DE2734779C1 - Verfahren zur Herstellung poroeser Treibmittelkoerper - Google Patents
Verfahren zur Herstellung poroeser TreibmittelkoerperInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Herstellung poröser Treibmittelkörper, insbesondere für hülsenlose
Munition, aus wenigstens einem sekundären Sprengstoff,
einem bei Raumtemperatur festen Füllstoff und ggf. einem thermoplastischen Bindemittel durch
Formgebung und anschließende Entfernung des Füllstoffs.
Aus der DE-PS 75 822 ist es bekannt, Nitrocellulose-Pulver zur
Erhöhung der Verbrennungsgeschwindigkeit durch Zusatz von wasserlöslichen
Metallnitraten porös zu machen. Der Porositätsgrad
ist hierbei direkt proportional der Menge des zugesetzten und
wieder entfernten Stoffes. Die Extraktion der Füllstoffe findet
jedoch nur statt, solange sich die Nitrocellulose im lösungsmittelfeuchten
gequollenen Zustand befindet.
Hülsenlose Treibladungen auf Nitrocellulosebasis sind an sich
bekannt. Sie weisen den Vorteil geringen Gewichts auf, und bei
ihrer Herstellung fallen wegen des Fortfalls der metallischen
Patronenhülse weniger Arbeitsgänge an als bei konventioneller
Patronenmunition. Die Handhabung derartiger hülsenloser Treibladungen
bietet aber insofern Schwierigkeiten, als der Treibmittelkörper
leicht zerbricht und Krümel bildet. Außerdem besitzen
sie eine nicht ausreichende Feuchtigkeitsbeständigkeit.
Zur Behebung dieser Nachteile wird in der DE-AS 17 96 283 ein
Verfahren beschrieben, bei dem die erforderliche Festigkeit
des Treibmittels dadurch erhöht wird, daß man eine nasse und
teigige gegossene Treibladung auf Nitrocellulosebasis mit einem
Cellulosebindemittel versieht und anschließend erhärten läßt.
Dabei wird durch Verdunsten von zugesetzten Wasser und/oder
Lösungsmittel die Porosität im Treibmittelkörper erzielt.
Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß alleine durch
Verdunsten von Wasser und/oder Lösungsmitteln sowie trotz evtl.
zugesetzter Füllstoffe durch die gleichzeitige Anwesenheit von
Lösungsmitteln, die diese Füllstoffe lösen, die Einstellung einer
definierten Porosität bei einem z. B. sich anschließenden Waschvorgang
nicht möglich ist.
Es ist auch bereits vorgeschlagen worden, sekundäre, feingemahlene
Sprengstoffe mit einer hohen Selbstentzündungstemperatur (über
etwa 200°C) zusammen mit phlegmatisierend wirkenden Bindemitteln
als Treibladungspulver für hülsenlose Munition einzusetzen. Diese
Sprengstoff/Bindemittelgemische können jedoch Nitrocellulose-Treibladungsgemische
als Treibladungspulver nicht ersetzen, da sie in
keiner Weise die günstigen innenballistischen Abbrandeigenschaften
von Nitrocellulose-Treibladungsgemischen auch nur annähernd erreichen.
Diese Sprengstoff/Bindemittelgemische zeigen bei einem
zu hohen Anteil des Bindemittels den Nachteil, daß der Abbrand
infolge der phlegmatisierenden Wirkung des Bindemittels nahezu zum
Erliegen kommt, so daß es zu keinem befriedigenden Druckaufbau
im Patronenlager kommt. Ferner wirkt sich auch nachteilig die
Tatsache aus, daß im Patronenlager und auch im Lauf der Waffe
unannehmbare Mengen an unverbrannten Umsetzungsprodukten (z. B.
Ruß) verbleiben, da die Explosionswärme und der Sauerstoffwert
des Treibmittels durch erhöhte Bindemittelmengen sehr stark gesenkt
werden.
Eine Übertragung des in der DE-PS 75 822 beschriebenen Verfahrens
zur Erhöhung der Verbrennungsgeschwindigkeit auf hochtemperaturbeständige
Treibmittel und Bindemittel ist aber mit Nachteilen
verbunden. Bedingt durch die kleine Austauschfläche bei der
Eluierung des Füllstoffs ist das Verfahren zeitraubend und führt
selbst bei nur geringfügiger Löslichkeit des hochtemperaturbeständigen
Treibmittels in dem Eluens durch die lang andauernde
Wirkung zu Treibmittelverlusten. Unbefriedigend ist ferner, daß
bei der Verteilung des Binders mittels eines Lösungsmittels neben
der Umhüllung des Treibmittels mit Binder, was zu besonders festen
Treibmittelpreßlingen führt, der zu eluierende Füllstoff ebenfalls
umhüllt wird, wodurch seine nachfolgende Entfernung unmöglich geworden
ist.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zur Verfügung zu stellen, mit welchem es möglich ist,
poröse Treibmittel hoher mechanischer Stabilität und mit verbesserten
und reproduzierbaren ballistischen Daten herzustellen.
In Erfüllung dieser Aufgabe wurde nun ein Verfahren zur
Herstellung poröser Treibmittelkörper, insbesondere für
hülsenlose Munition, aus wenigstens einem sekundären hochtemperaturbeständigen
Sprengstoff, einem bei Raumtemperatur
festen Füllstoff und gegebenenfalls einem thermoplastischen
Bindemittel durch Formgebung und anschließende
Entfernung des Füllstoffs gefunden, welches dadurch gekennzeichnet
ist, daß als Füllstoff ein solcher verwendet
wird, der bei Wärmeeinwirkung unter Freigabe von
Hohlräumen ganz oder zum Teil durch Zersetzung, Sublimation
oder Destillation entfernbar ist.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß durch
die Wahl der Korngröße des Füllstoffs und der Kornanzahl
die Porosität des Treibmittelkörpers reproduzierbar eingestellt
werden kann. Dadurch wird eine Steuerung der
Fragmentierung und der Verbrennungsgeschwindigkeit möglich.
Hochtemperaturbeständige Sprengstoffe im Sinne der Erfindung
sind solche mit Zersetzungspunkten oberhalb 200°C.
Auch Sprengstoffgemische können eingesetzt werden.
Sekundäre Sprengstoffe oder Sprengstoffgemische werden
bevorzugt.
Zu den erfindungsgemäßen als Treibmittel einsetzbaren
Sprengstoffen zählen beispielsweise organische Nitroverbindungen,
die sich von ein- oder mehrkernigen Aromaten
ableiten.
Nitrierte Aromaten sind beispielsweise die Di- und Triaminoverbindungen
des symmetrischen Trinitrobenzols, sowie deren Acylierungsprodukte,
wie z. B. 2,4,6,2′,4′,6′-Hexanitrooxanilid oder
2,4,6,2′,4′,6′-Hexanitro-N,N′-diphenylharnstoff. Auch nitrierte
Aromaten, die über Kohlenstoffatome oder über Schwefel-, Sauerstoff-
oder Stickstoffatome miteinander verbunden sind, können eingesetzt
werden.
Beispiele für solche Verbindungen sind Nitrierungsprodukte von
Diphenyl oder von 3,3′-Diaminodiphenyl oder von Stilben, z. B.
Hexanitrostilben oder von Diphenyloxid, z. B. Hexanitrodiphenyloxid
oder von Diphenylsulfid, z. B. Hexanitrodiphenylsulfid oder von
Diphenylsulfon, z. B. Hexanitrodiphenylsulfon oder von Diphenyloxid,
z. B. Hexanitrodiphenyloxid oder von Diphenylamin, z. B. Hexanitrodiphenylamin
und 3,3′-Azo-bis-(2,4,6,2′,4′,6′-hexanitrodiphenyl).
Zu den hochtemperaturbeständigen Sprengstoffen, die erfindungsgemäß
eingesetzt werden, gehören auch Pikrylreste enthaltende Heterocyclen,
wie Thiophen, 1,3-Thiazol, s-Triazin oder Pyrimidin und
nitrierte Heterocyclen wie 1,3,6,8-Tetranitrocarbazol, 1,3,6,8-
Tetranitroacridon, ferner Verbindungen wie Tetranitro-2,3:5,6-
dibenzo-1,3a,4,6a-tetraazapentalen.
Zu den im Sinne der Erfindung einsetzbaren Sprengstoffen zählen
auch Nitramine, insbesondere 1,3,5-Trinitro-1,3,5-triazacyclohexan
(Hexogen) und 1,3,5,7-Tetranitro-1,3,5,7-tetraazacyclooctan (Oktogen).
Auch Salpetersäureester z. B. auf der Basis aromatischer oder
heterocyclischer oder aliphatischer Nitroverbindungen sind einsetzbar,
z. B. 2,4,6,2′,4′,6′-Hexanitrodiphenylaminoäthylnitrat,
Pentaerythrittetranitrat.
Oktogen wird als Sprengstoff bevorzugt.
Die Sprengstoffe werden einzeln oder im Gemisch, im allgemeinen mit
Reinheitsgraden von größer 95% eingesetzt. Aus Sicherheitsgründen
sollte der Sprengstoffanteil in der Verarbeitung zweckmäßig maximal
95 Gew.-% betragen (auffüllend auf 100=Bindemittel).
Die gewünschte mechanische Festigkeit des Treibmittelkörpers kann
mit einem geeigneten Bindemittel eingestellt werden.
Geeignete Bindemittel sind z. B. thermoplastische Polymere, wie
z. B. Polymere auf der Basis Polyvinylacetal, wobei als Aldehyde
niedere aliphatische Aldehyde mit einer Kohlenstoffzahl von
1-6, insbesondere Butyraldehyde, bevorzugt eingesetzt werden.
Es eignen sich aber auch Polyurethane, Polyester, Poly-(meth)-acrylate
oder Celluloseacetate.
Die Verteilung der Thermoplaste als Bindemittel im Treibmittel
pulver/Füllstoff-Gemisch kann mechanisch oder bevorzugt mittels
eines der Binder lösenden Lösungsmittels vorgenommen werden.
Die Anwendung eines in einem Lösungsmittel gelösten Bindemittels
gewährleistet eine gleichmäßige Umhüllung des Treibmittel- und
Füllstoffkorns. An den Mischvorgang schließt sich die Formgebung
und/oder Verdichtung zu festen Treibmittelkörpern an.
Es können ferner bifunktionelle Monomere oder reaktionsfähige
Oligomere oder Polymere als Bindemittel eingesetzt werden. Während
oder nach Beendigung des Vermischens mit dem Treibladungspulver
und dem Füllstoff oder nach dem Vermischen des Treibladungspulvers
mit dem Füllstoff und nach der Formgebung kann eine radikalisch
ausgelöste Vernetzung oder eine Kondensation erfolgen, die zu
einem festen Gefüge des Korngemisches führen.
Sowohl der Mischvorgang als auch die Formgebung und/oder Verdichtung
erfolgen bei Temperaturen unterhalb derjenigen Temperaturen,
bei denen der Füllstoff thermisch entfernbar ist.
Sofern die eingesetzten Mittel oder Gemische selbst
Bindungscharakter haben, kann anteilmäßig auf die Verwendung der
oben genannten polymeren Bindemittel verzichtet werden. Solche
Treibmittel bzw. Treibmittelgemische mit Zersetzungspunkten oberhalb
200°C und mit Bindungscharakter können z. B. Treibmittelgemische
sein, die bis zu 2 Gew.-% Nitrocellulose enthalten.
Die anzuwendende Menge Bindemittel kann je nach der gewünschten
mechanischen Festigkeit des Treibmittelkörpers von Fall zu Fall
variiert werden.
Die anzuwendende Menge Bindemittel ist auch abhängig von der Art
seiner Verteilung in dem Sprengstoff-/Füllstoff-Gemisch. Erfolgt
die Verteilung der gekörnten Stoffe durch Sieben der Komponenten,
wird man auch bei höheren Formgebungstemperaturen, z. B. Preßtemperaturen,
eine geringere Festigkeit erzielen als bei Anwendung
eines in einem Lösungsmittel gelösten Bindemittels. Das Verhältnis
Sprengstoff zu Bindemittel liegt im letzteren Falle im allgemeinen
zwischen 95 : 5 bis 80 : 20 Gew.-%. Wenn ein Mittel oder ein
Gemisch mit Bindereigenschaften verwendet oder mitverwendet
wird, kann der Sprengstoff ohne Bindercharakter ersetzt
werden durch Stoffe mit Bindercharakter im Verhältnis von
95 : 5 bis 50 : 50.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Treibmittelkörper erfolgt
im allgemeinen in der Weise, daß die pulverförmigen Sprengstoffe,
sowie die pulverförmigen Füllstoffe sowie Bindemittel durch Sieben
gemischt werden. Die Vermischung kann auch mit einem schnellaufenden
Rührer erfolgen, wobei zweckmäßig ein für jede der Komponenten
inertes Lösungsmittel, wie z. B. Benzin oder Petroläther, zur Unterstützung
der homogenen Verteilung mitverwendet wird. In diesem
Falle wird das Gemisch nach erfolgter homogener Verteilung vom
Lösungsmittel befreit, z. B. durch Filtrieren und anschließendes
Trocknen. Die feine Verteilung der Komponenten kann auch in einem
Kneter, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme eines den Binder lösenden
Lösungsmittels, vorgenommen werden.
Die Verformung zu den gewünschten Formkörpern erfolgt im allgemeinen
durch Pressen, wobei der Preßdruck je nach verwendetem Bindemittel
zwischen 0,4 und 3,9 · 10⁸ N/m² beträgt.
Die Preßtemperatur wird dem angewendeten Bindemittel und dem eingesetzten
Füllstoff angepaßt. Die Preßtemperatur liegt jeweils
unterhalb der Temperatur, bei der sich der Füllstoff thermisch
entfernen läßt und unterhalb der Temperatur, bei der der Sprengstoff
bzw. das Gemisch sowie das Bindemittel sich
zersetzen oder thermisch geschädigt werden.
Bevorzugt werden die sprengstoff-/füllstoff-haltigen, sowie vorzugsweise
bindemittelhaltigen Gemische, die mit einem den Binder
lösenden Lösungsmittel versetzt wurden, stranggepreßt und zu
Granulat zerschnitten, bevor die eigentliche Formgebung durch
Pressen erfolgt.
Als Füllstoffe werden erfindungsgemäß bei Raumtemperatur feste
gekörnte Füllstoffe verwendet, die bei Temperaturerhöhung oberhalb
Raumtemperatur nach erfolgter Formgebung unter Gas- und/oder Dampfentwicklung
definierte Hohlräume im Treibmittelkörper freigeben.
Dabei sollen die Gase und/oder Dämpfe weder den Sprengstoff noch
das gegebenenfalls anwesende Bindemittel in ihrer Funktion nachteilig
beeinflussen.
Unter thermisch entfernbaren Stoffen im Sinne der Erfindung sind
z. B. solche zu verstehen, die bei Wärmeeinwirkung zersetzt werden
im Sinne einer chemischen Reaktion, bei welcher gas- und/oder
dampfförmige Stoffe, gegebenenfalls neben festen Stoffen entstehen.
Thermisch entfernbare Stoffe im Sinne der Erfindung sind auch
solche Stoffe, die, ohne sich zu zersetzen, verdampfen bzw. abdestillieren
oder sublimieren, also auf physikalischem Wege umgewandelt
werden.
Aber auch thermisch zersetzbare organische Stoffe, wie z. B.
thermoinstabile Polymerteilchen sind als Füllstoff einsetzbar.
Geeignet sind z. B. auch solche Stoffe, bei denen durch Wärmeeinwirkung
eine definierte Schrumpfung des Einzelkorns eintritt, wie
z. B. bei der Abgabe von Kristallwasser bei kristallwasserhaltigen
Körpern, z. B. Mineralien oder Metallsalzen.
Es sind auch Füllstoffe einsetzbar, die aus Gemischen verschiedener
bei Raumtemperatur fester Stoffe bestehen, z. B. Gemische aus einer
z. B. kristallwasserhaltigen bei Raumtemperatur festen Säure und
Carbonaten, Hydrogencarbonaten oder Sulfiten im stöchiometrischen
Verhältnis, bei denen bei erhöhter Temperatur eine chemische Umsetzung
unter Gasabspaltung und Freilegung eines Hohlraumes stattfindet.
Bevorzugt werden solche Füllstoffe verwendet, die, ohne wesentliche
Rückstände in den Hohlräumen zu hinterlassen, durch Wärmeeinwirkung
aus dem Treibmittelkörper entfernt werden können.
Hierzu gehören insbesondere Ammoniumcarbonat, Ammoniumhydrogencarbonat
und Ammoniumcarbamat einzeln oder im Gemisch.
Als besonders vorteilhaft hat sich hierbei die Verwendung von
Ammoniumhydrogencarbonat erwiesen.
Bei Raumtemperatur feste Füllstoffe, die erfindungsgemäß einsetzbar
sind und durch Wärmeeinwirkung in den gas- bzw. dampfförmigen
und damit entfernbaren Aggregatzustand umgewandelt werden
können, sind z. B. α-Chloracrylsäure, β,β-Dichloracrylsäure,
trans-1,2-Dÿodäthylen, 2,5-Dimethylphenol, Naphthalin,
2-Oxybenzylalkohol, α-Naphthol, o-Phenylendiamin, Fluoranthren,
p-Dichlorbenzol, γ-Hexachlorcyclohexan und dgl.
Weitere geeignete Füllstoffe sind z. B. auch solche Stoffe, die zwar
bei der thermischen Behandlung entsprechend der Korngröße und der
Kornzahl Hohlräume in dem Treibmittelkörper zurücklassen, selbst
aber, ggf. ihre Spaltprodukte in Gas- oder Dampfform, mit dem
Bindemittel in Reaktion treten können, beispielsweise im Sinne
einer Aushärtung des angewendeten, noch reaktionsfähigen Bindemittels.
Auch depolymerisierbare Verbindungen können als Füllstoffe
eingesetzt werden, z. B. Metaldehyd, wobei bei Hitzeeinwirkung
sich teilweise monomolekularer Acetaldehyd zurückbildet und
gleichzeitig eine Sublimation stattfindet.
Auch solche Stoffe sind als Füllstoffe denkbar, die zwar keine
eigentlichen Explosivstoffe sind, jedoch zu den explosionsfähigen
Stoffen zählen, wie z. B. Metallnitrate, Ammoniumnitrat,
Blähmittel für die Kunststoff- und Gummi-Industrie, z. B. Sulfohydrazide,
oder organische Peroxide, die als Polymerisationskatalysatoren
in der Kunststoffindustrie angewendet werden.
Derartige Stoffe zeigen einen deutlichen Zerfall bei solchen
Temperaturen, die weit unter der Temperatur einer möglichen
explosionsartigen Zersetzung liegt. Aus Sicherheitsgründen ist
es jedoch bei derartigen Stoffen angezeigt, die thermische Behandlung
des Treibmittelkörpers bei nicht zu hohen Temperaturen,
ggf. über einen längeren Zeitraum, vorzunehmen.
Die thermische Behandlung des Treibmittelkörpers kann bei Normaldruck
oder ggf. unter Anlegen eines Vakuums erfolgen.
Selbstverständlich muß die thermische Behandlung bei Temperaturen
unterhalb des Zersetzungspunktes der Sprengstoffe bzw.
Gemische und des ggf. anwesenden Bindemittels vorgenommen werden.
Aus Sicherheitsgründen sollte die angewendete Temperatur wenigstens
50°C unterhalb des Zersetzungspunktes des Sprengstoffes liegen.
Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß der Bindemittelcharakter
des evtl. eingesetzten Bindemittels bei den angewendeten Temperaturen
nicht verloren gehen darf.
Der Füllstoff wird im allgemeinen in einer Konzentration von
1 bis 30 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmischung, eingesetzt.
Je nach der mittleren Korngröße des angewendeten Füllstoffs und je
nach Art und Menge des angewendeten Bindemittels kann die anzuwendende
Menge Füllstoff auch 5 bis 15 Gew.-% betragen, bezogen
auf die Gesamtmischung.
Der Korngrößenbereich der eingesetzten Füllstoffe liegt im allgemeinen
bei <500 µm, bevorzugt bei <400 µm.
Es hat sich gezeigt, daß Körnungen mit vergleichsweise engem
Kornspektrum besonders gut geeignet sind, insbesondere Körnungen
im Bereich von <100 bis <200 µm.
Die mittleren Korngrößen der eingesetzten Sprengstoffe und der
gegebenenfalls eingesetzten polymeren Bindemittel liegen im allgemeinen
bei <100 µm.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise bei der Herstellung
von Treibmittelkörpern für hülsenlose Munition angewendet.
Grundsätzlich kann man es auch bei der Herstellung von Treibmittelkörpern
für konventionelle Patronenmunition anwenden. Dabei kann
kann man z. B. durch Strangpressen und anschließende Zerkleinerung
hergestellte Granulate der erfindungsgemäßen Wärmebehandlung zwecks
Porenbildung unterziehen und diese Granulate als Treibmittel verwenden.
Ggf. können die Einzelgranulate vor der Wärmebehandlung
zu kleinen Tabletten verpreßt werden. Es ist auch möglich, die
Stränge der erfindungsgemäßen Wärmebehandlung zu unterziehen und
diese Stränge als Treibmittel für Patronenmunition zu verwenden.
Die Komponenten α-Oktogen, Hexanitrodiphenyl, Polyvinyl-n-butyral
(PVB) und Ammoniumhydrogencarbonat (AHC) wurden trocken mittels
eines Taumelmischers in einem Gefäß vorgemischt. Die Komponenten
waren zuvor getrocknet und durch Zerkleinern in eine feinkörnige
Form gebracht worden.
Es schloß sich ein Mischen in einem Kneter in Gegenwart von
Äthylacetat/Toluol als Binderlösungsmittel für die Dauer von 30
Minuten bei Raumtemperatur an. Danach wurde das lösungsmittelfeuchte
Gut bei einem Druck von 3,92 · 10⁶ N/m² durch eine Lochmatrize
stranggepreßt. Die Lochzahl betrug 42, der Lochdurchmesser 1 mm
und der Stempeldurchmesser 70 mm. Nach kurzem Abtrocknen des
Lösungsmittels bei Raumtemperatur wurden die Stränge zu einem
Granulat der Länge <1 mm geschnitten. Die Abschnitte wurden 3 Tage
bei 0°C gelagert und danach 3 Stunden lang einer bei Raumtemperatur
gesättigten Atmosphäre von Äthylacetat/Aceton ausgesetzt. Es
folgte die Verarbeitung zu Treibmittelpreßlingen bei einem Druck
von 1,76 · 18⁸ N/m² bei Raumtemperatur. Anschließend wurden die Preßlinge
3 Stunden bei 100°C und Normaldruck in einem Trockenschrank
gelassen.
In einem typischen Ansatz wurden 176 g α-Oktogen einer mittleren
Korngröße von 17 µm mit 16 g PVB der mittleren Korngröße von
26 µm, 8 g Hexanitrodiphenyl und 20 g AHC der Korngröße <400 µm
trocken vorgemischt, mit einem Gemisch aus 80 ml Äthylacetat und
12 ml Toluol geknetet und danach wie oben beschrieben verarbeitet.
Analog kann man bei Anwendung von AHC der Kornfraktion <200 bis
<100 vorgehen.
In der Tabelle ist die Abhängigkeit der Beschußergebnisse von
Menge und Korngrößenverteilung des zugesetzten AHC wiedergegeben.
Der Vergleich der Beispiele 4 bis 6 mit 1 bis 3 zeigt die deutliche
Verringerung der Schußzeit (millisec) bei Auswahl eines verringerten
Korngrößenspektrums, die Abnahme dieser Zeit und die Verringerung
der Streuung der Geschoßgeschwindigkeit mit zunehmender
AHC-Menge.
Weiterhin gibt sich der Einfluß der Porosität in einem vollständigen
Umsatz zu erkennen. Im Gegensatz hierzu ergeben Preßlinge ohne
Porosität Rückstände im Patronenlager und Durchschläge auf einer
Papierscheibe im Abstand von 2 m vor der Rohrmündung.
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung poröser Treibmittelkörper,
insbesondere für hülsenlose Munition, aus wenigstens
einem sekundären hochtemperaturbeständigem Sprengstoff, einem bei Raumtemperatur
festen Füllstoff und ggf. einem thermoplastischem
Bindemittel, durch Formgebung und anschließende
Entfernung des Füllstoffes, dadurch gekennzeichnet,
daß als Füllstoff ein solcher
verwendet wird, der bei Wärmeeinwirkung unter
Freigabe von Hohlräumen ganz oder zum Teil durch Zersetzung,
Sublimation oder Destillation entfernbar
ist.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als sekundärer Sprengstoff ein solcher mit Zersetzungspunkten
oberhalb von 200°C eingesetzt wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Füllstoff Ammoniumhydrogencarbonat
eingesetzt wird.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß der Füllstoff in einer Menge von
1 bis 30 Gew.-%, bezogen auf das Gemisch, eingesetzt
wird.
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