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Verfahren zur Gewinnung der in der Mariendistel (Carduus marianus)
enthaltenen Wirkstoffe
Wie eingehende Untersuchungen gezeigt haben, umfassen die
in der Mariendistel (Carduus marianus L.-Silybum Marianum Gärtn.) enthaltenen Wirkstoffe,
4die als Leber- und Gallenbehandlungsmittel Verwendung finden, zwei verschiedene
Arten von Stoffen, nämlich einerseits einen sehr sauerstoffreichen Körper mit einer
Bruttoformel C23 H23 °13 und anderseits eine Gruppe von Aminosäuren und Aminen,
darunter Histamin und Tyramin. Es besteht das Bedürfnis, diese beiden Gruppen von
Wirkstoffen zu trennen, um die medizinisch erwünschte Möglichkeit zur getrennten
Verabreichung zu schaffen, und sie in eine feste Form zu bringen, weil sie so am
besten standardisiert, und stabilisiert werden können. Im allgemeinen ist eine derartige
Trennung verschiedener Wirkstoffe einer Pflanze nur in mehreren Arbeitsgängen möglich.
Überraschenderweise hat sich im vorliegenden Falle ergeben, daß die Trennung der
beiden Gruppen von Wirkstoffen in sehr einfacher Weise in einem Arbeitsgang durchgeführt
werden kann. Das Verfahren gemäß der Erfindung besteht darin, daß die zerkleinerten
und in bekannter Weise vollständig entfetteten Pflanzenteile mit wasserfreiem Aceton
extrahiert werden und der Extrakt bis zum völligen Verdampfen des Acetons und bis
zur Kristallisation der Ausscheidungen redestilliert wird, während die Extrakbionsrückstände
auf Amine und Aminosäuren weiterverarbeitet werden. Man gezwingt auf diese Weise
ein rotbraunes Kristallpulver,
das außer dem sauerstoffreichen Körper
einen gelben Farbstoff enthält, der wahrscheinlich in die Gruppe der Flavonfarbstoffe
gehört.
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Zweckmäßig werden bei dieser Redestillation die letzten Reste des
Lösungsmittels durch Vakuumabsaugung entfernt. Um den sauerstoffreichen Körper allein
zu gewinnen, kann das Rohkristallisatin Niethanol gelöst und mit Salzsäure ausgefällt
werden, worauf der ausgefällte sauerstoffreiche Wirkstoff mit Wasser säurefrei gewaschen
und getrocknet wird. Durch Umlösen aus Alkohol und Essigester unter Zusatz von aktiver
Kohle kann der ausgefällte sauerstoffreiche Wirkstoff noch weiter gereinigt werden.
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Die Ausbeute des Fällungsverfahrens ist sehr beträchtlich. Man erhält
meist bis zu 60 % des reinen Stoffes, bezogen auf das eingesetzte Rohkristallisat.
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I) amit ist das Verfahren gemäß der Erfindung anderen Extraktionsverfahren,
z. B. der Urtinkturmethode, weit überlegen, da bei diesen nur geringe Mengen des
sauerstoffreichen Körpers in Lösung gehen. Im Mittel erhält man 5,5 % Wirkstoffe,
besogen auf die verwendete handelsübliche Droge (Samen), und 7 %, bezogen auf die
entfettete Droge. Im Vergleich zu der Ausbeute bei der gebräuchlichen Urtinkturmethode
liegt die Ausbeute nach dem erfindungsgemäßenVerfahren 30 bis 35% höher, wobei die
im weiteren Verfahren noch zu gewinnenden Eiweißkörper noch nicht berücksichtigt
sind. Das Verfahren zeichnet sich außerdem durch einen sehr geringen apparativen
Aufwand aus. Es werden nur eine oder zwei technische Extraktionsapparaturen, ein
N iederdruckverdampfer für Aceton und eine Vakuumdestillationseinrichtung benötigt.
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Das verwendete Aceton kann nach kurzer Trocknung zu 90% im nächsten
Arbeitsgang Verwendung finden, so daß die Kosten an Lösungsmitteln nur gering sind.
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Das Rohkristallisat weist nur geringe Spuren von Stickstoff auf,
wie man durch eine qualitative Stickstoffbestimmung feststellen kann. Dagegen zeigt
eine quantitative Stickstoffbestimmung nach Kjedahl, daß im gesamten Samenkorn 3,35010
Stickstoff enthalten sind, der sich im Pflanzenrückstand nach der Acetonextraktion
nur auf 3,28% vermindert hat. Daraus ist zu folgern, daß die Aminosäuren und Eiweißkörper
im Rückstand noch fast vollständig enthalten und nur geringe Spuren an stickstoffhaltigen
Stoffen in Lösung gegangen sind. Um diese Aminosäuren zu gewinnen, werden gemäß
der Erfindung die Preßrückstände extrahiert oder ausgekocht. Als Extraktionsflüssigkeit
kann dabei an Stelle von Wasser vorteilhaft eine 5- bis 10% ige Kochsalzlösung oder
eine 1%ige Sodalösung benutzt werden, wobei eine Neutralisation zur Erniedrigung
des pn-Wertes anzuschließen ist.
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Bei dem angegebenenVerfahren wird, wie üblich, von trockenen Pflanzenteilen
ausgegangen. Es ist aber auch möglich, frische Blätter dem erfindungsgemäßen Verfahren
in der Weise zu unterwerfen, daß man den aus ihnen durch Auspressen gewonnenen Saft
eindampft und die trockene Substanz der Extraktion mit \eetiii unterwirft. l)aliei
hat sich herausgestellt. daß in diesem Falle außer Aceton auch hochprozentiger Alkohol
und Essigester verwendet werdeii kaiiii. l)et bei der Extraktion sich ergebende
Rückstand kann in der obenbeschriebenen Weise weiter auf Amine und Aminosäuren verarbeitet
werden.
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Die erhaltenen Wirkstoffe können iii liekaniiter Weise zu flüssigen
Präparaten oder zu Tabletteii und Verreibungen weiterverarbeitet werden, wobei einerseits
die Einstellung auf einen bestimmten Gehalt an dem sauerstoffreichen Körper und
andererseits die Einstellung auf eine liestimmte Menge des aminosäurengemisches
oder auch auf einen bebestimmten Schwefelgehalt vorgenommen erden kann. e e i s
p i e 1 e I. 2000 g Carduus marianus-Samen werden fein zermahlen und mit Petroläther
oder Leichtbenzin bis zur Erschöpfung extrahiert, so daß sie keinerlei Fett mehr
enthalten. Diese Entfettung ist sehr sorgfältig durchzuführen, weil der weitere
Erfolg des Verfahrens von der vollständigen Entfettung abhängt. Die dabei gewonnene
Nlenge Öl beträgt 433,4 g, das sind 22,4 %. Nach Verdunsten des Petroläthers aus
den ausgebreiteten Samen werden diese mit Aceton in Soxhletapparaturen erschöpfend
extrahiert. Dabei kommt man mit 41 Aceton aus, wobei man zweckmäßig zwei Soxhletapparate
von je 11 Inhalt verwendet. Um die letzten Reste der Wirkstoffe zu lösen, empfiehlt
es sich, mit einer geringen Menge. aceton im Kolben aufzukochen. Durch Destillation
werden darauf die Acetonfiltrate vom Acetoii efreit. Um die letzten Reste Aceton
zu entfernen, setzt man für einige Zeit ein starkes Vakuum auf den Kolben, bis der
gesamte Inhalt sich zu einem schwammartigen Gebilde aufbläht und zu einem spröden,
trockenen Rohkristallisat erstarrt, das den Sauerstoffkörper und den gelben Farbstoff
enthält. Die Rohkristalle werden aus dem Kolben herausgenommen und an der Luft getrooknet.
Die Ausbeute, beträgt III g = 5,5%.
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Zur Herstellung des reinen Sauerstoffkärpers werden 30,0 g des Rohkristallisats
in 1,51 Methanol gelöst und mit der gleichen Menge 1%iger Salzsäure vorsichtig gefällt.
Der Sauerstoffkörper fällt in gelben Flocken allmählich als Niederschlag aus. Er
kann abgetrennt werden und zeigt nach dem Trocknen einen Schmelzpunkt von 87°C.
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Durch weiteres Umlösen aus Alkohol und Essigester unter Zusatz von
aktiver Kohle kann man den Stoff weiß und rein mit einem Schmelzpunkt von Igo bis
1930 C erhalten.
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2. Der Pflanzenrückstand der Acetonextraktion, der die gesamten Amine
und Aminosäruen enthält, wird mit schwach alkalischem Wasser mehrmals ausgekocht.
Die vereinigten trübes Filtrate werden ilm Vakuum eingeengt. Das dickflüssige Konzentrat
kann mit Milchzucker verrieben werden, dessen Menge sich nach der im Enderzeugnis
gewünschten Stickstoffmenge richtet. Die Milchzukerverrei-
bung
wird in Trockenschrank bei 70°C weiter eingetrocknet. in Nzerrei4>ungsmaschinen
feinst vernieben und zu Tabletten gepreßt.
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PATENTANSPRCCHE 1. Verahren zur Gewinnung der in der Nlariendistel
(Carduus marianus) enthaltenen XVirkstoffe, dadurch gekennzeichnet, daß die zerkleinerten
und iiot'vendigenfalls in bekannter M'eise vollständig entfetteten Pflanzenteile
mit möglichst wasserfreiem Aceton extrahiert werden und der Extrakt bis zum völligen
Verdampfen des Acetons und bis zur Kristallisation der Ausscheidungen destilliert
wird, während die Preßrückstände auf Amine und Aminosäuren weiterverarbeitet werden.