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Verfahren zur Aufbereitung der in der Getreidemälzerei anfallenden
Wurzelkeime von gekeimtem Getreide zur menschlichen Ernährung und zu diätetischen
Zwecken Durch das Patent 510 156 ist ein Verfahren zur Aufbereitung der in
der Mälzerei anfallenden Wurzelkeime von gekeimtem Getreide oder Mais zur menschlichen
Ernährung und zu diätetischen Zwecken geschützt, bei welchem die völlig entstaubten
und gesichteten Darrkeime mit Lösungen von Ätzalkalien, alkalisch reagierenden Salzen
oder Kalk, gegebenenfalls nach vorheriger Dämpfung gleichmäßig und vollkommen benetzt
und darauf bei niedriger Temperatur im starken Luftstrom getrocknet, gesiebt und
vermahlen werden.
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Dieses Verfahren bewirkt das Verschwinden des unangenehmen Geschmädks
der Wurzelkeime gekeimten Getreides oder Maises, unter voller Erhaltung der in den
Keimen enthaltenen Eiweißkörper, Zucker und besonders Vitamine. Die den unangenehmen
Geschmack der Keime bedingenden Stoffe werden zwar in nicht unangenehm schmekkende
Stoffe verwandelt, bleiben aber in den Keimen. Sie besitzen weder in ihrem ursprünglichen
noch in dem durch die alkalische Behandlung bewirkten geschmackfreien Zustande Nähr-
oder diätetischen Wert und erscheinen deshalb als Ballaststoffe. Es wurde nun gefunden,
daß man nicht nur den schlechten Geschmack der Wurzelkeime beseitigen, sondern auch
die diesen schlechten Geschmack verursachenden sowie weitere Stoffe ohne erheblichen
Nähr- und diätetischen Wert den Wurzelkeimen entziehen kann, wenn man die Wurzelkeime
kurze Zeit mit Mengen von Lösungen von 4tzalkalien, alkalisch reagierenden Salzen
oder Kalk, welche ihrem Aufsaugevermögen entsprechen, in gelinder, etwa. 50° C betragender
Wärme behandelt, sie hierauf abpreßt, im Luftstrom trocknet und zu Mehl verarbeitet.
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Das gewonnene Mehl kann entweder als solches direkt oder mit anderen
Mehlen oder Zusätzen nach Bedarf verdünnt zur Anwendung gelangen. Beispiel r 2oo
kg trockene Getreidewurzelkeime werden mit r zoo 1 einer 50° warmen o,5%igen Pottaschelösung
durchtränkt, während 5 Minuten durchgearbeitet und hierauf sofort in einer Fruchtpresse
gründlich abgepreßt, die Preßkuchen zerfasert, bei Temperaturen von 5o bis 6o°,
unter öfterem Wenden bei gleichzeitiger starker Lüftung ausgetrocknet und
vermahlen.
Ausbeute 131 kg Trockenkeime, die nach dem Vermahlen :66 bis 7o kg Feinmehl,
das o, 15 mm Müllergase passieren kann, liefern.
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Die in dem Beispiel verwandteFlüssigkeitsmenge entspricht gerade dem
Aufsaugevermögen des in Arbeit genommenen Keimmaterials. Beispiel: Die Aufbereitung
erfolgt in gleicher Weise wie zuvor, jedoch mit dem Unterschied, daß an Stelle von
Pottaschelösung gesättigtes Kalkwasser oder dünne Kalkmilch zur Anwendung gelangt,
das je nach Bedarf aus 1,5, 4,5 bis g kg reinem, gebranntem Ätzkalk und
1200 1 Wasser hergestellt wird und auf zoo kg Keime zur Einwirkung gelangt.
Einwirkungsdauer und Aufbereitung geschehen wie im Beispiel i angegeben.
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Die bei der geschilderten Behandlungsweise eintretende Veränderung
in der Zusammensetzung läßt sich aus nachfolgender Tabelle entnehmen:
Dasselbe nach Dasselbe nach |
Original- Behandlung Behandlung |
keimmehl mit o,5°/oiger mit gesättigtem |
Pottaschelösung Kalkwasser |
Gesamtstickstoff......... 4,86 4,73 4.35 |
Stickstoffsubstanz ....... 30,39 2g,54 9,7,17 |
Feuchtigkeit . ...... .. ... 8,1g 9,96 8,23 |
Asche.................. 6,7o 4,45 4,54 |
Rohfaser ............... 8,0o 8,89 =0,24 |
Lösliche Bestandteile..... 38,=0 18,36 =g,75 |
davon Stickstoff .......... 2,4g I,=4 1,16 |
Stickstoffsubstanz ....... 15,58 7,14 7129 |
Asche .................. 6,0o . 3,08 2,98 |
Rest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16, oo 8,14 9,48 |
Der Einfluß auf die Asche und löslichen Bestandteile ist ganz augenfällig, die Filtrate
von der Alkalibehandlung sind Viskose, unangenehm riechende, sehr leicht in stinkende
Gärung übergehende Flüssigkeiten, die in reichlicher Menge durch Alkohol fällbare,
zähschmierige, gummiartige Bestandteile enthalten.
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Es ist zwar bekannt, Roßkastanien zwecks Gewinnung von. Nahrungsmitteln
zu entschälen, von der zwischen Samenschale und Kern befindlichen braunen Haut,
welche die Hauptmenge der unangenehm schmeckenden und gesundheitsschädlichen Bestandteile
enthält, auf im wesentlichen mechanischem Wege zu befreien, zerkleinern, entfetten
und mit alkalischen Flüssigkeiten auszuziehen. Demgegenüber werden gemäß vorliegender
Erfindung die rohen Wurzelkeime mit der ihrem Aufsaugungsvermögen entsprechenden
Menge dünner Alkalilauge oder Kalkwasser getränkt und abgepreßt. Es wird also ein
von Roßkastanien wesentlich verschiedener Rohstoff in einer wesentlich verschiedenen
Weise verarbeitet. Man konnte aus der bekannten Arbeitsweise nicht schließen, daß
Wurzelkeime gekeimten Getreides oder Maises sich durch alleinige Behandlung mit
alkalisch reagierenden Lösungen von den ihren unangenehmen Geschmack bedingenden
und anderen Bestandteilen würden befreien lassen.
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Der den bitteren Geschmack der Roßkastanien bedingende Stoff ist Saponin,
die den unangenehmen Geschmack der Wurzelkeime bedingenden Stoffe sind ganz unbekannt.
Kein Sachverständiger konnte voraussehen, daß ein bei Roßkastanien zur Entfernung
des Saponins verwendetes Mittel sich auch zur Umwandlung der Wurzelkeime in ein
geschmacklich einwandfreies Erzeugnis eignen würde. Es kommt hinzu, daß das beanspruchte
Verfahren an sich wesentlich einfacher ist als das bekannte und zu einem wertvolleren
Erzeugnis führt. Von höchster Bedeutung ist der Vitamingehalt der aus Wurzelkeimen
gemäß vorliegender Erfindung erhältlichen Erzeugnisse, der dem entbitterten Roßkastanienmehl
fehlt, aber auch hinsichtlich ihres Gehaltes an Nährstoffen nicht vitaminischer
Natur sind, die gemäß vorliegender Erfindung erhältlichen Erzeugnisse dem entbitterten
Roßkastanienmehl überlegen, da letzterem bei dem Auslaugen mit überschüssiger Alkalilauge
größere Mengen Nährstoffe entzogen
werden, während die gemäß der
Erfindung behandelten Wurzelkeimmehle, wie aus den in der Beschreibung angeführten
Analysenzahlen hervorgeht, die wertvollen Bestandteile der Rohkeime fast vollständig
enthalten.