Vorrichtung zum selbsttätigen Abtrennen des Fettes von Kranzdärmen
unter Benutzung eines in den Darm eingeführten Einlagekörpers. Die großen Schwierigkeiten,
die beim Bau einer Maschine zum selbsttätigen Abtrennen des Fettes von Kranzdärmen
zutage treten, sind im wesentlichen darin' begründet, daß der Darm ein allen möglichen
Zufälligkeiten unterworfenes Naturprodukt ist, bei welchem nur ganz wenige Eigenschaften
allgemein vorhanden sind, während alle übrigen Voraussetzungen innerhalb der weitesten
Grenzen schwanken. Als besonders schwierige Bedingungen und ungünstige Umstände
kommen namentlich in Betracht: Erstens, daß beim Abtrennen des Fettes das überaus
feine, den Darm umgebende, sogenannte Goldschlägerhäutchen nicht verletzt werden
darf, weil sonst die Widerstandsfähigkeit des Darmes so beeinträchtigt wird, daß
er, mit Wurstmasse gefüllt, beim Kochen platzt; zweitens, daß die Wandstärke des
Darmes erheblich schwankt; drittens, daß der Darm ganz ungleichmäßig mit streifenförmigen
und inselförmigen Fettansätzen oder mit mageren, hautartigen Sehnensträngen bewachsen
ist; viertens, daß der Darm an der Schneidstelle wegen des ungemein glitschrigen
Darmschleimes den geringsten Seitenkräften ausweicht; fünftens, daß die trotz vorausgegangener
Reinigung im Darme zurückgebliebenen Schleim- und Kotreste sich allmählich so ansammeln,
daß die Fortsetzung der Arbeit unmöglich wird; sechstens, daß die Weite nicht bloß
verschiedener, sondern sogar ein und desselben Darmes innerhalb weiter Grenzen fortwährend
wechselt; siebentens, daß auch die Durchmesser der schraubenförmigen Windungen der
Kranzdärme sehr große und unregelmäßige Unterschiede aufweisen; achtens, daß der
Darm nicht selten in beutelartigen Verwachsungen auftritt, bei denen die Länge des
Darmes mehr als das Vierfache der Länge des zugehörigen Sehnenstranges betragen
kann; neuntens, daß die Zugfestigkeit des Darmes außerordentlich gering ist und
durchschnittlich nur ein Kilogramm beträgt; zehntens, daß das Darmfett derart klebrig
ist, daß die Schwerkraft wirkungslos bleibt.
Da die Wandstärke des Darmes erheblich schwankt und das sogenannte
Goldschlägerhäutchen nicht verletzt werden darf, so ist es zunächst wohl selbstverständlich,
daß der Darm nicht zwangläufig, sondern kraftschlüssig am Schneidzeug -herbeigeführt
werden muß. Der Druck aber, welcher hierbei ausgeübt wird, darf nur gering sein,
weil sonst die sehr nachgiebige, vor dem Schneidzeug unbelastete, unter dem Schneidzeug
aber belastete Darmwandung an der Übergangsstelle einen Wulst bildet, der von der
Schneide des Messers sicher erfaßt und verletzt wird. Diese Bedingung ist indessen
nicht leicht zu erfüllen, weil der Druck, unter welchem der Darm kraftschlüssig
am Schneidzeug vorbeigeführt wird, von der jeweiligen Schwere der vorbeilaufenden
Darmstrecke beeinflußt wird, deren Gewichtswert wegen der Unregelmäßigkeit der Fettmassen
mindestens zwischen dem Einfachen und Zehnfachen fortwährend schwankt. Die Darmwandung
wird daher bald zu stark und bald zu schwach gegen das Schneidzeug gedrückt, was
zur Folge hat, daß entweder der Darm verletzt oder das Fett nicht gründlich beseitigt
wird. Ganz dieselben Wirkungen ergeben sich auch aus der Veränderlichkeit des Schleppwiderstandes
und der Einlaufrichtung des Darmes. Die größten Störungen aber entstehen aus dem
Umstande, daß der Darm an' der Schneidstelle wegen des ungemein glitschrigen Darmschleimes
den geringsten Seitenkräften ausweicht.
Auf der im feststehenden Lagerbock z
wagerecht gelagerten-
Achse 2 ist zwischen tellerförmigen Flanschen 3 und 4: das ringförinige Messer 5
befestigt, welches aus einer äußerst dünnen, gegen seitlichen Druck elastisch nachgiebigen
Stahlplatte besteht und die Gestalt eines nach hinten abnehmenden, abgestumpften
Kegels aufweist. Hinter dein Messer ist ein feststehender, in der Ansicht bogenförmiger
und im Querschnitt keilförmiger Führungskörper 6 angeordnet, welcher mittels des
Schlittens 7 und der Schraube 8 parallel zur Ebene des Messers in der Richtung des
den Bogen halbierenden Halbmessers verschoben und eingestellt werden kann. Mit seiner
vorderen, ebenen Fläche berührt dieser Führungskörper das Messer, und mit seiner
hinteren, kegelförmigen Fläche führt er den Darm und die Flügel des als Einlage
dienenden Spannkörpers c, welcher kraftschlüssig unter einem bestimmten Winkel gegen
Führungskörper und Messer gedrückt wird. Dieser Winkel, der als Schneidwinkel bezeichnet
werden soll, entspricht genau dem Basiswinkel des Kegels, dessen Mantel, bei richtiger
Einstellung, sowohl das Messer als auch den Führungskörper umhüllt. Der Spannkörper
c ist drehbar um seine Längsachse in den vorn aufgeschlitzten Lagern d des schräg
ansteigenden Trägers 9 gelagert, damit seine beiden symmetrisch gespreizten Flügel
immer im Gleichgewicht stehen; und die dem Messer zugekehrte Ebene der Flügel geht
durch die Längsachse des drehbaren Spannkörpers, damit die beim Schneiden auftretende,
seitwärts wirkende Reibung ein Drehmoment und folglich eine ungleiche Belastung
der Flügel nicht-hervorrufen kann. Der Träger 9 ist starr mit der senkrecht stehenden
Achse iö verbunden, die in den Lagern i i 'und 12 nach Art eines Schwenkkranes drehbar
geführt und durch eine Feder 13 so becinflußt ist, daß der vom Darin umgebene Spannkörper
mit seinen Flügeln unter einem bestimmten Druck gegen den Führungskörper 6 und das
Messer 5 gelegt wird. Der Angriffspunkt 14 der beiden Schleppräder r ist so angeordnet,
daß die Richtung der Zugkraft die Achse io des kranartigen Trägers des Spannkörpers
schneidet, was hier in einfachster und vollkommenster Weise dadurch erreicht wird,
daß er in diese Achse selbst verlegt ist. Der Antrieb der Schleppräder erfolgt durch
die Achse 17 mit Hilfe der Zahnräder 18 und 16, und der gleichmäßige Gang der beiden
Schleppräder ist durch zwei Zahnräder s gesichert, von denen je eines vom Teilkreise
des- zugehörigen Schlepprades auf gemeinschaftlicher Achse befestigt ist. Das auf
der Achse 15 sitzende Schlepprad läuft in einem feststehenden Lager, während das
Lager des anderen Schlepprades auf einem um den Zapfen i9 drehbaren I-=ebel2i angeordnet
ist, welcher durch eine Fjder ic so beeinflußt wird, daß sich die beiden Schleppräder
r unter ,entsprechendem Druck aufeinander abwälzen. Von den Schlepprädern gelangt
der Darin zu der lose htifenden oder mit einer gewissen @roreilung z-,@-angsweise
angetriebenen Leitrolle 25, daiiiit ein Aufwickeln des Darmes auf die Schleppräder
vermieden wird. Im Drehpunkt 27 ist der aufwärts - zurückfedernde Nebenh@be1 28
befestigt, dessen Angriffspunkt 29 chirch ein Zugelement mit dem auf dem Kran sitzenden
Angriffspunkt 30 derart verbunden ist, daß beim Niederdrücken des Nebenhebels
der Kran nebst Spannkörper und Darm vom Messer abgehoben wird. Senkrecht unterhalb
d-,s Einlaufsattels e ist der Führungsring 33 befestigt, damit nicht etwa durch
eine schräge Richtung des einlaufenden Darmes eine störende Beeinflussung des Kranes
hervorgerufen wird. Da es nun überaus schwierig und gefährlich wäre, den Darm in
die vom Messer verdeckten Vorrichtungen einzuführen, sind die Lagerpunkte ii und
12 sowie die Drehpunkte 15, 19, 24 und 27 und die festen Punkte 2o und 33 zu einem
selbständigen Systeme auf dem Haupthebel 32 vereinigt, welcher auf der Achse 31
befestigt und durch eine Feder so beeinflußt ist, daß er, emporgehoben, sich gegen
den festen Anschlag 26 legt, wobei die Zahnräder 16 und 18 genau zum Eingriff gelangen.
Wird dieser Haupthebel herabgedrückt, so gerät die Feder in eine tote Lage, während
gleichzeitig der Hebel 21 bis zur Rast 22 über den festen Anschlag 23 gleitet, wobei
das zangenartige Schleppwerk zwecks Aufnahme oder Freigabe des Darmes selbsttätig
geöffnet wird. Um einen Kranzdarm in die Maschine einzuführen, klappt man also den
Haupthebel 32 bis zum Anschlage 23 herab, öffnet das obere Lager d, nimmt den Spannkörper
c heraus und führt ihn in den Darm ein. Hierauf bringt man den vom Darm umgebenen
Spannkörper in seine frühere Lage, schließt das obere Lager wieder, führt den Anfang
des Darmes zwischen die Schleppräder y - und über die Leitrolle 25 und die Fortsetzung
des Darmes über den Einlaufsattel e und in den Führungsi ilig 33 und klappt den
Haupthebel 32 wieder empor, wobei sich das Schleppwerk selbsttätig schließt. Da
man beim Erfassen des Haupthebels 32 den Nebenhebel 28 unwillkürlich miterfaßt,
so zeigt sich, daß beim Niederdrüklcen des Haupthebels zunächst der Spannkörper
nebst Darm vom Messer abgehoben und dann das Schleppwerk ausgeschaltet wird, während
umgekehrt beim Emporheben des Haupthebels erst das Schleppwerk eingeschaltet und
dann der Spannkörper nebst Darm gegen das Messer gelegt wird. Sobald man
also
den eniporgeklappten Haupthebel los läßt, beginnt die Trennungsarbeit des Messers,
welches mit einer Geschwindigkeit von ao bis 40 Umdrehungen in der Sekunde im Sinne
des Pfeiles 35 rotiert, während der Darm bei je einer Umdrehung nur i cm fortschreitet,
so daß der Weg des Messers mehr als das Hundertfache des Darmfortschrittes beträgt.
Da nun in gewissem Sinne das Produkt aus Weg mal Schärfe des Messers konstant bleibt,
so darf das Messer stumpf sein, woraus sich, abgesehen von dem praktischen Vorteil,
daß das Messer nur selten geschliffen werden muß,-die technische Wirkung ergibt,
daß das Goldschlägerhäutchen von dein stumpfen Messer überhaupt nicht verletzt werden
kann. Der Vorgang ist deswegen auch nicht als ein Schneiden, sondern als ein Trennen
des Fettes vorn Darm zu betrachten, welches durch die dynamische Wirkung der nachgiebigen
Flügelenden w des mit ioo bis Zoo Umdrehungen in der Sekunde entgegengesetzt zum
Messer rotierenden Fetträumers v wesentlich unterstützt wird. Eine weitere wichtige
technische Wirkung wird durch die seitliche Nachgiebigkeit des elastischen, nur
ungefähr o,a mm dikken Messers erzielt, welches sich trotz der richtenden Wirkung
der Zentrifugalkraft den natürlichenUngleichmäßigkeiten der zwischen .den Flügeln
des Spannkörpers in der Quere gespannten und vom Führungskörper nach Art einer Seilkurve
durchgebogenen Darmwandung genau anpaßt. Da also die Darmwandung am ruhenden Führungskörper
Führung und Halt findet, während sie vom rotierenden Messer nur leicht bestrichen
wird, so tritt trotz der Glitschrigkeit der Innenwandung keine seitliche Verschiebung
des Darmes ein. Da ferner keine auf den Kran senkrecht wirkende Last und keine in
der theoretischen Achse io des Kranes angreifende Zugkraft eine Drehung desselben
herbeiführen kann, und da die Einlaufrichtung des senkrecht emporsteigenden Darmes
durch den Führungsring 33 gesichert ist, so sind alle störenden Seitenkräfte aufgehoben,
die sich aus der Veränderlichkeit des Gewichtes, des Schleppwiderstandes und der
Einlaufrichtung des Darmes ergeben könnten. Auch die Ansammlung von Schleim- und
Kotresten ist nach Möglichkeit vermieden, weil der Darm von unten nach oben in die
Maschine einläuft.