DE19632293A1 - Verfahren zur Herstellung von Kernformlingen für die Gießereitechnik - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Kernformlingen für die GießereitechnikInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von Kernformlingen für die Gießereitechnik mit den
Merkmalen des Hauptanspruches.
Zum Ausbilden von Hohlräumen in Gußteilen werden im Stand der
Technik in der Regel Kerne eingesetzt. Diese Kerne bestehen au
einem feuerfestem Grundstoff, in der Regel ein anorganisches
Inertmaterial wie Quarzsand, und einer Binderphase, die flüssig
mit dem anorganischen Grundstoff vermischt wird. Die Mischung
wird dann, in der Regel unter Druck, in eine Herstellungsform
für den Kern eingefüllt, wobei der in der Form befindliche
Hohlraum dem im Gußteil auszubildenden Hohlraum entspricht, und
nach dem Einfüllen thermisch und/oder chemisch ausgehärtet.
Die so hergestellten Kerne müssen zur ausreichenden
Handhabbarkeit nach Entnahme aus dem Formwerkzeug, dem
sogenannten Kernkasten, und während des Abgusses ausreichend
stabil sein, jedoch nach dem Abguß möglichst leicht aus dem
Gußteil zu entfernen sein, um das Entkernen zu erleichtern.
Bei den heutzutage im Einsatz befindlichen Bindemittelphasen
handelt es sich im wesentlichen um Bindemittel auf
Kunstharzbasis. Ca. 80 bis 85% der heute im Einsatz
befindlichen Kernbindemittel sind Kunstharzbinder. Den größten
Anteil davon mit ca. 60% hat das sogenannte "Cold-Box-Verfahren".
Bei diesem Verfahren wird ein Bindemittel auf
Polyurethanbasis, das katalytisch kalt aushärtet, eingesetzt.
Daneben sind Verfahren unter Verwendung von Bindemitteln auf
Furan-, Phenol-, Harnstoff- und Alkydharz-Basis in Gebrauch.
Bei den Verfahren unter Verwendung von Bindemitteln auf
Kunstharzbasis zeigen die in der Kernherstellung eingesetzten
Mischungen sehr gute Verarbeitungseigenschaften. Die daraus
hergestellten Kern weisen eine hohe Kernfestigkeit auf.
Teilweise ergeben sich auch durch Pyrolyse des Polymers während
des Abgießens gute Zerfallseigenschaften des Kerns nach
Entnahme des Gußteils aus der Gußform. Ein entscheidender
Nachteil der Kunstharzbindemittel-Verfahren liegt jedoch darin,
daß während des Abgießens durch die hohen Temperaturen von ca.
650 bis 1400°C die verwendeten Harzpolymere pyrolysieren und
eine Reihe von organischen Kohlenwasserstoffen wie Phenole,
Formaldehyd, Lösungsmittel, Katalysatoren und weitere
Verbindungen, die zu einer erheblichen Umweltbelastung führen
emittieren. Entsprechend sind bei Verwendung derartiger
Bindemittel-Systeme spezielle Absaug- und Entsorgungs
einrichtungen notwendig, die die Kosten zusätzlich zu den
ohnehin teureren Polymergrundstoffen erhöhen.
Als Alternative sind im Stand der Technik Verfahren entwickelt
worden, bei denen lediglich aus anorganischen Bestandteilen
bestehende Bindemittel zum Einsatz kommen. Bei dem
gebräuchlichen "Wasserglas/Kohlendioxid-Verfahren" zur
Kernherstellung wird dabei der feuerfeste Grundstoff Quarzsand
mit dem Bindemittel Natriumwasserglas Na₂O × SiO₂ × nH₂O in
einem Gewichtsanteil von 3,5 bis 5% vermischt und unter Druck
in die Form zur Kernherstellung gepreßt. Nach Beendigung des
Preßvorgangs wird noch in dieser Form eine Begasung mit
Kohlendioxid durchgeführt, wodurch über die Bildung von
Natriumcarbonat Natriumoxid ausgefällt wird, was zu einer
starken Verfestigung des Kieselgels und damit zur Bindung und
Verfestigung des Kernes führt.
Zwar ergeben sich bei Durchführung dieses Verfahrens
vorteilhafterweise keine Emissionen bei der Formstoff- und
Kernherstellung und beim Gießen, jedoch steigen durch den hohen
Bindemittelbedarf die Kosten. Hinzu kommen als weitere
Nachteile das aufgrund des verwendeten Natriumwasserglases
schlechte Fließvermögen der Mischung, die niedrige Festigkeit
der gebildeten Kerne und ein schlechtes Lagerverhalten der
hergestellten Kerne, sowie ein schlechtes Zerfallsverhalten des
Kerns beim Abguß in der Gußform. Darüber hinaus ist der
Kernaltsand nur bedingt regenerierbar, da während der bereits
oben angesprochenen hohen Temperaturen während des
Gießvorganges zwischen 650-1400°C über die gebildete Soda bei
850 bis 900°C eine Glasphase ausgebildet wird, die zu einer
stärkeren Verfestigung im Randbereich des Kernes führt und
somit dem gewünschten späteren Zerfall entgegenwirkt. Neben den
verschlechterten Zerfallseigenschaften des Kernes nach dem
Abguß ist der Kernaltsand aufgrund von Verklumpungen der
gebildeten Glasphase nur bedingt regenerierbar.
Die Aufgabe der Erfindung bestand nun darin, ein Verfahren zur
Herstellung von Kernformlingen bereitzustellen, bei dem ein
preiswertes Bindemittel eingesetzt wird und das zu Kernen mit
erhöhter Festigkeit führt, die beim Abguß emissionsfrei und
ohne Ausbildung von Glasphasen eingesetzt werden können.
Seitens des Erfinders wurde nun überraschenderweise gefunden,
daß entsprechende Kerne dadurch erhältlich sind, daß ein
Bindemittel auf Wasserglasbasis, insbesondere Natriumwasserglas
mit einem feuerfesten anorganischen Grundstoff wie Quarzsand
vermischt wird und die Kerne ohne Begasung mit Kohlendioxid
ausschließlich durch Entzug des in der Mischung enthaltenen
Wassers auf physikalischen Wege ausgehärtet werden.
Seitens des Erfinders wurde erkannt, daß die Begasung mit
Kohlendioxid zu einer irreversiblen Bildung von Natriumoxid im
System über die Bildung von Natriumcarbonat und anschließender
Zersetzung zu Natriumoxid führt. Bei Anwendung des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird die Bildung von
Natriumcarbonat, das zur Bildung der Glasphase bei Temperaturen
um 800°C führt, vermieden.
Die Aufgabe der Erfindung wird daher gelöst durch
Bereitstellung eines Verfahren zur Herstellung von
Kernformlingen für die Gießereitechnik, das die folgenden
Schritte umfaßt:
- a) Herstellen einer Mischung aus einem anorganischen feuerfesten Formsand und einem anorganischen Bindemittel auf Wasserglasbasis;
- b) Einfüllen der Mischung in den Kernkasten;
- c) Entziehen zumindest einer Teilmenge des in der als Kernvorformling im Kernkasten vorliegenden Mischung enthaltenen Wassers auf physikalischem Weg durch Erwärmen des Kernkastens, durch Anlegen eines Unterdruckes an den Kernkasten oder durch Beaufschlagung des Kernkasten mit Mikrowellen oder Kombinationen der vorgenannten Maßnahmen ohne gleichzeitige Begasung mit Kohlendioxid; und
- d) Entnehmen des Kernformlings aus dem Kernkasten. Überraschenderweise ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, Kernformlinge bereitzustellen, die eine hervorragende Festigkeit aufweisen und während des Gießvorganges keinerlei schädliche Emission verursachen, sowie nach Entnahme des Gußstückes aus diesem leicht durch Zugabe von Wasser entfernt werden können.
Zur Herstellung der in dem erfindungsgemäßen Verfahren
eingesetzten Mischung aus feuerfesten Formsand und
anorganischen Bindemittel wird ein üblicherweise in der
Gießereitechnik verwendeter Formsand, vorzugsweise Quarzsand
verwendet, der mit einem anorganischen Bindemittel auf
Wasserglasbasis, vorzugsweise Natriumwasserglas aus
Kostengründen, vermischt wird. Vorzugsweise wird
Natriumwasserglas der allgemeinen Formel aNa₂O × bSiO₂ × nH₂O
mit einem Verhältnis von a/b von 1/(2,0-3,5), bevorzugt 2,0-
3,0 in einer Menge von 1,5-3,0 Gew.-% mit einem
Feststoffanteil von max. 50 Gew.-%, bevorzugt 30% Gew.-%,
bezogen auf die Menge an Quarzsand, verwendet. Auf die
Verwendung von mit organischen Resten substituierten
Wassergläsern, die im Stand der Technik Verwendung finden, kann
erfindungsgemäß verzichtet werden.
Erfindungsgemäß ist es möglich, im Gegensatz zum Stand der
Technik relativ dünnflüssige Mischungen aus Formsand und
Bindemittel mit einem höheren Wassergehalt zu verwenden. Das
gegebenenfalls im Überschuß vorhandene Wasser wird während des
Trocknungsvorganges entfernt, ohne daß die Mischung oder die
Festigkeit des Kernformlinges darunter leiden.
Infolge der Dünnflüssigkeit läßt sich die Mischung in den
Kernkasten hervorragend einfüllen, wobei eine handelsübliche
Vorrichtung zur Befüllung verwendet werden kann. Dabei wird die
Mischung in der Regel unter einem Druck von mehreren Bar in den
Kernkasten eingeschossen und verdichtet.
Im nächsten Verfahrensschritt wird der Mischung, die im
Kernkasten als Kernvorformling vorliegt, das Wasser entzogen
und eine erhöhte Festigkeit erzielt. Der Wasserentzug kann auf
verschiedene Weise geschehen. In einfachsten Fall kann der
Kernkasten erwärmt werden, wodurch das Wasser aus der Mischung
durch die Einfüllöffnung oder gegebenenfalls im Kernkasten
vorhandene weitere Öffnungen ausgetrieben werden kann.
Alternativ oder ergänzend dazu kann ein Unterdruck am
Kernkasten angelegt werden, der das Abdampfen des Wassers aus
dem Kernformling ermöglicht oder beschleunigt.
Der üblicherweise aus einem metallischem Werkstoff hergestellte
Kernkasten kann für die Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch aus einem Kunststoffmaterial hergestellt sein.
Das ermöglicht, daß der Kernvorformling noch im Kernkasten
befindlich mit Mikrowellen beaufschlagt wird und das Wasser in
Dampfform durch die Einfüllöffnung ausgetrieben wird.
Selbstverständlich läßt sich die Beaufschlagung mit Mikrowellen
auch mit den beiden zuvor erwähnten Verfahren zum Entziehen des
Wassers auf physikalischem Wege durchführen.
Entscheidend ist bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, daß der entsprechende Wasserentzug ohne Begasung
mit Kohlendioxid, wie im Stand der Technik bekannt,
durchgeführt wird, um die Reaktion von Kohlendioxid mit dem
Natriumwasserglas zur Bildung von Natriumcarbonat zu vermeiden.
Dazu kann die in den Kernkasten eingeschossene Mischung direkt
nach Abtrennung von der Einschießdüse erwärmt werden.
Nachdem zumindest ein Teil des Wassers, bevorzugt nahezu die
gesamte Menge des im Formling enthaltenen Wassers, auf
physikalischem Wege entzogen wurde, kann der Kernkasten
geöffnet und der Kernformling aus dem Kernkasten entnommen
werden. Die Festigkeitswerte des auf diese Weise hergestellten
Kernformlings sind um ein Vielfaches besser als die nach dem
Stand der Technik aus den anorganischen Materialien
erhältlichen Kernformlinge.
In einer bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird der in
den Kernkasten eingefüllten Mischung durch Erhitzen des
Kernkastens nur ein Teil des Wassers entzogen, der zur
Handhabung ausreichende Festigkeitswerte aufweisende
Kernformling aus dem Kernkasten entnommen und dann einem
weiteren Trocknungsschritt, bevorzugt in einem Mikrowellenofen,
unterzogen, um die Taktzeiten zur Herstellung des Kernformlings
zu verringern und den Durchsatz in der Vorrichtung zu erhöhen.
Die vorliegende Erfindung wird durch das einzige
Ausführungsbeispiel weiter erläutert.
Eine Mischung aus Quarzsand mit einem Natriumwasserglas-
Bindemittelanteil von drei Gewichtsprozent mit einem
Feststoffanteil von 30% im Wasserglas wird in einen Kernkasten
bei einem Schießdruck von 6 bar eingeschossen. Die
Kernkastentemperatur beträgt 110 bis 160°C. Es wird ein
Unterdruck an den Kernkasten von 0,6 bar angelegt und der Kern
in dem warmen Kernkasten über 20-30 Sekunden ausgehärtet.
Bei dieser Ausführungsform des neuen anorganischen Warmbox-
Kernsandbindesystem (AWB) wird die Randschicht des
Kernformlings in dem warmen Kernkasten ausgehärtet, der mit
einer ausreichenden Festigkeit versehene Kern dann aus dem
Kernkasten entnommen und in einem Mikrowellenofen bei einer
Leistung von 600 Watt je nach Art und Form des des
Kernformlings über 30 bis 60 Sekunden ausgehärtet.
Ein entsprechend diesem Verfahren hergestellter Biegestab weist
eine Kernbiegefestigkeit von mehr als 300 N/cm² auf, während
bei konventionellen mit Kohlendioxid begasten Systemen ein
entsprechender Biegestabe eine Kernbiegefestigkeit von weniger
als 100 N/cm² aufweist. Durch die geringe Aushärtezeit im
Kernkasten läßt sich ein hoher Durchsatz ermöglichen, da die
entsprechend vorgehärteten Kernformlinge nach dieser Zeit eine
ausreichende Festigkeit zur Entnahme aufweisen und dann
beispielsweise im Mikrowellenofen ausgehärtet werden können.
Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens liegen darin,
daß außer dem enthaltenen Wasser keine Gasbildner vorhanden
sind, so daß im Guß Gasblasen vermieden werden. Ferner sind die
Kerne schadstofffrei, so daß bei Herstellung oder Abguß
keinerlei Absaugung von Emissionen notwendig ist. Durch die
niedrigeren Temperaturen im Kernkasten läßt sich zum einen eine
erhebliche Energieeinsparung erzielen, zum anderen ist der
Einsatz von Silikondichtungen möglich und das Entgraten der
Kerne kann weitgehend entfallen. In Problembereichen läßt sich
dieses Entkernen mit warmen Wasser einfach durchführen, und das
Regenerat kann nach Zerkleinerung und Sichtung wieder
eingesetzt werden. Da die Reststoffe aus der Kernherstellung
schadstoffrei sind, ist keine besondere Entsorgung
erforderlich. Im Hinblick auf die verwendeten anorganischen
Komponenten ist die Herstellung der Kernsandmischung sehr
kostengünstig.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von Kernformlingen für die
Gießereitechnik, das die folgenden Schritte umfaßt:
- a) Herstellen einer Mischung aus einem anorganischen feuerfesten Formsand und einem anorganischen Bindemittel auf Wasserglasbasis;
- b) Einfüllen der Mischung in den Kernkasten;
- c) Entziehen zumindest einer Teilmenge des in der als Kernvorformling im Kernkasten vorliegenden Mischung enthaltenen Wassers auf physikalischem Weg durch Erwärmen des Kernkastens, durch Anlegen eines Unterdruckes an den Kernkasten oder durch Beaufschlagung des Kernkasten mit Mikrowellen oder Kombinationen der vorgenannten Maßnahmen ohne gleichzeitige Begasung mit Kohlendioxid; und
- d) Entnehmen des Kernformlings aus dem Kernkasten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch den
zuätzlichen Verfahrensschritt:
- e) Trocknen des Kernformlings in einem Ofen, vorzugsweise durch Beaufschlagung mit Mikrowellen in einem Mikrowellenofen, ohne gleichzeitige Begasung mit Kohlendioxid.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei der
in Schritt a) eingesetzte Formsand Quarzsand ist.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
das in Schritt a) eingesetzte Bindemittel ein Natriumwasserglas
der allgemeinen Formel aNa₂O × bSiO₂ × nH₂O mit einem Verhältnis
von a/b von 1/(2,0-3,5), bevorzugt 2,0-3,0 ist und in einer
Menge von 1,5-3,0 Gew.-% mit einem Feststoffanteil von max. 50
Gew.-%, bevorzugt 30% Gew.-%, bezogen auf die Menge an Formsand
eingesetzt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit
den folgenden Schritten:
- a) Herstellen einer Mischung aus einem anorganischen feuerfesten Quarzsand und Natriumwasserglas der allgemeinen Formel aNa₂O x bSiO₂ × nH₂O mit einem Verhältnis von a/b von 1/(2,0-3,5), bevorzugt 2,0-3,0 in einer Menge von 1,5-3,0 Gew.-% mit einem Feststoffanteil von max. 50 Gew.-%, bevorzugt 30% Gew.-%, bezogen auf die Menge an Quarzsand;
- b) Einfüllen der Mischung unter Druck in den Kernkasten;
- c) Erhitzen der Kernkastens auf eine Temperatur im Bereich von 100-200°C und Belassen bei dieser Temperatur für maximal 30, bevorzugt 20 Sekunden, ohne gleichzeitige Begasung mit Kohlendioxid; und
- d) Entnehmen des Kernformlings aus dem Kernkasten;
- e) Trocknen des Kernformlings durch Beaufschlagung des Kernformlings mit Mikrowellen in einem Mikrowellenofen, ohne gleichzeitige Begasung mit Kohlendioxid.
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