DE3535600C1 - Verfahren zur Verminderung des Schadstoffgehaltes von staubhaltigen Rauch- oder Prozessgasen - Google Patents
Verfahren zur Verminderung des Schadstoffgehaltes von staubhaltigen Rauch- oder ProzessgasenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verminderung
des Schadstoffgehaltes, insbesondere Schwefeldioxides,
von staubhaltigen Rauch- oder Prozeßgasen, bei dem
die Gase zur Staubabscheidung gefiltert, mittels
eines Einspritzkühlers durch Einspritzen und Ver
dampfen von Wasser gekühlt, einem Absorber mit Ak
tivkoksschüttung zugeführt und aus der Aktivkoks
schüttung im Regenerator Schwefeldioxid desorbiert
und weiterverarbeitet wird.
Es sind, insbesondere in Verbindung mit der Rauch
gasreinigung für Kraftwerke, Verfahren der vorge
nannten Art bekannt, bei denen die aus dem Kessel
und durch einen anschließenden Wärmetauscher hindurch
strömenden Rauchgase zunächst einem Elektrofilter
zur Staubabscheidung zugeleitet werden, ehe die Rauch
gase in einen Einspritzkühler gelangen, in welchem
die Temperatur der Rauchgase auf etwa 120°C vermin
dert wird, ehe die Gase durch die Aktivkoksschüttung
bzw. -schüttungen eines Adsorbers zur Beladung des Ak
tivkokses mit Schadstoffen, insbesondere Schwefeldi
oxid, hindurchgeleitet werden. Eventuell vorhandene
zu hohe Staubanteile werden dann in nachgeschalteten
Staubfiltern abgeschieden und die so gereinigten Rauch
gase dem Kamin zugeführt.
Es wurde auch bereits vorgeschlagen, den Rauchgasen
im Zuge des Verfahrens Ammoniakgas zuzugeben, um die
in dem Rauchgas enthaltenen Stickoxide zumindest teil
weise katalytisch zu zersetzen und auch diese Schad
stoffe aus dem Rauchgas teilweise zu entfernen.
Ein Problem bei der Behandlung der Gase bringt dessen
SO3-Gehalt mit sich. Dieser bestimmt wesentlich den
Säuretaupunkt der Gase und verursacht Korrosionserschei
nungen, die beim bekannten Verfahren praktisch nicht
vermieden werden können.
Ein weiteres Problem bereiten die im Rauchgas enthal
tenen Halogene, die ebenfalls zu Korrosionsschäden füh
ren können, und die Schwermetalle, die oft nicht oder
nur ungenügend abgeschieden werden.
Schließlich ergeben sich Probleme, wenn zur Verminde
rung des Schadstoffgehaltes dem Rauchgas Ammoniakgas
zugegeben wird, welches dazu führt, daß Ammoniaksalze
entstehen, die sich an dem Aktivkoks anlagern und eine
Erhöhung des Strömungswiderstandes des Rauchgases in
der Aktivkoksschüttung verursachen. Außerdem kann durch
die Kristallbildung der Ammonsalze bei dem Behandlungs
zyklus des Aktivkokses eine Sprengwirkung auftreten,
durch welche die Aktivkoksteilchen zerstört werden,
was zu einem erhöhten Aktivkoksverbrauch im Verfahrens
ablauf führt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfah
ren der einleitend genannten Art so auszubilden, daß
die beschriebenen Nachteile weitgehend vermieden und
eine Erniedrigung des Taupunktes der Rauchgase bei ihrer
Überprüfung in den Adsorber erreicht sowie ein korro
sionsfreies Betreiben des Adsorbers ermöglicht und der
Aktivkoks vor der Zerstörung durch Ammonsalze geschützt
werden.
Zur Lösung vorstehender Aufgabe kennzeichnet sich das
eingangs genannte Verfahren dadurch, daß die Gase mit
ihrem Staubgehalt vor der Filterung wenigstens durch
einen Einspritzkühler unter gleichzeitiger Zugabe von
Ammoniak als Additiv hindurchgeleitet werden, und daß
die Gase nach der Filterung in den Adsorber überführt
werden und der mit den angelagerten Salzen beladene
Staub nach seinem Austrag zur Rückgewinnung des Ammo
niaks aufbereitet wird.
Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, die in
dem Rauchgass enthaltenen Staubteilchen vor ihrem Aus
trag durch die Filterung als Trägerpartikel zu verwen
den, an denen sich die durch die Zugabe des Ammoniaks
bildenden Ammonsalze anlagern können, so daß diese ge
meinsam mit dem Staub bei der nachfolgenden Filterung
ausgetragen werden. Dabei erfolgt durch die Zugabe des
Ammoniaks als Additiv in den Einspritzkühler eine gleich
mäßige Verteilung in dem Gasvolumen, und zwar auch dann,
wenn das Ammoniak als flüssige Lösung in den Einspritz
kühler eingebracht wird, weil im Einspritzkühler eine
Verdampfung erfolgt und damit Ammoniakgas frei wird,
welches sehr schnell mit den Halogenen und dem SO3 re
agiert und Ammonsalze bildet, die sich durch die genannte
Anlagerung an die Staubpartikelchen einschl. der Schwer
metallstaubteilchen bei der Filterung zugleich mit
der Befreiung des Gases von dem Staub austragen lassen.
Der so ausgetragene und mit den angelagerten Ammonsal
zen versehene Staub kann nach dem Abscheiden in bekann
ter Weise aufbereitet werden, um eine Rückgewinnung
des Ammoniaks zu erreichen, welches dann erneut in dem
Verfahren verwendet wird, so daß für das Verfahren bis
auf den Ersteinsatz des Ammoniaks nur die Verlustmen
gen des Ammoniaks ergänzt werden müssen.
Durch die Rückgewinnung des Ammoniaks fällt ein leicht
zu deponierender Feststoff nur in geringen Mengen an.
Es wird der weitere Vorteil erreicht, daß in dem Ad
sorber praktisch nur noch SO2 mittels des Aktivkokses
abgeschieden wird, wodurch sich eine Erleichterung der
Reinigung und Weiterverarbeitung des sog. Reichgases
nach der Regeneration des Aktivkokses ergibt, da im
Reichgas allenfalls noch Spuren von Halogenen enthalten
sind.
Durch den Entzug von SO3 und der Halogene aus dem Rauch-
oder Prozeßgas vor der Einleitung dieses Gases in den
Adsorber wird eine erhebliche Erniedrigung des Säure
taupunktes und des Korrosionspotentials des Gases er
reicht, so daß der Adsorber mit geringeren Temperaturen
als bisher betrieben werden kann. Dies wiederum führt
zu dem großen Vorzug, daß sich die Voraussetzungen für
die Abscheidung von SO2 in dem Adsorber verbessern.
Die Aufnahmekapazität von Aktivkoks für SO2 ist tem
peraturabhängig und wird mit geringeren Temperaturen
günstiger. Durch das neue Verfahren kann somit entweder
der Bedarf an Aktivkoks verringert, oder aber es kann
die Aufenthaltszeit der Rauchgase beim Durchströmen
durch den Adsorber vermindert werden.
Durch die Zugabe des Ammoniaks in den Einspritzkühler
und die dort erfolgende obenbeschriebene schnelle Ver
teilung des Ammoniaks über das gesamte im Einspritz
kühler vorhandene Gasvolumen ist es praktisch möglich,
eine stöchiometrische Zugabe des Ammoniaks vorzusehen.
Wie bereits oben beschrieben wurde, kann Ammoniak in
den Einspritzkühler in Form einer wässrigen Lösung ein
gegeben werden, da durch die Verdampfung das sich schnell
in dem Mischraum verteilende Ammoniakgas entsteht.
Eine besonders günstige und schnellere Reaktion erreicht
man, wenn das Additiv wenigstens teilweise in Form von
Ammoniakgas zugegeben wird.
Da der mit Ammonsalzen beladene Flugstaub in dem aus
dem Einspritzkühler austretenden Rauchgas eine gegen
über nichtbeladenem Flugstaub erhöhte elektrische Leit
fähigkeit aufweist, kann bei Verwendung eines Elektro
filters zur Abscheidung des mit den Ammonsalzen bela
denen Flugstaubes eine Verbesserung des Abscheidegrades
erzielt werden. Man erreicht einen besseren Abscheide
grad des Feinstaubes, an dem die Schwermetalle bevor
zugt angelagert sind. Durch die zuvor im Einspritzküh
ler erfolgte Verminderung der Gastemperatur kann das
Elektrofilter gegenüber der bisherigen Anordnung vor
dem Einspritzkühler entweder kleiner bemessen oder aber
bei gleicher Bemessung mit größerer Verweilzeit des
Gases bzw. verminderter Gasgeschwindigkeit und damit
geringeren Druckverlusten betrieben werden. Für den
Austrag des Staubes mit den Anlagerungen können je nach
Zweckmäßigkeit Filtersysteme unterschiedlicher Art,
ggf. auch in Kombination, verwendet werden.
Bei der Aufbereitung des mit den angelagerten Ammon
salzen beladenen Flugstaubes wird in bekannter Weise
die leichte Löslichkeit der Ammonsalze in Wasser aus
genutzt, so daß nach der Separierung der Ammonsalze
der Flugstaub als Feuchtmasse vorhanden ist, wodurch
sich eine leichte Handhabung und Transportfähigkeit
des Flugstaubes ergibt.
Das beschriebene Verfahren ist nicht nur für Rauchgase
aus Kraftwerken oder dgl. geeignet, sondern in gleicher
Weise auch für Gase aus anderen Prozessen, wie beispiels
weise bei der Glasherstellung und auch bei der Müllver
brennung anwendbar.
Bei der Behandlung von Prozeßgasen aus Müllverbrennungs
anlagen ergeben sich häufig dadurch weitere Schwierig
keiten, daß in diesen Gasen der Halogengehalt relativ
hoch ist. Hierdurch wird die von dem Rauchgas ausgehende
Korrosionsgefahr erheblich erhöht. Die Abscheidung der
Halogene aus Prozeßgasen von Müllverbrennungsanlagen
bereitet deshalb besondere Schwierigkeiten.
Erfindungsgemäß lassen sich die vorgenannten Schwie
rigkeiten jedoch dadurch meistern, daß die Gase vor
ihrer Einführung in den Einspritzkühler, in welchem
die Zugabe von Ammoniak erfolgt, durch einen vorgeord
neten Einspritzkühler oder eine vorgeordnete Einspritz
stufe hindurchgeführt und dabei Kalkmilch zugegeben
wird.
Der erste Einspritzkühler bzw. die vorgeordnete Ein
spritzstufe muß dabei einen guten Korrosionsschutz auf
weisen. In diesem ersten Einspritzkühler bzw. in der
ersten Einspritzstufe wird eine Senkung der Abgastem
peratur von ca. 200 bis 180°C auf etwa 160°C vorgenom
men und durch die Zugabe der Kalkmilch nicht nur eine
Verminderung des Halogengehaltes erzielt, sondern gleich
zeitig auch ein Teil des für die spätere chemische Bin
dung bei der Aufbereitung notwendigen Kalks dem Prozeß
gas zugeführt und hierdurch der später für die Aufberei
tung des mit den Ammonsalzen beladenen Flugstaubes not
wendigen Kalkbedarfes zum Teil gedeckt.
Die sich in dem ersten Einspritzkühler bzw. der vor
geordneten Einspritzstufe bildenden Salze vermehren
den Staub in dem Gas. Dies ist bei Rauch- oder Prozeß
gasen mit geringem Staubgehalt vorteilhaft.
Die Restabscheidung der Halogene bis auf Spuren findet
in der beschriebenen Weise in dem zweiten Einspritz
kühler bzw. der zweiten Stufe des Einspritzkühlers mit
Einsatz von Ammoniak bei Temperaturen zwischen 160°
und 120°C oder ggf. noch niedrigeren Temperaturen statt.
Eine Temperaturabsenkung merkbar unter 120°C ist möglich.
Sie bietet Vorteile für eine bessere Abscheidung von
Schwermetallen, insbesondere von Quecksilber.
Durch die beschriebene Vorabscheidung der Schadstoffe
und die mehrstufige Einspritzkühlung wird eine Behand
lung der Gase in einem breiten Temperaturbereich er
reicht, der sich günstig auf den Abscheidungsgrad der
Schadstoffe auswirkt.
In einer Reihe von Rauch- oder Prozeßgasen, beispiels
weise bei der Ölverbrennung, fallen nur geringe Staub
mengen in den Gasen an, so daß bei der Behandlung die
ser Gase in dem Einspritzkühler unter Zugabe von Ammo
niak die Gefahr besteht, daß in erhöhtem Maße feinste
Ammonsalzpartikel entstehen, die nur außerordentlich
schwierig aus dem Gas herausgefiltert werden können.
Um hier Abhilfe zu schaffen, ist bei einer bevorzugten
Ausgestaltung des Verfahrens vorgesehen, daß staubar
men Gasen vor der Zuführung zu dem Einspritzkühler,
in welchem die Zugabe von Ammoniak erfolgt, Kalkstaub
zugegeben wird, um eine ausreichende Anlagerung der
Salze zu erreichen.
Die Erfindung wird nachstehend an einigen Beispielen
in Verbindung mit den Zeichnungen erläutert.
Claims (4)
1. Verfahren zur Verminderung des Schadstoffgehaltes,
insbesondere Schwefeldioxides, von staubhaltigen
Rauch- oder Prozeßgasen, bei dem die Gase zur Staub
abscheidung gefiltert, mittels eines Einspritzküh
lers durch Einspritzen und Verdampfen von Wasser
gekühlt, einem Absorber mit Aktivkoksschüttung zu
geführt und aus der Aktivkoksschüttung im Regene
rator Schwefeldioxid desorbiert und weiterverarbeitet
wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gase mit ihrem Staubgehalt vor der Filterung
wenigstens durch einen Einspritzkühler unter gleich
zeitiger Zugabe von Ammoniak als Additiv hindurch
geleitet werden, und daß die Gase nach der Filte
rung in den Adsorber überführt werden und der mit
den angelagerten Salzen beladene Staub nach seinem
Austrag zur Rückgewinnung des Ammoniaks aufbereitet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Additiv wenigstens
teilweise in Form von Ammoniakgas zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Gase vor ihrer
Einführung in den Einspritzkühler, in welchem die
Zugabe von Ammoniak erfolgt, durch einen vorgeord
neten Einspritzkühler oder eine vorgeordnete Ein
spritzstufe hindurchgeführt und dabei Kalkmilch zu
gegeben wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, da
durch gekennzeichnet, daß bei
geringem Staubgehalt der Gase diesen vor der Zufüh
rung zu dem Einspritzkühler, in welchem die Zugabe
von Ammoniak erfolgt, Kalkstaub zugegeben wird.
Priority Applications (5)
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