DE3504775A1 - Verwendung von dampfkraftwerksklaerschlamm fuer die nasse entschwefelung von rauchgasen - Google Patents
Verwendung von dampfkraftwerksklaerschlamm fuer die nasse entschwefelung von rauchgasenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich allgemein auf die nasse Entschwefelung von
Rauchgasen eines Dampfkraftwerkes, wobei die Rauchgase in einem Waschturm mit einer Suspension behandelt werden, die Waschwasser und
Absorptionsmittel in feiner Verteilung enthält, im Kreislauf geführt sowie in feiner Verteilung mit den Rauchgasen in Kontakt gebracht wird, wobei
aus dem Kreislauf ein zu einem hauptsächlich aus Gips bestehenden Baustoff aufarbeitbarer Entschwefelungsschlamm abziehbar ist. Die Erfindung
betrifft spezieller ein besonderes Absorptionsmittel für eine solche nasse Entschwefelung von Rauchgasen eines Dampfkraftwerkes.
Bei der nassen Entschwefelung von Rauchgasen eines Dampfkraftwerkes
verwendet man bekanntlich Absorptionsmittel wie Kalk, Kalkstein u. dgl. Bei der Entschwefelung entsteht zunächst Kalziumsulfit und nach Oxidation
Kalziumsulfat, so daß aus dem Kreislauf ein Entschwefelungsschlamm abziehbar ist, der hauptsächlich aus Kalziumsulfatdihydrat besteht und
zu einem Baustoff in Form von Kalziumsulfatalphahalbhydrat aufgearbeitet werden kann. Die genannten Absorptionsmittel müssen durch energieintensive
Maßnahmen aus dem Rohstoff hergestellt werden. Im allgemeinen wird dabei mineralischer Kalkstein in der Natur abgebaut, zu Kalk gebrannt
sowie danach zu möglichst großer Feinheit auf gemahlen. Das Auf mahlen hat seine Grenzen. Man arbeitet mit Körnungen, die beachtlich
über 25 pm liegen. Die Suspension muß, gegenüber der stöchiometrisch erforderlichen Menge, einen erheblichen Überschuß an Absorptionsmittel
aufweisen, nämlich einen Überschuß von 10 % und mehr.
Im übrigen fällt im Dampfkraftwerksbetrieb sog. Klärschlamm an. Er
entsteht einerseits bei der Naßentaschung (vgl. Lueger "Lexikon der Energietechnik und Kraftmaschinen", Band 6, 1965, S. 338, 339). Er
fällt aber auch bei der Entkarbonisierung des Dampfkraftwerkswassers, insbes. des Dampfkraftwerksspeisewassers, an (vgl. Lueger I.e., S. 339).
Sowohl die Naßentaschung als auch die Entkarbonisierung lassen sich so führen, daß der Dampfkraftwerksklärschlamm Feststoffe besonders feiner
Körnung enthält. Dieser Klärschlamm wird bisher im Dampfkraftwerksbetrieb,
z. B. mit Filterkammerpressen, aufwendig entwässert und besonderen Deponien zugeführt. Dampfkraftwerksklärschlamm gilt bisher als
nicht verwertbar.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den im Dampfkraftwerksbetrieb
anfallenden Dampfkraftwerksklärschlamm einer Verwendung zuzuführen, die aus dem Dampfkraftwerksklärschlamm einen brauchbaren Baustoff
macht.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist Gegenstand der Erfindung die Verwendung
von Dampfkraftwerksklärschlamm, der einerseits die bei der Naßentaschung unter den Dampferzeugern eines Kraftwerks, andererseits die
bei der Entkarbonisierung des Dampfkraftwerkswassers anfallenden Substanzen aufweist, als Absorptionsmittel für die nasse Entschwefelung
von Rauchgasen des Dampfkraftwerkes, wobei die Rauchgase in einem Waschturm mit einer Suspension behandelt werden, die Waschwasser und
den Dampfkraftwerksklärschlamm enthält, im Kreislauf geführt sowie in feiner Verteilung mit den Rauchgasen in Kontakt gebracht wird und aus
welchem Kreislauf ein zu einem hauptsächlich aus Gips bestehenden Baustoff aufarbeitbarer Entschwefelungsschlamm abziehbar ist, mit der Maßgabe,
daß zumindest 25 Gew.% der Feststoffe in dem Dampfkraftwerksklärschlamm
eine Körnung von unter 25 pm aufweisen. Der Dampfkraftwerksklärschlamm entstammt im allgemeinen dem Kraftwerk, dessen Rauchgase
auch entschwefelt werden. Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung folgt der weiteren Maßgabe, daß 50 bis 90 Gew.% der Feststoffe
im Dampfkraftwerksklärschlamm eine Körnung von unter 25 pm aufweisen. - Die Erfindung nutzt die Tatsache, daß bei der Naßentaschung
und bei der Entkarbonisierung im Rahmen der herrschenden verfahrenstechnischen Lehren so gearbeitet werden kann, daß ein Dampf-
(I IT Hit1
kraftwerksklärschlamm entsteht, dessen Feststoffe die angegebene Körnung
aufweisen. Dazu ist besonderer Aufwand nicht erforderlich. Überraschenderweise ist dieser Dampfkraftwerksklärschlamm sehr wirksam für die
nasse Entschwefelung von Rauchgasen eines Dampfkraftwerkes einsetzbar, wobei in der eingangs beschriebenen Weise gearbeitet wird. Dabei kommt
man zu einer sehr intensiven Entschwefelung, weil die Feststoffe im Dampfkraftwerksklärschlamm im Rahmen der erfindungsgemäßen Verwendung
die angegebene Körnung aufweisen und daher besonders reaktionsfreudig sind. Das gilt insbes. dann, wenn der pH-Wert des Dampfkraftwerksklärschlammes,
vor der Beigabe zur Suspension, im Bereich zwischen 8 bis 9,5 liegt. Die Reaktionsfreudigkeit des Dampfkraftwerksklärschlammes
in bezug auf die Entschwefelungsreaktion ist so intensiv, daß praktisch stöchiometrisch gearbeitet werden kann. Insoweit lehrt die Erfindung,
daß der Dampfkraftwerksschlamm in der Suspension unter Berücksichtigung des SO„-Gehaltes im Rauchgas sowie unter Berücksichtigung
der Entschwefelungsreaktion stöchiometrisch bemessen wird, und zwar mit einem Überschuß von etwa 1 %. Insoweit erreicht die Erfindung eine erhebliche
Reduzierung der Absorptionsmittelmenge. Im Rahmen der Erfindung kann der Dampfkraftwerksklärschlamm allein als Absorptionsmittel
eingesetzt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, so vorzugehen, daß die Suspension eine Mischung aus dem Dampfkraftwerksklärschlamm
und Absorptionsmitteln wie Kalkstein o. dgl. aufweist.
Ein Block eines fossilbetriebenen Dampfkraftwerkes wurde für die Erprobung
der erfindungsgemäßen Maßnahmen eingerichtet. Der Block war für eine Leistung von 300 MW ausgelegt. Er wurde mit Braunkohle befeuert
und erzeugte ein Rauchgas, welches etwa 1900 mg/Nm Schwefeldioxid mitführte, bei üblichen Anteilen an Kohlendioxid, Stickstoff und
Sauerstoff. Das Rauchgas wurde einer Trockenentstaubung unterworfen
und über ein Gebläse mit einer Temperatur von 160 0C in eine zugeschaltete
Rauchgasentschwefelungsanlage eingeführt.
Die Rauchgasentschwefelungsanlage besaß einen Waschturm mit unterem
Rauchgaseintritt sowie oberem Rauchgasaustritt und war für eine Rauchgasverweilzeit
von etwa 15 Sekunden ausgelegt, Waschflüssigkeitsverweilzeit etwa 10 Sekunden. Der Waschturm war ausgerüstet mit einem Waschflüssigkeitskreislauf
mit einer Mehrzahl von über die Höhe des Waschturms verteilten Zerstäubungsdüsen. Er besaß einen Waschflüssigkeitssumpf
mit Einrichtung zum Abzug von Entschwefelungsschlamm sowie Einrichtung zur Zuführung von Luft oder Sauerstoff.
Bei einem ersten Versuch wurde eine Suspension aus Wasser und dem klassischen Absorptionsmittel Kalkstein, pulverförmig, eingesetzt, und
zwar mit einer Körnung von 90 % <C 90 μπι, bei einem Feststoff gehalt
in der Suspension von etwa 10 %. Die Führung des Waschflüssigkeitskreislaufes
erfolgte so, daß den Rauchgasen in bezug auf den Schwefelgehalt und die Entschwefelungsreaktion eine stöchiometrische Menge an
Absorptionsmittel angeboten wurde, wobei mit einem Überschuß von etwa 10 % über die stöchiometrischen Verhältnisse hinaus gearbeitet wurde.
Das entschwefelte Rauchgas führte weniger als 380 mg/Nm Schwefeldioxid
mit. Der anfallende Entschwefelungsschlamm konnte zu Baugips weiterverarbeitet werden, und zwar zu Kalziumsulfatalphahalbhydrat. Hergestellte
Probekörper besaßen im erhärteten Zustand eine Festigkeit von mehr als 20 N/mm2.
Bei einem zweiten Versuch wurde die Suspension nicht mit Kalkstein,
sondern mit Dampfkraftwerksklärschlamm angemacht, der eine weiter unten angegebene Zusammensetzung aufwies. Der Feststoff gehalt betrug
etwa 10 %. Auch hier wurde der Waschflüssigkeitskreislauf so geführt,
daß dem Schwefelgehalt im Rauchgas unter Berücksichtigung der Entschwefelungsreaktion
eine stöchiometrische Menge an Absorptionsmitteln angeboten wurde, und zwar bei einem wesentlich reduzierten Überschuß
von lediglich etwa 1 %. Das entschwefelte Rauchgas führte ebenfalls
weniger als 380 mg/Nm Schwefeldioxid mit, jedoch bei wesentlich reduzierter
Menge an Absorptionsmittel. Der anfallende Entschwefelungsschlamm konnte zu Baugips weiterverarbeitet werden, wobei die zum
ersten Versuch angegebenen Werte erreicht wurden.
In einem dritten Versuch wurde das klassische Absorptionsmittel Kalkstein,
wie es auch beim ersten Versuch verwandt wurde, teilweise, nämlich in einer Menge von 15 Gew.%, durch den Dampfkraftwerksklärschlamm
ersetzt. Bei der Rauchgasentschwefelung wurden die beim ersten Versuch angegebenen Werte erreicht. Das gilt auch für den Gips, der
aus dem Entschwefelungsschlamm erzeugt wurde.
Der zweite und dritte Versuch wurde mit unterschiedlichen Dampfkraftwerksklärschlämmen
wiederholt, die Ergebnisse waren, bis auf meßtechnisch bedingte Schwankungen, praktisch die gleichen.
Im folgenden gibt die Tabelle 1 den Mineralbestand der eingesetzten
Klärschlämme an, die Tabelle 2 die chemische Zusammensetzung. In der Tabelle 2 beziehen sich die angegebenen Werte auf bei 40 0C getrocknete
Substanz, der pH-Wert wurde am nassen Dampfkraftwerksklärschlamm gemessen.
Tabelle 1 ; Mineralbestand der Klärschlämme
Anteile der Einzelkomponenten entsprechend der aufgeführten Reihenfolge
Schlamm vor Standort Niederaußem
II Neurath
III Frimmersdorf
IV Weisweiler
SiO Quarz
Mg3Si2O5(OH)4
SiO2 CaCO,
Ca2Fe2O5
Mg3Si2O5 (OH)4
MgO
Quarz
Mg3Si2O5 (OH)4
CaCO,
SiO,
Fe2°3
Tabelle 2 Chemische Zusammensetzung Klärschlamm. Werte beziehen
sich auf bei 40 *C getrocknete Substanz. pH-Wert
an Originalsubstanz gemessen
sich auf bei 40 *C getrocknete Substanz. pH-Wert
an Originalsubstanz gemessen
Bestandteil
Anteil in H.-% von Standort
I NiederauQem
II Neurath
III Frimmersdorf
IV Keisweiler
eingesetzte CaCO,-Hehle
Sulfat SO3
Cl ppm
F2O5
CO,
Cl ppm
F2O5
CO,
bei
•C
9,20
16,10
17,8
2,37
2B.70
4,30
0,10
0,24
0,53
0,38
1045
0,40
20,80
10,30
200/7,35
20,80
10,30
200/7,35
1180
200/6,38
9,40
10,40
2,61
0,61
43,90
1.1B
0,052
0,12
0,29
0,14
568
0,22 35,00 2,37 200/2,56
8,2
2,64 2.61 0,68 46,6
1,48 0,05 0,16 0,11 0,65
1300
0,37 36,3
3,8
200/2,01
B,8 | 9,8 |
0,48 - | 5,02 |
0,10 - | 1,04 |
0,19 - | 2,12 |
4B.10 - | 53,80 |
0,41 - | 4,97 |
0,033 - | 0,1 |
0,006 - | 0,098 |
0,021 - | 0,20 |
0,10 - | 0,82 |
39,00 - 44,00 n.n. - 0,25
CO Ol O
Claims (5)
1. Verwendung von Dampfkraftwerksklärschlamm, der einerseits die bei
der Naßentaschung unter den Dampferzeugern eines Kraftwerks, andererseits die bei der Entkarbonisierung des Dampfkraftwerkswassers anfallenden
Substanzen aufweist, als Absorptionsmittel für die nasse Entschwefelung von Rauchgasen des Dampfkraftwerkes, wobei die Rauchgase in einem
Waschturm mit einer Suspension behandelt werden, die Waschwasser und den Dampfkraftwerksklärschlamm enthält, im Kreislauf geführt sowie in
feiner Verteilung mit den Rauchgasen in Kontakt gebracht wird und aus welchem Kreislauf ein zu einem hauptsächlich aus Gips bestehenden Bau-
u
Andrejewski, Honke & Partner, Patentanwälte in Essen
stoff aufarbeitbarer Entschwefelungsschlamm abziehbar ist, mit der Maßgabe,
daß zumindest 25 Gew.% der Feststoffe in dem Dampfkraftwerksklärschlamm eine Körnung von unter 25 pm aufweisen.
2. Verwendung nach Anspruch 1 mit der weiteren Maßgabe, daß 50 bis
90 Gew.% der Feststoffe im Dampfkraftwerksklärschlamm eine Körnung von unter 25 pm aufweisen.
3. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 oder 2 mit der weiteren Maßgabe, daß der pH-Wert des Dampfkraftwerksklärschlammes, vor der
Beigabe zur Suspension, im Bereich zwischen 8 bis 9,5 liegt.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3 mit der Maßgabe, daß
der Dampfkraftwerksklärschlamm in der Suspension unter Berücksichtigung des SO„-Gehaltes im Rauchgas sowie unter Berücksichtigung der
Entschwefelungsreaktion stöchiometrisch bemessen wird, jedoch mit einem Überschuß von etwa 1 %.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 mit der Maßgabe, daß
die Suspension eine Mischung aus dem Dampfkraftwerksklärschlamm und klassischen Absorptionsmitteln wie Kalk, Kalkstein o. dgl. aufweist.
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