DE2942964A1 - Verfahren zum weichen und aeschern von haeuten und fellen - Google Patents
Verfahren zum weichen und aeschern von haeuten und fellenInfo
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Description
BASF Aktiengesellschaft ** O.Z. 0050/0^4109
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Weichen und Äschern von Häuten und Pellen unter den jeweils dafür
üblichen Bedingungen, wobei die üblicherweise eingesetzten Tenside durch wasserlösliche Salze eines carboxylgruppenhaltigen
Polymerisates ersetzt werden. Man vermeidet dadurch ein Schäumen beim Weichen und Äschern und bei den
Folgeprozessen und erzielt bessere Leder.
Die Weiche ist der erste Arbeitsgang der sogenannten Wasserwerkstatt,
die alle Stadien umfaßt, die der eigentlichen Gerbung vorausgehen. Die Weiche soll die Haut von anhaftendem
Schmutz, Blut und eventuellen Konservierungsstoffen (vor allem Kochsalz) befreien und die Haut in den Quellungszustand
zurückbringen, den sie unmittelbar nach dem Schlachten hatte.
Im wesentlichen besteht daher die Weiche in einer Behandlung der Häute und Felle mit Wasser. Dieses soll möglichst
weich und (zur Unterdrückung von Fäulnis) kühl sein. Insbesondere bei getrockneten Häuten und Fellen würde aber
eine Weiche mit reinem Wasser sehr lange dauern. Fäulnisschäden wären kaum vermeidlich. Man ist daher bestrebt, die
Weiche zu beschleunigen und die Fäulnis zu hemmen. Zu diesem Zweck wurden früher Alkalien, heute hauptsächlich
die verschiedensten Tenside, zum Teil mit bakterizider Wirkung, zugesetzt. Der Einsatz von Tensiden bedingt jedoch
in der Regel Schaumbildung, die sich beim Weichen und den Folgeprozessen oft bis in die Gerbung hinein störend
auswirkt, und zwar nicht nur wegen des Überlaufens aus offenen Gefäßen, sondern vor allem wegen der Egalitätsprobleme,
insbesondere beim Fetten und Färben, aber auch beim Gerben. Hinzu kommt als weiterer Nachteil der Tenside eine
Verhärtung des Äscherschlamms in den Kläranlagen. Schließ-
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lieh sind die Tenside schwer vollständig aus dem Leder
auszuwaschen, und tensidhaltige Leder bleiben wasserzügig.
Der nächste Arbeitsgang nach dem V/eichen ist bei der Lederherstellung
der Äscher. Er dient primär zur Lockerung (haarerhaltender Äscher) oder Zerstörung (Versulzung) der
Haare auf chemischem oder enzymatischem Wege, daneben auch
einem gewissen Kautaufschluß, durch den die Haut für die
Gerbung vorbereitet wird. Die gebräuchlichsten Äscherchemikalien sind Kalk und Sulfid. Modernere Verfahren arbeiten
mit Mercaptan statt anorganischen Sulfiden, und auch der Kalk ist mit Vorteil ersetzbar, und zwar durch Natronlauge
in Kombination mit Natriumsulfat. Als Hilfsmittel zur Beschleunigung und zur Erzielung einer gleichmäßigeren Äscher
wirkung werden wiederum Tenside mit dem schon genannten Nachteil des Schäumens verwendet. Der Einsatz von Zucker
bzw. Melasse als Äscherhilfsmittel hat aus wirtschaftlichen
Gründen weniger Bedeutung.
Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein wirtschaftliches Verfahren für die Weiche und den Äscher mit der
vorteilhaften Wirkung der bisher üblichen Tenside (beschleunigend und egalisierend) ohne deren Nachteile (also
nicht schäumend) zu entwickeln.
Die Lösung dieser Aufgabe wurde in einem Weich- und Äscherverfahren
gemäß dem Anspruch gefunden. Die dabei einzusetzenden Mengen an wasserlöslichem Salz eines carboxylgruppenhaltigen
Polymerisates betragen bei Häuten 0,2 bis 2, vorzugsweise 0,3 bis 1 Gewichtsprozent, bezogen auf
Salz- bzw. Weichgewicht (bei Bezug auf Trockengewicht das Doppelte), und bei Pelzfellen 0,2 bis 2, vorzugsweise
0,5 bis 1 g/l Flotte.
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Vorteile beim Weichen:
Die geschilderten Nachteile von Tensidzusätzen werden vermieden. Durch den erfindungsgemäßen Zusatz wird ferner die
Weiche gegenüber Weichen ohne Tensid nicht nur beschleunigt, sondern die Häute werden auch sauberer aufgrund
einer gewissen fettdispergierenden Wirkung der Polycarbonsäuren. Außerdem sind die Häute dadurch besser für den anschließenden
Äscher vorbereitet.
Vorteile beim Äscher:
Auch hier werden die beschriebenen Nachteile von Tensidzusätzen vermieden. Außerdem wird der Äschervorgang durch
den erfindungsgemäßen Zusatz gegenüber einem Äscher ohne
Tensid beschleunigt; die übliche Kalkmenge kann um bis zu 50 % verringert werden, dadurch geringere Abwasserbelastung;
die Äscherwirkung ist gleichmäßiger, beruhend auf einer Löslichkeitserhöhung des Kalkes, so daß der Kalk in
die Haut eindringt, bevor diese prall gequollen ist; Faltenbildung (Äscherzug) tritt kaum noch auf; der Narben
ist wesentlich sauberer: Pigmente, Haarwurzeln, Talgdrüsen und Fettreste werden weitgehend entfernt. Aufgrund der
höheren Reinheit lassen sich die Leder auch brillanter färben. Ein weiterer Vorteil ist eine gegenüber der üblichen
verbesserte Chromauszehrung beim späteren Gerben.
Die üblichen Bedingungen der Weiche sind: Flottenlänge 70 bis 400 %y bezogen auf Salzgewicht (bei Bezug auf
Trockengewicht verdoppeln sich die Werte); an Chemikalien werden Alkalien zum Einstellen eines pH-Wertes von 7 bis
11 und/oder Tenside in Mengen bis 2 % sowie gegebenenfalls Bakterizide, deren Menge sich nach der Wirksamkeit und der
gewünschten Wirkung richtet, eingesetzt; die Temperatur sollte im Bereich von 12 bis 32, vorzugsweise 20 bis 250C
liegen; die Weiche kann 5 bis 48 Stunden dauern.
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Die üblichen Bedingungen des chemischen Äschers sind: Flottenlänge 50 bis 400 %, bezogen auf Salz- bzw. Weichgewicht
(die sich in etwa entsprechen); die üblichen Äscherchemikalien wurden eingangs erwähnt; Kalk wird im
Überschuß (2 bis 6 % vom Salzgewicht) eingesetzt, d.h.
mehr als sich löst, so daß stets eine gesättigte Lösung vorliegt; die Mengen an anorganischem Sulfid liegen in der
Größenordnung von 0,5 bis 4 %, bezogen auf Salzgewicht, und die Mercaptanmengen im Bereich von 0,5 bis 5 %, je
nach dem gewünschten Grad der Versulzung.
Bezüglich des Einsatzes von Natronlauge und Natriumsulfat statt Kalk und Sulfid sei auf die DE-PS 27 14 813 verwiesen.
Beim enzymatischen Äscher werden neben dem Enzym Tenside und ggf. auch Bakterizide eingesetzt; die Temperatur
soll etwa 37°C betragen; die Flottenlänge liegt bei 50 bis 400 %, bezogen auf Salzgewicht.
Das carboxylgruppenhaltige Polymerisat bzw. dessen Salz kann erfindungsgemäß entweder nur beim Weichen oder nur
bein Äschern, vorzugsweise jedoch beim Weichen und Äschern eingesetzt werden. Der K-Wertr des vollneutralisierten
Salzes (d.h. 1 Mol NaOH oder NH^OH pro Mol Carboxylgruppen; der pH-Wert der l^igen Lösungen liegt zwischen 8
und 9) nach H. Fikentscher, Cellulosechemie _13_ (1932),
Seiten 58 - 64 und 71 - 74 soll in 5%iger Kochsalzlösung bei 200C im Bereich von 10 bis 150, vorzugsweise 30 bis
100 liegen.
Unter carboxylgruppenhaltigen Polymerisaten sollen vor allem die Homo- und Copolymerisate der (Meth-)Acrylsäure
und der Maleinsäure (bzw. ihres Anhydrids) mit anderen äthylenisch ungesättigten Verbindungen verstanden werden,
soweit ihre Natrium- und Ammoniumsalze in den genannten Anwendungskonzentrationen und unter den Anwen-
L. J
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""dungsbedingungen (bei der Weiche von gesalzenen Häuten und
Fellen relativ hohe Salzkonzentrationen in der Weichflotte; beim Äscher gesättigte Kalklösung!) löslich sind. Die
Copolymerisate können bis zu 80, vorzugsweise bis 60 Gewichtsprozent
mit (Meth-)Acrylsäure oder Maleinsäureanhydrid (MSA) copolymeriserbare äthylenisch ungesättigte
Verbindungen ohne Carboxylgruppe enthalten, beispielsweise Acrylamid, Methacrylamid, Acrylnitril, Methacrylnitril,
Acrylsäureester, Methacrylsäureester, Äthylen, Isobuten, Styrol, Vinylisobutyläther. Dabei ist selbstverständlich
zu berücksichtigen, daß im Hinblick auf die Wasserlöslichkeit der neutralisierten Polymerisate von hydrophilen
Comonomeren größere Anteile möglich sind als von hydrophoben. Die besonders bevorzugten-Polymerisate enthalten
bis 50 Gew.% der carboxylgruppenfreien Comonomeren; sie können auch mehrere Comonomere einpolymerisiert enthalten,
beispielsweise Copolymerisate aus Acrylsäure, Acrylnitril und Acrylamid. Die in Betracht kommenden Copolymerisate
sind bekannt, sie werden durch Polymerisieren der (Meth-)Acrylsäure oder durch Copolymerisieren derselben
oder von MSA mit geeigneten Comonomeren erhalten. Wesentlich ist, daß die Polymerisate im neutralen (teilneutralisiert)
oder zumindest im schwach alkalischen Bereich (vollneutralisiert), also bei einem pH-Wert im Bereich von
7 bis 9 wasserlöslich sind.
Im Prinzip kämen außer den Natrium- und Ammoniumsalzen auch andere wasserlösliche Salze der genannten Polymerisate
in Betracht, doch sind sie für technische Zwecke aus wirtschaftlichen Gründen auszuschließen.
Man erhält diese Salze durch Polymerisieren der Natrium- - bzw. Ammoniumsalze der Acrylsäure oder Methacrylsäure
allein oder in Mischung mit geeigneten Comonomeren, oder durch Neutralisieren der Polymerisate der genannten
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*"Säuren mit Ammoniak oder vorzugsweise Natronlauge, bzw.
durch Copolymerisieren von Maleinsäureanhydrid mit Comonomeren wie Styrol, Äthylen, 1-Olefinen, wie Isobuten, oder
Vinylisobutyläther, vorzugsweise im Molverhältnis 1:1, und anschließendes Hydrolysieren der Anhydridgruppen mit
einer äquivalenten Menge Natronlauge.
Die in den Beispielen genannten Flottenlängen und Prozente beziehen sich jeweils, sofern nichts anderes gesagt ist
oder sich von selbst ergibt, auf das Salz- 'bzw. Weichgewicht oder das Trockengewicht der Häute und Felle.
Weiche von gesalzener Rohware:
200 % Wasser 28°C
200 % Wasser 28°C
0,5 % polyacrylsaures Natrium, K-Wert 40
0,3 % Soda kalz.
6 h.
20
6 h.
20
Die Weichzeit ist gegenüber der gleichen Rezeptur ohne erfindungsgemäßen
Zusatz um ca. 30 % verkürzt.
Beispiel 2
25
25
Weiche von luftgetrockneter Rohware
400 % Wasser 280C
1 % des Natriumsalzes eines Copolymerisates
aus 60 Gew.-Teilen Acrylnitril und 40 Gew,- -Teilen Acrylsäure vom K-Wert 80
0,5 % Soda kalz.
10 h, Bad ablassen
10 h, Bad ablassen
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BASF Aktiengesellschaft -1— °·ζ· 0050/034109
Nachweiche:
300 % Wasser 280C
0,5 % des obengenannten Copolymerisat-Salzes 0,2 % Soda kalz.
8 h.
8 h.
Die Weiche ist gegenüber der gleichen Rezeptur ohne erfindungsgemäßen
Zusatz um 30 bis 40 % beschleunigt; die Wasseraufnahme
der geweichten Haut ist wesentlich stärker; das Entfleischen nach der Weiche ist erleichtert.
Weiche von gesalzenen Pelzrohfellen 500 % Wasser 280C
0,5 g/l des Ammoniumsalzes eines Copolymerisates
aus 35 Gew.-Teilen Acrylnitril und 65 Teilen Acrylsäure vom K-Wert 125
8 h im Haspel mit stündlicher Laufzeit von je 10 Minuten.
Die Weiche ist um ca. 30 % beschleunigt; das Entfleischen nach der Weiche ist erleichtert; die Fleischseite und bei
hellen Pellen auch die Haardecke sind gegenüber einer Weiche ohne den erfindungsgemäßen Zusatz merklich aufgehellt.
Weiche von luftgetrockneter Pelzrohware 1000 % Wasser 28°C
1 g/l Natriumsalz der Polyacrylsäure vom
K-Wert 40
15 h im Haspel, stündlich 10 Minuten bewegen 35
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a
2842964
BASF Aktiengesellschaft --8- '7 °·ζ· 0050/03^109
'"Die Weiche ist gegenüber einer solchen ohne erfindungsgemäßen
Zusatz um ca. 50 % beschleunigt; das Entfleischen nach der Weiche ist wesentlich erleichtert, bedingt durch
bessere Wasseraufnahme; Auch hier sind die Fleichseite
und ggf. auch die Haardecke merklich aufgehellt.
und ggf. auch die Haardecke merklich aufgehellt.
Äscher von gesalzener Rohware
150 % Wasser 28°C
0,3 % des Ammoniumsalzes von Polyacrylsäure vom
K-Wert 40
0,5 % Natriumsulfhydrat (NaHS)
2 % Natriumsulfid 60SSig
2,5 % Kalkhydrat
2,5 % Kalkhydrat
18 h
Die Äscherchemikalien durchdringen die Blößen wesentlich rascher; die Chemikalien sind im Hautquerschnitt gleichmäßiger
verteilt, dadurch glattere Blößen (weniger Zug); die Farbe der Blößen ist heller durch leichtere Entfernung
des Gneistes (Haarpigmente); die mechanische Bearbeitung an der Entfleischmaschine ist erleichtert; aufgrund verbesserter
Kalklöslichkeit treten nach dem Spülen weniger Kalkschatten auf.
Äscher von getrockneten Ziegenfellen
100 % Wasser 28°C
100 % Wasser 28°C
0,5 % des Natriumsalzes eines Copolymerisates aus Styrol und Maleinsäureanhydrid im Molverhältnis
1 : 1 vom K-Wert 40
3 % Natriumsulfid 60?ig
35
35
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BASF Aktiengesellschaft _^_'/7('' O.Z. 0050/034109
3 % Kalkhydrat 18 h Nachäscher.:
200 % Wasser 280C 5 2 % Kalkhydrat
0,2 % des obengenannten Copolymerisat-Salzes 12 h
Der Äscheraufschluß ist beschleunigt, die Blößen sind 10 glatter und sauberer, die Farbe heller, die mechanische
Bearbeitung der Blößen (Entfleischen, Streichen) ist erleichtert, beim Spülen mit hartem Wasser werden Kalkschatten
vermieden.
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Claims (1)
- BASF Aktiengesellschaft O.Z. 0050/0^4109PatentanspruchVerfahren zum Weichen und Äschern von Häuten und Fellen durch Behandeln der getrockneten oder gesalzenen Häute und Felle mit einer üblichen Weich- bzw. Äscherflotte unter üblichen Bedingungen hinsichtlich Temperatur, Flottenlänge und Chemikalieneinsatz, dadurch gekennzeichnet, daß man dabei anstelle von Tensiden im Falle von Häuten 0,2 bis 2 Gew.-?, bezogen auf Salz- bzw. Weichgewicht, und bei Pelzfellen pro Liter Flotte 0,2 bis 2 g eines wasserlöslichen Natrium- oder Ammoniumsalzes eines Polymerisates, das mindestens 20 Mol.-^ eines Monomeren mit mindestens einer Carboxylgruppe einpolymerisiert enthält, vom K-Wert nach Fikentscher von 10 bis 150 einsetzt.394/79 BR/Rei 22.10.1979130019/0233
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