DE2608866B2 - Verfahren zm Herstellen von Graphithydrogensulfat - Google Patents
Verfahren zm Herstellen von GraphithydrogensulfatInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Graphithydrogensulfat, nach welchem Graphitteilchen
mit konzentrierter Schwefelsäure und einem starken Oxidationsmittel behandelt werden und die
Verwendung von Graphithydrogensulfat zur Herstellung von expandiertem Graphit
Zum Hersteilen von expandiertem Graphit ist es bekennt, flockenförmige Graphitteilchen mit einer
oxidierend wirkenden Säure oder einem anderen Oxidationsmittel zu befeuchten oder in einer Säure oder
einem Säuregemisch zu dispergieren und das durch deren Einwirkung gebildete Graphitsalz durch schnelles
Erhitzen zu zersetzen. Beim Erhitzen schwillt das Volumen der Graphitteilchen durch die plötzliche
Gasentwicklung beträchtlich an, bei Gfaphiiarien mit einem hohen strukturellen Ordnungsgrad zum Beispiel
um das mehr als Hundertfache, und die Teilchen blättern dabei in Richtung senkrecht zu den Lamellenebenen der
Graphitkristalle wie die Blätter eines sich öffnenden Buches auseinander, ohne daß indes der Zusammenhalt
innerhalb der Teilchen vollständig verloren geht. Die geblähten, als expandierter Graphit bezeichneten
Teilchen weisen eine charakteristische harmonikaartige oder wurmartige Struktur auf und sind leicht zu
Formteilen zu verpressen, wobei die Teilchen aufgrund der ungewöhnlichen Struktur derartig miteinander
verzahnen, daß die Verwendung eines besonderen Bindemittels nicht erforderlich ist. Expandierter Graphit
in der Form von Einzelteilchen und in daraus hergestellten Formteilen ist unter anderem aufgrund
der für Graphit außergewöhnlichen Plastizität ein vorzüglicher Werkstoff für Dichtungen aller Art.
Als Oxidationsmittel zum Herstellen von Graphitsalz, dem bevorzugten Ausgangsprodukt für expandierten
Graphit sind zahlreiche Stoffe und Stoffgemische, wie rauchende Salpetersäure, Lösungen von Salpetersäure,
Perchlorat oder Chromat in Schwefelsäure, Kaliumpermanganat,
Bleidioxid und andere bekanntgeworden. Die Graphitteilchen werden mit den Oxidationsmitteln
befeuchtet oder in ihnen dispergiert und die gebildeten Graphitsalze nach beendeter Umsetzung zur Entfernung
von Säuren und Oxidationsmitteln gewaschen. Da es auch durch sorgfältiges Waschen nicht gelingt, die
Oxidationsmittel vollständig aus dem Graphitsalz zu entfernen und die Reste dieser Mittel das Korrosionsverhalten des aus dem Salz erzeugten Graphitexpandats
wesentlich beeinträchtigen, kommen wegen der korrosiven Aktivität Metallionen enthaltende Oxidationsmittel
nicht in Frage. Andere Oxidationsmittel, wie rauchende Salpetersäure oder Ammoniumpersulfat,
lassen sich nur mit einem größeren Aufwand sicher
ίο handhaben bzw. erfordern infolge der geringen
Reaktionsgeschwindigkeit einen unerwünscht großen Zeitaufwand. Am häufigsten verwendet wird eine
Mischung aus konzentrierter Schwefelsäure und rauchender Salpetersäure, etwa im Verhältnis 10:1 bis
is 2 :1, die verhältnismäßig sicher zu handhaben ist und in
kurzer Zeit den vorgegebenen Graphit unter Bildung von Graphithydrogensulfat durchoxidiert Ein wesentlicher
Nachteil dieser Mischung besteht in a. r Bildung
von Stickstoffoxiden, besonders von Stickstoffdioxid, während der Reaktion mit Graphit, die zu einem Teil
direkt in die Atmosphäre entweichen und zu einem anderen Teil in der Schwefelsäure gelöst werden und
dann im Verlauf der zur Abtrennung des gebildeten Graphitsalzes notwendigen Trenn- und Reinigungs-
y, schritte als nitrose Gase entweichen. Die anhaltende
Entwicklung von Stickstoffoxiden vom ersten Kontakt des Säuregemisches bis zur Temperung des Graphitsalzes
macht zum Schutz der Umwelt aufwendige Maßnahmen erforderlich, ohne daß Belastungen der
in Umwelt vollständig ausgeschlossen werden können.
Nachteilig ist ebenfalls der hohe Wassergehalt des Säuregemisches nach der Reaktion, da neben dem
unvermeidbaren Reaktionswasser zusätzlich Wasser mit der Salpetersäure eingebracht wird. Versucht man
die Schwefelsäure nach der Reaktion durch Zugabe von Oleum aufzukonzentrieren, so entwickeln sich schlagartig
nitrose Gase in großer, nur mit erheblichem Aufwand in Filteranlagen und Wäschern zu einem Teil
abscheidbaren Mengen. Andere Konzentrierungsverfahren werden dadurch erschwert, daß das Säuregemiscii
nach abgeschlossener Umsetzung Graphit oder Graphitoxide in kolloidaler Form enthält Der technische
Aufwand für die Aufkonzentrierung ist besonders in kleineren Anlagen zur Herstellung von Graphitexpandat
derartig groß, daß man in der Regel auf eine Rückgewinnung der Säure verzichtet und die Säure
neutralisiert und dann in den Vorfluter abläßt
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Graphithydrogensulfat
zu schaffen, das mit kleinerem technisc'.ien Aufwand die Rückgewinnung der zusammen mit dem Oxidationsmittel
/erwendeten Säuren ermöglicht. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist die Vermeidung oder
wesentliche Verminderung von Umweltbelastungen durch freigesetzte gasförmige oder flüssige Schadstoffe.
Die Aufgabe wird mit einem Verfahren der eingangs angegebenen Art dadurch gelöst, daß als Oxidationsmittel
ein Gemisch aus Wasserstoffperoxid und Schwefelsäure verwendet wird.
bo Besonders vorteilhaft ist das erfindungsgemäße
Verfahren, wenn ein 80 bis 90%iges Wasserstoffperoxid
verwendet wird. Das Reaktionsgemisch soll bevorzugt auf 100 Gew.-Teile Schwefelsäure, 2—5 Gew.-Teile
Wasserstoffperoxid enthalten und auf 100 Gew.-Teile Graphit sollen bevorzugt 150-200 Gew.-Teile des
Oxidationsmittelgemisches entfallen.
Zum Herstellen von Graphithydrogensulfat werden nach der Erfindung gemahlene Flockengraphite oder
andere Graphitarten mit hoher kristalliner Ordnung und
einem geringen Feinstanteil < 0,075 mm bei Raumtemperatur mit konzentrierter Schwefelsäure versetzt und
durch intensives Rühren gleichmäßig in der Säure dispergiert Der Schwefelsäureanteil bezogen auf die
Graphitmenge ist so zu bemessen, daß die Masse auch während und nach der Reaktion rührfähig bleibt und
andererseits ein Säureüberschuß möglichst vermieden wird. Dieser Anteil wird unter anderem von der
Korngröße des eingesetzten Graphits und der Größe oder derq Grad der Expansion abhängen. Es wurde
jedoch gefunden, daß unabhängig von diesen Einflußgroßen besonders gute Ergebnisse mit einem Verhältnis
150-200 Gew.-Teile Säure zu lOOGew.-Teile Graphit
erzielt werden.
Nach der vollständigen Dispergierung der Graphitteilchen in der Schwefelsäure wird unter schnellem
Rühren Wasserstoffperoxid zugesetzt und zwar vorzugsweise 2—5 Gew.-Teile 80 bis 90%iges Peroxid
bezogen auf 100 Gew.-Teile Schwefelsäure. Durch die Verwendung von verhältnismäßig hochkonzentriertem
Wasserstoffperoxid wird nur eine sehr geringe Wassermenge eingebracht, d. h., die Aufkonzentrierung erleichtert
und die geringe Menge Wasserstoffperoxid ermöglicht es, trotz großer Reaktionsgeschwindigkeit
die Bildung von störenden Kolloiden praktisch zu vermeiden. Es wird etwa 10 min., und zwar ohne
Kühlung gerührt, wobei sich ein ständig verdickender Brei bildet Unter diesen Bedingungen setzt sich der
Graphit vollständig zu Graphithydrogensulfat um, wobei pro Mol Hydrogensulfat etwa 0,5 Mol Wasser
gebildet werden.
Die überschüssige Säure v.ird dar..i durch Filtrieren
abgetrennt und der Filterkuchen mehrmals mit Wasser gewaschen und dann getrocknet ί as nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren erzeugte Graphithydrogensulfat ist verhältnismäßig hygroskopischen und
nimmt beispielsweise bei längerer Lagerung in Luft mit einer relativen Feuchte von 40% bis zu 13 Gew.-%
Wasser auf. Überraschend wurde gefunden, daß das absorbierte Wasser die Expansion der Graphitteilchen
nicht behindert, sondern ein zusätzliches Schwellen der Teilchen bewirkt
Graphithydrogensulfatmassen können beispielsweise als Abdeckung von Gießformen verwendet werden, die
sich beim Erwärmen aufbläht und eine wirksame Wärmeisolierung bildet Bevorzugt wird aus Graphithydrogensulfat
Graphilexpandat hergestellt, wobei die Graphithydrogensulfatteilchen innerhalb einer kurzen
Zeit auf eine höhere Temperatur erhitzt werden, beispielsweise innerhalb von 5 s auf 1000° C. Die
spontane Verdampfung des Adsorptionswassers und die Zersetzung und Verdampfung des Sulfats bewirkt ein
schlagartiges Anschwellen des Teilchenvolumens unter Bildung der oben beschriebenen Strukturen. Das
erhaltene Graphitexpandat kann zu flexiblen Folien, Dichtungsringen und ähnlichem verarbeitet werden,
deren Eigenschaften und Verhalten sich ebenso wie die Eigenschaften der Expandatteilchen selbst nicht von
einem mit Hilfe eines Salpetersäure-Schwefelsäure Gemisches oder eines anderen Oxidationsmittels erzeugten
Graphitexpandats unterscheiden.
Im folgenden werden die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand eines Beispiels dargestellt
In einem ersten Ansatz wurden in 150 Liter 96%iger
In einem ersten Ansatz wurden in 150 Liter 96%iger
ι ϊ Schwefelsäure 70 kg Flockengraphit mit einer Korngröße
> 0,2 mm eingerührt und nach Dispergierung der Graphitteilchen 17 Liter Salpetersäure (65%ig) zugesetzt
Nach 15 min. wurde die überschüssige Säure abfiltriert und das gebildete Graphithydrogensulfat
getrocknet, gewaschen und dann in einem Rohrofen durch Erhitzen auf ca. 12000C expandiert
Nitrose Gase bildeten sich in der Zeitspanne zwischen der Salpetersäurezugabe und dem Trocknen
des Graphithydrogensulfates, so daß die Abgase aus den
2-, Rührwerksbehältern und dem Filter über Wäscher
abgeführt werden mußten, ohne daß es gelang, die Gase vollständig abzuscheiden An Filtrat fielen ca. 100 Liter
90%ige Schwefelsäure mit ca. 10 kg NO2 und einer
beträchtlichen Menge Graphit- oder Graphitoxidkol-
im Waschwasser enthaltene Menge Schwefelsäure betrug ca. 40 Liter. Waschwasser und Filtrat wurden mit
ι-, Graphits nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verarbeitet Der Graphit wurde in 120 Liter 96%iger
Schwefelsäure eingerührt, der dann 3 Liier 85%igcs Wasserstoffperoxid zugesetzt wurden. Die Umsetzung
war nach 10 min. beendet, worauf wie ohen beschrieben
die überschüssige Säure abfiltriert und der Filterrückstand gewaschen, getrocknet und dann expandiert
wurde.
An Filtrat fielen ca. 90 Liter 93%ige Schwefelsäure an, die ohne Entwicklung schädlicher Gase durch die
4~< Zugabe von Oleum auf 96% aufkonzentriert und dann
weiterverwendet werden konnte. Das Waschwasser enthielt nur ca. 23 Liter Schwefelsäure. Eine besondere
Absaugung von Rührbehälter und Filter war nicht erforderlich und die Korrosionsschäden an diesen
-,ο Teilen waren wesentlich geringer als in dem Salpetersäure-Schwefelsäure-Prozeß.
Claims (5)
1. Verfahren zum Herstellen von Graphithydrogensulfat,
nach welchem Graphitteilchen mit konzentrierter Schwefelsäure und einem starken Oxidationsmittel
behandelt werden, dadurch gekennzeichnet,
d?J ein Gemisch aus Wasserstoffperoxid und Schwefelsäure verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein 80—90%iges Wasserstoffperoxid verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß 2—5 Gew.-Teile Wasserstoffperoxid
auf 100 Gew.-Teile Schwefelsäure verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß 150-200 Gew.-Teile des
Oxidationsmittelgemisches mit 100 Gew.-Teilen Graphit umgesetzt werden.
5. Verwendung von nach Anspruch 1 bis 4 hergestelltem Graphithydrogensulfat zur Herstellung
von expandiertem Graphit
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US4091083A (en) | 1978-05-23 |
DE2608866C3 (de) | 1980-01-03 |
DE2608866A1 (de) | 1977-09-08 |
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