DE19835675A1 - Geigenhalter - Google Patents

Geigenhalter

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Description

Um die die Saiten greifende Hand vom Halten der Geige zu be­ freien, ist die Verwendung eines Kinnhalters üblich. Dieser wird am Rand von Decke und Boden festgeklemmt. Ebenso ist es seit einiger Zeit gebräuchlich, die Abstützung des Instru­ ments an der Schulter durch eine Schulterstütze zu verbes­ sern, die am Rand des Bodens angeklemmt wird. Da die Klemmung am Rand von Decke und Boden das Schwingungsverhalten des In­ struments beeinträchtigt, hat man vorgeschlagen (EP-A 180 069), für den Kinnhalter und die Schulterstütze dieselben Halterungen zu verwenden, um an möglichst wenigen Stellen des Instruments angreifen zu müssen. Das Ergebnis dieser Bemühun­ gen ist aber unbefriedigend.
Die Erfindung erreicht eine wesentlich weitergehende Befrei­ ung des Instruments von Haltekräften dadurch, daß der Kinn­ halter und die Schulterstütze unmittelbar unter Umgehung des Instruments druckübertragend miteinander verbunden sind. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die Klemmkräfte, mit denen der Kinnhalter und die Schulterstütze am Instrument befestigt werden müssen, aus zwei Gründen viel höher sind als die Kräf­ te, die normalerweise zum Halten des Instruments erforderlich sind. Zum einen müssen sie auf das Maximum der überhaupt denkbaren Kräfte hin bemessen werden, damit der Kinnhalter und die Schulterstütze sich auch bei höchster zufälliger Be­ anspruchung nicht lösen können. Zum anderen treten beim Hal­ ten der Geige zwischen Kinn und Schulter Druckkräfte auf, die bei bekannten Anordnungen vom Kinnhalter auf die Schulter­ stütze auf dem Wege über das Instrument übertragen werden. Im Gegensatz dazu besteht der Grundgedanke der Erfindung darin, daß der Kinnhalter und die Schulterstütze unabhängig von ih­ rer Verbindung mit der Geige eine in sich stabile Einheit bilden, die die zwischen Kinn und Schulter wirkenden Kräfte ohne Beteiligung der Geige überträgt. Die Verbindung dieser insgesamt als Geigenhalter bezeichneten Einheit mit der Geige braucht dann nur auf die Kräfte hin bemessen zu werden, die während des Spiels zum Halten des Instruments aufgebracht werden müssen.
Diese Kräfte können-weiterhin dadurch vermindert werden, daß die Verbindung des Geigenhalters mit der Geige zumindest be­ züglich eines Teils der möglichen Relativbewegungen unstarr ausgebildet ist. Selbst bei heftigen Bewegungen, bei denen die Spielhand einerseits und Kinn und Schulter andererseits naturgemäß sich nicht monolithisch verhalten, treten daher nur nachgiebig gedämpfte Kraftspitzen zwischen dem Geigenhal­ ter und der Geige auf.
Während der Kinnhalter an der Geige verbleiben kann, wenn sie im Etui aufbewahrt wird, ist die Schulterstütze im allgemei­ nen zu groß dafür. Sie sollte deshalb leicht lösbar sein. Zu diesem Zweck sieht die Erfindung ein Zwischenteil vor, das zusammen mit dem Kinnhalter zu dauerhafter Verbindung mit der Geige ausgebildet ist, während die Schulterstütze davon lös­ bar ist. Die Einrichtung zur Verbindung des Geigenhalters mit der Geige kann in diesem Fall ausschließlich oder im wesent­ lichen an dem Zwischenteil angeordnet sein.
Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung umfaßt die Ein­ richtung zum Verbinden mit der Geige einen an dem Sattelknopf angreifenden Teil. Der Sattelknopf der Geige sitzt in dem ziemlich massiven Unterklotz, der an den Schwingungen der Geige kaum teilnimmt. Er ist deshalb zur Übertragung der Hal­ tekräfte besonders geeignet. Dies gilt sowohl für die quer zur Achse des Sattelknopfs auftretenden Kräfte, also insbe­ sondere die Schwerkraft und die vom Bogen auf die Geige ein­ wirkenden Kräfte, als auch für Längskräfte, die beispielswei­ se bei Lagenwechseln auftreten. Diese über den Sattelknopf übertragbaren Kräfte machen den größten Teil aller Haltekräf­ te aus.
Daneben sollten Stützeinrichtungen vorhanden sein, die dafür sorgen, daß das Instrument sich nicht am Sattelknopf um seine Längsachse drehen kann. Sie können am Kinnhalter, am Zwi­ schenteil oder gegebenenfalls auch an der Schulterstütze an­ geordnet sein. Sie sollen nachgiebig sein, damit sie nicht zu einer das Schwingungsverhalten beeinträchtigenden Kraftaus­ übung auf die Geige führen, und sollen an deren Zargen bzw. Rändern von Decke und Boden angreifen. Nach einem besonderen Merkmal der Erfindung brauchen sie nicht ständig kraftüber­ tragend auf das Instrument einzuwirken. Es genügt vielmehr, daß sie es dann stützen, wenn es sich aus einer vorgegebenen Normallage heraus um seine Längsachse verdrehen will.
Derartige Stützen sind nicht nur im Hinblick auf eine mögli­ che Verdrehung des Instruments um seine Längsachse erforder­ lich, sondern auch gegen eine Absenkung des Instruments an seinem Halsende. Bei den gegenwärtigen Kinnhaltern und Schul­ terstützen führt das Heben und Senken der Geige an deren Hals, das im normalen Spiel bis zu einem gewissen Grade un­ vermeidlich ist, zu entsprechenden Relativbewegungen zwischen Kinnhalter und Kinn einerseits und Schulterstütze und Schul­ ter andererseits. Bei manchen Spielern kann dies zu uner­ wünschten Lageänderungen des Instruments führen. Zwar gestat­ tet auch die Erfindung gewünschtenfalls eine mehr oder weni­ ger feste, wenn auch nachgiebige Verbindung zwischen der Gei­ ge und dem Geigenhalter; jedoch kann das genannte Problem auch gänzlich beseitigt werden, indem zwischen Geige und Gei­ genhalter in dieser Richtung eine gewisse Bewegungsfreiheit durch entsprechende Nachgiebigkeit der Stützen vorgesehen wird oder die Stützen sich erst dann an das Instrument anle­ gen, wenn dies die Grenzen eines Bereichs erreicht, in wel­ chem es während des normalen Spiels frei gehalten wird.
Die Stützen, die das am Sattelknopf gehaltene Instrument ge­ genüber Drehung um seine Längsachse und Absinken an seinem Halsende abstützen, sind zweckmäßigerweise an einem unter den Boden der Geige fassenden, bügel- oder plattenförmigen Teil angeordnet, das zum Zwischenteil gehört und das im übrigen auch zur Anbringung der Schulterstütze verwendet werden kann.
Der Kinnhalter und/oder die Schulterstütze können gegebenen­ falls gegenüber dem Zwischenteil individuell einstellbar sein.
Es versteht sich, daß der Begriff Geigen im vorliegenden Zu­ sammenhang auch Bratschen umfaßt.
Die Erfindung wird im folgenden näher unter Bezugnahme auf das in der Zeichnung dargestellte Ausführungsbeispiel erläu­ tert. Darin zeigen:
Fig. 1 den Geigenhalter von hinten,
Fig. 2 einen Längsschnitt,
Fig. 3 eine Ansicht von unten,
fig. 4 Einzelheiten einer Sattelknopfbefestigung und
Fig. 5 eine verstellbare Kinnhalteranordnung.
An der Geige, deren Umriß mit dünneren Linien angedeutet ist, ist der Geigenhalter befestigt, der aus dem Kinnhalter 1, der Schulterstütze 2 und einem Zwischenteil besteht, der sich aus einem Brückenteil 3 und einem Bügel 4 zusammensetzt. Der Kinnhalter hat eine übliche Form und ist starr mit dem Brückenteil 3 verbunden, der sich in dem Bereich befindet, in dem der Kinnhalter normalerweise an der Geige angeklemmt ist. Die Brücke 3 erstreckt sich parallel zur Zarge von der Oberseite zur Unterseite der Geige und verbindet den Kinnhalter 1 starr mit dem Bügel 4. Die Winkelstellung des Kinnhalters 1 gegen­ über der Brücke 3 kann, wie Fig. 5 veranschaulicht, verstell­ bar sein.
Der Bügel 4 erstreckt sich unterhalb des Rands des Bodens der Geige parallel zu dieser und von ihr um einige Millimeter be­ abstandet. Die Brücke 3 ist in später zu erläuternder Weise mit dem Sattelknopf 5 dauerhaft verbunden. Der Kinnhalter und der aus Brücke 3 und Bügel 4 bestehende Zwischenteil verblei­ ben im allgemeinen ständig an der Geige.
Der Bügel 4 ist mit der Schulterstütze 2 lösbar verbunden. Beispielsweise können sie über einen Klettverschluß 6 zusam­ menwirken. Die Klettverschlußteile 7, die an dem Bügel 4 an­ geordnet sind und in Fig. 3 kurz gestrichelt erscheinen, sind zweckmäßigerweise länger als es der Breite der daran zu befe­ stigenden Fußteile 8 der Schulterstütze entspricht, damit diese in unterschiedlicher, individuell passender Stellung an den Bügel 4 angesetzt werden kann. Die Schulterstütze 2 kann - wie bekannt - auch noch in sich verstellbar sein.
Somit besteht der Geigenhalter aus dem Kinnhalter 1, dem Zwi­ schenteil 3, 4 und der Schulterstütze 2, die eine bei Benut­ zung im wesentlichen starre Einheit bilden. Er kann die zwi­ schen Kinn und Schulter wirkenden Haltekräfte übertragen, oh­ ne daß an dieser Kraftübertragung die Geige beteiligt ist.
Diese ist an dem Geigenhalter so befestigt, daß lediglich die zu ihrer Fixierung erforderlichen Kräfte auf sie übertragen werden, und zwar an Stellen, an denen sich die Kraftübertra­ gung auf ihr Schwingungsvermögen nicht auswirkt.
Die Hauptbefestigung findet in dem dargestellten Beispiel am Sattelknopf 5 statt. Beispielsweise kann dieser - wie in Fig. 4 gezeigt - mit der Brücke 3 des Geigenhalters über nachgiebige Scheiben 9 und mittels einer Schraube 10 ver­ schraubt sein. Seine Funktion der Befestigung des Saitenhal­ ters 11 wird dadurch nicht beeinträchtigt. Es versteht sich, daß die dargestellte Befestigungsweise lediglich als Beispiel zu betrachten ist. Dem Fachmann steht eine Vielzahl anderer Befestigungsmöglichkeiten zur Verfügung. Wichtig ist in allen Fällen, daß die Befestigung so erfolgt, daß sowohl die Kräf­ te, die in Längsrichtung der Geigenachse 12 als auch quer da­ zu am Sattelknopf angreifen, übertragen werden können.
Zwar ist die Befestigung am Sattelknopf besonders vorteil­ haft; jedoch kann der Geigenhalter auch in anderer Weise mit der Geige verbunden werden. Beispielsweise kann im Bereich des Unterklotzes 13 eine Klemme vorgesehen werden, wie sie herkömmlich zur Befestigung des Kinnhalters dient und die ih­ rerseits mit der Brücke 3 des Geigenhalters verbunden wird.
Die Kraftübertragung zwischen dem Geigenhalter und der Geige in Richtung der Geigenachse 12 und quer zu dieser kann im we­ sentlichen starr sein. Dem Instrument bleiben dann gegenüber dem Geigenhalter noch drei Freiheitsgrade der Bewegung, näm­ lich die Schwenkung um die Hochachse im Sinne des Pfeils 14 der Fig. 3, die Drehung um die Längsachse im Sinne des Pfeils 15 der Fig. 1 und die Schwenkung um die Querachse im Sinne des Pfeils 16 der Fig. 2.
Die Schwenkung im Sinne des Pfeils 14 sollte unterbleiben oder auf wenige Winkelgrade beschränkt bleiben. Zu diesem Zweck sieht das Ausführungsbeispiel neben dem Sattelknopf 5 zwischen der Zarge und der Brücke 3 Stützpolster 17 vor. Zu­ sätzlich oder statt dessen können am Bügel auch strichpunk­ tiert in Fig. 1 angedeutete Haken oder Vorsprünge 18 vorgese­ hen sein, die ohne Spannung und gegebenenfalls gepolstert am Bodenrand anliegen.
Auch die Drehung im Sinne des Pfeils 15 um die Längsachse sollte unterbleiben oder auf sehr wenige Winkelgrade be­ schränkt bleiben. Dies wird bei dem Ausführungsbeispiel da­ durch erreicht, daß seitlich in größerem Abstand vom Sattel­ knopf 5 am Bügel 4 Polsterstücke 20 angeordnet sind, die ständig den Abstand zum Bodenrand 21 vollständig oder nahezu überbrücken. Sobald eine Verdrehungsneigung der Geige gegen­ über dem Geigenhalter sich zeigt, wird sie durch das eine oder das andere Polster an einer solchen Drehung gehindert. Praktisch nur in diesem Fall findet eine Kraftübertragung statt, die aber gering bleibt und das Schwingungsvermögen des Geigenbodens nicht beeinträchtigt. Die Polsterstücke 20 be­ finden sich zwar in seitlichem Abstand von der Drehachse 12, aber nur unwesentlich gegenüber dem Drehpunkt 5 in Längsrich­ tung der Geige verschoben. Sie wirken sich daher nicht oder kaum auf das Schwenkvermögen der Geige gegenüber dem Geigen­ halter im Sinne des Pfeils 16 der Fig. 2 aus.
Zur Beschränkung dieses Schwenkbereichs im Sinne des Pfeils 16 sind an dem Bügel 4 in größerem Längsabstand vom Schwenk­ punkt 5 Stützpolster 22 vorgesehen, die in Fig. 3 gepunktet angedeutet sind. Wie man in Fig. 2 erkennt, haben sie bei ei­ ner mittleren Schwenkposition der Geige keinen Kontakt mit dem Bodenrand 21. Das bedeutet, daß die Geige im Sinne des Pfeils 16 eine gewisse Bewegungsfreiheit hat, die lediglich nach unten hin durch die Polsterstücke 22 begrenzt wird. Zwar ist es im Rahmen der Erfindung möglich, diese Bewegungsfrei­ heit zu beseitigen oder auf einen sehr geringen Winkelbetrag zu beschränken; vorteilhafter ist es aber im allgemeinen, hier einen größeren Freiheitsbereich zuzulassen, so daß der Spieler, wenn er will, mit der Greifhand die Geige ein wenig gegenüber ihrer vom Geigenhalter gestützten Position anheben kann. Eine Begrenzung der nach oben gerichteten Verschwenkung der Geige findet statt durch die oberhalb der Schwenkachse gelegenen Teile der an der Brücke 3 vorgesehenen Stützpolster 17.

Claims (8)

1. Geigenhalter mit Kinnhalter (1) und Schulterstütze (2), dadurch gekennzeichnet, daß der Kinnhalter (1) und die Schulterstütze (2) unmittelbar unter Umgehung der Geige druckübertragend miteinander verbunden sind.
2. Geigenhalter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß seine Verbindung mit der Geige zumindest in einzel­ nen Bewegungsrichtungen unstarr ausgebildet ist.
3. Geigenhalter nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß der Kinnhalter (1) und ein Zwischenteil (3, 4) zu dauerhafter Verbindung mit der Geige ausgebil­ det und die Schulterstütze (2) davon leicht lösbar ist.
4. Geigenhalter nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung mit der Geige nur an dem Zwischenteil (3, 4) vorgesehen ist.
5. Geigenhalter nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung mit der Geige einen an dem Sattelknopf (5) angreifenden Teil umfaßt.
6. Geigenhalter nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindung mit der Geige nach­ giebige Stützelemente (17, 20, 22) umfaßt.
7. Geigenhalter nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Zwischenteil (3, 4) einen unter den Boden (21) der Geige fassenden Teil (4) umfaßt, der mit nachgiebigen Stützelementen (20, 22) versehen ist.
8. Geigenhalter nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Kinnhalter (1) und/oder die Schulterstütze (2) gegenüber dem Zwischenteil (3, 4) einstellbar ist.
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