DE19731162C2 - Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen Abgas - Google Patents
Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen AbgasInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren der im Oberbegriff des Anspruches 1 ge
nannten Art.
Ein solches Verfahren ist aus der DE 44 37 781 A1 bekannt, bei dem eine
wässrige Natriumtetrasulfid-Lösung unmittelbar nach einem teilweisen Entstau
ben des Abgases in einem Elektrofilter dem Abgas zugeführt wird. d. h. bei ei
ner relativ hohen Temperatur, und danach das sich durch Reaktion von ioni
schem Quecksilber Hg2++ und Hg+ und von metallischem Quecksilber Hg0 bil
dende Quecksilbersulfid in einem Gewebefilter abgeschieden werden. Danach
erfolgt eine Auswaschung saurer Schadgaskomponenten, wie HCl und SO2.
Bei dem bekannten Verfahren wird die Natriumtetrasulfidlösung mit Raumtem
peratur mit Hilfe von kalter Zerstäuberluft eingesprüht. Für die Abscheidung des
Quecksilbers waren relativ große Mengen an Natriumtetrasulfid erforderlich.
Weiterhin ist eine relativ lange Kontaktstrecke erforderlich, da das Natriumte
trasulfid erst im heißen Rauchgas aktiviert wird.
Aus dem Lehrbuch der Anorganischen Chemie von Dr. Heinrich Remy, 13.
Aufl., Band I, Leipzig 1970, Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig
KG., S. 892 ist bekannt, daß Polysulfide durch Säuren unter Bildung von H2S
und S zersetzt werden. Ein Hinweis auf eine Quecksilberbindung durch Reakti
on von metallischem Quecksilbers mit S und von ionischem Quecksilber mit
H2S findet sich nicht.
Aus Gmelins Handbuch der Anorganischen Chemie - Natrium Systemnr. 21,
1928, Verlag Chemie GmbH, Berlin, S. 481 + 482 ist bekannt, daß bei Einsatz
einer 20%igen wässrigen Lösung von Na2S × 9H2O sich bei gewöhnlicher
Temperatur kein H2S entwickelt und die Entwicklung von H2S bei 80° sofort ein
setzt. Ein Hinweis auf Zugabe einer Säure oder eines Säubildners findet sich
nicht.
Mit der Deutschen Patentanmeldung 196 49 927 ist ein Verfahren vorgeschla
gen worden, bei dem die Alkalisulfid-Lösung unter gleichzeitiger Zufuhr von
Wärme zur Beschleunigung des Aufschlusses der Alkalisulfid-Moleküle zu
quecksilberabsorbierenden Substanzen in das Abgas eingebracht wird.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein gattungsgemäßes Verfahren
anzugeben, bei dem die Quecksilberabscheidung mittels der eingebrachten
Alkalitetrasulfidlösung, durch Steigerung der
Aktivierung des Alkalisulfids verbessert wird.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Abgas zunächst über einen Wä
scher zum Auswaschen eines Teils des Quecksilbers, weiterer Schwermetalle
und saurer Schadgaskomponenten geführt wird und danach zur Abscheidung
von weiterem Quecksilber eine Mischung der Alkalitetrasulfidlösung und einer Säure
oder eines Säurebildners unter gleichzeitiger Zufuhr von Wärme in das Abgas
eingebracht wird.
Es wurde überraschend gefunden, daß durch Auswaschung eines Teils des
Quecksilbers, weitere Schwermetalle und saure Schadgaskomponenten und
anschließender gezielter Zufuhr der Mischung von Alkalitetrasulfidlösung und Säure
oder Säurebildner und gleichzeitiger Zufuhr von Wärme die Abscheidung des
Quecksilbers ganz wesentlich verbessert wird.
Vorzugsweise wird die Säure ausgewählt aus der Gruppe: Mineralische Säure,
bevorzugt HCl oder H2SO4 und organische Säure, bevorzugt Ameisensäure,
oder Mischungen hiervon.
Unter Säurebildnern werden in den Ansprüchen und in der Beschreibung dieje
nigen Verbindungen verstanden, die bei Kontakt mit der Alkalitetrasulfidlösung oder
mit Abgasbestandteilen saure Eigenschaften entwickeln. So kann z. B. das im
Rauchgas enthaltene CO2 mit dem Wassergehalt der wässrigen Alkalitetrasulfidlösung
H2CO3 bilden. Ein zugegebener Ester kann gemäß der Gleichung R-
COOR' mit Wasser zur Bildung von R-COOH + R'OH führen.
Vorzugsweise wird die Mischung von Alkalitetrasulfidlösung und Säure oder Säure
bildner mittels eines Hilfsfluids in das Abgas eingebracht, vorzugsweise mit
Dampf oder Luft.
Die Erfindung soll nun an Hand der beigefügten Fig. 1 und 2 näher erläutert
werden. Es zeigt:
Fig. 1 eine Verfahrensführung mit Feinstaubabscheidung in einem Naßelektro
filter und
Fig. 2 eine Verfahrensführung mit Feinstaubabscheidung in einem Gewebefil
ter.
In einer Müllverbrennungsanlage 1 werden Abfälle bei ca. 900°C verbrannt
und mit Hilfe von nicht gesondert dargestellten Heizflächen auf ca. 300°C ab
gekühlt. In einem nachgeschalteten Elektrofilter 2 werden die Rauchgase grob
entstaubt, ohne das es zu einer wesentlichen Temperaturabsenkung kommt. In
einem nachgeschalteten Wäscher 3 mit einer sauren und einer alkalischen
Waschstufe werden saure Schadgaskomponenten SO2, HCl, HF usw. sowie
Schwermetallen u. a. und zum Teil auch Hg2+ ausgewaschen. In dem Wäscher
wird jedoch keine ausreichend Entfernung von Quecksilber erreicht, insbeson
dere von metallischem Quecksilber Hg0.
Das gereinigte Gas verläßt den Wäscher 3 feuchtigkeitsgesättigt und gekühlt
auf eine Temperatur von ca. 65°C und wird bei der Ausführungsform gemäß
Fig. 1 in einem nachgeschalteten Gaskühler 4 auf 55°C abgekühlt, wobei ge
zielt eine Kondensation von Wassertröpfchen auf dem HgS-haltigen Feinstaub
ausgelöst wird. Der Feinstaub wird in Form einer Suspension in einem dem
Gaskühler 4 nachgeschalteten Naßfilter 5, vorzugsweise Naßelektrofilter, ab
geschieden und über einen Saugzug 6 einem Kamin 7 zugeleitet.
In dem Verbindungskanal 8 zwischen Wäscher 3 und Gaskühler 4 einer Groß
anlage wird eine wässrige Na2S4-Lösung 9 mit einem erwärm
ten Hilfsfluid 10, wie z. B. Dampf, mit einer Strahlpumpe 11 eingedüst. Zusam
men mit der Natriumtetrasulfidlösung 9 wird der Strahlpumpe 11 Salzsäure 12
zugeführt. Wie der Pfeil 12' in der Fig. 1 zeigt, kann die Salzsäure auch erst
kurz vor dem Versprühen in dem Kanal 8 dem Gemisch aus Natriumtetrasulfid
und Hilfsmedium zugesetzt werden.
Es ist davon auszugehen, daß durch die Reaktion des Natriumtetrasulfids mit
der Salzsäure gemäß den nachfolgenen Gleichungen HgS und S0 entstehen.
Die S0-Atome reagieren mit dem metallischen Quecksilber und H2S mit ioni
schem Quecksilber zu dem erwünschten Quecksilbersulfid HgS:
Na2S4 + 2HCl ↔ 2NaCl + H2S + 3S0 (1)
Hg0 + S0 ↔ HgS (2)
H2S + Hg2+ ↔ HgS + 2H+ (3)
Wichtig für die Quecksilberminderung ist also die Bildung von H2S und S0 in
schnell und im gewünschten Maße. Gebildetes HgS wird im Naßelektrofilter 5
abgeschieden.
- 1. In synthetisches Rauchgas aus Preßluft und Hg0 wird alleine eine Na2S4- Lösung mit Dampf als Hilfsfluid eingedüst. Die Quecksilberminderung betrug ca. 20%.
- 2. Kurz vor Eindüsung der Tetrasulfidlösung wurde der mit Dampf eingedüsten Natriumtetrasulfidlösung zusätzlich stöchiometrisch HCl zugegeben. Die Quecksilberminderung erreichte 50%.
- 3. Kurz vor Eindüsung der Tetrasulfidlösung wurde der mit Dampf eingedüsten Natriumtetrasulfidlösung zusätzlich stöchiometrisch Ameisensäure zugege ben. Die Quecksilberminderung erreichte 50%.
Durch die Vermischung von HCl mit der Na2S4-Lösung vorzugsweise unmittel
bar vor der Versprühdüse wurde offensichtlich die für eine erfolgreiche
Quecksilberminderung notwendige Aktivierung des Na2S4 erreicht.
Bei den Versuchen 1 bis 3 wurde eine Rauchgastemperatur von 90-110°C
eingehalten; jedoch kann die Säurezugabe auch bei höheren Temperaturen
des Rauchgases sinnvoll sein, wenn hierdurch schneller die erforderliche Re
aktivitöt erreicht werden kann.
Vorzugsweise erfolgt die Zugabe von Salzsäure in stöchiometrischer Menge
nach Gleichung (1): Die Zugabe könnte auch leicht überstöchiometrisch erfol
gen.
Bei der Verfahrensführung gemäß Fig. 2 wird das Abgas nach Zufuhr der Na
triumtetrasulfidlösung 9 in Mischung mit der Salzsäure 12 nicht einem Gasküh
ler 4 und einem nachgeschalteten Naßelektrofilter 5 zugeführt, sondern das
Gas wird nach der Zugabe der Natriumtetrasulfidlösung in einem dem Wäscher
3 nachgeschalteten Wärmetauscher 13 erwärmt und über einen schichtbilden
den Gewebefilter 14 geführt, in dem sich das bildende HgS abgeschieden wird.
Durch die Verbesserung der Aktivierung des Natriumtetrasulfids wird die Wirt
schaftlichkeit des Reinigungsverfahrens verbessert, da wegen der besseren
Aktivierung gegebenenfalls geringere Mengen an Natriumtetrasulfidlösung ein
gesetzt werden können.
Die Zusammenführung der Natriumtetrasulfidlösung und der Salzsäure kann
vor der zur Eindüsung verwendeten Düse oder in der Düse selbst erfolgen,
wenn diese als Mischdüse ausgelegt ist. Falls eine bevorratete Mischung von
Natriumtetrasulfid und Salzäure erfolgt, muß dafür Sorge getragen werden, daß
in der Vorratsmischung keine Ausfällungen geschehen. Es wird daher bevor
zugt, die Zusammenführung von Natriumtetrasulfid mit der Salzsäure kurz vor
der Düse oder in der Düse durchzuführen.
Claims (4)
1. Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem
quecksilberhaltigen und gegebenenfalls Staub, weitere
Schwermetalle und weitere gasförmige Schadgaskomponenten
enthaltenden Abgas, insbesondere Abgas aus einer
Müllverbrennungsanlage, bei dem metallisches und ionisches
Quecksilber mit Hilfe einer Alkalitetrasulfidlösung, in
Quecksilbersulfid überführt und das Quecksilbersulfid über
einen Staubabscheider abgeschieden wird, dadurch
gekennzeichnet, daß das Abgas zunächst über einen Wäscher
zum Auswaschen eines Teils des Quecksilbers, weiterer
Schwermetalle und saurer Schadgaskomponenten geführt wird
und danach zur Abscheidung von weiterem Quecksilber eine
Mischung der Alkalitetrasulfidlösung und einer Säure oder
eines Säurebildners unter gleichzeitiger Zufuhr von Wärme
in das Abgas eingebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine
Säure ausgewählt wird aus der Gruppe: mineralische Säure,
bevorzugt HCI oder H2SO4 und organische Säure, bevorzugt
Ameisensäure oder Mischung hiervon.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß der Säurebildner ausgewählt wird aus der Gruppe der
Verbindungen, die bei Kontakt mit der
Alkalitetrasulfidlösung oder mit Abgasbestandteilen saure
Eigenschaften entwickeln.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung von
Alkalitetrasulfidlösung und Säure oder Säurebildner mittels
eines Hilfsfluids in das Abgas eingebracht wird,
vorzugsweise mit Dampf oder Luft.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997131162 DE19731162C2 (de) | 1997-07-21 | 1997-07-21 | Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen Abgas |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997131162 DE19731162C2 (de) | 1997-07-21 | 1997-07-21 | Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen Abgas |
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Family Applications (1)
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DE1997131162 Expired - Lifetime DE19731162C2 (de) | 1997-07-21 | 1997-07-21 | Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen Abgas |
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Families Citing this family (2)
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DE4123907A1 (de) * | 1991-07-18 | 1993-01-21 | Gea Wiegand Gmbh | Verfahren zur abscheidung von quecksilber und/oder quecksilber enthaltenden verbindungen aus rauch |
DE4437781A1 (de) * | 1994-10-25 | 1996-05-02 | Steinmueller Gmbh L & C | Verfahren zum Entfernen von Quecksilber aus einem quecksilberhaltigen Abgas |
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- 1997-07-21 DE DE1997131162 patent/DE19731162C2/de not_active Expired - Lifetime
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Also Published As
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DE19731162A1 (de) | 1999-01-28 |
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