Die Erfindung betrifft eine Sitztiefeneinstellvorrichtung für einen Fahrzeugsitz, ins
besondere für einen Kraftfahrzeugsitz, mit den Merkmalen des Oberbegriffs des
Anspruches 1 und einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Oberbegriffs des An
spruches 10.
Aus der DE 41 04 440 C2 ist eine Sitztiefeneinstellvorrichtung dieser Art bekannt,
bei der als Polster ein einstückig ausgebildetes, flexibles Polsterteil mit einer durch
gehenden Polsteroberfläche vorgesehen ist. Dessen Vorderteil liegt auf einem zur
Einstellung der Sitztiefe verschiebbaren Auflageteil auf. Je nach gewünschter Sitz
tiefe wird das Vorderteil des Polsters mehr oder weniger um die Vorderkante des
Auflageteils umgebogen, wobei eine Feder für den Wegausgleich und für die nötige
Spannung sorgt. Mit dieser Sitztiefeneinstellvorrichtung wird eine sogenannte
Krümmelfalte vermieden, die auftritt, wenn getrennte Polsterteile ohne durchgehen
de Polsteroberfläche vorhanden sind.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Sitztiefeneinstellvorrichtung der
eingangs genannten Art zu verbessern. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch
eine Sitztiefeneinstellvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruches 1 und durch
einen Fahrzeugsitz mit den Merkmalen des Anspruches 10 gelöst. Vorteilhafte Aus
gestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Dadurch, daß das vordere Polsterteil und das hintere Polsterteil getrennt voneinan
der ausgebildet sind, kann das vordere Polsterteil zur Einstellung der Sitztiefe
leichter bewegt werden als ein einstückiges Polster. Es tritt dann im Bereich des
vorderen Randes keine Polsterpressung aufgrund der Umlenkung des Polsters auf.
Es gibt mehr Spielraum für die Wahl der Stärke der Polsterteile und die Herstellung
ist einfacher und kostengünstiger. Eine Krümmelfalte wird durch den gemeinsamen
Bezug verhindert, so daß die Vorteile der bekannten Sitztiefeneinstellvorrichtung
erhalten bleiben.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das vordere Polsterteil relativ zum hin
teren Polsterteil drehbar. Gegenüber Schienenführungen hat dies den Vorteil einer
einfachen Herstellung und Montage. Der Antrieb erfolgt beispielsweise über eine
Antriebseinheit mit längsverschiebbarer Schubstange, die vorzugsweise exzentrisch
an dem vorderen Polsterteil angreift. In Verbindung mit einem unrunden vorderen
Polsterteil entsteht dadurch eine Drehbewegung, bei welcher der vordere Polsterteil
unterschiedlich weit nach vorne und wieder zurück bewegt wird.
Bei einer weiter bevorzugten Ausführungsform ist das vordere Polsterteil auf einem
profilierten Grundträger angeordnet, der beispielsweise einen im wesentlichen drei
eckigen Querschnitt aufweist, also einen Querschnitt mit gegebenenfalls abgerunde
ten Ecken und gegebenenfalls gebogenen Seiten. Dieser Grundträger kann an einer
Ecke gelagert sein, während dann die exzentrisch angreifende Antriebseinheit an
einer weiteren Ecke des Grundträgers angelenkt ist. Die unterschiedlichen Sitztiefen
können dadurch erreicht werden, daß bei der geringsten bzw. der größten Sitztiefe
eine Ecke bzw. eine Seite des Dreiecks nach oben zum Bezug hin zeigt und dazwi
schen das vordere Polsterteil entsprechend gedreht wird. Das vordere Polsterteil
weist dann auf der Oberseite in Abhängigkeit der Stellung des Dreiecks eine unter
schiedliche Länge auf.
Bei der Bewegung des vorderen Polsterteils ist es von Vorteil, wenn zwischen dem
Bezug und dem vorderen Polsterteil ein Materialpaar mit geringer Reibung
(beispielsweise Vlies/Leder) vorgesehen ist, um die bei der Relativbewegung des
vorderen Polsterteils relativ zum Bezug entstehenden Reibungskräfte gering zu hal
ten, um also die von der Antriebseinheit aufzubringende Kraft nicht übermäßig groß
dimensionieren zu müssen. Damit der Bezug trotzdem gespannt bleibt und keine
unerwünschten Falten wirft und damit der bei einer Vergrößerung der Sitztiefe
Mehrbedarf an Bezug ausgeglichen wird, ist vorzugsweise ein elastisches Aus
gleichselement vorgesehen, beispielsweise ein Gummiband oder eine Feder. Bei
größeren Einstelltiefen kann vorzugsweise das elastische Ausgleichselement durch
eine entsprechende Kinematik, beispielsweise der Befestigungsstelle des Ausgleichs
elementes, nachgeführt werden.
Im folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausfüh
rungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen
Fig. 1 eine teilweise geschnitten dargestellte Seitenansicht des Ausführungsbei
spiels im Falle der geringsten einstellbaren Sitztiefe, und
Fig. 2 eine Darstellung entsprechend Fig. 1 im Falle der größten einstellbaren Sitz
tiefe.
Ein Fahrzeugsitz 1 eines Kraftfahrzeuges ist mit einem Sitzteil 3 und einer am hinte
ren Rand des Sitzteils 3 angeordneten Rückenlehne 4 versehen. Die Rückenlehne 4
ist in der Zeichnung nur angedeutet. Das Sitzteil 3 umfaßt eine Sitzschale 5, welche
ein als Polster dienendes Sitzkissen 7 trägt. Die Sitztiefe, also der Abstand zwischen
dem vorderen Rand des Sitzteils 3 und der Rückenlehne 4, ist mittels einer nachfol
gend näher beschriebenen Sitztiefeneinstellvorrichtung einstellbar.
Am vorderen Rand der Sitzschale 5 ist auf der linken und auf der rechten Seite des
Fahrzeugsitzes 1 jeweils ein nach vorne abstehender Halter 9 angebracht. Ein profi
lierter Grundträger 10 weist einen Querschnitt auf, der über die Länge des
Grundträgers 10 hinweg im wesentlichen gleich bleibt und die Form eines Dreiecks
mit zwei abgerundeten Ecken hat, wobei der aus Kunststoff gefertigte Grundträger
10 nur etwas mehr als zwei Seiten des Dreiecks umschließt. Der Grundträger 10
erstreckt sich quer zum Fahrzeugsitz 1 und weist an seinen beiden Enden im Bereich
einer Ecke des Dreiecks je ein Paar paralleler Laschen 12 und einen Lagerbolzen 14
dazwischen auf. Die miteinander fluchtenden, quer zum Fahrzeugsitz 1 ausgerichte
ten Lagerbolzen 14 sind jeweils durch einen der Halter 9 gesteckt, so daß der
Grundträger 10 drehbar gelagert ist.
Auf dem Grundträger 10 ist ein vorderes Polster 16 aus Schaumstoff angebracht,
welches gegenüber dem Grundträger 10 einen abgerundeteren Querschnitt aufweist.
Am Grundträger 10 ist in der Mitte zwischen den Lagerbolzen 14, aber exzentrisch
im Bereich einer weiteren Ecke des Dreiecks, eine weitere Lasche 18 vorgesehen,
an der über einen Bolzen 20 eine Antriebseinheit 22 angelenkt ist. Die schräg aus
gerichtete und an der Sitzschale 5 befestigte Antriebseinheit 22 umfaßt eine linear
verschiebbare Schubstange 24, die beispielsweise über eine Getriebeverbindung
mittels eines Elektromotors oder manuell oder über einen Hydraulik- oder Pneuma
tikzylinder bewegt wird.
Der Grundträger 10 mit dem Polster 16 ist so angeordnet, daß das Polster 16 mit
einer Ecke oder mit einer Seite des Dreiecks am Sitzkissen 7 anliegt. Der Grundträ
ger 10 mit dem Polster 16 bildet den vorderen Rand des Sitzteils 3. Ein die Polster
oberfläche bildender Bezug 27 ist über die Oberseite des Sitzkissens 7 und des Pol
sters 16 gezogen und über den vorderen Rand herunter geführt auf die Unterseite
des Grundträgers 10, wo ein Gummiband 29 als elastisches Ausgleichselement am
Bezug 27 angebracht ist. Das Gummiband 29 ist an einer Querstange 31 angebracht,
die quer zum Fahrzeugsitz 1 verläuft und an den Haltern 9 befestigt ist. Die Quer
stange 31 kann so ausgebildet sein, daß sie mittels der Antriebseinheit 22 entlang
den Haltern 9 verschiebbar ist. Zumindest die Unterseite des Bezugs 27 und die
Oberseite des Polsters 16 sind aus einem Materialpaar mit geringer Reibung aus
gebildet, beispielsweise Vlies und Leder.
Bei der geringsten Sitztiefe ist der Grundträger 10 mit dem Polster 16 so eingestellt,
daß eine Ecke des Dreiecks nach oben zeigt. Zur Veränderung der Sitztiefe bewegt
die Antriebseinheit 22 ihre Schubstange 24 nach vorne. Über den exzentrisch zu den
Lagerbolzen 14 angeordneten Bolzen 20 wird der Grundträger 10 bewegt, wobei er
eine Drehbewegung um die Lagerbolzen 14 ausführt. Dadurch schiebt sich die Seite
des Dreiecks hinter der bislang nach oben weisenden Ecke langsam nach oben. Bei
der Bewegung wird auf den Bezug 27 über die Reibung eine Scherspannung und
über die sich vergrößernde Oberfläche eine Zugspannung ausgeübt. Zum Ausgleich
für das letztere dehnt sich das Gummiband 29. Gegebenenfalls wird zusätzlich die
Querstange 31 bewegt. Bei der größten Sitztiefe ist der Grundträger 10 mit dem
Polster 16 so eingestellt, daß die in Rede stehende Ecke des Dreiecks nach vorne
und die daran anschließende Seite nahezu nach oben zeigt. In der umgekehrten Ein
stellrichtung sorgt das Gummiband 29 für die nötige Spannung im Bezug 27.
Bezugszeichenliste
1
Fahrzeugsitz
3
Sitzteil
4
Rückenlehne
5
Sitzschale
7
Sitzkissen, hinteres Polsterteil
9
Halter
10
Grundträger
12
Lasche
14
Lagerbolzen
16
(vorderes) Polster
18
weitere Lasche
20
Bolzen
22
Antriebseinheit
24
Schubstange
27
Bezug
29
Gummiband
31
Querstange