DE4337071C1 - Pyrotechnischer Nebelsatz für Tarnzwecke und dessen Verwendung in einem Nebelkörper - Google Patents
Pyrotechnischer Nebelsatz für Tarnzwecke und dessen Verwendung in einem NebelkörperInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen pyrotechnischen
Nebelsatz für Tarnzwecke sowie dessen Verwendung in
einem Nebelkörper.
Gegen Aufklärung, Zielerkennung und Zielverfolgung oder zur
Verschleierung taktischer Operationen auf dem Gefechtsfeld
sowie zur Behinderung oder Vereinzelung militärischer Ziele
wird bekanntermaßen künstlich erzeugter Nebel eingesetzt.
Diener wird, wenn er mittels eines pyrotechnischen
Nebelsatzes erzeugt wird, z. B. in Form von Nebelwurfkörpern
oder als Ladung in Artilleriemunition oder
Raketengefechtsköpfen verwendet. Klassische Tarnnebel
verwenden als Basis hoch hygroskopische Salze oder Säuren,
die mit der Feuchtigkeit der Luft Wassertröpfchennebel
bilden. Bekannt sind u. a. Nebel auf der Basis von
Hexachlorethan und Zink, Phosphorsäurenebel, die auf der
Verbrennung von weißem Phosphor beruhen oder pyrotechnische
Nebelsätze auf der Basis von rotem Phosphor bzw. von diesen
abgeleitete oder auf dem gleichen Prinzip beruhende
Tarnnebel.
Fand die Aufklärung in der Vergangenheit zumeist mit
optischen Hilfsmitteln im sichtbaren Bereich des
elektromagnetischen Spektrums bei Wellenlängen zwischen 0,4
und 0,7 Mikrometern statt, so hat sie sich heute weitere,
längerwellige Spektralbereiche erschlossen. Nächstes, nahes
und fernes Infrarot mit Wellenlängen zwischen 0,9 und 14
Mikrometern wird ebenso genutzt wie der Bereich des
Millimeterwellenradars mit Wellenlängen zwischen 1 und 30
Millimetern (entsprechend ca. 300 - 10 GHz).
Zur Verhinderung der Aufklärung in den letztgenannten
Spektralbereichen sind die oben erwähnten klassischen Tarnnebel
wirkungslos.
Es ist bekannt, daß man gegen eine Aufklärung im
Infrarotbereich leitfähige Partikelaerosole, wie Metallstäube
und Graphitpulver, mit guter Tarnwirkung verwendet. Diese
Staubwolken werden zumeist explosiv aus vorher kompaktiertem
Material erzeugt. Sie decken auch den optischen Bereich mit ab.
Kohlenstoff in Form von feinst verteiltem Ruß aus
pyrochemischen Zersetzungsreaktionen hochkondensierter
aromatischer Kohlenwasserstoffe oder perhalogenierter
Kohlenwasserstoffe oder deren Polymeren ist bei Ausbringung in
genügender Masse als IR-Nebel bekannt.
Als Beispiele für derartige Nebel sei auf die EP-A1-0299835 und
EP-A1-0210082 verwiesen. Gemäß der ersten Schrift werden z. B.
Graphitpartikel oder Metallteilchen aus Kupfer, Aluminium,
Silizium und deren Mischungen in einer Teilchengröße zwischen
etwa 1 und 25 Mikrometer verwendet, die in einem Redoxsystem
eingebettet sind, das bei einer Temperatur zwischen etwa 500
und 700°C reagiert. In der zweitgenannten Schrift werden feine
Kohlenstoffteilchen mit Größen zwischen 1 und 14 Mikrometern in
einer feines Metallpulver enthaltenden Mischung auf chemischem
Wege erzeugt.
Derartige Nebel decken in der Regel ebenfalls den optischen
Bereich mit ab. Im Millimeterwellenbereich sind jedoch auch
derartige IR-Nebel wirkungslos.
Für den Millimeterwellenbereich ist es bekannt, mit
entsprechend dimensionierten Dipolen aus metallisierten
Glasfasern oder Kohlenstoffasern wirkungsvolle Scheinziele zu
erzeugen. Das Fasermaterial wird z. B. durch Geschosse oder
Raketen oder aus Containern an Flugzeugen in das Einsatzgebiet
und dort durch Ausstoß oder explosive Verteilung zur Wirkung
gebracht. Die Rückstrahlung und Streuung von Millimeterwellen
an Wolken dieser Fasermaterialien täuscht auch dem
Radarempfänger Zielobjekte vor oder überdeckt großflächig ein
zu tarnendes Ziel, z. B. ein Schiff, ein Flugzeug oder eine
militärische Anlage. Diese Partikelaerosolwolken sind jedoch
gut zu orten und mit einigem elektronischen Aufwand mit den
Millimeterwellensensoren von Raketensuchköpfen auszuschalten.
Sie sind im optischen und IR-Bereich wegen zu geringer Masse
nicht wirksam. Hinzu kommt ein weiterer schwerwiegender
Nachteil aller Partikelaerosole, die auf der Dispersion von
Feststoffen durch Ausstoß aus Behältern oder explosiver
Zerlegung von Submunition mit zuvor kompaktiertem Material
beruhen: Ihre Verweildauer am Ort der Tarnaufgabe ist extrem
windabhängig, eine länger andauernde Wirkung ist nur durch
weitere Ausbringung bzw. Nachschießen mit entsprechender,
zusätzlicher Munition möglich. Dies ist sehr kostenintensiv
und daher für die Tarnung größerer Flächen über längere
Zeiträume uneffektiv.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen
pyrotechnischen Nebelsatz dahingehend zu modifizieren, daß
der beim Abbrand entstehende Nebel elektromagnetische
Strahlung in einem breiten Wellenlängenspektrum absorbiert,
reflektiert oder streut.
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die im
kennzeichnenden Teil des Patentanspruches 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
Demgemäß besteht der wesentliche Gedanke der Erfindung darin,
in den pyrotechnischen Nebelsatz zur Expansion in der c-Achse
befähigte Graphitverbindungen einzulagern, die beim Abbrand
des pyrotechnischen Satzes in dessen Reaktionszone
expandieren und mit den Reaktionsprodukten des abbrennenden
pyrotechnischen Nebelsatzes freigesetzt werden. In der
Reaktionszone des pyrotechnischen Nebelsatzes expandieren die
Graphitverbindungen thermisch und werden als leitfähige,
asymmetrische, unregelmäßig lange und verdrillte Teilchen mit
dem Abgasstrom des abbrennenden pyrotechnischen Satzes
freigegeben. Ist der pyrotechnische Nebelsatz z. B. in einem
Nebelwurfkörper angeordnet, so strömen die Graphitteilchen
und die Abgase durch die Ausströmöffnungen des
Nebelwurfkörpers und reichern die Tarnwolke der
Abbrandprodukte des pyrotechnischen Satzes mit expandierten
Graphitteilchen an, welche durch die thermische Expansion
Dimensionen von ca. 0,001 bis 10,0 Millimeter Länge und eine
ihrer ursprünglichen Korngröße entsprechende Breite
aufweisen. Diese Graphitpartikel sind breitbandig in
Streuung, Reflexion und Absorption sowohl im Infrarot- als
auch im Millimeterwellenbereich wirksam. Aufgrund ihrer
geringen Größe und Dichte ist ihre Ausrieselrate aus der
erzeugten Wolke nur gering: Sie werden ohne sichtbare
Trennung von der Nebelwolke der Abbrandprodukte des
pyrotechnischen Satzes mit dieser Wolke vom Wind
weitergetragen.
Mit einem pyrotechnischen Nebelsatz gemäß der Erfindung kann
die Tarnwirkung durch Absorption, Reflexion und Streuung über
alle drei oben genannten Spektralbereiche ermöglicht werden.
Der Nebel kann auch über einen längeren Zeitraum, bei einem
herkömmlichen Nebelkörper z. B. über einen Zeitraum von einer
Minute und mehr erzeugt werden. Damit vereinigt er die
Vorteile der klassischen, im sichtbaren Bereich des Spektrums
wirkenden pyrotechnischen Nebel, insbesondere deren längere
Brenndauer und damit das "Nachfüttern" der einmal aufgebauten
Nebelwand, mit denen der für die Tarnung im Infrarot- und
Millimeterwellenbereich wirksamen Partikelnebel.
Die Eigenschaft von Graphitverbindungen, bei höherer
Temperatur unter Zersetzung in der c-Achse zu expandieren,
ist an sich bekannt; vgl. Römpps Chemie-Lexikon, Frankh′sche
Verlagshandlung, Stuttgart, 1990, S. 1643 und 1644.
In der US-PS 3 404 061 werden aus einem derartigen Material
lange Streifen oder Blätter hergestellt, die anisotropische
oder auch streng ausgerichtete Eigenschaften aufweisen. Die
Dichte dieses Materials kann durch entsprechende
Interkalationsstoffe und die Temperatur in weiten Grenzen
beeinflußt werden.
Aus der GB-PS 1 588 876 ist es bekannt, Metallbrände dadurch
zu löschen, daß das Feuer mit Graphitverbindungen abgedeckt
wird, die an der Oberfläche des brennenden Metalls
expandieren und die Oberfläche dadurch gegenüber der Umgebung
isolieren, so daß das Feuer erstickt wird.
Über weitere Anwendungen expandierter Graphite siehe auch
S.H. Anderson et al. "Exfoliation of Intercalated Graphite",
Carbon, Band 22, Nr. 3, Seiten 253 bis 263, 1984.
Die pyrotechnischen Nebelsätze weisen z. B. Kaliumperchlorat
und Magnesium sowie einen Abbrandmoderator und gegebenenfalls
ein Bindemittel auf. Durch den Abbrand bilden sich
Kaliumchlorid und Magnesiumoxid, die sich nach dem Freisetzen
aus dem Nebelsatz an der Luft mit Wasserdampf beladen und
einen optisch wirksamen Tarnnebel bilden. Die expandierten
Graphitpartikel stellen eine starke, aufgrund ihrer
unterschiedlichen Größe und Form sehr breitbandige Absorption
und Streuung im Infrarot- und Millimeterwellenbereich sicher.
Zur Erhöhung der Tarnwirkung im Infrarotbereich kann dem
pyrotechnischen Nebelsatz noch ein Metallstaub oder
Graphitpulver beigesetzt werden. Der Anteil der
expandierenden Stoffe in dem pyrotechnischen Nebelsatz liegt
im Bereich zwischen 40 und 65%, um die für eine Tarnwirkung
erforderliche Partikeldichte in der Nebelwolke zu erzielen.
Der Anteil des gegebenenfalls zugesetzten Metallstaubes bzw.
eines Graphitpulvers zur Verbesserung der Infrarot-
Tarnwirkung liegt zwischen 3 und etwa 15%, vorzugsweise bei
etwa 5%.
Als Abbrandmoderator werden bei dem pyrotechnischen Nebelsatz
z. B. Schwarzpulver oder Azodicarbonamid in einem Anteil
zwischen 1 bis 10% verwendet.
Falls ein Bindemittel eingesetzt wird, werden z. B.
Nitrozellulose oder Novolake in einem Anteil zwischen 1 bis
5% verwendet.
Die Verteilung der Partikelgröße der expandierenden
Graphitverbindungen kann im wesentlichen über die Korngröße
der Ausgangsstoffe bestimmt werden. Da der pyrotechnische
Nebelsatz in der Regel in einem Nebelkörper angeordnet ist
und beim Abbrand des pyrotechnischen Nebelsatzes aus
Ausströmöffnungen abgeblasen wird, ist es jedoch auch
möglich, die Verteilung der Partikelgrößen des expandierten
Graphits über die Strömungsquerschnitte an den
Ausströmöffnungen des Nebelkörpers zu steuern. Die
Partikelgröße des expandierten Graphits liegt, wie bereits
oben angegeben, bei Dimensionen zwischen 0,001 und 10
Millimeter, vorzugsweise 1 Mikrometer und 5 Millimeter. Als
Zwischengitter- bzw. Interkalationsverbindungen für Graphit
sind Halogene, Metallhalogenide, Metalloxide, Mineralsäuren
aber auch organische Verbindungen zu verwenden. Bewährt hat
sich z. B. Graphithydrogensulfat. Mit dieser Graphitverbindung
kann ein Nebelsatz mit z. B. folgender Zusammensetzung
präpariert werden: 48% Graphithydrogensulfat, 23%
Kaliumperchlorat, 16% Magnesium, 6% Graphitpulver, 4%
Abbrandmoderator und 3% Bindemittel. Sämtliche Prozentzahlen
sind hierbei Gewichtsprozente.
Claims (7)
1. Pyrotechnischer Nebelsatz für Tarnzwecke, dadurch
gekennzeichnet, daß in einem kontinuierlich abbrennenden
pyrotechnischen Nebelsatz Verbindungen von Graphit
eingebracht sind, die in der Reaktionszone des
pyrotechnischen Satzes freigegeben werden, wobei die
Expansion der Verbindungen des Graphits in Richtung der zur
Gitterebene senkrechten c-Achse erfolgt.
2. Nebelsatz nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der kontinuierlich abbrennende pyrotechnische Satz
Reaktionsprodukte erzeugt, welche im sichtbaren Bereich
des Spektrums der elektromagnetischen Strahlung einen
tarnfähigen Nebel bilden.
3. Nebelsatz nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Verbindungen von Graphit in einem Anteil zwischen
40 und 65 Gewichtsprozent, vorzugsweise etwa 50
Gewichtsprozent, im pyrotechnischen Nebelsatz vorliegen.
4. Nebelsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die in der Reaktionszone des
pyrotechnischen Satzes expandierten Teilchen im
wesentlichen strangförmig sind und Dimensionen zwischen
0,001 und 10 Millimeter, vorzugsweise zwischen 0,001 und
5 Millimetern aufweisen.
5. Nebelsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß dem pyrotechnischen Nebelsatz
zusätzlich Graphitpulver beigemischt ist.
6. Nebelsatz nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die expandierende Graphitverbindung
Graphithydrogensulfat ist.
7. Verwendung des Nebelsatzes nach einem der vorhergehenden Ansprüche
in einem
Nebelkörper, der Ausströmöffnungen
aufweist, über die die Reaktionsprodukte des
pyrotechnischen Satzes und die expandierten
Graphitpartikel freigesetzt werden.
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