DE2655765C3 - Senken des Gehaltes und/oder Bedarfes an schwefliger Säure in Getränken - Google Patents
Senken des Gehaltes und/oder Bedarfes an schwefliger Säure in GetränkenInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Senken des Gehaltes und/oder Bedarfes an schwefliger
Säurs in Getränken, bei dem das jeweilige Getränk mit
einem Anionenaustauscher behandelt wird und der Anionenaustauscher nach erfolgtem Austausch seiner
Ionen wieder regenerierbar ist.
Auf Grund diverser, bereits vor langer Zeit durchgeführter Untersuchungen ist festgestellt worden,
daß insbesondere die Bekömmlichkeit vieler, dem menschlichen wie auch tierischen Körper zuzuführenden Nahrungsmittel von der Zusammensetzung derselben abhängt, wobei hier die schweflige Säure, im
folgenden auch als Schwefeldioxyd oder SO: bezeichnet, besonders interessiert. Da die schweflige Säure als
physiologisch nicht unbedenklich angesehen wird, ist es international üblich, ihren Zusatz zu Lebensmitteln zu
begrenzen.
Bei der Behandlung von Flüssigkeiten mittels ionenaustauschern, wie beispielsweise bei der Enthärtung und/oder Entsalzung von Wasser und anderes, ist
es bekannt, die zu behandelnde Flüssigkeit mit einem Ionenaustauscher in Verbindung zu bringen und diesen
Ionenaustauscher so vorbehandeln, daß dieser je nach
Behandlungsart in der Lage ist, der Flüssigkeit die ihr zu entfernenden Substanzen zu entziehen. Der nach
erfolgten Austausch beladene Ionenaustauscher wird anschließend einer Regenerierung unterzogen, um nach
dieser erneut der Beladung zugeführt zu werden. Die Behandlung der Flüssigkeit mittels eines solchen
Ionenaustauschers kann je nach Verfahrensart vollkontinuierlich, quasi'kontinuierlich oder diskontinuierlich
vorgenommen werden. In allen Fällen ist jedoch darauf zu achten, daß eine ausreichende Menge an Ionenaustauscher dem Austauschprozeß zur Verfugung gestellt
wird(vgl.DE-PS12 80 761).
Ks sind dabei auch diverse Verfahren zur Herstellung
von Anionenaustauschern bekannt. So ist ein Verfahren zum Einführen von Chlormethylgruppen in chlormethy·
licrbare Benzolkerne enthaltende, gegebenenfalls vernetzte hochmolekulare aromatische Verbindungen, wie
Polystyrole, Polyvinyltoluole, Polyvinylnaphthaline, Polyvinylanisole bekannt, bei dem auf die Verbindungen
Metbylal und wasserfreies Aluminiumchlorid, und gegebenenfalls wasserfreier Formaldehyd oder Polyme
re desselben, gegebenenfalls in Gegenwart weiterer
Friedel-Crafts-Verbindungen, zur Einwirkung gebracht
werden (vgl. DE-PS 10 10 738).
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, das im Prinzip bekannte lonenaustauschverfahren dahinge
hend weiterzubilden, daß mit diesem das Senken des
Gehaltes und/oder Bedarfes schwefliger Säure in Getränken ohne großen Aufwand möglich ist, um durch
die Herabsetzung des Gehaltes und/oder Bedarfes an schwefliger Säure im Getränk sowohl dessen Qualität
t s zu verbessern als auch dessen nachteiligen, gesundheitsschädlichen Wirkungen auszuschließen, wobei die
Behandlung des Getränkes, ohne seine sonstigen, analytischen Kennzahlen nachteilig zu beeinflussen,
erfolgen kann.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe mit einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
daß zur selektiven Entfernung der schwefligen Säure
das Getränk mit einem Anionenaustauscher, der mit einer schwachen anorganischen oder organischen Säure
beladen ist, behandelt wird, wobei das dem Anionenaustauscher zu Grunde liegende Polymerisat ein Divinylbenzolmischpolymerisat mit einem Divinylbenzolgehalt
von mindestens 15 bis 30% ist
wiedergegeben.
Durch diese Maßnahmen ist es möglich, sowohl die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe vorteilhaft zu
lösen als auch ein Verfahren zu schaffen, mit dem ohne Beeinträchtigung der Qualität des Getränkes dieses
bekömmlicher gemacht werden kann. Unter Berücksichtigung, daß, insbesondere im Wein, aus toxikologischen Gründen die schweflige Säure unerwünscht ist,
und die Aufnahme einer solchen Säure im menschlichen Körper aufgrund diverser Untersuchungen nach Mög
lichkeit 7 mg/kg Körpergewicht, was etwa 50 mg bei
einem Körpergewicht von ca. 70 kg entspricht, nicht übersteigen soll, spricht aus gesundheitlichen Gründen
alles dafür, diesen Säuregehalt herabzusetzen. Hinzu kommt, daß beispielsweise durchschnittliche Weintrin-
4ϊ ker diese empfohlenen- Mindestmengen erheblich
überschreiten, zumal Weine in der Regel um etwa 250 mg/1 SO2 enthalten.
Da es häufig vorkommt, daß der Gehalt und/oder Bedarf an schwefliger Säure im Wein vielfach größer ist
V) als die gesetzlich zulässigen Höchstmenpen, wird der
Gehalt an schwefliger Säure im Wein durch Verschneiden dfisselben mit Weinen geringerer Qualität und
Gehalt bzw. Bedarf an schwefliger Säure herabgesetzt. Dies kann für den Hersteller von Weinen erhebliche
finanzielle Einbußen zur Folge haben. Durch die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens aber
wird nicht nur die Qualität des Weines angehoben, sondern es werden zudem dessen Bekömmlichkeit und
gesundheitliche Unbedenklichkeit verbessert. Allein
diese Gründe, nämlich die toxikologische Wirkung der
schwefligen Säure einerseits und die sich aus ihr ergebenden lcbcnsmittelrechtlichen Erfordernisse andererseits machen es zwingend nötig, den Gehalt an
schwefliger Säure in Weinen und generell in Getränken
hi herabzusetzen, was auf einfache Weise und ohne
Beeinträchtigung der Qualität des Getränkes erfindungsgemäß möglich ist.
Aus den vorstehenden Ausführungen geht hervor,
daß es weder gelingt, Weine und viele andere Getränke ohne schweflige Säure herzustellen, noch durch
kellertechnische Maßnahmen den SOj-Bedarf, z. B, von
Weinen, von Anfang an gering zu halten. Mit dem erfindungsgemäßsn Verfahren ist dies aber möglich,
ohne negative Beeinträchtigung der Qualität und Bekömmlichkeit Mit diesem Verfahren gelingt es auch,
neben der schwefligen Säure auch ihre Bindungspartner aus dem Getränk, z. B. Wein, zu entfernen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend an Hand einiger Beispiele für die Senkung des
SOrGehaltes von Weinen erläutert
Die Erniedrigung des Gehaltes an schwefliger Säure im Wein mit Hilfe von handelsüblichen Anionenaustauschern
in verschiedener Beladungsform wird dem erfindungsgemäßen Verfahren gegenübergestellt Das
Austauschereinsatzvolumen bezogen auf einen Liter Wein betrug 40 ml. Der unbehandelte Wein hatte einen
Gesamtgehalt an Schwefeldioxyd SO2 von 169 mg/1.
Anionenaustauscher
Beladen mit
Gesamt SOj (mg/1) nach der
Behandlung
Behandlung
Milchsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure
Milchsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure-Milchsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure-Milchsäure
Apfelsäure
Weinsäure
Phosphorsäure
96
73
82
74
126
88
82
86
94
67
74
65
Die sensorische Beurteilung derart behandelter Weine zeigte, daß die Farbe vollständig aus dem Wein
entfernt worden war, die Produkte waren wasserhell. Geschmacklich probierten sich die Erzeugnisse nur
noch säuerlich alkoholisch, sie waren nicht mehr als Wein anzusprechen.
Die weitere Untersuchung der Weine ergab, daß handelsübliche Anionenaustauscher nicht nur Säuren,
sondern auch in erheblichem Umfang Polyphenole aus dem Wein entfernen. Sie sind somit für dieses Verfahren
unbrauchbar.
Überraschend wurde nun gefunden, daß die für die normale Prozeßtechnik nicht hergestellten und nicht
verwendbaren Anionenaustauscher mit überdurchschnittlich hoher Vernetzung für die Bindung der
schwefligen Säure und ihrer Bindungspartner eine hohe Selektivität besitzen.
Hochvernetzte Ionenaustauscher wurden bisher bei der Behandlung von Flüssigkeiten deshalb nicht
eingesetzt, weil sie trotz hoher Totalkapazität nur eine geringe nutzbare Kapazität besitzen. Werden aber z. B.
Weine mit solchen Anionenaustauschern behandelt, so läßt sich aus diesen die schweflige Säure selektiv
entfernen, ohne die übrige Zusammensetzung nachteilig bzw. wesentlich zu ändern.
Wie in Tabelle I ersichtlich, sind solche handelsüblichen
Anionenaustauscher und auch solche für technische Anwendungen wie auch solche in Analysenqualität
für die angestrebte Problemlösung nicht verwendbar, weil sie keine ausreichende Selektivität besitzen. Es
wurde nun gefunden, daß überraschender Weise insbesondere hierfür verwendbare Anionenaustauscher
dann entstehen, wenn man Styrol-Divinylbenzolmischpolymerisate
mit außergewöhnlich hohem Divinylbenzolantejl nach dem deutschen Patent DE-PS 10 10 738
chlormethyliert und diese Austauscher anschließend mit
einem tertieren Hydroxyalkylamin aminiert
Verminderung des SOrGehaltes im Wein mittels des erfindungsgemäß hergestellten Anionenaustauschers in
verschiedener Beladungsform.
Tabelle II | Anionen- | Gesamt SO2 |
auslauscher | ||
beladen mit | (mg/1) | |
161 | ||
Wein vor der | ||
Behandlung | Milchsäure | 63 |
Wein nach der | Apfelsäure | 63 |
Behandlung mit | Weinsäure | 68 |
Permutit-W., d. h. mit erfindungsgem. |
Phosphorsäure | 70 |
Anionen- | ||
austauscher
Wie die Tabelle zeigt können mit 8 ml dieses erfindungsgemäßen Anionenaustauschers bis 100 mg/1
SO2 entfernt werden. Durch Erhöhung der Austauschermenge
läßt sich auch eine größere Menge an schwefliger Säure entfernen. Weiterhin kann bei
höheren SO2-Gehalten entsprechend dem Verteilungsgleichgewicht pro Volumeneinheit Anionenaustauscher
auch mehr schweflige Säure gebunden werden.
Bei dieser Behandlung werden der Farbstoff-, Gerbstoff- und Polyphenolgehalt praktisch nicht verändert,
wie folgende Tabelle zeigt:
Gesamtphenolgehalt vor und nach Behandlung von Wein mit Anionenaustauscher, hergestellt laut dem
evfindungsgemäßen Verfahren.
Anionenaustauscher
beladen mit
beladen mit
Gesamtphenolc (mg/1)
259
Milchsäure | 240 |
Apfelsäure | 235 |
Weinsäure | 235 |
Phosphorsäure | 241 |
Weine vor der
Behandlung
Behandlung
Wein nach der
Behandlung mit
erfindungsgemäßem
Anionenaustauscher
Behandlung mit
erfindungsgemäßem
Anionenaustauscher
Wie die Tabelle zeigt, wird der Polyphenolgehalt der Weine durch die Entfernung der schwefligen Säure mit
Hilfe eines hochvernetzten Anionenaustauschers in vorgenannter Konstellation praktisch nicht geändert.
Auch die sensorische Beurteilung ergab, daß die
bi Eigenschaften so behandelter Weine im Hinblick auf
Farbe, Geruch und Geschmack nicht feststellbar verändert waren. Die Ermittlung des SO2-Bedarfs in den
behandelten Produkten bestätigte eindeutig, daß nicht
nur ungebundene schweflige Säure, sondern auch schweflige Säure mit ihren Bindungspartnern aus dem
Wein entfernt wird.
Insgesamt zeigte sich, daß durch die Behandlung von Weinen gemäß dem Verfahren sich nicht nur der
Gehalt, sondern auch der Bedarf an schwefliger Säure
senken läßt
Es wurde weiter überraschend gefunden, daß im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung diese hochvernetzten
Anionenaustauscher mit herkömmlichen Regeneriermitteln ohne besonderen Material- und Zeitaufwand
regenerierbar sind. Bekanntlich lassen sich hochvernetzte Ionenaustauscher in der allgemeinen
Anwendung nur mit schlechtem Wirkungsgrad einsetzen und nur langsam regenerieren.
Das Verfahren und der Austauscher gemä3 der
Erfindung sind nicht nur für die Behandlung von Weinen interessant, sondern sie lassen sich auch für die
Behandlung diverser anderer Getränke anwenden, welche schweflige Säure und deren Bindungspartnsr
enthalten, die zum Zwecke einer Qualitätsverbesserung einerseits und/oder Steigerung der Bekömmlichkeit
ίο andererseits behandelt werden müssen.
Nachstehende Tabelle IV zeigt den erfindungsgemäß erzielbaren technischen Fortschritt nochmals in Zusammenfassung.
Tabelle IV | Wein-Nr. 1 | nach | 8,55 | Wein-Nr.; | I | nach | 8,79 |
vor | der Behandlung mit | 22,4 | vor | der Behandlung -lit | 22,3 | ||
hochvernetzten | 8,45 | hochvernetzten | 8,30 | ||||
Ionenaustauschern | 2,27 | Ionenaustauschern | 2,47 | ||||
8,64 | 4,87 | 8,88 | 1,74 | ||||
23,9 | 0,18 | 24,4 | 0,11 | ||||
Alkohol Grad | 8,65 | 0,13 | 8,35 | 1,96 | |||
Zuckerfreier Extrakt g/l | 2,52 | 147 | 2,54 | 104 | |||
Gesamtsäure g/l | 5,38 | 35 | 1,74 | 28 | |||
Weinsäure g/l | 0,21 | 2,90 | 0,14 | 2,72 | |||
Apfelsäure g/l | 0,14 | 26,4 | 2,11 | 26,0 | |||
Zitronensäure g/l | 230 | 29 | ISl | 31 | |||
Milchsäure g/l | 71 | 24 | 65 | 9 | |||
Gesamt SO2 mg/1 | 2,84 | 2,67 | |||||
Freie SO2 mg/I | 28,4 | 26,8 | |||||
Asche g/l | 33 | 38 | |||||
Aschenalkalität ml NaOH/1 | 34 | 10 | |||||
Acetaldehyd mg/1 | |||||||
Pyruvat mg/1 | |||||||
Claims (2)
1. Verfahren zum Senken des Gehaltes und/oder Bedarfes an schwefliger Säure in Getränken, bei
dem das jeweilige Getränk mit einem Anionenaustauscher behandelt wird und der Anionenaustauscher nach erfolgtem Austausch seiner Ionen wieder
regenerierbar ist, dadurch gekennzeichnet, daß zur selektiven Entfernung der schwefligen
Säure das Getränk mit einem Anionenaustauscher,
der mit einer schwachen anorganischen oder organischen Säure beladen ist, behandelt wird,
wobei das dem Anionenaustauscher zu Grunde liegende Polymerisat ein Divinylbenzolmischpolymerisat mit einem DivinyÜbenzolgehalt von mindestens 15 bis 30% ist
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Anionenaustauscher so
einsetzt, daß er als Gegenionen für den Austausch mit den Ionen der schwefligen Säure und deren
Verbindungen des jeweiligen Getränkes Anionen der Phosphorsäure, Äpfelsäure, Milchsäure oder
Weinsäure aufweist.
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