-
Verfahren zur Herstellung geschmacklich verbesserter und pharmakologisch
wirksamer Pflanzenextrakte auf gärungschemischem Wege Die üblichen Extraktionsmethoden
haben zum Ziel, die in der Droge befindlichen Wirk- und Geschmackstaffe chemisch
unverändert zu extrahieren, sie von $allaststoffen zu befreien und -anzureichern.
Das lenzte Ziel ist der Reinstoff als Hauptträger eines Wirk- oder Geschmackstaffes.
Um dieses Ziel zu e,rresahen, genügen die üblichen Lösungsmittel, wobei keinerlei
Umsetzungen durch die Extraktion selbst erwartet werden. Man hat auch bereits die
Extraktion: miit einer Gärung verbunden. So heißt es in einigen bekannten Verfahren.:
Patentschrift 388 845: »Eine wäßrige Aufsahwemmung von Mutterkorn wird der Gährung
überlassen.« Patenbschnift 47 1893: »Tierische Organe werden in eine in VoIlgämuug
befindliche Zuckerlösung gebracht.« Patentschrift 536211: »Zuckerhaltige Vegeta
bilien werden unter Zusatz von Lnpoidfetten der Gärung unterworfen-. « Patentschrift
5§293i: »Zuckerhaltige Lösungen und Lipoide unter Zusatz von: Reinlipaid werden
vergoren. « Patentschrift 607 928: »Getreidekeime und Getreidemalz werden zu einer
Würze verarbeitet und vergoren. « Patentsclflift 816 391: »Aus Pflanzen oder
Pflanzenteilen gewonnene Extrakte werden: unter Zusatz von gärfähigem Zucker vergoren.«
Alle diese Vorschriften verwenden keinerlei reaktionsfähige- Lösungsmittel zur Vorextraktion.
Verwendet man gemäß der Erfindung Bierwürze oder verdünnte Malzextrakte als Lösungsmittel
in einem solchen Verhältnis, daß ein Überschuß an
Gerbstoff im Vergleich
zum Eiweißgehalt der Würze vorhanden isst, so, bilden sich bereits bei der
Extraktion gerbstoffhaltiger Drogen neuartige Stoffe, die durch eine anschließende
Gärung mittels Hefe weiter umgebaut und in einem Renfungsproze:ß %veitere Veredlung
erfahren.
-
Man, erhält nach diesem Verfahren Stoffe mit neuer pharmakologischer
Wirksamkeit und geschmacklicher Eigenart. Bei allen oben angeführten Verfahren kommt
es lediglich darauf an, die bereits vorhandenen Inhaltsistoffe zu vergären, und
keines der angeführten Verfahrene hat eine reaktionsfähige Würze zur Vorbebandlung
einer Droge benutzt. Diese Vorbehandlung ist aber das Wesentliche am Verfahren,
da nur durch die Eigenart der Würze neuartige Stoffe gewonnen werden.
-
Die Extraktion, Mazeration und colloidale Aufschließung mittels Würze
führen zu neuaXtigen Stoif2n. Es reagiert der Gerbstoff der Droge mit dem Eiweiß
der Würze. Ein Teil der Tannine wird 'gefällt. Es wirken die Enzyme auf glycosidartige
Stoffe. Schleimstoffe wirken auf die ätherischen- Öle
emulgierend und lassen
auch diese Stoffe in die Extrakte kommen. Durch die Vorbehandlung mit Würze tritt
ein Reaktionsgemisch auf, das durch seine biologische Eigenart neuartige Produkte,
entstehen läßt. Betratchteit man nun weiter, daß durch den Aufschluß mit Würze ein
ideales Nährmedium für die Hefe vorliegt und daß durch. die- Gärung reife- Produkte
mit großer Haltbarkeit entstehen, so dürfte auch darin ein Fortschritt bei Verlvendung
von Würze zu sehen, sein.
-
Die Extraktion wird je nach der Eigenart der Droge geführt, und die
dazu verwendete Stammwürze liegt bei so hohen Konzentrationen, wie sie bei der Bierherstellung
nie in. Frage kommen. Auch wird die Gärführung bei anderem Temperaturen durchgeführt,
als dies bei der Bierherstellung üblich ist. Die Eigenart der Droge schreibt jeweils
die Extraktionsbedingungen und die Gärfühmung vor. Die Gerbstoffe der Droge sind
immer im Überschuß im Vergleich zum Eiweiß der Würze. Die: gewonnenem Extrakte sind
deshalb frei vom Eiweiß und unterliegen keinerlei Trübungen .und zeichnen sich durch
ihre gute Haltbarkeit aus. Zieht maue all diese Momenten in Betracht, so ist ersichtlich,
da.ß die Vorextraktion mit Würze oder verdünnten Malzextrakten das Wesentliche am
Verfahren ist. Der technische Fortschritt bei Verwendung von Würze als Extraktionsmittel
ist durch die entstehendem neuartigen Produkte und ihre Hal.tba:rkeit gegeben. Das.
Verfahren erschließt, allgemein gesehen, für pharmakologisch wirksame und geschmacklich
wichtige- Stoffe ein neuartiges Gebiet.
-
Am Beispiel der Kolanuß soll nun gezeigt werden, wie man durch Extraktion
mit Bierwürze und nachfolgernder Gärung zu wirkungsmäßig und geschm.acklich verbesserten
Wirkstoffen kommt.
-
Die normalen Kolaextrakte enthalten neben anderen Bestandteilen in
der Hauptsache Gerbstoffe, Zucker, Gummi, Schleim, ätherische, Öle und ein alkaloidhaltiges
Tannoglycosid, das coffeinartige Stoffe enthält, auf denen die anregende Wirkung
der Droge beruht. Die große Menge Gerbstoffe, die in der Droge vorhanden. ist, gibt
den üblichen Extrakten eine stark adstringierende, Wirkung und einen unangenehmen
Geschmack. Dadurch können die coffelnhaltigen Tannoglycosnde wirkungsmäßig nicht
in genügender Menge zugesetzt werden. Wie man zu besseaen Wirk- und- Geschmackstoifen
kommt, soll im folgendem beschrieben werden. Beispiele des Verfahrens zur Herstellung-
haltbarer, geschmacklich verbesserter und pharmakologisch wirksamer Pflanzenextrakte
auf gärungschemischem Weg i. i kg grob gemahlener Kolanüsse, die geröstet werden,
werden in 5 1 kochender Bierwürze mit 25
bis: 35° Stammwürze eingebracht und
etwa 15 Minuten bei Siedetemperatur gehalten. Es wird darauf heiß durch ein Filtertuch
filtriert und der so gewonnene Extrakt bei 15 bis 25° unter Zusatz von Hefe vergoren.
Die Gärung wird 8 bis io Tage geführt. Es bildet sich ein noch süß schmeckender
Extrakt von roter Farbe, der nach Klärung beliebig konzentriert werden kann. Dieser
Extrakt eignet sich nach Geschmack und Wirkung zur Herstellung von Kolagetränken
und Kolapräparaten.
-
a. i kg pulverisierte Kolanüsse werden in 51
Würze
25 bis 35° Stammwürze oder eines entsprechenden Malzextraktes eingebracht
und bei 2o° 2.1. Stunden gerührt. Nach dem Abkühlen auf 6 bis 7° setzt man Hefe
zu. Bereits nach einigen Stunden setzt heftige Gährung ein. Man. läßt 8 bis io Tage
nachgären und erhält nach Klärung und Filtration einen aromatischen und süß schmeckenden
Extrakt.
-
3. i kg Kolapulver wird in 5 1 Vorderwürze 15 bis 35° Stammwürze eingebracht
und bei 2o° mittels Koloidmü,hle aufgeschlossen-. Nach Zusatz einer hochvergärenden
Hefe setzt stürmische Gärung ein, die bei 6 bis 8° fortgesetzt wird. Das Endprodukt
wird gegen. Wasser dialysiert und im Vakuum beliebig kornzentriert.
-
Das speziell für die Kolanuß beschriebene Verfahren läßt sich auf
alle pharmakologisch wirksamen und geschmacklich wertvollen Drogen anwenden. Die
Extraktionsbedingungen müssen im Einzelfall den gegebenen Verhältnissen angepaßt
werden, unter Berücksichtigung der pH-Werte für die optimale Extraktion. Die Anwendung
von Bierwürze als Lös:u.ngs,- und Extraktionsmittel und die anschließende Gärung
durch Hefe sind das Wesentliche an dem Verfahren. Es kommt hierbei auf das Verhältnis
zwischen gerbstoffhaltigen Drogen und Würze an, welches so gewählt sein muß, daß
ein Überschuß an Gerbstoff gegenüber den in der Würze enthaltenen Eiweißkörpern.
vorhanden ist. Dies hat zur Folge, da4 mm Endprodukt keine nennenswertem Eiweißmengen
mehr enthalten sind. Das Beispiel der Kalanuß wurde nur deshalb gewählt, weil sich
daran am besten der technische Fortschritt des. Verfahrens zeigen läßt, der in folgendem,
Punkten, nochmals kurz z.usammengefaßt ,werden soll.
Ein weiteres
bekanntes Verfahren nach der deutschen Patentschrift 845 033 betrifft die Herstellung
von Hefepräparaten von verstärkter therapeutischer Wirkung. Im Mittelpunkt dieses
Verfahrens steht die Hefe und ihre Stoffwechselprodukte. Im Gegensatz hierzu steht
im Mittelpunkt vorliegender Erfindung die Extraktion von Drogen mit einer reaktionsfähigen
Bierwürze unter hcstimmten Bedingungen.
-
Wie aus der Bezeichnung und dem Inhalt der Patentschrift
845033 klar hervorgeht, kommt es dort auf die gewonnene Steilhefe an. Nur
die in der Steilhefe assimilierten Stoffe und gegebenenfalls die in das Substrat
abgegebenen Stoffwechselprodukte dieser Steilhefe werden verwendet.
-
Im vorlieg-#uden Verfahren wird keine besonders präparierte Steilhefe
verwendet.
-
Wie gesagt, liegt der Schwerpunkt des Verfahrens gemäß der Erfindung
in der Aufschließung der Droge mit Würze und unterscheidet sich demnach grundsätzlich
von dem bekannten Verfahren. Daß e.. im bekannten Verfahren auf die Gewinnung einer
Hefe ankommt, geht allein schon daraus hervor, daß unter Belüftung wie beim Preßhefeverfahren
gearbeitet wird, wobei bekanntlich die Alkoholbildung völlig zurücktritt.
-
Nach der Erfindung wird ohne Belüftung gearbeitet, so daß der sich
bildende Alkohol vorwiegend zur Verbesserung der Extraktionsbedingungen und für
die Konservierung herangezogen wird. Zusammenfassung i. In der Bierwürze als Extraktionsmittel
liegt von vornherein - das ideale Gärsubstrat für die Weiterverarbeitung vor.
-
2. Die Verwendung von Bierwürze führt zu haltbaren Konzentraten.
-
3. Die Verwendung von Bserwärze als Extraktionsmittel in denn angegebenen
Mengenverhältnis führt zu Tanninawsfällungen, die sowohl für die Wirkung als auch
für den Geschmack umdliebsame Ballaststoffe darstellen.
-
4. Die Bierwürze steht als biologisches Extraktionsmittel auf der
gleichen biologischen Stufe wie die zu extrahierenden Drogen. Es entstehen neuartige
Stoffe.
-
5. Die Verwendung von Bierwürze führt zu ausgereiften biologischen
Präparaten, die dem inenschliehem Organismus wesentlich bekömmlicher sind als chemisch
reine Stoffe oder Extrakte, die durch künstliche Zusätze haltbar gemacht werden
müssen. 6. Die nach diesem Verfahren unter Verwendung von Bierwürze als Lösungsmittel
hergestellten. Konzentrate führen nach; Dialyse zu Präparaten, die reizlos injizierbar
sind.
-
7. Die Zusammenfassung dieser einzelnen Punkte zeigt, dn,B die Verwendung
von Bierwürze oder verdünnten Malzextrakten zur Extraktion zu Stoffen führt, die
sowohl geschmacklich als auch diel- Wirkung nach einen Fortschritt darstellen:.