DE2627536B1 - Verfahren zum korrosionsschutz von gusseisen in siedender konzentrierter schwefelsaeure - Google Patents
Verfahren zum korrosionsschutz von gusseisen in siedender konzentrierter schwefelsaeureInfo
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Description
20
Bei manchen chemischen Prozessen entsteht eine Schwefelsäure als Abfallprodukt, die neben Wasser
organische Bestandteile, Mineralsalze, Chlorwasserstoff, Salpetersäure und andere Verunreinigungen
enthalten kann. Solche Abfallsäure mit 70 bis 90% H2SO4 wird vielfach nach dem von H. Pauling im
DRP 2 99 774 (1915) beschriebenen Verfahren regeneriert. Dabei wird die Abfallschwefelsäure einer ^o
Abtriebssäule zugeführt, die auf einen als Destillationsblase dienenden Kessel aus grauem Gußeisen montiert
ist. Der mit Gas oder Mineralöl befeuerte Kessel ist mit siedender konzentrierter Schwefelsäure gefüllt, die
entsprechend dem Zufluß abgezogen und gekühlt wird. Das in der Abfallsäure enthaltene Wasser verläßt die
Abtriebssäule in Form von 130 bis 1500C heißem Brüden.
Die als Destillationsblase dienenden Kessel und ihre Deckel werden aus lamellarmen Grauguß mit perlitischem
Gefüge angefertigt. Untersuchungen des Gußeisens zeigten Graphitstrukturen A 3 bis C 3 nach
ASTM in perlitischem Gefüge und die Zusammensetzung C 2,9 bis 3,5%; Si 1,6 bis 1,9%; P 0,2 bis 0,6%; S 0,1
bis 0,15%; Mn 0,35 bis 0,65%; Cr 0,05 bis 0,2%; Ni 0,04 bis 0,08%; Cu 0,07 bis 0,1%; Al
< 0,03%; Rest Eisen und die bei Gußeisen üblichen Verunreinigungen. Ausführliche
Beschreibungen des Pauling-Verfahrens sind bekannt aus:
P. Parrish, Trans. Inst. Chem. Engrs., 19 (1941),
1-24;
F. Rumford, Chem. Eng. Materials, London 1954,57-75;
BIOS Final Report Nr. 243;
FIAT Final Report Nr. 1187, Film K-18.
Die bei Ausübung des Verfahrens auftretende Korrosion der Graugußkessel durch siedende konzentrierte
Schwefelsäure wurde von E. M a ah n (Brit. Corros. J, 1966, Bd. 1, S. 350) untersucht.
Die Korrosion ist abhängig vom Redoxpotential des Kesselinhaits und wird durch reduzierend wirkende
Bestandteile der Schwefelsäure, beispielsweise organische Verunreinigungen, verstärkt. Zur Vermeidung
dieses Nachteils kann der Schwefelsäure Salpetersäure zugemischt werden. Bei geeigneter Führung des
Prozesses wird das Gußeisen in der siedenden konzentrierten Schwefelsäure passiviert, es bedeckt sich
mit einer dünnen Schicht von Eisen(III)-Salzen, so daß der Korrosionsverlust durchschnittlich bis 1 cm/Jahr
beträgt.
Die Anwendung von Salpetersäure als Hilfsmittel bei der Aufarbeitung von Abfallschwefelsäure in Pauling-Apparaten
kann aber Schwierigkeiten mit sich bringen. Enthält die Schwefelsäure nitrierbare organische
Substanzen, beispielsweise aromatische Amine, so können die entstehenden nitrierten Verbindungen nur
schwierig abgebaut werden. Auch ergeben derartige Nitroverbindungen in manchen Fällen ein Arbeitsrisiko.
Ein Teil der zugesetzten Salpetersäure kann ferner mit Schwefelsäure unter Bildung von Nitrosylschwefelsäure
reagieren, die als beständige Verbindung in der heißen Schwefelsäure enthalten bleibt. Technischen Aufwand
erfordert auch die Beseitigung nitroser Gase, die sich bei der Umsetzung von Salpetersäure bilden.
Es wurde nun ein Verfahren zum Korrosionsschutz von grauem Gußeisen in siedender konzentrierter
Schwefelsäure gefunden, bei dem Edelmetalle der Schwefelsäure zugesetzt werden oder das Gußeisen
damit in Berührung gebracht wird.
Geeignete Edelmetalle sind Gold und die Metalle der Platingruppe. Die genannten Edelmetalle können dafür
sowohl in elementarer Form als auch in Form beliebiger Verbindungen verwendet werden. Das Gußeisen kann
besonders vorteilhaft durch engen Kontakt mit den genannten elementaren Edelmetallen, beispielsweise in
Form von Draht, Blech oder Spänen, gegen die Korrosion durch die siedende konzentrierte Schwefelsäure
geschützt werden. Ein solcher enger Kontakt wird beispielsweise durch Umwickeln mit Draht oder durch
Befestigen von Draht oder Blech aus Edelmetall auf der Oberfläche des grauen Gußeisens erzielt. Auch die
Einbringung von Spänen aus Edelmetall in das Gußeisen während oder nach dem Gießprozeß oder eine
elektrolytische Abscheidung von elementarem Edelmetall auf der Oberfläche von grauem Gußeisen kommt
für den erfindungsgemäßen Korrosionsschutz in Frage.
Zum gleichen Zweck können auch Verbindungen der genannten Edelmetalle, beispielsweise die Oxide,
Halogenide oder komplexen Metallsäuren der Schwefelsäure beigemischt werden. Die dafür benötigten
Mengen liegen zwischen 0,01 und etwa 50 ppm Edelmetall, bezogen auf Gewichtsteile konzentrierte
Schwefelsäure.
Der erfindungsgemäße Korrosionsschutz ist bei Grauguß sowohl mit perlitischem als auch mit
ferritischem Gefüge wirksam. Der Graphitgehalt des grauen Gußeisens kann in lamellarer Form oder als
Kugelgraphit vorliegen. Überraschenderweise tritt die korrosionsinhibierende Wirkung der genannten Edelmetalle
bei unlegiertem kohlenstoffhaltigem Stahl (Stahl 1.1740) nicht ein.
Besonders vorteilhaft erscheint das erfindungsgemäße Verfahren zum Korrosionsschutz von Kesseln aus
Grauguß für die Zonen nahe der Oberfläche der siedenden konzentrierten Schwefelsäure.
Bei manchen Pauling-Kesseln ist dieser Bereich einer verstärkten Korrosion ausgesetzt (DRP 6 39 225 und
6 99 770), so daß eine bis zu 10 cm breite, den Kessel ringförmig umlaufende Rille entsteht.
Nach DT-OS 23 30281 wird verunreinigte verdünnte Schwefelsäure in erster Stufe nach Pauling hochkonzentriert
und anschließend in zweiter Stufe die konzentrierte Schwefelsäure destilliert. Die für diesen
Prozeß verwendeten Destillationsgefäße aus Gußeisen können nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gegen
die Korrosion durch die heiße konzentrierte Schwefel-
ORIGINAL INSPECTED
säure geschützt werden. Vorteilhaft ist, daß die zugesetzten Edelmetalle bei dem Verfahren nach
DT-OS 23 30 281 in der zweiten Stufe wieder vollständig abgetrennt werden und zurückgewonnen werden
können.
Beispiele
(vgl. Tabelle I)
(vgl. Tabelle I)
Ein elektrisch beheizter 1-1-Rundkolben mit aufgesetztem
Luftkühler und darüber befindlichem Wasserkühler wurde mit 1 kg konzentrierter, handelsüblicher
Schwefelsäure p. a., ca. 96%ig, gefüllt, die Graugußoder Stahlproben (zu ihrer Charakterisierung vgl.
Tabelle II) eingelegt oder eingehängt und die Säure 24 Stunden lang bei Siedetemperatur gehalten. Luftkühler
und Wasserkühler dienten dabei als Rückflußkühler (Versuche 1 bis 8). Sollte das in der konzentrierten
Schwefelsäure enthaltene sowie das bei der Korrosionsreaktion entstehende Wasser während des Versuchs
fortlaufend entfernt werden, so wurde der sich an den Luftkühler anschließende Wasserkühler als absteigender
Kühler eingerichtet (Versuche 9 bis 15). Bei den Versuchen 2, 3, 4 und 13 wurde je eine Graugußprobe
mit Platin- bzw. Golddraht (0 0,5 mm) umwickelt. Bei Einsatz der Edelmetalle in Form von Verbindungen
wurden Verbindung und konzentrierte Schwefelsäure im Reaktionskolben vorgelegt und dann die Korrosionsproben zugegeben. Nach Beendigung des Erhitzens
wurden die Gußeisen- und Stahlproben aus dem Kolben entfernt, gespült, mit Tuch kräftig abgerieben, getrocknet
und gewogen.
Vers. Mr |
Material | Art | I (Fortsetzung) | Konz. der | Edelmetall | Menge | — | 7,87 | — | 8,99 | — | Korrosionsproben | Umwicklung Fläche | mg |
IN Γ. | Vers.-Dauer | H2SO4 bei | Form der | 2118,6 | Form der | mit Draht aus der | cm2 - Tag ppm | |||||||
Vers.-Beginn | Einbringung | — | Einbringung | Edelmetall Proben | ||||||||||
mg | cm2 | |||||||||||||
1904,5 | - 17,5 | |||||||||||||
1 | GG 1 | — | eingelegt | - 16,3 | ||||||||||
GG 2 | — | — | 1904,9 | Abdestillieren des Wassers während | eingelegt | + 19,1 | ||||||||
2 | GG 2 | Au | min | Draht | 977,2 | eingelegt | + 18,1 | |||||||
3 | GG 2 | Pt | Draht | — | eingelegt | - 17,6 | ||||||||
4 | GG 2 | — | — | 978,4 | H2SO4-Gehalt H2SO4-GehaIt | eingelegt | + 18,3 | |||||||
GG 2 | Pt | Draht | 8,13 | Destillat im | hängend | - 17,5 | ||||||||
5 | GGl | Au | HAuCk | 1 Korrosions- | eingelegt | 17,5 | ||||||||
GG 2 | • a:H2O | 0,87 | gemisch bei | eingelegt | - 17,7 | |||||||||
6 | GGl | Pt | PtO2 · X H2O | Versuchsende | eingelegt | 17,8 | ||||||||
GG 2 | 9,28 | % % | eingelegt | - 15,7 | ||||||||||
7 | GGl | Pt | PtO2 · X H2O | eingelegt | 16,0 | |||||||||
GG 2 | 9,01 | eingelegt | - 17,7 | |||||||||||
8 | GGl | Pd | PdO | eingelegt | 17,8 | |||||||||
GG 2 | eingelegt | - 17,1 | ||||||||||||
9 | GG 2 | — | — | eingelegt | 23,5 | |||||||||
Stahl | eingelegt | |||||||||||||
1.1740 | - 17,0 | |||||||||||||
10 | GG 2 | Pt | PtO2 - X H2O | eingelegt | 23,3 | |||||||||
Stahl | eingelegt | |||||||||||||
1.1740 | - 18,4 | |||||||||||||
11 | GG 2 | — | — | eingelegt | 32,1 | |||||||||
GG 3 | eingelegt | - 17,8 | ||||||||||||
12 | GG 2 | Pt | PtO2 - α· H2O | eingelegt | 28,5 | |||||||||
GG 3 | eingelegt | - 29,8 | ||||||||||||
13 | GG 3 | — | — | eingelegt | + 27,8 | |||||||||
GG 3 | Pt | Draht | hängend | - 16,8 | ||||||||||
14 | GGl | — | — | eingelegt | 16,3 | |||||||||
GG 2 | eingelegt | + 18,2 | ||||||||||||
15 | GG 2 | Au | Draht | eingelegt | ||||||||||
Tabelle | Korrosions- Edelmetallgehalt | |||||||||||||
Vers. | des Versuches | geschwindig- der konz. H2SO4 | ||||||||||||
Nr. | keit aus dem | |||||||||||||
Menge | Korrosions | |||||||||||||
Destillat | gemisch | |||||||||||||
ml |
1445
95,8
195,1
130,0
130,0
Fortsetzung
Vers. | Vers.-Dauer | Konz. der | Abdestillieren des | Wassers während | des Versuches | Korrosions- | Edelmeiallgehalt |
Nr. | H2SO4 bei | geschwindig | der konz. H2SO4 | ||||
Vers.-Beginn | HaSCM-Gehalt | HaSOi-Gehalt | Menge | keit | aus dem | ||
Destillat | im Korrosions | Destillat | Korrosions | ||||
gemisch bei | gemisch | ||||||
Versuchsende | mg | ||||||
min | % | % | Vo | ml | cm2 · Tag | ppm |
2 3 4 |
1470 1445 1460 |
95,8 ca. 96 95,8 |
|||
5 | 1450 | 95,8 | — | — | — |
6 | 1445 | 95,8 | — | — | — |
7 | 1455 | 95,8 | — | — | — |
8 | 1445 | 95,5 | — | — | — |
9 | 1450 | 95,8 | 17,3 | 98,0 | 25 |
10 | 1455 | 95,8 | 21,8 | 98,6 | 33 |
11 | 1450 | 95,5 | 10,9 | 98,2 | 42 |
12 | 1455 | 95,5 | 14,8 | 98,3 | 30 |
13 14 |
1445 1445 |
95,8 95,8 |
nicht bestimmt 16,8 |
nicht bestimmt 97,4 |
28 30 |
15 | 1450 | 95,8·) | 23,4 | 98,1 | 45 |
8,2
9,0
27,2
8,6
105,7
57,7
33,5
23,5
9,2
8,7
42,9
56,3
67,1
20,0
3,9
449,5
89,7
443,9
4,1
6,2 31,6
4,6
109,3
78,0
5,5
<0,05
0,1 0,3
7,8 2,4 2,4
0,09
Mit 10g Stärke/kg konz. H2SO4 p.a. Als Stärke wurde Stärke löslich p.a. (CeHioOs)« verwendet. C-Gehalt der konz.
Schwefelsäure bei Versuchsende 0,024%.
Tabelle II | ·· | GG 2 | GG 3 |
Graugußsorte Nr. | |||
GGl | |||
Chemische | 3,3 | 3,53 | |
Zusammensetzung | 2,3 | 2,37 | |
%C | 3,3 | 0,61 | 0,030 |
o/oSi | 2,4 | 0,14 | 0,005 |
%P | 0,63 | 0,47 | 0,22 |
0/0 S | 0,15 | 0,075 | 0,046 |
0/0 Mn | 0,52 | 0,032 | 0,046 |
% Cr | 0,068 | 0,056 | 0,058 |
%Ni | 0,043 | <0,03 | 0,07 |
o/oCu | 0,099 | 0,048 | nicht bestimmt |
% Al , | <0,03 | nicht bestimmt | 0,040 |
%Ti | nicht bestimmt | ||
%Mg | nicht bestimmt | ||
Fortsetzung
Graugußsorte Nr. GGl
GG 2
GG
Graphitart und
-verteilung nach ASTM
-verteilung nach ASTM
Grundgefüge
lamellar A4
weitgehend periitisch, etwas Ferrit (Höfe) lamellar D 7
weitgehend perlitisch, etwas Ferrit
Kugelgraphit
weitgehend ferritisch, einige Perlitinseln
Stahl 1.1740 = Stahl C 60 W 3,
Richtanalyse C 0,60%, Si 0,25—0,50%; Mn 0,60—0,80%; P max. 0,035%; S max. 0,035%.
Gemessene Härte (HV 10): 221. Gefüge: Perlitisch mit etwa 15% Ferrit.
Folgende Werte wurden analytisch bestimmt: C = 0,545%
Si = 0,22%
Claims (4)
1. Verfahren zum Korrosionsschutz von grauem Gußeisen in siedender konzentrierter Schwefelsäure,
dadurch gekennzeichnet, daß Edelmetalle der Schwefelsäure zugesetzt werden oder das Gußeisen damit in Berührung gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Edelmetalle Gold oder die Metalle
der Platingruppe verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Edelmetalle in elementarer
Form oder als Verbindungen verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Gußeisen ein Edelmetall
oder eine Edelmetallverbindung enthält.
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