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Verfahren zur Herstellung eines Futters aus Fischfleisch und Abfällen
-von Seetieren aller Art. Eine der bedeutendsten Eiweißquellen ist die Fauna
des Meeres. Die Menge derjenigen Meeresprodukte, die zur menschlichen Ernährung
gelangt, ist verschwindend gering im Vergleich zu den Mengen minderwertiger Heer
estiere und Fischabfälle, die nicht verzehrt werden und als Abfallstoffe gelten.
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Auch für Futterzwecke war die Verwendung dieser geringwertigen Fischabfälle
nur eine beschränkte, weil deren Geschmack und Geruch störend wirkte. Man hat sie
scharf getrocknet . und vermahlen. Dieses so bereitete Fischmehl fand aber fast
nur Verwendung zu Düngerzwecken, allenfalls wurden manche Teile, wie Rogen u. dgl.,
wieder in der Fischfütterung angewendet.
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Inder britischen Patentschrift 4932 v. J. iS86 wird vorgeschlagen,
Fische oder Fischteile, z. B. Lebern, zu einem Teig zu verkneten und zu verbacken,
wobei die Fische oder Fischteile zuvor durch Räuchern oder Einpökeln in einer Salz-Zucker-Lösung
konserviert werden sollen. Diese Art der Behandlung der Fische hat jedoch . auf
den Fischgeschmack und -geruch des Materials gar keinen EinfluB. Die im Geschmack
; empfindlicheren Haustiere verweigern entschieden die Annahme von in solcher Weise
aus gepökelten Fischen bereiteten Ei zeugni sen.
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Es wurde nun gefunden, daß nur die ausgiebige Behandlung mit Melasse,
soi-g"älüge Zerkleinerurg, innige Mischung und darauf folgende Verbackung ein Mittel
ist, die<-e minderwertigen Fische und Abfälle geruchlos I zu machen, geschmacklich
zu verbessern und sie für die Fütterung fast sämtlicher Haustiere, auch der empfindlichen
Haustiere, nutzbar zu machen, während gleichzeitig eine fast unbegrenzte Haltbarkeit
dadurch erreicht wird.
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Es ist nun zwar bekannt, Melasse mit allen möglichen Stoffen pflanzlicher
und tierischer Herkunft zu mischen. Insbesondere hat man auch verschiedenartige,
leicht verderbliche und schlecht riechende Fleischereiabfälle u. dgl. mit Melasse,
Mehl und Füllstoffen vermischt und auch verbacken. In diese Klasse gehört auch z.
B. das Verfahren nach der britischen Patentschrift 25628 v. J. 1897. Danach wird
aus Fleisch und Knochen sowie aus ganzen Tierkadavern durch Kochen mit Dampf unter
Druck eine Leimflüssigkeit gewonnen; dieser werden aufsaugende und bindende Stoffe,
u. a. trockenes Fleischmehl und ferner Melasse als Kon,ervierungsmittel zugesetzt
und danach die Mischung verbacken. Aber abgesehen davon, daß Fische oder Fischabfälle
als Ausgangsmaterial in dieser Patentschrift nicht .erwähnt sind, handelt es sich
dabei auch nicht darum, Flekchmehl haltbar zu machen; letzteres soll vielmehr als
Aufsaugemittel für die zu konservierende Leimflüssigkeit dienen.
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Man hat auch schon Fische für sich mit Zucker zu behandeln versucht.
In Portugal z. B. reibt man Fische, die man räuchern will, mit Zucker ein, wie man
auch allgemein beim Pökeln von Fleisch und darauffolgender Räuclierung dem Pökel
e.nen ZuckerzusAz gibt.
Das ist aber durchaus kein eigentliches
Konservieren, sondern eine Vorbehandlung für das Einsalzen und Rätichern. So behandelte
Fische halten sieh ohne weitere. Vorsichtsmaßregeln höchstens 2 ' düs 3 'Tage. Wenn
man selbst stärkste, r ei n e Zuckerlösung und sterile Pakkung der Fischstücke zur
Anwendung bringen wollte, so würde im Innern der rohen Fische die Zersetzung ruhig
ihren Weg gehen und ein Fäulnisgeruch des Fisches und Trans widerlich hervortreten.
@' Die mit dem neuenherfahren verbundenen Erfolge können nur durch die Vereinigung
der drei Arbeitsstufen: feine Zerfaserung des Rohmaterials, Zusatz von Melasse und
Backen des Gemisches erreicht werden. Dabei ist die Menge der zugesetzten Melasse
sehr bedeutend; sie dringt in alle Teilchen ein und bewirkt dadurch eine völlige
Verdeckung des Fischgeruches und -geschmackes; auch bei Anwendung minderwertigen,
sogar leicht angegangenen Materials. Nebenbei wird langdauernde Konservierung durch
die in der Melasse enthaltenen, die Fäulnis hemmenden Stoffe erreicht. Diese Konservierung
wird durch die Wasserentziehung beim Backprozeß zu einer unbegrenzten. Gleichzeitig
wird dadurch die Form des Futters eine angenehme, da zerbrochene, feste, trockene
Kuchen jederzeit gern und besser von Tieren angenommen werden, als klebrige, feuchte
und schmieAge Mischungen. Es wird danach durch das neue Verfahren eine Ausnutzung
der Eiweiß- und Futterquelle der Fischereiabfälle erreicht, indem man letztere in
Erzeugnisse großer Haltbarkeit, hohen Nährwertes und leichter Handlichkeit verwandelt
unter . gleichzeitiger Aufhebung des Fisch- und Trangeruches und -geschmackes.
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Die Kuchen sind von angenehmem, aromatischem Geschmack.
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Das Verfahren kann wie folgt ausgeführt werden: xoo kg Fische (Abfälle,
Eingeweide, minderwertige Fische) werden feucht zermahlen und mit 5o kg Mehl und
5o kg Melasse zum festen Teig verknetet. Als Füllmittel kann man nach Wunsch und
im Hinblick auf die Tierart, für welche der Kuchen bestimmt ist, Stroh, Haferschalen,
Kartoffelpülpe oder -flokken, Hefe usw. wählen. Dem Teig fügt man so viel Wasser
hinzu, daß er leicht verknetbar erscheint, formt flache Kuchen und verbackt diese
bei etwa z5o bis 17o° C. Es empfiehlt sich die Beigabe eines Triebmittels.