DE2229611A1 - Diagnostisches mittel zum nachweis von urobilinogen-koerpern - Google Patents
Diagnostisches mittel zum nachweis von urobilinogen-koerpernInfo
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Description
BOEHRINGER MANNHEIM GMBH · ■ 1815
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein verbessertes diagnostisches Mittel zum Nachweis von Urobilinogen-Körpern
in Körperflüssigkeiten, vorzugsweise in Urin.
Es - ist bekannt, daß man Urobilinogen-Körper (Bilane), Indol,
Sulfonamide, Porphobilinogen, Harnin dikan und 5-Hydr oxy--indolessigsäure
mit einer Lösung von p-Dimethylamino-benzaldehyd __
in Salzsäure nachweisen kann. Dieser Nachweis ist in der. Literatur als Ehrlich1s Reaktion bekannt, er hat insbesondere in der
medizinischen Diagnostik als. Nachweis von "vermehrten Urobilinogenen" im Urin erhebliche Bedeutung gewonnen. Obwohl die Probe
nicht sehr spezifisch ist, gilt sie als Standard-Methode für die Diagnose von Leber- und Gallenerkrankungen.
Da Testpapiere in der klinisch-chemischen Diagnostik imm'er mehr an Bedeutung gewinnen, sind inzwischen auch Testpapiere " ,
zum Nachweis von Urobilinogen auf der Basis der Ehrlich'sehen
Reaktion entwickelt worden. Diesen Testpapieren haften zwei wesentliche Mängel an:
1. Die Farbreaktion entwickelt sich so langsam, daß man vor der Ablesung mindestens eine Minute warten muß.
2. Die Testpapiere besitzen naturgemäß die Unspezifität der Ehrlich1sehen Probe, so daß falsch positive Ergebnisse
nicht ausgeschlossen werden können.
Es gibt zwar schon seit langer Zeit Hinweise, daß Urobilinogen mit diazotierter Sulfahüsäure zu einem gelben Farbstoff kuppelt.
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Diese Reaktion wurde 1884 von Ehrlich entdeckt und als sogenannte "gelbe Diazoreaktion" beschrieben. Die Reaktion wurde zwar iri der
Folgezeit noch mehrere Male untersucht, jedoch konnte bis heute
nicht sichergestellt werden, ob es sich zweifelsfrei um eine Diazokupplung mit Urobilinogen handelt, oder ob etwa auch andere
Stoffe für die Bildung des gelben Farbstoffes verantwortlich sind (vgl, T. K. WiIh, Biologie der Gallenfarbstoffe, Georg Thieme-Verlag, Stuttgart
1960, S. 32 und S. 211). Da es sich hier mehr um ein Kuriosum,
als um ein brauchbares Mittel für die klinisch-chemische Diagnostik
handelt, ist die gelbe Diazoreaktion praktisch bedeutungslos und wird in den einschlägigen Lehrbüchern kaum erwähnt.
Es wurde nun gefunden, daß stabile Phenyl-, Pyrrol- und Pyrazoldiazoniumsalze,
die durch einen gegebenenfalls substituierten iso- oder heterocyclischen Aromaten in mesomeriefähiger und sterisch
nicht gehinderter Stellung anneliiert oder direkt oder vinylog substituiert sind, sowie Pyridin- und Pyrazoldxazoniumsalze, die
in mesomeriefähiger Stellung mindestens eine mehratomige Elektronendonatorgruppe
mit wenigstens einem mesomeriefähigen Elektronenpaar
enthalten, wobei die Summe der Hammett1 sehen Sigmawerte aller Substituenten
und Heteroatome den Wert +0,6 nicht überschreiten darf, für den Nachweis von Urobilinogen hervorragend
brauchbar sind.
Als Aromaten kommen entweder Benzol und seine Homologen infrage, oder es werden Heterocyclen vorzugsweise mit n:—Elektronenüberschuß
eingesetzt« Außerdem begünstigen Elektronendonatorgruppen
die erfindungsgemäße Reaktion, sind jedoch z.B. bei Heteroaromaten
mit starkem rC—Überschufä entbehrlich. Typische 7C —Überschußheteroaromaten
sind beispielsweise Fünfringe mit mindestens einem Stickstoffatom,
wie Pyrrol,· Pyrazol, Imidazol, Oxazol, Isoxazol oder
Thiazol« Weiterhin eignen sich Thiophan und Furan«
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•J ·
In einigen Fällen eignen sich, auch TT-Mangelheterocyclen wie Pyridin,
und zwar besonders dann, wenn der Elektronenmangel durch
Elektronendonatorgruppen überkompensiert wird.
Die wichtigsten Elektronendonatorgruppen sind Gruppen, die Sauerstoff,
Schwefel oder Stickstoff in direkter Bindung mit dem aromatischen System enthalten. Sauerstoffhaltige Gruppen sind beispielsweise
Hydroxy-, Alkoxy- oder Aryloxygruppen. Als schwefelhaltige Gruppen
kommen an sich nur Alkylmercapto- oder Ary!mercaptogruppen infrage,
da freie Mercaptogruppen wegen ihrer Oxydationsempfindlichkeit in der Regel nicht brauchbar sind. Als stickstoffhaltige
Gruppen sind Alkylamino- Acylamino-, Arylamino- oder Aryl-alkylaminogruppen
brauchbar. Bei der Auswahl der Substituenten muß darauf geachtet werden, daß diese nicht mit der Diazogruppe reagieren.
Dies trifft insbesondere für o-Alkylamino, ο-Acylamino'
und o-Ary!aminogruppen zu. " _
Zur näheren Erläuterung der Erfindung werden im folgenden vier Verbindungsgruppen aufgeführt, die sich erfindungsgemäß besonders
gut eignen:
I. Pyridin-Diazoniumsalze der allgemeinen Formel I
(D,
in welcher R, und R2 eine Elektronendonatorgruppe
und R3 Wasserstoff oder einen Rest darstellt, der die Summe der Hammett'schen Sigmawerte im
Pyridinring nicht über +0,6 erhöht, wobei einer der Reste R, und R~ auch Wasserstoff oder eine
niedere Alkylgruppe sein kann und X ein stabilisierendes Anion bedeutet.
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Bevorzugt sind Verbindungen in denen der Rest R, Wasserstoff oder eine niedere Alkoxygruppe, und R2 eine niedere
Alkoxy-, Alkylamino-, Arylamino- oder eine Hydroxylgruppe
und R3 Wasserstoff, eine niedere Alkyl- oder eine Elektronendonatorgruppe
darstellt.
II. Diazoniumsalze der allgemeinen Formel II
(II),
in welcher Z einen gegebenenfalls substituierten Phenylring, η die Zahlen 0 und 1, X ein stabilisierendes
Anion und R., Rc und R, Wasserstoff
4 D D
oder Reste darstellen, die die Summe der Hammett1sehen Sigmawerte nicht über +0,6 erhöhen
wobei R, auch eine mit dem Phenylring Z verbundene Methylengruppe darstellen kann.
III. Diazoniumsalze der allgemeinen Formel III
Χθ (III),
in welcher X ein stabilisierendes Anion bedeutet und in welcher das Naphthalinringsystem
ein- oder mehrfach substituiert
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sein kann, wenn die Summe der Hammett1sehen
Sigmawerte aller Substituenten den Wert +0,6 nicht überschreitet, wobei die Orthostellungen 1
bzw. 2 zur Diazoniumgruppe nicht substituiert sein dürfen.
Als Substituenten kommen beispielsweise niedere Alkyl-, niedere Alkoxy-, Carboxy-, Sulfo- und Hydroxygruppen
sowie Halogenatome infrage.
IV. Des weiteren werden Diazoniumsalze von mit Phenylgruppen substituierten oder annellierten Pyrrol- oder
Pyrazolderivaten bevorzugt, wobei nur sterisch nicht
behinderte Positionen des heteroaromatischen Systems die Diazoniumgruppe tragen können, die mit einem
Ringstickstoffatom in mesomerer Wechselwirkung stehen und wobei das gebildete heteroaromatische System
auch durch niedere Alkyl-, Hydroxyl- oder niedere Alkoxygruppen oder durch Halogenatome
substituiert sein kann.
Unter niederen Alkyl-, Alkoxy-, Acyl- und Alkylaminogruppen
werden Gruppen mit 1-8, vorzugsweise 1-3 C-Atomen verstanden . Als Aralkyl- und Arylreste kommen vorzugsweise
Benzyl-, Phenyl- und Naphthy!gruppen infrage.
Die erfindungsgemäßen Diazoniumsalze reagieren mit Urobilinogen nahezu momentan und ergeben sehr spezifische
rote bis blaue Farbstoffe, welche sich zum Nachweis auch sehr geringer Konzentrationen besonders gut eignen. Darüber
hinaus besitzen die erfindungsgemäßen Verbindungen den großen Vorteil, daß die Farbreaktion von Harnstoff nicht
gestört wird. Die bisher bekannten Testpapiere werden von dem im Harn anwesenden Harnstoff je nach Konzentration gelb
gefärbt, was den Nächweis geringer Urobilinogen-Mengen er-
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heblich erschweren kann. Darüber hinaus wird die erfindungsgemäße Farbreaktion gerade durch die Substanzen, die häufig
•im Harn vorkommen und die Ehrlich'sehe Probe bekannterweise am
meisten stören, nicht beeinflußt/ zu diesen Störsubstanzen gehören insbesondere die aromatischen Amine, welche als Arzneimittel
(Sulfonamide, Sulfonylharnstoffe etc.) vielfach mit dem Urin ausgeschieden werden.Die Anwesenheit dieser aromatischen
Amine im Harn führte bisher zu gelben bzw. orangen Farbreaktionen, welche die durch Urobilinogen hervorgerufene Färbung sowohl überdecken
als auch vortäuschen können.
Für den Nachweis des zur Diagnostizierung von Leber- und Gallenerkrankungen
ebenfalls wichtigen Bilirubins, werden zwar Diazoniumsalze (z.B. Diazosulfanilsäure, p-Nitrobenzol-diazoniumsalz oder
2,4-Dichlorbenzol-diazoniumsalz) bereits seit längerer Zeit verwendet
Diese ergeben jedoch erwartungsgemäß mit Urobilinogen keine brauchbare Farbreaktion.
Im Gegensatz dazu erlauben es die erfindungsgemäßen Verbindungen, Urobilinogen neben Bilirubin spezifisch nachzuweisen. In einigen
Fällen reagiert zwar auch Bilirubin mit den erfindungsgemäßen
Verbindungen, jedoch erfolgt die Reaktion erst nachdem die Farbreaktion mit Urobilinogen schon v/eitgehend entwickelt
ist und unterscheidet sich farblich so stark/ daß es überraschend sogar möglich ist, beide Gallenfarbstoffe mit einem
Reagenz nebeneinander zu bestimmen, und die Mengenverhältnisse anhand der entwickelten Mischfarbe abzuschätzen. So zeigt etwa
eine Rotfärbung die Anwesenheit von Urobilinogen und eine später entwickelte Blaufärbung das Vorhandensein ,von Bilirubin an. Bei
gleichzeitiger Anwesenheit beider Gallenfarbstoffe färbt sich
der^rreststreifen zunächst rot und später zunehmend violett. In
Ausnahmefällen entwickeln sich die Farbreaktionen gleichzeitig, wodurch das Testergebnis jedoch nicht beeinflußt wird.
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- η - ■
Für den Fall, daß die Reaktion mit Bilirubin unterdrückt werden
soll, kann man dies dadurch erreichen, daß man als indikator ein Diazoniumsalz relativ niedriger Elektrophilie verwendet
und die Reaktion unter Zugabe kationischer Netzmittel ablaufen ,läßt.
Es ist auf diese Weise möglich, die Mittel zum Nachweis von
Urobilinogen gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin so zu modifizieren, daß sie dem angestrebten Zweck optimal gerecht werden.
Die erfindungsgemaßen Verbindungen, insbesondere die Verbindungen
der Formeln I bis III sowie die unter IV. beschriebenen Verbindungen werden vorzugsweise zur Herstellung von
Testpapieren verwendet. Die Substanzen werden zu diesem Zweck mit einer Säure und gewünschtenfalls mit Zusatzstoffen, wie z.B.
Stabilisatoren und Netzmittel auf einen saugfähigen Träger gebracht.
Außerdem sind die genannten Verbindungen zur Herstellung von Testfilmstreifen gemäß DOS 1.598.153 und zum Nachweis von
Urobilinogen in Lösungen geeignet.
Zur Herstellung der bevorzugten Ausführungsform der neuen diagnostischen
Mittel wird ein saugfähiger Träger, vorzugsweise Filterpapier, mit einer Lösung getränkt, die 0,05 - 5 g, vorzugsweise
0,1 - Ig (pro 100 ml) eines Diazoniumsalzes gemäß der vorliegenden Erfindung sowie 2 - 30 g, vorzugsweise 5-2Og
einer festen anorganischen oder organischen Säure und gewünschtenfalls Netzmittel und/oder Stabilisatoren enthält.
Als Lösungsmittel für die Imprägnierlösungen kommen vor allem
Wasser.und leichtflüchtige organische Lösungsmittel, die nicht mit Diazoniumsalzen reagieren, infrage. Es sind dies vor allem
niedere Alkohole, Essigester und Acetonitril.
Bei der Herstellung der Diazoniumsalzlösung kann man entweder so verfahren, daß man das fertige Diazoniumsalz der Lösung zuführt,
oder indem man das Salz in der Lösung durch Diazotierung eines aromatischen Amins in bekannter Weise erzeugt.
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Darüber hinaus kann bekannterweise aber auch die Diazoniumgruppe direkt in bestimmte Aromaten, besonders Phenole und Fünfringheterocyclen
eingeführt werden. Dies geschieht durch Umsetzung des Aromaten mit einem Überschuß Nitrit in der Imprägnierlösung,
wobei die Reaktion über die Nitrosoverbindung verläuft.
Aus Haltbarkeitsgründen werden normalerweise nur stabile Diazoniumsalze
eingesetzt, d.h. Salze, die ein stabilisierendes Anion besitzen, dies sind insbesondere das Sulfat-, das Tetrafluoroborat-,
das Tetrachlorozinkat-, das Hexachloroantimonation sowie Arylsulfonationen.
Als feste anorganische und organische Säuren kommen beispielsweise
Orthophosphorsäure, Metaphosphorsäüre, Sulfosalicylsäure, Oxalsäure, oder saure Salze, wie z.B. Kaliumbisulfat infrage.
auch Addukte aus Lewissäuren und Lewisbasen sind brauchbar, wenn sie entsprechend sauer reagieren. Besonders bewährt hat
sich die handelsübliche Metaphosphorsäure, die ca. 50-60 %
ihres Natriumsalzes enthält, da diese erfahrungsgemäß besonders stabile Testpapiere liefert.
Metaphosphorsäüre und Oxalsäure haben außerdem den Vorteil, daß '
sie Testpapiere liefern, die mit Bilirubin nur sehr langsam reagieren. ' ■
Die stabilisierenden Zusätze sind aus der Diazochemie bereits hinlänglich bekannt, solche Zusätze sind z.B. Natriumfluoborat, ^
Natriumarylsulfonat/ Magnesiumsulfat oder Natriummetaphosphat.
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Die Verwendung von Netzmitteln ist nicht nur wegen'der erzielten
besseren Benetzbarkeit angezeigt, sie entfalten auch noch zusätzliche
spezifische Wirkungen. So bewirken anionische Netzmittel, insbesondere Sulfate und Sulfonate eine Erhöhung der Empfindlichkeit
und eine leicht bathochrome Farbverschiebung beim Nachweis von Urobilinogen. Als Beispiele für anionische Netzmittel seien
Natriumlaurylsulfat und Natrium-p-dodecylbenzolsulfonat genannt.
In manchen Fällen ist es erwünscht, nur signifikant erhöhte Urobilinogen-Spiegel nachzuweisen. In diesen Fällen ist es möglich,
die Empfindlichkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit durch einen Zusatz kationischer Netzmittel, wie z.B. Laurylpyridiniumchlorid
herabzusetzen.
Nicht-ionogene Netzmittel, wie z.B. Polyoxyäthylentriglycerid . beeinflussen im allgemeinen hur die Benetzbarkeit der Test- papiere.
Die Netzmittel werden in Mengen von· ca. 0,1-3 g, vorzugsweise 0,3-1 g pro 100.ml Imprägnierlösung zugesetzt.
Die einzelnen Bestandteile der Rezepturen können auch nacheinander
aufgebracht werden, wenn es die Löslichkeiten erfordern, oder-wenn besondere Effekte erzielt werden sollen. So kann
es z.B. aus Stabilitätsgründen günstig sein, erst das Diazoniumsalz
und den Stabilisator aufzugeben und dann erst mit Säure nachzuimprägnieren. ■
Nach dem Imprägnieren der saugfähigen Träger werden diese bei möglichst niederen Temperaturen getrocknet, um die Diazoniumsalze
nicht zu schädigen.
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t Λ
Als saugfähige Träger kommen vor allem Filterpapiere infrage, aber auch Vliese und Filze aus säurebeständigen Kunststoffen,
wie z.B. Polypropylen und Polyester können verwendet werden. ·
Die mit den Reagenzien, versehenen saugfähigen Träger werden
vorzugsweise in kleine Vierecke geschnitten und an Kunststoff-■ Folien angesiegelt oder zwischen Kunststoff-Folien oder· Kunststoff-Folien
und feinmaschigen Netzwerken eingesiegelt. Obwohl .Testpapiere eine bevorzugte Ausfuhrungsform der.vorliegenden
Erfindung und die elegantesten diagnostischen Mittel für Inhaltsstoffe von Körperflüssigkeiten darstellen, ist es natürlich auch
möglich, die erfindungsgemäßen Diazoniumsalze zum Urobilinogen-Nachweis in flüssiger Phase zu verwenden. Tropft man die Diazoniumsalze
in saurer Lösung zu Urobilinogen-haltigem Urin, so erhält man rote bis blaue Färbungen oder Fällungen, welche gegebenenfalls
mittels organischer Lösungsmittel, wie' z.B. Chloroform extrahiert werden können.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum Nachweis von Urobilinogen in Körperflüssigkeiten taucht man die neuen
diagnostischen Mitteln in die zu untersuchende Lösung ein und liest den Farbumschlag nach kurzer Zeit ab.
Die erfindungsgemäß verwendeten Diazoniumsalze bzw. die entsprechenden
Amine bzw. Heterocyclen sind allgemein bekannt.
Die Hammett'sehen Sigma-Werte sind bekanntlich Maßzahlen für den
elektronenanziehenden oder elektronenliefernden Effekt von Substituenten (im ersteren Fall ergeben sich positive, im letzteren
negative Sigma-Werte). Die Sigma-Werte sind additiv, wobei das Vorzeichen der Summe angibt, ob - verglichen mit dem Substituenten
Wasserstoff - der elektronenanziehende oder der elektronen-
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liefernde" Effekt überwiegt. Die erfindungsgemäßen Grenzwerte
besagen also, daß die Wirkung der elektronenliefernden Substituenten
durch elektronenanziehende Substituenten nur bis
zum Sigma-Wert von beispielsweise +0,6 gemindert werden darf.
Es kann beispielsweise ein Benzoldiazoniumsalz mit einer Hydroxylgruppe in Parastellung (Sigma-Wert = -0,37) noch einen
oder mehrere elektronenanziehende Gruppen mit einem Gesamt-Sigmawert
bis zu +0,97 besitzen, während ein solches Diazoniumsalz, das mit einer o-Methoxy- oder p-Acetaminogruppe substituiert
ist (Sigmawert in beiden Fällen +_0) , elektronenanziehende Gruppen nur noch bis zu einem Gesamt-Sigmawert von +0,6 enthalten
darf. Selbstverständlich sind auch Heteroatomen Sigiriawerte
zuzuordnen, die in die Berechnung miteingehen.
Obwohl Hammett-Berechnungen heute routinemäßig durchgeführt werden
und ein wertvolles^ Mittel für theoretische Aussagen in der Chemie
der Aromaten darstellen, ist es nicht statthaft, diese als allgemeingültige Absolutwerte zu betrachten. Vielmehr handelt es sich
um Näherungswerte, die mit gewissen Unsicherheiten der empirischen Ermittlung behaftet sind. Diese Unsicherheiten spielen jedoch nur
in seltenen Grenzfällen eine Rolle, die die technische Lehre der vorliegenden Erfindung in keiner Weise beeinträchtigen.
In den folgenden Beispielen sind das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäßen diagnostischen Mittel näher erläutert.
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Filterpapier [Schleicher und Schüll 2 3 SL] wird mit einer Lösung von folgender Zusammensetzung imprägniert und bei 40 C getrocknet,
2,6 Dimethoxy-pyridin-3-diazonium fluoborat 0, 3 g
Metaphosphorsäure 10,0 g
Natriumlaurylsulfat - 0,4 g
Methanol 5,0 ml
Wasser ad 100 ml
Das Testpapier gibt beim Eintauchen in urin nach ca. 5-10 Sekunden
die folgenden Farbreaktionen:
Urobilinogenfreier Urin: keine Farbänderung
Urin mit normalem Urobilinogehalt: rosa Urin mit erhöhtem Urobilinogehalt: lilarot
Ähnliche Farbreaktionen geben Testpapiere, die 0,3 g der folgenden
Diazoniumsalze enthalten:
Biphenyl-4-diazonium-fluoborat: rot
Naphthalin-1-diazonium-fluoborat: rot
4-Chlor-naphthalin-l-diazonium-fluoborat: rot
l-Phenyl-2,3-dimethyl-pyrazol-5-on-4-diazonium-fluoborat:rosarot
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Beispiel 2
Filterpapier [Schleicher und Schüll 23 SL] wird zuerst mit einer Lösung, die wie folgt hergestellt wurde, imprägniert
und bei 40 C getrocknet, danach wird das erhaltene Papier mit einer 0,4%igen Lösung von Dodecylbenzolsulfonsäurenatriümsalz
in Methylenchlorid nachimprägniert.
In -70 ml einer 15%igen wässrigen Metaphosphorsäurelösung
werden ImMoI 2-Amino-7~methoxy-fluoren gelöst. Anschließend
werden unter Kühlung (5 - 20°C) 10 ml einer 0,1 molaren Natriumnitrit-Lösung
zugegeben. Nach ca. einer Stunde wird filtriert, das Filtrat mit Metaphosphorsäurelösung auf 100 ml aufgefüllt
und die so erhaltene: Lösung ohne weiteres zum Imprägnieren verwendet.
Das erhaltene Testpapier gibt beim Eintauchen in Urin nach ca. .5 - 10 Sekunden eine violette Farbreaktion.
In analoger Weise lassen sich die in der folgenden Tabelle
aufgeführten Amine einsetzen, wobei bei der Umsetzung von Aminonaphtholen und deren Sulfonsäuren eine Zugabe von 0,5 g
Zihksulfat zur Oxidationsunterdrückung erforderlich ist:
4-Amino-2, 5' -dimethoxystuben violett
2-Amino-7-nitrofluoren ' rot
l-Amino-4-nitro-naphthalin rot ._ _
l-Amino-4-hydroxy-naphthalin rotviolett
l-Amino-5-hydroxy-naphthalin rotviolett
l-Amino-7-hydroxy-naphthalin rotviolett
l-Amino-4-sulfo-naphthalin ' rot
l"Amino-4-methoxy-naphthalin rotviolett
l-Amino-5-sulfo-naphthalin
l-Amino-6-sulfo-naphthalin x
l-Amino-7-sulfo-naphthalin l-Amino-3,6-disulfo-naphthalin
l-Amino-3,8-disulfo-naphthalin
l-Amino-5-hydroxy-7-sulfo-naphthalin
l-Amino-8-hydroxy-3,6-disulfo-naphthalin
2-Amino-naphthalin
2-Amino-7-hydroxy-naphtha1in
2-Amino-5-sulfo-naphthalin-2-Amino-6-sulfo-naphthalin
2-Amino-7-sulfo-naphthalin 2-Amino-6,8-disulfo-naphthalin
2-Amino-8-hydroxy-6-sulfo-naphthalin
2-Amino-3-carboxy-naphthalin l-Amino-anthrscen
2-Amino-anthracen 1-Amino-pyren
l-Amino-5-nitro-naphthalin
2-Amino-6-nitro-8-sulfo-naphthalin 4-(6-Methylbenzthiazolyl-2)-anilin
4-(3-Methyl-pyrazol-5-onyl-l)-anilin
4-(3-Methyl-4-nitroso-pyrazol-5-onyl-l)-anilin
5-Amino-indol
3-Amino-carbazol 5-Amino-indazol
6-Amino-indazol
7-Amino-indazol
5-Amino-2-mercapto-benzimidazol 5-Amino-2-hydroxy-benzimidazol
6-Amino-2-mercapto-benzthiazol 5-Aminochinolin
3-Amino-9-äthylcarbazol rot rot rot orangerot orangerot rotv.iolett
rot ziegelrot rotviolett ziegelrot ziegelrot ziegelrot orangerot rot rot violett
violett blau rot orangerot rot rot
rot violett violett rot lachsrot rot rot rotviolett rot ziegelrot
violett
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8-Amino -chinolin ziegelrot
S-Amino-e-methoxy-chinolin ziegelrot
3,4-Diamino-5-hydroxy-pyrazol · rot
3-Amino-2,6-dimethoxy-pyridin lilarot
3-Amino-6-liydroxy-pyridin ziegelrot
3-Amino-6-dimethylamino-pyridin rot
3-Amino-6-raorpholino-pyridin rot
3-Amino-6- (4-methoxyphenyl)-pyridin rot
3-Amino-indazol rot
Filterpapier [Schleicher und Schüll 23 SL] wird mit einer 2,5%igen
wässrigen Lösung von Natriummetaphosphat imprägniert und bei 80 C getrocknet. Danach wird mir einer Lösung der folgenden Zusammensetzung
nachimprägniert und bei 40 C getrocknet, bis der Geruch nach Isoamylnitrit verschwunden ist.
l-Amino-4-methoxy-naphthalin 0,3 g
Oxalsäure 10,0 g „
Isoamylnitrit 1,0 ml
Methanol ad 100,0 ml
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Das Testpapier färbt sich beim Eintauchen in urobilinogenhaltigen
Urin violett.
Testpapiere, die .in analoger Weise unter Verwendung von 1-Amino-5-acetamino-naphthal-in
hergestellt werden, reagieren rot.
Filterpapier [Schleicher und Schtill 23 SL] wird mit einer Lösung von e-Hydroxychinolin-S-diazonium-metaphosphat, die wie folgt
hergestellt wurde, imprägniert und bei 40° C getrocknet.
In ca. 70 ml einer 15%igen wässrigen Metaphosphorsäure-Lösung
werden 0,5 g 8-Hydroxychinolin gelöst und auf ca. 5°C abgekühlt. Danach wird unter Rühren 2,5 g festes Natriumnitrit zugesetzt
und das Gemisch über Nacht im Kühlschrank aufbewahrt. Danach wird vom Ungelösten abfiltriert und mit Metaphosphorsäure auf
100 ml aufgefüllt.
Das Testpapier färbt sich beim Eintauchen in urobilxnogenhaltigen Urin rot.
In analoger Weise durch direkte Einführung der Diazogruppe hergestellte
Testpapiere enthalten folgende Diazoniumsalze:
S-Hydroxy-isochinolin-ß-diazonium-metaphosphat rot
3-Methyl-5-äthoxy-pyrazol-4-diazonium-metaphosphat ziegelrot l-Phenyl-pyrrol-3-diazonium-metaphosphat rot
l-Phenyl-S-methylpyrazol^-diazonium-metaphosphat rot
N^-Trimethylen-ljß-naphthalimid^-diazoniummetaphosphat
violett
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Claims (1)
- PatentansprücheO Verwendung von stabilen Phenyl-, Pyrrol- und Pyrazoldiazoniumsalzen, die durch einen gegebenenfalls substituierten iso- oder heterocyclischen Aromaten in mesomeriefähiger und sterisch nicht gehinderter Stellung anneliiert oder direkt oder vinylog substituiert sind, sowievon Pyridin- und Pyrazoldiazoniumsalzen, die in mesomeriefähiger Stellung mindestens eine mehratomige Elektronendonatorgruppe mit wenigstens einem mesomeriefähigen Elektronenpaar enthalten, wobei die Summe der Hammett1 sehen Sigmawerte aller Substituenten und Heteroatome den Wert +0,6' nicht überschreiten darf, für den Nachweis von Urobilinogen gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin.2. Verwendung von Pyridin-Diazoniumsalzen der allgemeinen Formel IΘ -θN=N X · (D,in welcher R1 und R2 eine Elektronendonatorgruppe und R3 Wasserstoff oder einen Rest darstellt, der die Summe der Hammett'schen Sigmawerte im Pyridinring nicht über +0, 6 erhöht, wobei einer der Reste R1 und R3 auch Wasserstoff oder eine niedere Alkylgruppe sein kann und X ein stabilisierendes Anion bedeutet, als Indikatorsubstanzen für den Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin.309882/13463. Verwendung von Diazoniumsalzen der allgemeinen Formel IIin welcher Z einen .gegebenenfalls substituierten Phenylring, η die Zahlen O und 1, X ein stabilisierendes Anion und R„, Rc und R, Wasserstoff4 3 Doder Reste darstellen, die die Summe der
Hammett'sehen Sigmawerte nicht über +0,6 erhöhen w.obei R^ auch eine mit dem Phenylring Z verbundene Methylengruppe darstellen kann,, als Indikatorsubstanzen für den Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin.4. Verwendung von Diazoniumsalzen der allgemeinen Formel IIIX^ (HD,in welcher X ein stabilisierendes Anion bedeutet und in welcher das Naphthalinringsystem ein- oder mehrfach substituiert•309882/1346sein kann, wenn die Summe der Hammett1 sehen Sigmawerte aller Substituenten den Wert +0,6* nicht überschreitet, wobei die Orthostellungen 1 bzw. 2 zur Diazoniumgruppe nicht substituiert sein dürfen, als Indikatorsubstanzen für den Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin.Verwendung von Diazoniumsalzen von mit Phenylgruppen substituierten oder annellierten Pyrrol- oder Pyrazolderivaten, in welchen nur sterisch nicht behinderte Positionen des heteroaromatischen Systems die Diazoniumgruppe tragen können, die mit einem Ringstickstoffatom in mesomerer Wechselwirkung stehen und wobei das gebildete heteroaromatische System auch durch niedere Alkyl-, Hydroxyl- oder niedere Alkoxygruppen oder durch Halogenatome substituiert sein kann, als Indikatorsubstanzen für den Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin.6. Verwendung von Verbindungen gemäß Anspruch 1-5, in welchen das Anion des Diazoniumsalzes einen Chlorid-, Sulfat-, Tetrafluoroborat-, Tetrachlorzinkat-, Hexachloroantxmonat-, Arylsulfonat-, Nitrat-, Phosphat- oder Carbonsäurerest darstellt.7. Verwendung von Diazoniumsalzen gemäß Anspruch 1-6 zur Herstellung von Reagenzien zum Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin-309882/13468. Mittel zum Nachweis von Urobilinogen, gegebenenfalls zusammen mit Bilirubin, gekennzeichnet durch einen Gehalt an mindestens einem Diazoniumsalz gemäß Anspruch 1-6
und einer festen organischen oder anorganischen Säure.9. Mittel gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß es als feste Säure Metaphosphorsäure enthält.10. Mittel gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß es zusätzlich ein Netzmittel enthält.11. Mittel gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß es ein 2,4 Dimethoxy-pyridin-diazoniumsalz oder ein 1-Phenyl-2,3-dimethyl-pyrazol-5-on-4-diazoniumsalz enthält.12. Mittel gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Diazoniumsalze auf einem saugfähigen Träger imprägniert sind.09882/13^8
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