DE19614126A1 - Polyarylensulfide mit enger Molmassenverteilung und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents
Polyarylensulfide mit enger Molmassenverteilung und Verfahren zu deren HerstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Polyarylensulfide, insbesondere Polyphenylensulfid (PPS),
mit enger Molmassenverteilung sowie ein Verfahren zu deren Herstellung.
Nach dem Stand der Technik wird PPS mit einer breiten Molmassenverteilung
der Polymere hergestellt. Es enthält unerwünscht große Mengen an
niedermolekularen Verunreinigungen und Oligomeren. Im allgemeinen liegt die
Polydispersität D (D = Mw/Mn), das heißt das Verhältnis von Gewichts- (Mw)
und Zahlenmittel (Mn) der Molmasse, für lineares PPS bei Werten zwischen 2,5
und 6, bei verzweigtem PPS beträgt D sogar 4 bis 10. Hochmolekulares PPS mit
großem Mn und einem hohen Wert der Polydispersität D = Mw/Mn bietet zwar
die Gewähr für gute mechanische Eigenschaften, ist wegen seiner extrem
hohen Schmelzeviskosität aber schwer zu verarbeiten. Unter Umständen muß
es bei so hohen Temperaturen verarbeitet werden, daß das Polymer geschädigt
wird. Für technische Anwendungen sind daher Polyarylensulfide mit hohen
Molmassen bei gleichzeitig kleiner Polydispersität D interessant.
EP-A-0527055 beschreibt die Herstellung von hochmolekularem Polyarylensulfid
mit enger Molmassenverteilung durch ringöffnende Polymerisation von
cyclischen Arylensulfid-Oligomeren. Die cyclischen Oligomere sind nur mit
geringer Ausbeute herstellbar. Zur Polymerisation werden als Katalysatoren
halogenierte Phenole oder Thiophenole und Metallverbindungen (Lewis-Säuren)
eingesetzt, die zu Verunreinigungen (Metallionen, chlorierte Benzolderivate) im
Polymer führen. Es wird nicht offenbart, wie Polyarylensulfide mit einer
Polydispersität unter einem Wert von 2 hergestellt werden können.
EP-A-304792 beschreibt die Herstellung von PPS mit enger
Molmassenverteilung durch extraktive Abtrennung von Oligomeren aus PPS mit
breiterer Molmassenverteilung. Durch die Extraktion wird die Polydispersität des
PPS von 3,7 auf 1,9 reduziert.
EP-A-379014 beschreibt ein PPS mit einer Polydispersität D von 2 bis 5. Die
enge Molmassenverteilung wird dadurch erreicht, daß das Polymere mit polaren
organischen Lösungsmitteln bei Temperaturen von 100 bis 200°C gewaschen
wird.
Es bestand die Aufgabe Polyarylensulfide mit enger Molmassenverteilung aus
leicht verfügbaren Ausgangsmaterialien in hoher Ausbeute herzustellen, ohne
daß Oligomere oder niedermolekulare Bestandteile im Reaktionsprodukt
vorliegen und abgetrennt werden müssen. Außerdem sollen die Polymeren
genügend große Molmassen aufweisen, um für technische Anwendungen
geeignet zu sein.
Es wurde gefunden, daß bei der Reaktion von halogenterminierten Präpolymeren
mit Schwefelverbindungen Polyarylensulfide in hoher Ausbeute entstehen,
deren Polydispersität der Molmassenverteilung unter 1,8 liegt. Die Polymeren
entstehen in hoher Ausbeute und mit einer engen Molmassenverteilung, ohne
daß Bestandteile abgetrennt werden. Schließlich lassen sich alle für die Technik
interessanten Molmassen einstellen.
Gegenstand der Erfindung sind somit Polyarylensulfide mit einer engen
Molmassenverteilung, wobei der Wert der absoluten Polydispersität im Bereich
von 1,3 bis 1,8 liegt.
Die absolute Polydispersität eines Polymeren wird dann erhalten, wenn Mw und
Mn nach absoluten Molmassenbestimmungsmethoden gemessen werden (z. B.
thermische Feldflußfraktionierung (FFF) in Kombination mit einem
Lichtstreudetektor). Im Gegensatz dazu liefert die GPC unter Verwendung einer
Polystyrol-Kalibrierung relative Polydispersitäten.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von
Polyarylensulfiden, wobei das Polyarylensulfid aus halogenterminierten
Präpolymeren hergestellt wird und ein Polyarylensulfid mit einer absoluten
Polydispersität von kleiner 1,8 entsteht.
Polyarylensulfide sind Polymere, die Arylensulfid-Einheiten enthalten. Die
Arylen-Bestandteile der Arylensulfid-Einheiten enthalten ein- oder mehrkernige
Aromaten oder verbundene Aromaten. Die Aromaten können auch Heteroatome
enthalten. Solche Aromaten, die substituiert oder unsubstituiert sein können,
sind beispielsweise Benzol, Pyridin, Biphenyl, Naphthalin oder Phenanthren.
Substituenten sind zum Beispiel C₁-C₆-Alkyl-, C₁-C₆-Alkoxy-, Carboxyl-, Amino-
und Sulfonsäure Gruppen. Verbundene Aromaten sind zum Beispiel Biphenyl
oder durch Etherbrücken verbundene Aromaten (Arylenether).
Bevorzugtes Polyarylensulfid ist Polyphenylensulfid.
Die gemäß der Erfindung hergestellten Polyarylensulfide haben im allgemeinen
eine Molmasse Mn im Bereich von 2000 bis 200000 g/mol, vorzugsweise 5000
bis 50000 g/mol. Sie können auch funktionelle Endgruppen tragen, zum Beispiel
Chlorendgruppen. Chlorterminierte Polyarylensulfide haben einen Gehalt an
organisch gebundenem Chlor von mehr als 0,1 Gew.-%. In einer bevorzugten
Ausführungsform der Erfindung weisen die Polyarylensulfide einen Gehalt
organischer, niedermolekularer Verunreinigungen (organische Verbindungen mit
Mw kleiner als 500 g/mol) von zusammen weniger als 500 ppm auf.
Insbesondere weisen die Polyarylensulfide gemäß der Erfindung einen
kumulierten Gehalt an Phenol, Chlorphenol, Thiophenol, Chlorthiophenol, Anilin
sowie chlor- und/oder methylsubstituierten Anilinen von weniger als 200 ppm
auf. Außerdem sind die Polyarylensulfide rein weiß und verfärben sich unter
thermooxidativen Bedingungen praktisch nicht. Beispielsweise führt die
Lagerung der Polyarylensulfide bei 200°C an der Luft über einen Zeitraum von
24 h zu keiner erkennbaren Verfärbung. Die Polyarylensulfide sind bevorzugt
linear.
Unter dem Begriff Präpolymer sind halogenterminierte Oligomere oder Polymere
zusammengefaßt, die Arylensulfid-Einheiten enthalten. Diese Produkte haben
gewöhnlich eine Molmasse, ausgedrückt als Zahlenmittel der Molmasse Mn, im
Bereich von 700 bis 21000 g/mol, vorzugsweise 3000 bis 10000 g/mol. Sie
lassen sich durch Reaktion einer Schwefelverbindung, insbesondere
anorganischen Sulfiden, mit einem Überschuß an dihalogenierten aromatischen
Kohlenwasserstoffen herstellen.
Die Präpolymere haben im allgemeinen einen Halogengehalt an organisch
gebundenem Halogen im Bereich von 0,3 bis 10 Gewichtsprozent;
typischerweise liegt der Halogengehalt bei 0,5 bis 5 Gewichtsprozent, je nach
Molmasse. Das Vorliegen von halogenterminierten Oligomeren oder Polymeren
wird experimentell belegt durch das Zahlenmittel ihrer Molmasse und den
Halogengehalt sowie durch ihre ¹H-NMR-Spektren. Als Halogen-Endgruppe
eignen sich die Halogene Fluor, Chlor, Brom und Iod, bevorzugt Chlor und
Brom, besonders bevorzugt Chlor. Die Herstellung und Charakterisierung dieser
Präpolymere ist beschrieben in der noch unveröffentlichten deutschen
Patentanmeldung mit dem Aktenzeichen 19513479.6 (Titel: Verfahren zur
Herstellung von Polyarylensulfid, Anmeldetag: 13.04.1995), worauf Bezug
genommen wird. Die Präpolymere weisen einen Gehalt organischer,
niedermolekularer Verunreinigungen (organische Verbindungen mit Mw kleiner
als 500 g/mol) von zusammen weniger als 500 ppm auf. Insbesondere weisen
die Präpolymere einen kumulierten Gehalt an Phenol, Chlorphenol, Thiophenol,
Chlorthiophenol, Anilin sowie chlor- und/oder methylsubstituierten Anilinen von
weniger als 200 ppm auf. Die Polydispersität der Präpolymere liegt zwischen
1,3 und 2,5, bevorzugt zwischen 1,3 und 1,8.
Als dihalogenierte aromatische Kohlenwasserstoffe eignen sich unter anderem
Dihalogenbenzole wie o-, m- und p-Dichlorbenzol, substituierte
Dihalogenbenzole wie 2,5-Dichlortoluol, 3,5-Dichlorbenzoesäure oder 2,5-
Dichlorbenzolsulfonsäure (bzw. deren Salze). Aber auch Dihalogennaphthaline
wie 1,4-Dibromnaphthalin oder Dihalogendiphenyläther wie 4,4′-
Dichlordiphenyläther können eingesetzt werden. In der gleichen Weise können
auch Gemische von dihalogenierten aromatischen Kohlenwasserstoffen
eingesetzt werden, um zu Copolymeren zu gelangen. Auch ist es möglich durch
Einsatz substituierter Dihalogenarylverbindungen (z. B. 2,5-Dichlortoluol)
substituierte Präpolymere herzustellen.
Als Schwefelverbindungen für die Herstellung der Präpolymere eignen sich
anorganische Sulfide der Alkali- und Erdalkali-Metalle, wie Lithiumsulfid,
Kaliumsulfid, Calciumsulfid und bevorzugt Natriumsulfid. Die Salze können als
solche zugegeben oder in situ erzeugt werden, so entsteht z. B. das bevorzugt
eingesetzte Natriumsulfid aus Natriumhydrogensulfid und Natriumhydroxid. Die
Sulfide können auch mit Kristallwasser eingesetzt werden. Es hat sich gezeigt,
daß für die Herstellung der Präpolymeren ca. 1 mol Wasser pro mol Sulfid
vorteilhaft ist. Die Schwefelverbindungen eignen sich auch für die Umwandlung
der Präpolymeren in Polymere mit höherer Molmasse. Typischerweise liegt hier
der Hydratgehalt bei etwa 9 mol Wasser pro mol Sulfid.
Als Lösungsmittel sowohl für die Herstellung der Präpolymere als auch für deren
Umwandlung in Polymere mit höherer Molmasse eignen sich dipolar aprotische
Lösungsmittel vom Amidtyp wie Dimethylformamid (DMF), Dimethylacetamid
(DMAc), N-Methylcaprolactam oder N-alkylierte Pyrrolidone oder Mischungen
davon. Besonders bevorzugt ist N-Methylpyrrolidon (NMP).
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Polyarylensulfide wird am Beispiel der
Herstellung von Polyphenylensulfid (PPS) erläutert, ohne sich jedoch darauf zu
beschränken:
Zur Herstellung der chlorterminierten Präpolymere wird Natriumsulfid mit
überschüssigem p-Dichlorbenzol in NMP bis zu etwa 80 bis 95% umgesetzt.
Das Präpolymere wird zusammen mit dem Natriumchlorid abfiltriert und das Salz
durch Lösen in Wasser entfernt. Danach wird das Präpolymere bei 90°C
getrocknet.
Zur Herstellung von hochmolekularem PPS wird das Präpolymere in NMP unter
Druck bei Temperaturen von 230°C gelöst und mit Natriumsulfid umgesetzt.
Die Konzentration des Präpolymeren liegt dabei zweckmäßigerweise möglichst
hoch. Sie kann zwischen 15 und 90 Gew.-% liegen, bevorzugt zwischen 25
und 60 Gew.-%. Die Menge an zugesetztem Natriumsulfid bestimmt die
Molmasse der Polymeren. Trägt man die Molmasse als Funktion des
Massenverhältnisses Natriumsulfid/Präpolymer auf, so ergibt sich ein Graph
mit einem ausgeprägten Maximum bei einem Verhältnis von Natriumsulfid/
Präpolymer, das folgender Formel genügt:
m (Na₂S) = m (PP) × PCl.
Hierbei bedeuten:
m (Na₂S): Masse des zugesetzten Natriumsulfids (wasserfrei)
m (PP): Masse des eingesetzten Präpolymeren
PCl: Gewichtsanteil organisch gebundenen Chlors im Präpolymeren (z. B.: 2 Gewichtsprozent = 0,02).
m (Na₂S): Masse des zugesetzten Natriumsulfids (wasserfrei)
m (PP): Masse des eingesetzten Präpolymeren
PCl: Gewichtsanteil organisch gebundenen Chlors im Präpolymeren (z. B.: 2 Gewichtsprozent = 0,02).
Die Reaktionstemperaturen liegen bei 220 bis 270°C, bevorzugt bei 230 bis
260°C und die Reaktionszeiten betragen 30 min bis 5 h, bevorzugt 1 bis 3 h.
Am Ende der Reaktion liegt das Polymere in Form einer fast klaren, viskosen
Lösung vor, aus der es beim Abkühlen aus kristallisiert. Es kann durch einfache
Filtration leicht isoliert werden. Durch Waschen mit etwas NMP läßt es sich von
Mutterlaugenresten befreien. Nach dem Waschen mit warmem Wasser wird das
Polymere getrocknet.
Die Schmelzpunkte der so erhaltenen Polyphenylensulfide liegen zwischen 270°C
und 305°C, typisch sind 280 bis 295°C. Die Schmelzviskosität liegt im
Bereich von 5000 bis 500000 mPas (centiPoise), typisch sind bei 50000 bis
250000 mPas (centiPoise). Die Schmelzeviskosität ist ohne Zusätze stabil: Bei
300°C verändert sie sich über einen Zeitraum von 1 h um weniger als 10%.
Die Polyphenylensulfide lassen sich durch Schmelzextrusion zu Formkörpern
verarbeiten. Aber auch Folien und Fasern mit guten mechanischen
Eigenschaften lassen sich herstellen.
Die Charakterisierung der Molmassenverteilung der Polyphenylensulfide
geschieht durch Größenausschlußchromatographie
(Gelpermeationschromatographie, GPC) sowie durch Feldflußfraktionierung. Um
diese Methoden anwenden zu können, muß das Polymer gelöst werden. Hierzu
eignet sich zum Beispiel Chlornaphthalin bei hoher Temperatur (220°C).
Andererseits kann aber auch das Polymere durch eine polymeranaloge Reaktion
in eine lösliche Form überführt werden. Dies geschieht durch selektive und
milde Oxidation des Polymers zum Polyphenylensulfoxid (PPSO). Um organisch
lösliche Polyphenylensulfoxide zu erhalten, können zwei Wege beschritten
werden: die vollständige Oxidation zu PPSO oder die Teiloxidation von PPS zu
Polyphenylensulfidsulfoxid (PPSOx).
Die vollständige Oxidation zu PPSO gelingt mit Salpetersäure als
Oxidationsmittel. Hierzu löst man das Polymere bei Raumtemperatur in 85%iger
(Gewichtsprozent) Salpetersäure unter Entwicklung von nitrosen Gasen und fällt
das gebildete PPSO in Wasser aus. Man erhält so Polymere, die sich in starken
Säuren wie Trifluoressigsäure oder Dichloressigsäure bei Raumtemperatur lösen.
Die Teiloxidation von PPS läßt sich mit einer verdünnten Lösung von
Distickstoff-tetroxid (N₂O₄) in Dichloressigsäure erreichen. Das PPS wird in
Dichloressigsäure dispergiert und bei Raumtemperatur über einen Zeitraum von
1 bis 2 Stunden eine 20%ige (Gewichtsprozent) Lösung von N₂O₄ in
Dichloressigsäure zudosiert. Sobald das gesamte Polymer in Lösung gegangen
ist, wird die Zufuhr an Oxidationsmittel gestoppt, 10 Minuten nachreagieren
lassen und das Polymere in Wasser ausgefällt. Man erhält Polymere, die sich
z. B. in NMP bei Raumtemperatur lösen.
Bei der thermischen Feldflußfraktionierung wird das Polymere zunächst gelöst
und über einen 5 µm Filter grob filtriert. Die erhaltene Lösung wird in den
Feldflußkanal injiziert. Dort wirkt ein Temperaturgradient senkrecht zur
laminaren Strömung des Lösungsmittels. Er bewirkt, daß Makromoleküle je nach
ihrer Größe unterschiedlich im Temperaturgradienten abgelenkt werden und
deshalb zu verschiedenen Zeiten den Kanal verlassen. Die Fraktionen werden
analog durch Vielwinkellichtstreuung und UV-Detektion analysiert. Diese als
TFFF bekannte Methode ist in der Literatur ausführlich beschrieben [J.C.
Giddings, Srience vol.260, pp. 1456-1465 (1993)] und liefert absolute
Molmassenverteilungen und insbesondere absolute Polydispersitäten.
Molmassenverteilungen wurden außerdem mittels GPC ermittelt. Bei dieser
vielfach angewandten und dem Fachmann bekannten Methode werden
Moleküle nach ihrer Größe, d. h. nach ihrem hydrodynamischen Volumen,
getrennt. Die GPC liefert allerdings nur relative Molmassenverteilungen und
relative Polydispersitäten bezogen auf den verwendeten Polymerstandard.
In einem 2 l-Titanautoklaven werden 850 ml NMP, 30 ml Wasser, 256 g
Natriumsulfid-2,8-Hydrat (2 mol) vorgelegt. Die Mischung wird unter Rühren bis
auf T = 190°C erhitzt und dann 145 ml NMP-haltiges Wasser abdestilliert. Zu
der auf T = 170°C abgekühlten Mischung werden 370 g p-Dichlorbenzol und
50 ml NMP gegeben. Der Autoklaveninhalt wird unter Rühren auf T = 230°C
erhitzt und dort 2 h lang gehalten. Dann werden 55 ml eines Wasser/NMP-
Gemisches sowie 18 ml p-Dichlorbenzol abdestilliert. Die Temperatur wird auf T
= 150°C gesenkt und dort für 90 min gehalten. Der Ansatz wird filtriert und
der zurückbleibende Filterkuchen mit Wasser zwei mal aufgekocht. Schließlich
wird das Präpolymer bei 110°C getrocknet. Der elementaranalytisch bestimmte
Chlorgehalt des Präpolymeren beträgt 1,2 Gew.-%.
In einem 2 l Titanautoklaven wird eine Mischung aus 300 ml NMP, 79,2 g Na₂S
× 3 H₂O, 132,3 g p-Dichlorbenzol und 49,2 g Natriumacetat unter Rühren
zunächst für 30 min auf 220°C und danach 30 min auf 245°C erhitzt.
Anschließend wird der abgekühlte Reaktorinhalt auf 2,5 l Wasser gegeben, das
zuvor mit 15 ml HCl conc. versetzt wurde. Der ausgefallene Niederschlag wird
abgesaugt, mit 2 l Wasser und dann mit 700 ml Aceton gewaschen.
Anschließend wird er über Nacht mit THF extrahiert. Die Ausbeute an
vorwiegend chlorterminerten Oligomeren beträgt 55%. Der Cl-Gehalt (organisch
gebundenes Chlor) der Probe lag bei 3,8 Gewichtsprozent. Dies entspricht einer
Molmasse Mn von 1870 g/mol.
Die Molmasse Mn (Zahlenmittel) wurde aus dem elementaranalytisch
bestimmten Gehalt organisch gebundenen Chlors nach folgender Formel
berechnet:
Mn =(71/PCl) g/mol.
Hierbei bedeuten:
Mn: Zahlenmittelwert der Molmasse
PCl: Gewichtsanteil organisch gebundenen Chlors im Präpolymeren.
Mn: Zahlenmittelwert der Molmasse
PCl: Gewichtsanteil organisch gebundenen Chlors im Präpolymeren.
31,2 g Präpolymer, hergestellt nach Beispiel 1, werden in einem 250 ml-
Glasautoklaven unter Rühren in 60 ml NMP suspendiert und mit 1 ,5 g Na₂S
und 0,5 ml H₂O unter Luftabschluß versetzt. Anschließend wird unter Rühren
für 2 h auf 245°C erwärmt. Die weitgehend homogene viskose Lösung wird
abgekühlt und mit 40 ml NMP verdünnt. Der kristalline Niederschlag wird
abgesaugt, mit NMP gewaschen und in Wasser kurz aufgekocht. Nach dem
Absaugen wird das Polymere getrocknet. Ausbeute: 95%.
Das erhaltene Polyphenylensulfid hat eine Schmelzeviskosität von 177000 mPas
bei 300°C und einer Scherrate von 10 min-1. Nach einer Stunde bei 300°C
beträgt sie 172000 mPas. Der Schmelzpunkt beim ersten Aufheizen liegt bei
293°C, die Rekristallisationstemperatur beim Abkühlen aus der Schmelze bei
246°C und der Schmelzpunkt beim zweiten Aufheizen liegt bei 285°C.
Es wurde ein Model T-100 ThFFF Polymer Fractionator der Fa. FFFractionation
Ltd. (1270 West 2320 South, Suite D, Salt Lake City, Utah, USA) in
Verbindung mit einem Lichtstreudetektor DAWN F der Fa. Wyatt Technology
Deutschland GmbH (Schieferstraße 8A, D-65388 Schlangenbad) und einem UV
Detektor UV2000 der Fa. Spectra Physics, D-6100 Darmstadt, der bei 330 nm
betrieben wurde, verwendet. Als Laufmittel und Lösungsmittel wurde NMP
eingesetzt mit einem Fluß von 0,2 ml/min. Es wurde im sog. Powermodus (vgl.
z. B. P.Stephen Williams and J.Calvin Giddings: Anal. Chem. 1987, 59, 2038)
unter folgenden Bedingungen gearbeitet. Hierbei wird die Temperaturdifferenz
ΔT zwischen oberem und unterem Temperaturblock als Funktion der Zeit t wie
folgt geändert:
ΔT(t) = ΔT₀[(t1-ta)/(t-ta)]-(ta/t1)
mit
ΔT₀ = 100°C
t1 = 8 min
ta = -16 min.
ΔT₀ = 100°C
t1 = 8 min
ta = -16 min.
Zur Auswertung wurde die Software ASTRA 4.0 der Fa. Wyatt eingesetzt. Zur
Normierung der Streuwinkel wurden engverteilte Polystyrolstandards benutzt.
Die angewandte Meßmethode erlaubt die Bestimmung absoluter
Molmassenverteilungen und insbesondere absoluter Polydispersitäten.
Das gemäß Beispiel 3 hergestellte Polymere wurde mit N₂O₄ in
Dichloressigsäure teiloxidiert, in NMP gelöst und nach dieser Analysemethode
untersucht. Es wurden folgende Ergebnisse erhalten:
Massenmittel Mw: 38000
Zahlenmittel Mn: 28000
Polydispersität D: 1,36.
Massenmittel Mw: 38000
Zahlenmittel Mn: 28000
Polydispersität D: 1,36.
Die absolute Molmassenverteilung ist in Fig. 1 wiedergegeben.
Die kommerziell erhältlichen PPS-Proben Fortron 0214 B1 (Fortron Industries,
USA) und Ryton GR 06 (Phillips Petroleum, USA) wurden durch erschöpfende
Oxidation mit überschüssigem N₂O₄ in Dichloressigsäure bei Zimmertemperatur
zu PPSO oxidiert. Die isolierten Proben wurden wieder in Dichloressigsäure
gelöst und ihre Molmassenverteilung durch Lichtstreuung bestimmt. Die
Gewichtsmittel der Molmasse lagen bei 41.000 bzw. 32.000 g/mol. Beide PPS-
Proben wurden ebenfalls mit N₂O₄ teiloxidiert und so NMP-lösliche PPSOx-
Polymere erhalten. Sie wurden ebenfalls durch Feldflußfraktionierung
charakterisiert. Für beide Polymere wurden absolute Polydispersitäten von < 1,8
erhalten. Eine genauere quantitative Bestimmung der Polydispersität war nicht
möglich, da in den Proben zu viele Bestandteile vorhanden waren, die unterhalb
der Auflösungsgrenze der FFF-Apparatur lagen.
Es wurde eine Pumpe Waters 510 der Fa. Waters und ein UV Detektor UV2000
der Fa. Spectra Physics, D-6100 Darmstadt, der bei 330 nm betrieben wurde,
verwendet. Als Laufmittel und Lösungsmittel wurde NMP mit 0,05% LiCl und
0,02% Ammoniumacetat eingesetzt mit einem Fluß von 1 ml/min. Als Säulen
wurden Styragelsäulen der Fa. PSS (Mainz) verwendet (100, 1000, 100000,
1000000 Angström, Reihenschaltung, 65°C).
Zur Auswertung der gemessenen Daten wurde eine Polystyroleichung zugrunde
gelegt. Es wurden für das Polymere aus Beispiel 1 folgende Ergebnisse erhalten:
Mn: 6300 g/mol
Mw: 11200 g/mol
Polydispersität D: 1,78.
Mn: 6300 g/mol
Mw: 11200 g/mol
Polydispersität D: 1,78.
Der elementaranalytisch bestimmte Chlorgehalt beträgt 1,2 Gew.-% an
organisch gebundenem Chlor.
Eine Probe des in Beispiel 3 hergestellten Polyphenylensulfids wurde bei T =
320°C im Heliumstrom ausgeheizt. Nachdem der Heliumstrom die Probe
passiert hatte wurde er durch eine mit flüssigem Stickstoff gekühlte Falle
geleitet, um die bei 320°C flüchtigen Bestandteile der Polymerprobe
aufzufangen. Nach 16 h Versuchsdauer wurde die Falle aus dem Kühlbad
herausgenommen, auf Zimmertemperatur aufgewärmt und die aufgefangenen
Stoffe mit einem Gemisch aus Dichlormethan und Methanol herausgelöst. Die
entstandene Lösung wurde mit einer Kombination aus Gaschromatograph und
Massenspektrometer (GC/MS) analysiert. Bezogen auf die eingewogene Masse
des Polymers wurden folgende Mengen niedermolekularer Verunreinigungen
detektiert:
- 1.) Substituierte einkernige Aromaten (Benzolderivate):
Phenol: 25 ppm
Bis-tert. butyl-phenol: 30 ppm
Thiophenol: 30 ppm - 2.) Heterozyklische Zersetzungsprodukte des NMP:
Dihydrofuranon: 10 ppm
Tetrahydrothiophenon: 10 ppm
Chlorphenol, Chlortiophenol, Chloranilin oder andere chlorierte Benzolderivate
konnten nicht nachgewiesen werden. Anilin sowie chlor- und/oder
methylsubstituierte Aniline lagen ebenfalls unter der Nachweisgrenze.
Proben kommerziell erhältlicher Polyphenylensulfidprodukte wurden genauso
wie in Beispiel 7 beschrieben bei 320°C im Heliumstrom behandelt und mittels
GC/MS charakterisiert. Im einzelnen handelte es sich um die folgenden
Produkte:
1. Fortron 0205 X49 G24EO (Hoechst Celanese, USA)
2. Tohpren T1/1N1 XO41 (Tohpren, Japan).
1. Fortron 0205 X49 G24EO (Hoechst Celanese, USA)
2. Tohpren T1/1N1 XO41 (Tohpren, Japan).
Es wurden für beide Proben nahezu zwanzig verschiedene organische
Verbindungen nachgewiesen. In der Gruppe der substituierten Benzole wurden
in allen drei Proben folgende Verbindungen detektiert: Phenol, Thiophenol,
Chlorthiophenol, Anilin, N-Methylanilin, N,N-Dimethylanilin, N-Methylchloranilin.
Die aus der thermischen Zersetzung von NMP stammenden heterozyklischen
Verbindungen Dihydrofuranon und Tetrahydrothiophenon lagen ebenfalls in
deutlich größeren Mengen vor als in der Polyphenylensulfidprobe gemäß der
Erfindung in Beispiel 7.
Die Tabelle zeigt die Ergebnisse im einzelnen:
Claims (11)
1. Polyarylensulfid mit einer absoluten Polydispersität D unter 1,8,
vorzugsweise im Bereich von 1,3 bis 1,8.
2. Polyarylensulfid nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Polyarylensulfid einen Gehalt an organischen Verunreinigungen von weniger als
500 ppm aufweist.
3. Polyarylensulfid nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das
Polyarylensulfid einen Gehalt der Verbindungen Phenol, Chlorphenol,
Thiophenol, Chlorthiophenol, Anilin, Chloranilin, N-Methylanilin, N-
Methylchloranilin und N,N-Dimethylanilin von insgesamt weniger als 200 ppm
aufweist.
4. Polyarylensulfid nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyarylensulfid chlorterminiert ist und der Chlorgehalt des
Polyarylensulfids größer als 0,1 Gew.-% ist.
5. Polyarylensulfid nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Chlorgehalt des Polyarylensulfids im Bereich von 0,3 bis 10 Gew.-%,
bevorzugt von 0,5 bis 5 Gew.-% liegt.
6. Polyarylensulfid nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Zahlenmittel der Molmasse Mn des Polyarylensulfids zwischen 1400
g/mol und 14000 g/mol liegt.
7. Polyarylensulfid nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß das Polyarylensulfid Polyphenylensulfid ist, vorzugsweise lineares
Polyphenylensulfid.
8. Verfahren zur Herstellung von Polyarylensulfiden, wobei das Polyarylensulfid
aus halogenterminierten Präpolymeren hergestellt wird und eine enge
Molmassenverteilung aufweist.
9. Verfahren zur Herstellung von Polyarylensulfiden nach Anspruch 8 dadurch
gekennzeichnet, daß Präpolymere mit enger Molmassenverteilung eingesetzt
werden.
10. Verfahren zur Herstellung von Polyarylensulfiden nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Polyarylensulfid eine absolute Polydispersität
D unter dem Wert 1,8, vorzugsweise im Bereich von 1,3 bis 1,8, aufweist.
11. Verfahren zur Herstellung von Polyarylensulfiden nach einem der Ansprüche
8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß keine Fraktionierung des
Polyarylensulfids erfolgt.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19614126A DE19614126A1 (de) | 1996-04-11 | 1996-04-11 | Polyarylensulfide mit enger Molmassenverteilung und Verfahren zu deren Herstellung |
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