DE4014388A1 - Verfahren zur behandlung von verbrennungsabgasen - Google Patents
Verfahren zur behandlung von verbrennungsabgasenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von Stickstoffoxiden
(NO x ), Schwefeloxiden (SO x ) und Chlorwasserstoff (HCl) aus Abgasen von
Kesseln, Öfen, städtischen Müllverbrennungsanlagen, Verbrennungsanlagen für
industriellen Abfall und anderen Verbrennungsanlagen und insbesondere ein
vereinfachtes und erfolgreiches Verfahren zur Behandlung von Abgasen, mit dem
man zur gleichen Zeit sowohl NO x als auch SO x nach dem Trockenverfahren oder
die drei Arten der Verbindungen, d. h. NO x , SO x und HCl, zur gleichen Zeit nach
dem Trockenverfahren entfernen kann.
Das NH₃-Absorptionsverfahren, das Essigsäure-Absorptionsverfahren, das
Schwefelsäure-Salpetersäure-Verfahren und ähnliche Naßverfahren zur gleichzeitigen
Entfernung von sowohl NO x als auch SO x sind bereits bekannt. Ferner
schließen die bisher vorgeschlagenen Trockenverfahren das Aktivkohleverfahren
und ein Verfahren unter Anwendung von Strahlung mit Elektronenstrahlen
ein. Jedoch weisen diese Naßverfahren einen relativ niedrigen NO x -Entfernungsgrad
auf und wurden, obwohl bereits verschiedene Untersuchungen in dieser
Hinsicht gemacht worden sind, deshalb auch nicht angewendet, währenddessen
die Trockenverfahren trotz wirtschaftlicher Probleme in erster Linie angewendet
werden.
Andererseits sind bisher keine Untersuchungen hinsichtlich der gleichzeitigen
Entfernung der drei Arten der Verbindungen, d. h. NO x , SO x und HCl, durchgeführt
worden, obwohl eine derartige Technik zur Behandlung von Abgasen aus Müllverbrennungsanlagen
erforderlich ist.
Verfahren zur gleichzeitigen Entfernung der beiden Arten oder der drei Arten der
genannten Verbindungen würden dann erhebliche Vorteile im Hinblick auf den
Apparatebau und Wirtschaftlichkeit ergeben, jedoch sind solche etablierte Techniken
zur Zeit noch nicht entwickelt worden.
Demzufolge werden NO x , SO x und HCl nach individuellen Verfahren mit der Maßgabe
entfernt, daß SO x und HCl, welche saure Gase der gleichen Art sind, bei der
später beschriebenen Naßbehandlung ausnahmslos gleichzeitig entfernt werden.
Dagegen besitzt NO x eine niedrige Reaktivität und kann daher nicht zusammen
mit SO x und/oder HCl auch bei der Naßbehandlung entfernt werden.
Zur Entfernung von NO x wird hauptsächlich in großem Ausmaß das selektive katalytische
Reduktionsverfahren angewendet, wobei Ammoniakgas als Reduktionsmittel
in Gegenwart eines Titanoxid-Vanadium-Katalysators verwendet
wird. Es ist ebenfalls ein nichtkatalytisches Denitrierungsverfahren bekannt,
wobei man zur Entfernung Ammoniak in ein Abgas mit einer hohen Temperatur
von mindestens etwa 900°C zur Verminderung von NO x in Abwesenheit eines Katalysators
einleitet. Dieses Denitrierungsverfahren wird manchmal, neben Ammoniak,
unter Verwendung von Verbindungen, die Ammoniak bei Wärmezersetzung
bilden, wie Ammoniumcarbonat, Harnstoff, Ammoniumformat und Ammoniumoxalat,
angewendet. Jedoch erfordert dieses Verfahren eine erheblich
größere Menge an Reduktionsmittel als das katalytische Reduktionsverfahren
und erreicht nur einen Denitrierungsgrad von bis zu etwa 50%. Demzufolge kann
dieses Verfahren nicht für große Kessel von beispielsweise thermoelektrischen
Kraftwerken, verwendet werden, jedoch kann es in begrenztem Umfang in bestimmten
Fällen, wie in Müllverbrennungsanlagen, angewendet werden. Obwohl
das selektive katalytische Reduktionsverfahren in vielen Fällen angewendet
wird, erfordert dieses Verfahren einen Katalysereaktor und einen erheblichen
Betriebsaufwand, so daß es deshalb wirtschaftlich gesehen von Nachteil ist. Es
bestand daher ein Bedarf an einem einfachen und wirtschaftlichen Verfahren,
das sich von den genannten Verfahren unterscheidet.
Andererseits wird vornehmlich das Kalk-Gips-Naßverfahren als etabliertes Verfahren
zur Entfernung von SO x in Japan und anderen Ländern angewendet. Jedoch
wird bei diesem Verfahren, das mit einer Kalkaufschlämmung arbeitet, die
Temperatur des Abgases auf etwa 60°C vermindert. Die Temperaturverminderung
hat den Nachteil, daß die Diffusion des Abgases durch die Atmosphäre unter Bildung
von weißem Rauch inhibiert wird. Beim Naßverfahren ist außerdem Wasser
für die Behandlung und eine Ausrüstung für die Behandlung des Abflusses notwendig.
Aus diesen Gründen bestand ein starker Wunsch nach der Entwicklung eines
Trockenverfahrens, das ohne die Verwendung von Wasser durchgeführt werden
kann. Um diesem Erfordernis nachzukommen, sind Untersuchungen hinsichtlich
des Kalk-Blasverfahrens durchgeführt worden, bei dem man fein zerkleinertes
Calciumcarbonat oder Kalkstein direkt in das Abgas bläst, und eines
Verfahrens, bei dem man eine Kalkaufschlämmung in das Abgas unter Verdampfung
des Wassers aus der Aufschlämmung bei empfindlicher Wärme des Abgases
bläst und somit den Kalk in Form von festen Teilchen agieren läßt. Dennoch erfordert
das erstgenannte Verfahren eine Reaktionstemperatur von mindestens
1000°C und es weist nur einen SO x -Entfernungsgrad von weniger als 50% auf und
ist daher auch nicht in der Praxis umgesetzt worden. Dagegen kann das letztgenannte
Verfahren bei relativ niedrigen Temperaturen durchgeführt werden und
es erreicht einen SO x -Entfernungsgrad von 60 bis 80% und ist daher bis zum heutigen
Tage hauptsächlich in West-Deutschland und in den USA angewendet worden.
Zur Entfernung des HCl ist ein Trockenverfahren untersucht worden, bei dem das
Kalk-Blasverfahren in Müllverbrennungsanlagen oder dergleichen angewendet
worden ist. Dieses Verfahren erreicht einen relativ hohen HCl-Entfernungsgrad,
da HCl reaktiver als SO x ist und auch aufgrund der physikalischen Eigenschaften
des durch die Umsetzung von HCl mit Kalkstein gebildeten CaCl₂ (welches im Gegensatz
zu CaSO₄ einen relativ niedrigen Schmelzpunkt hat und daher die Wahrscheinlichkeit
vermindert ist, daß die Reaktion aufgrund der über den Oberflächen
der Kalksteinteilchen gebildeten Hüllen beendet wird). Jedoch kann das
Kalk-Blasverfahren natürlich nicht NO x entfernen.
Wenn es demzufolge notwendig ist, gleichzeitig sowohl NO x als auch SO x oder insgesamt
NO x , SO x und HCl zu entfernen, dann werden die Denitrierungs- und Entschwefelungsverfahren
mit oder ohne die gemeinsame Entfernung von HCl
durchgeführt.
Es sind bereits verschiedene Kombinationen von Denitrierung und Entschwefelung
vorgeschlagen und in die Tat umgesetzt worden. Daraus ist die gebräuchlichste
Kombination das selektive katalytische Reduktionsverfahren und das Kalk-
Gips-Naßverfahren. Diese Kombination weist im Hinblick auf einen hohen Denitrierungs-
und hohen Entschwefelungsgrad ausgezeichnete Eigenschaften auf.
Jedoch ist dieses kombinierte Verfahren nicht immer zufriedenstellend, da die
Kombination der beiden Verfahren zu einem komplexen Gesamtverfahren führt
und außerdem die Entschwefelung im Naßverfahren durchgeführt wird. Als Beispiel
für die gleichzeitige Entfernung von NO x , SO x und HCl bei der Behandlung
von Abgasen aus städtischen Müllverbrennungsanlagen ist die Kombination aus
einem nichtkatalytischen Denitrierungsverfahren (NH₃-Blasverfahren) und
dem Alkaliabsorptions-Naßverfahren (zur gleichzeitigen Absorption und Entfernung
von SO x und HCl) durchgeführt worden, jedoch treten bei dieser Kombination
die gleichen Probleme wie bei der bereits beschriebenen Kombination aus
Denitrierung und Entschwefelung auf.
Aus der geschilderten Situation geht hervor, daß Trockenverfahren zur Entfernung
von NO x , SO x und HCl bevorzugter sind. Zum Beispiel könnte das Kalk-Blasverfahren
oder ein ähnliches Trockenverfahren ideal sein, wenn das Verfahren
bei niedrigeren Temperaturen, als es im Augenblick möglich ist, durchgeführt
werden könnte und wenn gleichzeitig, falls das Abgas HCl enthält, HCl zusammen
mit NO x und SO x entfernt werden könnte.
Die vorliegende Erfindung stellt ein Trockenverfahren zur Behandlung von Verbrennungsabgasen
zur Verfügung, das sehr einfach und effektiv ist und mit welchem
man gleichzeitig sowohl NO x als auch SO x oder gleichzeitig die drei Arten
der Verbindungen, d. h. NO x , SO x und HCl, entfernen kann.
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Behandlung von Verbrennungsabgasen
durch Einblasen eines Abgasbehandlungsmittels in ein Abgas mit einer
Temperatur im Bereich von 600 bis 900°C, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
man als Abgasbehandlungsmittel ein Behandlungsmittel, das eine Entschwefelungsverbindung,
ausgewählt aus der Gruppe Calciumcarbonat und Calciumhydroxid,
und eine Denitrierungsverbindung, ausgewählt aus der Gruppe Ammoniumbromid
und Harnstoff, enthält, verwendet.
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung liegen die Entschwefelungsverbindung
und die Denitrierungsverbindung jeweils in Form feiner Teilchen vor. Diese
Verbindungen können als Mischung oder auch anderweitig vorliegen. Gemäß einer
anderen Ausführungsform der Erfindung liegt das Abgasbehandlungsmittel
in Form einer wäßrigen Aufschlämmung, die aus der Entschwefelungsverbindung
und Harnstoff hergestellt worden ist, oder in Form feiner Teilchen, die durch
Herstellen einer wäßrigen Aufschlämmung aus der Entschwefelungsverbindung
und Harnstoff, Trocknen der Aufschlämmung und feines Zerkleinern des erhaltenen
Feststoffes aus der harnstoffimprägnierten Entschweflungsverbindung erhalten
worden sind, oder in Form einer Aufschlämmung vor, die aus dem Behandlungsmittel
in Form feiner Teilchen hergestellt worden ist.
Wenn das vorliegende Verfahren unterhalb der unteren Grenze (d. h. 600°C) des
Temperaturbereichs des Abgases durchgeführt wird, dann ist es schwierig, den gewünschten
SO x -Entfernungsgrad aufgrund der verminderten Reaktionsgeschwindigkeit
zu erreichen. Dagegen ergeben Temperaturen oberhalb der oberen
Grenze von 900°C eine erhöhte Menge an NO x , so daß NO x nicht vollständig entfernt
werden kann. Demzufolge ist die Temperatur, bei der das Behandlungsmittel
in das Abgas geblasen wird, auf den Bereich von 600 bis 900°C eingegrenzt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich für die Behandlung von Verbrennungsabgasen
bei wesentlich höheren Temperaturen als es bei der Kombination
aus dem selektiven katalytischen Reduktionsverfahren und dem Kalk-Gips-
Naßverfahren der Fall ist (welches genauer gesagt ein Verfahren zur Entfernung
von SO x ist, mit dem man jedoch HCl zusammen mit SO x , wenn HCl zur gleichen
Zeit vorhanden ist, entfernen kann). Es ist tatsächlich möglich, mit dem vorliegenden
Verfahren NO x , SO x und HCl in außerordentlich hohen Raten bzw. Wirkungsgraden
mit einer einstufigen Behandlung ohne die Erzeugung weißen Rauches
zu entfernen.
Die Erfindung sei im folgenden näher unter Bezugnahme auf die beigefügten
Zeichnungen erläutert.
Fig. 1 zeigt ein Fließschema, das das Testverfahren erläutert;
Fig. 2 zeigt eine graphische Darstellung, die das Verhältnis zwischen dem Ca/S-
Verhältnis und der Denitrierungsrate erläutert; und
Fig. 3 zeigt eine graphische Darstellung, die das Verhältnis zwischen dem Ca/S-
Verhältnis und der Entschwefelungsrate erläutert.
Gemäß einer ersten bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
bläst man eine Entschwefelungsverbindung, ausgewählt aus der Gruppe
Calciumcarbonat und Calciumhydroxid, und eine Denitrierungsverbindung,
ausgewählt aus der Gruppe Ammoniumbromid und Harnstoff, in Form einer Mischung
oder einzeln in ein Abgas mit einer Temperatur im Bereich von 600 bis
900°C.
Diese Verbindungen liegen jeweils vorzugsweise in Form feiner Teilchen vor. Bevorzugte
Kombinationen aus Entschwefelungsverbindung und Denitrierungsverbindungen
sind:
- a) Calciumcarbonat und Ammoniumbromid,
- b) Calciumcarbonat und Harnstoff,
- c) Calciumcarbonat, Ammoniumbromid und Harnstoff und
- d) Calciumhydroxid und Harnstoff.
In einer zweiten bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
bläst man ein Abgasbehandlungsmittel in Form einer wäßrigen Aufschlämmung
in ein Abgas mit einer Temperatur im Bereich von 600 bis 900°C, wobei die
wäßrige Aufschlämmung aus Harnstoff und einem Entschwefelungsmittel, ausgewählt
aus der Gruppe Calciumcarbonat und Calciumhydroxid, hergestellt worden
ist.
Gemäß einer dritten bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
bläst man ein Abgasbehandlungsmittel in ein Abgas mit einer Temperatur
im Bereich von 600 bis 900°C, wobei das Behandlungsmittel in Form feiner
Teilchen vorliegt, die durch Herstellen einer wäßrigen Aufschlämmung aus
Harnstoff und einer Entschwefelungsverbindung, ausgewählt aus der Gruppe Calciumcarbonat
und Calciumhydroxid. Trocknen der Aufschlämmung und feines
Zerkleinern des erhaltenen Feststoffs aus der harnstoffimprägnierten Entschwefelungsverbindung
erhalten werden, oder in Form einer wäßrigen Aufschlämmung
aus den feinen Teilchen vorliegt.
Die Reaktionstemperatur des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt im Bereich
von 600 bis 900°C, vorzugsweise im Bereich von 700 bis 800°C.
Das Abgasbehandlungsmittel in Form einer aus Harnstoff und der Entschwefelungsverbindung
hergestellten wäßrigen Aufschlämmung, das Abgasbehandlungsmittel
in Form feiner Teilchen aus der harnstoffimprägnierten Entschwefelungsverbindung
und das Abgasbehandlungsmittel in Form einer wäßrigen
Aufschlämmung, die aus feinen Teilchen hergestellt worden ist, sind in der Funktion
gleich, da die in das Abgas geblasene Aufschlämmung beim Verdampfen unter
Bildung von Teilchen aus der harnstoffimprägnierten Entschwefelungsverbindung
fast sofort Wasser freisetzt und in Calciumoxid umgewandelt wird.
Als erstes sei das erfindungsgemäße Verfahren für die Entfernung von SO x beschrieben.
Wie bereits erwähnt, ist beim herkömmlichen Kalk-Blasverfahren eine Reaktionstemperatur
von mindestens 1000°C erforderlich, wobei allerdings auch bei
dieser hohen Temperatur eine hohe Entschwefelungsrate nicht erreicht wird.
Möglicherweise ist der Grund dafür darin zu sehen, daß die Oberflächen der feinen
Calciumoxidteilchen, die durch die Zersetzung von Calciumcarbonat gebildet
werden, mit Hüllen aus Calciumsulfat, das sich bei der Umsetzung von Calciumoxid
und SO x bildet, bedeckt werden, wodurch die Diffusion von SO x in das Entschwefelungsmittel
unter Inhibierung der Reaktion schließlich verhindert wird.
Wenn man das Behandlungsmittel durch Herstellen einer wäßrigen Aufschlämmung
aus Harnstoff und dem Entschwefelungsmittel, Trocknen der Aufschlämmung
und feines Zerkleinern des erhaltenen Feststoffs aus der harnstoffimprägnierten
Entschwefelungsverbindung erhält, dann nimmt man an, daß die
Entschwefelungsverbindung mit dem Harnstoff im Laufe der Zersetzung der Verbindung
unter Bildung einer Substanz mit niedrigem Schmelzpunkt reagiert,
welche die Oberfläche des Calciumoxids aktiviert. Tatsächlich erreicht man bei
der Verwendung der fein zerkleinerten harnstoffimprägnierten Entschwefelungsverbindung
als Behandlungsmittel eine höhere Entschwefelungsrate als es
bei der Kombination der feinteilig zerkleinerten Entschwefelungsverbindung
und der feinteilig zerkleinerten Denitrierungsverbindung der Fall ist.
Das Produkt, das bei der SO x -Entfernung gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
anfällt, ist Calciumsulfat, wobei kein Calciumsulfit oder Ammoniumsulfat
entsteht.
Als nächstes sei das erfindungsgemäße Verfahren für die Entfernung von NO x aus
dem Abgas beschrieben.
Im Gegensatz zur Entfernung von SO x entsteht bei der NO x -Entfernung gemäß
dem erfindungsgemäßen Verfahren kein festes Produkt, sondern es erfolgt durch
die Denitrierungsverbindung eine Zersetzung von NO x in H₂ und N₂. Bei dem herkömmlichen
nichtkatalytischen Denitrierungsverfahren, worin NO x mit einer
einen Ammoniakbestandteil enthaltenden Verbindung in Abwesenheit eines Katalysators
entfernt wird, wählt man einen hohen Temperaturbereich oberhalb
von 900°C, währenddessen das erfindungsgemäße Verfahren sich dadurch auszeichnet,
daß der Reaktionstemperaturbereich nur bis zu 900°C geht. Temperaturen
oberhalb von 900°C sind unverhältnismäßig hoch für das herkömmliche
nichtkatalytische Denitrierungsverfahren, da durch Oxidation und Verbrennung
der Ammoniakverbindung andererseits wieder NO x gebildet wird, und dadurch
eine Tendenz zu einer erhöhten NO x -Konzentration entsteht. In einem
Temperaturbereich von 600 bis 900°C weist das herkömmliche nichtkatalytische
Denitrierungsverfahren eine niedrige NO x -Entfernungsrate auf, so daß es
nicht effektiv ist. Selbst wenn die Denitrierung effektiver betrieben wird, dann
erreicht die NO x -Entfernungsrate nur einen Wert bis etwa 50%. Im Gegensatz dazu
wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren NO x mit einer hohen Rate von mindestens
90% entfernt.
Ferner erreicht man mit der feinteilig zerkleinerten harnstoffimprägnierten
Entschwefelungsverbindung als Behandlungsmittel einen höheren Denitrierungsgrad
als mit der Mischung aus der feinteilig zerkleinerten Denitrierungsverbindung
und der feinteilig zerkleinerten Entschwefelungsverbindung. Dieses
scheint anzuzeigen, daß das Calciumcarbonat oder Calciumhydroxid nicht nur
ein SO x -Absorptionsmittel ist, sondern ebenfalls in wirksamer Weise die Umsetzung
zwischen NO x und Harnstoff fördert.
HCl ist reaktiver als SO x , es reagiert mit der Entschwefelungsverbindung und
kann daher mit einem relativ hohen Wirkungsgrad entfernt werden.
Bei den momentan verwendeten Vorrichtungen bläst man das Abgasbehandlungsmittel
in ein Verbrennungsabgas, das aus einem Boiler, einem Ofen, einer
städtischen Müllverbrennungsanlage, einer Abfallverbrennungsanlage oder
dergleichen freigesetzt wird und nach dem Durchfluß durch eine Gruppe von Wärmeaustauschern
eine Temperatur im Bereich von 600 bis 900°C erreicht hat. Man
kühlt dann das Abgas auf eine Temperatur ab, wonach man einen Staubkollektor,
wie ein Zyklon oder einen Beutelfilter verwendet. Zur Entfernung sammelt
man das Produkt, d. h. das Calciumsulfat oder Calciumchlorid, in dem Staubkollektor.
Die Boiler, Öfen, Verbrennungsanlagen und dergleichen werden von Anfang an
mit einer Gruppe von Wärmeaustauschern und ebenfalls mit einem Staubkollektor,
wie einem Zyklon oder Beutelfilter ausgerüstet, so daß NO x , SO x und HCl nach
dem Trockenverfahren unter Bereitstellung einer Vorrichtung zum Einleiten des
Abgasbehandlungsmittels entfernt werden kann.
Die vorliegende Erfindung wird nun unter Bezugnahme der Beispiele und der
Zeichnungen beschrieben.
Fig. 1 zeigt eine Versuchsvorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens und zur Veranschaulichung des Verlaufs des Verfahrens.
Wie aus Fig. 1 zu ersehen ist, umfaßt die Versuchsvorrichtung in erster Linie entlang
der Strömungsrichtung des Abgases einen Verbrennungsofen 1 mit einem Innendurchmesser
von 350 mm und einer Höhe von 450 mm, eine Reaktionskammer
3 mit einem Innendurchmesser von 330 mm und einer Höhe von 4 m, eine
Heizvorrichtung 4 zur Erwärmung der Luft mit der Wärme des Abgases, eine Kühlvorrichtung
zum Abkühlen des Abgases und einen Beutelfilter 6 zur Entfernung
des Staubes aus dem Abgas.
Zunächst verbrennt man pulverisierte Kohle mit einem Brenner des Verbrennungsofen
1. Die Verbrennungsgeschwindigkeit der pulverisierten Kohle im Verbrennungsofen
1 beträgt maximal bis zu 10 kg/h (wenn nur die Kohle verbrannt
wird), währenddessen das Verbrennungshilfsgas Propan mit der Kleinlastverbrennung
(low-load combustion) der Kohle verbrennen kann. Bei der Einstellung
des Brennstoffverhältnisses steuert man die Temperatur der Reaktionskammer
3 und die Menge des zu erzeugenden NO x . Weiterhin sind die SO₂-Gaskonzentration
und die HCl-Gaskonzentration des Abgases durch Einstellung der Geschwindigkeiten
der zu injizierenden SO₂- und HCl-Gase steuerbar.
Das im Verbrennungsofen 1 erzeugte Abgas erreicht die Reaktionskammer 3, die
unterhalb des Ofens 1 zur Denitrierung, Entschwefelung und Entfernung des HCl
vorgesehen ist. Man kann die Reaktionskammer 3 mit elektrischen Heizvorrichtungen
2, die um die Kammer herum angebracht sind, bis auf eine spezielle Temperatur
einstellen.
Man bläst das Abgasbehandlungsmittel, falls es in Teilchenform vorliegt, in die
Reaktionskammer 3 zusammen mit einem Luftstrom durch eine Versorgungsöffnung
11, die sich an der Spitze der Kammer befindet. Wenn das Behandlungsmittel
in Form einer Aufschlämmung vorliegt, dann injiziert man es in atomisierter
Form ebenfalls durch die Öffnung 11 in die Kammer. Wenn man die Entschwefelungsverbindung
und die Denitrierungsverbindung jeweils einzeln verwenden
will, dann führt man die eine durch die Öffnung 11 und die andere durch die darunterliegende
Öffnung 12 zu. Man leitet das aus der Reaktionskammer 3 ausströmende
Abgas durch die Lufterhitzungsvorrichtung 4, worin man die Hitze des Gases
mit Kühlluft unter Kühlung des Gases gewinnt. Man kühlt das Gas dann weiterhin
mit Kühlwasser in der Gaskühlvorrichtung 5.
Man mißt die O₂-, NO x - und SO x -Konzentrationen des Abgases mit einer Analysiervorrichtung
7, die sich am Auslaß der Reaktionskammer 1 befindet und mit
einer Analysiervorrichtung 8, die sich am Auslaß des Beutelfilters 6 befindet. Die
Messungen der NO x -Konzentration und auch die Messung der SO x -Konzentration
mit den Analysiervorrichtungen 7 und 8 sind gleich; es ist festgestellt worden, daß
keine der Substanzen mit den Analysiervorrichtungen irgendwelche Reaktionen
eingehen. Man bestimmt die Menge an HCl durch chemische Naßanalyse. Die mit
den jeweiligen Analysiervorrichtungen erhaltenen Werte differieren in beträchtlicher
Weise, der durch die Analysiervorrichtung vorgegebene Wert ist niedriger.
Das zeigt, daß HCl im Niedrigtemperaturbereich mit CaO reagiert und somit eine
Verbesserung hinsichtlich des gesamten HCl-Entfernungswirkungsgrades erreicht
wird. Fig. 1 zeigt ferner die Thermometer 9 und ein Strömungsmesser 10.
Die Erfindung wird nun durch die Beispiele näher erläutert.
Zur Veranschaulichung der Maßnahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens, so
wie sie in den nachfolgenden erfindungsgemäßen Beispielen aufgezeigt werden,
führt man in diesem Vergleichsbeispiel das herkömmliche Kalk-Blasverfahren
durch.
Unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 führt man fein zerkleinertes Calciumcarbonat
als Abgasbehandlungsmittel in das Abgas durch die Versorgungsöffnung
11 zu. Tabelle 1 zeigt die in diesem Beispiel erreichten Entschwefelungswirkungsgrade
und Denitrierungswirkungsgrade. Nur im Falle einer Reaktionstemperatur
von 1300°C brennt die Kohle (10 kg/h) allein. Man verwendet Kohle und
Propan zusammen bei Reaktionstemperaturen von 1100 bis 800°C. In allen Fällen
stellt man die SO₂-Konzentration des Abgases auf etwa 900 ppm ein. Die NO x -
Konzentration des Abgases beträgt etwa 830 ppm während der Einkomponenten-
Brennstoffverbrennung oder 400 bis 600 ppm während der Zweikomponenten-
Brennstoffverbrennung. Die O₂-Konzentration des Abgases beträgt etwa 6% während
der Einkomponenten-Brennstoffverbrennung oder 9 bis 11% während der
Zweikomponenten-Brennstoffverbrennung.
Wie aus Tabelle 1 zu entnehmen ist, erreicht man unter ausgewählten Bedingungen
einen SO x -Entfernungswirkungsgrad von etwa 80%, wobei allerdings nur eine
geringe Entschwefelung oder keine Entschwefelung bei Reaktionstemperaturen
unterhalb von 800°C beobachtet worden sind. Andererseits beträgt der Denitrierungswirkungsgrad
natürlich in jedem Fall 0%.
Unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 bläst man eine Mischung aus fein
zerkleinertem Calciumcarbonat und fein zerkleinertem Ammoniumbromid als
Abgasbehandlungsmittel in ein Abgas durch die Öffnung 11 und führt Untersuchungen
hinsichtlich der gleichzeitigen Entfernung von SO x und NO x durch. Man
hält die Apparatur in diesem Beispiel unter den folgenden Bedingungen in Betrieb:
Verbrannter Brennstoff: | |
Mischung aus Propan und pulverisierter Kohle (0,64 Nm³/h Propan und 3,24 kg/h Kohle) | |
Luftverhältnis: | 1,81 (die Sauerstoffkonzentration des Abgases beträgt 9,4%) |
Geschwindigkeit des Abgases: | 70 Nm³/h |
NO x -Konzentration des Abgases: | 260 ppm |
SO₂-Konzentration des Abgases: | 485 ppm |
Reaktionsdauer: | 4,5 Sekunden |
Reaktionstemperatur: | 775°C |
Mischungsverhältnis von Calciumcarbonat/Ammoniumbromid: | 1 : 1 (nach Gewicht) |
Die in Tabelle 2 aufgeführten Testergebnisse zeigen, daß man bei niedrigen Temperaturen
eine wirkungsvolle Entfernung von SO x und NO x erreicht, wobei keines
dieser Ergebnisse in Vergleichsbeispiel 1 erhalten werden konnte.
Unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 bläst man eine Mischung aus fein
zerkleinertem Calciumcarbonat und fein zerkleinertem Harnstoff (Industrie-
Reagenzgrad 1) als Abgasbehandlungsmittel in ein Abgas durch die Öffnung 11
und führt Untersuchungen hinsichtlich der gleichzeitigen Entfernung von SO x
und NO x durch. Man hält die Vorrichtung in diesem Beispiel unter den folgenden
Bedingungen in Betrieb:
Verbrannter Brennstoff: | |
Mischung aus Propan und pulverisierter Kohle (0,64 Nm³/h Propan und 2,37 kg/h Kohle) | |
Luftverhältnis: | 2,10 (Sauerstoffkonzentration des Abgases: 11,0%) |
Geschwindigkeit des Abgases: | 63 Nm³/h |
NO x -Konzentration des Abgases: | 209 ppm |
SO x -Konzentration des Abgases: | 568 ppm |
Reaktionsdauer: | 5,0 Sekunden |
Reaktionstemperatur: | 765°C |
Mischungsverhältnis von Calciumcarbonat/Harnstoff: | 1 : 1 (nach Gewicht) |
Die in Tabelle 3 aufgeführten Testergebnisse zeigen, daß man mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren hohe SO x -Entfernungswirkungsgrade bei niedrigen Temperaturen
und niedrigen Molverhältnissen und gleichzeitig einen höheren Denitrierungswirkungsgrad
im Vergleich mit herkömmlichen nichtkatalytischen
Denitrierungsverfahren erreicht.
Man hält die Vorrichtung von Fig. 1 unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel
1 mit der Maßgabe in Betrieb, daß man das Abgasbehandlungsmittel mit einer
Geschwindigkeit von 0,49 kg/h zuführt und nur die Reaktionstemperatur zur
Bestimmung des erreichten Entschwefelungswirkungsgrades und Denitrierungswirkungsgrads
verändert. Man stellt die Reaktionstemperatur ein, indem man
den durch die Heizvorrichtungen 2 gehenden Strom für die Reaktionskammer 3
steuert.
Die in Tabelle 4 aufgeführten Ergebnisse zeigen, daß die Reaktionstemperatur
von 600°C zu einem Entschwefelungswirkungsgrad und einem Denitrierungswirkungsgrad
führt, die niedriger als die entsprechenden in Beispiel 1 erhaltenden
Werte sind. Bei 950°C erreicht man einen hohen Entschwefelungswirkungsgrad,
wobei allerdings der Denitrierungswirkungsgrad negativ ist, was auf eine Erzeugung
von NO x schließen läßt.
Man bläst unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 eine Mischung aus fein
zerkleinertem Calciumcarbonat und fein zerkleinertem Ammoniumbromid in
ein Abgas durch die Öffnung 4 und führt hinsichtlich der Entfernung von NO x Untersuchungen
durch. Bei dieser Untersuchung verwendet man ohne Injizierung
von SO₂ nur Propan als Brennstoff, so daß keine Entschwefelungsreaktion auftritt.
Die Betriebsbedingungen des Verbrennungsofens und der in diesem Beispiel erreichte
Denitrierungswirkungsgrad
sind der Tabelle 5 zu entnehmen. Wie aus dieser
Tabelle zu ersehen ist, führt die Reaktionstemperatur von 1000°C zu einem negativen
Denitrierungswirkungsgrad, da die Verbrennung des in dem verwendetem
Abgasbehandlungsmittel enthaltenen Ammoniumbromids die NO x -Konzentration
von 30 ppm auf 100 ppm erhöht.
Die Reaktion bei einer Temperatur von 765°C erniedrigt die NO x -Konzentration
von 63 ppm auf 25 ppm (mit einem Denitrierungswirkungsgrad von 58,3%).
Man hält die Vorrichtung von Fig. 7 unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel
2 mit der Maßgabe in Betrieb, daß man das Abgasbehandlungsmittel durch
eine Mischung aus Calciumcarbonat, Ammoniumbromid und Harnstoff (im Verhältnis
von 1 : 0,5 : 0,5 nach Gewicht), die man mit einer Geschwindigkeit von 0,27 kg/h
zuführt, ersetzt.
Man erreicht einen Entschwefelungswirkungsgrad von 75,7% und einen Denitrierungsgrad
von 79,0%, wobei jeder Wert höher als der entsprechende durch die
Kombination von Calciumcarbonat und Harnstoff in Beispiel 2 erreichte Wert ist.
Man wiederholt das Verfahren von Vergleichsbeispiel 1 unter Verwendung der
Vorrichtung von Fig. 1 und den gleichen Bedingungen wie in Vergleichsbeispiel 1
mit der Maßgabe, daß man durch die Öffnung 11 fein zerkleinertes Calciumhydroxid
als Entschwefelungsmittel in das Abgas bläst.
Man erreicht in ähnlicher Weise unter ausgewählten Bedingungen Entschwefelungswirkungsgrade
von etwa 80%, währenddessen bei der verminderten Temperatur
von 800°C die Umsetzung nur eine geringe oder keine Entschwefelungswirkung
hervorbringt. Der Denitrierungswirkungsgrad beträgt in jedem Fall natürlich
0%.
Man hält die Apparatur von Fig. 1 unter den gleichen Bedingungen wie in Beispiel
1 mit der Maßgabe in Betrieb, das man durch die Öffnung 11 eine Mischung aus
fein zerkleinertem Calciumhydroxid und fein zerkleinertem Harnstoff (im Gewichtsverhältnis
von 1 : 1 nach Gewicht) als Abgasbehandlungsmittel in das Abgas
bläst.
Die in Tabelle 6 erhaltenen Testergebnisse zeigen, daß man bei der niedrigen Temperatur
eine wirkungsvolle Entfernung von SO x und NO x erreicht, währenddessen
keines dieser Ergebnisse in Vergleichsbeispiel 1 erhalten werden konnte.
In diesem Beispiel injiziert man durch getrennte Öffnungen ein Entschwefelungsmittel
und ein Denitrierungsmittel.
Unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 bläst man durch die Öffnungen 11
und 12 fein zerkleinerten Harnstoff als Denitrierungsmittel und fein zerkleinertes
Calciumhydroxid als Entschwefelungsmittel in das Abgas und führt hinsichtlich
der gleichzeitigen Entfernung von SO x und NO x Untersuchungen durch. Man
hält die Vorrichtung in diesem Beispiel unter den gleichen Bedingungen wie in
Beispiel 6 mit der Maßgabe in Betrieb, daß man den Harnstoff und das Calciumhydroxid
jeweils mit einer Geschwindigkeit von 0,3 g/h injiziert.
Man erreicht einen Denitrierungswirkungsgrad von 95,0% und einen Entschwefelungswirkungsgrad
von 86,0%, was bedeutet, daß bei niedriger Temperatur
SO x und NO x auf wirkungsvolle Weise entfernt werden können.
Zur Veranschaulichung der Maßnahmen der folgenden erfindungsgemäßen Beispiele
führt man in diesem Vergleichsbeispiel ebenfalls das herkömmliche Kalk-
Blasverfahren durch.
Unter Verwendung der Vorrichtung von Fig. 1 und den folgenden Testbedingungen
führt man einem Abgas fein zerkleinertes Calciumcarbonat als Abgasbehandlungsmittel
zu.
Verbrannter Brennstoff: | |
Mischung aus Propan und pulverisierter Kohle (0,64 Nm³/h Propan, 3,24 kg/h Kohle) | |
Luftverhältnis: | 1,81 (O₂-Konzentration des Abgases: 9,4%) |
Geschwindigkeit des Abgases: | 70 Nm³/h |
NO x -Konzentration des Abgases: | 300 ppm |
SO₂-Konzentration des Abgases: | 900 ppm |
Reaktionsdauer: | 4-5 Sekunden |
Die Testergebnisse sind nachfolgend angegeben:
Der bei der Reaktionstemperatur von 800°C erreichte Entschwefelungswirkungsgrad
beträgt 15%, was bedeutet, daß man bei dem Kalk-Blasverfahren und
dieser niedrigen Temperatur keinen vernünftigen Entschwefelungswirkungsgrad
erreichen kann. Der Denitrierungswirkungsgrad beträgt natürlich 0%.
Man stellt ein Abgasbehandlungsmittel in folgender Weise her. Man wiegt 10 kg
im Handel erhältliches Calciumcarbonat (mit einer durchschnittlichen Teilchengröße
von 12 µm) ab und überführt es in einen großen Behälter bzw. Wanne
aus nicht-rostendem Stahl. Nebenbei wiegt man 1 kg Harnstoff vom Reagenzgrad
1 ab und löst ihn in 4 l Wasser. Man überführt die wäßrige Harnstofflösung in den
Behälter und vermischt sie sorgfältig mit dem Calciumcarbonat und erhält somit
eine Mischung in Form einer Aufschlämmung. Man überführt die in dem Behälter
aus nicht-rostendem Stahl erhaltende Aufschlämmung in eine Trockenvorrichtung
und läßt unter Verdampfung von Wasser über Nacht bei einer Temperatur
von 110°C stehen. Aufgrund der Entfernung des Wassers wird die Aufschlemmung
fest, welche man dann relativ einfach zerkleinern kann. Man zerkleinert
das in dieser Weise erhaltene harnstoffimprägnierte Calciumcarbonat
in einem Mörser und läßt es dann durch ein Sieb mit einer Maschengröße von 0,3 mm
passieren. Das in dieser Weise hergestellte teilchenförmige Produkt liegt als
feinteilig zerkleinertes Calciumcarbonat, das etwa 10% Harnstoff enthält, vor.
Man verwendet das Produkt als Abgasbehandlungsmittel für den folgenden Test.
Unter Verwendung der Apparatur von Fig. 1 bläst man das Abgasbehandlungsmittel
in ein Abgas und führt unter den nachfolgend angegebenen Bedingungen
Untersuchungen hinsichtlich der gleichzeitigen Entfernung von SO x und NO x
durch. In den Fig. 2 und 3 sind die zustande gekommenen Ergebnisse gezeigt.
Verbrannter Brennstoff: | |
Mischung aus Propan und pulverisierter Kohle (0,65 Nm₃/h Propan, 2,12 kg/h Kohle) | |
Luftverhältnis: | 1,86 (O₂-Konzentration des Abgases: 11,0%) |
Geschwindigkeit des Abgases: | 56 Nm₃/h |
NO x -Konzentration des Abgases: | 200 ppm |
SO₂-Konzentration des Abgases: | 900 ppm |
Reaktionsdauer: | 6 Sekunden |
Reaktionstemperatur: | 800°C |
Fig. 2 zeigt eine graphische Darstellung, die das Verhältnis zwischen dem Ca/S-
Verhältnis und dem Denitrierungswirkungsgrad erläutert und Fig. 3 zeigt eine
graphische Darstellung, die das Verhältnis zwischen dem Ca/S-Verhältnis und
dem Entschwefelungswirkungsgrad erläutert. Unter Bezugnahme dieser graphischen
Darstellungen stellen die Kurven A die Testergebnisse dar, die unter Verwendung
des oben beschriebenen Abgasbehandlungsmittels erhalten werden,
und die Kurven B stellen die Testergebnisse dar, die durch die Anwendung einer
Mischung aus Calciumcarbonat mit einer mittleren Teilchengröße von 12 µm
und fein zerkleinertem Harnstoff (Reagenzgrad 1 und eine Teilchengröße von etwa
10 bis etwa 30 µm) mit einem Verhältnis von Carbonat zu Harnstoff von 4 : 1 erhalten
werden. Man erreicht sogar im letztgenannten Fall Entschwefelungswirkungsgrade
und Denitrierungswirkungsgrade, die keinesfalls nach dem Calciumcarbonat-
Blasverfahren (Vergleichsbeispiel 3) bei einer Temperatur von 800°C
erreicht werden, währenddessen im ersten Fall eine wirksamere Denitrierung
und Entschwefelung erreicht wird. Insbesondere zeigen die bemerkenswerten
Anstiege hinsichtlich des Denitrierungswirkungsgrades an, daß die Denitrierungsreaktion
im Gegensatz zur katalytischen Denitrierung viel wirksamer
aufgrund wechselseitiger Wirkungen mit dem Calciumcarbonat durchgeführt
werden kann.
Man verwendet das in Beispiel 8 verwendete Abgasbehandlungsmittel wieder zur
Herstellung einer 20%igen Aufschlämmung, die man dann unter genau den gleichen
Bedingungen wie in Beispiel 8 in die Reaktionskammer 3 sprüht. Mit dieser
Reaktion erreicht man daher einen Denitrierungswirkungsgrad von 55% und einen
Entschwefelungswirkungsgrad von 60% bei einem Ca/S-Verhältnis von etwa
1,5.
Man testet das in Beispiel 8 hergestellte fein zerkleinerte Abgasbehandlungsmittel
hinsichtlich der Denitrierung, Entschwefelung und der HCl-Entfernung unter
annähernd den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 8 mit der Maßgabe, daß
man zu dem Abgas HCl hinzufügt.
Die Testbedingungen, die nicht mit denen von Beispiel 8 übereinstimmen, sind
die folgenden:
HCl-Konzentration:|800 ppm | |
SO x -Konzentration: | 200 ppm |
NO x -Konzentration: | 200 ppm |
Ca/S + 2 Cl-Verhältnis: | 4 |
Mit diesem Test erreicht man einen Denitrierungswirkungsgrad von 50%, einen
Entschwefelungswirkungsgrad von 75% und einen HCl-Entfernungswirkungsgrad
von 98%. Der HCl-Entfernungswirkungsgrad, der bestimmt wird durch
Analyse der Proben, die man aus der Leitung bzw. dem Dukt oberhalb des Beutelfilters
6 der Apparatur erhält, beträgt 65%. Das zeigt an, daß man HCl bei beträchtlich
niedrigeren Temperaturen beispielsweise bei etwa 120°C entfernen
kann.
Man wiederholt das Testverfahren von Vergleichsbeispiel 3 unter den gleichen
Bedingungen wie in Vergleichsbeispiel 3 mit der Maßgabe, daß man als Abgasbehandlungsmittel
feinteilig zerkleinertes Calciumhydroxid anstelle des Calciumcarbonats
verwendet. Die Testergebnisse werden nachfolgend angegeben.
Man erreicht eine Entschwefelung von 10% mit der Reaktion bei der Temperatur
von 800°C. Dieses zeigt an, daß man mit dem Kalk-Blasverfahren bei derartig
niedrigen Temperaturen keinen vernünftigen Entschwefelungswirkungsgrad
erreichen kann. Der Denitrierungswirkungsgrad beträgt natürlich 0%.
Man stellt nach dem gleichen Verfahren wie in Beispiel 8 ein Abgasbehandlungsmittel
mit der Maßgabe her, das man anstatt von Calciumcarbonat im Handel erhältliches
Calciumhydroxid (mit einer mittleren Teilchengröße von 20 µm) verwendet.
Man wiederholt das Testverfahren von Beispiel 8 unter den gleichen Bedingungen
wie in Beispiel 8 und unter Verwendung des in dieser Weise erhaltenen
Behandlungsmittels. In den Fig. 2 und 3 stellen die Kurven A′ die Testergebnisse
dar.
Aus diesen graphischen Darstellungen ist zu ersehen, daß das Abgasbehandlungsmittel
dieses Beispiels wie das in Beispiel 8 hergestellte einen großen Denitrierungs-
und Entschwefelungswirkungsgrad aufweist.
Man löst 20 kg Calciumhydroxid und 5 kg Harnstoff in 75 kg Wasser und erhält
eine Aufschlämmung. Man wiederholt das Testverfahren von Beispiel 8 unter
den gleichen Bedingungen wie in Beispiel 8 mit der Maßgabe, daß man das in dieser
Weise hergestellte Abgasbehandlungsmittel in Form einer Aufschlämmung
in die Reaktionskammer 3 sprüht.
Die Reaktion erreicht einen Denitrierungswirkungsgrad von 70% und einen
Entschwefelungswirkungsgrad von 83% bei einem Ca/S-Verhältnis von etwa
2,1.
Claims (8)
1. Verfahren zur Behandlung von Verbrennungsabgasen durch Einblasen eines
Abgasbehandlungsmittels in ein Abgas mit einer Temperatur im Bereich von
600 bis 900°C, dadurch gekennzeichnet, daß man als Abgasbehandlungsmittel
ein Behandlungsmittel, das eine Entschwefelungsverbindung, ausgewählt aus
der Gruppe Calciumcarbonat und Calciumhydroxid, und eine Denitrierungsverbindung,
ausgewählt aus der Gruppe Ammoniumbromid und Harnstoff, enthält,
einsetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Entschwefelungsverbindung
und die Denitrierungsverbindung jeweils in Form feiner
Teilchen einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Abgasbehandlungsmittel
in Form einer Mischung aus der Entschwefelungsverbindung
und der Denitrierungsverbindung einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Abgasbehandlungsmittel
ein Behandlungsmittel einsetzt, das die Entschwefelungsverbindung
und die Denitrierungsverbindung in unvermischter Form enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Abgasbehandlungsmittel
in Form einer wäßrigen Aufschlämmung, die aus der Entschwefelungsverbindung
und Harnstoff hergestellt worden ist, einsetzt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Abgasbehandlungsmittel
in Form feiner Teilchen einsetzt, die man durch Herstellen einer
wäßrigen Aufschlämmung aus der Entschwefelungsverbindung und Harnstoff,
Trocknen der Aufschlämmung und feines Zerkleinern des erhaltenen Feststoffs
aus der harnstoffimprägnierten Entschwefelungsverbindung erhält.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Abgasbehandlungsmittel
in Form einer Aufschlämmung, die aus den feinen Teilchen
nach Anspruch 6 hergestellt worden ist, einsetzt.
8. Abgasbehandlungsmittel, erhalten durch Herstellen einer wäßrigen Aufschlämmung
aus einer Entschwefelungsverbindung und Harnstoff, Trocknen der
Aufschlämmung und feines Zerkleinern des erhaltenen Feststoffs aus der Harnstoff
imprägnierten Entschwefelungsverbindung.
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