DE3229097C2 - - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Flächendesinfektionsmittel auf Basis von anionischen Tensiden und organischen Säuren.

Desinfektionsmittel auf Basis von anionischen Tensiden und organischen Säuren, insbesondere mit einem pH-Wert von 2 bis 6 und üblichen Trägerstoffen oder Zusatzstoffen sind allgemein bekannt, wie beispielsweise geringschäumende antimikrobielle Zusammensetzungen gemäß US-PS 36 50 964, die ungesättigte sulfonierte, aliphatische Carbonsäuren oder Salze von Alkylsulfaten als anionisches Tensid und Säuren, wie Phosphorsäure, Salzsäure, Schwefelsäure, Zitronensäure, Milchsäure oder Essigsäure enthalten, weil diese anionischen Tenside im sauren Milieu eine bessere mikrobizide Wirksamkeit entfalten. Ferner sind gemäß DE-OS 22 12 115 Mischungen zur Verhinderung des Wachstums von pathogenen Substanzen bekannt, die Isobuttersäure und Natriumlaurylsulfat enthalten, wobei noch Essigsäure oder Zitronensäure zugegen sein können. Auch sind gemäß DE-AS 11 05 549 desinfizierende Wasch- und Reinigungsmittel auf Basis oberflächenaktiver Verbindungen wie Fettalkoholsulfaten und Alkylsulfonaten bekannt, die neben freier Milchsäure noch andere Desinfektionsmittel (wie Aldehyde, Salicylsäure, Phenole und Quecksilberverbindungen) enthalten.

Alle diese bekannten durch Säurezusatz in den sauren Bereich gebrachten anionischen Tenside haben ein geringes Wirkungsspektrum, sind teilweise lebensmittelrechtlich bedenklich und bei Temperaturen und 18°C wenig wirksam.

Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, ein bakterizides und insbesondere fungizides Flächendesinfektionsmittel vorzuschlagen, welches noch bei Temperaturen unter 18°C wirksam ist, für die Lebensmittelindustrie und im Küchenbereich gefahrlos eingesetzt werden kann, weder toxische Eigenschaften hat noch einen Eigengeruch aufweist und welches insbesondere in seinem Wirkungsspektrum nicht nur allgemein biozid sondern auch in bakterizider, fungizider und insbesondere viruzider Richtung wirkungsvoll ist.

Zur Lösung dieser Aufgabe wird daher ein Flächendesinfektionsmittel gemäß Hauptanspruch vorgeschlagen, welches in einer bevorzugten Ausgestaltung als Trägerstoffe noch Wasser oder Wasser/Alkohol-Gemische aufweist und als Füllstoff noch Natriumsulfat enthalten kann.

Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß die Kombination eines C₁₀- bis C₁₈-Alkylsulfonats bzw. -sulfats in Kombination mit L(+)Weinsäure und Benzoesäure oder in Kombination mit L(+)Weinsäure und Furan(2)carbonsäure bei einem Gewichtsverhältnis von C₁₀- bis C₁₈-Alkylsulfonat bzw. -sulfat zu den Säuren, nämlich L(+)Weinsäure, Benzoesäure, Furan-2-carbonsäure von 1 : 1 bis 9 : 1 die angestrebten Eigenschaften nämlich Wirksamkeit bei Temperaturen unter 18°C, hervorragende Kältestabilität und ein breites Wirkungsspektrum bei lebensmittelrechtlicher Unbedenklichkeit zeigt.

Zum Stand der Technik gehört zwar auch gemäß der nicht vorveröffentlichten DE-OS 32 27 126 ein Verfahren zum Unterbrechen oder Verhindern der Ausbreitung respiratorischer Viren unter Einsatz entsprechender virustötenden Küchen- und Badezimmerreiniger bzw. ähnlicher Haushaltsmittel und Wischtücher, die eine virustötende Menge einer nichttoxischen Säure R-COOH enthalten, in welcher R auch ein Carboxy-hydroxy-alkylrest) sein kann, und die ferner beispielsweise Alkylsulfonate oder Alkylsulfate (wie Na-Dodecylsulfat) enthalten. Als Säuren werden u. a. Wein-, Zitronen-, Äpfel-, Bernstein- und Benzoesäure und deren Derivate vorgeschlagen, jedoch werden Weinsäure in Kombination mit Benzoesäure oder Furan(2)carbonsäure nicht erwähnt. Darüber hinaus werden als Tenside die vorliegenden speziellen C₁₀- bis C₁₈-Alkylsulfonate oder Alkylsulfate nicht in Kombination mit Weinsäure und Benzoesäure bzw. Furan(2)carbonsäure erwähnt.

Mit dem erfindungsgemäßen Flächendesinfektionsmittel wird die von führenden Hygienikern immer dringlich erhobene Forderung nach einem schnellwirkenden Desinfektionsmittel mit breitem Wirkungsspektrum und toxikologischer Verträglichkeit zur problemlosen Anwendung in der Lebensmittelhygiene durch eine glückliche Auswahl von Komponenten erfüllt. Hierbei ist auch beachtlich, daß die Desinfektion in Lebensmittelbetrieben wesentlich schwieriger als im medizinischen Bereich ist, weil hierfür weitaus weniger Chemikalien in Betracht kommen und stark riechende oder toxische Produkte von vornherein ausgeschlossen sind wie z. B. Aldehyde oder Phenole, die zwar ein breites Wirkungsspektrum haben, aber wegen ihrer Geruchsbelästigung und ihrer allergisierenden Wirkungen nicht eingesetzt werden können, einen Seifenfehler besitzen und bei Temperaturen unter 18°C eine stark verringerte Wirksamkeit haben. Die neuen Flächendesinfektionsmittel sind im Gegensatz zu den unangenehm riechenden Persäuren und halogenabspaltenden Verbindungen und gegenüber quaternären Ammoniumsalzen, die große Lücken in ihrem Wirkungsspektrum aufweisen oder durch Eiweißverschmutzungen inaktiviert werden, sehr viel besser einsatzfähig und können in geringen Konzentrationen als Desinfektionsmittel für die Lebensmittelindustrie und in Großküchen, im Küchenbereich, in Haushaltungen (wie Spülen, Arbeitsflächen, Kühlschränken und Küchenmaschinen) als gebrauchsfertige Lösung bei geringster Toxizität in kürzester Zeit eine bakterizide Wirkung erzielen, um Verderbniserreger und auch pathogene Keime abzutöten.

Die C₁₀- bis C₁₈-Aökylsulfonate und -sulfate haben vorzugsweise 10 bis 16 und insbesondere 12 bis 14 Kohlenstoffatome in der Alkylgruppe, die primär oder sekundär sein kann. Das Kation in den Alkylsulfonaten und -sulfaten leitet sich von Alkalimetallen, Aminen und substituierten Aminen sowie Ammonium und substituierten Ammoniumgruppen ab, wie der Triethanolamingruppe, wobei Natriumalkylsulfonate und -sulfate bevorzugt werden.

Die organischen Säuren, nämlich L(+)Weinsäure, Benzoesäure oder Furan(2)carbonsäure können auch in Form ihrer Alkalisalze eingesetzt werden, wenn sie durch den Zusatz einer anorganischen Säure in die gewünschte freie Säureform überführt werden.

Falls die Löslichkeit der verwendeten Komponenten in Wasser beschränkt ist, werden Alkohole wie Ethanol, n- und i-Propanol oder 1,2-Propandiol zugesetzt, um sie in Lösung zu bringen, wobei die Alkohole auch zu einer schnelleren Abtrocknung der Formulierungen beitragen.

Der pH-Wert der Gebrauchslösung kann zwischen 0,1 und 5,0 liegen, wobei eine optimale mikrobiobizide Wirkung im pH-Bereich von 2 bis 4 erzielt wird. Der Zusatz anderer Tenside ist möglich, wobei Fettalkoholethersulfate in Kombination mit Natriumchlorid die Viskosität der wäßrigen Lösung erhöhen; nichtionische Tenside und insbesondere Fettalkoholpolyglykolether mit einem entsprechenden Ethoxylierungsgrad können zur Schaumregulierung zugesetzt werden. Letztlich können auch Korrosionsinhibitoren, Enzyme, weitere antimikrobielle Wirkstoffe, Parfums, Farbstoffe, Lösungsvermittler, pH-Korrigentien und für die Herstellung von festen Formulierungen noch Füllstoffe wie z. B. Natriumsulfat mit Erfolg verwendet werden.

Die erfindungsgemäßen Flächendesinfektionsmittel können in Form von Konzentraten vorliegen, was für die Lagerung und den Versand von Vorteil ist; ihr Wirkstoffgehalt liegt in einem Bereich von 20 bis 40%. Diese Präparate können mit Wasser oder Wasser/Alkohol-Gemischen in gebrauchsfertige Lösungen überführt werden, deren Wirkstoffgehalt ausreicht, die notwendige mikrobizide Wirkung zu erzielen. Für eine sichere und gefahrlose Handhabung im Haushalt sind dagegen Gebrauchslösungen zweckmäßiger.

Die Weinsäure ist als Genußsäure lebensmittelrechtlich unbedenklich, gleiches gilt für die lebensmittelrechtlich als Konservierungsmittel zugelassene Benzoesäure. Auch die Furan(2)carbonsäure ist unbedenklich. Toxikologische Untersuchungen der Alkylsulfonate oder -sulfonate zeigen physiologisch unbedenkliche LD₅₀Maus-(oral)-Werte von 2100 mg/kg.

Beispiel 1

Aus den nachfolgend angegebenen Bestandteilen wurde eine gebrauchsfertige Formulierung für ein Flächendesinfektionsmittel hergestellt.

L(+)-Weinsäure|0,5%
Benzoesäure	1,0%
Na-Alkylsulfonat (Gemisch mit den Kettenlängen C₁₀-C₁₆)	2,0%
Ethanol	20,0%
Wasser, perm.	76,5%
	100%

Die Prüfung der mikrobiologischen Wirksamkeit dieser Formulierung mit dem pH-Wert 2,65 nach DGHM ergab folgende Werte:

1. Bakterizide Wirkung

(Suspensionsversuch; Abtötungszeit in Min.)

2. Fungizide Wirkung

(Suspensionsversuch; Abtötungszeit in Min.)

3. Viruzide Wirkung der Formulierung gemäß Beispiel 1 gegenüber Polioviren
Zeit, Min.
Titerreduktion, log₁₀
5
<8
15	<8
30	<8
60	<8

4. Mycobakterium amegmatis wurde mit der Formulierung des Beispiels 1 innerhalb von 60 Min. abgetötet.

5. Abtötung von Bakterien auf PVC- und Holzlack-Flächen mit der Formulierung des Beispiels 1

a) bei Raumtemperatur
b) bei 277°K )+4°C)

Die Zahlenangaben geben die ausgezählten Keimkolonien wieder; die erste Zahl gilt für die PVC-Fläche, die zweite für die Holzlack-Fläche

6. Abtötung von Pilzen auf PVC- und Holzlack-Flächen mit der Formulierung des Beispiels 1

a) bei Raumtemperatur
b) bei 277°K (+4°C)

Die Zahlenangaben geben die ausgezählten Keimkolonien wieder; die erste Zahl gilt für die PVC-Fläche, die zweite für die Holzlack-Fläche

Beispiel 2

Die untersuchte Formulierung hatte folgende Zusammensetzung:

Na-Dodecylsulfonat|20%
L(+)-Weinsäure	5%
Benzoesäure	5%
Ethanol	15%
Wasser, permutiert	55%
	100%

Tabelle 1

Beispiel 3

Eine feste (pulverförmige) Formulierung wurde aus folgenden Bestandteilen hergestellt:

Natrium-laurylsulfonat
10 Teile
Natrium-Decansulfat	10 Teile
L(+)-Weinsäure	3 Teile
Furan-2-carbonsäure	5 Teile
Natriumsulfat	72 Teile

Zum Nachweis der besseren Kältestabilität der patentgemäßen Flächendesinfektionsmitteln gegenüber der nicht vorveröffentlichten viruziden Zusammensetzungen gemäß DE-AS 32 27 126 wurden die dort genannten Säuren Zitronensäure, Äpfelsäure, Bernsteinsäure in einem willkürlichen Vergleich in Kombination mit Benzoesäure und einem Alkylsulfonatgemisch auf ihre Kältestabilität untersucht. Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Werte zeigen eine deutliche Überlegenheit der erfindungsgemäßen Flächendesinfektionsmittel gegenüber der gegenständlich anders gearteten viruziden Zusammensetzungen nach dieser Literatur.

Die in Richtung auf die Erfindung ausgewählten Komponenten Alkylsulfonat und Benzoesäure zeigen mit Zitronensäure, Äpfelsäure und Bernsteinsäure eine mangelhafte Kältestabilität; diese Mischungen frieren aus; bei der erfindungsgemäßen Mischung mit L(+)Weinsäure bildet sich nur ein geringfügiger Benzoesäure enthaltender Niederschlag, der die Desinfektionswirkung nicht beeinträchtigt.

Tabelle 2

Kältestabilitätsprüfung bakterizider und fungizider Wirkstofflösungen

Prüfung nach 24 h Lagerung bei -2°C (±1°)

Claims (4)

1. Flächendesinfektionsmittel bestehend aus

• A) C₁₀- bis C₁₈-Alkylsulfonaten, C₁₀- bis C₁₈-Alkylsulfaten oder einem Gemisch dieser,
• B) L(+)-Weinsäure und
• C) Benzoesäure, Furan-2-carbonsäure oder einem Gemisch dieser, sowie
• D) inerten Trägern bzw. Füllstoffen,

wobei das Gewichtsverhältnis von A : (B+C) = 1 : 1 bis 9 : 1 beträgt.

2. Flüssiges Desinfektionsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als Trägerstoffe Wasser oder Wasser-Alkohol-Gemische aufweist.

3. Festes Desinfektionsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es als Füllstoff Natriumsulfat enthält.