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Die Erfindung betrifft eine Schleifvorrichtung mit einer rotierenden Schleifscheibe und einer Schutzhaube.
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In Schleifvorrichtungen zum Längs- oder Querschleifen werden Schleifscheiben verwendet, die einen inneren Kernabschnitt und einen äußeren ringförmigen Schleifabschnitt haben, die miteinander verbunden sind, wobei der Schleifabschnitt aus einem körniges Schleifmittel enthaltenen Material besteht. Eine Schleifscheibe dieser Art wird beispielsweise in der
DE 601 13 319 T2 beschrieben. Solche Schleifscheiben werden beispielsweise bei der Weiterverarbeitung von Brammen verwendet, wo deren Oberfläche durch Schleifen bearbeitet wird, um dort vorhandene Fehlstellen wie Lunker abtragen zu können. Die Schleifscheibe besitzt im Schleifabschnitt Körner als Schleifmittel, mit denen ein Spanen mit geometrisch unbestimmten Schneiden durchführbar ist. Die Wahl der Schleifkörner richtet sich nach dem zu bearbeitenden Werkstück. Zumeist sollen die Schleifkörner eine große Härte, eine ausreichende Kornzähigkeit und Wärmebeständigkeit und eine geeignete Korngröße und Kornform besitzen. Häufig verwendete Schleifkörner bestehen aus Korund (Aluminiumoxid), Siliziumcarbid, kubischem Bornitrid oder aus Diamant.
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Die Schleifscheibe wird beim Schleifvorgang mit relativ hoher Geschwindigkeit gedreht, wobei Schleifgeschwindigkeiten von 80 m/s oder mehr üblich sind. Bei solchen Schleifgeschwindigkeiten entstehen erhebliche Fliehkräfte, die hohe Sicherheitsmaßnahmen erfordern. Eine besondere Gefahr für das Bedienungspersonal ergibt sich durch die relativ große Bruchempfindlichkeit der Schleifscheiben, die dazu führen kann, dass sich einzelne große Stücke der Schleifscheiben oder sogar Schleifabschnittssegmente ablösen. Trotz notwendiger Sicherungsmaßnahmen, nämlich eine Auswuchtung der Schleifscheibe, einer Klangprobe vor der Benutzungsaufnahme, einer sorgfältigen Aufspannung der Schleifscheibe und einer Einhausung in einer Schutzhaube reichen die Sicherheitsmaßnahmen vielfach nicht aus, um die Verletzungsgefahr der Bedienungspersonen durch abgeschleuderte Partikel zu verhindern.
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In der
DD-PS 140 659 wird eine Schutzhaube mit Verformungszone für umlaufende Werkzeuge beschrieben, die aus einer Mantelfläche des umlaufenden Werkzeugs zum größten Teil abdeckenden Umfangswand besteht, wobei ein Arbeitssektor mit Einlauf- und Auslauföffnung unbedeckt bleibt. Im Innern der Schutzhaube können verformbare oder metallische Elemente oder Schaumstoffschichten angeordnet sein, um die Energie der Schleifkörperbruchstücke aufzufangen.
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Auch die
DE-AS 22 32 350 beschreibt eine Schutzhaube für Umfangsschleifscheiben, die sowohl am inneren Umfang des Außenmantels als auch am äußeren Umfang des Innenmantels in Umfangsrichtung der Schleifscheibe deformierbare Elemente besitzt, die insbesondere bei einem Schleifscheibenbruch Teile der berstenden Schleifscheibe auffangen können.
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Es hat sich jedoch herausgestellt, dass solche Schutzhauben nicht ausreichend sind, da stets ein geringer Teil der Schleifscheibe von der Schutzhaube nicht abgedeckt wird, so dass außerhalb des Schutzraums abgesprengte Schleifscheibenpartikel ein großes Gefährdungspotential für das Bedienungspersonal darstellen.
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Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, hier Abhilfe zu schaffen.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird eine Schleifvorrichtung gemäß Anspruch 1 vorgeschlagen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass an der Schutzhaube hängende Ketten befestigt sind, die zumindest in zentrifugaler Richtung die Geschwindigkeit sich ablösender Schleifscheibenpartikel minimieren.
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Die Größe der einzelnen Kettenglieder sowie deren Gewicht sind dem jeweiligen Bedarfsfall anzupassen. Verwendet man beispielsweise Schleifscheiben mit einem Aussendruchmesser von ca. 600 mm, werden vorzugsweise Ketten mit Kettengliedern länglich runder Gestaltung verwendet, die eine Länge von 6 cm bis 8 cm, eine Breite von 4 cm bis 6 cm und einen Materialdurchmesser (Ringdurchmesser) von 1 cm bis 2 cm haben. Jedes Ringglied besitzt vorzugsweise ein Einzelgewicht von mindestens 1 kg. Im Falle des Absprengens von Schleifscheibenbruchstücken wird deren Energie zum größten Teil vernichtet, so dass die Schleifscheibenpartikel nach deren Abbremsung nach unten fallen.
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Vorzugsweise werden mehrere Ketten nebeneinander und/oder gestaffelt mehrere Reihen von Ketten hintereinander angeordnet. Der Abstand von nebeneinander aufgehängten Ketten wird so gewählt, dass er kleiner als die Größe der abgesprengten Partikel oder Segmente ist. Besonders vorteilhaft sind mehrere gestaffelt aufgehängte Ketten, deren Randbereiche sich in einer Projektion der zentrifugalen Richtung in einer Ebene überlappen, so dass eine Schutzhülle wie ein dichter Vorhang entsteht.
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Die Wirkung der Ketten bzw. Kettenreihen wird noch verbessert, wenn mindestens zwei Ketten, vorzugsweise alle Ketten jeweils durch ein oder mehrere Drahtseile miteinander verbunden sind. Die Drahtseile stellen dann Querverbinder dar, wodurch die miteinander verbundenen Ketten wie ein Auffangnetz wirken. Die Ketten können jeweils paarweise oder als Tripel oder allesamt durch Drahtseile miteinander verbunden sein. Von solchen Drahtseilen können gegebenenfalls auch mehrere übereinander angeordnet werden.
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Der besondere Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt darin, dass die in zentrifugaler Richtung angehängte Ketten, vorzugsweise Stahlketten preiswert in der Herstellung sind und auf einfache Weise an Schutzhauben, gegebenenfalls im Wege einer Nachrüstung befestigt werden können. Die Kettenglieder sind im gewünschten Anwendungszweck praktisch verschleißfrei, weil für deren Funktion etwaige Deformationen, die beim Auftreffen von Partikeln mit hoher Energie entstehen können, die Funktionalität der Kette nicht einschränken. Anders als Deformationszonen von Schutzhauben wird die Kette bzw. werden die Ketten beim Auftreffen von Schleifscheibenpartikeln aufgrund der nur einseitigen Einspannung leicht nach außen bewegt, wobei sie den größten Teil der kinetischen Energie der abgesprengten Schleifscheibenpartikel abfangen, jedenfalls verhindern diese Kettenglieder ein unerwünschtes Weiterfliegen.
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Weitere Vorteile der Erfindung sowie Ausführungsvarianten werden anhand der Zeichnung erläutert, die eine Teilansicht einer erfindungsgemäßen Schleifvorrichtung zeigt.
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Die endseitig eines Armes 10 in nach dem Stand der Technik bekannter Weise befestigte und mittels eines Motors antreibbare Schleifscheibe 11 ist teilweise von einer abschwenkbaren Schutzhaube 12 umhüllt, jedoch bleiben untere Teilbereich der angetriebenen Schleifscheibe 11 unabgedeckt. Bei Drehung der Schleifscheibe entstehen Schleifgeschwindigkeiten von 80 m/s und mehr, was dazu führt, dass abgelöste Partikel etwa in Richtung des Pfeils 14 tangential abgelöst werden und ohne weitere Schutzvorrichtungen sich im Werkstattraum frei bewegen können, wo sie eine Gefährdung des Bedienungspersonals darstellen. Um dies zu verhindern, sind mehrere nebeneinander oder hintereinander angeordnete Ketten 15, 16, 17 und 18 angeordnet, die aus einzelnen Kettengliedern bestehen, die ineinander greifen. Jedes Kettenglied ist beispielsweise 6 cm bis 8 cm lang, besitzt einen Ringdurchmesser von 1,5 cm sowie eine Querbreite von 4 cm bis 6 cm. Das Gewicht jedes Kettengliedes, das vorzugsweise aus Stahl besteht, beträgt 1 kg bis 2 kg, so dass eine 5-gliedrige Kette ein 5-faches Gesamtgewicht aufweist.
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Bezugszeichen 20 und 21 zeigen zwei Drahtseile, welche die Ketten 17, 18 und 19 in unterschiedlichen Höhen miteinander verbinden, wodurch eine Art „Netz” geschaffen wird, das verhindert, dass eine einzelne Kette, die zentral von einem abfliegenden Schleifscheibensegment getroffen wird, nur ausgelenkt wird, jedoch den Weiterflug dieses Schleifscheibensegmentes nicht verhindern kann. Die mit dieser Kette über Drahtseile verbundenen übrigen Ketten wirken in solchen Fällen stabilisierend.
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Der Abstand nebeneinander liegender Ketten ist so bemessen, dass keine abgelösten Schleifscheibenteile ungehindert hindurch fliegen können, so dass jedes abgeworfene Schleifscheibenteil bei einem Schleifscheibenbruch oder sonstigem groben Ablösen auf ein Kettenglied prallt. Werden mehrere Reihen von Ketten, die hintereinander angeordnet sind, verwendet, so sind die einzelnen Ketten gegeneinander versetzt aufgehängt, so dass in der Projektion eine aus mehreren Ketten bestehende „dichte” Wand geschaffen wird. Die Ketten sind am unseren Rand der Schutzhaube 12 befestigt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 60113319 T2 [0002]
- DD 140659 [0004]
- DE 2232350 [0005]