-
Verfahren zur Herstellung von eiweißreichen Extrakten aus pflanzlichen
und ,tierischen Stoffer Das vorliegende Verfahren betrifft die Herstellung von eiweißreichen
Extrakten aus pflanzlichen und tierischen Stoffen unter Verwendung von Glycerin,
dadurch gekennzeichnet, daß dem Extraktionsmittel Citronensäure zugesetzt wird.
-
Die Verwendung von Glycerin zur Extraktion pflanzlicher und tierischer
Stoffe ist bereits bekannt. Neu dagegen ist die gleichzeitige Mitwirkung von Citronensäure,
welche dem Extraktionsmittel zugesetzt wird.
-
Man hat bereits vorgeschlagen, Säugetierhirn unter Zusatz von Citronensäure
mit 5o- -bis 6o°/oigern Äthylalkohol auszuziehen. Der einwertige Äthylalkohol
wirkt auf das zu extrahierende tidrische Organ und wohl auch auf die meisten anderen;
tierischen und pflanzlichen Stoffe völlig anders ein als der dreiwertige Alkohol
Glycerin. Äthylalkohol extrahiert in erster Linie Fette und Lipoide aus tierischen
Organen und bringt andere Bestandteile, z. B. Eiweißstoffe, Fermente, anorganische
Salze, eher zur Ausfällung. Glycerin dagegen ist imstande, verschiedene Eiweißverhindungen
und andere Wirkstoffe aus dem zu extrahierenden Material in Lösung zu überführen,
was durch weiterhin anzuführende Versuchsbeispiele dargetan werden soll, und zwar
durch gleichzeitige Mitwirkung von Citronensäure in stärkerem Grade und eigenartigerer
Weise, als dies ohne Zusatz von Citronensäure möglich ist. Es besteht also wegen
der andersartigen chemischen Vorgänge bei der Extraktion und wegen der Verschiedenheit
der dabei erhaltenen Produkte keine Ähnlichkeit oder gar Übereinstimmung der beiden
Extraktionsverfahren mit Glycerin -f- Citronensäure und mit Äthylalkohol + Citronensäure.
-
Die Ausführung der Extraktion gestaltet sich folgendermaßen: Es wird
die für einen Hundertsatz des Extraktionsgemisches von r bis 2 % erforderliche Menge
kristallisierter Citronensäure in ganz wenig Wasser gelöst und dieseLösung der zur
Extraktion erforderlichen Menge Glycerin
zugesetzt. Diese Lösung
wird mit der passenden Menge der entsprechend zerkleinerten und vorbereiteten pflanzlichen
oder tierischen Rohstoffe angesetzt und, je nach dem besonderen Zweck, bei 35° bis
45° gewöhnlich. dreimal 24 Stunden unter häufigem Um= schütteln digeriert. Nach
dem Erkalten wird durch Papier filtriert oder durch Mull bzw. ein Tuch koliert und
das Filtrat im Vakuum bis zur Sirupdicke eingeengt. Der fertige Extrakt ist infolge
der konservierenden Wirkung des Glycerins unbegrenzt haltbar und zeigt .die nach
den betreffenden Rohstoffen zu erwartenden farblichen; geruchlichen und geschmacklichen
Eigenschaften. Derartige Extrakte lassen sich grundsätzlich aus sämtlichen pflanzlichen
und tierischen Rohstoffen, soweit sie überhaupt für eine Extraktion geeignet und
vorbereitbar sind, herstellen. Als einzelne Beispiele wären im Tierreich Extrakte
aus Skelettmuskelfleisch und Herzmuskulatur, aus exkretorischen und inkretorischen
Drüsen, wie Magenschleimhaut, Bauchspeicheldrüse, Leber, Schilddrüse, Hypophyse,
aus bestimmten anderen Organen, wie Milz, Lunge, Nebenniere, Gehirn, Lymphdrüsen,
aus besonderen Geweben, wie Geschwulstmassen oder Entzündungsprodukten, zu nennen;
im Pflanzenreich Extrakte aus Wurzeln, Stengeln, Blättern, Blüten, Früchten, Samen
aller möglichen Pflanzen, je nach dem Gehalt derselben an geschmacklichen, geruchlichen,
pharmakologisch öder toxikologisch wichtigen Wirkstoffen. Einzelne ausgeführte Versuchsbeispiele
A. E-,trakte tierischer Stoffe Aus Muskelfleisch.
-
Je 50 g frischen, geschabten, mageren Rindfleisches werden
mit 5o ccm Glycerin (A) und mit 50 ccm Glycerin -f- i g kristallisierter
Citronensäure (B) angesetzt und 48 Stunden lang bei 4o° C digeriert und durch Papier
filtriert. Das Filtrat A ist braun, klar, bei Zimmertemperatur von i.5° flüssig
und gibt negative Biuret-Reaktion. Der Stickstoffgehalt beträgt o,37 °/o, entsprechend
2,33 °/o Eiweiß. Filtrat B ist klar, gelblich, bei 15'
gelatiniert, wird aber
bei leichtem Erwärmen sofort dünnflüssig und gibt deutlich positive Biuret-Reaktion.
Sein Stickstoffgehalt beträgt 0,57 °/o, entsprechend 3,61 °/o Eiweiß. Damit
ist die stärker eiweißlösende Wirkung der Citronensäure zusammen mit Glycerin im
Vergleich zu der des reinen Glycerins erwiesen. Über die Natur der bei der Citronensäure-Glycerin-Extraktion
aus dem Fleisch in Lösung übergeführten Eiweißkörper gibt die positive Biuret-Reaktion
des Filtrates B die Auskunft, daß es sich dabei offenbar um albumoseartige Verbindungen
handeln dürfte. Damit ist auch eine den Eiweißabbau unterstützende Wirkung der Citronensäure
nachgewiesen.
-
Aus Leber.
-
Je 15 g durch den Wolf gedrehter frischer Rindsleber werden mit je
25 ccm Glycerin angesetzt. Zu A werden noch 5 ccm Glycerin, zu B 5 ccm Glycerin
mit io °/o kristallisierter Citronensäure gegeben. A und B werden unter häufigem
Durchschütteln - 72 Stunden bei 38° bis 40° digeriert und dann durch Papier filtriert.
Die Filtrate geben beim Aussalzen mit Kochsalz und beim Zusatz von Gerbsäurelösung
.dicke Niederschläge. A gibt positive, B negative Biuret-Reaktion. Es sind also
nicht nur beträchtliche Eiweißmengen bei der Extraktion in Lösung.gegangen, sondern
es waren auch bei B die autolytischen Veränderungen weitergehende als bei A, weil
in Filtrat A noch biurete, in Filtrat B aber bereits abiurete Produkte (wahrscheinlich
Aminosäuren) nachzuweisen waren. Die Leberautolyse wurde offenbar durch den Citronensäurezusatz
gefördert, wie es ja bekannt ist, daß die Gewebsprotease (z. B. das Kathepsin) bei
pH = 4 bis 5 optimal wirkt. B. Extrakte pflanzlicher Stoffe i. Aus Tomaten. 2 g
kristallisierter Citronensäure werden in 5 ccm Wasser gelöst. Die Lösung wird mit
120 ccm reinen Glycerins gemischt. Mit dieser Mischung werden ioo g roher, frischer
und zerkleinerter Tomaten angesetzt und bei etwa 4o° unter wiederholtem Umschütteln
72 Stunden digeriert. Dann wird nach Abkühlung auf etwa 2o° durch Mull koliert und
abgepreßt. Die noch trübe Flüssigkeit wird im Vakuum bei etwa 2o° zu einem dicken
Sirup eingeengt. Dieser wird nochmals filtriert. Es ergibt sich ein klarer orangefarbiger,
nach frischen Tomaten riechender Extrakt von stark saurer Reaktion, der sich ohne
Trübung mit Wasser in jedem Verhältnis mischen läßt. Eine derartige Verdünnung gibt
beim Aussalzen mit Kochsalz und bei Zusatz von Gerbsäurelösung deutliche Trübungen,
enthält also Eiweißstoffe.
-
2. Aus Quitten.
-
Eine etwa 165 g schwere frische Quittenfrucht wird (bis auf das Kerngehäuse)
fein gerieben, mit i2o ccm Glycerin + 2 g kristallisierter Citronensäure angesetzt
und 72 Stünden bei etwa 2o° digeriert. Das durch Abpressen und Kolieren gewonnene
Filtrat wird bei etwa 30° eingeengt und nochmals filtriert. Der klare dunkelgelbe
Extxakt gibt ebenfalls deutliche Trübung beim Aussalzen und auf Zusatz von Gerbsäurelösung.
3.
Aus Hagebutten.
-
Etwa 175 g frische Hagebuttenfrüchte werden (nach Entfernung der Kerne)
mit der Schale durch den Wolf gedreht und mit Zoo ccm Glycerin + 3 g kristallisierter
Citronensäure 48 Stunden lang bei 25° bis 30° digeriert. Der dicke Brei liefert,
durch ein Tuch gepreßt bzw. koliert, einen trüben Sirup. Nach nochmaligem Einengen
ergibt sich ein,dickes rotgelbes Mus mit dem Aroma der frischen. Hagebutten. Eine
wäßrige Verdünnung des Muses gibt beim Aussalzen und nach Zusatz von Gerbsäurelösung
dicke klumpige Niederschläge, enthält also beträchtliche Eiweißmengen.
-
4. Aus Bohnenmehl.
-
Je 5 g Bohnenmehl werden 'mit 1o ccm Glycerin -f- 1o ccm. destilliertem
Wasser (A) und mit 1o ccm Glycerin + io ccm destilliertem Wasser + o,2 g kristallisierter
Citronensäure (B) angesetzt und 7a Stunden bei etwa 4o° digeriert. Dann werden A
und B durch Papier filtriert, der Rest mit je 5 ccm destilliertem Wasser -f- 5 ccm
Glycerin nachgewaschen. Filtrat A gibt positive Biuret-Reaktion, sein Stickstoffgehalt
beträgt o,16 %, entsprechend i, i o/o Eiweiß. Filtrat B gibt negative Biuret-Reaktion,
sein Stickstoffgehalt beträgt o,2 %, entsprechend 1,27 % Eiweiß. Diepositive Biuret-Reaktion
von Filtrat A besagt, daß in dem Bohnenmehl albumoseartige Körper entweder schon
enthalten waren oder durch die Behandlung mit Glycerin gebildet wurden. Die negative
Biuret-Reaktion von Filtrat B besagt, daß diese Albumosen oder Peptone durch Mitwirkung
der Citronensäure wahrscheinlich weiter zu abiureten, wohl aminosäureartigen Verbindungen
abgebaut wurden. Der Eiweißgehalt von. Filtrat B übertrifft den von Filtrat A um
15,5 0/0. Damit ist bewiesen, daß durch die Mitwirkung der Citronensäure eine stärkere
Eiweißlösung bzw. Eiweißaufspaltung erfolgte als durch die Extraktion allein mit
Glycerin. In analoger Weise lassen sich auch Extrakte aus getrockneter Enzianwurzel,
frischen Kartoffeln, gebrannten und gemahlenen Kaffeebohnen, getrockneten chinesischen
Teeblättern, Blütenblättern von frischen Veilchen und Rosen, getrockneten Kamillenblüten,
frischem Gartenthymian u..a. herstellen. Viele dieser Pflanzenextrakte weisen einen
mehr oder weniger hohen Gehalt an Vitamin C (i -Ascorbinsäure) auf, z. B. der aus
Kaffee zu 31,5 mgo/o, der aus frischen Tomaten zu 13,5 mg'/o, der aus Tee zu 36@
mg°/o, der aus frischen Hagebutten zu 330- mg°/o. Obwohl dieser Vitamin-C-Gehalt
mancher Extrakte nicht zu verachten ist, soll -hier ein größerer Wert auf den Eiweißgehalt
gelegt werden. Wie aus den oben angeführten Versuchen hervorgeht, ist dieser Eiweißgehalt
der pflanzlichen und tierischen Extrakte teilweise ganz beträchtlich. Soweit dem
Extraktionsmittel Glycerin noch Citronensäure zugesetzt wurde, hat sich der Eiweißgehalt
der Extrakte in vielen Fällen als höher erwiesen als bei den mit Glycerin allein
hergestellten: Es schien sich auch bei den mit Citronensäurezusatz gewonnenen Extrakten
nicht nur um einen quantitativ höheren Eiweißgehalt, sondern auch in einzelnen Fällen
um spezifische Eiweißstoffe zu handeln, wie sie als Alhumosen, Aminosäuren und andere
Abbauproduktewährend der Extraktion durch die in den pflanzlichen und tierischen
Rohstoffen vorhandenen peptischen b@zw. gewebsproteolytischen Fermente erzeugt werden.