DE242216C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- JVl 242216 -. KLASSE 12 o. GRUPPE
in STOCKHOLM.
Verfahren zur Herstellung von Giianidinsalzen.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 21. Dezember 1909 ab.
Guanidin und Guanidinverbindungen sind Körper, die große Verwendung haben würden,
wenn sie nicht zufolge hoher Herstellungskosten zu teuer wären. Nachdem mit der Kalkstickstoffindustrie Dicyandiamid und
Dicyandiamidinverbindungen durch billigen Preis leicht zugänglich gemacht sind, sind
zahlreiche Versuche gemacht worden, aus diesen Guanylderivaten Guanidinverbindungen
ίο herzustellen, ohne daß man hierbei wirklich
praktische Resultate erreicht hat. Soweit bekannt ist, sind derartige Versuche auf der
Baumannschen Beobachtung begründet, daß bei Behandlung von Dicyandiamidin mit Oxydationsmitteln,
z. B. Königswasser oder ChIoraten in stark saurer Lösung, Guanidin erhalten
wird. Die Ausbeute ist aber bei diesen Methoden nicht genügend gewesen. Eine Untersuchung der betreffenden Reaktion zeigt
auch, daß nur 3/s des im Dicyandiamidin vorhandenen
Stickstoffs im Guanidin wiederzufinden ist, während x/8 als wertloser Stickstoff
weggeht und 1J2 in Melanurensäure oder deren
Zersetzungsprodukte (Cyanursäure usw.) übergeht. Durch Behandlung von Dicyandiamid
mit einer Säure erhält man im allgemeinen das entsprechende Dicyandiamidinsalz. Wird dieses
während längerer Zeit in saurer Lösung und unter normalem Druck gekocht, so erhält
man Guanidin, obgleich die Ausbeute sehr gering wird. Ein ganz anderes Resultat erhält
man aber, wenn die aus Dicyanamid und Säure gewonnenen Dicyandiamidinsalze in
Wasserlösung und unter Druck in einem Autoklaven bei für die verschiedenen Verbindungen
geeignetem Druck und Temperatur erhitzt werden. Hierbei findet die folgende Reaktion
statt:
(C2H6N4OJ2-H2SO, + 4 H2O
= (CN3H5J2-H2SO, + 2 CO2
+ 2 H3N + 2 H2O.
40
Es ist zu bemerken, daß aller Stickstoff als wertvolles Produkt zurückbleibt. Während
bei den Oxydationsmethoden ein Atom freien Stickstoffs weggeht, erhält man hier als
Nebenprodukt Ammoniak, in welcher Form der Stickstoff beinahe denselben Wert hat
wie Dicyandiamid, und es entsteht keine Melanurensäure, 3/4 des Stickstoffgehaltes des
Dicyandiamids werden als Guanidinverbindung wiedergefunden. In ökonomischer Hinsicht
ist dies im Vergleich mit der Oxydationsmethode sehr wertvoll, und der Wert des vorliegenden Verfahrens wird noch mehr erhöht
dadurch, daß die Reaktion beinahe quantitativ nach der Gleichung vor sich geht.
Infolge der theoretischen Ausbeute entstehen keine Nebenprodukte, und das erhaltene
Guanidinsalz ist rein. Dies ist ein bedeutender Vorteil gegenüber den übrigen Verfahren
zur Herstellung von Guanidinverbindungen, wo ein mit anderen Körpern stark vermischtes Produkt erhalten wird, das schwer
und nur mit großen Kosten und Substanz-Verlusten zu reinigen ist. Selbstverständlich
kann man, wenn es praktische Vorteile bietet, das Dicyandiamid in Dicyandiamidinsalze im
Autoklaven selbst überführen.
Es ist sehr einfach, die Überführung des Dicyandiamids in Dicyandiamidinsalz durch
Auflösung in einer geeigneten Säure in demselben Gefäß auszuführen, das nachher unter
Druck gesetzt werden kann. Bei gewissen, im allgemeinen schwachen Säuren geht die
ίο Dicyandiamidinbildung, die ja keine momentane
Reaktion ist, sondern gewisse Zeit erfordert, schneller unter Druck vor sich als
sonst, und man kann in diesem Falle die Dicyandiamidinbildung im Autoklaven unter
Druck vor sich gehen lassen. Technisch wichtig dürfte diese Arbeitsweise nur bei Verwendung
von Kohlensäure, also für die Darstellung von Guanidincarbonat sein. Daß auch hier das Dicyandiamid zuerst in Dicyandiamidinverbindung
übergeht, die erst nachher in Guanidin verwandelt wird, ist leicht festzustellen,
wenn man die Reaktion mehrmals unterbricht und Proben herausnimmt. Man wird dabei immer finden, daß außer unverändertem
Dicyandiamid nur Dicyandiamidin und Guanidin vorhanden sind, natürlich vorausgesetzt,
daß man geeignete Temperatur und Druck angewendet hat, so daß keine Zersetzungen eingetreten sind. Bei der Guanidinbildung
geht also die Reaktion immer zuerst über das Dicyandiamidin.
Die Kohlensäure nimmt, wie bekannt, eine Sonderstellung zum Dicyandiamid ein, weil
mit derselben keine oder vielleicht richtiger ausgedrückt eine nur äußerst langsam verlaufende
Verseifung zur Bildung von Dicyandiamidinsalz stattfindet. Nichtsdestoweniger erhält man, bei Erhitzung im Autoklaven, aus
Kohlensäure, freie oder gebundene, z. B. Carbonat oder Bicarbonat, und Dicyandiamid die
entsprechende Guanidinverbindung. Unter Einwirkung des Druckes dürfte hier erst die
Verseifung stattfinden, die unter gewöhnlichen Umständen wegbleibt, woneben die Umwandlung
des Dicyandiamidincarbonats in Guanidinsalz, die unter gewöhnlichen Verhältnissen
unvollständig ist, hier quantitativ vor sich geht. In diesem Falle ist es also notwendig,
die Überführung von Dicyandiamid in Dicyandiamidinsalze im Autoklaven selbst, und zwar
unter Verwendung von Druck auszuführen.
Andere schwache Säuren verhalten sich in derselben Weise wie Kohlensäure. Auch das
freigemachte Dicyandiamidin selbst verhält sich wie seine Salze und geht beim Erhitzen
mit Wasser unter Druck in entsprechende Guanidinverbindung über. Gewöhnlich entsteht
hierbei durch Einwirkung der freigemachten Kohlensäure Guanidincarbonat. In gewissen Fällen kann die Gegenwart von unorganischen,
nicht oxydierenden Stoffen, die in die Guanidingruppe selbst nicht eingehen
oder nach der Reaktion in dem gebildeten Produkt nicht wiederzufinden sind, z. B. Ba Cl2,
eine vorteilhafte Einwirkung auf die Reaktion ausüben. Es seien hier einige Beispiele angeführt.
1. 50 g Dicyandiamidinperchlorat werden in
ι 1 Wasser gelöst, mit 100 g Chlorbarium und 11 ecm Ammoniak versetzt und während
I1Z2 Stunde in einem geschlossenen Behälter
bis auf i6ocC. erhitzt. Ausbeute = 96,4 Prozent
der theoretischen Ausbeute. Der Zusatz von Ammoniak dient nur dazu, Bariumhydroxyd
frei zu machen, und könnte durch jede andere starke Base ersetzt werden. Es nimmt also an der Reaktion nicht teil.
2. 40 g Dicyandiamidinnitrat wurden in 1 1 Wasser gelöst und während einer Stunde in
einem geschlossenen Behälter bis auf 165 ° C. erhitzt. Ausbeute = 98,2 Prozent.
Es sei hier erwähnt, daß bei unrichtigem Druck und unrichtiger Temperatur nicht
Guanidin, sondern a.ndere, nicht identifizierte Verbindungen gebildet werden.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Guanidinsalzen aus Dicyandiamidin oder Dicyandiamidinsalzen
unter Verwendung von Druck, dadurch gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial in einem geschlossenen Gefäße bei
geeigneter Temperatur und unter einem den Eigenschaften des Ausgangsmaterials angepaßten, den Atmosphärendruck übersteigenden
Drucke mit Wasser behandelt wird.
2. Eine Abänderung des Verfahrens nach Anspruch 1, darin bestehend, daß das in
Guanidinsalz überzuführende Dicyandiamidin oder dessen Salze im Autoklaven selbst
aus Dicyandiamid hergestellt werden.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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Family
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Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE242216C (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US5698019A (en) * | 1994-07-01 | 1997-12-16 | Ivoclar Ag | Leucite-containing phosphosilicate glass-ceramic |
-
0
- DE DENDAT242216D patent/DE242216C/de active Active
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