-
Verfahren zur Herstellung künstlicher Lithographiesteine. Die chemische
Verbindung MgO kann aus verschiedenen Ansgangsmaterialien gewonnen werden, und es
entsteht, was charakteristisch und nicht vorherzusehen ist, von - Fall zu Fall ein
in seinen Eigenschaften sehr verschiedenartiges Produkt. In keinem der bis jetzt
bekannten Verfahren zur Herstellung künstlicher Lithographiesteine, welche diesen
Stoff als Grundlage benutzen, . kommt die Kenntnis dieser wichtigen Tatsache zum
Ausdruck. Die Patentschrift 210384 verwendet Magnesia und Magnesiumchlorid als Bindemittel
für »Steinmehl«, unter Zusatz von Aluminiumsalzen oder von Harzemulsionen, Harzseifenlösungen
oder Harzseifenemulsionen. Der Neuheitsgedanke liegt hier in dem Zusatz von Aluminium-
bzw. Harzverbindungen. Die Substanz, welche die Eigenschaften der fertigen Steine
bestimmt, ist in diesem Falle das Steinmehl. Die anderen hierhergehörenden Verfahren,
welche Magnesiumoxyd mitbenutzen, verwenden dasselbe durchgehends in der Form des
gebrannten Magnesits. Dieser ist auch bei feinster Mahlung ein körniges Pulver.
Die Körnchen werden von der Chlormagnesiumlauge nicht gleich durchdrungen, der Abbindeprozeß.
setzt nicht an allen Stellen zu gleicher Zeit ein, die Folgen sind Spannungen in
der Masse, welche sich in Rissen früher oder später bemerkbar machen, besonders
bei Temperaturänderunegn. Das Verfahren der Patentschrift 287484 hat mit diesen
ungünstigen Verhältnissen zu rechnen, bei dem nach 2=13o1 dient der Magnesit nur
Wieder als Bindemittel für Solenhoferstein unter Zusatz von Metallpulver. Ferner
ist die Reaktionsfähigkeit des Magnesits mit starker Wärmeentwicklung verbunden.
Ohne künstliche Kühlung . begegnet dadurch die Herstellung großer Steine erheblichen
Schwierigkeiten und eine Kühlung kompliziert das Verfahren. In letzterer Richtung
wären zu nennen die Patentschriften 244852, 245008, 249366 und 2252648.
-
Nun hat sich gezeigt, daß Magnesiumoxyd, wenn es aus MgCl, durch einen
Glühprozeß über die Zwischenstufe des Mg(OH)2 gewonnen wird, ein Produkt darstellt,
welches sich dem gebrannten Magnesit für obigen Zweck bedeutend überlegen zeigt.
Es ist ein feines amorphes Pulver, das mit Mg C12 zu einem Stein von außerordentlicher
Festigkeit erstarrt. Reißkörper in Form und Größe der bei der Zementuntersuchung
üblichen geben Festigkeiten bis zu iao kg je = qcm. Das ist ein Vielfaches gegenüber
solchen aus Magnesit herstellbaren. Dieser vermehrten Festigkeit entspricht sinngemäß
eine viel größere Formbeständigkeit; man erhält ohne besondere Kunstgriffe Platten
frei von Rissen, die auch Temperaturänderungen, wie sie beim lithographischen Gebrauch
vorkommen, ohne Schaden vertragen. Die Reaktionsfähigkeit ist trotz der durch die
amorphe Form bedingten feineren Verteilung vermindert; der Erstarrungsprozeß verläuft
langsamer, ruhiger, die freiwerdende Wärme ist hier keineswegs von schädlicher Wirkung.
In
der kühlen Jahreszeit erweist es sich sogar als nützlich, die Chlormagnesiumlauge,
evtl. auch das Magnesiumoxyd etwas anzuwärmen. Reißkörper, bei denen der Abbindeprozeß
absichtlich durch mäßige äußere Wärmezufuhr durchgeführt wurde, zeigten Festigkeiten,
welche sogar bis zu 18o kg je i qcm anstiegen. Mit der verminderten Reaktionsfähigkeit
ist noch ein weiterer Vorteil gegenüber Magnesit verbunden. Das Erreichen der maximalen
Härte tritt bei Verwendung von Magnesia aus MgCl, viel später ein und kann durch
Aufbewahren in kühlen Räumen sehr wesentlich weiter hinausgeschoben werden. Solche
Platten nun, die noch nicht bei ihrer größten Härte angelangt sind, lassen sich,
was für manche Zwecke wichtig ist, sehr leicht und bequem gravieren. Der Graveur
hat auch genügend Zeit, seine Arbeit unter den günstigen Bedingungen zu Ende zu
führen. Nach dem Gesagten ergibt sich, daß man mit Magnesia, die aus MgCl, hergestellt
ist, gegenüber gebranntem Magnesit technisch einen besonderen Effekt erzielen kann.
-
In den bis jetzt bekannten Verfahren ist außerdem über die Stärke
der zu verwendenden Chlormagnesiumlösung nichts angegeben. Die Patentnehmer haben
hier einen Punkt von ganz besonderer Wichtigkeit außer acht gelassen. Gerade davon
hängt der Grad der Festigkeit, die Härte ab. Das in der Patentschrift 210384 erwähnte
Schwinden beim Abbinden kann durch richtig gewählte Laugenstärke nicht nur vermieden,
sondern sogar umgekehrt in ein Treiben umgewandelt werden. Allgemein gilt, daß Gemische
von Magnesia mit Chlormagnesiumlösungen unter 2o bis 21 ° B6 beim Abbinden schwinden,
mit stärkeren Laugen dagegen treiben, also das Volumen vergrößern. Mit Zunahme der
Laugenstärke wächst aber auch , die Festigkeit und die Härte. Dünne Laugen liefern
rissige Platten, starke dagegen nicht. Man wird also ohne Not nicht unter 15 ' Be
heruntergehen, in der Praxis aber mit Laugen über 2o° B6 arbeiten.