DE75822C - Herstellung porösen, rauchschwachen Schiefspulvers - Google Patents
Herstellung porösen, rauchschwachen SchiefspulversInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
Bei den Versuchen zur Verwendung vieler der sogen, »rauchlosen oder rauchschwachen
Pulversorten« für gewisse Zwecke, z. B. zur
Ladung von Jagdpatronen, Platzpatronen und Manöverkartuschen, hat es sich als wünschenswerth
herausgestellt, dafs das zu verwendende Pulver ein geringeres kubisches und specifisches
Gewicht habe und zugleich in höherem Grade entzündlich sei als das für scharfe Patronen
verwendete sogen, rauchlose oder rauchschwache Pulver.
Beim Schrotschufs, ebenso wie beim blinden Schufs, sollte nämlich die verhältnifsmäfsig
kleine Gewichtsmenge der Ladung so voluminös sein, dafs die Patronenhülse ganz oder beinahe
ganz gefüllt wird.
Ferner ist es nöthig, dafs beim blinden Schufs ebenso wie beim Schrotschufs die eingeleitete
Entzündung sich schneller fortpflanzt wie beim scharfen Schufs, weil eine aus Schrot,
Holzmehl oder dergleichen bestehende leichte Vorlage schon durch einen verhältnifsmäfsig
geringen Gasdruck vorangeschoben und dadurch der Raum hinter der Vorlage entsprechend
schneller vergröfsert wird, als wenn das Trägheitsmoment und die Anfangsreibung eines Geschosses überwunden werden mufs.
Die Bestandtheile bezw. einzelnen Körner der Ladung eines .blinden oder Schrotschusses
werden demnach durch die sich schneller ausdehnenden Gase schneller aus einander gerissen,
und es besteht die Gefahr, dafs die Körper der Ladung unregelmäfsig verbrennen, d. h. zum
Theil unverbrannt oder nur theilweise verbrannt aus dem Laufe geschleudert werden,
wenn die Entzündung sich nicht entsprechend schnell allen Theilen der Ladung mitgetheilt
hat.
Die vorliegende Erfindung bezweckt nun, solche für scharfen Schufs geeignete sogen,
rauchlose Pulversorten bezw. Explosivstoffe, welche den vorbezeichneten Bedingungen für
blinden oder Schrotschufs nicht entsprechen, dadurch diesen Anforderungen anzupassen, dafs
man den zu verwendenden Explosivstoff vermittelst des nachbezeichneten Verfahrens entsprechend
voluminös bezw. porös macht.
Zu diesem Zwecke wird der'Masse des Explosivstoffes
vor der Formgebung ein chemisch indifferenter, d. h. ein auf den Explosivstoff nicht zersetzend einwirkender löslicher Stoff in
entsprechender Menge zugesetzt und durch geeignete Vermengung möglichst gleichmäfsig
unter die Masse vertheilt.
Nachdem das Gemenge alsdann auf bekanntem Wege in die für den Verwendungszweck
als geeignet erkannte Form gebracht ist, wird der zugesetzte indifferente Stoff
möglichst vollständig ausgelaugt, verdampft oder sonstwie ausgetrieben.
Die einzelnen Formen öder Körner des Explosivstoffes ändern sich dadurch nicht oder
nur unwesentlich in ihren äufseren Gröfsenverhältnissen, erhalten aber eine Porosität,
welche um so stärker ist, je gröfser die Menge des zugesetzten und wieder ausgetriebenen
Stoffes war. Wenn dieser Stoff ein löslicher, fester Körper, wie z. B. Zucker, Salpeter oder
ein ähnliches Salz ist, so entspricht eine Zusatzmenge von 2 bis 4 Gewichtstheilen zu je
ίο Theilen des Explosivstoffes, doch kann das
Verhältnifs beliebig verringert oder erhöht werden.
Wenn der Zusatzstoff dagegen ein flüchtiger oder flüssiger Körper, wie z. B. Naphtalin
oder Paraffinöl ist, so-mufs die Zusatzmenge in demjenigen Verhältnifs erhöht werden,
welches als Verlust bei der Formgebung anzunehmen ist.
Wenn man
a) beispielsweise ein für scharfen Schufs geeignetes
Pulver mit einem kubischen Gewicht von ca. 680 g und einem specifischen Gewicht
von ca. i,56, erzielt durch Auflösung von 10 Theilen Nitrocellulose in 10 Theilen Lösemittel,
verwendet, so kann dieser Explosivstoff nach dem vorbeschriebenen Verfahren poröser
und demzufolge leichter entzündlich und leichter verbrennend gemacht werden, wenn
man vor der Formgebung der Masse 4 Theile Kalisalpeter zusetzt und nach der Formgebung
wieder auslaugt. Das kubische Gewicht wird dadurch auf ca. 470 g und das specifische
Gewicht auf ca 1,2 heruntergebracht.
b) Oder wenn ein aus 10 Theilen Nitrocellulose und 71/., Theilen Lösemittel her-.
gestellter Explosivstoff mit einem kubischen Gewicht von ca. 680 und einem specifischen
Gewicht von ca. 1,56 nach dem vorbeschriebenen Verfahren mit 15 Theilen Benzin (als Beispiel
eines flüchtigen Zusatzkörpers) behandelt wird, so kann man einen Explosivstoff erzielen mit
einem kubischen Gewicht von ca. 472 g und einem specifischen Gewicht von ca. 1,35.
c) Oder wenn ein wie unter b) hergestellter Explosivstoff statt mit Benzin mit 10 Theilen
Paraffinöl (als Beispiel eines flüssigen Körpers) nach dem vorbeschriebenen Verfahren behandelt,
d. h. das Paraffinöl nach der Formgebung mit Schwefeläther extrahirt wird, so kann das kubische Gewicht von ursprünglich
ca. 680 g auf 470 g und das specifische Gewicht von ursprünglich 1,56 auf 1,35 herabgemindert
werden.
In ähnlicher WTeise können auch andere,
relativ langsam verbrennende Explosivstoffe brisanter gemacht werden. Flüchtige Körper,
welche lösend auf Nitrocellulose einwirken, wie Aceton, Essigä'ther u. dergl., sind als Zusatzstoff
für den vorliegenden Zweck nicht geeignet, weil bei der Verflüchtigung solcher Lösemittel die Nitrocellulose sich zusammenzieht
und verdichtet und demgemäfs beim Austreten solcher Lösemittel die als Endzweck angestrebten Poren und Hohlräume in der
Pulvermasse nicht entstehen.
Durch das vorbezeichnete Verfahren, die Körper des Explosivstoffes poröser zu machen,
wird das kubische und specifische Gewicht des fertigen Explosivstoffes entsprechend verringert
und -— infolge der Vergröfserung der Oberfläche
— auch die EntzUndlichkeit erhöht. Demgemäfs werden die eingangs angedeuteten
Zwecke durch dieses Verfahren vollständig erreicht.
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Zum Zwecke sowohl der Verminderung des kubischen Gewichtes wie der Erhöhung der Entzündlichkeit von rauchschwachem Schiefspulver das Verfahren, die Masse dadurch poröser bezw. voluminöser zu machen, dafs man vor der Formgebung einen chemisch indifferenten, d. h. einen auf den Explosivstoff nicht zersetzend und nicht lösend einwirkenden löslichen oder flüchtigen festen Stoff in entsprechender Menge möglichst gleichmäfsig unter die Masse vertheilt und nach der Formgebung durch Auslaugen oder Verdampfen wieder entfernt.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE75822C true DE75822C (de) |
Family
ID=348755
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT75822D Expired - Lifetime DE75822C (de) | Herstellung porösen, rauchschwachen Schiefspulvers |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE75822C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2680169A1 (fr) * | 1977-08-02 | 1993-02-12 | Dynamit Nobel Ag | Procede de realisation de corps poreux d'agent propulsif pour munitions. |
-
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Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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FR2680169A1 (fr) * | 1977-08-02 | 1993-02-12 | Dynamit Nobel Ag | Procede de realisation de corps poreux d'agent propulsif pour munitions. |
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