DE19612684A1 - Neue Verwendung extrem thermophiler DNA-Polymerasen - Google Patents
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- C12Q1/6869—Methods for sequencing
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Zyklus-Sequenzierung
von DNA mit einem Marker substituierten Didesoxynukleotiden
unter Verwendung von extrem thermophilen DNA-Polymerasen sowie
eine neue Verwendung extrem thermophiler DNA-Polymerasen.
Die Sequenzanalyse von DNA ist zwischenzeitlich zu einem uner
setzlichen Werkzeug sowohl für die Grundlagenforschung als auch
für die Labordiagnostik geworden und wird routinemäßig ange
wandt. Die Sequenzierungsprotokolle basieren dabei fast aus
schließlich auf der Kettenabbruchsmethode von Sanger unter Ver
wendung von radioaktiven oder fluoreszierenden Markern zur Mar
kierung der DNA-Ketten. Verschiedene Firmen bieten eine Viel
zahl von unterschiedlichen Sequenzierungsprotokollen an. Beson
ders häufig wird das Protokoll der Fa. Applied Biosystems (ABI)
zur nicht-radioaktiven Sequenzierung unter Verwendung von mit
Farbstoffen markierten Didesoxyterminatoren (Dye-Didesoxy-Ter
minatoren angewandt.
Bei der Sequenzierung unter Verwendung von Dye-Didesoxy-Termi
natoren kopieren die DNA-Polymerasen die zu sequenzierende DNA-
Matrize in einer primer-abhängigen Weise. Der Kettenabbruch
wird durch Einbau von ddNTPs erreicht, von denen jedes mit ei
nem unterschiedlich fluoreszierenden Farbstoff (Dye) markiert
ist. Hierdurch wird die Auftrennung der DNA-Sequenz in einer
einzigen Spur ermöglicht, während nach der klassischen DNA-Se
quenziermethode von Sanger, die unmarkierte ddNTPs verwendet
und die die Kettenmarkierung durch den Einbau von radioaktiv
markierten α-dATP- oder fluoreszierenden Primern durchführt,
ein Vierspursystem und für die Einspuranalyse ein aufwendiges
4-Primer-Verfahren notwendig ist.
Falls die Sequenzierungsreaktion in einem einzigen Zyklus bei
37°C durchgeführt wird, werden üblicherweise thermolabile DNA-
Polymerasen, beispielsweise die T7-DNA-Polymerase, verwendet.
Für viele Anwendungen ergibt dieses Protokoll ausgezeichnete
Ergebnisse; es ist jedoch nachteilig, daß große Mengen von Tem
plate-DNA (etwa 5 µg Plasmid-DNA pro Reaktion) notwendig sind.
Dieser Nachteil wird besonders deutlich bei der Direktsequen
zierung von PCR-Produkten. Unüberwindbare Schwierigkeiten erge
ben sich häufig bei der Sequenzierung GC-reicher Templates. Im
Gegensatz dazu wird weniger als 1/5 an Template-DNA bei der
Zyklus-Sequenzierung unter Verwendung von DNA-Polymerasen aus
extrem thermophilen Organismen benötigt. Diese Methode umfaßt
verschiedene Zyklen der Denaturierung, Annealing des Sequenzie
rungs-Primers und Kettenverlängerung mit anschließendem Einbau
der ddNTPs. Gemäß dem Stand der Technik wird dieser zuletzt
genannte Schritt bei 60°C durchgeführt, was bei der Sequenzie
rung von GC-reichen DNA-Sequenzen und von DNA mit Sekundär
strukturen zu wesentlich besseren Ergebnissen führt als die
Protokolle, die einen einzigen Zyklus bei 37°C benutzen. Die
bei den Protokollen gemäß dem Stand der Technik benutzte Tempe
ratur von 60°C liegt jedoch weit unterhalb der optimalen Syn
thesetemperatur extrem thermostabiler DNA-Polymerasen.
Im Gegensatz dazu können Dye-Primer-Protokolle die optimale
Kettenverlängerungstemperatur von 72°C verwenden. Sie erfordern
jedoch die kostspielige Sonder-Synthese fluoreszenzmarkierter
Primer: im Falle eines 4-Spurverfahrens von 1 Primer, für die
Durchführung einer 1-Spuranalyse sogar von 4 Primern. In beiden
Fällen müssen im Gegensatz zur Dye-Terminatorsequenzierung, die
in nur einem Ansatz durchgeführt wird, 4 parallele Reaktionen
mit jeweils einem ddNTP angesetzt werden, was den Zeit- und
Kostenaufwand zusätzlich erhöht.
Protokolle zur Dye-Primer-Sequenzierung werden von verschiede
nen Firmen für unterschiedliche, extrem thermostabile DNA-Poly
merasen beschrieben. Beispiele für solche Protokolle sind die
von ABI/Perkin Elmer, das AmpliTaq®- und AmpliTaqFS® verwendet,
von Amersham, das Thermosequenase® verwendet, oder von Epicen
tre, das Sequitherm®-DNA-Polymerase verwendet.
Bei Verwendung der Dye-Primer-Sequenzierung als 1-Spur-Technik
ist es notwendig, vier verschiedene Primer mit unterschiedli
chen Farbmarkierungen zu versehen. Dies erhöht den Zeit- und
Kostenaufwand der Sequenzierung jedoch entsprechend.
Aus dem Stand der Technik ist eine erfolgreiche Zyklus-Sequen
zierung unter Verwendung von Dye-Terminatoren bisher nur mit
einer Kettenverlängerungstemperatur von 60°C bekannt, und zwar
für die Enzyme AmpliTaq®, AmpliTaqFS®, Thermosequenase®, Sequi
therm® und Tfil-DNA-Polymerase. Protokolle für Temperaturen von
über 60°C wurden für die Zyklus-Sequenzierung unter Verwendung
von Dye-Terminatoren bisher nicht beschrieben.
Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein neues Ver
fahren zur Zyklus-Sequenzierung von DNA unter Verwendung von
Dye-Terminatoren bereitzustellen, das auch bei GC-reichen Se
quenzen einsetzbar ist und das bei oder nahe bei der optimalen
Kettenverlängerungstemperatur arbeitet.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 7 nä
her gekennzeichneten Merkmale gelöst. Bevorzugte Ausführungs
formen des Verfahrens gemäß Anspruch 7 sind in den Unteransprü
chen gekennzeichnet.
Weiterhin stellt die vorliegende Erfindung gemäß Anspruch 1
eine neue Verwendung extrem thermostabiler DNA-Polymerasen be
reit. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen
näher gekennzeichnet.
Die erfindungsgemäß einsetzbaren, extrem thermostabilen
DNA-Polymerasen sind DNA-Desoxynukleotidyl-Transferasen,
E.C.2.7.7.7. Bevorzugt sind die nachfolgenden extrem thermosta
bilen DNA-Polymerasen verwendbar:
- - AmpliTaq® (Perkin Elmer): Stamm Thermus aquaticus YT1;
- - Taq® DNA-Polymerase (Gibco): isoliert aus Thermus aquati cus, Stamm YT1;
- - Sequitherm®-DNA-Polymerase (Epicentre): speziell für das Zyklus-Sequenzieren entwickelte DNA-Polymerase;
- - Tth-DNA-Polymerase (Epicentre): isoliert aus Thermus thermophilus;
- - Tth-DNA-Polymerase (Boehringer): E.C. 2.7.7.7, isoliert aus Thermus thermophilus HB8;
- - Expand® High Fidelity (Boehringer): Mischung aus Taq®- und Pwo®-DNA-Polymerase, E.C.2.7.7.7;
- - Pwo®-DNA-Polymerase (Boehringer): E.C.2.7.7.7, aus Pyro coccus woesei;
- - Deep Vent®-DNA-Polymerase (New England Biolabs): DNA-Poly merasegen aus Pyrococcus species, Isolat GB-D, exprimiert in E. coli;
- - 9°N DNA-Polymerase (New England Biolabs): Thermococcus species, Stamm 9°N-7;
- - Vent® exo--DNA-Polymerase (New England Biolabs): exo--DNA- Polymerasegen von Thermococcus litoralis exprimiert in E. coli;
- - Replitherm®-DNA-Polymerase (Epicentre): nicht aus T. aqua ticus;
- - Goldstar® (Eurogentec): DNA-Polymerasegen aus einer neuen Thermus-Species, exprimiert in E. coli;
- - Tfl-DNA-Polymerase (Epicentre): isoliert aus Thermus fla vus;
- - Pfu-DNA-Polymerase (Stratagene): aus Pyrococcus furiosus, exprimiert in E. coli, starke 3′-5′-Exonuklease;
- - Thermosequenase® (Amersham): speziell für die Zyklusse quenzierung entwickelte extrem thermostabile DNA-Polymera se;
- - AmpliTaq FS® (Perkin Elmer): mutierte Form von AmpliTaq® DNA-Polymerase, ohne 5′-3′-Exonuklease.
Erfindungsgemäß besonders bevorzugt werden die Sequitherm® und
TTh-DNA-Polymerase. Die Vorteile der Verwendung dieser Polyme
rasen bei der Zyklus-Sequenzierung unter Verwendung von Dye-
Terminatoren sind u. a. wie folgt:
- - geringerer Bedarf an Template-DNA im Vergleich zum Ampli taq®-DNA-Polymerase-Protokoll von ABI;
- - geringere Enzymkosten durch Senkung der Enzymmenge;
- - kürzere Reaktionszeiten und damit höherer Probendurchsatz;
- - höhere Synthesetemperaturen bis 75°C, wodurch ein Arbeiten mit höherer Spezifität und eine "optimale" Denaturierung der Template-DNA ermöglicht wird;
- - bessere Ausnützung der Sequenzierungschemikalien und damit Senkung der Kosten.
Aus dem Stand der Technik ist bekannt, daß mitunter extrem
GC-reiche Sequenzen nicht in der PCR amplifiziert werden können
und noch weniger der Sequenzanalyse zugänglich sind. Experimen
tell bedeutsam wurde in diesem Zusammenhang der Unterschied in
der Kettenverlängerungstemperatur zwischen PCR und Zyklusse
quenzierung. Im Rahmen eines Forschungsprojekts konnte ein be
stimmter Bereich aus dem menschlichen S71-Locus wohl in der PCR
amplifiziert, aber die erhaltenen Fragmente nicht sequenziert
werden. Ein Grund hierfür lag offensichtlich in der Kettenver
längerungstemperatur, die im Falle der PCR bei 72°C, in der
Zyklussequenzierung hingegen bei 60°C liegt. Experimentell kann
die thermische Stabilität bestimmter DNA-Sequenzen dadurch her
abgesetzt werden, daß G- und C-Basen durch die weniger fest
interagierenden Analoga 7-Deaza-G und 5-Methyl-C ersetzt wer
den. Der Versuch, mittels PCR Fragmente herzustellen, in denen
alle G- und C-Positionen durch die Analoga ausgetauscht sind,
scheiterte am Einbau von 7-Deaza-dGTP. U.a. das Sequitherm-DNA-
Polymerase-Protokoll verwendet jedoch dieses G-Analogon in
Nicht-Dye-Terminator-Reaktionen als alleinigen G-Baustein bei
einer Kettenverlängerungstemperatur von 72°C, um Kompressionen
auf Sequenzgelen zu unterdrücken.
Erfindungsgemäß wurde deshalb der Einbau von Dye-Terminatoren
bei erhöhten Kettenverlängerungstemperaturen, d. h. bei Tempera
turen < 60°C, versucht, wobei anfangs beispielhaft die Sequi
therm®-DNA-Polymerase ausgewählt wurde.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Abbildungen näher
erläutert. Die Abbildungen zeigen:
Sequenzen länger als 500 Basen wurden mit Sequitherm®-DNA-Poly
merase für das Standard Primer/Template-Paar pS71JB/"β-gal for
ward" nach Verbesserung des dNTP/dyeddNTP-Verhältnisses bei
einer Kettenverlängerungstemperatur von 72°C für 2 Minuten er
reicht. Hierbei wurden ad 21 µl Endvolumen vereint:
0,5 µg Template, 10 pMol Primer, 2 µl 5xTACS-Puffer, 1 µl 30 mM MgCl₂, 0,1 µl 6 mM dITP/je 2 mM dATP/dTTP/dCTP/dGTP, 1 µl ABI-Nukleotid-Mix, je 0,5 µl DyeddA/DyeddG/DyeddT, 0,25 µl Dye ddC, 2,5 U Enzym und Wasser zu einem Endvolumen von 21 µl. Ver wendet wurde das PCR-Protokoll SeqT580 bei Elongationsbedingun gen von 72°C für 2 Minuten.
0,5 µg Template, 10 pMol Primer, 2 µl 5xTACS-Puffer, 1 µl 30 mM MgCl₂, 0,1 µl 6 mM dITP/je 2 mM dATP/dTTP/dCTP/dGTP, 1 µl ABI-Nukleotid-Mix, je 0,5 µl DyeddA/DyeddG/DyeddT, 0,25 µl Dye ddC, 2,5 U Enzym und Wasser zu einem Endvolumen von 21 µl. Ver wendet wurde das PCR-Protokoll SeqT580 bei Elongationsbedingun gen von 72°C für 2 Minuten.
Sequenzen von über 500 Basen konnten mit Tth-DNA-Polymerase für
das Standard Primer/Template-Paar pS71JB/"β-gal forward" bei
einer Kettenverlängerungstemperatur von 72°C für 2 Minuten er
halten werden. Hierbei wurden ad 21 µl Endvolumen vereint:
0,5 µg Template, 10 pMol Primer, 4 µl 5xTACS-Puffer, 1 µl 30 mM MgCl₂, 2 µl je 500 µM dITP/dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP, 1 µl ABI-Nukleotid-Mix, je 0,5 µl DyeddA/Dyeddg, 0,25 µlDyeddC, 2,5 U Enzym und Wasser zu einem Endvolumen von 21 µl. Wie für die Sequitherm®-DNA-Polymerase wurde das PCR-Protokoll SeqT580 auf Elongationsbedingungen von 72°C für 2 Minuten abgewandelt.
0,5 µg Template, 10 pMol Primer, 4 µl 5xTACS-Puffer, 1 µl 30 mM MgCl₂, 2 µl je 500 µM dITP/dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP, 1 µl ABI-Nukleotid-Mix, je 0,5 µl DyeddA/Dyeddg, 0,25 µlDyeddC, 2,5 U Enzym und Wasser zu einem Endvolumen von 21 µl. Wie für die Sequitherm®-DNA-Polymerase wurde das PCR-Protokoll SeqT580 auf Elongationsbedingungen von 72°C für 2 Minuten abgewandelt.
Unter Verwendung der ermittelten Standardbedingungen (0,5 µg
Template, 10 pMol Primer, 1/2 ABI Prämix, 0,5 µl je 500 µM
dITP/dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP, 2,5 U Enzym, Wasser zu einem
Endvolumen von 21 µl, PCR-Protokoll SeqT580 mit 70°C Elonga
tionstemperatur) wurde die Replitherm®-DNA-Polymerase ohne (a)
und mit (b) Zusatz von 1 µl 30 mM MgCl₂ für das Standard Pri
mer/Template-Paar pS71JB1/ "β-gal forward" getestet.
Unter Verwendung der ermittelten Standardbedingung (0,5 µg Tem
plate, 10 pMol Primer, 1/2 ABI Prämix, 0,5 µl je 500 µM dITP/
dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP, 2,5 U Enzym, Wasser zu einem End
volumen von 21 µl, PCR-Protokoll SeqT580 mit 70°C Elongations
temperatur) wurde die TFl-DNA-Polymerase ohne (a) und mit (b)
Zusatz von 1 µl 30 mM MgCl₂ für das Standard Primer/Template-
Paar pS71JB1/"β-gal forward" getestet.
Standard-Sequithermzyklussequenzierung mit Template-Primerpaar
pS71JB2/Primer 4612 bei Elongationstemperaturen von a) 72°C und
b) 60°C. Beide Reaktionen wurden nach dem erarbeiteten Stan
dardprotokoll angesetzt (0,5 µg Template, 10 pMol Primer, 1/2
ABI Prämix, 0,5 µl je 500 µM dITP/dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP,
1 µl 30 mM MgCl₂, 2,5 U Sequitherm®-DNA-Polymerase, Wasser zu
einem Endvolumen von 21 µl).
In Abb. 5a) ist das Ergebnis der Reaktion bei Verwendung des
PCR-Protokolls SeqT580 mit 2 Minuten bei 72°C, in Abb. 5b) bei
Verwendung des von ABI vorgeschlagenen Protokolls bei einer
Kettenverlängerungstemperatur von 60°C für 4 Minuten (25 Zyklen
15 Sek. 95°C/15 Sek. 50°C/4 Min. 60°C) gezeigt.
- a) längere Annealing-Zeiten bei niedrigerer Temperatur.
In Abwandlung zum Standardprotokoll, beschrieben z. B. unter Abb. 5, wurden die Temperatur und die Dauer des Pri merannealingschrittes von 15 Sek. bei 50°C auf 30 Sek. bei 45°C verändert. - b) Vorschaltung eines 60°C-Schrittes vor der Elongation.
Um den Übergang zwischen Annealing und Kettenverlängerung zu verlangsamen, wurde ein 10 Sek. 60°C-Schritt unter Bei behaltung aller anderer Parameter zwischengeschaltet. - c) Zugabe von Spermidin.
Im Unterschied zum Standardprotokoll wurde zur Unterstüt
zung der Primer/Template-Interaktion dem Reaktionsansatz
1/10 Vol. 30 mM Spermidin zugesetzt.
Bei den ersten Versuchen wurde die Sequitherm®-DNA-Polymerase
auf ihre Notwendigkeit für Magnesiumionen untersucht, um über
haupt Dye-Terminatoren bei der üblicherweise verwendeten Tempe
ratur von 60°C einzubauen, wenn diese Polymerase mit dem ABI-
Prämix kombiniert wurde. Es ist bekannt, daß Magnesiumionen für
DNA-Polymerasen essentiell sind. Zu diesem Zweck wurde das
nachfolgende Sequenzierungsprotokoll von ABI durchgeführt und
im folgenden abgewandelt:
Ad 21 µl Endvolumen werden vereint:
9 µl ABI Prämix (4 µl 5xTACS-Puffer/je 1 µl ABI-dNTP-Mix, DyeA, G, C, T)
10 pMol Primer
Template-DNA (1 µg Plasmid, < 0,5 µg PCR-Produkte)
anstatt 0,25 µl AmpliTaq®-DNA-Polymerase wurden 0,5 µl Sequi therm®-DNA-Polymerase verwendet.
Wasser ad 20 oder 21 µl
Ad 21 µl Endvolumen werden vereint:
9 µl ABI Prämix (4 µl 5xTACS-Puffer/je 1 µl ABI-dNTP-Mix, DyeA, G, C, T)
10 pMol Primer
Template-DNA (1 µg Plasmid, < 0,5 µg PCR-Produkte)
anstatt 0,25 µl AmpliTaq®-DNA-Polymerase wurden 0,5 µl Sequi therm®-DNA-Polymerase verwendet.
Wasser ad 20 oder 21 µl
Anschließend wurde der Reaktionsansatz durch Pheolextraktion
oder CTAB-Präzipitation gereinigt.
Das oben beschriebene Protokoll ergab jedoch nur unzureichende
Ergebnisse.
Im Unterschied zu dem obigen Protokoll wurden nunmehr unter
schiedliche Magnesiumchloridkonzentrationen zugegeben. Parallel
hierzu wurde der 10xSequitherm®-Reaktionspuffer zusammen mit
den Dye-Terminatoren und Nukleotiden des ABI-Kits getestet.
Zufällig ausgewählte Plasmid-Templates, pS71JB1 und pS71JB2,
die Teile des S71-Locus enthalten, und ein künstlich herge
stelltes 22 mer "β-gal-forward" (CAGCTATGACCATGATTACGCC,
Schmelztemperatur 53,9°C), das sich für auf pUC basierende Vek
toren als Sequenzierungsprimer eignet, wurden als Modellsysteme
ausgewählt.
In diesen grundlegenden Experimenten wurde gefunden, daß die
Zugabe von 1 µl 30 mM Magnesiumchlorid zum ABI-Prämix (in End
konzentration: 3,43 mM MgCl₂) bei Verwendung der Sequitherm®
DNA-Polymerase den Einbau von Dye-Terminatoren bei einer Ket
tenverlängerungstemperatur von 60°C ermöglichte. Diese Versuche
wurden bei 65°C und 70°C wiederholt; bei einer Kettenverlänge
rungstemperatur von über 60°C wurde jedoch vermehrt ein vorzei
tiger Kettenabbruch sichtbar. Die hierdurch beobachteten "über
höhten, abgeschnittenen" Peaks können auf eine große Menge an
Template, ein ungeeignetes dNTP/Terminator-Verhältnis und/oder
einen falschen PCR-Zyklus zurückzuführen sein. Durch Halbierung
der Template-Menge (auf 0,5 µg Plasmid-Template) in Kombination
mit 1/2, 1/3 und sogar 1/4 der Dye-Terminatoren wurden im
Prinzip die gleichen Ergebnisse erhalten. Schließlich wurden
stabile Ergebnisse dadurch erhalten, daß das dNTP/Dye-Termina
tor-Verhältnis austitriert wurde, wobei gefunden wurde, daß
sich dieses Verhältnis mit der Dauer der Kettenverlängerung
ändert. Der für die nachfolgenden Versuche angewandte PCR-Zy
klus wurde als SeqT580 bezeichnet und besteht aus 5 Zyklen
95°C-15 Sek./50°C-15 Sek./80°C-7 Sek./30 Zyklen bei 95°C-15
Sek./50°C-15 Sek.-/70°C-2 Min. Zu diesem Zeitpunkt wurde der
Einfachheit halber nicht die Konzentration jedes einzelnen Dye-
Terminators titriert, sondern der gesamte ABI-Prämix. Um dies
auszugleichen, wurden 5 Zyklen mit 7 Sekunden mit einer Ketten
verlängerungstemperatur von 80°C durchgeführt, um den weiterhin
hohen Einbau der sehr hoch konzentrierten DyeT- und DyeC-Termi
natoren zu vermindern.
Aufgrund dieser Vorversuche wird das nachfolgende grundlegende
Protokoll erstellt, das für die weiteren Optimierungen benutzt
wurde:
Die nachfolgenden Bestandteile wurden zu einem Endvolumen von 21 µl vereinigt und dem obigen PCR-Zyklus unterzogen:
Die nachfolgenden Bestandteile wurden zu einem Endvolumen von 21 µl vereinigt und dem obigen PCR-Zyklus unterzogen:
- - 0,5 µg Plasmid-DNA als Template (am besten in Wasser re suspendiert),
- - 10 pMol Primer,
- - 4,5 µl ABI-Prämix (2 µl 5xTACS-Puffer, 0,5 µl eines jeden Dyes ddA/T/G/C, 0,5 µl ABI dNTP-Mix, der 750 µM dITP und je 150 µM dATP, dTTP, dGTP und dCTP enthält),
- - 0,5 µl 500 µM von je dITP/dATP/dTTP/dCTP/100 µM dGTP,
- - 1 µl 30 mM MgCl₂,
- - 0,5 µl Sequitherm®-DNA-Polymerase (5U) oder eine andere thermostabile DNA-Polymerase,
- - dH₂O ad 21 µl.
PCR-Zyklus SeqT580 - wie oben beschrieben.
ABI-Prämix:
1 µl ddA*
1 µl ddG*
1 µl ddC*
1 µl ddT*
1 µl dNTP-Mix
4 µl 5xTACS-Puffer
5xTACS-Puffer:
400 mM Tris-HCl
10 mM MgCl₂
100 mM (NH₄)₂ SO₄, ph 9,0
1 µl ddA*
1 µl ddG*
1 µl ddC*
1 µl ddT*
1 µl dNTP-Mix
4 µl 5xTACS-Puffer
5xTACS-Puffer:
400 mM Tris-HCl
10 mM MgCl₂
100 mM (NH₄)₂ SO₄, ph 9,0
Nach Einstellung der Magnesiumionenkonzentration war erfin
dungsgemäß eine Zyklus-Sequenzierung mit Dye-Terminatoren mit
der Sequitherm®-DNA-Polymerase auch bei Kettenverlängerungstem
peraturen über 60°C durchführbar. Die Reaktionsbedingungen sind
durch Routineversuche so optimierbar, daß die üblicherweise
verwendeten Template-Menge und Konzentration an Dye-Terminato
ren auf die Hälfte reduzierbar ist. Durch die Verringerung der
Dye-Terminatoren-Menge wird eine schnelle CTAB-Aufreinigung
ermöglicht.
Die nachfolgenden Parameter wurden systematisch daraufhin ge
testet, in welcher Weise sie das Reaktionsgeschehen beeinflus
sen:
Template/Primer-Paar pS71JB1/β-gal-forward für Sequitherm®-, teilweise auch für Tth- und AmpliTaq®-DNA-Polymerasen: TACS, MgCl₂, dNTP und Dye-Terminatoren-Erfordernis. Ergebnisse für optimierte Protokolle für Sequitherm®- und Tth-DNA-Polymerase sind in den Abb. 1 und 2 dargestellt.
Template/Primer-Paar pS71JB1/β-gal-forward für Sequitherm®-, teilweise auch für Tth- und AmpliTaq®-DNA-Polymerasen: TACS, MgCl₂, dNTP und Dye-Terminatoren-Erfordernis. Ergebnisse für optimierte Protokolle für Sequitherm®- und Tth-DNA-Polymerase sind in den Abb. 1 und 2 dargestellt.
Ausgehend vom oben beschriebenen grundlegenden Protokoll, d. h.
bei unveränderten PCR-Zyklus, Dye-Terminatoren, dNTP und Mg2+-
Konzentration wurden unterschiedliche Konzentrationen an 5x
TACS-Puffer von ABI getestet: Für die Sequitherm®-DNA-Polyme
rase eine Reihe von 0,5, 2, 3, 4, 6, 7 µl TACS bei einer Ket
tenverlängerungstemperatur von 70°C, für Tth-DNA-Polymerase bei
einer Kettenverlängerungstemperatur von 72°C mit 0,5, 1, 2, 4,
7 µl TACS pro 21 µl Endvolumen (in Konzentrationen von 0,125x,
0,5x, 0,75x, 1x, 1,5x bzw. 1,75x). Die besten Ergebnisse wurden
für die Sequitherm-DNA-Polymerase zwischen 1 und 5 µl 5xTACS-
Puffer erhalten; im Gegensatz dazu arbeitete die Tth-DNA-Poly
merase über den gesamten Bereich an TACS-Konzentrationen ohne
merkliche Unterschiede.
Zusammenfassend tolerieren unter den gegebenen Versuchsbedin
gungen beide DNA-Polymerasen einen relativ breiten Bereich an
5xTACS-Puffer.
In dieser Versuchsreihe wurde die Menge an Dye-Terminatoren
bestimmt, die erforderlich ist, um eine zufriedenstellende Se
quenz zu erhalten. Die Versuche wurden mit Sequitherm®-DNA-Po
lymerase durchgeführt. Zunächst wurde im obenbeschriebenen
grundlegenden Protokoll 1/2, 1/3 und 1/4 des ABI-Prämix verwen
det. Sogar mit 1/4 des Prämix konnte eine lesbare Sequenz er
halten werden. Überraschenderweise erschienen die C- und T-Pe
aks - ihre entsprechenden Dye-Terminatoren sind im ABI-Prämix
hochkonzentriert - weiterhin als "überhöht und abgeschnitten",
was auf eine zu hohe Konzentration hindeutet. Deshalb wurden
die Versuche mit einer höheren dNTP-Konzentration (1 µl ABI
dNTP-Mix plus 1 µl 0,5 mM dITP/dATP7dCTP/dTTP/0,1 mM dGTP) und
mit 0,5 und 2 µl-Zugabe von 5xTACS-Puffer und nur 25% Dye-T-,
Dye-C-Terminatoren oder beiden Terminatoren zusammen durchge
führt. Sehr gute Ergebnisse konnten mit einer verminderten Dye-
C-Konzentration erreicht werden. Im Gegensatz dazu wurde ohne
zusätzlich Zugabe von Nukleotiden nur eine sehr mäßige Sequenz
qualität erreicht, und zwar auch dann, wenn die verringerte
Menge sowohl an Dye-C als auch Dye-T verwendet wurde. Die halbe
Menge des ABI-Prämix wurde als Standardwert ermittelt.
Zusammenfassend können somit die Dye-Terminator-Konzentrationen
für beide DNA-Polymerasen drastisch verringert werden, wenn die
dNTP-Konzentration und der PCR-Zyklus aufeinander abgestimmt
wurden.
Die nachfolgenden Versuche wurden mit Sequitherm®- und Tth-DNA-
Polymerasen durchgeführt. Auf der Grundlage des oben beschrie
benen Protokolls wurden dann Sequenzen mit mehr als 500 Basen
erhalten, wenn 1 µl ABI dNTP-Mix (0,75 mM dITP, je 0,15 mM dAT-
P/dTTP/dCTP)/0,1 µl 6 mM dITP/0,5 mM dATP/dTTP/dCTP/0,1 mM dGTP
zusammen mit je 0,5 µl Dye-AGT/0,25 µl DyeC zugegeben wurden.
Bei Zugabe von 0,5 µl letzter Nukleotidmischung konnten weiter
hin sehr lange Sequenzen erzeugt werden, wobei jedoch bei etwa
den ersten 50 Basen die G-Termination unzureichend war, während
mit 1 µl keine Sequenz-Leiter erhalten wurde. (Die entsprechen
den Konzentrationen sind für die erste Versuchsreihe etwa 64 µM
für dITP/17 µM dATP/-dCTP/dTTP/0,48 µM dGTP; für die zweite
Versuchsreihe 178,5 µM für dITP/54,75 µM für dATP/dCTP/dTTP/2,4
µM dGTP und für die dritte Versuchsreihe 321,4 µM für
dITP/102,3 µM für dATP/dCTP/dTTP/4,8 µM dGTP).
Für die Tth-DNA-Polymerase wurde im Gegensatz zu dem oben be
schriebenen grundlegenden Protokoll 1 µl ABI dNTP-Mix mit un
terschiedlichen Mengen (1, 2 und 5 µl) 1. 0,5 mM dITP/dATP/
dTTP/dCTP (Endkonzentrationen von etwa 1,59 µl dITP/30,9 µM
dATP/dTTP/dCTP), 2. 93,3 µM dITP/64,75 µM dATP/dTTP/dCTP, 3.
154,7 µM dITP/126,1 µM dATP/dTTP/dCTP in 4 µl 5xTACS-Puffer
getestet. Mit den zuletzt genannten zwei Konzentrationen wurden
Sequenzen mit bis zu 400 Basen erhalten. Man erhielt Kettenlän
gen von über 500 Basen, wenn 1 oder 2 µl einer dNTP-Mischung,
bestehend aus 0,5 mM dITP/dATP/dCTP/0,1 mM dGTP (Endkonzentra
tionen von dGTP von 4,8, 9,6 bzw. 24 µM), zugegeben wurden.
Zusammenfassend ergab die entsprechende Einstellung des dNTP/
Dye-ddNTP-Verhältnisses Sequenzlängen, die so hoch waren, daß
die Auflösungsgrenze des verwendeten 6% Polyacrylamidgels er
reicht wurde. Im allgemeinen ergaben dNTP-Mischungen, die dITP
zur Signalkompression in Polyacrylamidgelen verwendeten, bes
sere Ergebnisse als gleichmäßig konzentrierte Mischungen mit 7-
Deaza-dGTP.
Für die Sequitherm®-DNA-Polymerase wurde das Mg2+-Erfordernis
systematisch getestet. 0,5, 1, 2, 3, 5 und 10 µl 30 mM MgCl₂
(Endkonzentrationen von etwa 2, 3,4, 4,85, 6,3 bzw. 9,1 mM)
wurden hinzugegeben, wobei der Rest des grundlegenden Proto
kolls unverändert blieb. Die besten Ergebnisse wurden im Be
reich von 1-5 µl 30 mM MgCl₂ erhalten, wobei bei Zugabe von
0,5 µl 30 mM MgCl₂ nur eine geringfügige Verschlechterung er
halten wurde. Für die Tth-Polymerase war die Reaktion sogar bei
Versuchen mit 1 und 10 µl 30 mM MgCl₂ und sogar ohne MgCl₂ er
folgreich.
Zusammenfassend tolerierten beide Polymerasen unter der gegebe
nen Reaktionsbedingungen breite Magnesiumchlorid-Konzentratio
nen. Für die Sequitherm®-DNA-Polymerase liegt das Optimum hier
bei etwa 2,5 mM, für die AmpliTaq®- und die Tth-DNA-Polymerase
bei < 2 mM MgCl₂.
Bei gleichbleibender Magnesiumionen-Konzentration wurden ver
schiedene Parameter in einem Versuch verändert. Bei einer Ket
tenverlängerungszeit von nur 1 Min. wurden nicht zufrieden
stellende Ergebnisse erhalten, insbesondere dann, wenn eine
Reihe von 1, 2, 3 µl TACS mit Zugabe von 1 µl ABI-Nukleotidmix
oder 1 µl 15 µM dNTP getestet wurde. Wenn die Kettenverlänge
rungszeit auf 90 Sekunden verlängert wurde, konnten sowohl bei
den unterschiedlichen TACS-Zugabemengen als auch bei der dNTP-
Zugabe klare Wirkungen erkannt werden (1 µl ABI dNTP-Mix, End
konzentration 35,71 µM dITP/7,14 µM dATP/dTTP/dCTP). Schließ
lich konnten drastische Unterschiede festgestellt werden, wenn
die Sequitherm®-DNA-Polymerase mit der oben beschriebenen "lan
gen Sequenz" dNTP-Konzentration (1 µl ABI dNTP plus 0,1 µl 6 mM
dITP/0,5 mM dATP/dTTP/dCTP/0,1 mM dGTP) in Amplifizierungszy
klen mit einer Verlängerungszeit von 2 Min. bei 72°C im Ver
gleich zu 3 Min. bei 70°C getestet wurde. Beim ersten Fall
konnten Sequenzleitern von mehr als 500 Basen erhalten werden,
während beim zweiten Fall nur 200 Basen erhalten wurden, wo
durch die Verbindung zwischen dem PCR-Zyklus und der dNTP-Kon
zentration unterstrichen wird. Weiterhin wurden für die Tth-
DNA-Polymerase mit 2 µl 0,5 mM dITP/dATP/dTTP/dCTP/0,1 mM dGTP
(Endkonzentration 57,6 µM dATP/dTTP/dCTP/9,6 µM dGTP) noch bes
sere Ergebnisse (< 500 Basensequenzlänge) bei einer Kettenver
längerungszeit von 2 Minuten bei 72°C erhalten im Vergleich zu
3 Minuten bei 70°C.
Diese Versuche machen deutlich, daß die Polymerasen niemals die
"Standardgeschwindigkeit" der PCR von 1 Kb pro Minute in einem
Zyklus-Sequenzierungsprotokoll unter Verwendung von Dye-Termi
natoren erreichen. Aus der PCR ist bekannt, daß die Magnesium
ionen-Konzentration und die dNTP-Gesamtkonzentration miteinan
der in Beziehung stehen; hier konnte gezeigt werden, daß es
weiterhin eine Wechselwirkung zwischen der Kettenverlängerungs
zeit und dem Dye-Terminator/dNTP-Verhältnis gibt.
Ein sehr guter Einbau von Dye-Terminatoren wurde auch dann ge
funden, wenn das obenbeschriebene grundlegende Protokoll bei
einer Kettenverlängerungstemperatur von 72°C durchgeführt wur
de. Die Sequitherm- und insbesondere die TtH-DNA-Polymerasen
arbeiteten auch bei 75°C sehr gut. Jedoch wurden bei einer Ket
tenverlängerungstemperatur von 80°C deutlich schlechtere Er
gebnisse erhalten.
Bei der Zyklus-Sequenzierung mit Dye-Terminatoren zeigen somit
die extrem thermophilen DNA-Polymerasen ähnliche Temperatur-
Optima wie für PCR, jedoch ohne die Reaktionsgeschwindigkeit
der klassischen PCR zu erreichen.
Für "lange PCRs" ist bekannt, daß die vorzeitige Kettentermina
tion durch falsch eingebaute Nukleotide verursacht wird. Des
halb wurde die Zugabe einer "katalytisch" aktiven Menge von
DNA-Polymerasen mit geringer (AmpliTaq®) und vollständig funk
tionierender 3′,5′-Exonuclease-Aktivität ausgetestet. In Ver
suchen mit nur einminütiger Verlängerungszeit ergaben "kataly
tische" Mengen von 0,5 U Pfu oder 0,5 U AmpliTaq® bessere Se
quenzen als 1/1-Mischungen. Durch die Verwendung von Enzymmi
schungen können deshalb die Sequenzprotokolle optimiert werden.
Die Detergenzien Tween® 20 und TritonX® und die "Co-Lösungsmit
tel" DMSO und Glyzerin wurden zur Verbesserung der PCR und der
DNA-Sequenzierung verwendet, wobei teilweise die thermische
Stabilität der Template-DNA-Doppelhelix beeinflußt wird. Die
zur Verbesserung der DNA-Sequenzierung mit AmpliTaq®-DNA-Poly
merase bei 60°C verwendeten Additivzugaben wurden auch für die
Sequitherm® und die Tth-DNA-Polymerase bei 72°C getestet. Die
Ergebnisse zeigen, daß die üblicherweise eingesetzten Additive
das Sequenzierungsergebnis mit den Sequitherm®- und Tth-DNA-
Polymerasen für das verwendete Primer/Template-Paar nicht noch
weiter verbessern lassen.
Bei den nachfolgenden Versuchen wurde überprüft, ob außer der
Sequitherm®-DNA-Polymerase auch andere extrem thermophile DNA-
Polymerasen zur Zyklus-Sequenzierung mit Dye-Didesoxy-Termina
toren bei Kettenverlängerungstemperaturen von über 60°C ver
wendbar sind.
Unter Verwendung des oben beschriebenen grundlegenden Sequen
zierungsprotokolls (PCR-Zyklus SeqT580, pS71JB1 als Template,
β-gal-forward als Primer) wurden die nachfolgenden extrem ther
mophilen DNA-Polymerasen auf ihre Fähigkeit zum Einbau von Dye-
Terminatoren bei einer Kettenverlängerungstemperatur von 70°C
mit und ohne Zugabe von 1 µl 30 mM MgCl₂ getestet. Es wurde
gefunden, daß die nachfolgenden extrem thermophilen DNA-Polyme
rasen nach Zugabe von 1 µl 30 mM MgCl₂ bei einer Kettenverlän
gerungstemperatur von 70°C arbeiten: Sequitherm (Epicentre),
Tth (Epicentre, Boehringer), TaqPlus (Stratagene), Expand HIFI
(Boehringer), Tfl (Epicentre), Replitherm (Epicentre) und Gold
star (Eurogentec). Trotz schlechterer Gesamtergebnisse sind
auch Deep Vent, Vent-exo- und 9°N-DNA-Polymerasen grundsätzlich
durch MgCl₂-Zugabe bei einer Kettenverlängerungstemperatur von
70°C einsetzbar. Überraschenderweise wurde sogar gefunden, daß
die nachfolgenden extrem thermophilen DNA-Polymerasen sogar
ohne Zugabe von 1 µl 30 mM MgCl₂, d. h. mit der bereits im Aus
gangsprotokoll verwendeten MgCl₂-Menge, bei Kettenverlänge
rungstemperaturen < 60°C einsetzbar sind: Goldstar®, Boehringer
HIFI, TaqPlus®, Tth, TFl und AmpliTaq® Dies zeigt, daß viele
DNA-Polymerasen aus extrem thermophilen Organismen generell
Dye-Terminatoren bei der Zyklus-Sequenzierung einbauen können.
Für das untersuchte Primer/Template-Paar wurde somit gefunden,
daß alle untersuchten DNA-Polymerasen in der Lage sind, Dye-
Terminatoren bei einer Kettenverlängerungstemperatur von 70°C
einzubauen. Diese Befunde werden beispielhaft anhand der Repli
therm®- und Tfl-DNA-Polymerasen in Abb. 3 und 4 darge
stellt.
Um festzustellen, daß die Verwendung extrem thermophiler DNA-
Polymerasen bei der Zyklus-Sequenzierung mit Dye-Terminatoren
bei Temperaturen über 60°C auch bei anderen Primer-Template-
Paaren funktioniert, wurden Versuche mit pS71JB2 und dem Primer
β-gal for und mit pS71JB4 mit dem S71-spezifischen Primer 4935
durchgeführt. Es zeigte sich, daß insbesondere der Übergang vom
Primer-Annealing zur Kettenverlängerung für das erfindungsgemä
ße Verfahren kritisch ist. U.a. die Zugabe von Spermidin beein
flußte das erfindungsgemäße Verfahren positiv.
Erfindungsgemäß wurde somit festgestellt, daß extrem thermosta
bile DNA-Polymerasen bei der Zyklus-Sequenzierung mit Dye-Ter
minatoren auch bei Kettenverlängerungstemperaturen von über
60°C, insbesondere bei Temperaturen im Bereich von 70°C bis
75°C, optimalerweise bei 72°C, verwendbar sind. Besonders be
vorzugt werden die Sequitherm® und Tth-DNA-Polymerase erfin
dungsgemäß eingesetzt. Aber auch andere, an sich bekannte, ex
trem thermophile DNA-Polymerasen sind einsetzbar. In Abhängig
keit vom verwendeten Primer-Template-Paar und der verwendeten
DNA-Polymerase sind die Versuchsbedingungen für die Zyklus-Se
quenzierung mit Dye-Terminatoren in üblicher Weise zu optimie
ren. Es handelt sich hierbei um routinemäßige, dem Fachmann
bekannte Abänderungen des Zyklus-Sequenzierungs-Verfahrens mit
Dye-Terminatoren, wobei erfindungsgemäß für die Kettenverlänge
rung Temperaturen von über 60°C eingesetzt werden.
Insbesondere sollten bei der Optimierung der Zyklus-Sequenzie
rung die nachfolgenden Bedingungen in Abhängigkeit vom benutz
ten Primer-Template-Paar und der verwendeten DNA-Polymerase
aufeinander eingestellt und optimiert werden:
- - Magnesiumionen-Konzentration,
- - Pufferzusammensetzung,
- - Ersatz der Magnesiumionen durch andere Metallionen,
- - Nukleotid-Konzentration,
- - Konzentration der extrem thermophilen DNA-Polymerase
- - PCR-Bedingungen, insbesondere die Bedingungen zum Primer- Annealing und die Übergangsbedingungen von Primer-Annea ling zur Kettenverlängerungstemperatur, die immer über 60°C, bevorzugt im optimalen Bereich von 70°C-75°C, liegt,
- - geeignete Auswahl von Additiven zur Stimulierung des Pri mer-Annealings, der Kettenverlängerung und der Enzymakti vität, beispielsweise durch Zugabe von PEG und von Stabi lisatoren der DNA-Struktur wie Spermidin.
Mit der vorliegenden Erfindung wird erstmals gezeigt, daß ex
trem thermostabile DNA-Polymerasen generell zum Einbau modifi
zierter Didesoxy-Nukleotide wie zum Beispiel der Dye-Terminato
ren bei Temperaturen < 60°C fähig sind. Dieser Befund hat weit
reichende Konsequenzen für die Optimierung von Sequenzierungs-
und Amplifizierungsprotokolllen, die solche Nukleotidanaloga
verwenden wollen. So machen die erhaltenen Ergebnisse deutlich,
daß die Übertragbarkeit der bisherigen Protokolle, die nur bei
60°C arbeiten können, über Anpassung der Reaktionsbedingungen
für das jeweilig verwendete Primer/Template-Paar optimiert wer
den müssen. So zeigen gerade die Versuche mit pS71JB2/Primer
4612 bei 60°C und 72°C, daß ein entscheidender Punkt im Über
gang vom Annealing zur Kettenverlängerung liegt.
Unterstützt wird dieser Befund dadurch, daß die Abwandlung des
PCR-Zyklusses auf tiefere Annealing-Temperaturen (45°C statt
50°C) bei verlängerten Annealing-Zeiten (30 Sek. statt 15 Sek.)
sowie die Zwischenschaltung eines 10 Sek. Schrittes bei 60°C
zwischen Annealing bei 50°C und Extension bei 72°C zu stark
verbesserten Ergebnissen führen. Unterstützt man die Primer/-
Template-Interaktion durch Additive wie Spermidin, werden im
Vergleich zum 72°C Basis-Protokoll ebenso stark verbesserte
Ergebnisse erhalten. Besonders die Verwendung von Spermidin ist
eine weitere Neuheit der vorliegenden Erfindung. Es wurde bei
spielsweise zur Unterstützung von Restriktionsverdaus und DNA-
Protein-Interaktionen bei Gelshift-Experimenten eingesetzt,
aber niemals als Hilfsmittel für die DNA-Sequenzierung mit Dye-
Terminatoren.
Eine Anwendung dieser Forschung zeigte z. T. bereits sehr gute
Erfolge bei der Anpassung der Thermosequenase®-DNA-Polymerase
an den neuen Zyklussequenzierungskit der Firma ABI, der mit
stark verminderten Dye-Terminatorkonzentrationen unter Verwen
dung der AmpliTaqFS® angeboten wird. Durch Zugabe von Additiven
wie Spermidin konnten sogar Sequenzen mit der durch die Ampli-
Taq FS® "abgelösten" AmpliTaq®-DNA-Polymerase erhalten werden.
Gut übertragbare 60°C-Protokolle konnten des weiteren bei im
Vergleich zur AmpliTaq® vermindertem Dye-Terminatorbedarf durch
die einfache Zugabe von Magnesium für Tth®- und Sequitherm®-DNA-
Polymerasen etabliert werden; wie bereits oben angedeutet, kön
nen die Reaktionsbedingungen für die AmpliTaq®-DNA-Polymerase
auch noch stark verbessert werden.
Zusammenfassend beschreibt die Erfindung neben einer neuen Ver
wendung extrem thermophiler DNA-Polymerasen Parameter und Ad
ditive zur Etablierung und Optimierung von Protokollen unter
Verwendung extrem thermophiler DNA-Polymerasen und substituier
ter Nukleotide. Eine erfindungsgemäß besonders wichtige und für
die Durchführung der Erfindung entscheidende Erkenntnis liegt
darin, daß die nachfolgenden Parameter in Abhängigkeit vonein
ander eingestellt werden müssen, um die Zyklus-Sequenzierung
von DNA mit mit einem Marker substituierten Didesoxynukleotiden
bei einer Temperatur < 60°C durchzuführen. Diese Parameter
sind:
- - Reaktionspuffer;
- - Desoxy-Nukleotide;
- - mit einem Marker substituierte Didesoxynukleotide;
- - Primer- und Template-DNA;
- - Additive;
- - Ramping-Zeit zwischen den einzelnen Temperaturstufen in Abhängigkeit von der verwendeten DNA-Polymerase, vom Tem plate/Primer-Paar und vom Reaktionspuffer.
Claims (18)
1. Verwendung von extrem thermostabilen DNA-Polymerasen
(E.C.2.7.7.7.) bei der Zyklus-Sequenzierung mit min einem
Marker substituierten Didesoxynukleotiden bei einer Ket
tenverlängerungstemperatur im Bereich von < 60°C bis
80°C.
2. Verwendung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kettenverlängerungstemperatur im Bereich von 65°C
bis 75°C liegt.
3. Verwendung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kettenverlängerungstemperatur im Bereich von 68°C
bis 73°C liegt.
4. Verwendung nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die DNA-Polymerase ausgewählt wird aus mindestens ei
nem Element der Gruppe, umfassend die nachfolgenden DNA-
Polymerasen: AmpliTaq-DNA-Polymerase; Taq-DNA-Polymerase;
Sequitherm-DNA-Polymerase; Tth-DNA-Polymerase; Expand-
High-Fidelity-DNA-Polymerase; Pwo-DNA-Polymerase; Deep
Vent-DNA-Polymerase; 9°N-DNA-Polymerase; Vent Exo⁻-DNA-
Polymerase; Replitherm-DNA-Polymerase; Goldstar-DNA-Poly
merase; Tfl-DNA-Polymerase; Thermosequenase; AmpliTaq FS-
DNA-Polymerase; Pfu-DNA-Polymerase.
5. Verwendung nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Didesoxynukleotide mit einem Farbstoff als Marker
substituiert sind.
6. Verwendung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Didesoxynukleotide mit einem fluoreszierenden
Farbstoff als Marker substituiert sind.
7. Verfahren zur Zyklus-Sequenzierung von DNA mit mit einem
Marker substituierten Didesoxynukleotiden mit den nach
folgenden Schritten:
- a) Vermischen von mindestens einem Reaktionspuffer, der Desoxy-Nukleotide, der mit einem Marker substituier ten Didesoxy-Nukleotide, der Primer- und Template- DNA, Wasser und gegebenenfalls weiteren Additiven und Einstellen ihrer Konzentration in Abhängigkeit voneinander;
- b) Zugabe mindestens einer extrem thermostabilen DNA- Polymerase;
- c) Durchführen der PCR-Sequenzierungs-Zyklen mit minde
stens den nachfolgenden Schritten:
- - Denaturierung der Template-DNA bei einer geeig neten Temperatur;
- - Annealing des Primers bei einer geeigneten Tem peratur;
- - Kettenverlängerung bei einer geeigneten Tempe ratur;
- - Einstellen der Ramping-Zeit zwischen den ein zelnen Temperaturstufen in Abhängigkeit von der verwendeten DNA-Polymerase, vom Template/Pri mer-Paar und vom Reaktionspuffer;
- d) Reinigung des Reaktionsansatzes;
- e) Auftrennung der DNA-Ketten und Detektion zur Bestim mung der DNA-Sequenz,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Schritt c) die Kettenverlängerung bei einer Tempe ratur von < 60°C bis 80°C durchgeführt wird.
daß im Schritt c) die Kettenverlängerung bei einer Tempe ratur von < 60°C bis 80°C durchgeführt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Schritt a) Additive zur Stimulierung des Primer-
Annealings, der Kettenverlängerung, zur Beeinflussung der
DNA-Struktur und/oder der Enzymaktivität zugegeben wer
den.
9. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet
daß im Schritt b) die DNA-Polymerase aus mindestens einem
Element der nachfolgenden Gruppe ausgewählt wird:
AmpliTaq-DNA-Polymerase; Tag-DNA-Polymerase; Sequitherm-
DNA-Polymerase; Tth-DNA-Polymerase; Expand-High-Fidelity-
DNA-Polymerase; Pwo-DNA-Polymerase; Deep Vent-DNA-Polyme
rase; 9°N-DNA-Polymerase; Vent Exo⁻-DNA-Polymerase; Repli
therm-DNA-Polymerase; Goldstar-DNA-Polymerase; Tfl-DNA-
Polymerase; Thermoseguenase; AmpliTaq FS-DNA-Polymerase;
Pfu-DNA-Polymerase.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Puffer Alkalimetallionen oder Erdalkalimetallio
nen enthält.
11. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Erdalkimetallionen Magnesiumionen verwendet wer
den.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet
daß im Schritt c) die Kettenverlängerung bei einer Tempe
ratur im Bereich von 68°C bis 73°C durchgeführt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet
daß im Schritt c) die Kettenverlängerung bei einer Tempe
ratur im Bereich von 70°C bis 72°C durchgeführt wird.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden An
sprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Schritt a) PEG und/oder Stabilisatoren der DNA-
Struktur zugegeben werden.
15. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit einem Farbstoff als Marker substituierte Di
desoxyynukleotide verwendet werden.
16. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit einem fluoreszierenden Farbstoff als Marker sub
stituierte Didesoxynukleotide verwendet werden.
17. Verfahren nach Anspruch 14,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Stabilisator der DNA-Struktur Spermidin zugegeben
wird.
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