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Verfahren zur Herstellung eines bitterstofffreien Mehles aus Lupinen.
Zur Entbitterung von Lupinen sind seit langer Zeit schon die verschiedensten Verfahren
angegeben worden. So ist es z. B. bekannt, daß man durch alkalihaltiges Wasser eine
teilweise Entbitterung erreichen kann; ebenso wurden Versuche gemacht, mit Alkohol
die Bitterstoffe und Alkaloide der Lupinen auszulaugen (Pott, Handbuch der tierischen
Ernährung und der landwirtschaftlichen Futtermittel, 1907, Il. Band, S. 527).
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Ferner ist es bekannt, die Eiweißkörper der Lupinen. in entbittertem
Zustand zu erhalten, wenn man die Lupinenkörner mittels eines mit flüchtigem Alkali
oder einer flüchtigen Säure versetzten Lösungsmittels von Fett befreit, den Rückstand
mit Wasser auslaugt und aus der Lösung die Eiweißstoffe durch Neutralisierung ausfällt
(Patentschrift 12269o).
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In- der Zeitschrift für physiologische Chemie, Band 15,8g1, S. 155
und 407/8, ist ein Extraktionsverfahre`fr-für--Lupinen=:zwecks- -Ge-° winnung
von Lezithin angegeben, wonach dieselben zuerst mit Äther und darauf mit Alkohol
von 95 Prozent bei 6o° C behandelt werden. Bei dieser Extraktion wurde entweder
zur ..Abstumpfung der in geringer Menge vorhandenen organischen Säuren etwas Kalziumkarnonat
eingerührt, oder es wurde soviel Alkali zugeführt, daß die durch Titration eines
weingeistigen Extraktes ermittelte Säuremenge größtenteils neutralisiert sein mußte.
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' Im Gegensatz zu diesen bekannten Verfahren geht das vorliegende
Verfahren grundsätzlich davon aus, nicht einen entbitterten Extrakt oder nur die
entbitterten Eiweißstoffe der Lupinen zu gewinnen, sondern den Lupinen sollen nur
das Fett und die schädlichen Alkäloide und Bitterstoffe entzogen und so ein entbittertes
Lupinenmehl erhalten werden, das nicht nur als Futtermittel gebraucht werden kann,
sondern ganz besonders zur menschlichen Ernährung, zur Herstellung von Suppen, Suppenwürzen,
als Zusatz zu Brot und Gebäck usw. dienen soll. Das nach dem vorliegenden Verfahren
hergestellte Mehl enthält gegenüber dem gemäß Patentschrift 12269o erhaltenen Produkt
außer Eiweiß auch die wertvollen Kohlehydrate, die Salze usw. der Lupinen und ist
als ein weit wertvolleres Nahrungsmittel zu bezeichnen als die entbitterten Eiweißkörper
allein. Das Verfahren ist nicht nur vom rein praktischen Standpunkt der Ausbeute
aus als wesentlicher Fortschritt zu bezeichnen, sondern auch vom wirtschaftlichen
Standpunkt aus, -da-bei ihn! große Menge für-die-.-Ernährung wichtiger Lupinenbestandteile
nicht verlorengeht.
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Das vorliegende Verfahren -ist ein Kombinationsverfahren; es vereinigt
die bekannte Behandlung der Lupinen mit Alkalien mit der ebenfalls bekannten Extraktion
mit Alkohol. 'Nach Pott (1. c.) ist es nicht möglich, durch Behandlung der Lupinen
mit Alkali allein oder mit Alkohol. allein ein entbittertes Lupinenmehl zu erhalten,
hierbei wird vielmehr nur der Giftstoff entfernt, nicht aber der Bitterstoff und
der Alkaloidgehalt. Dies geschieht aber bei dem vorliegenden Verfahren. Der Zusatz
von Alkali hat einerseits den Zweck, das Lupinengewebe aufzulockern, anderseits
werden :hierdurch die gefundenen Bitterstoffe und Alkaloide -freigemacht,` so daß
sie schon
durch das Fettlösungsmittel zum Teil entfernt werden können.
Ihre völlige Entfernung ist aber auf diese Weise nicht möglich, weshalb noch die
EXtraktion'mit Spiritus angeschlossen wird, wodurch der- noch vorhandene Rest von
Bitterstoffen und Alkaloiden völlig entfernt wird.
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Was schließlich die Angaben in der Zeitschrift für physiologischeChemie,
Band 15,189x, S. 155 und q.07/8, betrifft, so handelt es sich dort im Gegensatz
zu dem vorliegenden Verfahren um die Entfettung von Lupinen unter Gewinnung von
Lezithin.
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Bei diesem bekannten Verfahren findet bei der auf die Entfettung folgenden
Behandlung der Pflanzensamen mit Alkohol ein Alkalizusatz statt, um, wie es in einer
Fußnote heißt: . . . die geringe Menge der in den Samen vorhandenen Säuren noch
abzustumpfen; auch wird dieser Alkalizusatz als nicht durchaus erforderlich bezeichnet
(s. Fußnote S. 4o7/8).
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Bei dem vorliegenden Verfahren werden hingegen die Lupinen mit einem
fettlösenden Mittel, Trichloräthylen o. dgl., in Gegenwart von Alkali behandelt,
wodurch eine andere Wirkung erreicht wird.
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Znr Ausführung des Verfahrens - kann folgendes Beispiel dienen xoo
kg Lupinen werden entschält und die zerkleinerten Kerne mit Ammoniak, Ätzalkalien
oder Alkalikarbonaten bis zur schwachen Alkalisierung vermischt, wozu je nach der
Qualität der Lupinen bis zu x Prozent des Lupinengewichtes benötigt werden. Die
Lupinen werden nun mit etwa - 2ö0 kg Trichloräthylen oder derselben Menge eines
anderen Fettlösungsmittels in einem kontinuierlich arbeitenden Extraktionsapparat
behandelt, wodurch das Fett und ein Teil der schädlichen Stoffe extrahiert werden.
Die Extraktion kann sowohl in der Kälte wie in der Wärme stattfinden. Das Fettlösungsmittel
wird sodann durch etwa Zoo bis 30o kg hochprozentigen Spiritus (8o bis 9o Prozent)
ersetzt und die Extraktion damit fortgesetzt. Wenn Alkalikarbonate zur Alkalisierung
angewendet werden, ist ein geringer Zusatz von Wasser zum Spiritus nötig. Die Extraktion
mit Alkohol dauert so lange, bis keine Alkaloide und Bitterstoffe mehr nachzuweisen
sind. Nach Entfernung der Extraktionsflüssigkeiten wird das Präparat getrocknet
und zu feinem Mehl gemahlen.