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Binder für Halmdächer und Handwerkzeug
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zum Einbinden Die Erfindung betrifft Binder für Halmdächer aus sich
überdeckenden Halmschichten, die zwischen festen Dachlatten eckigen Querschnitts
auf der Dachkonstruktion und dazu parallel verlaufenden, lose auflegbaren Bindestäben
eingebunden sind, sowie ein Handwerkzeug zum Einbinden der Binder für die Halme
solcher Halmdächer.
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Nach dem Stande der Technik erfolgt die Bindung des Halmdaches für
Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf horizontal und parallel zueinander angeordneten
Dachlatten, die auf den Dachsparren oder einer anderen tragenden Unterkonstruktion
befestigt sind. Dabei wird die Dacheindeckung aus Ried oder einem anderen geeigneten
Halmmaterial von unten nach oben in sich überdeckenden Schichten und innerhalb der
Schichten bündelweise aufgebunden, wobei die unteren Halmenden in schuppenartiger
Anordnung die äußere Dachfläche bilden.
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Die Bindung der Bündel der einzelnen Schichten erfolgt durch Auflegen
von oberen Bindestäben auf die Halmschichten und durch Verbinden dieser oberen Bindestäbe
mit den unteren Dachlatten auf den Dachsparren mittels Bindedraht, welcher unter
Benutzung spezieller Handwerkzeuge eingezogen, gespannt und verknotet wird. Bei
der Spannung der Bindedrähte muß der obere Bindestab mit den Knien niedergedrückt
und gleichzeitig der Bindedraht mit der Körperkraft angezogen werden, so daß die
Verknotung (Rödelung) unter Aufrechterhaltung der Spannung erfolgen kann. Die Handwerkzeuge
bestehen aus gebogenen Nadeln, mit denen der Bindedraht von der Dachoberseite her
durch das Ried oder dgl. nach innen und um eine Dachlatte herum wieder nach oben
und außen gezogen wird, und aus Zangen, mit denen der Bindedraht straff gespannt
und seine Enden oberhalb eines aufgelegten Bindestabes miteinander verknotet werden,
z. B. durch Verdrehen und Verbiegen.
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Neben der Verwendung von Holzschächten (in der Bedeutung der niederdeutschen
Sprache) sind Eisenstäbe und Eisendrähte als obere Bindestäbe bekannt.
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Durch das schuppenartige Einbinden des Daches in mehreren Schichten
wird der Bindeknoten durch obere Schichten abgedeckt, so daß die Bindung von außen
nicht mehr sichtbar ist.
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Es ist Aufgabe der Erfindung, diese Art der Dacheinbindung für die
ausführenden Personen zu erleichtern und rationeller zu gestalten.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch einen Binder gelöst, der
aus höherfestem Stahl bestimmter, das Durchstecken durch die Halmauflage des Daches
ohne Eigenverformung ermöglichender Steifigkeit besteht und L-förmig vorgeformt
ist.
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Der Vorteil eines solchen Binders besteht darin, daß er mit seinem
L-förmig vorgeformten Fußteil durch-die Halmauflage des Daches hindurchgesteckt
und mit seinem Fußteil in eine Lage gebracht werden kann, in der dieser Fußteil
die Dachlatte umgreift. Das dann nach oben aus dem Dach herãusragende gerade Ende
des Binders läßt sich nach dem Niederdrücken der Halme um den von oben lose auf
die Halme aufgelegten Bindedraht herumbiegen. Die Stärke des verwendeten Materials
und dessen Festigkeit bewirken eine ausreichend feste Verbindung des Binders sowohl
mit der Dachlatte als auch mit dem oberen Bindestab. Für das Herumbiegen des oberen
Binderendes um den aufgelegten Bindestab wird vorteilhaft ein Handwerkzeug verwendet,
welches nach einem besonderen Gestaltungsgedanken der Erfindung aus einem Flachstahl
mit einem seitlichen Schlitz besteht, dessen Breite gleich oder wenig größer ist,
als die Dicke des Binders. Dieses Handgerät wird mit dem Schlitz über das nach oben
gerichtete Ende des Binders gestreift und dann durch Schwenkbewegung zum Körper
hin um den Bindestab bewegt, so daß der Binder um diesen Bindestab herumgebogen
wird. Es wurde herausgefunden, daß der Binder vorteilhaft aus einem Stahl mit einer
Festigkeit von 60 Newton pro Quadratmillimeter und mit einem Durchmesser von ca.
4 Millimetern besteht. Die Vorformung geschieht in der Weise, daß die L-förmige
Fußform des Binders wenigstens zwei Ecken des Dachlattenprofils eng umgreift und
das gegenüberliegende Ende mit ca. 180 Grad um den oberen Bindestab herumgebogen
wird. Der Fuß der L-Form des Binders entspricht dabei in den Abmessungen vorteilhaft
den Abmessungen des Dachlattenprofils. Trotz der einfachen Ausbildungsform wird
mit dem Handgerät eine feste Spannung des Binders und eine sichere Verbindung dieses
Binders mit dem Bindestab erreicht.
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Die Ausbildung des Handwerkzeugs ermöglicht auch ein Nachspannen des
Binders, falls dessen Spannung als nicht ausreichend angesehen wird.
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Besondere Vorteile der erfindungsgemäßen Ausbildung des Binders und
der Verwendung des erfindungsgemäßen Handwerkzeuges ergeben sich in Verbindung mit
motorischen Einrichtungen zum Niederdrücken der oberen Bindestäbe bei der Einbindung
des Daches.
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Mit einer solchen Einrichtung können die oberen Bindestäbe beispielsweise
auf einer bestimmten Länge gleichzeitig niedergedrückt und in dieser Lage gehalten
werden, so daß sich in diesem Bereich Binder gemäß der Erfindung unter Benutzung
des Handwerkzeugs ohne weitere Kraftaufwendung in kürzester Zeit einbinden lassen.
Binder in der erfindungsgemäßen Ausbildung können sowohl von der Dachoberseite durch
die Halmauflage gesteckt als auch von der Unterseite durch die Halmauflage gesteckt
und dabei gleichzeitig mit der L-förmigen Fußform um die Dachlatte herumgelegt werden.
Dies ist in wesentlich kürzerer Zeit und mit weniger Zeitaufwand auch von ungeübten
Personen durchzuführen, wogegen das Einziehen der Bindedrähte mit den Nadeln und
anderen Hilfswerkzeugen eine gewisse Geschicklichkeit und übung erfordert.
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Auf der Zeichnung sind Ausführungsbeispiele der Erfindung zur näheren
Erläuterung dargestellt. Es zeigen: Figur 1 einen Binder gemäß der Erfindung, Figur
2 die Darstellung eines teilweise eingedeckten Daches im Schnitt, Figur 3 einen
im Maßstab stark vergrößerten Ausschnitt aus der Darstellung in Figur 2 und
Figur
4 das Handgerät für die Verformung des Binders in zwei um 90 Grad zueinander versetzten
Seitenansichten.
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In der Figur 1 ist ein Binder 1 aus einem 4 Millimeter starken Stahldraht
mit 60 Newton per Quadratmillimeter dargestellt. Das eine Ende des Binders 1 weist
einen L-förmigen Fußteil 2 auf. Die Schaftlänge des Binders 1 entspricht der Dicke
des einzubindenden Daches und ist an dem dem Fußteil 2 gegenüberliegenden Ende gerade
verlaufend ausgebildet. Für die Verformung dieses Schaftendes des Binders 1 ist
ein Handwerkzeug 3 entsprechend der Darstellung in Figur 4 vorgesehen. Danach besteht
dieses Handwerkzeug aus einem Flachstahl, welcher in Nähe des einen Endes einen
Schlitz 4 in der Form eines seitlichen Einschnitts aufweist, wobei die Breite dieses
Schlitzes 4 vorteilhaft wenig größer als die Dicke des Drahtes des Binders 1 ist.
Die Einschnittiefe ist für die Handhabung des Gerätes nicht von besonderer Bedeutung.
Vorteilhaft ist dieses Handgerät etwa 15 cm lang, 2 cm breit und 8 mm dick. Der
Schlitzabstand vom Ende des Handgeräts beträgt etwa 15 mm mit einer Einschnittiefe
von ca. 10 mm. Bei einer Drahtdicke von 4 mm für den Binder 1 empfiehlt sich eine
Schlitzbreite von etwa 6 mm.
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Das Dach ist nach dem Beispiel der Figur 2 aus parallel zueinander
verlaufenden Sparren 5 angeordnet, auf denen die Dachlatten 6 ebenfalls parallel
zueinander mit gleichbleibendem Abstand voneinander befestigt sind. Die im unteren
Bereich der Figur 2 dargestellte Dacheindeckung aus Ried 7 oder einem anderen geeigneten
Halmmaterial wird in Schichten mit von oben lose aufgelegten Bindestäben 8 aufgebunden,
wobei diese aufgelegten Bindestäbe 8 senkrecht zur Dachebene über den Dachlatten
angeordnet sind und mit den Dachlatten durch die Binder 1 fest
verbunden
werden, wie es deutlich aus der vergrößerten Darstellung in Figur 3 hervorgeht.
Der L-förmig gestaltete Fußteil 2 der Binder 1 ist in seinen Abmessungen an die
Querschnittsform der Dachlatten 6 angepaßt, so daß diese Dachlatten 6 von dem Fußteil
2 eng umschlossen werden. Das die Halmauflage durchdringende freie Ende des Schaftes
1 ist unter Benutzung des Handwerkzeuges 3 um den lose aufgelegten Bindestab 8 herumgebogen,
so daß eine Umschlingung von wenigstens 180 Grad gebildet wird, wie es in der Zeichnung
mit vollen Linien dargestellt ist Diese Verformung erfolgt unter Benutzung des Handwerkzeuges
nach der Darstellung in Figur 4.
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Die Anwendung dieses Handwerkzeuges ist in der Figur 1 mit gestrichelten
Linien veranschaulicht. Die Ausnutzung der Hebelwirkung erfolgt durch die Auflage
des Handwerkzeugs mit dem kurzen Ende neben dem Schlitz 4 auf den oberen Bindestab,
so daß die Schwenkbewegung von Hand an dem wesentlich längeren Hebelarm des gegenüberliegenden
Endes erfolgt. Bei Verwendung ausreichender Material festigkeiten und Materialstärken
wird durch die in der Figur 3 im vergrößerten Maßstab veranschaulichte Anwendung
der Binder gemäß der Erfindung eine sichere und haltbare Dacheinbindung erreicht.
Ein Binder in der Gestaltung nach der Erfindung kann sowohl von der Dachoberseite
her als auch von der Dachunterseite aus durch die Halmauflage gesteckt und in seine
mit dem Fußtei die Dachlatte 6 umgreifende Bindeposition gebracht werden, wobei
das Durchstecken von innen eine weitere Erleichterung und auch eine Beschleunigung
der Arbeiten auf dem Dache mi tsichbri ngt.