Die Erfindung betrifft einen Federstahl und ein Verfah
ren zu seiner Herstellung, insbesondere einen Federstahl, der
sich zur Herstellung hochfester Schraubenfedern zur Verwendung
in Fahrzeugen und Maschinen im allgemeinen eignet.
Die heutigen, zunehmend kompakten Hochleistungsfahrzeu
ge und Maschinen müssen mit stärkeren Federn ausgestattet wer
den. Besonders wichtig für die Federleistung sind die Ermü
dungsbeständigkeit und die Dauerermüdungsbeständigkeit. Spi
ralfedern werden durch Warm- oder Kaltwickeln hergestellt. Das
Kaltwickeln wird jedoch allgemein bei Federn angewandt, bei
denen nicht nur hohe Festigkeit, sondern auch ein kleiner
Drahtdurchmesser erforderlich ist, wie z. B. bei den Federn,
die in Ventilen von Fahrzeugmotoren eingesetzt werden. In
letzter Zeit ist das Kaltwickeln in zunehmendem Maße auch bei
Federn mit großem Drahtdurchmesser angewandt worden, wie z. B.
Tragfedern. Die herkömmliche Praxis bei kaltgewickelten Federn
war die Verwendung eines ölgehärteten Drahtes, der aus einem
Federstahl des Si-Mn-Systems oder des Si-Cr-Systems bestand,
wie im JIS G 4801 dargelegt. Außerdem war es üblich, wie z. B.
die (ungeprüfte japanische Patentanmeldung) JP-A-1-83 644 oder
JP-A-2-57 637 lehren, zum Erzielen einer noch höheren Festig
keit ölgehärteten Stahldraht zu verwenden, der durch Zusatz
von Mo, V und dergleichen zu dem obenerwähnten Basis- bzw.
Ausgangsfederstahl gewonnen wurde.
Bekannt ist, daß die Ermüdungsbeständigkeit und die
Dauerermüdungsbeständigkeit im allgemeinen durch Erhöhen der
Zugfestigkeit und der Härte des Federstahls verbessert werden
können. Im Falle einer hochfesten Feder mit einer Zugfestig
keit von mehr als 1960 MPa treten jedoch sehr häufig Bruchty
pen auf, die bei herkömmlicherweise verwendeten Stählen nied
riger Festigkeit nicht zu beobachten sind, wie z. B. ein Ermü
dungsbruch, der von nichtmetallischen Einschlüssen ausgeht,
und ein interkristalliner bzw. Korngrenzenbruch. Im Falle ei
ner kaltumgeformten Feder wird außerdem die Umformbarkeit
(Verarbeitungsfähigkeit zu Federn) des als Material verwende
ten ölgehärteten Drahtes zu einem wichtigen Faktor. Präzise
gesagt, wenn ein ölgehärteter Draht zur Fertigung einer Spi
ralfeder durch Kaltumformen verwendet wird, tritt beim Wickeln
wegen der niedrigen Bruchdehnung ein Bruch auf (im Zusammen
hang mit der vorliegenden Erfindung bedeutet Bruchdehnung die
"Sprödigkeit" des Stahls), wenn die Zugfestigkeit des ölgehär
teten Drahtes hoch ist.
Die JP-A-4-247 824 lehrt, daß durch Warmwickeln erfolg
reich eine hohe Festigkeit und eine gute Wickelfähigkeit er
zielt werden können. Es hat sich jedoch gezeigt, daß dieses
Verfahren im Vergleich zu dem gewöhnlich angewandten Kaltwic
kelverfahren bezüglich der Produktivität und der Durchführbar
keit ungünstig ist. In der JP-A-3-162 550 wird behauptet, daß
ein Bruch verhindert werden kann, indem man Restaustenit zum
Spannungsfreimachen durch die während des Wickelns auftreten
de, bearbeitungsinduzierte Umwandlung ausnutzt. Die Wirkung
des Restaustenitanteils ist jedoch nicht gesichert. Man hat
zwar festgestellt, daß der Dehnungswert in einem Zugversuch
mit steigendem Restaustenitanteil zunimmt, aber es zeigt sich,
daß der Biegewinkel eines gekerbten Probekörpers in einem Bie
geversuch durch einen steigenden Restaustenitanteil unbeein
flußt bleibt oder sogar zunimmt.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin,
einen Stahldraht für hochfeste Federn bereitzustellen, der so
wohl eine hohe Festigkeit als auch eine gute Verarbeitungsfä
higkeit zu Federn aufweist. Eine weitere Aufgabe der vorlie
genden Erfindung ist die Bereitstellung eines Verfahrens zur
Herstellung des Stahldrahts.
Eine hohe Festigkeit von 1960 MPa oder mehr ist zur
Verbesserung der Ermüdungsbeständigkeit und der Dauerermü
dungsbeständigkeit von Federn unentbehrlich. Ein besonderes
Verfahren, das in letzter Zeit häufig angewandt wird, um eine
hohe Festigkeit zu erzielen, ist eine Nitrierbehandlung. Es
wird eine hohe Nitriertemperatur von 380°-580°C benutzt. In
solchen Fällen wird die Anlaßerweichungs- bzw. Anlaßentfesti
gungsbeständigkeit gewöhnlich erhöht, indem außer der herkömm
lichen C- und Si-Zugabe V, Mo, Ti, Nb oder dergleichen zuge
setzt werden. Diese Elemente werden auch erfindungsgemäß zugesetzt.
Sogar beim einfachen Ermüdungsversuch bricht eine Fe
der, die aus einem Stahl mit erhöhter Festigkeit hergestellt
wird und deren Zugfestigkeit höher als 1960 MPa ist, nach ei
nem anderen Bruchmechanismus als herkömmliche Stähle. Im Ver
gleich zu herkömmlichen Stählen entstehen Brüche charakteri
stischerweise öfter an kleineren nichtmetallischen Einschlüs
sen oder treten als interkristalline bzw. Korngrenzenbrüche
auf. Es ist daher wichtig, die Größe nichtmetallischer Ein
schlüsse zu verringern, die zu Ausgangspunkten für Brüche wer
den können, die Korngrenzen zu säubern, um die Korngrenzenfe
stigkeit zu erhöhen, und insbesondere den Gehalt an P und S zu
verringern, d. h. derjenigen Elemente, welche die Korngrenzen
festigkeit durch Abscheidung an den Korngrenzen verringern.
Durch Zugabe der obenerwähnten Legierungselemente zum
Erzielen einer hohen Festigkeit verschlechtert sich gewöhnlich
die Verarbeitungsfähigkeit zu Federn in nicht akzeptierbarem
Maße. Der ölgehärtete Draht, der allgemein als Material für
hochfeste kaltumgeformte Federn eingesetzt wird, wird durch
Strangverarbeitung hergestellt, wobei zu Draht gezogener Stahl
kontinuierlich abgeschreckt und angelassen wird. Diese Strang
verarbeitung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie eine effizi
ente Ausführung des Abschreckens/Anlassens in einer sehr kur
zen Wärmebehandlungszeit ermöglicht, aber zur Entstehung von
ungelösten, in der Matrix zurückbleibenden Carbonitriden
führt, da die Erwärmungsdauer für die Überführung der Legie
rungselemente in feste Lösung bzw. Mischkristallform kürzer
ist als die Wärmebehandlungsdauer einer warmumgeformten Feder.
Da diese Carbonitride zu Keimen für die Kristallkornbildung
während der Rekristallisation werden, verfeinern sie die Kri
stallkorngrenzen und erhöhen die Streckgrenzenfestigkeit. Mit
steigender Streckgrenze nimmt die Bruchdehnung ab, und die
Kerbempfindlichkeit nimmt zu. Dies führte zu der Entdeckung,
daß demgemäß die Kaltverarbeitungsfähigkeit zu Federn verbes
sert werden kann, indem man den Anteil an Carbonitriden ver
ringert, der nicht in Mischkristallform übergeht. Zu diesem
Zweck ist es wirkungsvoll, die Streckgrenze zu erniedrigen und
dabei die Carbonitride während der tatsächlichen Wärmebehand
lungsdauer zu kontrollieren.
Die Zugabe der obenerwähnten Legierungselemente führt
gewöhnlich auch dazu, daß Restaustenit an den Abscheidungs-
bzw. Seigerungsstellen und in der Nähe der alten Austenitkorn
grenzen zurückbleibt. In bestimmten Fällen erhöht Restaustenit
die Verformbarkeit durch Freisetzen von Spannungsenergie mit
tels bearbeitungsinduzierter Umwandlung, aber im allgemeinen
verschlechtert es die Umformbarkeit beim eigentlichen Kaltwic
keln. Obwohl Restaustenit durch bearbeitungsinduzierte Umwand
lung in Martensit übergeht, erzeugt eine während der Federher
stellung auftretende induzierte Umwandlung in dem Stahl lokale
Stellen von hoher Härte. Wenn bei der Handhabung entstehende
Stoßstellen und Kratzer oder andere unvermeidbare kleine Ober
flächenfehler dieser Art auftreten, wandeln sich die Umgebun
gen der Fehler in sehr harte Martensitabschnitte um und führen
zu einer außergewöhnlichen lokalen Sprödigkeit. Es wurde fest
gestellt, daß diese sehr harten lokalen Stellen die Wickelfä
higkeit verschlechtern, indem sie zu Fehlern werden, die wäh
rend des Wickelns der Federn zum Bruch führen können. Beim
Kaltwickeln von hochfestem Stahl ist es daher wirksam, die Um
formbarkeit durch Minimieren des Restaustenits und Unterdrüc
ken der Entstehung von bearbeitungsinduziertem Martensit zu
verbessern.
Daher stellt die vorliegende Erfindung nach einem ihrer
Aspekte bereit:
(1) Einen Stahldraht für hochfeste Federn, der die fol
genden Stahlbestandteile in Gew.-% aufweist:
C: 0,4-0,7%
Si: 1,2-2,5%
Mn: 0,1-0,5%
Cr: 0,4-2,0% und
Al: 0,0001-0,005%, und
mit den folgenden Begrenzungen:
P: höchstens 0,015% und
S: höchstens 0,015%,
wobei der Rest aus Fe und unvermeidbaren Verunreinigungen be
steht, wobei der Stahl keine nichtmetallischen Einschlüsse mit
einer Größe von mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von minde
stens 1960 MPa und ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von
mindestens 0,8 und höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenver
hältnis (σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und einen Restaustenitan
teil von höchstens 6% aufweist.
Nach einem anderen Aspekt stellt die vorliegende Erfin
dung bereit:
(2) Einen Stahldraht für hochfeste Federn, der die fol
genden Stahlbestandteile in Gew.-% aufweist:
C: 0,4-0,7%
Si: 1,2-2,5%
Mn: 0,1-0,5%
Cr: 0,4-2,0%
Al: 0,0001-0,005%, und
V: 0,050-0,4%,
wobei der Anteil von Mn + V höchstens
6% beträgt,
mit den folgenden Begrenzungen:
P: höchstens 0,015% und
S: höchstens 0,015%,
wobei der Rest aus Fe und unvermeidbaren Verunreinigungen be
steht, wobei der Stahl keine nichtmetallischen Einschlüsse mit
einer Größe von mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von minde
stens 1960 MPa und ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von
mindestens 0,8 und höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenver
hältnis (σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und einen Restaustenitan
teil von höchstens 6% aufweist.
Nach einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Er
findung bereit:
(3) Einen Stahldraht für hochfeste Federn gemäß den
obigen Aspekten (1) oder (2), der zusätzlich zu den festge
setzten chemischen Bestandteilen den folgenden Bestandteil in
Gew.-% aufweist:
Ni: 0,1-2,0%,
wobei der Stahl keine nichtmetallischen Einschlüsse mit einer
Größe von mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von mindestens
1960 MPa und ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von minde
stens 0,8 und höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenverhältnis
(σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und einen Restaustenitanteil von
höchstens 6% aufweist.
Nach einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Er
findung bereit:
(4) Einen Stahldraht für hochfeste Federn gemäß den
obigen Aspekten (1) bis (3), der zusätzlich zu den festgesetz
ten chemischen Bestandteilen den folgenden Bestandteil in
Gew.-% aufweist:
Mo: 0,1-2,0%,
wobei der Stahl keine nichtmetallischen Einschlüsse mit einer
Größe von mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von mindestens
1960 MPa und ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von minde
stens 0,8 und höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenverhältnis
(σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und einen Restaustenitanteil von
höchstens 6% aufweist.
Nach einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Er
findung bereit:
(5) Einen Stahldraht für hochfeste Federn gemäß den
obigen Aspekten (1) bis (4), der zusätzlich zu den festgesetz
ten chemischen Bestandteilen einen oder beide der folgenden
Bestandteile in Gew.-% aufweist:
Nb: 0,005-0,05% und
Ti: 0,005-0,05%,
wobei der Stahl keine nichtmetallischen Einschlüsse mit einer
Größe von mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von mindestens
1960 MPa und ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von minde
stens 0,8 und höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenverhältnis
(σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und einen Restaustenitanteil von
höchstens 6% aufweist.
Nach einem weiteren Aspekt stellt die vorliegende Er
findung bereit:
(6) Ein Verfahren zur Herstellung eines Stahldrahts für
hochfeste Federn mit einem Schritt zur Wärmebehandlung eines
Stahls mit der in einem der obigen Aspekte (1) bis (5) festge
setzten chemischen Zusammensetzung bei einer Temperatur von
mindestens 920°C und einer Temperatur des Drahtes beim Ab
schrecken von höchstens 45°C, um einen Stahldraht zu erhalten,
der keine nichtmetallischen Einschlüsse mit einer Größe von
mehr als 15 µm, eine Zugfestigkeit von mindestens 1960 MPa und
ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von mindestens 0,8 und
höchstens 0,9 oder ein Streckgrenzenverhältnis (σ0,2/σB) von
mindestens 0,8 und einen Restaustenitanteil von höchstens 6%
aufweist.
Nachstehend werden bevorzugte Ausführungsformen der Er
findung in Verbindung mit den Zeichnungen beschrieben. Dabei
zeigen:
Fig. 1 ein Diagramm, das die Änderung der Umformbarkeit
durch Biegen bzw. der Biegefähigkeit als Funktion der Erwär
mungstemperatur darstellt;
Fig. 2 ein Diagramm, das die Änderung der Biegefähig
keit als Funktion des Restaustenitanteils darstellt;
Fig. 3 ein Diagramm, das durch die vorliegende Erfin
dung festgesetzte Restaustenit- und Streckgrenzenverhältnisbe
reiche darstellt;
Fig. 4 ein Diagramm, das durch die vorliegende Erfin
dung festgesetzte Restaustenit- und Streckgrenzenverhältnisbe
reiche darstellt.
Die Erfinder haben einen Stahldraht erfunden, der so
wohl die Forderung nach hoher Festigkeit als auch die Forde
rung nach Umformbarkeit nach dem Abschrecken/Anlassen erfüllt,
und erfanden außerdem ein Verfahren zur Herstellung des Stahl
drahts. Diese Erfindungen werden nachstehend näher erläutert.
Alle Prozentangaben sind Gewichtsprozent, falls nicht aus
drücklich anders angegeben.
Kohlenstoff (C) ist ein Element, das die Grundfestig
keit stark beeinflußt. Sein Gehalt ist auf 0,4-0,7% festge
setzt, um eine ausreichende Festigkeit sicherzustellen. Bei
einem Gehalt von weniger als 0,4% kann eine Zugfestigkeit von
mindestens 1960 MPa nicht erreicht werden. Der obere Grenzwert
ist auf 0,7% festgesetzt, da ein Gehalt von mehr als 0,7% zu
einem annähernd hypereutektischen Zustand führt, in dem C
leicht durch Verbindung mit V, Nb, Mo, Ti usw. Carbide bildet.
Silizium (Si) ist ein Element, das notwendig ist, um
Festigkeit, Härte und Dauerermüdungsbeständigkeit sicherzu
stellen. Der untere Grenzwert ist auf 1,2% festgesetzt, da Fe
stigkeit und Dauerermüdungsbeständigkeit bei einem niedrigeren
Gehalt unzureichend sind. Die Zugabe eines hohen Si-Anteils
macht den Stahl hart und außerdem spröde, in welchem Falle
beim Wickeln nach dem Ölhärten das Auftreten eines Bruches
wahrscheinlich ist. Der obere Grenzwert ist daher auf 2,5%
festgesetzt, um ein Verspröden nach dem Abschrecken/Anlassen
zu verhindern.
Mangan (Mn) beschränkt die Festigkeitsminderung, indem
es den im Stahl vorhandenen Schwefel (S) als MnS bindet. Der
untere Grenzwert des Mn-Gehalts ist auf 0,1% festgesetzt, um
eine angemessene Festigkeit sicherzustellen. Der obere Grenz
wert ist auf 0,5% festgesetzt. Der Grund dafür wird nachste
hend erläutert. Bei hohem Mn-Gehalt besteht sogar beim Walzen
vor dem Ziehen die Neigung zum Auftreten von lokalen Unterküh
lungsgefügen. Obwohl das Walzen normalerweise sorgfältig aus
geführt wird, um keine derartigen Unterkühlungsgefüge zu er
zeugen, besteht bei hohem Mn-Gehalt wegen des Mikroseigerungs
effekts eine hohe Wahrscheinlichkeit für ihr plötzliches Auf
treten. Derartige Unterkühlungsgefüge werden zu einer Ursache
des Drahtbruchs beim nachfolgenden Drahtziehschritt. In dem
vor dem Ziehen ausgeführten Profilier- oder Schälschritt er
schwert Mn außerdem die Bildung von Martensit in der Oberflä
chenschicht durch die Behandlungswärme. Mn ist außerdem ein
Element, das den Restaustenitanteil deutlich beeinflußt. Daher
ist die Zugabe eines großen Mn-Anteils nicht zulässig, da das
weiter unten in der vorliegenden Beschreibung erläuterte Her
stellungsverfahren erfordert, daß der Restaustenitanteil nach
dem Ölhärten auf höchstens 6% gehalten wird. Bei der vorlie
genden Erfindung wird der zur Begrenzung des S-Gehalts zuge
setzte Mn-Anteil auf den minimalen Anteil festgesetzt, der zum
Erzielen der erforderlichen mechanischen Eigenschaften benö
tigt wird.
Chrom (Cr) verbessert das Abschreckverhalten und ver
leiht Anlaßerweichungs- bzw. Anlaßentfestigungsbeständigkeit.
Im Falle eines Stahls, der einem Nitrieren ausgesetzt wird,
verbindet sich Cr außerdem mit N zu Nitriden und härtet den
Stahl. Dieser Effekt ist geringfügig bei einem Gehalt von we
niger als 0,4%. Andererseits führt ein Gehalt von mehr als
2,0% zur Bildung von Carbiden des Cr-Systems, die das Bruch
verhalten beeinträchtigen. Der Cr-Gehalt wird daher auf 0,4-
2,0% festgesetzt.
Phosphor (P) weist eine stahlhärtende Wirkung auf,
scheidet sich aber auch ab und führt zum Verspröden des
Stahls. Insbesondere beeinträchtigt er die Korngrenzenfestig
keit, erniedrigt den Schlagfestigkeitswert und wird zu einer
Ursache der verzögerten Rißbildung und dergleichen, indem er
das Eindringen von Wasserstoff zuläßt. Ein niedrigerer P-
Gehalt ist daher besser. Der obere Grenzwert von P wird daher
auf höchstens 0,015% festgesetzt, d. h. auf den Wert, oberhalb
dessen die Versprödung ausgeprägt wird.
Schwefel (S) führt ebenso wie P zur Stahlversprödung.
Diese Wirkung von S kann zwar durch Mn vermindert werden, aber
das entstehende MnS nimmt die Form von Einschlüssen an, die
das Bruchverhalten verschlechtern. Der S-Gehalt muß gleich
falls so begrenzt werden, daß der zugesetzte Mn-Anteil einge
schränkt werden kann, um die schädlichen Auswirkungen der Mn-
Zugabe zu minimieren. Der S-Gehalt sollte daher so niedrig wie
möglich gehalten werden, und sein oberer Grenzwert wird auf
0,015% festgesetzt, d. h. auf den Wert, oberhalb dessen seine
schädlichen Auswirkungen ausgeprägt werden.
Vanadium (V) kann zugesetzt werden, um die Erweichungs
beständigkeit zu erhöhen. Ein besonderes, in letzter Zeit häu
fig angewandtes Verfahren, um hochfeste Federn zu erhalten,
ist die Nitrierbehandlung. Die bei dieser Behandlung verwende
te hohe Temperatur von 380-580°C führt zur Abnahme der Stahl
härte. V ist ein wirksames Element, um diese Abnahme zu ver
hindern. Diese Wirkung von V ist im wesentlichen gleich null
bei einem Gehalt von weniger als 0,05%. Wenn andererseits der
V-Anteil größer als 0,4% ist, dann geht nicht die gesamte V-
Menge in Mischkristallform über, und es bilden sich grobe Ein
schlüsse, welche die Zähigkeit des Stahls verringern. Ebenso
wie Mn ist auch V ein Element, das die Bildung von Restau
stenit beeinflußt. Der Restaustenitanteil kann daher nicht auf
höchstens 6% gehalten werden, wenn die Anteile von Mn und V
zusammengenommen mehr als 0,6% betragen. Mn + V wird daher auf
höchstens 0,6% begrenzt.
Nickel (Ni) verbessert das Abschreckverhalten und er
möglicht eine stabile Festigkeitserhöhung durch Wärmebehand
lung. Da Ni auch die Verformbarkeit verbessert, verhindert es
einen Bruch beim Kaltwickeln und verbessert das Bruchverhalten
der Federn. Die Wirkungen von Ni werden bei einem Gehalt von
weniger als 0,1% nicht beobachtet und erreichen bei einem Ge
halt von mehr als 2,0% eine Sättigung.
Titan (Ti) und Niob (Nb) bilden Nitride und Carbide,
die zur Austenitkornverfeinerung und Ausscheidungshärtung bei
tragen. Diese Elemente rufen bei einem Gehalt unter 0,005%
keine beobachtbare Wirkung hervor und neigen bei einem Gehalt
von mehr als 0,05% dazu, während einer Wärmebehandlung als un
gelöste Ausscheidungen zurückzubleiben. Die ungelösten Aus
scheidungen; die grobkörnig sind, wirken gewöhnlich als Aus
gangspunkte für Brüche und tragen nicht zur Austenitkornver
feinerung und Ausscheidungshärtung bei.
Aluminium (Al) ist ein oxidbildendes Element, das bei
der Stahlherstellung gewöhnlich zur Desoxidation eingesetzt
wird. Wenn jedoch ein großer Al-Anteil einem hochfesten Stahl
zugesetzt wird, der mit einem kleinen Durchmesser gefertigt
werden soll, wie z. B. bei einer Ventilfeder, dann wirkt das
dadurch gebildete Al2O3 gewöhnlich als Bruchausgangspunkt. Das
während der Stahlherstellung gebildete Al2O3 ist sogar nach
dem Durchlauf durch das Walzen/Ziehen wegen seiner Weichheit
nicht zerkleinert und bildet gewöhnlich einen Ausgangspunkt
für Spannungskonzentration. Da seine Verformbarkeit sich von
derjenigen der Matrix unterscheidet, tritt außerdem wegen der
Konzentration der Spannung um das Al2O3 herum unter Belastung
wahrscheinlich eine Rißbildung auf. Da das Al2O3 daher gewöhn
lich als Bruchausgangspunkt wirkt, verschlechtert es die
Bruchfestigkeit der Feder. Der Al-Gehalt sollte daher einge
schränkt werden.
Bei der Stahlherstellung nach gegenwärtig verfügbaren
Technologien ist jedoch die Desoxidation unbedingt erforder
lich. Da die Zugabe von desoxidierenden Elementen daher unver
meidbar ist, wird ein Verfahren zur Verminderung der Oxidgröße
benötigt. Dies kann durch Ausbildung eines Mischoxids erreicht
werden, das Al einschließt (z. B. ein Oxid des Mn-Si-Al-
Systems), und das relativ weich ist. Da ein derartiges
Mischoxid in den Walz- und Ziehphasen zerkleinert und verfei
nert wird, bildet es keine Bruchausgangspunkte. Die Zugabe ei
nes geringen Anteils Al zum Erweichen der Oxide des Mn-Systems
und des Si-Systems ist daher vorzuziehen. Der obere Grenzwert
des Al-Gehalts wird auf 0,005% festgesetzt, da sich bei höhe
ren Gehalten grobkörniges Al2O3 bildet. Der untere Grenzwert
des Al-Gehalts wird auf 0,0001% festgesetzt, so daß Al für die
positive Oxiderweichung verwendet werden kann. Bei einem Ge
halt von weniger als 0,0001% werden keine weichen Oxide gebil
det, die Al enthalten, und statt dessen bilden sich Oxide des
Si-Systems und verschlechtern die Ermüdungsbeständigkeit.
Molybdän (Mo) ist ein Element, das Erweichungsbestän
digkeit nach dem Abschrecken und Anlassen verleiht. Es unter
drückt die Stahlerweichung und verleiht die erforderliche Fe
stigkeit, selbst wenn eine Hochtemperaturbehandlung ausgeführt
wird, wie z. B. das Nitrieren. Bei einem Gehalt von weniger
als 0,1% hat Mo eine geringe Wirkung. Bei einem Gehalt von
mehr als 2,0% bildet Mo ein Carbid in dem Stahl, das eine
schädliche Wirkung hat, indem es das Bruchverhalten ver
schlechtert. Der untere Grenzwert des Mo-Gehalts wird daher
auf 0,1%, sein oberer Grenzwert auf 2,0% festgesetzt.
Nichtmetallische Einschlüsse bestehen aus harten Oxi
den, Nitriden und Sulfiden. Große Einschlüsse haben einen un
günstigen Einfluß auf die Ermüdungsfestigkeit. Bei dem erfin
dungsgemäßen hochfesten Stahldraht, dessen Zugfestigkeit min
destens 1960 MPa beträgt, werden sogar kleine Einschlüsse zu
Bruchausgangspunkten. Bei dem Härtegrad des erfindungsgemäßen
Stahldrahts beträgt die maximale Größe, bei der Einschlüsse
keine ungünstige Wirkung haben, 15 µm. Dieser Wert wird daher
als oberer Grenzwert der Einschlußgröße festgesetzt. Die Größe
von nichtmetallischen Einschlüssen, wie sie für den Zweck der
vorliegenden Erfindung definiert ist, wird mit Hilfe einer
Bildverarbeitungseinheit bestimmt, die mit einem Lichtmikro
skop verbunden ist, um Einschlüsse innerhalb einer Fläche von
2000 mm2 eines Längsschnitts in einem zufällig ausgewählten
Abschnitt des Stahldrahts zu beobachten und den äquivalenten
Kreisdurchmesser des größten beobachteten nichtmetallischen
Einschlusses zu messen.
Ein Stahldraht von ausreichender Festigkeit, um die
Herstellung einer hochfesten Feder zu ermöglichen, muß eine
Zugfestigkeit von nicht weniger als 1960 MPa aufweisen. Bei
einem niedrigeren Wert unterscheidet sich die Leistung einer
Spiralfeder nicht von derjenigen einer Feder, die unter Ver
wendung eines herkömmlichen Stahldrahts hergestellt wird. Wie
weiter oben dargelegt, muß jedoch unter dem Gesichtspunkt der
Verabeitungsfähigkeit zu Federn beim Wickeln die Streckgrenze
des Stahldrahts berücksichtigt werden. Der Grund dafür ist,
daß die Kaltumformung der Feder durch plastische Verformung in
der Nähe der Raumtemperatur erfolgt, so daß im Falle eines
Stahls, dessen Ausgangsspannung der plastischen Verformung und
Bruchspannung sich nicht stark unterscheiden, die Formgebung
unter einer Spannungsbelastung unmittelbar vor dem Bruch aus
geführt werden muß. Unter solchen Bedingungen ist die Wickel
fähigkeit schlecht, da die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs we
gen einer leichten Schwankung, Stoßstellenbildung und derglei
chen während der Fertigung äußerst hoch wird.
Es läßt sich daher denken, daß sich die Wickelfähigkeit
eines Stahls mit zunehmender Differenz zwischen der Ausgangs
spannung seiner plastischen Deformation und der Bruchspannung
verbessert. Durch eine in dieser Absicht durchgeführte Unter
suchung wurde festgestellt, daß es bei Verwendung des Streck
grenzenverhältnisses als Kennziffer für die Differenz zwischen
der Ausgangsspannung der plastischen Deformation und der
Bruchspannung genügt, im Falle einer Zugspannung von 1960 MPa
das Streckgrenzenverhältnis auf einen Wert von höchstens 0,9
festzusetzen. Wenn andererseits das Streckgrenzenverhältnis
niedriger ist als 0,8, dann zeigt sich keine ausreichende Dau
erermüdungsbeständigkeit. Das Streckgrenzenverhältnis darf da
her nicht kleiner als 0,8 sein. Zu beachten ist jedoch, daß
diese Grenzwerte nicht absolut sind, sondern in Abhängigkeit
von Restaustenitanteil variieren. Wenn der Restaustenitanteil
niedriger als 6% ist, dann ist das Kaltwickeln sogar bei einem
höheren Streckgrenzenverhältnis als 0,9 möglich.
Das bei der vorliegenden Erfindung definierte Streck
grenzenverhältnis (σ0,2/σB) wird nachstehend erläutert. σ0,2
ist der Wert, den man mit Hilfe des Verfahrens der bleibenden
Dehnung zur Berechnung der Last bei einer bleibenden Dehnung
von 0,2% unter der nach JIS Z 2241 (1993 festgesetzter Stan
dard) vorgeschriebenen Streckspannung und Dividieren des Er
gebnisses durch die ursprüngliche Querschnittsfläche des Pro
bekörpers erhält. σB ist der Wert, den man durch Dividieren
der maximalen Zugspannung bei der nach JIS Z 2241 vorgeschrie
benen Zugfestigkeit durch die ursprüngliche Querschnittsfläche
des Probekörpers erhält. Das Verhältnis von σ0,2 zu σB
(σ0,2/σB) wird als Streckgrenzenverhältnis bezeichnet.
Nachstehend wird erläutert, weshalb der Restaustenitan
teil auf einen Wert von höchstens 6% festgesetzt ist. Rest
austenit bleibt gewöhnlich an Ausscheidungsstellen und in der
Nähe von alten Austenitkorngrenzen zurück. Restaustenit geht
zwar durch bearbeitungsinduzierte Umwandlung in Martensit
über, aber es wurde festgestellt, daß eine induzierte Umwand
lung, die während der Federherstellung auftritt, statt dessen
eine Verschlechterung der Federwickelfähigkeit bewirkt, indem
sie in dem Stahl lokale Stellen von hoher Härte erzeugt. Au
ßerdem ist es in letzter Zeit üblich geworden, Federn einer
Oberflächenhärtung durch plastische Verformungsbehandlung zu
unterwerfen, wie z. B. durch Strahlentzundern oder Vorspannen.
Wenn der Fertigungsprozeß mehrere plastische Verformungs
schritte dieser Art enthält, dann verringert das in Frühstadi
en ausgebildete, bearbeitungsinduzierte Martensit die Bruch
dehnung und verschlechtert dadurch die Umformbarkeit und/oder
das Bruchverhalten der Feder beim Gebrauch. Wenn außerdem
Stoßstellen oder andere großtechnisch unvermeidbare Deforma
tionen entstehen, dann tritt beim Wickeln leicht ein Bruch
auf. Die Umformbarkeit wird daher verbessert, indem das Re
staustenit auf ein Mindestmaß reduziert wird, um die Bildung
von bearbeitungsinduziertem Martensit einzuschränken.
Nachstehend wird das Verfahren zur Herstellung von
Stahldraht erläutert. Die Erwärmungstemperatur ist auf minde
stens 920°C festgesetzt, da der Federstahl auf eine Temperatur
erwärmt werden muß, die hoch genug ist, um nicht nur die
Austenitbildung zu ermöglichen, sondern auch Ausscheidungen
vollkommen aufzulösen. Dies ist notwendig, weil die durch Mo,
V, Ti, Nb usw. gebildeten Ausscheidungen als ungelöste Aus
scheidungen zurückbleiben, wenn die Lösungsglühbehandlung vor
dem Abschrecken unzureichend ist. Ungelöste Ausscheidungen
werden beim Wickeln zu Bruchausgangspunkten und tragen nicht
zur Ausscheidungshärtung bei, da sie sich vergrößern und die
Anzahl der Ausscheidungen vermindern. Die ungelösten Ausschei
dungen wirken folglich dem Zweck entgegen, zu dem die Elemente
ursprünglich zugesetzt wurden. Auf sie ist daher während der
Wärmebehandlung sorgfältig achtzugeben. Als Faustregel wurde
festgestellt, daß die Ausscheidungshärtung und die Verhinde
rung eines Bruchs während des Wickelns wirksam verbessert wer
den können, indem man den Anteil der Ausscheidungen des Mo-,
V-, Ti- und Nb-Systems, der in feste Lösung bzw. Mischkri
stallform übergeht, nicht kleiner als 0,1% macht.
Der Anteil der Ausscheidungen des Mo-, V-, Ti- und Nb-
Systems in Mischkristallform wird nachstehend ausführlicher
diskutiert. V weist eine gute Affinität zu Kohlenstoff und
Stickstoff auf und bildet Verbindungen mit einer Grundzusam
mensetzung, die als MC-Typ dargestellt wird. Im Austenitbe
reich ändern sich deren Formen mit dem Erwärmen. Wenn man das
Verhalten ungelöster Carbide untersucht und V als Beispiel
nimmt, wird V4C3 ausgeschieden und führt im Verlauf des Ab
schreckens/Anlassens zur Ausscheidungshärtung.
V4C3 = 4Vγ + 3Cγ (C = 0,5%) (1)
log[%V]γ[%C]γ = -(30400/T) + 20,88 (2)
Zwar existieren auch andere Carbid- und Nitridformen,
wie z. B. VC und VN, aber sie werden hier nicht im Detail dis
kutiert, und es wird nur eine allgemeine Analyse vorgenommen.
Aus diesen Gleichungen läßt sich der Anteil an Kohlenstoff in
Mischkristallform bei jeder vorgegebenen Erwärmungstemperatur
berechnen. Man wird feststellen, daß die Temperatur ein äu
ßerst wichtiger Faktor ist. Bei den Gleichungen wird ein
Gleichgewichtszustand angenommen. Es besteht die Ansicht, daß
der Kohlenstoffanteil in Mischkristallform beim tatsächlichen
kurzzeitigen Erwärmen noch niedriger ist. Es ist bekannt, daß
ähnliche Beziehungen auch für Nb und Ti gelten.
NbC = Nbγ + Cγ (3)
log[%Nb]γ[%C]γ = -(7970/T) + 3,31 (4)
TiC = Tiγ + Cγ (C = 0,5%) (5)
log[%Ti]γ[%C]γ = -(10475/T) + 4,68 (6)
Diese Gleichungen zeigen auch, daß der Anteil jedes der
zugesetzten Elemente, der in feste Lösung bzw. Mischkristall
form übergeht, mit steigender Erwärmungstemperatur zunimmt.
Für Mo ist zwar wegen der Komplexität seiner Oxidformen keine
entsprechende Formel verfügbar, aber der in Mischkristallform
übergehende Mo-Anteil nimmt gleichfalls mit steigender Tempe
ratur zu. Andererseits nimmt die Streckgrenze mit steigender
Temperatur ab. Im Biegeversuch mit gekerbtem Probekörper (bei
dem der Biegewinkel gemessen wird, bis zu dem ein gekerbter
Probekörper gebogen werden kann, bevor er bricht), der zur Be
urteilung der Verformbarkeit von Federstahl mit einem Fehler
verwendet wird, stellt man fest, daß der Biegewinkel mit ab
nehmender Streckgrenze zunimmt, d. h. daß sich die Wickelfä
higkeit verbessert.
Angesichts der vorerwähnten Erkenntnisse führten die
Erfinder eine Untersuchung zur Erwärmungstemperatur durch und
stellten fest, daß die bezüglich des ersten und des sechsten
Aspekts der Erfindung dargelegten Eigenschaften erzielt werden
können, indem ein Stahl mit der chemischen Zusammensetzung,
wie in einem der ersten bis fünften Aspekte definiert, einer
Wärmebehandlung bei einer Temperatur von nicht weniger als
920°C unterworfen wird.
Nachstehend wird ein Verfahren zur Herstellung des
Stahldrahts erläutert, das es ermöglicht, den Restaustenitan
teil auf einem Wert von höchstens 6% zu halten. Ölgehärteter
Draht wird in einem dreistufigen Durchlaufverfahren mit Erwär
men, Abschrecken und Anlassen hergestellt, das mit dem zu
Draht gezogenen Stahl beginnt und mit Austenitbildung endet.
Die Entstehung von Restaustenit wird durch drei Bedingungen
beeinflußt: den Anteil an Legierungselementen, der in feste
Lösung bzw. Mischkristallform übergeht, die Drahttemperatur
beim Abschrecken und beim Anlassen. Präzise gesagt, wenn die
jenigen Legierungselemente, die als austenitstabilisierende
Elemente wirken, nämlich Kohlenstoff, Mn, Ni und Mo, in Misch
kristallform in das Austenit eingehen, wird Restaustenit
leicht gebildet. Außerdem nehmen bei Zusatz von Legierungsele
menten der Ms-Punkt und der Mf-Punkt ab, werden durch einen
gewöhnlichen Abschreckkatalysator nicht unter den Mf-Punkt bei
der Abschrecktemperatur erniedrigt, es erfolgt keine vollstän
dige Martensitbildung, und Restaustenit tritt ohne weiteres
auf.
Das auftretende Restaustenit wird in dem folgenden An
laßschritt zersetzt. Wenn jedoch die Anlaßtemperatur niedrig
eingestellt oder die Anlaßdauer kurz angesetzt wird, um eine
hohe Festigkeit zu erzielen, dann ist die Zersetzung unvoll
ständig, und im Stahldraht bleibt Austenit zurück. Obwohl der
entstandene Restaustenitanteil leicht durch Zugabe nur gerin
ger Anteile der Legierungselemente reduziert werden kann, ist
dies bei der vorliegenden Erfindung keine geeignete Lösung, da
die nach den ersten bis fünften Aspekten der Erfindung vorge
schriebenen Zusatzelemente zum Erhöhen der Erweichungsbestän
digkeit und zum Erzielen hoher Festigkeit unentbehrlich sind.
Die Erfinder stellten fest, daß es wichtig ist, die Abschreck
temperatur so niedrig wie möglich einzustellen und für gründ
liche Abkühlung zu sorgen, um beim Ölhärten eines Stahls mit
der in einem der ersten bis fünften Aspekte der Erfindung
festgesetzten Zusammensetzung den Restaustenitanteil auf höch
stens 6% zu halten. Konkret stellten die Erfinder fest, daß
gute Ergebnisse erreicht werden können, indem die Temperatur
des Drahtes beim Abschrecken auf höchstens 45°C eingestellt
wird.
Beispiel
Tabelle 1 zeigt die chemischen Zusammensetzungen von
erfindungsgemäßen Stählen und von Vergleichsstählen. Die mit
diesen Zusammensetzungen hergestellten erfindungsgemäßen Stäh
le wurden zu Walzdraht von 8 mm Durchmesser warmgewalzt und
patentiert, geschält, gezogen und ölgehärtet, um ölgehärtete
Drähte von 3,2 mm Durchmesser zu erhalten. Während des Ziehens
wurden kein Drahtbruch oder andere Probleme festgestellt. Die
Zugfestigkeiten der ölgehärteten Drähte waren auf mindestens
1960 MPa ausgelegt, um die für Ermüdungsbeständigkeit und Dau
erermüdungsbeständigkeit benötigte Festigkeit sicherzustellen.
Die in Tabelle 1 angegebenen Einschlußgrößen sind die Ergeb
nisse von Messungen, die nahe der Oberflächenschicht vorgenom
men wurden.
Tabelle 2 zeigt die Wärmebehandlungsbedingungen und die
mechanischen Eigenschaften der ölgehärteten Drähte, die aus
den erfindungsgemäßen Stählen und Vergleichsstählen bestanden.
Die ölgehärteten Drähte aus den erfindungsgemäßen Stählen wur
den auf höhere Temperaturen erwärmt als die Vergleichsstähle,
um ungelöste Carbonitride von V, Mo, Ti, Nb usw. zu vermeiden.
Außerdem wurde die Abschrecktemperatur bei den erfindungsgemä
ßen Beispielen auf höchstens 45°C eingestellt, um ein Streck
grenzenverhältnis von 0,8-0,9 zu erzielen und den Restau
stenitanteil zu unterdrücken, wodurch das Formen der Federn
ohne Bruch ermöglicht wurde. Die Anlaßtemperatur wurde bei den
erfindungsgemäßen Beispielen höher eingestellt, um die Zerset
zung des entstandenen Restaustenits zu fördern, d. h. um den
Restaustenitanteil auf höchstens 6% zu vermindern. Um den Ver
formungswiderstand beim Formen der Federn zu verringern, wurde
das Streckgrenzenverhältnis auf mindestens 0,8 und höchstens
0,9 reguliert.
Mit zunehmender Festigkeit weist ein ölgehärteter Draht
eine höhere Kerbempfindlichkeit auf und bricht mit höherer
Wahrscheinlichkeit beim Formen, ausgehend von einem kleinen
Fehler. Die Verarbeitungsfähigkeit zu Federn jedes ölgehärte
ten Drahtes wurde beurteilt, indem er einem Biegeversuch mit
gekerbtem Probekörper unterworfen wurde. Dieser Test wurde vor
dem Formen der Federn ausgeführt, indem ein hochlegierter Span
gegen den ölgehärteten Draht gedrückt wurde, um ihn bis zu ei
ner Tiefe von 25 µm einzukerben, worauf die der Kerbe gegen
überliegende Seite einem Dreipunktbiegen unter Verwendung ei
nes Stempels von 6,5 mm Radius ausgesetzt wurde, um auf die
Kerbe eine Zugspannung anzuwenden, und der Biegewinkel bis zum
Bruch gemessen wurde.
Fig. 1 zeigt die Änderung des Biegewinkels des gekerb
ten Probekörpers als Funktion der Erwärmungstemperatur während
des Ölhärtens im Falle der erfindungsgemäßen Stähle und der
Vergleichsstähle. Fig. 2 zeigt die Änderung des Biegewinkels
des gekerbten Probekörpers als Funktion des Rest
austenitanteils. Die erfindungsgemäßen Stähle zeigten ein bes
seres Biegeverhalten und eine größere Verbesserung der Umform
barkeit mit zunehmender Erwärmungstemperatur als die herkömm
lichen hochfesten Stähle. Die erfindungsgemäßen Stähle waren
den herkömmlichen Stählen auch in der Beziehung zwischen dem
Biegeverhalten von gekerbten Probekörpern und dem Restauste
nitanteil überlegen und wiesen eine besonders hervorragende
Umformbarkeit auf, wenn der Restaustenitanteil höchstens 6%
betrug.
Angesichts dieser Beziehungen sind in Tabelle 2 die op
timalen Ölhärtungsbedingungen, Streckgrenzenverhältnis, Rest
austenitanteil, Verarbeitungsfähigkeit zu Federn, Ermüdungsbe
ständigkeit und Dauerermüdungsbeständigkeit für jedes der Kom
ponentensysteme angegeben. Die Bewertungen in der Spalte von
Tabelle 2 unter der Überschrift "Verarbeitbarkeitsbewertung"
stellen den ausgewerteten Bruch (die Bruchrate) beim Formen
(Wickeln) dar. ○ bezeichnet eine Bruchrate von weniger als
0,001%, ∆ eine Bruchrate von 0,001-1% und × eine Bruchrate
von mehr als 1%. Die Werte in der Spalte "Ermüdungsverhalten"
geben die Zeit-Festigkeit nach 5 × 107 Biegungen und die Span
nungsamplitude bei einer mittleren Belastungsspannung von 686
MPa an. Amplituden von mindestens 450 MPa wurden mit ○ (gut),
Amplituden von weniger als 450 MPa mit × (schlecht) bewertet.
Die Werte in der Spalte "Dauerermüdungsverhalten" geben Bewer
tungen in Form einer bleibenden Scherverformung an. Eine blei
bende Scherverformung von höchstens 3,5 × 104 wurde als ○
(gut), ein höherer Wert als × (schlecht) bewertet.
In Tabelle 3 sind die technischen Daten für hergestell
te Federn angegeben. Die Beurteilung der Verarbeitungsfähig
keit zu Federn und die Beurteilung der Ermüdungsbeständigkeit
und der Dauerermüdungsbeständigkeit wurden an zwei Federtypen
ausgeführt. Die Federn mit den Daten (1) wurden zur Bewertung
der Ermüdungsbeständigkeit und der Dauerermüdungsbeständigkeit
verwendet, und die Federn mit den Daten (2) dienten zur Bewer
tung der Verarbeitungsfähigkeit zu Federn bei der Kaltferti
gung. Die Beurteilungsergebnisse sind in Tabelle 2 darge
stellt. Die Federn mit den Daten (1) wurden nach Anwendung ei
ner Nitrierbehardlung und einer Strahlentzunderung getestet.
Die ölgehärteten Drähte aus herkömmlichen Stählen, die eine
gute Verarbeitungsfähigkeit zu Federn zeigten, waren bezüglich
der Ermüdungsbeständigkeit und der Dauerermüdungsbeständigkeit
minderwertig. Im Gegensatz dazu brachen die ölgehärteten Dräh
te aus den erfindungsgemäßen Stählen beim Formen der Federn
nicht und waren bezüglich der Ermüdungsbeständigkeit und der
Dauerermüdungsbeständigkeit ebenso gut oder besser als die
Drähte aus den Vergleichsstählen.
Fig. 3 zeigt die Beziehung zwischen Restaustenitanteil
und Streckgrenzenverhältnis in dem Falle, wo die Stähle mit
den für die Beispiele 2-5, 8 und 9 in Tabelle 1 angegebenen
chemischen Zusammensetzungen wärmebehandelt wurden, um ihren
Restaustenitanteil und ihr Streckgrenzenverhältnis zu verän
dern. Die Zahlen innerhalb des Diagramms geben die Nummern der
Beispiele an. In allen Fällen begann das Abschrecken bei einer
Temperatur von 960°C und das Anlässen wurde bei 420-500°C
ausgeführt. Was jedoch Beispiel 8 betrifft, so wurde im Falle
dieses Vergleichsstahls das Abschrecken versuchsweise bei 5°C
oder weniger ausgeführt, um die Umwandlung vor dem Anlassen
weitestgehend zu fördern.
Beurteilt wurden die Dauerermüdungsbeständigkeit und
die Wickelfähigkeit. Mit ○ und bezeichnete Beispiele konn
ten gewickelt werden und zeigten eine gute Dauerermüdungsbe
ständigkeit. Mit ⚫ und ∎ bezeichnete Beispiele zeigten eine
schlechte Wickelfähigkeit und ungenügende Dauerermüdungsbe
ständigkeit. Wenn die chemische Zusammensetzung außerhalb des
erfindungsgemäßen Bereichs liegt, wie im Falle von Beispiel 8,
können der Restaustenitanteil und das Streckgrenzenverhältnis
nur durch Einführen eines großtechnisch nicht akzeptierbaren
Verfahrens in die durch die vorliegende Erfindung festgesetz
ten Bereiche gebracht werden, wie z. B. durch Einstellen der
Abschrecktemperatur auf einen äußerst niedrigen Wert. Wenn die
chemische Zusammensetzung außerhalb des erfindungsgemäßen Be
reichs liegt, wie in den Beispielen 9 und 11, ist die groß
technische Verarbeitung schwierig, da es schwierig ist, den
erfindungsgemäßen Restaustenitanteil und das erfindungsgemäße
Streckgrenzenverhältnis durch Ausführen einer normalen Verar
beitung zu erreichen.
Die Tabellen 4 und 5 zeigen Beispiele, in denen ver
schiedene chemische Zusammensetzungen untersucht wurden. Fig.
4 zeigt die Beziehung zwischen dem Streckgrenzenverhältnis und
dem Restaustenitanteil in den Beispielen der Tabellen 4 und 5.
In dieser Figur bezeichnet ◊ ein erfindungsgemäßes Beispiel.
∆ und ▲ bezeichnen Vergleichsbeispiele. ∆ bezeichnet ein Ver
gleichsbeispiel, bei dem die Bruchwahrscheinlichkeit beim For
men von Federn als hoch beurteilt wird. ▲ bezeichnet ein Ver
gleichsbeispiel, bei dem die Ermüdungsbeständigkeit oder die
Dauerermüdungsbeständigkeit als schlecht beurteilt wird. Bei
Anwendung des früher beschriebenen Biegeversuchs mit gekerbtem
Probekörper wurde festgestellt, daß die aus erfindungsgemäßen
Stählen hergestellten ölgehärteten Drähte trotz ihrer hohen
Zugfestigkeiten von 1960 MPa oder mehr eine hervorragende Um
formbarkeit aufweisen.
Die Beispiele 27 und 28 hatten Einschlußgrößen, die
über dem durch die vorliegende Erfindung spezifizierten oberen
Grenzwert lagen, und ergaben eine schlechte Ermüdungsbestän
digkeit. Die Beispiele 29-31 und 33 lagen außerhalb der Berei
che für das Streckgrenzenverhältnis und den Restaustenitan
teil. Die Beispiele 29 und 30 ergaben eine schlechte Ermü
dungsbeständigkeit und Dauerermüdungsbeständigkeit, und die
Beispiele 31 und 33 ergaben eine schlechte Verarbeitungsfähig
keit zu Federn. Die Beispiele 25 und 26, deren P- und S-
Gehalte die erfindungsgemäßen Grenzwerte überstiegen, ergaben
eine schlechte Ermüdungsbeständigkeit. Die Beispiele 23, 24,
29, 30 und 31 waren den erfindungsgemäßen Beispielen sowohl in
der Ermüdungsbeständigkeit als auch in der Dauerermüdungsbe
ständigkeit unterlegen. Beispiel 32 hatte eine chemische Zu
sammensetzung innerhalb des erfindungsgemäßen Bereichs, zeigte
aber eine unzureichende Festigkeit und eine schlechte Ermü
dungsbeständigkeit.
Die vorliegende Erfindung kann, unabhängig von der che
mischen Zusammensetzung, eine hervorragende Umformbarkeit und
Federleistung erzielen, indem eine Wärmebehandlung ausgeführt
wird, um das Streckgrenzenverhältnis und den Restspannungsbe
trag auf die in den erfindungsgemäßen Beispielen angegebenen
Werte zu regeln. Wenn jedoch der eingesetzte Stahl nicht die
chemische Zusammensetzung aufweist, wie sie durch die vorlie
gende Erfindung definiert wird, d. h. eine Zusammensetzung,
die geeignet bemessen ist, um eine gute Ermüdungsbeständigkeit
und Dauerermüdungsbeständigkeit sicherzustellen, dann ist eine
Herstellung eines Stahldrahts, der die Bedingungen sowohl für
die praktische Umformbarkeit als auch für die praktische Fe
derleistung erfüllt, durch großtechnische Wärmebehandlung
nicht möglich.
Wie vorstehend erläutert, stellt die vorliegende Erfin
dung einen ölgehärteten Draht bereit, der eine hohe Festigkeit
von mindestens 1960 MPa aufweist und darüber hinaus die Aus
führung der Federherstellung ohne Bruch beim Kaltumformen der
Feder gestattet. Indem die geformte Feder einem Spannungs
freiglühen, Nitrieren und Strahlentzundern unterworfen wird,
kann daher eine Feder hergestellt werden, die eine ebenso gute
oder bessere Ermüdungsbeständigkeit und Dauerermüdungsbestän
digkeit aufweist wie die aus herkömmlichen Stählen hergestell
ten Federn.