DE2211256A1 - Komplexbildner fuer mehrwertige metallionen - Google Patents
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Description
KNAPSACK AKTIENGESELLSCHAFT
Komplexbildner für mehrwertige Metallionen.
Die Erfindung betrifft Polymere, die als Komplexbildner für mehrwertige Metallionen verwendet werden können.
Komplexbildner sind seit langem in großer Anzahl bekannt und werden vornehmlich bei der Herstellung von Wasch- und Reini- "
gungsmitteln oder in der Textilindustrie eingesetzt. Ihnen kommt dabei die Aufgabe zu, Calcium- und Magnesiumionen, die
die natürliche Härte des Wassers bedingen, komplex zu binden und dadurch das Wasser zu enthärten. Am häufigsten wird hierfür
Natriumtripolyphosphat verwendet. Andere gute Komplexbildner sind Verbindungen vom Typ der Aminoessigsaure wie z.B.
Nitrilotriessigsäure oder Athylendiamintetraessigsäure und dergleichen. Die Anwendung dieser bekannten Komplexbildner ist mit
dem Nachteil verbunden, daß sie aufgrund ihres Stickstoff- oder Phosphorgehaltes die Eutrophierung natürlicher Gewässer oder
Abwässer begünstigen können.
Es besteht somit ein Bedürfnis, nach Ersatzstoffen, die den bekannten
Komplexbiidriern in bezug auf das Komplexierungsvermögen
mindestens gleichwertig sind, jedoch die vorgenannten
Nachteile der bekannten Komplexbildner nicht besitzen.
Als solche Ersatzstoffe werden in der Deutschen Offenlegungsschrift
1 904 940 Carboxyl- bzw. Carboxylate und Hydroxylgruppen
aufweisende, geradlinig oder vernetzte, in der Hauptkette C-C-Bindungen enthaltende Polymere mit einem Polymerisat!
onsgrad von 5 - bOOO, vorzugsweise -j bis 600, beschrieben,
wobei die Polymere beispielsweise aus Einheiten der allgemeinen Forme In
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CH9-C-COOA
(I) und
-CH2-C-
CH2OH
(ll) und/oder
H
I
I
c -I
OH
(III)
bestehen können. In den allgemeinen Formeln I, II und III steht A für Wasserstoff oder eine Valenz eines ein- oder mehrwertigen
Metalls, R und R^ für eine Alkylgruppe oder Wasserstoffatom und
R^l außerdem für ein Halogenatom.
Das Komplexbindungsvermögen dieser Polymere gegenüber Calciumionen,
ausgedrückt in der Komplexbindungskonstante logK. ,
sxau ·
Ca++, beträgt 1,8 bis etwa 2,3 und ist für viele Anwendungsgebiete
nicht ausreichend. Darüberhinaus können die Polymere nur mit schlechter Ausbeute hergestellt werden, so daß ihr Einsatz
unwirtschaftlich ist.
Andere, als Komplexbildner geeignete carboxyl- und hydroxylgruppenhaltige
Oligo- und/oder Polymere, wie sie in der deutschen Patentschrift (Patentanmeldung P 21 64 888.4) beschrieben
werden, sind Produkte, die durch Hydrolyse von halogenhaltigen Mischpolymeren, deren Halogengehalt etwa 9 - 60 Gewichts%
beträft, erhalten werden, wobei diese halogenhaltigen
Mischpolymere in der Hauptkette aus in beliebiger Reihenfolge angeordneten Einheiten der allgemeinen Formeln (ill) und (IV)
b;.'.w. (Ill) und (V) aufgebaut sind.
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- CH0 -
(III)
C-C- I I R R
(IV)
1-m
H R
II'
C-C-
CH2-R
(V)
1-m
In den allgemeinen Formeln III, IV und V stehen X, Y und Z für ein Wasserstoff- und/oder Halogenatom, wobei mindestens einer
der Substituenten ein Halogenatom ist. R bedeutet ein Carboxyhalogenidradikal, eine Carboxyl-, Ester-, Nitril- oder Anhydridgruppe
und der Molenbruch m eine Zahl, deren Wert größer als O und kleiner als 1 ist. Die Polymere werden durch Hydrolyse
von oc-halogenhaltigen Mischpolymeren aus Acrylsäure und
Maleinsäure bzw. Itakonsäuren und deren Derivaten erhalten und besitzen eine Komplexbindungskonstante gegenüber Calcium von
logK
stab.Ca
Es wurde nunmehr überraschend gefunden, daß bereits das an sich bekannte Hydrolysat der Poly-a-chloracrylsäure gegenüber mehrwertigen
Metallionen ein ausgezeichnetes Komplexierungsvermögen besitzt und es somit der Herstellung der vorbeschriebenen kom7
plizierten und kostspieligen Copolymerisate nicht bedarf·.
Gegenstand der Erfindung sind demnach Komplexbildner für mehrwertige
Metallionen, welche aus Poly-oc-oxy-acrylsäure oder deren
Alkalisalze bestehen, wobei die Poly-a-oxy-acrylsäure einen Mindestpolymerisationsgrad
von 3 bzw. ein Mindestmolekulargewicht von 264 besitzt.
Vorzugsweise werden zur Komplexbindung von mehrwertigen Metallionen
Poly-a-oxy-acrylsäuren mit einem Molekulargewicht von
etwa 800 bis 30.000 eingesetzt. Die erfindungsgemäßen Komplexbildner
sind insbesondere zur Bindung zwei- oder dreiwertiger Metallionen wie z.B. Calcium- oder Magnesiumionen in wäßriger
Lösung geeignet.
7/0674
Die Poly-oc-oxyacrylsäure kann in bekannter Weise durch Halogenierung
von Acrylsäure unter Bildung von 1,2-Dihalogenpropionsäure,
Dehydrohalogenierung der 1,2-Dihalogenpropionsäure zu
a-Halogenacrylsäure und anschließende Polymerisation der ct-Halogenacrylsäure
zur Poly-oc-halogenacrylsäure sowie Austausch
des Halogens gegen eine Hydroxylgruppe durch Hydrolyse hergestellt werden.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein neues Verfahren zur Herstellung
von Poly-a-oxy-acrylsäure, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man Polyacrylsäure, gelöst in einem inerten
Lösungsmittel, in Gegenwart geringer Mengen von Phosphortri- ' chlorid und Spuren von Jod mit der stöchiometrischen Menge von
Chlorgas oder Brom umsetzt, nach beendeter Reaktion überschüssiges Chlorgas oder Brom durch Erhitzen des Reaktionsgemisches
unter Rückfluß abtreibt und durch anschließendes Verdampfen eines Teiles des Lösungsmittels Poly-cx-chlor- bzw. bromacrylsäure
ausfällt und abtrennt, worauf man die erhaltene Poly-ctchlor-
bzw. bromacrylsäure in Wasser löst und die filtrierte Lösung zur Gewinnung von Poly-oc-oxy-acrylsäure zur Trockene
eindampft.
Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, als Lösungsmittel Eisessig oder Trichloressigsäure oder Mischungen von Eisessig oder Trichloressigsaure
mit Tetrachlorkohlenstoff zu verwenden. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens führt man die Halogenierung der Polyacrylsäure bei einer Temperatur von -80 bis 110 C durch.
Die Herstellung der Poly-a-oxy-acrylsäure erfolgt vorzugsweise
über die Poly-oc-bromacrylsäure. Der bei der Bromierung der Polyacrylsäure
entstehende Bromwasserstoff kann durch Oxydation wieder zu Brom aufgearbeitet werden, so daß das Brom bei der Herstellung
der Poly-a-oxy-acrylsäure nur als Oxydationsmittel auftritt.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
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■- 5 -
Po'ly-a-oxyacrylsäure zeigt im IR-Spektrum die gleichen charakteristischen
Banden, wie die nach bekannten Verfahren hergestellte Poly-oc-oxy-acrylsäure.
Die erfindungsgemäßen Komplexbildner besitzen insbesondere gegenüber
Calciumionen ein ausgezeichnetes Komplexierungsvermögen und weisen eine Stabilitätskonstante log . , „ ++ von 6,85
bis 7,0 auf. Die Stabilitätskonstante liegt somit in der gleichen Größenordnung wie die der Nitrilotriessigsäure, die einen
Wert von 6,4 besitzt. Die Komplexierung von Galciumionen durch Poly-a-oxyacrylsäure erfolgt, abgesehen von einer geringen Beeinflussung
durch statistische Verteilung, im stöchiometrischen Verhältnis von 1:3, d.h. daß zur Bindung von einem Calciumion
drei Carboxylgruppen beansprucht werden. Der Calcium-Chelatkomplex
läßt sich formelmäßig wie folgt darstellen:
-CH0 OH CH,
·. ca .-
0 0
Die Wirkung der erfindungsgemäßen Komplexbildner ist nicht nur auf deren Komplexierungsvermögen gegenüber Calciumionen oder
anderen Ionen beschränkt, vielmehr können sie darüberhinaus in Gegenwart von Carbonationen weitere Mengen Calciumionen in
Lösung halten. Eine Ausfällung von CaCCU tritt in Anwesenheit von Carbonationen erst beim Überschreiten des stöchiometrifichen
Verhältnisses von Poly-a-oxy-acrylsäure zu Ca-Ionen auf,
d.h. wenn je Calciumion v/eniger als zwei Carboxylgruppen vorfanden
sind.
Die erfindungsgemäßen Komplexbildner sind den herkömmlichen Komplexbildnern
technisch überlegen, da sie einerseits stickstoff- und phosphorfrei sind und keine Eutrophierurig von Gewässern
verursachen und andererseits gegenüber Calcium eine Komplex-
3Q9B37/0674 .
bindungskonstante in der technisch geforderten Größenordnung von 5 bis 8 besitzen.
Bei der Hydrolyse der Poly-oo-halogenacrylsäure wird, wie bereits
von Marvel in J. Am. Chem. Soc. 6_2 3495 (1940) beschrieben,
teilweise lactonisierte Poly-a-oxy-acrylsäure erhalten,
die je nach Art ihrer Herstellung bzw. entsprechend dem Grad der Kettenvernetzung in Wasser mehr oder weniger gut,, im allgemeinen
aber schlecht löslich ist, so daß sie auf einfache Weise,beispielsweise durch Filtration abgetrennt werden kann.
Die durch Neutralisation von Poly-a-oxy-acrylsäure mit äquivalenten
Mengen Alkali erhaltenen Alkalisalze sind in Wasser sehr gut löslich und werden für den Einsatz als Komplexbildner bevorzugt.
a) In einem mit Rührer und Rückflußkühler ausgestatteten Rundkolben
wurde eine Mischung aus 100 g a-Chloracrylsäure, 400
ml Benzol und 1 g Benzoylperoxid unter Stickstoffatmosphäre 3 Stunden zum Sieden erhitzt. Das ausgefallene Polymere wurde
abgetrennt und bei 40 C im Vakuum getrocknet. Die Ausbeute an Poly-a-chloracrylsäure betrug 100 % der Theorie.
b) Es wurde eine bei 30 C gesättigte, wäßrige Lösung von Polya-chloracrylsäure
hergestellt und diese Lösung 2 Stunden zürn Sieden erhitzt. Das ausgefallene Hydrolysat wurde chloridfrei gewaschen und bei 60 C im Vakuum getrocknet.
Die Ausbeute an zu etwa einem Drittel lactonisierter Polya-oxy-acrylsäure betrug 77 g oder 100 % der Theorie. Das Hy-■
drolysat besaß folgende Eigenschaften:
Gehalt an freien bzw. lactonisierten C00H-Gruppen:55,2 Gew.%
Calciumkomplexierungsvermögen: 160 mg Ca/g
Kalkbindevermögen: 265 mg Ca/g
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log K , ·. ρ ++ (gemessen bei einer Ionen-
s "caD.ua stärke von 0,1): 7,Ό
Molekulargewicht: 2.800
c) Durch Neutralisation von 25 g der unter b) erhaltenen PoIyoc-oxy-acrylsäure
mit 25 g einer 50%igen Natronlauge und Ver- , dampfen des Wassers wurde das Natriumsalz der Poly-oc-oxyacrylsäure
erhalten.
In einem mit Rührer und Rückflußkühler ausgestatteten Rundkolben wurden 180 g Polyacrylsäure mit einem Molekulargewicht von G.000
in 3000 g Eisessig bei 80 bis95°C gelöst. Nach Zugabe von 10 g PCIv und 5 g Jod wurden 400 g Brom zugetropft und die Temperatur langsam bis 105°C gesteigert. Dabei trat eine starke HBr-Entwicklung
auf. Nach beendeter Bromzugabe wurde das Gemisch bis zum Verschwinden des überschüssigen Broms unter Rückfluß
erhitzt und anschließend 1000 g Eisessig abdest.iliiert. Der nach
einiger Zeit entstandene Niederschlag von Poly-oc-bromacrylsäure
wurde abgetrennt und in 3 1 Wasser gelöst. Die' filtrierte Lösung
wurde zur Trockene eingedampft. Als Rückstand wurden 170·g PoIyoc-oxy-acrylsäure
erhalten. Das Hydrolysat besaß folgende Eigenschaften:
Calciumkomplexierungsvermögen: 78 mg Ca/g
Kalkbindevermögen 184 mg Ca/g
log K +r ·■ r„++ (gemessen bei einer Ionen-
otdDoa stärke von 0,1) 6,85.
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Claims (7)
1. Komplexbildner für mehrwertige Metallionen in wäßriger Lösung,
dadurch gekennzeichnet, daß sie aus Poly—α-oxy-acrylsäure
oder deren Alkalisalzen bestehen, wobei die Poly-ocoxy-acrylsäure
einen Mindestpolymerisationsgrad von 3 bzw. ein Mindestmolekulargewicht von 264 besitzt.
2. Komplexbildner nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Molekulargewicht der Poly-oc-oxy-acrylsäure etwa 800 bis
30.000 beträgt. -
3. Komplexbildner nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß zwei- oder dreiwertige Metallionen in wäßriger Lösung komplex gebunden werden.
k. Komplexbildner nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
Calcium- oder Magnesiumionen in wäßriger Lösung komplex gebunden werden.
5, Verfahren zur Herstellung von Poly-oc-oxy-acrylsäure, dadurch
gekennzeichnet, daß man Polyacrylsäure, gelöst in einem
inerten Lösungsmittel, in Gegenwart geringer Mengen von
Phosphortrichlorid und Spuren von Jod mit der stöchiometrischen Menge von Chlorgas oder Brom bei einer Temperatur von etwa 80 bis 950C umsetzt, nach beendeter Reaktion überschüssiges Chlorgas oder Brom durch Erhitzen des Reaktionsgemisches unter Rückfluß abtreibt und durch anschließendes Verdampfen eines Teils des Lösungsmittels Poly-oc-chlor- bzw. -bromacrylsäure ausfällt und abtrennt, worauf man die erhaltene Poly-oc-chlor- bzw. -bromacrylsäure in Wasser löst
und die filtrierte Lösung zur Gewinnung von Poly-oc-oxyacrylsäure zur Trockene eindampft.
inerten Lösungsmittel, in Gegenwart geringer Mengen von
Phosphortrichlorid und Spuren von Jod mit der stöchiometrischen Menge von Chlorgas oder Brom bei einer Temperatur von etwa 80 bis 950C umsetzt, nach beendeter Reaktion überschüssiges Chlorgas oder Brom durch Erhitzen des Reaktionsgemisches unter Rückfluß abtreibt und durch anschließendes Verdampfen eines Teils des Lösungsmittels Poly-oc-chlor- bzw. -bromacrylsäure ausfällt und abtrennt, worauf man die erhaltene Poly-oc-chlor- bzw. -bromacrylsäure in Wasser löst
und die filtrierte Lösung zur Gewinnung von Poly-oc-oxyacrylsäure zur Trockene eindampft.
- 9 7/..0.-.6.7-4'
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Polyacrylsäure in Eisessig, Trichloressigsäure oder Mischungen von Eisessig oder Trichloressigsäure mit Tetrachlorkohlenstoff
löst.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
daß man Polyacrylsäure mit Chlorgas öder Brom bei einer
Temperatur von 80 bis 11O0C umsetzt.
309837/0674
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