DE2455281B2 - Trockenes, stabiles, pulverförmiges Mittel zur Behandlung von Ruhr und Dehydratisierung sowie Tetanie bei Haustieren (Säugetieren) - Google Patents
Trockenes, stabiles, pulverförmiges Mittel zur Behandlung von Ruhr und Dehydratisierung sowie Tetanie bei Haustieren (Säugetieren)Info
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Description
Die neuen Präparate sind insbesondere zur Behandlung von Kälber- und Schweineruhr oder Ruhr bei
anderen Haustieren geeignet In Form von wäßrigen Lösungen können sie auch bei der Behandlung von an
Ruhr und/oder Tetanie aufgrund von Mineralmangel leidenden Kälbern, jungen Schweinen oder anderen
Haustieren angewendet werden.
Die Ruhr ist eine der zerstörerischsten und schwächendsten, Kälber befallenden Erkrankungen. Sie
ist eine schwere Form von Diarrhöe oder Dysenterie, die eine starke, zum Gewichtsverlust führende Entwässerung
bewiikt und häufig zum Tod der Kälber führt Weiterhin ist die Krankheit äußerst infektiös und breitet
sich in epidemischen Ausmaßen in einer Kälberfarm oder einem Gebiet aus. Zur Zeit wird allgemein
angenommen, daß Kälberruhr hauptsächlich durch ein virales Mittel und/oder eine Störung im Bakteriengleichgewicht
zwischen Kalb und seiner Umgebung oder dem Verdauungstrakt hervorgerufen wird. Wenn
das Gleichgewicht einmal zugunsten der Viren oder Bakterien gestört ist, führt dies zu einer schnellen
Vermehrung des Virus oder der Bakterien. Das entscheidende Bakterium ist gewöhnlich ein potentiell
pathogener Stamm von Escherichia coli. Daher wird Kälberruhr in den Vereinigten Staaten gewöhnlich
durch Verabreichung von Antibiotika, wie Ampicillin oder Kombinationen von Ampicillin und Nitrofurazon,
behandelt. In der Vergangenheit sind auch verschiedene andere Verfahren, wie z. B. die Erhöhung der Menge des
vom Kalb verbrauchten Colostrum, versucht worden, um so die Menge der von der Mutter erhaltenen,
natürlichen Antikörper zu erhöhen. Weiterhin wurde versucht, die Menge des durch die Kälber verbrauchten
Vitamin A zu erhöhen, indem man entweder die Mutter mit Vitamin A füttert und somit den Vitamin-A-Gehalt
des Colostrums zu erhöhen oder indem man den Kälbern getrennte Rationen an Vitamin A zuführt.
Keines dieser Verfahren einschließlich der Verabreichung von Antibiotika hat sich als ausreichend wirksam
erwiesen.
Daher sterben trotz Antibiotika Kälber an Ruhr und Entwässerung in einer Größenordnung von bis zu 50%
der infizierten Tiere. Weiterhin können die in üblicher Weise gegen Ruhr behandelten Tiere noch immer
Hypogiycämie und Ketose entwickeln und sich nicht schnell genug wieder mit Flüssigkeit auffüllen. Außerdem
treten schwere Gewichtsverluste auf, was für den Züchter einen wirtschaftlichen Verlust bedeutet. Erfindungsgemäß
wurden daher neue Präparate und Verfahren entwickelt, die bei der Heilung oder Abschwächung von Kälberruhr vorteilhafter als die
bekannten Mittel und Maßnahmen sind und eine Tetanie verhindern.
In ähnlicher Weise sind auch Jungschweine gegen Ruhr anfällig und zeigen, wenn sie nicht behandelt
werden, schwere Gewichtsverluste und häufig auch Todesfälle (die entweder durch die Ruhr direkt oder
durch sekundäre Infektionen aufgrund des geschwächten Zustandes der Schweine auftreten). Jungschweinruhr
ist gewöhnlich durch Verabreichung von Antibiotika, wie Tetracyclin, Sulfadrogen, Nitrofurazon oder
Nitrofurazonderivate und Penicillin oder Penicillinderivate,
sowie auch durch Verabreichung verschiedener Futtersysteme behandelt worden. Keines dieser Verfahren
hat sich als zufriedenstellend erwiesen, da der Tod häufig aufgrund der Entwässerung eintritt Die LfS-Patentschrift
36 92 948 lehrt, daß Schweineruhr durch Verabreichung von trans-4-AminomethylcycIohexancarbonsäure,
4-Aminomethylbenzoesäure oder ε-Aminocaprylsäure
oder durch Kombinationen dieser Verbindungen mit verschiedenen Antibiotika geheilt werden
kann. Erfindungsgemäß wurde nun ein vorteilhaftes Mittel zur Behandlung der Schweineruhr sogar ohne
Verwendung von Antibiotika oder anderen antibakteriellen Mitteln gefunden.
Aus GUT 11 (1970), 768 bis 772, sind therapeutisch
wirksame wäßrige Lösungen, die Glucose, Glycin und Elektrolyt enthalten, bekannt Diese wäßrigen Lösungen
sind jedoch nicht ausreichend stabil und somit nicht gut lagerfähig. Die Herstellung stabiler Präparate,
welche Glycin und Glucose enthalten, ist schwierig, da die beiden Verbindungen bei etwas erhöhter Temperatür
miteinander reagieren (Maillard-Reaktion). Dabei tritt eine unerwünschte Verfärbung auf.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Herstellung
einer stabilen, trockenen Zusammensetzung, welche wirksam für Ruhr bei Haustieren ist.
Gegenstand der Erfindung ist ein trockenes, stabiles, pulverförmiges Mittel zur Behandlung oder Prophylaxe
von Ruhr und für die Rehydratisierung von Haustieren, sowie Tetanie derselben, bestehend aus 20 bis 23%
Glycin, 54 bis 57% wasserfreier Glukose, 10,5 bis 12,5%
Natriumchlorid, 8 bis 10% Monokaliumphosphat, 0,5 bis 0,7% Magnesiumsulfat und 2 bis 2,4% Calciumgluconat,
wobei das Mittel weniger als 3% Wasser enthält.
Das erfindungsgemäße Präparat ist ein trockenes, zur Lagerung geeignetes Pulver, welches in wäßriger
Lösung verabreicht wird. Die wäßrige Lösung bewirkt eine wesentliche Rehydratisierung. Die wäßrige Lösung
enthält das erfindungsgemäße Präparat gewöhnlich in einem Verhältnis von etwa 20 bis 50 g/l Wasser.
Die wäßrige Lösung des erfindungsgemäßen Präparates eignet sich besonders zur .Verabreichung an
Kälber und kann andere übliche Komponenten, die für den guten Ernährungszustand der an Ruhr leidenden
Kälber notwendig sind, enthalten.
Das neue Mitie! zur Behandlung oder Verhütung von Ruhr bei Kälbern und Schweinen wird angewendet,
indem man eine wirksame Menge einer wäßrigen Lösung mit einer Osmolalität von etwa 280 bis 600,
vorzugsweise 280 bis 450 Milliosmol pro kg Wasser, die etwa 20 bis 50 g des neuen Mittels je Liter enthält,
verabreicht. Zusammensetzung und Menge der zugefügten Rehydratisierungsmischung werden so eingestellt,
daß sich etwa 0,7 bis 2 g Natriumionen pro Liter der wäßrigen Lösung ergeben. Die obere Grenze der
Natriumionen sollte sorgfältig kontrolliert werden, da
b5 ein Überschuß an Natriumionen beim behandelten Tier,
z. B. dem Kalb, Hypernatriämie verursachen kann.
Weiterhin können diese Lösungen noch weitere übliche Zusätze in Form von pharmazeutisch üblichen
Die hier verwendete Bezeichnung »pharmazeutisch verträglich« bezieht sich auf Substanzen, die die
pharmazeutischen Eigenschaften, wie Toxizität, Wirksamkeit, physiologische Eigenschaften, der erfindungs-
gemäßen Präparate nicht merklich beeinträchtigen.
Der besondere Dosierungsbereich kann über einen relativ weiten Bereich variieren, liegt bei Kälbern
jedoch gewöhnlich zwischen etwa 2 bis 4 I/Tag pro Kalb und bei Schweinen gewöhnlich zwischen etwa 1A und
V2 l/Tag pro Jungschwein. Das wäßrige Präparat wird
oral verabreicht und bietet somit gegenüber vielen anderen Ruhrarzneimitteln einen weiteren Vorteil, da
diese parenteral verabreicht werden mußten. Gewöhnlich wird das Präparat bei Kälbern zwei- bis viermal
täglich in gleichen Dosierungen und bei «Schweinen zweimal täglich oder ad libitum verabreicht
Alle Komponenten des erfindungsgemäßen Präparats sind bekannte Materialien und können nach
bekannten Verfahren hergestellt oder im Handel erhalten werden. Das Präparat wird zweckmäßig durch
Trockenmischen der Komponenten nach jedem geeigneten Mischverfahren hergestellt Große Mengein
können z. B. zweckmäßig in »V«-Mischern, Walzenmischern, Trockenmaterialmischern usw. gemischt wer-
den. Es ist jedoch empfehlenswert, daß Mischen und Lagerung der fertigen Mischung unter Bedingungen
geringer Feuchtigkeit erfolgen, da die Anwesenheit von Wasser ein Zusammenbacken bewirken und eine
Reaktion zwischen Glycin und Glucose katalysieren kann, was zur Bildung einer harten, karamellartigen
Substanz führt, die schwer zu handhaben oder /:u verarbeiten ist und die Wirksamkeit des Produkts
verringern kann. Daher ist es zweckmäßig, diese Reaktion zu verhindern, weshalb der Feuchtigkeitsgehalt des fertigen trockenen Pulvers unter 3%,
vorzugsweise unter 1%, gehalten wird. Das trockene Präparat soll zweckmäßig in geschlossenen Behältern
oder Packungen gelagert werden, die gegenüber Feuchtigkeit undurchlässig sind, um eine Berührung d«s
Präparats mit atmosphärischer Feuchtigkeit zu verhüten. In Verbindung mit den geschlossenen Behältern
können auch übliche Trocknungsmitteleinlagen oder -kapseln für die Packungen verwendet werden.
Im Hinblick auf dieses Stabilitätsproblem wuro;e <i5
gefunden, daß die erfindungsgemäßen Präparate eine überlegene Stabilität oder Lebensdauer haben und
somit bevorzugt werden, wenn vor der Verwendung wesentliche Lagerungszeiten in Betracht kommen.
Die wäßrige Form kann leicht durch einfaches Lösen >o
von etwa 30 bis 50 g erfindungsgemäßem Trockenprii-
parat in 1 1 Wasser, vorzugsweise !unmittelbar vor der
Verabreichung, hergestellt werden. Die wäßrige Lösung wird in derselben Weise und in den oben beschriebenen
Dosen oral verabreicht Wie bereits erwähnt, ist das erfmdungsgemäße Präparat weiterhin besonders geeignet zur Behandlung von Kälbern, da Magnesiumsalze
und Calciumsalze von Kälbern zur Verhütung von Tetanie benötigt werden.
Es ist zweckmäßig, das erfindungsgemäße Präparat sofort nach Feststellung der Ruhrerkrankung oder
sogar prophylaktisch zu verabreichen, denn wenn die Ruhr erst einmal zu weit fortgeschritten ist, kann
möglicherweise selbst das erfindungsgemäße Präparat in Kombination mit Antibiotika das Leben der Tiere
nicht mehr retten, weil die Infektion zu schwer und das Tier zu geschwächt ist und Sekundärinfektionen
auftreten.
Obgleich das erfindungsgemäße Präparat hauptsächlich in bezug auf Kälber und Schweine geeignet sind,
können sie auch zur Behandlung von Ruhr bei verschiedenen anderen Haustieren, wie z. B. Geflügel,
Lämmern, Ziegen, Katzen, Hunden, Pferden usw., angewendet werden.
Dieses Beispiel zeigt die unterschiedliche Lebensdauer eines repräsentativen erfindungsgemäSen Trokkenpräparats; dieses wurde in Glasphiolen mit unterschiedlichem Feuchtigkeitsgehalt gegeben, verschlossen
und dann bei verschiedenen Temperaturen gelagert. Die Proben wurden von Zeit zu Zeit auf der Basis von
Zusammenbacken und Verfärbung auf ihre Lebensdauer untersucht. Formulierung und Ergebnisse sind in
der folgenden Tabelle zusammengefaßt
Tabelle A | Gew.-% | Trockengewichts-% |
d. jeweil. | ||
Stabilitätstest der Präparate | Formulier., ohne | |
Formulierung I | (trocken) | Glucose |
11,6 | 26,2 | |
2,2 | 5,0 | |
0,6 | 1,4 | |
Natriumchlorid | 8,7 | 19,6 |
Calciumgluconat | 21,2 | 47,8 |
Magnesiumsulfat | 55,7 | - |
Monokaliumphosphat | ||
Glycin | ||
Glucose; wasserfrei |
C | % Feuchtigkeit | Zusammenbacken | Verfärbung | Gasbildung |
ecm | ||||
60 | 1,3 | ja | hellbraun | keine |
60 | 0,6 | ja | dunkelbraun | keine |
60 | 0,3 | ja | bräunlich | keine |
45 | 1,3 | ja | weißlich | keine |
45 | 0,6 | ja | weißlich | keine |
45 | 0.3 | leicht | keine | keine |
% Feuchtigkeit Zusammenbacken Verfärbung
Zimm.t*) | 1,3 |
Zimm.t*) | 0,6 |
Zimm.t*) | 0,3 |
*) Zimmertemperatur = etwa 200C.
Die zweimonatigen Untersuchungen bei 45° C können auf Stabilitäten bei Zimmertemperatur von
mindestens 9 Monaten extrapoliert werden.
Die nachfolgenden Versuche mit den Formulierungen II bis IV zeigen, daß die Lagerfähigkeit beeinträchtigt
wird, wenn Zusammensetzungen gelagert werden, die nicht im beanspruchten Mengenbereich liegen oder
keine keine keine
Gew.-% | Trockengewichls-% |
der jeweil. | |
Formulier., ohne | |
(trocken) | Dextrose |
Gew.-% | 5,0 | Trockengewichts-% | Formulierung III | 7,3 | 15,3 | |
Tabelle A | 20,9 | der jeweil. | Natriumchlorid | 2,1 | 4,3 | |
55,0 | Formulier., ohne | Calciumgluconat | 0,6 | 1,2 | ||
(trocken) | Dextrose | Magnesiumsulfat | 9,7 | 20,1 | ||
Stabilitätstest der Präparate | 25 Natriumbicarbonat | 8,2 | 17,2 | |||
7,7 | 17,0 | Monokaliumphosphat | 19,9 | 41,9 | ||
2,2 | 4,8 | Glycin | 52,2 | |||
0,6 | 1,3 | Glucose, wasserfrei | ||||
Monokaliumphosphat 8,6 | 19,2 | 30 Formulierung IV | 7,5 | 16,5 | ||
Natriumacetat | 11,2 | Natriumchlorid | 2,2 | 5,0 | ||
Glycin | 46,5 | Calciumgluconat | 0,6 | 1,3 | ||
Formulierung II | Glucose, wasserfrei | Magnesiumsulfat | 10,0 | 21,9 | ||
Natriumchlorid | 35 Natriumbicarbonat | 4,7 | 10,4 | |||
Calciumgluconat | Kaliumchlorid | 20,7 | 45,9 | |||
Magnesiumsulfat | Glycin | 54,3 | - | |||
Glucose, wasserfrei | ||||||
Die Ergebnisse der Stabilitätstests der jeweiligen Formulierung waren wie folgt:
Orale Kälberruhrelektrolyten; in einer Packung; nach 2 Monaten
0C | % Feuchtigkeit | Zusammenbacken | Verfärbung | Gasbildung |
ecm | ||||
Formulierung II | ||||
SSS |
1,3
0,6 0,3 |
ja
ja ja |
braun
braune Flecken hellbraune Flecken |
keine
keine keine |
45
45 45 |
1,3
0,6 0,3 |
ja
ja leicht |
bräunl. Flecken
leicht bräunl. Flecken weißlich |
keine
keine keine |
Z.L
Z.t. Z.t. |
1,3
0,6 0,3 |
leicht
kein kein |
keine
keine keine |
|
Formulierung III | ||||
SSS |
1,2
0,6 0,3 |
co cd cd |
schwarze plastische
Masse schwarze plastische Masse braune Flecken |
41
29 20 |
7 | % Feuchtigkeit | IV | 1,2 | 24 55 | 281 | 8 | Zusammenbacken Verfärbung | bräunl. Flecken | Gasbildung | |
leicht bräunl. Flecken | ecm | |||||||||
Fortsetzung | 1,2 | 0,6 | ja | weißlich | 15 | |||||
C | 0,6 | ja | keine | 9 | ||||||
0,3 | 0,3 | ja | keine | 6 | ||||||
45 | 1,2 | 1,2 | kein | keine | ||||||
45 | 0,6 | 0,6 | kein | |||||||
45 | 0,3 | 0,3 | kein | dunkelbraune | ||||||
Z.t. | 1,2 | plastische Masse | ||||||||
Z.t. | 0,6 | ja | dunkelbraune | 27 | ||||||
Z.t. | 0,3 | plastische Masse | ||||||||
Formulierung | ja | braune Flecken | 14 | |||||||
60 | hellbraun | |||||||||
ja | bräunl. Flecken | 12 | ||||||||
60 | ja | bräunl. Flecken | 4 | |||||||
ja | keine | 2 | ||||||||
60 | leicht | keine | 1 | |||||||
45 | kein | keine | ||||||||
45 | kein | |||||||||
45 | kein | |||||||||
Z.t. | ||||||||||
Z.t. | ||||||||||
Z.t. | ||||||||||
Claims (1)
- Patentanspruch:Trockenes, stabiles, pulverförmiges Mittel zur Behandlung oder Prophylaxe von Ruhr und für die Rehydratisierung von Haustieren, bestehend aus etwa 20 bis 23% Glycin, 54 bis 57% wasserfreier Glucose, 10,5 bis 1£5% Natriumchlorid, 8 bis 10% Monokaliumphosphat 0,5 bis 0,7% Magnesiumsulfat und 2 bis 2,4% Calciumgluconat, wobei das Mittel weniger als 3% Wasser enthält.
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