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Verfahren zur Herstellung eines für die Erzielung von blaustichigem
Eisrot oder anderen Eisfarben geeigneten ,ß-Naphtolpräparates. Die überragende Stellung,
welche das ß-Naphtol in den Azofarbenartikeln annimmt, hat. natürlich häufig dazu
geführt, die dem ß-Naphtol anhaftenden Fehler und Unzulänglichkeiten zu besprechen
und auf Abhilfe zu sinnen, oder einen Ersatz für das ß-Naphtol ausfindig zu machen.
Besonders in der Druckerei ist man bisher an die Verwendung des ß-Naphtols gebunden
gewesen, während für die Färberei größere Freiheit in der Wahl des Kupplungsstoffes
vorhanden ist. Als Hauptnachteil des ß-Naphtola wird das Braunwerden der grundierten
W aren,seineFlüchtigkeitbeimTrocknen, die Dampfunechtheit und die Reibunechtheit
angegeben. Auch der Farbton, welcher beim Hauptazoartikel, dem Pararot, mit gewöhnlichem
ß-Naphtol erhalten wird, ist vielfachen Verbesserungsversuchen unterzogen worden.
Er fällt ohne besondere Kunstgriffe sehr gelbstichig aus, während der Färber einen
satten Blaustich vorzieht. Um diesen zu erzielen, hat man mit Erfolg dem ,ß-Naphtol
z. B. To Teile ß-Naphtolsulfosäure F zugesetzt.
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Die Praxis hat weiterhin schon längst, durch Erfahrungen bei anderen
Färbeartikeln belehrt, zur Verwendung von fettsauren Salzen (Natriumrizinoleat,
Ammoniumrizinoleat) gegriffen und durch deren Zusatz blaustichigere, schönere Töne
von Pararot erzielt.
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Schwalbe und Hiemenz (Zeitschrift für die Farben-Industrie, =9o6,
Seite 1o6) stellten fest, daß Ammoniumrizinoleat den Blaustich am meisten fördert,
während Natriumrizinoleat schon gelbstichigeres Rot gibt, und ein Tonerdegeh:alt
der Präparätion einen starken Gelbstich verleiht.
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Erbau (Die Garnfärberei mit den Azoentwicklern, Berlin, Tgo6, Seite
7o) schreibt dem Ammoniakgehalt des Ammoniumrizinoleats keine günstige Wirkung zu,
da dieses sich beim Trocknen der präparierten Waren verflüchtigt und dadurch auf
der Faser zum Teil das schlechter kuppelnde und gelbstichiges Rot liefernde freie.p-Naphtol
im Überschuß zurückläßt.
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In Lehne's Färberzeitung 1913, Seite 22 und 23 hat Lichtenstein die
Herstellung eines kolloidalen Paranitranihnrotes beschrieben. Durch Einführung eines
Schutzkolloides, wie protalbinsäures Natron oder Gummiarabikum, in die ß-Naphtolnatriumlösung
erzeugt er beim Zusatz der Diazolösung eine kolloidale Lösung des Paranitranilinrotes.
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R. Haller hat das Wesen der Paranitranilinrotfärbung einer eingehenden
Untersuchung unterzogen (Lehne's Färberzeitung 1913, Seite 227) und gefunden,!
daß der blaue Stich einer Paranitranilinfärbung in innigem Zusammenhange mit dem
Dispersitätsgrade der in der Membran eingelagerten Teilchen des Adsorptionskomplexes
(Farbstoff-Fettsäure). steht. Je geringer dessen Dispersitätsgrad, um so gelbstichiger
sind auch die Färbungen. Zur Erzielung des höchsten erreichbaren Effektes empfiehlt
sich die Anwendung von rizinsauren Salzen als Zusatz zur Naphtolpräparation.
Alle
Zusätze zur ß-Naphtollösung, die den Dispersitätsgrad der. Teilchen zu verringern
vermögen, wie die früher verwendeten Tonerdesalze, ,sind zu vermeiden, da die Färbungen
nicht nur, "gelbstichiger, sondern auch weniger reibecht den.-- - 15 11s Mit Erfolg
wird daher schon längst das Parärot durch Zusatz von ß-Naphtolsulfosäure F und durch
Verwendung von Schutzkolloiden sowohl bezüglich Farbton wie Reibechtheit verbessert.
Trotzdem sind weitere Verbesserungen durchaus erwünscht. Eine solche soll durch
die Verwendung des neuen Naphtols A S, 2 - 3-Oxynaphtoesäureanilid, erzielt werden.
Aber das Naphtol A S ist eigentlich kein ß-Naphtol, sondern ein kompliziert zusammengesetzter
Abkömmling davon. Die Massenverwendung des ß-Naphtols wird es kaum ersetzen können.
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Versuche haben nun überraschenderweise ergeben, daß mit Hilfe eines
außerordentlich einfachen Kunstgriffes der gewünschte blaustichige Ton und eine
größere Reibechtheit das Pararots zu erzielen ist, wenn man dem Naphtolklotze, d.
h. der Lösung von ß-Naphtolnatrium, geringe Mengen, etwa 10/"" anderer mit Paranitranilin
oder den sonst gebräuchlichen Azoentwicklern kuppelbare substantive Farbstoffe zusetzt,
z. B. Diaminnitrazolviolett, Paraviolett, Parazolviolett und die zahlreichen sonst
hierhergehörigen Farbstoffe.
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Ausführungsbeispiel. Naphtollösung. 245 g Naphtol, 250 g Natronlauge
q.0° B6, 5oo ccm kochendes Wasser; 325 ccm kaltes Wasser.
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Mz- n gibt zur Naphtollösung noch 5oo g rizinusöl;aures Natron (saure
Rizinusseife nach Vorschrift Cassella) in 2 500 g heißem Wasser gelöst. Nun
gibt man entsprechend dem zu erzielenden Blaustiche 75, x00, 125 ccm einer
5prozentigen Lösung von Diaminnitrazolviolett R zu und füllt auf 1o 1 Klotz auf.
Man klotzt lauwarm und wie für Naphtol üblich.
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Man diazotiert in einem der üblichen Diazobäder für Rot, z. B. 21o
g p-Nitranilin werden mit 21 kochendem Wasser übergossen und mit 420 ccm Salzsäure
22° B6 zur Lösung gebracht. Diese Mischung wird mit 3 bis q. l Eiswasser und 2,5
kg kleingeschlagenem Eis auf möglichst niedrige Temperatur abgekühlt und mit 117
g Nitrit, 12oo ccm Wasser diazotiert. Nach halbstündigem Stehenlassen wird mit 5oo
g Natriumacetat, 2 1 Wasser neutralisiert. Das ganze Bad wird mit möglichst kaltem
Wasser auf i21 gestellt.
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An Stelle von Diazo-p-nitranilin kann eins der- haltbaren diazotierten
Produkte in der einer Konzentration von etwa 17 g Paranitranilin im Liter entsprechenden
Menge genommen werden.
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Für hellere Töne werden Naphtolklotz und Diazolösung entsprechend
abgeschwächt. Nach oben beschriebenem Verfahren wird gespült, sodann in einer 1prozentigen
Seifen. lösung kochend geseift und hierauf fertiggespült.
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Der überraschende Effekt, den der geringe Zusatz eines anderen Farbstoffes
auf das gewöhnliche Pärarot und andere Eisfarben ausübt, kann nicht allein auf eine
Mischfarbe zurückgeführt werden, sondern offenbar wirkt der Zusatz der - fremden,
in der Lösung des Naphtolnatriums gleichmäßig und innigst verteilten Farbkomponente
auch günstig auf den Dispersitätsg,- ad des ausgefällten Farbkörpers ein. Die leicht
beim Trocknen- eintretende braune Färbung der Grundierung wird vermieden, die Farbe
bleibt weiß. Die Sublimierfähigkeit des-Naphtols wird durch die allseitige Umhüllung
mit einem nicht sublimierbaren Körper verhindert oder herabgemindert. Beim Weißätzen
wird sofort odurch den bläulichen Untergrund ein reines Weiß erzielt, so daß sich
ein Trockenchloren in den meisten Fällen erübrigt. -