DE4100645A1 - Verfahren zur abscheidung von schadstoffen, insbesondere von sauren schadstoffen, aus gasen und abgasen - Google Patents
Verfahren zur abscheidung von schadstoffen, insbesondere von sauren schadstoffen, aus gasen und abgasenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abscheidung von Schadstoffen,
insbesondere von sauren Schadstoffen, aus Gasen und Abgasen mittels basischer
Substanz.
Bei zahlreichen industriellen Prozessen, z. B. Verhütung von Metallen,
thermische Behandlung von Stoffen und Verbrennung von Abfällen, werden
Abgase erzeugt, die saure Schadstoffe enthalten. Es handelt sich hierbei
im wesentlichen um Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid. Hinzu kommen
noch flüchtige Schwermetalle, z. B. Quecksilber, und organische Stoffe,
z. B. Dioxine.
Zur Abscheidung der sauren Schadstoffe sind bereits eine Vielzahl von
Verfahren entwickelt worden. Ein sehr wirksames Verfahren ist die Naßwäsche
von Gasen und Abgasen. Die übliche Arbeitsweise besteht darin,
die Abgase zu entstauben, sie unter Taupunkt des Wasserdampfes abzukühlen
und in einem weiteren 2- oder 3stufigen Waschprozeß zuerst von
Chlorwasserstoff und dann von Schwefeldioxid zu befreien. Nachgeschaltet
ist in den meisten Fällen noch ein Tropfenabscheider. Die Waschwässer
müssen neutralisiert werden, sofern sie nicht schon neutralisiert sind.
Zweckmäßigerweise werden sie in den heißen Abgasstrom eindosiert und zu
trockenen Salzen eingedampft.
Auf einem etwas höheren Temperaturniveau arbeitet die konditionierte
Trockensorption. Ihr Temperaturbereich liegt bei 120 bis 150°C. Sie besteht
darin, das Abgas auf Temperaturen von 120 bis 160°C abzukühlen.
Hierzu wird in den meisten Fällen Wasser eingesetzt, daß im heißen Abgasstrom
verdampft wird. Anschließend wird trockenes Calciumhydroxid zur
Bindung der sauren Schadstoffe eingedüst. Das Calciumhydroxid reagiert
mit den sauren Schadstoffen zu Feststoffen, die zusammen mit Staub und
nicht umgesetzten Calciumhydroxid an einem Gewebefilter abgeschieden
wird.
Die tradionelle Trockensorption arbeitet im Temperaturbereich von 160
bis 240°C. Sie besteht darin, das Abgas zu entstauben und dann durch Zudüsen
von trockenem Calciumhydroxid die sauren Schadstoffe, z. B. HF, HCl
und SO₂, zu neutralisieren und deren Produkte zusammen mit nicht umgesetztem
Calciumhydroxid an einem Gewebefilter abzuscheiden.
Die Naßwäsche kann aufgrund ihres vielstufigen Aufbaues sehr niedrige
Restemissionen an Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff erreichen. Der apparative
Aufwand ist jedoch beträchtlich, so daß die mehrstufige Naßwäsche
zu den teuersten Verfahren der Abgasreinigung zählt. Nicht zu
vergessen ist auch, daß eine derartige Vielzahl von verschiedenen Stufen,
bei denen immer noch Zusatzaggregate beigeordnet sind, im Verbundbetrieb
störanfällig und durch einen erheblichen Energieverbrauch gekennzeichnet
ist.
Die konditionierte Trockensorption stellt ein apparativ und verfahrensmäßig
einfaches Verfahren dar. Bei entsprechend hohem Calciumhydroxideinsatz
lassen sich sehr niedere Restemissionen an Schwefeldioxid und
Chlorwasserstoff erreichen. Allerdings leidet die konditionierte Trockensorption
an Problemen der Filterverkrustung und eines überstöchiometrischen
Verbrauches an Calciumhydroxid.
In noch viel stärkerem Maße gilt dies für die Trockensorption, deren
Calciumhydroxidverbrauch enorm ist. Zur Einhaltung der neuesten
Grenzwerte, z. B. Chlorwasserstoff 10 mg/m³ und Schwefeldioxid 50 mg/m³
(Tagesmittelwert), müssen mehrfach überstöchiometrische Mengen an Cal
ciumhydroxid eingesetzt werden. Der Mehrverbrauch an Calciumhydroxid
führt zwangsläufig zu einem höheren Anfall an Reaktionsprodukten aus der
Abgasreinigung, die nur unter besonderen Bedingungen abgelagert werden
können.
Gesucht wird also ein einfaches und wirtschaftliches Abgasreinigungsverfahren,
das mit vertretbarem wirtschaftlichen Aufwand die Minimierung
von Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff auf die gesetzlichen Restgehalte
ermöglicht. Es soll sowohl bei der Trockensorption, der konditionierten
Trockensorption und der Sprühsorption einsetzbar sein. Außerdem soll es
auch als Nachreinigungsstufe bei der Naßwäsche oder als Zwischenstufe
bei der Naßwäsche einsetzbar sein. Weiterhin soll es so wirksam sein,
daß bei der konditionierten Trockensorption und der normalen Trockensorption
der Kalkverbrauch gesenkt werden kann, um die Nachfolgeprobleme
der Ablagerung der Reaktionsprodukte ebenfalls zu minimieren. Außerdem
werden an ein derartiges Verfahren auch noch die Anforderungen gestellt,
im Zusammenhang mit der Minimierung der Restgehalte an Schwefeldioxid
und Chlorwasserstoff auch noch Quecksilber und die ökotoxischen Schadstoffe,
Dioxine, chlorierte Kohlenwasserstoffe und polyaromatische Kohlenwasserstoffe
zu minimieren. Schließlich ist es auch erwünscht, die
Emission an Stickstoffoxiden zu mindern.
Diese Aufgaben und Ziele werden durch das erfindungsgemäße Verfahren dadurch
gelöst, daß zusätzlich zu basischen Alkali- und/oder Erdalkaliverbindungen
oberhalb des Taupunktes von Wasserdampf stickstoffhaltige basische
Verbindungen eingedüst, mit dem Gasstrom vermischt, zur Reaktion
gebracht und die Feststoffe an Staubabscheidevorrichtungen abgeschieden
werden.
Kennzeichnend für das erfindungsgemäße Verfahren ist die Tatsache, daß
als stickstoffhaltige basische Verbindung Ammoniak, Ammoniumsalze,
Harnstoff und/oder primäre, sekundäre und/oder tertiäre Amine eingedüst
werden.
Das Verfahren beruht also darauf, daß die bestehenden Verfahren der
Trockensorption, der konditionierten Trockensorption und der Sprühsorp
tion eingesetzt werden, deren Wirksamkeit jedoch dadurch verbessert
wird, daß zur Minimierung der Restemission von
Schwefeldioxid, Fluorwasserstoff und Chlorwasserstoff noch basische
stickstoffhaltige Verbindungen, vornehmlich Ammoniak, eingedüst werden.
Als basische stickstoffhaltige Verbindungen kommen Ammoniak, Ammoniumsalze,
z. B. Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat, Ammoniumnitrat, Ammoniumbicarbonat
und Ammoniumcarbonat, Harnstoff und/oder primäre, sekundäre und
tertiäre Amine in Frage. Bei den Aminen werden vorzugsweise die Äthanolamine
einzusetzen.
Es ist davon auszugeben, daß die basischen stickstoffhaltigen Verbindungen
mit den sauren Substanzen reagieren, Ammoniumsalze bilden, die sich
auf Calciumhydroxid oder sonstige alkalische Verbindungen niederschlagen
und dort mit den basischen Substanzen unter Bildung von Calciumchlorid
und Calciumsulfat reagieren.
Nach einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
wird Ammoniak als gasförmige Substanz eingesetzt. Dies hat den Vorteil,
daß Ammoniak ohne Probleme an jeder beliebigen Stelle der Abgasreinigungseinrichtung
eingeblasen werden kann. Eine weitere Durchmischung ist
dann nicht mehr erforderlich, wie dies bei Feststoffen der Fall ist. Die
Verwendung von wäßrigem Ammoniak ist ebenfalls möglich.
Rein verfahrenstechnisch kann hierbei nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
so vorgegangen werden, daß die stickstoffhaltigen basischen Verbindungen
entweder vor der Zugabe der basischen Substanzen, zusammen mit
diesen basischen Substanzen oder nach der Zugabe der basischen Substanzen,
die als basische Alkali- und/oder Erdalkaliverbindungen definiert
sind, in den Abgasstrom eingeblasen werden.
Eine besondere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht
vor, daß die stickstoffhaltigen basischen Verbindungen, berechnet als
Ammoniak, zu den Restemissionen der sauren Schadstoffe Chlorwasserstoff
und Schwefeldioxid im Molverhältnis 0,01 bis 10, vorzugsweise 0,1 bis 2
insbesondere 0,2 bis 1, eingesetzt werden.
Der Einsatz der stickstoffhaltigen basischen Verbindungen richtet sich
also nicht nach der Rohgaskonzentration von Chlorwasserstoff und SO₂
sondern nach der im gereinigten Abgas vorliegenden Konzentrationen.
Als basische Alkaliverbindungen werden bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Natriumhydrogencarbonat,
Natriumcarbonat, Kaliumhydrogencarbonat und/oder Kaliumcarbonat
und als basische Erdalkaliverbindung Branntkalk, Calciumhydoxid,
Calciumcarbonat, Magnesiumoxid, Magnesiumhydroxid und/oder Magnesiumcarbonat
als Feststoffe, Lösungen oder Suspension eingesetzt.
Die Alkaliverbindungen Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid werden vorzugsweise
als Lösung verwendet. Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat,
Kaliumhydrogencarbonat und/oder Kaliumcarbonat können sowohl als
Pulver oder in Wasser gelöst zur Anwendung gebracht werden. Bei den
schwerwasserlöslichen Erdalkaliverbindungen bietet sich die Verwendung
als feinpulvriges Material an. Es ist jedoch auch möglich, diese Substanzen
als Suspensionen herzustellen und entsprechend dem Sprühverfahren
einzusetzen.
Eine besonders bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet,
daß Gemische aus den angeführten basischen Akali-
und/oder Erdalkaliverbindungen und oberflächenaktiven Substanzen eingesetzt
werden. Bei den oberflächenaktiven Substanzen handelt es sich um
Aktivkohle, Aktivkoks, z. B. Braunkohle-Herdofenkoks, aktiviertes Aluminiumoxid,
Kieselgel, Kieselgur und/oder Ziolithe.
Bei Einsatz derartiger Gemische ergeben sich wesentliche Vorteile. Zum
einen wird die Reaktion zwischen den basischen stickstoffhaltigen Verbindungen
und den sauren Restemissionen begünstigt, d. h. der Bedarf an
diesen Verbindungen wird herabgesetzt. Weiterhin lassen sich mit den zugesetzten
oberflächenaktiven Substanzen auch noch zahlreiche weitere
Schadstoffe neben den bereits mehrfach erwähnten sauren Schadstoffen
Schwefeldioxid, Fluorwasserstoff und Chlorwasserstoff abscheiden. Es
sind dies insbesondere die flüchtigen Schwermetalle Cadmium, Quecksilber,
Arsen, Antimon und Thallium. Hinzu kommen noch die zahlreichen ökotoxischen
organischen Schadstoffe, wie halogenierte Dioxine/Furane,
polyaromatische Kohlenwasserstoffe, chlorierte Kohlenwasserstoffe und
weitere unverbrannte Kohlenwasserstoffe.
Bei Einsatz von basischen alkalischen Verbindungen und oberflächenaktiven
Substanzen liegt also ein höchst wirksames, multifunktionelles System
zur Abscheidung der Gesamtheit der Schadstoffe von Abgasen vor.
Je nach Betriebsbedingungen und Gehalte bestimmter Schadstoffe werden
entweder die oberflächenaktiven Substanzen auf Basis oder die anorganischen
oberflächenaktiven Substanzen eingesetzt. Bei hohen Temperaturen
hat es sich als günstig erwiesen, aktivieres Aluminiumoxid oder
Kiegelgel bzw. Kieselgur einzusetzen.
Diese Gemische mit anorganischen oberflächenaktiven Substanzen werden
eingesetzt, wenn die Reaktionstemperaturen bis 240°C betragen. Die hochwirksamen
oberflächenaktiven Substanzen auf Basis Kohle dagegen können
problemlos verwendet werden, wenn Reaktionstemperaturen vorliegen, die <150°C
sind.
Der Anteil der oberflächenaktiven Substanzen im Gemisch mit den basischen
Verbindungen beträgt im allgemeinen 0,1 bis 95%, vorzugsweise
0,5 bis 50% und insbesondere 1 bis 10 Gew.-%.
Der Anteil der oberflächenaktiven Susbtanzen am Gemisch mit den basischen
Verbindungen hängt in hohem Maße davon ab, welche zusätzliche
Funktion die oberflächenaktive Substanz zu übernehmen hat. Soll im hohen
Maße das flüchtige Quecksilber abgeschieden werden, dann ist es empfehlenswert,
den Anteil entsprechend hoch zu setzen. Weiterhin ist natürlich
zu beachten, ob das System zur Komplettabscheidung aller Schadstoffe,
d. h. in einem einstufigen Verfahren eingesetzt wird, oder als nach
geschaltete Stufe nach einem mehrstufigen Waschverfahren. Bei Einsatz
als nachgeschaltete Stufe nach einem Waschverfahren ist der Anteil der
oberflächenaktiven Substanzen in den höheren Bereichen anzusiedeln. Als
Einstufenverfahren eingesetzt, dient das Gemisch vorzugsweise der Abscheidung
der sauren Schadstoffe, dementsprechend ist der Anteil an
oberflächenaktiven Substanzen gering.
Eine weitere bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, die Eindüsung der basischen stickstoffhaltigen Verbindungen
bei Temperaturen von 10°C oberhalb des Taupunktes des Wasserdampfes
des jeweiligen Gases bei 350°C, vorzugsweise von 80 bis 250°C, inbesondere
100 bis 200°C und ganz besonders bevorzugt 120 bis 180°C, durchzuführen.
Ausgangspunkt der Wahl der Temperatur ist das Temperaturniveau des angewandten
Reinigungsverfahrens. Die Trockensorption arbeitet im Verfahren
von 160 bis 1250°C. Dieser Temperaturbereich kann auch für das erfindungsgemäße
Verfahren beibehalten werden.
Die Sprühsorption dagegen arbeitet bereits bei tieferem Temperaturniveau
von 120 bis 180°C. Auch bei diesem Temperaturniveau kann durch das Eindüsen
von basischem stickstoffhaltigen Verbindungen eine bequeme Minderung
der Restemission von Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff erreicht
werden.
Der Temperaturbereich der konditionierten Trockensorption beträgt 120
bis 160°C. Auch in diesem Temperaturbereich läßt sich das erfindungsgemäße
Verfahren mit allen Vorteilen anwenden.
Zum Taupunkt des Wasserdampfes des jeweiligen Gases ist festzustellen,
daß er bei den Abgasen aus der Müllverbrenung bei etwa 60°C liegt. Nach
Wäschern ist also die Mindesttemperatur bei der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens bei der Müllverbrennung 70°C. Mit der Fahrweise
im Trockenbereich soll verhindert werden, daß durch Kondensation der
eingedüste Ammoniak ausgewaschen wird. Nach den bisherigen Ausführungen
ist es also deutlich, daß nach Wäschern die Reaktionstemperatur des erfindungsgemäßen
Verfahrens von beispielsweise 70 bis 350°C reichen kann.
Der bevorzugte Bereich liegt jedoch im Temperaturbereich von 100 bis
200°C, wobei ein ausgewählter Temperaturbereich bei 120 bis 180°C liegt.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann als einstufiges Verfahren oder als
Teilstufe, insbesondere als Letztstufe, eines mehrstufigen Verfahrens
eingesetzt werden.
Zu den einstufigen Verfahren zählt der Einsatz bei der Sprühsorption,
der konditionierten Trockensorption und der Trockensorption. In diesen
Fällen wird in einer Stufe die Gesamtheit der relevanten Schadstoffe
vermindert.
Bei dem mehrstufigen Verfahren liegt die Bedeutung des erfindungsgemäßen
Verfahrens beim Einsatz als Feinreinigungsstufe nach einem mehrstufigen
Naßwaschsystem. In diesem Fall werden, insbesondere bei Einsatz von basischen
Substanzen, die mit oberflächenaktiven Substanzen gemischt sind,
nicht nur die sauren Schadstoffe, sondern die ganze Palette der ökotoxischen
Schadstoffe mitabgeschieden.
Eine mehrstufige Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht
darin, nach der Abscheidung der sauren Schadstoffe zusätzlich Ammoniak
einzudüsen und die Reduktion der Stickstoffoxide NO und NO₂ auf
bekannte Weise in Aktivkohlereaktoren oder an Katalysatoren auf Basis
von Schwermetallen durchzuführen. Diese Reaktionen sind in ihren Randbedingungen
(z. B. Verweilzeit, Temperatur und dgl.) bekannt und bedürfen
keiner weiteren Erläuterung.
Andererseits kann bereits in der ersten Stufe mehr NH₃ als zur Minderung
der Restemission von SO₂ und HCl erforderlich ist eingedüst werden. Bei
Anwesenheit von Aktivkohle tritt eine Reduktion der Stickstoffoxide ein
und das nichtumgesetzte Ammoniak mindert die Restemission an SO₂, HCl
und HF.
Der überstöchiometrische Anteil an Ammoniak kann so eingestellt werden,
daß die Molverhältnisse von Anspruch 14 eintreten.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist die leichte
Regelung der Restemissionsminderung, die eine sofortige Reaktion auf
Spitzen von SO₂ und HCl ermöglicht.
Das Verfahren ist zur Behandlung von Gasen und Abgasen aus Produktionsprozessen,
z. B. Hüttenprozesse, Chloralkalielektrolyse und Hochofenprozesse,
und von Abgasen aus Kraftwerken, Abfallverbrennungs- und Sonder
müllverbrennungsanlagen, Anlagen der Glas- und Keramikindustrie, Feu
erungsanlagen im weitesten Sinne, Aluminiumschmelzwerken und Verbrennungsanlagen
geeignet.
Eingesetzt werden kann es für folgende Abgasreinigungsverfahren: Trockensorption,
konditionierte Trockensorption, Sprühsorption und
Sprühtrocknung sowie nach Naßwäschern und Kombinationen der verschiedensten
Reinigungsverfahren.
In einer Müllverarbeitungsanlage werden pro Stunde 6 t Hausmüll und Gewerbeabfälle
verbrannt. Die heißen Abgase werden über einen Kessel geleitet
und dann mit einer Temperatur von 180 bis 240°C in die Rauchgasreinigung
geführt. Sie besteht aus einer Trockensorption in der Trockensorptions
einrichtung wird das Abgas zuerst in einem Zyklon trocken entstaubt und
dann mit trockenem Calciumhydroxid vermischt. In einem Reaktor werden
Calciumhydroxid und Abgas intensiv verwirbelt und das basische Mittel
mit den sauren Schadstoffen zur Reaktion gebracht. An einem Gewebefilter
findet dann die Abscheidung der Feststoffe aus der Neutralisationsreaktion
und des nicht umgesetzten Calciumhydroxids sowie des Reststaubes
statt.
Bei einem Verbrauch von 25 k/h Calciumhydroxid wurden im Reingas für
Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid Restgehalte von
- Chlorwassserstoff | |
25 mg/m³ | |
- Schwefeldioxid | 70 mg/m³ |
festgestellt.
Zusammen mit dem pneumatisch geförderten Calciumhydroxid wurden in die
Abgasreinigungsanlage 2 m³/h gasförmiges Ammoniak eindosiert.
Sofort nach Zugabe von Ammoniak verminderten sich die Restgehalte an
Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff erheblich. Es stellte sich innerhalb
kürzester Zeit folgendes Niveau ein:
- Chlorwasserstoff | |
4 mg/m³ | |
- Schwefeldioxid | 5 mg/m³ |
Das Molverhältnis von Ammoniak zu der Gesamtmenge der sauren Schadstoffe
Schwefeldioxid und Chlorwasserstoff betrug in diesem Beispiel 0,73.
Das heißt, Ammoniak wurde unterstöchiometrisch eindosiert.
Weiterhin wurde festgestellt, daß anstelle von 25 kg/t nur noch 20 kg/t
an Calciumhydroxid eindosiert werden mußten. Das anfallende Reaktionsprodukt
aus dem Gewebefilter war frei von Ammoniakgeruch und von Ammoniumsalzen.
Claims (14)
1. Verfahren zur Abscheidung von Schadstoffen, insbesondere von
sauren Schadstoffen, aus Gasen und Abgasen mittels basischer
Substanzen, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich zu basischen
Alkali- und/oder Erdalkaliverbindungen oberhalb des Taupunktes
von Wasserstoff stickstoffhaltige basische Verbindungen eingedüst,
mit dem Gasstrom vermischt, zur Reaktion gebracht und die Feststoffe
an Staubabscheidevorrichtungen abgeschieden werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als stickstoffhaltige
basische Verbindungen Ammoniak, Ammoniumsalze, z. B.
Ammoniumchlorid, Harnstoff und/oder primäre, sekundäre und/oder
tertiäre Amine eingedüst werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß
Ammoniak gasförmig eingedüst wird.
4. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch
gekennzeichnet, daß die stickstoffhaltigen basischen
Verbindungen vor der Zugabe der basischen Alkali-
und/oder Erdalkaliverbindungen, zusammen mit diesen oder
nach der Zugabe der basischen Akali- und/oder
Erdalkaliverbindungen in den Gasstrom eingedüst werden.
5. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch
gekennzeichnet, daß die stickstoffhaltigen, basischen
Verbindungen, gerechnet als Ammoniak, NH₀ zu den Restemisionen
der sauren Schadstoffe Chlorwasserstoff und
Schwefeldioxid im Molverhältnis 0,01 bis 10 vorzugsweise
0,1 bis 2, inbesondere 0,2 bis 1, eingesetzt werden.
6. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet,
daß als basische Alkaliverbindungen Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid,
Natriumhydrogencarbonat, Natriumcarbonat, Kaliumhydrogencarbonat
und/oder Kaliumcarbonat und als basische Erdalkali
verbindungen Branntkalk, Calciumhydroxid, Kalkstein, Magnesiumoxid,
Magnesiumhydroxid und/oder Magnesiumcarbonat als Feststoffe,
Lösungen oder Supensionen eingesetzt werden.
7. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet,
daß Gemische aus den angegebenen basischen Alkaliverbindungen
und/oder Erdalkaliverbindungen und oberflächenaktive Substanzen
eingesetzt werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß als oberflächenaktive
Substanzen Aktivkohle, Aktivkoks, insbesondere Braunkohle-
Herdofenkoks, aktiviertes Aluminiumoxid, Kieselgel, Kieselgur
und/oder Zeolithe eingesetzt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil
der oberflächenaktiven Substanzen im Gemisch mit den basischen
Verbindungen 0,1 bis 95%, vorzugsweise 0,5 bis 50%, insbesondere
1 bis 10% beträgt.
10. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet,
daß die Eindüsung der basischen stickstoffhaltigen Verbindungen
bei Temperaturen von 10°C oberhalb des Taupunktes des Wasserdampfes
des jeweiligen Gases bis 400°C, vorzugsweise von 80 bis
250°C, insbesondere von 100 bis 200°C und ganz besonders bevorzugt
von 120° bis 180°C, erfolgt.
11. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch gekennzeichnet,
daß es als einstufiges Verfahren oder als Teilstufe, insbesondere
als Letztstufe eines mehrstufigen Verfahrens eingesetzt
wird.
12. Verfahren nach den vorhergehenden Ansprüchen, dadurch
gekennzeichnet, daß nach der Abscheidung der sauren Schadstoffe
zusätzlich NH₃ eingedüst wird, um die Reduktion der Stickstoffoxide
in nachgeschalteten Aktivkohlereaktoren oder Katalysatoren
durchzuführen.
13. Verfahren nach den Ansprüchen 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß
NH₃ in zur Reduktion der Stickstoffoxide überstöchiometrischen Menge
eingedüst, die Reduktion an oberflächenaktiven Substanzen, insbesondere
an Aktivkohle, durchgeführt und das nichtumgesetzte NH₃ zur
Restabscheidung von SO₂ und HCl verwendet wird.
14. Verfahren nach Anpruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß das
Molverhältnis des nichtumgesetzten NH₃ zu den Restemission der
sauren Schadstoffe Chlorwasserstoff und Schwefeldioxid 0,01 bis 10,
vorzugsweise 0,1 bis 2, insbesondere 0,2 bis 1, beträgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4100645A DE4100645A1 (de) | 1991-01-11 | 1991-01-11 | Verfahren zur abscheidung von schadstoffen, insbesondere von sauren schadstoffen, aus gasen und abgasen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4100645A DE4100645A1 (de) | 1991-01-11 | 1991-01-11 | Verfahren zur abscheidung von schadstoffen, insbesondere von sauren schadstoffen, aus gasen und abgasen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4100645A1 true DE4100645A1 (de) | 1992-07-16 |
Family
ID=6422850
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4100645A Withdrawn DE4100645A1 (de) | 1991-01-11 | 1991-01-11 | Verfahren zur abscheidung von schadstoffen, insbesondere von sauren schadstoffen, aus gasen und abgasen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4100645A1 (de) |
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