Scanning-Kalorimeter (DSC) vom Leistungskompensationstyp
dargestellt.
Obwohl dieses
Gerät hier gut geeignet ist, können auch andere Typen
von Differential-Scanning-Kalorimetern,
angewendet werden.
Es können auch andere
thermoanalytische Einheiten, die keine richtigen Kalorimeter
sind, verwendet werden (wie z. B. ein Differential-
Wärmeanalysator (DTA), für welchen die Modelle
Mettler Modell TA 10 und duPont DTA stehen).
Es ist von Vorteil, daß die vorliegende Erfindung nicht
auf irgendein bestimmtes DSC- oder DTA-Gerät beschränkt
ist. Es ist nur wesentlich, daß das Analysegerät eine
Vorrichtung umfaßt, die die Temperatur der zu untersuchenden
Probe kontrolliert, und daß der Detektor eine
Vorrichtung zur Beobachtung und zum Aufzeichnen von
Parametern umfaßt, die das thermodynamische Verhalten
der Probe während eine solchen Änderung anzeigen.
"Thermodynamische Eigenschaften" beziehen sich im
weitesten Sinne auf kalorimetrische Messungen von
Proben, die bei Verwendung eines DSC- oder DTA-Gerätes
beobachtet und bestimmt werden können. Bei DSC-Geräten
bedeutet das im allgemeinen, Enthalpieänderungen oder
spezifische Wärmekapazitäten zu beobachten oder zu
messen. Bei DTA-Experimenten bedeutet dies im allgemeinen
exothermische und endothermische Ereignisse der
Probe unter Studienbedingungen qualitativ oder halbqualitativ
als eine Funktion der Temperatur zu
beoabachten oder zu messen.
Aufgrund der vorhergegangenen Beschreibung sollte die
Art, in der das erfindungsgemäße Gerät gehandhabt wird,
im wesentlichen deutlich gemacht worden sein. Sie wird
zur zusätzlichen Klarstellung nochmals zusammengefaßt.
Das Gerät und das Verfahren sind für gleichzeitige
Untersuchungen von thermodynamischen und strukturellen
Materialeigenschaften sehr hilfreich. Einzelne Kristalle
und multikristalline Festkörper, anorganische, pharmazeutische
und organische Substanzen, auch Substanzmischungen,
feste oder halbfeste Kunststoffe in Masse,
als Pulver oder als Film und sogar Flüssigkeiten,
können mit Erfolg auf dieser Art untersucht werden.
Soll eine Messung durchgeführt werden, so wird die
Probe 20 in die Probenhalterung 96 gebracht. Gleichzeitig
kann auch eine thermische Referenzsubstanz in
die Referenzpfanne 22′ auf der Referenzhalterung 96′
gebracht werden. Die Probenhalterungsanordnung 18 dient
gleichzeitig dazu, sowohl die Probe in der richtigen
Stellung bezüglich des Röntgenbeugungsdiffraktometers
zu halten, als auch eine kalorimetische Kammer für das
Wärmeanalysegerät zu bilden.
Wenn die Probe und Referenzsubstanz in ihre Halterung
gebracht worden sind, wird die Probenhalterungsanordnung
durch sorgfältiges Justieren auf ihrer Befestigung
in den Strahlengang des Röntgenstrahles auf einen Punkt
auf dem Fokuskreis der Röntgendiffraktionseinheit gebracht.
Dann wird sowohl die Kontroll- und die Ablesanlage
des Diffraktometers als auch Kalorimeters bereitgestellt.
Wenn eine Gasatmosphäre durch die Probenkammer
zirkulieren soll, wird auch dies vorbereitet.
Die Kontrolleinheit wird so programmiert, daß sie die
Probe und die Referenzsubstanz mit einer vorgegebenen
Erwärmungsrate über den zu untersuchenden Temperaturbereich
aufheizt.
Wenn alles bereit ist, werden das Röntgendiffraktometer
und das Kalorimeter angestellt. Das Scannen geschieht
dann automatisch. Das Diffraktometer-Ablesegerät
beobachtet alle Winkel und Intensitäten der an der
Probe gebeugten Röntgenstrahlung und zeichnet diese
auf (dies sind Messungen der Winkelpositionen der
Diffraktionspeaks). Die Ergebnisse werden durch den einem
Plotter 94 (Fig. 7), der die Intensitäten als Funktion der
Beugungswinkel darstellt, graphisch angezeigt.
Diese Messung wird zu verschiedenen, zeitmarkierten
Intervallen, mehrfach wiederholt. Die gleichen Daten
erscheinen optisch auf einem Bildschirmterminal 88,
damit der den Versuch Ausführende sie sofort erkennen
kann.
Gleichzeitig mißt das Scanning-Kalorimeter in jedem
Augenblick des Scans die Probentemperatur und falls
vorhanden, die Differentialleistung, die notwendig ist,
um die Probe mit der Referenzsubstanz im Temperaturgleichgewicht
zu halten, und zeichnet diese Daten auf.
Diese Aufzeichnung wird auch als Streifendiagramm vom
Rekorder 115 ausgegeben, wobei die Differentialleistung
als Funktion der Temperatur angegeben ist. Die Temperaturkurve
ist ebenfalls mit Zeitmarkern versehen. Die
Daten können, falls dies gewünscht wird, ebenfalls
optisch auf dem Terminal abgelesen werden. Der Scan
fährt so lange fort, bis die vorgegebene Endtemperatur
erreicht wird, bei welcher die Messung beendet ist.
Um die Meßergebnisse zu interpretieren, vergleicht der
Experimentator die Beugungswerte mit den Ausdrucken des
Kalorimeters. Die Zeitmarkierungen auf den Ausdrucken
gestatten es, die gleichzeitig ablaufenden Ereignisse
zu identifizieren. Auf diese Weise können, falls die
Ausdrucke des Kalorimeters ein thermisches Ereignis bei
einer bestimmten Temperatur im Laufe eines Scans angeben,
die dazugehörigen Beugungswerte anzeigen, welche
Änderungen im Beugungsmuster sich in demselben Moment,
in dem das thermische Ereignis aufgetreten ist, ereignet
haben. Der Experimentator untersucht die Beugungsmuster
und vergleicht sie mit Standardreferenzmustern.
Dieses Vorgehen ist dem Fachmann zur Identifizierung
verschiedener Kristalltypen bekannt. Der Vergleich erlaubt
eine Identifizierung der Phasen, die an der Änderung
beteiligt waren, sowie die Art der Änderung.
In dem erfindungsgemäßen Gerät können die Beugungsspektren
und Wärmeereignisse so schnell wahrgenommen und
aufgezeichnet werden, daß ein ganzer Scan über einen
Bereich von mehreren hundert Celsiusgraden hinweg
innerhalb weniger Minuten vollständig durchgeführt
werden kann. Der Experimentator kann damit selbst solch
schnell ablaufende kristallographische Ereignisse, wie
das Auftreten und Verschwinden von kurzlebigen Übergangszuständen
wahrnehmen, die bei Anwendung der Methoden
nach dem Stand der Technik nicht bemerkt worden
wären. Der Experimentator kann auch komplizierte Mischungen
untersuchen und dabei selbst solche, sukzessiv
ablaufende Phasenänderungen in den individuellen Komponenten
der Mischung identifizieren, die über einen
Temperaturintervall von nur wenigen Grad ablaufen.
Chemische Interaktionen der Komponenten einer Mehrkomponentenmischung
können so identifiziert werden.
Auch komplexe Thermogramme werden so der Analyse zugänglich
gemacht. In einem einzigen Experiment können
durch die genaue Temperaturkontrolle und der großen
Analysegeschwindigkeit
und des erfindungsgemäßen Gerätes thermisch induzierte
Strukturänderungen, Molekülorientation, Kristallzustände,
Belastung und Spannung als Funktion der Temperatur,
untersucht werden.
Ein weiterer Vorteil der Erfindung zeigt sich, wenn ein
Thermoergebnis oder eine Phasenänderung in einem ersten
Scan wahrgenommen wurde, aber die ganzen Details des
Ereignisses noch unklar sind. Dann kann ein neuer Scann
mit derselben oder auch mit einer neuen Probe gestartet
werden. Bei diesem Scan wird aber, wenn der fragliche
Temperaturbereich nahe ist, die Temperaturerhöhung gestoppt
oder zumindest die Geschwindigkeit der Temperaturerhöhung
drastisch erniedrigt. Da lediglich einfache
Einstellungen an der Kontrolleinheit notwendig sind,
können ein Temperaturstop oder die Geschwindigkeitserniedrigung der
Temperaturänderung während eines Scans durchgeführt
werden, wann auch immer eine solche Änderung notwendig
wird. Wird die Temperatur gehalten oder nur langsam
erhöht, dann können extensiv Röntgen- oder Wärmebeobachtungen
durchgeführt werden, um damit kritische Details
zu erfassen, die mit dem ursprünglichen, schnellen Scan
nicht erkennbar waren. Diese Fähigkeit zur interaktiven
Analyse, die dynamisch durchführbar ist, da experimentelle
Parameter während des Experimentes angepaßt
werden können, hat es ermöglicht, strukturelle und
thermische Zusammenhänge, die unbekannt waren oder
lange Zeit für Verwirrung gesorgt haben, zu erkennen
und zu charakterisieren.
Die erfindungsgemäße Technik ist besonders dann hilfreich,
wenn ein reaktives Gas während der Analyse über
die Probe geleitet wird. Die thermischen und strukturellen
Änderungen, die durch die Reaktion der
Probe mit dem Gas hervorgerufen werden können, sind im Detail untersuchbar, da der
Scan zu jedem Moment gestoppt werden kann.
Obwohl die vorangegangene Diskussion von einer Erwärmung
der Probe während des Scans ausgegangen war, ist es
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren genauso möglich,
die Probe bei abnehmender Temperatur zu untersuchen.
Beobachtungen können bei erhöhter Temperatur beginnen
und dann läßt man die Probe natürlich oder mit einer
vorgegebenen Absenkungsgeschwindigkeit abkühlen. Um
Temperaturbereiche unterhalb Zimmertemperatur zu untersuchen,
kann ein künstliches Kühlsystem verwendet
werden. Das erfindungsgemäße Gerät kann von Temperaturen,
die so tief wie flüssiger Stickstoff liegen, bis
hinauf zu 600°C oder höher verwendet werden.
Die Verwendung der Erfindung wird durch folgendes Beispiel
näher erläutert.
Ein Röntgenbeugungsdiffraktormeter (XRD) 17 (Fig. 1 und 7),
ein Philips Röntgenstrahlgenerator mit einer Kupferröntgenlinienquelle
(Cu X-ray line source) liefern den
Röntgenstrahl 28. Zur Trennung der Kupfer-K alphal -Stahlung
von der Kupfer-K alpha₂ und Kupfer-K β -Linie wird
ein Guinier-Diffraktionssystem mit einem gebogenem Germaniumkristall-
Monochromator nach Huber verwendet. Der
resultierende Experimentierstrahl 32, der auf die Probe
konvergiert, ist monochromatisch (Wellenlänge=1,5406 Å).
Als Detektor 36 wurde ein gebogener positionsempfindlicher
Proportionalzähler (PSPC) der Firma Braun verwendet.
Dieser Detektor ermöglicht, zusammen mit seinem
Spannungsgerät 86 und seinem Mehrkanalanalysator 40,
das gleichzeitige Sammeln von gebeugten Röntgenstrahlen
über einen Bereich von etwa 20 Winkelgrad (2R) hinweg.
Wird der Detektor um den Bolzen 44 gedreht, so
erlauben verschiedene Stellungen das Messen von Beugungswinkeln
2R von 0° bis 70°.
Als Differential-Scanning-Calorimeter (DSC) wurde ein
Perkin-Elmer DSC-2 verwendet. Die Probenhalterungsanordnung 18
wurde aus dem Ofen des DSC-2 konstruiert.
Ein Röntgeneinlaß und ein Austritt wurden in den Aluminiumblock
gebohrt und mit einem 0,1 mm dicken Mylarfilm
für das gasdichte Arbeiten abgedeckt. Die Probe 20,
normalerweise etwa 20 mg Material, wurde in eine
0,02 mm starke Aluminiumfolie eingekapselt und in die
Probenhalterung 96 gebracht. Wenn die Intensität der
Röntgenstrahlung nicht ausreichend war, wurden Löcher
in die Folie gestochen, um den vollen Strahl auf die
Probe treffen zu lassen.
Die Arbeitsparameter des Röntgenzubehörs waren wie
folgt:
Röntgenquelle | |
Cu Linien Quelle, lang und feinfokussiert | |
Stromstärke | 20 mA |
Spannung | 40 kV |
PSPC Gas | 90% Argon, 10 Methan |
Gasdruck | 11 bis 12 bar |
Gasfluß | 1,0 ml/h |
PSPC Spannung | 4,0 bis 4,4 kV |
Der Mehrkanalanalysator 40 sammelt die Bezugswerte.
Ihre laufende Beobachtung wird über einen Bildschirm
ermöglicht. Wenn alle Röntgenbeugungswerte
gesammelt sind, werden ihre "data files" wie an einem
handelsüblichen Computer Interface 87 auf eine Diskette
(hard disk) eines PDP-11/34-Computers zur Aufbewahrung
und Analyse übertragen. Am Ende des Experiments werden
die Beugungsmuster in bekannter Weise einem "paek-fitting"
und Datenreduktionsverfahren unterworfen, um die Parameter
wie Peaklage, Fläche, Halbwertsbreite etc. zu
erhalten.
Die Transferzeit für ein
1200 Punkte umfassendes "date file" betrug etwa 30 Sekunden.
Beim Arbeiten mit dieser Geräteausrüstung wurde das DSC
mit einer vorgegebenen Erwärmungsgeschwindigkeit
betrieben, die im allgemeinen 20°C pro Minute oder
1,25°C pro Minute betrug. Die Röntgenbeugungsmuster
wurden während des Scans bei den jeweils gewünschten
Temperaturen aufgenommen. Das Sammeln der Beugungsdaten
betrug weniger als 5 Minuten für ein einzelnes Muster.
In einem Demonstrationslauf wurde eine Polyethylenprobe
bis zum Schmelzen erwärmt (Fig. 12A und 12B) und anschließend
zurück auf Raumtemperatur abgekühlt (Fig. 13A
und 13B). Der Zyklus wurde mit 2,5° pro Minute
betrieben und Röntgenbeugungswerte wurden in zweiminütigen
Intervallen aufgenommen. Die Korrelation von Kalorimetischen
und strukturellen Daten zeigt die Kristalleigenschaften
der Probe als Funktion der Temperaturen
und des thermischen (kalorimetischen) Verhaltens.
In einem anderen Beispiel wurde das gerade beschriebene
DSC/XRD-Gerät zur Untersuchung von zwei organischen
polymorphen Substanzen verwendet, die ineinander umgewandelt
werden. Ein typischer schneller DSC-Scan von
dieser Verbindung ist in Fig. 14a abgebildet. Von
dieser Verbindung war bekannt, daß sie zwei verschiedene
polymorphe Substanzen aufweist, deren Schmelzpunkte
sich lediglich um 3° bis 4° unterscheiden (Fig. 14a-c).
Früher in getrennten Röntgenbeugungs- und Differential
scanning-Kalorimetrie-Laboratorien durchgeführte Analysen
zeigten, daß eine Quantisierung der Polymerstoffe mit
diesen Techniken zwar ähnliche, aber nicht die gleichen
Ergebnisse ergab. Daher wurde ein simultanes DSC/XRD-
Experiment durchgeführt, um die Unterschiede in den
Messungen zu untersuchen. Frühere Arbeiten mit Mikroskopie
auf heißen Objektträgern gaben Hinweise darauf,
daß die niedrigerschmelzende Form (II) sich beim Erwärmen
langsam in die höherschmelzende Form (I) umwandelt.
Das Phänomen wurde aber nicht klar verstanden, da in
der Mikroskopie nicht zwischen den beiden Strukturen
unterschieden werden konnte.
Um die Umwandlung zu untersuchen, wurde ein Probe der
reinen niedrigschmelzenden Form II in das Gerät gebracht
und ein XRD-Scan durchgeführt. Das Gerät wurde so programmiert,
daß die Probe langsam (1,25°C pro Minute)
erwärmt wurde, bis ein endothermer Schmelzvorgang zum
erstenmal auf dem DSC-Anzeigegerät bei 145°C beobachtet
wurde (Fig. 14b). Dann wurde die Temperatur drei Minuten
lang konstant gehalten und während dieser Zeit ein
weiterer XRD-Scan durchgeführt (Fig. 15). Dann wurde
die Reaktion solchen Zyklen unterworfen, bei denen die
Temperatur geringfügig erhöht und auf diesem leicht
erhöhten Niveau gehalten wurde, währenddessen ein
anderer XRD-Scan durchgeführt wurde. Diese Zyklen
wurden so lange fortgesetzt, bis das DSC anzeigte, daß
der Peak des endothermen Vorgangs erreicht wurde. An
diesem Punkt wurde die Temperatur der Probe konstant
gehalten, und weitere XRD-Scans durchgeführt. Schließlich
wurde dann die Temperatur mit einer Abkühlungsgeschwindigkeit
von 10°C pro Minute auf 100°C abgekühlt
und ein zusätzlicher XRD-Scan durchgeführt. Das gesamte
Experiment dauerte nicht länger als 25 Minuten.
Die Werte von diesem Experiment sind in Fig. 15 wiedergegeben.
Vergleicht man die Peaks in dem Beugungsspektrum
des ersten Scans bei Raumtemperatur mit denen des
letzten Scans bei 100°C, so sieht man deutlich, daß die
Form I in die Form II überführt wurde. Man kann ebenfalls
sehen, daß die beiden Scans, die auf der Peakspitze
des endothermen Schmelzvorganges aufgenommen wurden,
eine geringe Menge kristalliner Form I Peaks zeigen,
die vom Hintergrundrauschen überlagert sind. Verwendet
man ein Computer Peak-Fitting-Programm zur Analyse
dieser Peaks, so sieht man, daß in der Zeitspanne, in
der das Experiment durchgeführt wurde, ungefähr 88% der
einen Phase in die andere umgewandelt wurde.
Das erfindungsgemäße Gerät erlaubt eine präzise Temperaturkontrolle,
die es dem Röntgenbeugungsdetektor
erlaubt, die Umwandlungen der polymorphen Substanzen
zu beobachten. Wäre die Temperatur zu hoch
gewesen, dann wären die beiden polymorphen Substanzen
geschmolzen, ohne sich ineinander umzuwandeln. Wäre
dagegen die Temperatur zu nieder gewesen, dann wären
beide Materialien fest geblieben und hätten sich nicht
umgewandelt. Nur wenn die Temperatur zwischen 145 und
148°C lag, fand die Umwandlung ineinander statt. Die
interaktiven DSC-Daten zeigen dem Experimentator den
genauen Punkt des endothermen Schmelzvorganges und der
potentiellen Umwandlunmg ineinander an. Die Röntgendaten
wurden nicht nur dazu verwendet, die Umwandlung ineinander
zu identifizieren, sondern es konnte auch die
Geschwindigkeit und die Vollständigkeit der Umwandlung
bestimmt werden. Zusammengefaßt ergab das DSC eine
genaue Temperaturkontrolle und zeigte den Beginn des
endothermen Vorganges an, während die Röntgenbeugungswerte
die Umwandlung der polymorphen Stoffe ineinander
angab und ihre Geschwindigkeit bestimmte. Dies wurde
mit einer einzigen Probe und in einem einzigen Experiment
durchgeführt.
Diese Ergebnisse zeigen, daß die bisherigen Untersuchungen
an den polymorphen Stoffen mit dem DSC falsch
interpretiert wurden, da die Stoffe nicht nur schmolzen,
sondern sich auch noch während des Experiments ineinander
umwandelten. Sie ermöglichen es auch, die früheren
DSC- und XRD-Daten mit den tatsächlich auftretenden
Vorgängen in Einklang zu bringen.
Das erfindungsgemäße Gerät und Verfahren kann zur
Untersuchung des Zusammenhanges von gleichzeitig
stattfinden strukturellen (z. B. kristallographischen)
und thermodynamischen Materialveränderungen
verwendet werden, um eine große Vielfalt unterschiedlicher
Phänomene aufzuklären. In der Kunststoffindustrie
wurde das Nachlassen von Spannungen im Kristallgitter
von Thermoplasten wie z. B. in geformten (gespritztem)
Polyethylen, während des Abkühlens untersucht.
Es konnten sowohl die Größe des Kristallgrundkörpers,
die Struktur und die Kristallinität gemessen
und bestimmt werden.
Die unten beschriebenen kombinierten DSC/XRD-Experimente
wurden mit dem erfindungsgemäßen Gerät durchgeführt. Es
werden Beispiele angegeben, bei denen das simultane
DSC/XRD-Experiment Informationen ergeben hat, die mit
keinem der Geräte alleine hätte erhalten werden können.
Bei der Analyse eines Polymerstoffes zeigten die DSC-
Werte einen einzelnen endothermen Peak bei 185°C.
Wurden jedoch gleichzeitig Röntgendaten aufgenommen, so
zeigten sie zwei verschiedene, gleichzeitig auftretende
strukturelle Ereignisse bei derselben Temperatur. Eines
dieser Ereignisse war die (exotherme) Kristallisation
eines Teils der Probe. Das erfindungsgemäße Gerät
(DSC/XRD) zeigte daher, daß das im DSC beobachtete
endotherme Ereignis in Wirklichkeit die Kombination
eines größeren endothermen mit einem kleineren exothermen
Ereignis war (also zwei thermische Ereignisse anstatt
nur eines). Erst die exakte Temperaturkontrolle
des Gerätes berücksichtigt die Röntgenaufnahme und die
Beobachtung dieser beiden, bei der gleichen Temperatur
stattfindenden Ereignisse. Damit klärt sich das
Phänomen auf, daß beim thermischen Übergang bei 185°C
zwei gegenläufige thermische Ereignisse vorkommen (je
ein exo- und ein endothermen Vorgang).
Ein Produkt, das aus mehreren Komponenten besteht und
eine Mischung aus anorganischen, organischen und polymeren
Substanzen enthält, wurde mit dem erfindungsgemäßen
Gerät analysiert. Zusätzlich wurde das Experiment
so durchgeführt, daß die Temperaturen, die atmosphärische
Umgebung und die Erwärmungszeiten und -geschwindigkeiten
diejenigen eines kommerziellen Verfahrens
simulierten. Die Probe wurde in einem Zyklus von 23 bis
300°C schnell erhitzt und dann wieder schnell abgekühlt.
Das ganze Experiment dauerte 90 Minuten. Die DSC-Werte
zeigten drei Ereignisse. Nach dem Stand der Technik
durchgeführte Vergleiche des Mehrkomponenten-Produktes
mit Standardsubstanzen der einzelnen, im Material des
Produktes enthaltenen Materialien ließen lediglich den
Glasübergang des Polymers erkennen. Die beiden anderen
Ereignisse, ein exothermes und ein endothermes, konnten
durch Vergleiche mit Standardmaterialien nicht ausgesucht
werden. Das DSC/XRD-Experiment zeigte, daß das
exotherme Ereignis eine Kristallisation eines organischen
Stoffes in der Polymermatrix war. Durch die Röntgenbeugungsdaten
konnte gezeigt werden, daß der endotherme
Übergang die Auflösung eines organischen Materiales
in der Probenmatrix war. Die Auflösung des
organischen Materials in dem Produkt fand 70° tiefer
als der Schmelzpunkt des reinen organischen Stoffes
statt. Wurde das Experiment entweder mit einer unterschiedlichen
Erwärmungsgeschwindigkeit oder unter einer
anderen Atmosphäre durchgeführt, so wurden die exothermen
und die endothermen Übergänge bis zu 40°C verschoben.
Daher müssen, um die Struktureigenschaften und die
thermischen Übergänge identifizieren zu können, sowohl
die Röntgenbeugungs- als auch die kalorimetrischen
Daten gleichzeitig aufgenommen werden. Nach dem Stand
der Technik konnten die Geräte entweder nicht die Geschwindigkeit
oder nicht die Temperaturkontrolle, wie
das erfindungsgemäße Gerät simulieren. Die durchgeführten
Experimente zeigen ebenfalls, wie komplexe Mischungen
analysiert werden konnten und wie chemische Interaktionen
zwischen den Komponenten der Mischung (z. B.
die in situ Kristallisation und die Auflösung 70°C
tiefer als der Schmelzpunkt) durch das erfindungsgemäße
Gerät aufgeklärt werden können. Es muß nochmals darauf
hingewiesen werden, daß diese Analyse kritisch war, da
andere Experimente gezeigt haben, daß die Schlagfestigkeit
des Produktes davon abhängt, wie viele Komponenten
in der Mischung enthalten sind.
Verschiedene Kupferverbindungen und Kupferverbindungen,
welche mit Additiven vermischt waren, wurden mit dem
erfindungsgemäßen DSC/XRD-Gerät für eine potentielle
katalytische Verwendung untersucht. Diese Experimente
bestehen im wesentlichen aus drei Teilen:
- 1. einem sorgfältigen Vorheizen des Materials in einer kontrollierten Atmosphäre (manchmal N₂, manchmal oxidative Gasmischungen),
- 2. Reduktion in einer H₂/N₂-Atmosphäre und
- 3. schließlich ein Katalysator-Regenerationsprogramm, welches sowohl Oxidation als auch Reduktion einschließt.
Das DSC/XRD-Instrument sichert eine sorgfältige Temperaturkontrolle
in allen Phasen des Experimentes.
Bei katalytischen Untersuchungen kann diese
Kontrolle das Überschäumen einer ungewollten exothermischen
Reaktion verhindern (z. B. bei der Reduktion
eines Metallkatalysators). In dem Vorwärmestadium gibt
das DSC/XRD-Gerät genaue Messungen der thermischen Zersetzung
durch die Korrelation der DSC-Daten mit den
beobachteten Röntgenbeugungsmustern. Bei einer Mischung
aus mehreren Komponenten läßt sich mit den korrelierten
Werten sowohl feststellen, welches Material thermisch
verändert wird, als auch die Größenordnung und die
Geschwindigkeit dieses Überganges. Katalysatoren sind
im allgemeinen aus aktivem Material, einem Mehrkomponentensubstrat
und anderen Materialien aufgebaut, wie
z. B. Binde- und körnchenbildende Schmiermittel
(pelletizing lubricants).
In dem Reduktionsexperiment, das isothermisch durchgeführt
werden kann, zeigen die DSC-Werte den Start und
das Ende des reduktiven exothermen Vorganges an. Dies
ist besonders wichtig, da die Röntgenbeugungswerte das
Ergebnis einer Vielzahl weiterer Übergänge darstellen,
die nicht besonders empfindlich gegenüber kleinen
Änderungen sind, wie sie aus den DSC-Daten entnommen
werden können (z. B. die Einleitung der Reduktion und
der allerletzte Schritt zu Vervollständigung der
Reduktion). Im allgemeinen sind Röntgenbeugungsmethoden
auch noch gegenüber kristallinen Veränderungen von nur
1% des Gesamtgewichtes empfindlich. Mit den DSC-Werten
lassen sich nicht kristalline, aber auch einige andere
Veränderungen im Material, noch bei weniger als 1%
erkennen. Die Röntgenwerte werden dazu verwendet, um
das Material oder die Materialien zu bestimmen, die
reduziert werden. Es wurden Experimente, wie im Beispiel 3,
durchgeführt, bei denen bei einer erhöhten Temperatur
der reduktive exotherme Vorgang die gleichzeitige
Reduktion von CuO, CuO₂ und einem Cu-Salz in einem
einzigen Schritt war. Es wurden Experimente durchgeführt,
bei denen über 50% des gesamten reduzierbaren
(oder oxidierbaren) Materials in weniger als 5 Sekunden
reduziert (oder oxidiert) wurden. Daher drückt sich die
Schnelligkeit des erfindungsgemäßen Gerätes in gemessenen
Reaktionsraten mit den Identifizierungen von
thermisch-strukturellen Materialeigenschaften aus,
welche bisher weder gemessen noch identifiziert werden
konnten.
In allen Phasen des katalytischen Zykluses (Oxidation,
Reduktion, Regeneration) können die Zeiten und Temperaturen
durch Verwendung der vorliegenden Erfindung
optimiert werden. Zum Beispiel kann, wenn eine große
katalytische Oberfläche gewünscht wird, das erfindungsgemäße
Gerät dazu verwendet werden, die oben erwähnten
Zyklen zu optimieren, um so die gewünschten physikalischen
Eigenschaften in der kürzesten Vorbereitungszeit
oder das beste Kostenwirkungsverhältnis zu erhalten.
Claims (5)
1. Vorrichtung zur gleichzeitigen Messung struktureller
und thermodynamischer Materialeigenschaften, umfassend
- - ein Röntgendiffraktometer mit Röntgenstrahlquelle und Detektor,
- - eine temperaturkontrollierte Probenkammer für eine Meßprobe im Röntgenstrahlengang des Diffraktometers und
- - eine Thermoanalyse-Anordnung für die Meßprobe in der Probenkammer, dadurch gekennzeichnet, daß der Detektor (36) ein positionsempfindlicher Detektor ist,
- - daß ein geschlossener Probenhalterblock (24) vorgesehen ist, mit zwei Kammern oder einer einzigen gemeinsamen Kammer zur Aufnahme einer Meßprobenhalterung (96) und einer Referenzprobenhalterung (96′), mit einem Einlaß (50) für die Röntgenstrahlung (28) in die Probenkammer und einem Auslaß (52 für die von der Meßprobe gebeugte Röntgenstrahlung aus der Probenkammer und mit jeweils wenigstens einem Fenster aus einem röntgenstrahldurchlässigem Material im Einlaß (50) und Auslaß (52),
- - daß die eine oder beide Kammer(n) bedarfsweise an eine
Gaszufuhr-Einrichtung (84, 144, 146) zur Bereitstellung
einer kontrollierten Gasatmosphäre anschließbar ist,
und
daß ein Differential-Scanning-Kalorimeter (113) oder ein Differential-Thermo-Analysator an die Meßprobenhalterung (96) und die Referenzprobenhalterung (96′) anschließbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Fenster aus Beryllium oder Polyethylenterphthalat
gebildet sind.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Block (24) aus Metall, vorzugsweise
Aluminium, besteht.
4. Vorrichtung nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Meßprobenhalterung (96) und die Referenzprobenhalterung (96′)
jeweils mit einer Widerstandsheizung
(100) und einem Temperaturfühler (102) versehen ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die jeweilige Halterung (96, 96′) über einen Stab
am Block (24) gehaltert ist.
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