DE2802394B1 - Verfahren zur Herstellung von Faeden,Fasern und Folien nach dem Viskoseverfahren - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Faeden,Fasern und Folien nach dem ViskoseverfahrenInfo
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Description
25
Bei der Herstellung von geformten Gebilden aus Regeneratcellulose nach dem Viskoseverfahren werden
üblicherweise Zellstoffe eingesetzt, die einen Durchschnittspolymerisationsgrad (DP) von mehr als ca. 800
aufweisen. Zur Erzeugung optimaler Spinnlösungen ist es erforderlich, die Molekulargewichtsverteilung zu
vereinheitlichen und den DP noch weiter abzusenken. Dies geschieht allgemein während der sogenannten
Vorreife der Alkalicellulose durch einen alkalisch-oxidativen
Abbau, wobei der Luftsauerstoff als Oxidationsmittel fungiert Die Steuerung dieses Abbaus auf einen
gewünschten DP-Wert erfolgt üblicherweise durch Regelung der Vorreifetemperatur und der Vorreifezeit.
Es ist bekannt, daß der alkalisch-oxidative Abbau durch geringe Mengen an Schwermetallionen katalytisch
beschleunigt werden kann. Besonders bekannt ist der Einfluß der Schwermetallionen des Eisens, Mangans,
Kobalts und Vanadiums (vgl. z. B. Lottermoser und WuItsch, Kolloid-Z. 83 (1938), 180ff). Bei der
technischen Herstellung von Alkalicellulose aus Zellstoff und einer überschüssigen Menge einer Natronlauge
von z.B. 180 bis 240g NaOH/1, Abpressen der
überschüssigen Natronlauge und Zerfasern der erhaltenen Alkalicellulose, ist zumindest ein geringer Eisengehalt
der Alkalicellulose stets gegeben, aber auch andere Schwermetalle lassen sich meist in Spuren nachweisen.
Dieser Gehalt an Schwermetallionen rührt einmal von den benutzten Rohstoffen, Zellstoff und Natronlauge
her zum anderen ist er aber auch bedingt durch die Verwendung eisenhaltiger Apparate und Rohrleitungen
bei der Alkalisierung. Um einen unkotrollierten katalytischen Einfluß dieser in ppm-Mengen vorliegenden
gelösten Schwermetalle zu vermeiden, ist es üblich, bekannte Mengen z. B. an Eisen-, Mangan- oder to
Kobaltsalzen zur Tauchlauge zuzugeben, um eine regelbare Beeinflussung des alkalisch-oxidativen Abbaus
der Alkalicellulose zu erhalten.
Gleichzeitig wird durch den Katalysatorzusatz eine deutliche Beschleunigung der Vorreifezeit erzielt.
Der oxidative Angriff des Luftsauerstoffes auf die Celluloseketten während der Vorreife erfolgt statistisch.
Es ist daher unvermeidlich, daß neben Cellulosen mit etwa der gewünschten Molekülgröße auch niedermolekulare
Cellulose gebildet werden, die einen so kleinen Polymerisationsgrad aufweisen, daß sie beim Spinnprozeß
in sauren Baden nicht wieder ausgefällt werden, sondern in den nachfolgenden Waschprozessen aus dem
fadenbildenden Material ausgelöst werden. Allgemein muß damit gerechnet werden, daß durch die Vorreife
der Alkalicellulose einige Prozent der Cellulosesubstanz der Alkalicellulose soweit abgebaut werden, daß sie
micht mehr als fadenbildende Substanz wirken. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein wirtschaftlicher
Verlust, sondern auch eine erhebliche Umweltbelastung, da diese niedermolekularen Cellulosen mit den verbrauchten
Waschwässern ins Abwasser gelangen. Eine wirksame Entfernung dieser Substanzen aus dem
Abwasser ist praktisch nur durch sehr aufwendige Reinigungsverfahren möglich.
Es wurde nun überraschend gefunden, daß es möglich ist, die Bildung niedermolekularer, nicht mehr mit
Säuren ausfällbarer Cellulosen bei der Vorreife zurückzudrängen, in dem man möglichst jede katalytische
Beeinflussung des Vorreifeprozesses durch Schwermetallionen unterbindet. Die gefundene Abhängigkeit
der Entstehung von nicht fadenbildender Cellulose während der Vorreife von dem Gehalt an
Schwermetallionen kann durch die folgende Versuchsreihe verdeutlicht werden.
Ein üblicher Buchensulfitzellstoff wurde einer Extraktion mit verdünnter Salzsäure unterworfen, um enthaltene
Schwermetalle weitestgehend zu entfernen. Nach einer Trocknung unter schonenden Bedingungen wurde
dieser Zellstoff unter Verwendung reinster Natronlauge alkalisiert und anschließend abgepreßt und auf einen
DP-Wert von 300 vorgereift (Bestimmung nach Jayme-Wellm, Das Papier 11 (1957), 77ff).
Anschließend wurde diese vorgereifte Alkalicellulose in üblicher Weise sulfidiert und in verdünnter Natronlauge
zu Viskose gelöst. Eine abgewogene Menge dieser Viskose wurde dann auf einer Glasplatte möglichst
gleichmäßig verteilt und mit Hilfe eines Spinnbades von ca. 10% H2SO4 und 20% Na2SO4 als Film ausgefällt
(Herstellung analog Merkblatt III/5 des Vereins der Zellstoff- und Papierchemiker und -Ingenieure, Fassung
Oktober 1953, Abschnitt C). In dem benutzten Fällbad wurde nach Auskochen des entstandenen Schwefelwasserstoffs
und Schwefelkohlenstoffs die ausgelöste Menge an löslicher Cellulose bestimmt. Eine einfache
Bestimmungsmethode besteht in der Messung des CSB-Wertes nach L e i t h e »Die Analyse der organischen
Verunreinigungen in Trink-, Brauch- und Abwässern«, Auflage 1972, Seite 52. Eine Bestimmung der
nicht-fadenbildenden Cellulosesubstanz kann auch aufgrund der Differenz zwischen eingesetzter Cellulose in
der Alkalicellulose und im ausgefällten Film wiedergewonnener Cellulose berechnet werden.
Der Versuch wurde mehrfach wiederholt unter genauer Einhaltung aller Verfahrensbedingungen des
ersten Versuches, jedoch mit dem Unterschied, daß jetzt der Alkalisierlauge unterschiedliche Mengen eines
Eisensalzes zugefügt wurden. Die Meßerebnisse sind in der Figur wiedergegeben. Dabei wurde die Menge an
nicht-faserbildender Cellulose aufgetragen gegen die Werte des Eisengehaltes der Alkalisierlaugen. Der Figur
ist zu entnehmen, daß offensichtlich eine weitgehend lineare Beziehung zwischen dem Eisengehalt der
Alkalisierlauge und dem Prozentsatz an nicht wieder ausfällbarer Cellulose besteht und weiterhin, daß bei
Eisengehalten unter ca. 2 mg Fe/1 diese Auslösung auf
Werte unter 1% gesenkt werden kann.
Es wurde ein weiterer Versuch durchgeführt, bei dem jedoch nicht Eisensalze der Alkalisierlauge sondern
7 mg Mangan/kg Zellstoff zugefügt wurden (in Form von Mangan(II)-Sulfatlösung). Durch diesen Zusatz
steigt die Auslösung an nicht fadenbildender Cellulose von 0,8 auf 5,4% bezogen auf die eingesetzte Cellulose.
Da ein Einsatz schwermetallfreier Zellstoffe und Natronlaugen sowie z. B. der Ausschluß von Eisen
enthaltenden Rohrleitungen und Apparaten vor der Vorreife technisch nicht zu realisieren ist, wurde
geprüft, inwieweit die katalytische Wirksamkeit der Schwermetallionen durch Einsatz von Komplexbildnern
aufgehoben werden kann. Das ist tatsächlich der Fall bei Komplexbildnern, die ihre Eigenschaft auch unter stark
alkalischen Bedingungen aufrecht erhalten. Wie die nachfolgenden Beispiele zeigen, ist es sowohl mit
organischen als auch mit anorganischen Komplexbildnern möglich, die Bildung kurzkettiger Cellulosemoleküle
während der Vorreife drastisch zu reduzieren. Die dabei benötigte Menge an Komplexbildnern sollte in
jedem Fall höher liegen als der stöchiometrische Wert. Um eine ausreichende Betriebssicherheit zu erzielen, die
es gestattet, auch Schwankungen im Schwermetallgehalt des Zellstoffes und der Laugen auszugleichen, wird
vorzugsweise ein wengstens 2 bis 1Ofacher Überschuß über dem stöchiometrischen Mittelwert eingesetzt.
Noch höhere Konzentrationen gestatten die Unschädlichmachung von Schwermetallschlämmen oder -ablagerungen
aus den Rohrleitungen. Auch bei hohen Überschüssen an Komplexbildnern wurde nie eine
Beeinträchtigung der Viskosequalität gefunden.
Der Zusatz der Komplexbildner kann vorteilhaft durch Zudosierung zur Alkalisierlauge erfolgen, es ist
jedoch auch möglich, den Zellstoff vor der Alkalisierung bereits mit dem Komplexbildner zusammenzubringen
oder aber den Komplexbildner in verdünnter Lösung auf die Alkalicellulose vor der eigentlichen Vorreife
aufzusprühen. Bei der letztgenannten Verfahrensweise ist jedoch peinlichst darauf zu achten, daß eine
Auslaugung der Alkalicelluose z. B. durch kleckernde Sprühdüsen vermieden wird. Zur besseren Verteilung
des Komplexbildners in der Alkalicellulose ist es vorteilhaft, das Aufsprühen vor der üblichen Zerfaserung
der Alkalicellulose durchzuführen.
Versuche haben gezeigt, daß auch die Überführung der katalytisch wirksamen Schwermetallionen in eine
unlösliche Form eine Verringerung der Bildung kurzkettiger Cellulosemoleküle während der Vorreife
bewirkt. Da jedoch ein Ausfällen der Schwermetallionen in fast allen Fällen mit einer Verschlechterung der
Viskosefiltration verbunden ist, erscheint der Einsatz von Fällmitteln zur Alkalicellulose weniger erfolgversprechend.
Die nachfolgenden Beispiele sollen zur Verdeutlichung der Erfindung beitragen. Sofern nicht anders
angegeben beziehen sich Prozent- und Teilangaben auf Gewichtsmengen. Sofern nicht ausdrücklich auf bestimmte
Analysenmethoden Bezug genommen wird, fanden Standardanalysenmethoden der Viskoseindu- eo
strie Anwendung. Derartige Analysenmethoden sind beispielsweise in K. G ö t ζ e, »Chemiefasern nach dem
Viskoseverfahren«, 3. Auflage, Band II (1967), Kapitel 42 und 43 wiedergegeben.
Beispiel 1 (Vergleich)
Ein handelsüblicher Buchensulfitzellstoff mit einem Λ-Cellulosegehalt von 91,2% und einem DP von 820
wies einen Eisengehalt von 5 mg/kg sowie in Spuren (<0,l mg/kg) auch Mangan, Vanadium, Nickel und
Kobalt auf. Die Bestimmung der Schwermetallgehalte erfolgte kolorimetrisch aus der Asche. Dieser Zellstoff
wurde in einer Tauchpresse der Firma Blaschke, Endersbach mit reiner Natronlauge alkalisiert, die
Laugenkonzentration betrug 230 g NaOH/1. Nach dem Abpressen wurde eine Alkalicellulose erhalten, die
32,0% Cellulose und 16,5% NaOH enthielt. Nach einer kurzen Zerfaserung erfolgte die Vorreife bei 54° C.
Nach einer Verweilzeit von 9 Std. wurde bei der Alkalicellulose ein DP von 300 gemessen. Die
Bestimmung der DP-Werte erfolgte jeweils nach Jayme-Wellm, Das Papier 11 (1957), 78ff). Die
anschließende Sulfidierung erfolgte in evakuierten Metallbehältern bei einer Schwefelkohlenstoffzugabe
von 37%, bezogen auf den Cellulosegehalt. Es wurde stets eine Reaktionszeit von 90 Min. bei 3O0C
eingehalten.
Das erhaltene Xanthogenat wurde anschließend durch Zugabe von 10%iger Natronlauge und Wasser
mit Hilfe eines Flügelrührers zu Viskose gelöst. Aus einer Probe dieser Viskose wurde, wie bereits oben
beschrieben, eine Folie gegossen und mit Spinnbad gefällt. Die im Spinnbad gelöste organische Substanz,
d. h. die kurzkettigen, nicht mehr auffällbaren Cellulosemoleküle, wurden nach Verkochen des entstandenen
Schwefelwasserstoffs und Schwefelkohlenstoffs analytisch bestimmt. Als Analyseverfahren diente die
Bestimmung des chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB), wie sie in W. L e i t h e, »Die Analyse der organischen
Verunreinigungen in Trink-, Brauch- und Abwässern«, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 1972,
Seite 52 beschrieben ist. Im vorliegenden Fall wurde eine Auslösung von 4,4% der eingesetzten Cellulose
beobachtet.
Die Hauptmenge der erzeugten Viskose diente zur Durchführung von Spinnversuchen. Hierbei wurde die
Viskose durch eine Spinndüse mit 3000 Löchern von je 80 μπι Durchmesser in ein Spinnbad mit 45° C gepreßt,
das 80 g/l H2SO4, 320 g/l Na2SO4 und 10 g/l ZnSO4
enthielt. Die erhaltenen Spinnfäden wurden anschließend in einem Heißwasserbad von 90° C um 42,5%
verstreckt und anschließend den üblichen Wasch- und Nachbehandlungsschritten unterworfen. Der Endabzug
betrug 51,3 m/min, der Solltiter 2,5 dtex.
Bei einem solchen Spinnversuch gelangen die löslichen, nicht wieder ausfällbaren Cellulosebestandtei-Ie
nur zu einem geringen Bruchteil in das Spinnbad, während die Hauptmenge in dem nachfolgenden
Verstreckbad und in den Waschbädern ausgewaschen wird. Es ist daher nicht mehr möglich, den Prozentsatz
an herausgelöster kurzkettiger Cellulose direkt zu bestimmen. Durch eine Vielzahl von Titermessungen
konnte jedoch eine statistisch gesicherte Korrelation zwischen den Werten der Auslösung bei den Folien-Gießversuchen
und der Abweichung des Titers vom Solltiter gefunden werden.
Die Herstellung der Viskose gemäß Beispiel 1 wurde mehrfach wiederholt, wobei darauf geachtet wurde, daß
alle Versuchsbedingungen bis auf die Zusammensetzung der Tauchlauge und die Vorreifezeit konstant gehalten
wurden. Bei diesem Versuch, der mit dem gleichen Zellstoff wie im Beispiel 1 durchgeführt wurde, enthielt
die Tauchglocke zusätzlich 0,4 g Äthylendiamintetraacetat/1 als Komplexbildner. Um wiederum einen DP
von 300 nach der Vorreife zu erzielen, war es weiterhin notwendig, die Vorreifezeit auf 9,5 Std. zu verlängern.
Bei der Bestimmung der Auslösung von kurzkettigen Cellulosen aus Folien wurde nur noch ein Wert von
1,2% gefunden. Bei entsprechend Beispiel 1 durchgeführten Spinnversuchen wurde eine signifikante Erhöhung
des Ist-Titers festgestellt.
Beispiel 3 (Vergleich)
Auf einen Fichtensulfitzellstoff mit einem a-Cellulosegehalt
von 93,1% wurden abgemessene geringe Mengen von wäßrigen Lösungen von MnS(>4 und
FeSCU gesprüht. Nach dieser Behandlung wies der Zellstoff den folgenden Gesamtschwermetallgehalt auf:
7 mg Mn/kg
5 mg Fe/kg
5 mg Fe/kg
sowie Spuren von Vanadium und Kobalt. Dieser Zellstoff wurde wie im Beispiel 1 alkalisiert, sulfidiert
und zu Viskose verarbeitet. Ausgefällte Viskosefolien zeigten eine Auslösung an kurzkettigen Cellulosemolekülenvon5,2%.
Der gleiche Zellstoff wie im Beispiel 3 wurde mit einer Lauge alkalisiert, die zusätzlich 0,5 g Natriumpolyphosphat/l
enthielt Die weiteren Reaktionsbedingungen entsprachen dem Beispiel 3 mit Ausnahme der
Vorreifezeit, die um 30 Min. verlängert werden mußte,
ίο Ausgefällte Viskosefolien zeigten jetzt nur noch eine
Auslösung an nicht fadenbildender Substanz von 1,6%.
Durch den Zusatz von Natriumpolyphosphat konnte die Bildung von löslichen, nicht wieder ausfällbaren
Cellulosen während der Vorreife von 5,2 auf 1,6% gesenkt werden.
Parallel dazu durchgeführte Spinnversuche gemäß Beispiel 1 zeigten, daß auch bei den Versuchen der
Beispiele 3 und 4 eine strenge Korrelation zwischen den gefundenen Werten der Auslösung an Folien und dem
gefundenen Ist-Titer besteht
Die Titerwerte von Kabeln des Beispiels 4 wiesen einen entsprechend höheren Titerwert auf als die Fäden
aus Viskosen des Beispiels 3.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung von Fäden, Fasern und Folien aus Regeneratcellulose nach dem
Viskoseverfahren dadurch gekennzeichnet, daß katalytisch wirksame Schwermetallionen
aus der Alkalicellulose durch Zusatz wenigstens eines unter den Alkalisierbedingungen wirksamen
Komplexbildners entfernt und Vorreife und SuIfidierung der Alkalicellulose weitestgehend unter Ausschluß
derartiger Ionen durchgeführt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der Komplexbildner zur
Alkalisierlauge erfolgt
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der Komplexbildner in
Form verdünnter Lösungen durch Aufsprühen auf die Alkalicellulose vor der Vorreife erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Zusatz der Komplexbildner zum
Zellstoff bereits vor der Alkalisierung erfolgt.
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