DE209331C - - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

- M 209331 KLASSE 636. GRUPPE

CLEMENS RAUTH in STUTTGART.

Lenk- und Bremsvorrichtung an Rodelschlitten.

Patentiert im Deutschen Reiche vom 28. April 1908 ab.

Den Gegenstand der Erfindung bildet eine Lenk- und Bremsvorrichtung an Rodelschlitten, bei dem abweichend von den bisher bekannten Schlittenarten während des Lenkens nicht die Kufe beansprucht wird, wodurch bekanntlich sehr häufig Unglücksfälle hervorgerufen wurden, indem die Kufe namentlich bei plötzlichen Eingriffen zersplitterte. Die Lenkvorrichtung besteht gemäß vorliegender Erfindung

ίο darin, daß zum Lenken nach links oder rechts die eine oder die andere Kufe gehoben wird und der Schlitten auf einer parallel zu den Hauptkufen liegenden Nebenkufe läuft, so lange, bis die. betreffende Hauptkufe wieder gesenkt wird. Die Bewegung des Anhebens der Kufe wird durch eine Schleppfeder gebremst. Die Bremsung kann jedoch durch Überwindung des Widerstandes der Schleppfeder überwunden werden, in welchem Falle die betreffende Kufe so weit gehoben wird, daß ein am hinteren Kufenende angebrachter Sporn in den Schnee bzw. das Eis eingreift. Selbstverständlich kann das Eingreifen beider Sporen erzielt werden, wenn beide Kufen* gleichzeitig über den Bremspunkt hinweg angehoben werden. Durch diese Anordnung wird einesteils ein leichtes Lenken ohne Beanspruchung der Kufen und andererseits zur plötzlichen Vermeidung etwaiger Unglücksfälle ein sofortiger Stillstand des Rodelschlittens erzielt, ohne daß derselbe beschädigt wird, wie dies bekanntlich häufig bei Bobsleighs bei Bremsung in schneller Fahrt der Fall ist.

Der Erfindungsgegenstand ist auf der Zeichnung dargestellt, und zwar in

Fig. ι in einer Seitenansicht des Rodelschlittens in Ruhelage, in

Fig. 2 in einer teilweise geschnittenen Vorderansicht.

Fig. 3 zeigt den Rodelschlitten in Lenkstellung.

Fig. 4 zeigt den Schlitten in der Stellung, in welcher der Begrenzungspunkt der Lenkung überschritten und die Kufe so weit gehoben ist, daß der am Ende angebrachte Eissporn in das Eis bzw. in den Schnee eingreift.

Fig. 5 ist eine vergrößerte beispielsweise Darstellung der Begrenzung des Anhebens der Kufenbewegung für die beiden obengenannten Zwecke, nämlich Lenken und Bremsen.

Der Rodelschlitten besteht aus dem Sitzbrett α und den beiden Laufkufen b, an denen mittels der Drehzapfen k innere Hilfskufen c angelenkt sind. An den hinteren Enden der Laufkufen b sind Eissporen I angebracht, die bei geringem Anheben der Kufen dicht über dem Eis bzw. dem Schnee hinweggleiten, bei stärkerem Anheben der Kufen jedoch in das Eis bzw. den Schnee eingreifen und den plötzlichen Stillstand des Rodelschlittens ohne übermäßige Beanspruchung der einzelnen Teile desselben bewirken. An der linken und rechten Seite des Rodelschlittengestelles sind zwei Hebel d um den Zapfen β drehbar angeordnet. Die beiden Zapfen β können auch als durchgehende Achse ausgeführt werden, falls eine diesbezügliche Versteifung des Schlittens wünschenswert sein sollte. Die oberen Enden der Lenkerärme d

sind die Handgriffe für den Fahrer, und 'die unteren Enden sind mittels Rollen, Zapfen f o. dgl. in einem auf den Hilfskufen c befestigten Lager h, und zwar in dessen Längsführung g, verschiebbar. In dieser Längsführung g ist eine Schleppfeder i angeordnet, welche die Bewegung des Zapfens f, beispielsweise auf halbem Wege der Führung g, begrenzt. Bei der Bewegung des Zapfens f

ίο nimmt der an diesen Zapfen angelenkte Hebel d die in Fig. 3 dargestellte obere Lage ein. Die betreffende Laufkufe b wird leicht vom Boden abgehoben, während die Hilfskufe c am Boden verbleibt. Der Rodelschlitten erlangt in dieser Stellung (Fig. 3) eine leichte Schwenkung. Wird die durch die Schleppfeder i erzeugte Begrenzung der Bewegung des Zapfens f durch Überwindung des Widerstandes der Schleppfeder überschritten und der Zapfen f in die Endstellung gebracht, wie in Fig. 4 dargestellt, so wird die äußere Kufe b so weit gehoben, daß der am hinteren Ende angeordnete Sporn I in das Eis eingreift. Für das Bremsen müssen beide Hebel d gleichzeitig bewegt werden. Die Begrenzung der Bewegung des Zapfens kann naturgemäß auch durch andere zweckentsprechende Einrichtungen geschehen, sofern der Fahrer in die Lage versetzt wird, die betreffende Kufe oder beide Kufen so weit zu heben, daß nicht nur eine Lenkung, sondern ein Eingriff der Sporen bzw. eine sofortige Bremsung des Rodelschlittens erfolgt.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Lenk- und Bremsvorrichtung an Rodelschlitten, gekennzeichnet durch an die Lauf kufen (b) angelenkte Hilfskufen, durch welche mittels Hebel (d) die Hauptkufen von der Fahrbahn gleichzeitig oder einzeln abgehoben werden, und durch mit den Laufkufen (b) starr befestigte Eissporen (I), die bei stärkerem Anheben der Laufkufen in das Eis eingreifen, zu dem Zweck, den Schlitten zu lenken bzw. zu bremsen, wobei die Hauptkufen von dem Gewicht des Schlittens entlastet werden.

   Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.