Die Erfindung betrifft Salze von 6β-Halogenpenicillansäuren
der allgemeinen Formel
in der X für Brom oder Iod steht, mit Pivampicillin
und Bacampicillin, sowie Arzneimittel, die diese Verbindungen
als Wirkstoff enthalten und die in der Human-
und Veterinärtherapie Anwendung finden.
Bei der Behandlung von bakteriellen Infektionen besteht ein
ernstes Problem darin, daß immer häufiger β-Lactamase produzierende
Bakterien vorkommen und daß diese Enzyme zahlreiche
β-Lactam-Antibiotika inaktivieren. Es ist allgemein bekannt,
daß β-Lactamasen von sowohl grampositiven als auch von
gramnegativen Bakterien in erheblichem Maße zur Resistenz von
Bakterien gegen β-Lactam-Antibiotika beitragen.
Es wurde nun gefunden, daß die 6β-Halogenpenicillansäuren der
allgemeinen Formel I wirksame Inhibitoren von β-Lactamasen
zahlreicher grampositiver und gramnegativer Bakterien sind.
Diese Eigenschaft ist für die Human- und Veterinärmedizin
wertvoll, weil sie β-Lactam-Antibiotika, wenn sie zusammen
mit diesen verabreicht werden, gegen eine Inaktivierung
schützen können.
Zusätzlich zu der Hemmwirkung gegen β-Lactamasen weisen die
6β-Halogenpenicillansäuren antibakterielle Eigenschaften auf
und sind insbesondere gegen Neisseria-Arten wirksam.
Es ist in J. Org. Chem., Bd. 43, S. 3611-3613, 1978; Proc.
Natl. Acad. Sci. USA, Bd. 75, S. 4145-4149, 1978;
US-PS 41 80 506 (Dez. 25, 1979); Biochem. J., Bd. 177, S.
365-367, 1979 berichtet worden, daß Mischungen aus 6β- und
6α-Brompenicillansäuren entweder bei der Epimerisierung der
letzteren oder durch selektive Hydrierung von 6,6-Dibrompenicillansäure
erhalten werden, wobei das 6β-Brom-Epimere
in den Reaktionsmischungen schätzungsweise in Mengen von 5
bis 15% vorhanden ist. In den gleichen Literaturstellen ist
angegeben, daß solche Epimer-Mischungen als Inhibitoren
von β-Lactamasen wirken, und da reine 6α-Brompenicillansäure
keine Wirkung auf diese Enzyme hat, ist die Hemmwirkung dem
6β-Brom-Isomer zugeschrieben worden.
Ziel der Erfindung ist die Bereitstellung von Salzen von
6β-Halogenpenicillansäuren der allgemeinen Formel I in einer
im wesentlichen reinen, kristallinen Form, die für eine ärztliche
Anwendung geeignet ist, wobei diese Verbindungen eine
starke β-Lactamase-Hemmwirkung entfalten, die in der Reihenfolge
Brom-Jod zunimmt, und ferner auch eine antibakterielle
Wirksamkeit, insbesondere gegen Neisseria-Arten,
aufweisen.
Gegenstand der Erfindung sind die im Anspruch 1 bezeichneten
Salze von 6β-Brom und 6b-Iodpenicillansäuren mit Pivampicillin
und Bacampicillin sowie Arzneimittel, die diese Verbindungen
als Wirkstoffe enthalten.
Die neuen Verbindungen wirken synergistisch gegen eine Vielzahl von
β-Lactamase produzierende Bakterien, weil sie die
β-Lactam-Antibiotika gegen eine Inaktivierung durch diese Enzyme
schützen.
Die erfindungsgemäßen Salze der 6β-Halogenpenicillansäuren sind
Salze mit Pivampicillin und Bacampicillin. Diese Salze sind in
Wasser nur schwach löslich und können eingesetzt werden, um
z. B. eine verlängerte Wirkung zu erhalten oder um wäßrige Suspensionen
herzustellen.
Die erfindungsgemäßen Verbindungen können mit Hilfe üblicher
Verfahren der Salzbildung hergestellt werden, z. B. durch Umsetzung
in Lösungen eines Alkalisalzes der entsprechenden 6β-
Halogenpenicillansäure mit einem Säureadditionssalz des β-
Lactam-Antibiotikums oder durch direkte Umsetzung der 6β-Halogenpenicillansäure
mit dem β-Lactam-Antibiotikum und anschließende
Isolierung und Umkristallisation des Reaktionsproduktes
in an sich bekannter Weise.
In der folgenden Tabelle 1 ist zu Vergleichszwecken die in vitro-Aktivität von ausgewählten
β-Lactam-Antibiotika in 1 : 1-Kombinationen mit
6β-Halogenpenicillansäuren der Formel I gegen β-Lactamase-
produzierende Bakterienstämme wiedergegeben. Diese Daten zeigen,
daß die 1 : 1 Salze von Benzylpenicillin und Ampicillin
mit 6β-Brompenicillansäure (A), 6β-Chlorpenicillansäure (B)
und 6β-Jodpenicillansäure (C) gegen ansonsten resistente Stämme
von Staphylococcus aureus hoch aktiv sind. Eine ähnliche
synergistische Wirkung gegen Stämme von Klebsiella pneumoniae,
Proteus mirabilis und Escherichia coli wird von 1 : 1 Salzen
von Ampicillin und Mecillinam mit den gleichen 6β-Halogenpenicillansäuren
gezeigt. Die Empfindlichkeit der β-Lactamase
produzierenden Bakterienstämme wurde anhand von Serienverdünnungen
in Agarmedium mit Inoculum 10⁵ CFU (grampositive
Organismen) oder 10⁴ CFU (gramnegative Organismen) bestimmt
(CFU = Kolonien bildende Einheiten).
Arzneimittel, die als Wirkstoff mindestens eine der erfindungsgemäßen
Verbindungen enthalten, sind für die Behandlung von Infektionskrankheiten
von Säugetieren einschließlich von Menschen
geeignet und umfassen Formen für enterale, parenterale,
intramammale oder topische Anwendung.
Injizierbare oder für Infusion geeignete Salze der 6b-Halogenpenicillansäuren
der Formel I sind geeignet, wenn schnell
hohe Gewebsspiegelwerke der 6β-Halogenpenicillansäuren und
des β-Lactam-Antibiotikums eingestellt werden sollen.
Der Wirkstoff kann als solcher im Gemisch mit Trägern und/
oder Verdünnungs- bzw. Hilfsstoffen verwendet werden.
In solchen Mischungen kann das Verhältnis von therapeutisch
aktivem Stoff zu den Träger- und Hilfsstoffen variieren
und der Gehalt an Wirkstoff 1 bis 95% betragen. Die
Mischungen können zu verschiedenen pharmazeutischen Verabreichungsformen,
wie Tabletten, Kapseln, Pulvern, Sirupen,
Suspensionen und Lösungen einschließlich von Formen, die
für eine Injektion oder Infusion geeignet sind, verarbeitet
werden.
Die Träger und/oder Hilfsstoffe sind pharmazeutisch annehmbare
Stoffe, wie Gelatine, Lactose, Stärke, Magnesiumstearat,
Talk, pflanzliche und tierische Fette und Öle, Gummen, Polyalkylenglykol
und andere bekannte Träger für Arzneimittel,
sowie Verdünnungsmittel, Bindemittel, Puffer, Konservierungsmittel,
Zerfallsmittel, Überzugsmaterialien u. dgl., entsprechend
der üblichen pharmazeutischen Praxis, um geeignete
Formen der pharmazeutischen Darreichung, einschließlich
Präparate mit verzögerter Wirkstoffabgabe, Doppeltabletten,
die die therapeutischen Wirkstoffe getrennt voneinander enthalten,
und darmlösende Tabletten, bereitzustellen.
Die erfindungsgemäßen Salze können im Arzneimittel
als einziger Wirkstoff oder zusammen mit anderen Therapeutika,
insbesondere einem β-Lactam-Antibiotikum oder einer synergistischen
Kombination von β-Lactam-Antibiotika, vorliegen. Geeignete
β-Lactam-Antibiotika für solche Mischungen umfassen nicht nur die
Antibiotika, die bekanntlich gegen β-Lactamasen hoch empfindlich
sind, sondern auch jene Antibiotika, die an sich einen hohen Grad
von Resistenz gegen β-Lactamasen haben. Demnach sind geeignete
β-Lactam-Antibiotika für solche Zusammensetzungen Benzylpenicillin,
Phenoxymethylpenicillin, Carbenicillin, Methicillin, Propicillin,
Ampicillin, Amoxycillin, Epicillin, Ticarcillin, Cyclacillin,
Cephaloridin, Cephalothin, Cefazolin, Cephalexin, Cefaclor,
Cephacetril, Cephamandol, Cephapirin, Cephradin, Cephaloglycin,
Mecillinam und andere bekannte Penicilline, Cephalosporine und
Amidinopenicillansäuren oder deren Vorläufer, wie Hetacillin,
Metampicillin, die Acetoxymethyl-, Pivaloyloxymethyl-, Ethoxycarbonyloxyethyl-
und Phthalidylester von Benzylpenicillin,
Ampicillin, Amoxycillin oder Cephaloglycin, oder die Phenyl-,
Toluyl- und Indanyl-α-ester von Carbenicillin, Ticarcillin,
oder 6β-Amidinopenicillansäure-Vorläufer, wie Pivmecillinam oder
Bacmecillinam, oder ein ähnliches 7β-Amidinocephalosporansäurederivat.
Wenn die erfindungsgemäßen Salze zusammen mit einem β-Lactam-
Antibiotikum im Arzneimittel vorhanden sind, beträgt das Verhältnis
der erfindungsgemäßen Verbindungen zu dem/den zusätzlichen
β-Lactam-Antibiotikum/..ka 10 : 1 bis 1 : 10 und vorteilhaft 3 : 1
bis 1 : 3, bezogen auf die freien Säuren, wobei dieser Bereich
für die Erfindung jedoch nicht als einschränkend zu erachten
ist.
Die erfindungsgemäßen Arzneimittel werden zweckmäßig in Dosiseinheiten
verabreicht, die eine Gesamtmenge von 0,025 bis
2,5 g, vorzugsweise 0,1 bis 1,0 g, der antibakteriellen Wirkstoffe,
gerechnet als freie Säure, enthalten. Die Bezeichnung
"antibakterielle Wirkstoffe" soll sich hier im folgenden
auf eine oder mehrere erfindungsgemäße Salze, allein
oder kombiniert mit einem oder mehreren bekannten b-Lactam-
Antibiotika, Salzen oder Vorläufern derselben, beziehen. Bei
Anwendung in der Tiermedizin können die Dosiseinheiten bis
zu 25 g der antibakteriellen Wirkstoffe enthalten.
Unter der Bezeichnung "Dosiseinheit" ist eine einheitliche,
das heißt einzige, Dosis zu verstehen, die einem Patienten verabreicht
und leicht gehandhabt und verpackt werden kann, wobei sie
als physikalisch stabile Einheitsdosis vorliegt, die entweder die
Wirkstoffe als solche oder im Gemisch mit einem pharmazeutischen
Träger enthält.
In ähnlicher Weise können die Arzneimittel
für Infusionszwecke in Dosiseinheiten mit einem Gehalt von bis
zu 10 g des antibakteriellen Mittels in wässeriger Lösung verabreicht
werden.
Für eine parenterale Anwendung, z. B. Injektionen, werden die
Arzneimittel beispielsweise in Form einer wässerigen
Lösung oder Suspension als Dosiseinheit mit einem Gehalt von
0,1 bis 1 g der antibakteriellen Wirkstoffe (gerechnet als freie
Säure), die unmittelbar vor der Anwendung gelöst oder suspendiert
werden, oder in gebrauchsfertiger Form zusammen mit einem pharmazeutisch
annehmbaren Träger- bzw. Lösungsmittel gegeben.
In Form einer Dosiseinheit können die Verbindungen einmal
oder mehrere Male täglich in geeigneten Intervallen, jedoch
immer in Abhängigkeit vom Zustand des Patienten, verabreicht
werden.
Demnach kann eine Tagesdosis 0,1 bis 30 g (entsprechend
1 bis 425 mg/kg Körpergewicht/Tag), vorzugsweise 0,2 bis
6 g der antibakteriellen Stoffe, (gerechnet als die freien
Säuren) ausmachen.
Die Arzneimittel eignen sich für die Behandlung von Infektionen
von unter anderem der Atemwege, des Harnapparates und
der glatten Gewebe bei Menschen und sowie von Infektionen
bei Tieren, wie Rindermastitis.
In Arzneimitteln mit einem Gehalt an weiteren
β-Lactam-Antibiotika sind diese Antibiotika normalerweise in
etwa der gleichen Menge enthalten wie sie üblicherweise angewandt
werden, wenn solche β-Lactam-Antibiotika die einzigen therapeutischen
Wirkstoffe darstellen, doch kann es unter bestimmten
Umständen zweckmäßig sein, die Menge an diesen Stoffen zu verringern.
Besonders bevorzugte Arzneimittel enthalten 50 bis 1000 mg,
vorzugsweise 200 bis 500 mg des β-Lactam-Antibiotikums, eines
Salzes oder eines Vorläufers davon, und das Salz der
6β-Halogenpenicillansäure in einer Menge in den obenerwähnten
Bereichen, vorzugsweise in einer Menge von 25 bis 250 mg.
Nachfolgend wird die Herstellung einiger 6β-Halogenpenicillansäuren
sowie ihrer
Natrium- und Kaliumsalze beschrieben, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Salze
dienen.
Beispiel A
Kalium-6β-brompenicillanat
Eine Lösung von 7,64 g (24 mmol) Kalium-6α-brompenicillanat
in 800 ml 0,04 m wässeriger Dinatriumhydrogenphosphatlösung wurde
72 h lang auf einer Temperatur von 30°C gehalten. Gemäß einem
NMR-Spektrum (D₂O) einer gefriergetrockneten Probe von 5 ml enthielt
die epimere Mischung 10 bis 12% der 6β-Bromverbindung.
Nach Zusatz von 160 g Natriumchlorid wurde die Mischung bei
einer Temperatur von 0°C unter einer Schicht von 250 ml Ether gerührt
und der pH-Wert der wässerigen Phase mit 4 n Salzsäure
auf 3 eingestellt. Die organische Schicht wurde abgetrennt,
die wässerige Phase wieder mit 100 ml Ether extrahiert;
die vereinigten Etherauszüge wurden mit 10 ml gesättigter,
wässeriger Natriumchloridlösung gewaschen, getrocknet und unter
vermindertem Druck auf ein Volumen von etwa 40 ml eingeengt. Die
konzentrierte Lösung wurde auf Kieselgel (Silica Woelm TSC, Woelm
Pharma, Eschwege, BRD) einer Trockensäulenchromatographie unterworfen.
Diese Säule (Durchmesser 5,6 cm, Länge 46 cm) wurde mit
1200 ml Ether-Petrolether-Ameisensäure, 70 : 30 : 0,1, entwickelt,
Fraktionen von je 2 cm wurden abgetrennt, in Ethylacetat suspendiert
(10 ml/Fraktion), und Proben der darüber befindlichen Flüssigkeit
wurden mit Hilfe der Dünnschichtchromatographie unter Verwendung
des obenerwähnten Lösungsmittelsystems untersucht. Fraktionen,
welche die reine, stärker polare 6β-Brompenicillansäure
enthielten, wurden vereint und mit Ethylacetat eluiert. Das erhaltene
Ethylacetateluat wurde unter vermindertem Druck auf etwa
50 ml eingeengt und sechsmal mit je 5 ml Wasser zur Entfernung
der Hauptmenge von Ameisensäure gründlich gewaschen. Der organischen
Schicht wurden 40 ml Wasser zugesetzt, und der scheinbare
pH-Wert der Mischung wurde durch Zugabe von 0,5 m wässeriger
Kaliumbicarbonatlösung auf 7,2 eingestellt. Die wässerige Schicht
wurde abgetrennt und gefriergetrocknet und ergab 0,54 g reines
Kalium-6β-brompenicillanat in Form eines farblosen, amorphen
Pulvers, das aus n-Butanol kristallisierte. + 240° (c = 0,2,
H₂O).
Das genaue FT-Protonen-NMR-Spektrum (Fig. 1) zeigte Signale
bei δ = 1,47 (s, 3H; CH₃-2a ), 1,59 (s, 3H; CH₃-2β ), 4,27 (s, 1H;
CH-3), 5,52 und 5,58 (Dublette, J = 4 Hz, 2H; CH-5α und CH-6α, vgl.
Fig. 1a) ppm.
Instrument JEOL FX 100. Konzentration 50 mg/ml. Alle Daten
bezogen auf Tetramethylsilan als 0,00 ppm der δ-Skala.
Beispiel B
Kalium-6β-jodpenicillanat
Unter Anwendung der Verfahrensweise gemäß Beispiel A, jedoch
Ersatz von Kalium-6α-brompenicillanat durch Kalium-6α-jodpenicillanat,
wurde die gewünschte Verbindung in Form eines amorphen
Produktes, das aus n-Butanol kristallisierte, erhalten.
Beispiel C
Kalium-6β-brompenicillanat
Eine Lösung von 15,28 g (48 mmol) Kalium-6α-brompenicillanat
in 320 ml Wasser wurde mit 1 n wässerigem Natriumhydroxid auf
eine pH-Wert von 9,0 eingestellt und 24 h lang bei 30°C gerührt.
Während der Umsetzung wurde in der Lösung durch Zusatz von 1 n
wässeriger Natriumhydroxidlösung mit Hilfe einer automatischen
Titriereinrichtung ein pH-Wert von 9,0 aufrechterhalten. Ein NMR-
Spektrum (D₂O), das von einer gefriergetrockneten Probe von 1 ml
der Lösung erhalten wurde, zeigte das Vorliegen von etwa 25% der
6β-Bromverbindung in der gebildeten Mischung von Epimeren an.
Die Mischung wurde auf die in Beispiel A beschriebene Weise
aufgearbeitet und durch Säulenchromatographie gereinigt; dabei
wurde kristallines Kalium-6β-brompenicillanat, das mit dem gemäß
Beispiel A hergestellten Produkt identisch war, erhalten. + 253°
(c = 0,5, 1 m Phosphatpuffer, pH7).
Berechnet für C₈H₉BrKNO₃S: C 30,19; H 2,85; Br 25,11; N 4,40;
S 10,08%.
Gefunden: C 30,16; H 2,95; Br 25,28; N 4,33; S 10,07%.
Beispiel D
Kalium-6b-iodpenicillanat
A. Acetoxymethyl-6-diazopenicillanat
Einer Lösung von 5,77 g (20 mmol) Acetoxymethyl-6β-aminopenicillanat
und 2,76 g (40 mmol) Natriumnitrit in einer Mischung
von 120 ml Dichlormethan und 120 ml Wasser wurden unter Rühren bei
einer Temperatur von 0 bis 3°C tropfenweise in 7 ml 4 n wässerige
Schwefelsäure zugesetzt.
Nachdem bei der niedrigen Temperatur weitere 30 min gerührt
worden war, wurde die organische Phase abgetrennt, über Natriumsulfat
getrocknet und unter vermindertem Druck auf etwa 30 ml eingeengt.
Dieses Konzentrat wurde unmittelbar in der folgenden Stufe
verwendet.
B. Acetoxymethyl-6α-iodpenicillanat
Die konzentrierte Lösung von dem in der oben beschriebenen
Stufe A erhaltenen Acetoxymethyl6-diazopenicillanat wurde mit
180 ml eiskaltem Aceton verdünnt, und der Mischung wurde unter
Rühren bei 0 bis 3°C tropfenweise eine Lösung von 9,0 g (60 mmol)
Natriumjodid und 7,4 ml 57%iger Jodwasserstoffsäure in 15 ml
Wasser zugesetzt. Nach Rühren bei einer Temperatur von 0 bis 3°C
über einen Zeitraum von weiteren 25 min wurde die Mischung mit
10 g festem Natriumbicarbonat behandelt und filtriert. Das Filtrat
wurde mit 150 ml Ethylacetat verdünnt, das Aceton unter vermindertem
Druck entfernt und die verbleibende organische Schicht abgetrennt,
zweimal mit je 100 ml 0,5 m wässeriger Natriumthiosulfatlösung gewaschen,
über Natriumsulfat getrocknet und unter vermindertem Druck
auf ein Volumen von etwa 10 ml eingeengt.
Diese konzentrierte Lösung wurde einer Trockensäulenchromatographie
auf Kieselgel (Ether-Petrolether, 4 : 6) unterworfen, wobei
reines Acetoxymethyl-6α-iodpenicillanat in Form eines schwach
gelblichen Öls erhalten wurde.
Das NMR-Spektrum (CDCl₃) zeigte Signale bei δ = 1,48 (s, 3H;
CH₃-2α ), 1,63 (s, 3H; CH₃-2β ), 2,11 (s, 3H; COCH₃), 4,56 (s, 1H;
CH-3), 4,99 (d, J = 1,5 Hz, 1H; CH-6), 5,45 (d, J = 1,5 Hz, 1H;
CH-5) und 5,79 (ABq, J = 5,5 Hz, 2H; OCH₂O) ppm.
Tetramethylsilan wurde als innerer Standard verwendet.
C. Kalium-6α-iodpenicillanat
Einer Lösung von 2,0 g (5 mmol) Acetoxymethyl-jodpenicillanat
in 50 ml 70%igem wässerigem Methanol wurden 1,5 ml 4 n
wässerige Chlorwasserstoffsäure zugesetzt, und
die Mischung unter Lichtschutz bei Raumtemperatur 3 Tage lang gerührt.
Dann wurde sie in 150 ml Wasser gegossen, zweimal mit 100 ml
Ether extrahiert, und die vereinigten Etherauszüge wurden zweimal
mit je 25 ml Wasser gewaschen. Die organische Schicht wurde mit
40 ml frischem Wasser versetzt und der pH-Wert in der wässerigen
Phase durch Zusatz von 1 m Kaliumbicarbonatlösung unter Rühren auf
6,8 eingestellt. Die wässerige Phase wurde abgetrennt und ergab
nach Gefriertrocknen Kalium-6α-iodpenicillanat in Form eines
amorphen Pulvers, das aus Aceton kristallisierte.
Das NMR-Spektrum (D₂O) zeigte Signale bei δ = 1,46 (s, 3H;
CH₃-2α ), 1,57 (s, 3H; CH₃-2β ), 4,30 (s, 1H; CH-3), 5,24 (d, J = 1,5 Hz,
1H; CH-6) und 5,46 (d, J = 1,5 Hz, 1H; CH-5) ppm.
D. Kalium-6β-jodpenicillanat
Eine Lösung von 3,65 g (10 mmol) Kalium-6α-iodpenicillanat
in 200 ml Wasser wurde 20 h bei 30°C gerührt, wobei in der Reaktionsmischung
durch Zusatz von 0,1 n Natriumhydroxid mittels einer
automatischen Titriereinrichtung ein konstanter pH-Wert von 9,0
aufrechterhalten wurde. Gemäß dem NMR-Spektrum (D₂O) einer gefriergetrockneten
Probe von 1 ml enthielt die auf diese Weise gebildete
epimere Mischung von 6-Iodpenicillanaten etwa 30% der 6β-Iodverbindung.
Die Mischung wurde mit 150 ml Ether versetzt und der pH-Wert
der wässerigen Phase durch Zusatz von 4 n Chlorwasserstoffsäure
unter Rühren auf 3,0 eingestellt. Die organische Phase wurde abgetrennt,
die wässerige Phase mit 50 ml Ether wieder extrahiert,
und die vereinigten Etherauszüge wurden zweimal mit je 20 ml gesättigter,
wässeriger Natriumchloridlösung gewaschen, über Magnesiumsulfat
getrocknet und unter vermindertem Druck auf ein Volumen
von etwa 6 bis 8 ml eingeengt. Das auf diese Weise erhaltene Konzentrat
wurde einer Trockensäulenchromatographie auf Kieselgel
(Ether-Petrolether-Ameisensäure, 70 : 30 : 0,1) unterworfen, und analog
der in Beispiel A für die Trennung und Isolierung der entsprechenden
6β- und 6α-Bromverbindungen beschriebenen Arbeitsweise wurde
Kalium-6β-iodpenicillanat in kristallinem Zustand erhalten.
+ 260° (c = 0,5, 1 m Phosphatpuffer, pH 7).
Das NMR-Spektrum (D₂O) zeigte Signale bei w = 1,49 (s, 3H;
CH₃-2α ), 1,65 (s, 3H; CH₃-2β ), 4,29 (s, 1H; CH-3), 5,42 und 5,80
(2d, J = 3,5 Hz, 2H; CH-5 und CH-6) ppm.
Berechnet für C₈H₉JKNO₃S: C 26,31; H 2,48; J 34,75; N 3,84;
S 8,78%.
Gefunden: C 26,51; H 2,58; J 34,91; N 3,75; S 8,80%.
Beispiele E und F
6β-Halogenpenicillansäuren
Die in der folgenden Tabelle II angeführten 6β-Halogenpenicillansäuren
konnten auf folgende Weise erhalten werden:
a) Durch Einengen der Ethylacetatlösungen, welche die reinen
6β-Halogenverbindungen, erhalten nach Trennung der entsprechenden
6α-Epimeren durch Trockensäulenchromatographie auf Kieselgel, wie
dies in Beispiel A beschrieben ist, enthielten, unter vermindertem
Druck.
b) Durch Freisetzen der entsprechenden Kaliumsalze aus wässerigen
Lösungen unter einer Schicht von Ether oder Ethylacetat bei
einem pH-Wert von 3 und anschließende Abtrennung der organischen
Phase, Trocknen und Kristallisieren aus Ether-Diisopropylether
oder Ethylacetat-Hexan.
Die oben angeführten Säuren zersetzen sich bei etwa 80 bis
100°C, so daß kein gut definierter Schmelzpunkt bestimmt werden
kann.
Beispiel G
Natrium-6β-brompenicillanat
A. Tetrabutylammonium-6,6-dibrompenicillanat
Einer Lösung von 34 g (0,1 mol) Tetrabutylammoniumhydrogensulfat
in 50 ml Wasser wurden 100 ml Methylenchlorid und anschließend
50 ml 2 n Natronlauge zugesetzt. Die Mischung wurde unter
Rühren mit 36 g (0,1 mol) 6,6-Dibrompenicillansäure versetzt und
der pH-Wert mit 2 n Natronlauge auf 7,0 eingestellt.
Die organische Schicht wurde abgetrennt und die wässerige Phase
mit 50 ml Methylenchlorid wieder extrahiert. Nach Trocknen der
vereinigten organischen Phasen erfolgte ein Zusatz von 500 ml
Ethylacetat, und die Lösung wurde im Vakuum auf ein Volumen von
etwa 300 ml eingeengt.
B. Natrium-6β-brompenicillanat
Der oben angeführten Lösung von Tetrabutylammonium-6,6-dibrompenicillanat
wurden in einer Portion unter Rühren 24,9 g
(0,1 mol) Tetrabutylammoniumboranat zugesetzt. Nach etwa 30 min
war die Temperatur in der Mischung auf 45°C bis 50°C gestiegen,
worauf sie langsam abnahm. Nach Stehenlassen über einen Zeitraum
von 1 h wurde die Lösung mit 300 ml Ether verdünnt, mit 300 ml
Wasser versetzt und der pH-Wert mit Salzsäure auf 3
eingestellt. Die organische Phase wurde abgetrennt und mit Wasser
gewaschen. Dann wurde die organische Phase mit 50 ml frischem
Wasser versetzt und der pH-Wert mit wässeriger Kaliumbicarbonatlösung
auf 6,8 eingestellt. Die wässerige Schicht wurde abgetrennt
und Wasser mit n-Butanol im Vakuum azeotrop abdestilliert,
wobei eine kristalline Mischung der Kaliumsalze von 6β-
Brom-, 6α-Brom- und 6,6-Dibrompenicillansäure in einem Verhältnis
von etwa 65 : 25 : 10 erhalten wurden.
Aus einer wässerigen Lösung der erwähnten Salze wurden bei
einem pH-Wert von 3 (verdünnte Salzsäure) die freien
Säuren unter einer Etherschicht freigesetzt, und die erhaltene
Mischung wurde durch Säulenchromatographie analog Beispiel A
getrennt; nach Salzbildung mit 0,5 m
Natriumbicarbonatlösung und Entfernung von Wasser durch azeotrope
Destillation mit n-Butanol wurde kristallines Natrium-6β-brompenicillanat
erhalten. + 266° (c = 0,5, 1 m Phosphatpuffer,
pH 7).
Berechnet für C₈H₉BrNNaO₃S: C 31,80; H 3,00; Br 26,45; N 4,64;
S 10,61%.
Gefunden: C 31,85; H 3,04; Br 26,53; N 4,56; S 10,72%.
Beispiel H
6β-Brompenicillansäure
Einer Suspension von 11,91 g (30 mmol) Kalium-6,6-dibrompenicillanat
in 30 ml Dimethylformamid wurden 1,14 g (30 mmol)
Natriumborhydrid zugesetzt. Im Verlauf von etwa 30 min stieg die
Temperatur in der Reaktionsmischung auf ungefähr 50°C, sank dann
aber langsam wieder auf Normalwerte ab. Die Reaktionsmischung
wurde 20 h lang bei Raumtemperatur gerührt, dann mit 100 ml Wasser
und 100 ml Ether versetzt, und hierauf ihr pH-Wert mit
verdünnter Salzsäure auf 3 eingestellt. Die organische
Schicht wurde abgetrennt, die wässerige Schicht mit 25 ml Ether
extrahiert, und die vereinigten organischen Auszüge wurden mit
25 ml Wasser gewaschen. Der organischen Phase wurden 25 ml frisches
Wasser zugesetzt, und der pH-Wert der wässerigen Phase wurde
durch Zugabe von 1 m Kaliumbicarbonatlösung unter Rühren auf
7 eingestellt. Die wässerige Schicht wurde abgetrennt und das
Wasser durch azeotrope Destillation mit n-Butanol im Vakuum entfernt,
wobei eine kristalline Mischung der Kaliumsalze von 6b- und
6α-brompenicillansäure in einem Verhältnis von ungefähr 55 : 45, wie
sich bei einer NMR-Spektroskopie zeigte, erhalten wurde.
Die erhaltenen Kaliumsalze wurden in Wasser gelöst (5 ml/g
Salz), und der pH-Wert der wässerigen Phase wurde mit 4 n
Salzsäure unter einer Schicht von Ethylacetat (5 ml/g Salz)
auf 3 eingestellt. Die organische Phase wurde abgetrennt, mit Wasser
gewaschen, getrocknet und mit einem gleichen Volumen Hexan
versetzt. Nach Animpfen der Lösung und anschließendes
Einengen unter vermindertem Druck auf etwa das halbe Volumen wurde
kristalline 6β-Brompenicillansäure erhalten, die abfiltriert, mit
Ethylacetat-Hexan (1 : 1) gewaschen und getrocknet wurde. Durch Umkristallisieren
aus Ether-Diisopropylether wurde eine analytisch
reine Probe erhalten. + 268° (c = 0,5, CHCl₃).
Berechnet für C₈H₁₀BrNO₃S: C 34,30; H 3,60; Br 28,53; N 5,00;
S 11,45%.
Gefunden: C 34,47; H 3,81; Br 28,66; N 4,99; S 11,43%.
Beispiel J
6β-Brompenicillansäure
A. Dicyclohexylammonium-6β-brompenicillanat
Einer Lösung von 10,8 g (30 mmol) 6,6-Dibrompenicillansäure
in 75 ml Dimethylsulfoxid wurden 2,1 g Natriumcyanborhydrid (90%
Reinheit) zugesetzt, und die Mischung wurde bis zum Erhalt einer
klaren Lösung etwa 30 min lang gerührt. Nach 72 h langem Stehenlassen
wurde die Mischung mit 75 ml Wasser verdünnt, um nicht umgesetztes
Ausgangsmaterial in Form von Dimethylsulfoxid-Solvat
(C₈H₉Br₂NO₃S · C₂H₆OS) auszufällen. Die Kristalle wurden abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet. Das Filtrat wurde viermal mit
je 25 ml Methylenchlorid extrahiert, und die vereinigten Auszüge
wurden mit 50 ml Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet
und unter vermindertem Druck auf etwa das halbe Volumen eingeengt.
Nach Zusatz von 2,5 ml Dicyclohexylamin und 50 ml Aceton wurde die
Mischung auf ein Volumen von etwa 25 ml weiter eingeengt. Durch
Kratzen wurde eine Kristallisation eingeleitet und nach Stehenlassen
über einen Zeitraum von 1 h bei Raumtemperatur das reine
Dicyclohexylammonium-6β-brompenicillanat abfiltriert, mit Aceton
gewaschen und getrocknet. Die Verbindung zeigte keinen definierten
Schmelzpunkt, sondern zersetzte sich nach bei etwa 170°C erfolgendem
Dunkelwerden bei 280 bis 290°C.
B. 6β-Brompenicillansäure
Eine Suspension von Dicyclohexylammonium-6β-brompenicillanat
in Ethylacetat-Wasser (1 : 1) (20 ml/g Salz) wurde mit 4 n
Salzsäure auf einen pH-Wert von 3 eingestellt. Ausgefallenes
Dicyclohexylammoniumchlorid wurde abfiltriert und die organische
Schicht abgetrennt, zweimal mit Wasser gewaschen und getrocknet.
Nach Zusatz eines gleichen Volumens Hexan und anschließendes Einengen
der Lösung unter vermindertem Druck wurde reine, kristalline
6β-Brompenicillansäure erhalten, die sich mit der in den Beispielen
E und H beschriebenen Verbindung als identisch erwies.
Beispiel K
Natrium-6β-jodpenicillanat
A. 6,6-Dÿodpenicillansäure-Morpholinsalz
Einer Lösung von 110 g (etwa 0,5 mol) 6-Aminopenicillansäure
in einer Mischung von 400 ml 5 n Schwefelsäure und 1,5 l Methylenchlorid
wurden unter Rühren bei 0°C gleichzeitig 340 ml 2,5 m
wässerige Natriumnitritlösung und 1 l 0,5 m methanolische Jodlösung
tropfenweise zugesetzt. Nach Beendigung des Zusatzes wurde
das Kühlbad entfernt und das Rühren der Mischung 1 h lang fortgesetzt.
Die organische Schicht wurde abgetrennt und die wässerige
Phase mit 200 ml Methylenchlorid extrahiert. Die vereinigten organischen
Auszüge wurden mit 600 ml 1 m wässeriger Natriumthiosulfatlösung
gewaschen und über Natriumsulfat getrocknet. Nach Zusatz von
32,6 ml (0,375 mol) Morpholin wurde die erhaltene Lösung unter vermindertem
Druck auf ein Volumen von etwa 200 bis 250 ml eingeengt
und ergab nach Kühlen die Titelverbindung in Form von farblosen
Kristallen. Diese wurden abgetrennt, mit Aceton gewaschen und getrocknet.
Ausbeute 162,6 g. Fp. 152-154°C (Zers.).
Berechnet für C₁₂H₁₈J₂N₂O₄S: C 26,68; H 3,36; J 46,99; N 5,19;
S 5,94%.
Gefunden: C 27,01; H 3,44; J 46,70; N 5,18; S 5,64%.
B. Natrium-6β-iodpenicillanat
Eine Lösung von 54 g (0,1 mol) 6,6-Diiodpenicillansäure-
Morpholinsalz in 500 ml Methylenchlorid wurde vor Licht geschützt
und unter Rühren mit 36 g (0,12 mol) Cetyltrimethylammoniumboranat
versetzt. Nach Rühren während 15 min bei Raumtemperatur wurde die
Mischung im Vakuum eingedampft. Der Rückstand wurde mit 250 ml
Aceton verrieben, unlösliches Salz durch Filtrieren entfernt und
das Filtrat zur Trockene eingedampft. Das als Rückstand verbleibende
Öl wurde in 200 ml Ethylacetat gelöst, und nach Zusatz von
200 ml Wasser wurde der pH-Wert in der wässerigen Phase durch
Zugabe von 2 n Natriumhydroxidlösung unter Rühren auf 7 eingestellt.
Die wässerige Phase wurde abgetrennt, die organische Phase mit
50 ml Wasser gewaschen und der pH-Wert der vereinigten wässerigen
Phasen mit verdünnter Chlorwasserstoffsäure unter einer Schicht
von 200 ml Ether auf 3 eingestellt. Die organische Phase wurde abgetrennt,
die wässerige Phase mit Ether wieder extrahiert, und die
vereinigten Etherauszüge wurden getrocknet und unter vermindertem
Druck auf ein Volumen von etwa 80 bis 100 ml eingeengt. Das Konzentrat
enthielt eine Mischung von 6β- und 6a-Iodpenicillansäure
und auch kleinere Mengen von Penicillansäure (Verhältnis ungefähr
50 : 40 : 10); diese Stoffe wurden durch Trockensäulenchromatographie
unter Anwendung einer ähnlichen Verfahrensweise, wie sie in Beispiel
A beschrieben ist, getrennt. Die auf diese Weise erhaltene reine
6β-Iodsäure ergab nach Salzbildung mit 0,5 m wässeriger Natriumbicarbonatlösung
und Entfernung von Wasser durch azeotrope Destillation
mit n-Butanol kristallines Natrium-6β-iodpenicillanat.
+ 274° (c = 0,5, 1 m Phosphatpuffer, pH 7).
Berechnet für C₈H₉JNNaO₃S: C 27,52; H 2,60; J 36,35; N 4,01;
S 9,18%.
Gefunden: C 27,31; H 2,64; J 36,12; N 3,92; S 9,34%.
Beispiel L
6β-Iodpenicillansäure
A. 6,6Diiodpenicillansäure-dimethylsulfoxid-Solvat
Eine gekühlte Lösung von 10,8 g (20 mmol) 6,6-Diiodpenicillansäure-
Morpholinsalz in 20 ml Dimethylsulfoxid wurde mit 20 ml
1 n Chlorwasserstoffsäure versetzt, und durch Kratzen wurde eine
Kristallisation bewirkt. Nach weiterem Zusatz von 20 ml Wasser
wurden die Kristalle abfiltriert, mit Wasser gewaschen und getrocknet.
Dabei wurde die Titelverbindung in nahezu quantitativer
Ausbeute erhalten; sie hatte einen schlechtdefinierten Schmelzpunkt
unter langsamer Zersetzung bei über 120 bis 125°C.
Berechnet für C₈H₉J₂NO₃S · C₂H₆OS: C 22,61; H 2,85; J 47,78;
N 2,64; S 12,07%.
Gefunden: C 22,96; H 2,81; J 47,64; N 2,74; S 12,14%.
B. Dicyclohexylammonium-6β-iodpenicillanat
Einer Lösung von 5,31 g (10 mmol) 6,6-Diiodpenicillansäuredimethylsulfoxid-
Solvat in 25 ml Dimethylsulfoxid wurden 0,7 g
Natriumcyanborhydrid (90% rein) zugesetzt, und die Mischung wurde
etwa 30 min lang gerührt, bis eine klare Lösung erhalten wurde.
Nach Stehenlassen über einen Zeitraum von 40 h bei Raumtemperatur
wurden 50 ml Wasser zugesetzt, und die Mischung wurde auf 5°C abgekühlt,
um nicht umgesetztes Ausgangsmaterial auszufällen. Dieses
wurde abgetrennt, mit Wasser gewaschen und getrocknet. Das Filtrat
wurde dreimal mit je 25 ml Methylenchlorid extrahiert, und die vereinigten
Auszüge wurden zweimal mit je 10 ml Wasser gewaschen,
über Natriumsulfat getrocknet und im Vakuum sorgfältig eingedampft.
Das als Rückstand erhaltene Öl wurde in 25 ml Aceton gelöst, dann
wurde eine äquivalente Menge Dicyclohexylamin zugesetzt und durch
Kratzen eine Kristallisation bewirkt. Nach Stehenlassen über einen
Zeitraum von 1 h wurde das reine Dicyclohexylammonium-6β-iodpenicillanat
abfiltriert, mit Aceton gewaschen und getrocknet. Die Verbindung
zeigte keinen definierten Schmelzpunkt, sondern zersetzte
sich nach Dunkelwerden bei etwa 150°C langsam oberhalb dieser
Temperatur.
C. 6β-Iodpenicillansäure
Wenn bei dem Verfahren von Beispiel 17B Dicyclohexylammonium-
6β-jodpenicillanat an Stelle des entsprechenden 6β-Brompenicillanats
verwendet wurde, wurde 6β-Iodpenicillansäure in Form von farblosen
Kristallen erhalten. Durch Umkristallisieren aus Ether-Diisopropylether
wurde die analytisch reine Probe gewonnen. + 278°
(c = 0,5, CHCL₃).
Berechnet für C₈H₁₀JNO₃S: C 29,37; H 3,08; J 38,79; N 4,28;
S 9,80%.
Gefunden: C 29,46; H 3,13; J 38,96; N 4,27; S 9,81%.
Beispiel 1
6β-Brompenicillansäure-pivampicillinsalz
Einer Lösung von 2,50 g (5 mmol) Pivampicillin-hydrochlorid
in 100 ml Wasser wurden tropfenweise 50 ml 0,1 m wässeriges Kalium-
6β-brompenicillanat zugefügt. Der auf diese Weise erhaltene farblose
Niederschlag wurde abfiltriert, dreimal mit je 10 ml Wasser
gewaschen und dann im Vakuum eingedampft, wobei die reine Titelverbindung
in Form von farblosen Kristallen erhalten wurde, die sich,
ohne zu schmelzen, bei 120 bis 130°C zu zersetzen begann.
Das IR-Spektrum (KBr) zeigte Banden bei 3030, 2970, 2935,
2870, 1790, 1770, 1680, 1600 und 627 cm-1.
Das NMR-Spektrum (CDCl₃) zeigte Signale bei δ = 1,20 (s, 9H;
C(CH₃)₃), 1,36 (s, 3H; CH₃-2), 1,44 (s, 3H; CH₃-2), 1,52 (s, 3H;
CH₃-2), 1,54 (s, 3H; CH₃-2), 4,26 (s, 1H; CH-3), 4,40 (s, 1H;
CH-3), 5,11 (s, 1H; CHCO), 5,23, 5,36, 5,43 und ∼5,76 (4 Dublette,
J = 3,8-4,2 Hz, 4H; CH-5 und CH-6), 5,79 (ABq, J = 5,5 Hz, 2H;
OCH₂O), 7,40 (s, 5H; arom. CH) und 7,82 (d, J = 8,2 Hz, 1H; CONH)
ppm. Tetramethylsilan wurde als innerer Standard verwendet.
Beispiel 2
6β-Iodpenicillansäure-bacampicillinsalz
Ein Lösung von 0,73 g (2 mmol) Kalium-6β-iodpenicillanat
in 20 ml Wasser wurde tropfenweise einer Lösung von 1,0 g (2 mmol)
Bacampicillin-hydrochlorid in 40 ml Wasser, die gerührt wurde, zugesetzt.
Der gebildete kristalline Niederschlag wurde abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet, wobei die reine Titelverbindung
erhalten wurde, die sich bei 110 bis 120°C, ohne zu schmelzen
zersetzte.
Das IR-Spektrum (KBr) zeigte Banden bei 3030, 2980, 2870,
1780, 1765, 1695, 1625 und 618 cm-1.
Das NMR-Spektrum (CDCl₃) zeigte Signale bei δ = 1,31 (t, J = 7 Hz,
3H; OCH₂CH₃), 1,38 (s, 3H; CH₃-2), 1,49 (s, 3H; CH₃-2), 1,54
(s, 3H; CH₃-2), 1,59 (s, 3H; CH₃-2), 4,25 (m, 4H; OCH₂CH₃ und CH-3)
4,99 (s, 1H; CHCO), 5,12 (bs, NH₃⁺), 5,21, 5,45, 5,54 und 5,64 (4
Dublette, J = 3,8-4,2 Hz, 4H; CH-5 und CH-6), 6,76 (ABq, J = 5,5 Hz,
1H; CHCH₃), 7,39 (s, 5H; arom. CH) und 7,72 (d, J = 8,5 Hz, 1H;
CONH) ppm. Tetramethylsilan wurde als innerer Standard benutzt.
Beispiele 3 und 4
Salze von 6β-Halogenpenicillansäuren
mit β-Lactam-Antibiotika und deren Vorläufern, die eine
basische Gruppe enthalten.
Die in der folgenden Tabelle III aufgeführten Salze wurden
mit Hilfe ähnlicher Verfahren, wie in den vorangehenden
Beispielen 1 und 2 erhalten.
Beispiel 5
Kapseln |
Bestandteile |
je Kapsel |
6β-Brompenicillansäure-pivampicillinsalz|250 mg |
Hydroxypropylcellulose |
5 mg |
Talk |
23 mg |
Magnesiumstearat |
2 mg
|
|
280 mg |
Die Wirkstoffverbindung wurde mit einer Lösung von Hydroxypropylcellulose
in Isopropanol granuliert, das Granulat bei 40°C
getrocknet und durch Siebe mit einer lichten Maschenweite von 1 mm
gesiebt. Dann wurden die Zusatzstoffe zugefügt, die Komponenten
sorgfältig miteinander vermischt und je 280 mg der erhaltenen Mischung
in Gelatinekapseln Nr. 2 eingefüllt.
Beispiel 6
Tabletten |
Bestandteile |
je Tablette |
6β-Iodpenicillansäure-pivampicillinsalz|500 mg |
Hydroxypropylcellulose |
10 mg |
Mikrokristalline Cellulose |
200 mg |
Magnesiumstearat |
10 mg
|
|
720 mg |
Der Wirkstoff wurde mit einer 15%igen Lösung von Hydroxypropylcellulose
und Isopropanol granuliert, das Granulat bei 40°C
getrocknet und durch Siebe mit einer lichten Maschenweite von 1 mm
gesiebt. Dann wurden mikrokristalline Cellulose und Magnesiumstearat
zugesetzt, und die Mischung wurde zu Tabletten mit einem Gewicht
von jeweils 720 mg verpreßt.
In einer Reihe von Versuchen wurden die Lagerstabilität von
Salzen der 6b-Brompenicillansäure mit Bacampicillin und/oder
Pivampicillin sowie die Absorption der Ampicillinderivatkomponente
und der 6β-Halogenpenicillansäurekomponente bestimmt und
mit den entsprechenden Werten der jeweiligen Gemische der beiden
Komponenten verglichen. Die Ergebnisse sind nachstehend zusammengefaßt.
Die Stabilität von Bacampicillin-6β-brompenicillat (A) und
einer Mischung aus äquimolaren Mengen Bacampicillinhydrochlorid
und Kalium-6β-iodpenicillat (B) wurde bestimmt. Dazu wurden
Proben von (A) und (B) in offenen Ampullen bei 40°C und einer
relativen Feuchtigkeit von 75% 7 Tage gelagert und in geeigneten
Abständen unter Verwendung eines HPLC-Verfahrens analysiert.
Die Ergebnisse der Analysen sind in nachstehender Tabelle aufgeführt.
Der Versuch zeigt die verbesserte Lagerstabilität des erfindungsgemäßen
Salzes gegenüber der Mischung der Einzelkomponenten
unter "tropischen" Klimabedingungen.
Die Absorption von Ampicillinhydrat wurde nach oraler Verabreichung
einer wäßrigen Lösung, entsprechend 250 mg wasserfreiem
Ampicillin, an sechs normale erwachsene Freiwillige bestimmt.
Gleichzeitig und unter gleichen Bedingungen wurde die
Absorption von Pivampicillinhydrochlorid und Bacampicillinhydrochlorid
nach oraler Verabreichung von Einzeldosen, entsprechend
250 mg wasserfreiem Ampicillin, an sechs bzw. zehn Freiwillige
bestimmt. Auf ähnliche Weise wurde die Absorption von
Bacampicillin-6β-Brompenicillat und Pivampicillin-6β-Brompenicillat
nach Verabreichung einer oralen Einzeldosis, entsprechend
250 mg wasserfreiem Ampicillin und 200 mg 6β-Brompenicillansäure,
an vier Freiwillige pro Studie bestimmt.
0,25, 0,5, 1, 2, 4 und 6 Stunden nach der Verabreichung des
Mittels wurden Blutproben genommen und das Serum nach der gewöhnlichen
Agar-Plattenmethode unter Verwendung von Sarcina
lutea ATCC 9341 als Testorganismus und Ampicillinhydrat als
Standard auf Ampicillin analysiert. Urin wurde über 0 bis 3, 3
bis 6 und bis 24 Stunden gesammelt und auf die gleiche Weise
analysiert. Aus den einzelnen Ampicillinkonzentrationen im Serum
wurden nach der oben beschriebenen Analysenmethode Mittelwerte
für die Spitzenkomponenten (C max ), die Zeit ihres Auftretens
(T max ) und die Flächen unter den Serumspiegel/Zeit-Kurven
(AUC) nach einem beschriebenen Verfahren berechnet (Engberg-
Pedersen, H. Empirical equation for pharmacokinetic analysis
of drug serum levels after oral application. Antimicr.
Agents & Chemoth. 6, 554-562, 1971). Die Rückgewinnung von Ampicillin
aus dem Urin wurde in % der theoretisch möglichen Mengen
ausgedrückt.
Tabelle V zeigt, daß die erfindungsgemäßen Salze trotz ihrer
Löslichkeit ausgezeichnet absorbiert werden und Seraspiegel
ergeben, die den mit dem löslichen Hydrochloriden der jeweils
verwandten Antibiotika erzielten entsprechen.
Die aus den Absorptionsstudien mit Bacampicillin-6β-brompenicillat
(A) und Pivampicillin-6β-brompenicillat (B) erhaltenen
Serum- und Urinproben wurden auf ihren Gehalt an 6β-Brompenicillansäure
untersucht. Die Analysen erfolgten gaschromatographisch
nach Extraktion der konditionierten Proben und Methylierung
der Extrakte.
Aus den einzelnen Serumkonzentrationen für 6β-Brompenicillansäure
wurden Mittelwerte für die Spitzenkonzentrationen (C max )
die Zeit ihres Auftretens (P max ), und die Flächen unter den Serumspiegel/
Zeit-Kurven (AUC) nach Verfahren von Engberg-Pederson
berechnet.
Die Rückgewinnung von 6β-Brompenicillansäure aus dem Urin wurde
in % der theoretisch möglichen Menge ausgedrückt.
Die Ergebnisse sind in der nachstehenden Tabelle VI zusammengefaßt
und zeigen die hohe Absorption auch der 6β-Brompenicillansäurekomponente
der erfindungsgemäßen Salze aus wäßriger Suspension.