Druckgießverfahren zur Herstellung gasarmer, poren
armer und oxydarmer Gußstücke mittels einer Kaltkammer-
Druckgießmaschine, bei dem der Transport des Metalls
aus einer Schmelz- bzw. Warmhaltevorrichtung in die
Gießkammer mittels Evakuierens über ein Saugrohr er
folgt, und bei dem Falschluft gesondert abgesaugt
wird.
Das Druckgießverfahren z. B. für Aluminium ist ein sehr
wirtschaftliches Verfahren zur Herstellung auch von
kompliziert geformten Teilen in wenigen Arbeitsgängen.
Die mit herkömmlichen Druckgießverfahren erzeugten Guß
teile weisen aber verfahrensbedingt aufgelockerte, porige
und stark verunreinigte Gefügebereiche auf, was Festig
keitsmängel und Blasenbildung bei Wärmebehandlungen zur
Folge hat. Die Ausnutzung der bei Aluminium-Gußwerk
stoffen möglichen Eigenschaften durch notwendige Ver
gütungsmaßnahmen wie z. B. das Lösungsglühen ist durch
diese Erscheinungen nicht möglich.
Um eine Güteverbesserung zu erzielen, wurde das soge
nannte Pore-Free-Verfahren entwickelt (DE-PS 15 58 261).
Hierbei wird ein Verdrängungsgas, vorzugsweise Sauer
stoff, in die Füllkammer und in den Formhohlraum einge
lassen und dadurch die Luft verdrängt. Anschließend wird
das flüssige Aluminium in die Füllkammer eingefüllt und
durch die Verwirbelung des flüssigen Aluminiums mit
dem Sauerstoff eine Reaktion zu Aluminium-Oxydpartikeln
erzeugt, welche dann als Reststoffpartikel verteilt in
dem Gußstück vorliegen. Obwohl die Gußstücke vergütbar
und von guter Qualität sind, hat das Verfahren den
Nachteil, daß nur mineralölfreie Schmiermittel einge
setzt werden können, da sonst Explosionsgefahr während
der Füllphase besteht. Daraus ergeben sich Schwierig
keiten bei der Verteilung des Schmiermittels, da vorzugs
weise anorganisch feste Schmierstoffe eingesetzt werden
können. Die Verfahrensweise der Spülung und das Auf
bringen des Schmiermittels bezogen auf den Gießzyklus
erfordert sehr viel Zeit, so daß die Produktionsleistung
bei diesem Verfahren nicht sehr hoch ist. Desweiteren
zeichnen sich die Gußstücke, die nach diesem Verfahren
hergestellt werden, durch einen hohen Oxydgehalt aus.
Bei unzureichenden Formfüllgeschwindigkeiten können
Schwankungen in der Oxydverteilung auftreten, die die
Gußstück-Qualität beeinträchtigen.
Um eine erhöhte Gußstückausbringung zu erzielen, hat man
weiterhin Druckgießverfahren entwickelt, bei welchen
die Metallschmelze mittels eines Vakuums über ein Saug
rohr in die Füllkammer gezogen wird (DE-OS 14 58 151).
Hierbei muß während der Formfüllphase und der Dosier
phase ein ausreichendes Vakuum vorhanden sein, damit
der Wasserstoffgehalt der Schmelze und die im Formhohl
raum und in der Füllkammer vorhandene Luft sowie die
während des Kontaktes mit dem flüssigen Aluminium ent
stehenden Gießgase abgesaugt werden können. Dieses Ver
fahren zielt darauf ab, den Oxydgehalt im Gußteil zu
senken.
Bei einem weiteren bekannten Verfahren (Zeitschrift
Gießerei 64 (1977) Nr. 9, Seiten 236 ff.) wird mit
einer sehr kurzen Vakuumzeit von etwa 1,5 Sek. ge
arbeitet. Hierbei ist es zwar möglich, beispielsweise
die Luft und die ersten Gießgase abzusaugen, jedoch
reicht die Verweilzeit des Vakuums nicht aus, eine
ausreichende Entgasung während des Gießens vorzunehmen.
Hieraus ergibt sich, daß während der Formfüllphase
noch erhebliche Gasgehalte und Verunreinigungen in den
Gußstücken eingeschlossen werden. Dies hat zur Folge,
daß die Gußstücke, die nach diesem Verfahren herge
stellt werden bei hohen Temperaturen nicht vergütet
werden können, da sich Blasenbildung feststellen läßt.
Hier setzt nun die vorliegende Erfindung ein und hat
sich zur Aufgabe gestellt ein Druckgießverfahren zu ent
wickeln, mit dem Gußstücke in der Qualität des bereits
erwähnten Pore-Free-Verfahrens geschaffen werden können,
wobei jedoch eine erheblich höhere Produktivität erzielt
wird. Die Nachteile der bekannten Vakuum-Gießverfahren
sollen dabei vermieden und außerdem der Oxydgehalt in
den Gußstücken herabgesetzt werden.
Zu diesem Zweck wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren
der eingangs beschriebenen Art vorgeschlagen, daß
im zylindrischen Spakt zwischen Gießkolben und Gieß
kammer ein weiteres Vakuum angelegt wird, das mit dem vom
Formhohlraum her angelegten Vakuum zusammenwirkt, und daß
die beim Einlaufen der Schmelze in die Gießkammer ent
stehenden Schmiermitteldämpfe und Gase im zylindrischen
Spalt zwischen Gießkolben und Gießkammer nahezu voll
ständig abgesaugt werden.
Dabei ist es von Vorteil, daß im zylindrischen Spalt
zwischen Gießkolben und Gießkammer ein weiteres
Vakuum angelegt wird, das mit dem Formhohlraum her
angelegten Vakuum zusammenwirkt, und daß dieses zweite
Vakuum in der Gießkammer bis zum Anschluß der Form
füllphase in vollem Umfang aufrechterhalten wird. Weiter
hin wird vorgeschlagen, daß beim Eintritt der Schmelze
in die Füllkammer eine laminare Strömung eingehalten
wird. Auch ist es von Vorteil, daß die Dosierzeit
mindestens 3 Sekunden beträgt.
Ein weiterer Verfahrensschritt der Erfindung wird darin
gesehen, daß die Geschwindigkeit der Metallschmelze
beim Übergang vom Schmelz- bzw. Warmhalteofen in das
Saugrohr mittels einer auswechselbaren Drossel ange
paßt wird. Dabei ist es von Vorteil, daß eine Drossel
mit einer Öffnungsweite im Bereich von 4 bis 8 mm
verwendet wird. Ein weiterer Verfahrensschritt der Er
findung wird darin gesehen, daß die Temperatur der
Metallschmelze im Schmelz- bzw. Warmhalteofen mindestens
50°C über der Liquidustemperatur liegt. Zusätzlich wird
erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß das flüssige Metall
während des Flusses durch das Saugrohr einen zusätzlichen
Wärmezufluß erfährt. Das Metall wird hierbei vorzugs
weise induktiv beheizt.
Eine besondere Art des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
dadurch gekennzeichnet, daß bei Verwendung von Aluminium-
Legierungen auf der Basis von Aluminium-Silizium,
Aluminium-Silizium-Magnesium sowie Aluminium-Silizium-
Kupfer oder ähnlichen Legierungen üblicher Viskosität
als Metallschmelze
- a) der Füllkammer über das Saugrohr ca. 0,40 bis 0,55 kg
Metallschmelze pro Sekunde vom Beginn des Vakuum
aufbaues bis zur Schußauslösung zugeführt wird, und
- b) die durchschnittliche Strömungsgeschwindigkeit der
Schmelze am kleinsten Querschnitt (Düse) des Saug
rohres ca. 6,5 bis 8,0 m/sec beträgt,
wobei
- c) für die Werte von a und b eine Düse von 6 mm Durch
messer zugrunde gelegt ist.
Hierzu ist folgendes auszuführen:
Bei langsamer Zufuhr der Metallschmelze mit Werten unter
halb von 0,40 kg/sec. besteht die Gefahr des partiellen
Einfrierens der Schmelze. Dabei bilden sich Schiefer
plättchen von erkalteter Schmelze, die vor der Schmelz
front hergeschoben werden und einen Teil des Schmierfilms
abdecken, so daß dieser nicht verdampft. Auf diese
Weise können beim Vorgehen des Gießkolbens Teile des
Schmiermittels unverdampft in die Schmelze aufgenommen
werden und dadurch die in der Beschreibungseinleitung ge
nannten Nachteile auftreten.
Bei höheren Zufuhrgeschwindigkeiten der Metallschmelze
mit Werten oberhalb von 0,55 kg/sec besteht die Gefahr
des Aufwirbelns bzw. Verwirbelns der Schmiermitteldämpfe
und Schmiermittelgase. Diese können dadurch in die
Schmelze eintreten und dort die genannten nachteiligen
Effekte bewirken.
Ferner ist bei schneller Zufuhr der Metallschmelze die
Zeit für das Absaugen der Schmiermittelgase zu kurz.
Zwar kann durch Vorfahren des Gießkolbens die weitere
Zufuhr der Metallschmelze gestoppt werden (Kolbenstop)
und gleichzeitig das Vakuum zur weiteren Entgasung der
Schmelze aufrechterhalten werden. Diese Verfahrensweise
hat jedoch den nachteiligen Effekt, daß durch die ruck
artige Beschleunigung des Kolbens ein "Überschwappen"
der Schmelze auftreten kann und dabei gleichzeitig ein
Teil der Schmelze in die Form gelangt.
In ähnlicher Weise wirken die Grenzen bei den Angaben
über die Strömungsgeschwindigkeit der Schmelze am
kleinsten Querschnitt des Saugrohres. Eine Unterschreitung
der Strömungsgeschwindigkeit führt zum Einfrieren im
Saugrohr, wobei auch eine zusätzliche Beheizung bei
Werten unter 6,5 m/sec nicht mehr ausreicht. Bei höheren
Strömungsgeschwindigkeiten von mehr als 8,0 m/sec
wird der Druckverlust im Saugrohr sehr hoch, und die Ver
wirbelung am Anschlußteil des Saugrohres mit der Füll
kammer führt zu nachteiligen Effekten.
Eine Abwandlung dieses Verfahrens besteht darin, daß
bei Verwendung von Legierungen mit einer geringeren
Viskosität als die im Anspruch 1 erwähnten Aluminium-
Legierungen
- a) der Füllkammer über das Saugrohr ca. 0,35 bis 0,45 kg
Metallschmelze pro Sekunde vom Beginn des Vakummauf
baues bis zur Schußauslösung zugeführt wird,
und
- b) die durchschnittliche Strömungsgeschwindigkeit
der Schmelze am kleinsten Querschnitt (Düse)
des Saugrohres ca. 6,0 bis 7,0 m/sec beträgt,
wobei
- c) für die Werte von a und b eine Düse von 6 mm
Durchmesser zugrunde gelegt ist.
Schließlich wird erfindungsgemäß ebenfalls vorge
schlagen, daß bei Verwendung von Legierungen mit einer
größeren Viskosität als die im Anspruch 1 erwähnten
Aluminium-Legierungen
- a) der Füllkammer über das Saugrohr ca. 0,50 bis
0,60 kg Metallschmelze pro Sekunde vom Beginn
des Vakuumaufbaues bis zur Schußauslösung zuge
führt wird, und
- b) die durschnittliche Strömungsgeschwindigkeit
der Schmelze am kleinsten Querschnitt (Düse)
des Saugrohres ca. 8,0 bis 9,0 m/sec beträgt,
wobei
- c) für die Werte von a und b eine Düse von 6 mm
Durchmesser zugrunde gelegt ist.
Wird eine Düse eingesetzt mit geringerem Querschnitt als
6 mm, so verändern sich die zuvor eingegebenen Werte für
die Dosiermenge zu kleineren Werten, während die Werte
für die Strömungsgeschwindigkeit steigen. Umgekehrt ver
halten sich die Werte bei einer Vergrößerung des Düsen
querschnittes.
Ein Vorteil bei den nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Gußstücke ist darin zu sehen, daß diese
eine Qualität aufweisen, die eine thermische Vergütung
bei Temperaturen zuläßt, wie sie beim Lösungsglühen
von Aluminium-Werkstoffen erforderlich sind. Aufgrund
dieser Vergütungsmaßnahme besitzen die mit diesem
Verfahren hergestellten Gußstücke hohe mechanische
Eigenschaften und können ohne Schwierigkeiten eine Ober
flächenveredelung unterworfen werden. Einer dekorativen
und funktionellen Oberflächenveredelung wie Eloxieren,
PTFE- und Email-Beschichtung steht hier nichts mehr im
Wege.
Desweiteren ermöglicht dieses Druckgießverfahren jede
mögliche Auswahl der formfüllbedingten Gießeinstellung.
Entsprechend der Gußstück-Geometrie kann eine schnelle
oder eine langsame Formfüllung erfolgen. Außerdem
kann die Verweilzeit des Vakuums noch zusätzlich nach
der abgeschlossenen Dosierung in entsprechenden Grenzen
verlängert werden. Ganz wesentlich ist, daß man bei
diesem Verfahren auf den Einsatz von festen mineralöl
freien Kolbenschmier- und Formtrennteilen verzichten kann.
In der Zeichnung ist eine Druckgießmaschine zum Teil
dargestellt, mit welcher das erfindungsgemäße Druckgieß
verfahren ausgeführt werden kann.
Es zeigt
Fig. 1 in einer perspektivischen Schrägansicht den Form
bereich der Druckgießmaschine z. T. geschnitten,
Fig. 2 als Einzelheit eine besondere Ausbildung der
Kolbenstange mit Gießkolben und
Fig. 3 die Lage der Vakuum-Anschlüsse im Bereich des
Ausschnittes der Formgravur anhand eines Gußstückes.
In Fig. 1 wird im wesentlichen von der Druckgießmaschine nur der Bereich
der festen Aufspannplatte 31 mit der festen Formhälfte 14 und bewegliche
Formhälfte 16 dargestellt. Um den Bereich der Füllkammer 10 besser dar
stellen zu können, sind die feste Aufspannplatte 31, die feste Formhälfte
14, die Füllkammer 10, das eigentliche Saugrohr 6 und der Warmhalteofen
9 mit Schmelztiegel 8 z. T. aufgeschnitten dargestellt. Mit 17 ist das
Ventil für den Vakuum-Anschluß für die Form angedeutet.
Die innerhalb der Form endenden Vakuum-Leitungen liegen oberhalb des An
schnittes. Um dieses besser darstellen zu können, wird in Fig. 3 ein Guß
stück 33 gezeigt, beispielsweise eine Pfanne, wobei der Anschittbereich
mit 28 und die beiden Vakuum-Anschlüsse mit 29 und 30 bezeichnet sind. Der
Gießlauf trägt die Nr. 18.
Der vordere Vakuum-Anschluß im Bereich des Gießkolbens 4 ist mit 2 be
zeichnet. In diesem Bereich endet auch ein Anschluß 11 für die Kolben
schmierung. Stirnseitig ist am Gießkolben 4 ein konischer Ansatz 4 a vorge
sehen. Hierdurch wird das aus dem Saugrohr 6 in die Füllkammer 10 ein
tretende Metall zur Kammerlängsachse 2 umgelenkt, wodurch Verwirbelungen
vermieden werden. Der hintere Bereich 10 a der Füllkammer 10 ist mit einer
hitzebeständigen Dichtung 3 ausgekleidet. Die Aufhängung des Saugrohres 6
erfolgt mittels einer Klammer 22. Diese Klammer 22 greift mit einer unteren
hakenförmigen Nase 24 unter einen Ringflansch 25 des Saugrohres 6. Von
oben her ist durch die Klammer 22 ein Federbolzen 1 geführt. Hierdurch er
gibt sich eine elastische Verspannung des konischen Endes 6 b innerhalb des
entsprechenden konischen Anschlusses an der Füllkammer 10.
Mit 23 ist eine Isolierauskleidung des Saugrohres 6 bezeichnet, welche
chemisch inert ist und mit einer geringeren Benetzbarkeit gegen Aluminium-
Legierungen ausgebildet ist. Zur Heizung des Saugrohres 6 dient eine
Heizung 13, die im dargestellten Ausführungsbeispiel als Gasheizung ange
deutet ist. Anstelle der Gasheizung kann auch bevorzugt eine Induktivheizung
vorgesehen werden, wobei es wichtig ist, daß die Heizung bis in den oberen
Anschlußbereich 6 b zur Füllkammer 10 reicht. Der Warmhalteofen 9 ist in der
Höhe verstellbar ausgebildet, was jedoch der Einfachheit halber nicht ge
sondert dargestellt ist. Hierdurch kann immer eine gewünschte Eintauchtiefe
des Saugrohres 6 in die Metallschmelze sichergestellt werden. Auch zum
erleichterten Ausbau bzw. Auswechseln des Saugrohres 6 kann der Warmhalte
ofen 9 nach unten abgesenkt und seitlich herausgefahren werden.
Mit 7 ist die Drossel des Saugrohres 6 bezeichnet. Der eigentliche Düsen
querschnitt 7 a sowie die Länge des Düsenbereiches können dabei unter
schiedlich ausgebildet sein. Anstelle der Düse kann auch an sich bekanntes
Filtermaterial verwendet werden.
In Fig. 2 ist eine Kolbenstange 21 mit Gießkolben 4 als Einzelheit darge
stellt. Mit 27 ist hierbei die Bohrung einer an sich bekannten Kolben-Kühl
vorrichtung angedeutet. Der eigentliche Ausaugkanal 20 für das Vakuum wird
hier durch die Kolbenstange 21 hindurchgeführt und endet mit ihrem Endbe
reich 20 a in einem Ringkanal 26. Diese Ausbildung gegenüber der Konstruktion
nach der Fig. 2 hat den Vorteil, daß auch noch während des Vorwärtsfahrens
des Gießkolbens 4 weiterhin das Vakuum am Gießkolben 4 erhalten bleiben kann.