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Die
Erfindung richtet sich auf die Verwendung von DNA-Polymerasen mit 3'-intrinsischer Editieraktivität (3'-IEA) in Gegenwart oder Abwesenheit eines
Deaktivierungsmittels zur Abspaltung einer Schutzgruppe von der
3'-Position von
Oligo- oder Polyribo- oder Desoxyribonukleotiden. Dabei betrifft
die Verwendung insbesondere ein verbessertes, nicht auf einem Gel
beruhendes Sequenzierverfahren.
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Die
moderne molekulare Genetik bringt zur Zeit wichtige Fortschritte
hinsichtlich des Verständnisses
komplexer biologischer Vorgänge
und Krankheitsbilder wie beispielsweise Krebs oder Erbkrankheiten.
Ermöglicht
wurde dies hauptsächlich
durch die Entwicklung von Nukleotidsequenziertechniken in den späten 70er
Jahren (Sanger, 1977, Maxam und Gilbert, 1977). Diese klassischen
Verfahren werden immer noch in den meisten Laboratorien in der ganzen
Welt in ihrer ursprünglichen
Form verwendet. Trotz ihrer breiten Akzeptanz als Verfahren der
Wahl konnte das Didesoxyverfahren nach Sanger bislang noch nicht
vollständig
automatisiert werden, und zwar in der Hauptsache wegen des Gelelektrophoreseschritts.
Dementsprechend wurde dieser Batch-Schritt im Hinblick auf die Geschwindigkeit
sowie die Anzahl bearbeiteter Proben verbessert, doch wird derzeit
versucht, nach einem alternativen Verfahren zu suchen, mit dem diese
offensichtlichen Beschränkungen
umgangen werden könnten.
Diese Bemühungen
blieben bislang ziemlich ergebnislos, und neu auftauchende Konzepte
und Projekte, wie beispielsweise die Sequenzierung durch Hybridisierung
(Strezoska et al., 1991) oder die Rastertunnelmikroskopie (Driscoll
et al., 1990), sind erst kürzlich erschienen.
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Vor
dem Hintergrund solcher Überlegungen wurde
von mehreren Arbeitsgruppen ein neuer Ansatz vorgeschlagen, der
die enzymatische Leistung des Didesoxyverfahrens nach Sanger nutzen
würde, ohne
dabei jedoch ein komplexes Gemisch von Produkten zu erzeugen, die
anschließend
durch Polyacrylamid-Gelelektrophorese analysiert werden (Tsien 1991,
Gibbs et al. 1993, Canard und Sarfati, 1993). Dieser neue Ansatz
beruht auf einer Ein-Basen-Addition in einem zur zu bestimmenden
Nukleotidsequenz komplementären
wachsenden DNA-Strang. Dabei
wird jede hinzugefügte
Base schrittweise identifiziert und die unbekannte Sequenz in Echtzeit
während
eines vollautomatisierbaren Schemas abgeleitet. Zur Kontrolle der
Addition einer, und tatsächlich nur
einer Base durch eine DNA-Polymerase müssen spezielle Nukleotid-5'-triphosphate der
vier Basen ATGC so konstruiert werden, daß sie noch gute DNA-Polymerase-Substrate darstellen,
voneinander leicht unterschieden werden können und entweder als Kettenterminatoren
oder nach ihrem Einbau als neuer 3'-Primer für die Addition der nächsten zu
identifizierenden Base fungieren können.
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Der
chemische Schutz des 3'-Hydroxyl
derartiger Substrate würde
ihnen diese gewünschten
Eigenschaften verleihen, so lange nach dem Einbau eines davon ihr
3'-blockiertes Hydroxyl
zur Wiederherstellung eines funktionellen 3'-Endes entschützt werden könnte. Auf
diese Weise fungiert der 3'-Schutz als
ein Tag für
jede der vier Basen ATGC, wobei dessen Identifizierung die Identifizierung
der der DNA-Matrize entsprechenden Nukleobase unter Verwendung von
Standardregeln der Basenpaarung bedeutet und somit einen sehr leichten
Weg zur Bestimmung einer Nukleotidsequenz liefert, sobald dieser Vorgang
auf wirksame Weise im Kreis geführt
werden kann. Viele 3'-modifizierte
2'-Desoxynukleotid-5'-triphosphate wurden synthetisiert,
wobei gezeigt werden konnte, daß sie
Substrate für
DNA-Polymerasen darstellen (Kornberg, 1980, Tabor und Richardson,
1989, Kraevsky, 1987, Canard & Sarfati, 1994a),
so daß damit
wenig Zweifel über
die Durchführbarkeit
der Einbaureaktion innerhalb eines vernünftigen Zeitraums bestehen.
In gleicher Weise wird gegenwärtig
der fluorimetrische Nachweis von Nukleotiden oder verlängerten
DNAs mit fluoreszenzmarkierten Basen in Standardvorschriften für halbautomatische
Sequenziergeräte
verwendet (Venter et al., 1992) ebenso wie an in einer durch 3'-Exonuklease gesteuerten
Reaktion freigesetzten einzelnen Fluoreszenzmolekülen vorgesehen
(Davis et al., 1991). Damit können
Probleme beim Einbau und Nachweis bereits auf der Ebene der Entwicklung
und Automatisierung angegangen werden.
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Dies
ist bei der Entschützung
ganz eindeutig nicht der Fall, die damit nach wie vor den Schlüsselschritt
darstellt. Die 3'-Position
muß so
geschützt werden,
daß sie
unter den Standard-Einbaubedingungen vollkommen stabil ist, um die
Bildung unerwünschter
kleinster Konzentrationen an ungeschütztem Nukleosid-5'-Triphosphat zu vermeiden,
jedoch leicht unter anderen, mit der chemischen und Duplex-Stabilität der DNA
verträglichen
milden Bedingungen leicht entschützt
wird. Von Gibbs et al., 1994 wurde ein derartiges Tymidinnukleotidsubstrat
mit einem 3'-Spacer-Arm
konstruiert, der lichtempfindlich ist und somit bei UV-Bestrahlung
ein 3'-Hydroxylende wiederherstellt.
Allerdings muß dabei
eine hochentwickelte und schwierige Chemie auf die drei restlichen
Basen AGC angewandt werden, und es wird nur eine geringe Flexibilität bei der
Konstruktion des Spacer-Arms und somit des entsprechenden Tag zugelassen,
wobei über
die Verwendung anderer DNA-Polymerasen
als BST-DNA-Polymerase I (Gibbs et al., 1994) keine Daten vorliegen.
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Von
Canard und Sarfati (1993) wurden neue 3'-modifizierte
2'-Desoxynukleotide
konstruiert, die indirekt und unmittelbar unter neutralen Bedingungen bei
Raumtemperatur entschützt
werden. Von diesen Autoren wurden ebenso Daten über die enzymatische Entschützung unter
Verwendung esteraseähnlicher
Enzyme, die zur Hydrolyse von 3'-Estern
fähig sind,
allerdings bei reduzierter Geschwindigkeit, präsentiert (Canard und Sarfati,
1994a). Die enzymatische Entschützung
weist alle erforderlichen Eigenschaften für eine vollständige Integration
in einem solchen Sequenzierverfahren auf, mit der Ausnahme, daß sie kinetisch
attraktiv sein muß;
das heißt, die
Entschützung
sollte idealerweise innerhalb von Sekunden ablaufen.
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Während der
Suche nach idealen Einbaubedingungen stellte sich heraus, daß die meisten DNA-Polymerasen
zur Entschützung
des 3'-blockierten
Endes der terminierten DNA verwendet werden könnten, womit die mühselige
Suche nach einem geeigneten 3'-Deblockierungsenzym
oder -verfahren umgangen wird (Canard und Sarfati, 1994a, b). Allerdings
wird diese allgemeine Eigenschaft von DNA-Polymerasen in nicht auf
einem Gel beruhenden Sequenzierschemata, wie bei Tsien, 1991 beschrieben,
oder dergleichen vollkommen hinfällig.
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Eine
derartige, nicht auf einem Gel beruhende Sequenzierung, bei der
mittels einer DNA-Polymerase ein komplementärer Strang stufenweise hergestellt
wird und anschließend
keine zeitaufwendigen Gelelektrophoresen benötigt werden, weist gegenüber den
klassischen Verfahren, beispielsweise von Sanger, wesentliche Vorteile
auf (
WO 91/06678 ,
WO 93/05183 ,
DE 4141 178 ,
US 5,302,509 ,
FR 93 03 538 ). Ein 3'-modifiziertes Nukleotid
(DNA-Kettenterminatoren) wird als ein DNA-Polymerase-Substrat präsentiert.
Allerdings muß in
einem zweiten Schritt die Gruppe, die am 3'-Ende des DNA-Strangs eingeführt wurde
(3'-Tag), entfernt
werden. Diesbezüglich werden üblicherweise
chemische, fotochemische und enzymatische Verfahren angewandt.
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Das
zu lösende
Hauptproblem gemäß der vorliegenden
Erfindung besteht daher in der Überwindung
der oben erwähnten
Nachteile.
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Dieses
Problem wird durch die vorliegende Erfindung gelöst und betrifft die Verwendung
einer DNA-Polymerase mit 3'-intrinsischer
Editieraktivität (3'-IEA) als Werkzeug
bei mehreren molekularbiologischen Techniken, insbesondere bei nicht
auf einem Gel beruhenden Sequenziertechniken. Die 3'-IEA gestattet die
Verwendung von 3'-modifizierten
DNA-Polymerase-Substraten, bei denen es sich nicht um DNA-Kettenterminatoren
handelt. Da das 3'-Tag
von der DNA-Polymerase während
der Addition des nächsten
Nukleotids abgespalten wird, handelt es sich bei dem ersten 3'-modifizierten Nukleotid
um einen falschen Kettenterminator, dessen 3'-Position zu einem funktionellen 3'-Ende, das als Primer
für das nächste Nukleotid
fungieren kann, umgewandelt wurde. Die Schlüsseltatsache, die die Grundlage
für die vorliegende
Erfindung bildet, besteht darin, daß das 3'-Tag von der DNA-Polymerase selbst gleichzeitig mit
der Addition des nächsten
korrekten Nukleotids freigesetzt wird. Somit ist das freigesetzte
3'-Tag ein Anzeichen
dafür,
welches Nukleotid inseriert wurde, jedoch auch dafür, welches
nächste
Nukleotid die Freisetzung des Tag provoziert hat. Die Tatsache, daß die DNA-Polymerase
in der Lage ist, ein 3'-Tag bei
Insertion eines mit einem 3'-Tag
versehenen Nukleotids nach Addition eines gegebenen klassischen Nukleotids
freizusetzen, liefert somit Informationen über zwei aufeinanderfolgende
Nukleobasen auf einem unbekannten DNA-Strang. Dies läßt sich
zur Abspaltung eines für
ein inseriertes Nukleotid spezifischen 3'-Tag in einem nicht auf einem Gel beruhenden
Sequenzierschema, wie es von Tsien, 1991, Gibbs et al., 1991, Canard
und Sarfati, 1993 beschrieben ist, verwenden. In diesem Fall ist
die 3'-IEA der Schlüssel zu
einer effizienten Durchführung
des Entschützungsschritts
und anschließender
Identifizierung der inserierten Base. Interessanterweise ist ebenso
festzustellen, daß die
Polymerisierung eines Gemischs aus drei der vier klassischen Nukleotide und
dem vierten, mit einem 3'-Tag
versehenen Nukleotid an einer mit einem Primer versehenen DNA in Gegenwart
einer DNA-Polymerase mit 3'-IEA
normal abläuft,
das 3'-Tag jedoch
in das Medium freigesetzt wird, sobald das Nukleotid, welches es
trägt,
in die DNA eingebaut wird. Somit ist das Vorhandensein des freien
Tag im Medium ein Zeichen dafür,
daß die Polymerisierung
stattgefunden hat. Dies ist von besonderem Interesse zur schnellen Überprüfung, ob die
Polymerisierung in einem gegebenen Reaktionsansatz (wie z.B. PCR)
stattgefunden hat. Vorzugsweise wird das Tag leicht in seiner freien
Form im Vergleich mit seiner 3'-gebundenen
Form identifiziert.
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Typische
DNA-Polymerase-Substrate gemäß der vorliegenden
Erfindung sind Verbindungen der allgemeinen Formel (I):
wobei X für eine bifunktionelle Verknüpfungsgruppe, Y
für einen
eine aktivierte Gruppe bereitstellenden Rest und der Rest B für ein Purin,
Pyrimidin, Deazapurin, Deazapyrimidin oder deren Analoge steht,
vorzugsweise Verbindungen, wobei X für einen Sauerstoff, Schwefel
oder eine -NH-Gruppe und Y für
eine -C(O)R-, -CH
2-R-, -C(S)NH-R- oder -C(O)NH-R-Gruppe
steht, wobei R für
ein Hapten, einen Farbstoff oder ein Chromophor, wie z.B. ein Fluoreszenzchromophor,
oder eine verzweigte oder unverzweigte Alkylgruppe, die aus wenigstens
einem Atom besteht, steht.
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Insbesondere
fungieren 3'-veresterte
2'-Desoxynukleotid-5'-triphosphate als
Substrate für
mehrere DNA-Polymerasen in einem einfachen Test mit stehendem Start
unter Verwendung des zugehörigen Nukleotids
allein. Wurde jedoch ein Gemisch der vier 3'-veresterten
Desoxynukleotide verwendet, so wurde mehr als ein Additionsprodukt
bei dem großen Fragment
der E.coli-DNA-Polymerase I und der T7-DNA-Polymerase beobachtet.
Dies war nicht der Fall für
die Taq-DNA-Polymerase
oder mehrere andere thermophile Enzyme, was vermuten läßt, daß das "Readthrough" [etwa: Überlesen]
nicht an einer sehr kleinen Konzentration 3'- ungeschützter Desoxynukleotide
lag. Optimale Einbauniveaus unter Verwendung von Taq-DNA-Polymerase
werden überraschenderweise
bei Temperatur zwischen 37°C
und 45°C,
weit unterhalb der bekannten optimalen Temperatur von 72°C für die Taq-DNA-Polymeraseaktivität, erzielt.
Allerdings gab es keinen Unterschied im Produktmuster bei Verwendung
eines klonierten gegenüber
eines nativen thermophilen Enzyms, was eine mögliche Kontamination des klonierten
Produkts durch E. coli-DNA-Polymerasen ausschließt. Die Abspaltung des 3'-Esters war ebenso
durchgehend unabhängig
von der Gegenwart oder Abwesenheit einer 3'-nach-5'-Exonukleaseaktivität, die häufig mit DNA-Polymerasemolekülen assoziiert
ist, wie beispielhaft durch die Verwendung gentechnisch konstruierter
T7-DNA-Polymerase
(Sequinase), der eine solche Proofreading-Aktivität fehlt, dargestellt wurde. Wurden
3'-veresterte Nukleotide
mit T7-DNA-Polymerase in Abwesenheit von DNA vorinkubiert, das Enzym
anschließend
hitzeinaktiviert und der Ansatz mit einer DNA-Matrize/einem DNA-Primer
sowie Taq-DNA-Polymerase inkubiert, so wurde wie zuvor ein einziges
Additionsprodukt beobachtet, was darauf hindeutet, daß die 3'-Ester vor dem Einbau
nicht hydrolysiert wurden.
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Eine
weitere erfindungsgemäße Aufgabe
zur Verwendung von DNA-Polymerasen mit 3'-IEA betrifft die Menge an in Medium
freigesetzten freien Tag, die zur Menge seiner Träger-Nukleobase,
wie in den wachsenden DNA-Strang inseriert wurde, stöchiometrisch
ist. Dies ist von besonderem Interesse bei der Bestimmung der Anzahl
von Wiederholungen einer gegebenen Base, eines gegebenen Dinukleotids, eines
gegebenen Trinukleotids oder einer beliebigen gegebenen wiederholten
Sequenz, die nur drei der vier Basen ATGC enthält. In einem derartigen Test
ist dann die Menge an freigesetztem Tag im Medium, wenn die Polymerisierung über einen
Abschnitt eines Wiederholungsmotivs erfolgt, direkt proportional
zur Anzahl der Wiederholung des besagten Motivs. Dies ist von besonderer
Wichtigkeit, wenn die Anzahl an Wiederholungen in einer DNA-Sequenz
mit dem Ausbruch oder der vollen Expression einer Erbkrankheit,
wie beispielsweise dem Fragile-X-Syndrom (Fu et al., 1991), oder
anderer Krankheiten, an denen ähnliche
molekulare Defekte beteiligt sind, korreliert.
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Ein
weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung besteht darin, daß mit ihr
eine Position in modifizierten Nukleotiden (oder Nukleotidanalogen)
identifiziert wird, die chemisch ohne Änderung der Einbaueigenschaften
dieser Substrate modifiziert werden kann. Somit läßt sich
diese 3'-Position
zur chemischen Anwendung von Substituenten verwenden, womit dem
Nukleotidanalog andere Eigenschaften als dem 3'-Hydroxynukleotid-Ausgangsanalog
vermittelt werden. Es ist dann möglich,
physikalische Eigenschaften von Nukleotidanalogen zu erhöhter Hydrophobizität, Hydrophilizität, Polarität oder dergleichen
zu ändern,
ohne dabei ihre Einbaueigenschaften durch die Polymerase zu ändern. Dies
ist von besonderer Wichtigkeit bei der antiviralen Chemie, bei der
die 5'-Triphosphatform
eines Nukleotidanalogs einen potenten Inhibitor der viral codierten
reversen Transkriptase in vitro darstellen kann, jedoch in vivo unwirksam
ist, da das geladene 5'-Mono-,
-Di- oder -Triphosphat die Zuführung
in das Innere der lebenden Zelle aufgrund seiner Unfähigkeit,
die apolare cytoplasmatische Membran zu durchqueren, verhindert.
Durch einen lipophilen Ester in der 3'-Position werden die hydrophoben Eigenschaften
eines solchen 5'-Monophosphat-Nukleotidanalogs
stark verändert,
was einen leichten Eintritt in das Innere der Zelle gestattet, womit
die Notwendigkeit für
eine spezifische 5'-Kinasereaktion
am Nukleotidanalog umgangen wird. Dies ist von großer klinischer
Relevanz, da Virusstämme
durch den Verlust ihres Kinasegens resistent gegenüber Arzneistoffen
werden können.
In einer eher allgemeinen Weise gestattet die Anbindung eines Substituenten,
der lipophile Eigenschaften aufweist, in der 3'-Position eines Nukleotids den Abgleich
einer hydrophilen oder polaren Eigenschaft, die von einem 5'-Mono-, -Di- oder
-Triphosphat eingebracht wurde. Sobald sich dieses 3'-lipophile Nukleotid-5'-mono-, -di- oder
-triphosphat in der Zelle befindet, läßt es sich – falls erforderlich – durch
celluläre Kinasen
in die 5'-Triphosphatform
umwandeln und in DNA einbauen. Falls das 3'-lipophile Nukleotid eine modifizierte
Base trägt,
und zwar wegen der 3'-IEA, so wird dieses
modifizierte Nukleotid in die DNA der Zelle zusammen mit seiner
modifizierten Base eingebaut, wodurch der frühere 3'-lipophile Substituent in freier Form,
das heißt,
nicht kovalent an die DNA gebunden, vorliegt und zwar Dank der 3'-IEA. Ebenso ist
dem Fachmann ersichtlich, daß sich
dies zur Zuführung
einer Verbindung, die sich allein nicht leicht in die Zelle einführen ließe, genutzt
werden kann.
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Im
folgenden wird veranschaulicht, wie die 3'-IEA kontrolliert wird, bzw. andererseits,
wie die 3'-IEA,
wie oben beschrieben, vorteilhaft genutzt wird.
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In 3,
Tafel a) wird gezeigt, wie eine DNA-Polymerase (5 Einheiten) sowie vier
mit einem 3'-Tag
versehene Nukleotid-5'-triphosphate
(1 mM) in einem nicht auf einem Gel beruhenden Sequenzierschema
verwendet werden, um das Nukleotid eines unbekannten DNA-Strangs
(2 Picomol), der an einem festen Träger (Dynabead M-280, DYNAL)
mobilisiert ist, zu bestimmen. Dabei wird deutlich, daß die DNA-Polymerase
unter diesen Reaktionsbedingungen frei von 3'-IEA sein muß, da ansonsten die mit dem
3'-Tag versehenen
dNTPs als falsche Kettenterminatoren fungieren und eine korrekte und
spezifische Insertion eines einzigen Nukleotids unmöglich machen
würden. 4a)
zeigt, daß Taq-Polymerase in der
Lage ist, was in 3 dargestellt ist durchzuführen, doch
nur, wenn darauf geachtet wird, die klassischen Reaktionsbedingungen
der Taq-Polymerase (72°C,
pH 8,3, 1–5
mM Mg2+) zu ändern, um ihre 3'-IEA vollständig zu
hemmen (30°–45°C, pH 7,5,
1 mM Mn2+, 5 mM Citrat, jeweils 1 mM mit
3'-Tag versehene
Nukleotide).
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3,
Tafel b) zeigt, wie sich dieses Sequenzierschema auf eine sehr große Anzahl
von auf einem festen Träger,
wie beispielsweise dem von Fodor, 1994 beschriebenen, immobilisierter
DNA-Proben angepaßt
werden kann, sowie die von einem Bildanalysesystem (CCD-Kamera)
aufgezeichneten Einbauergebnisse. Es werden dieselben experimentellen
Bedingungen wie in 3a) verwendet,
mit der Ausnahme, daß der
die immobilisierten DNAs tragende Chip in ein Reaktionsgemisch,
das lediglich ein mit einem 3'-Tag
versehenes Nukleotid zu einem gegebenen Zeitpunkt zusammen mit der
DNA-Polymerase ohne 3'-IEA
in einem geeigneten Puffer enthält,
eingetaucht wird, in Waschpuffer gespült wird, mittels einer LCD-Kamera
analysiert wird, die Koordinaten der DNA-Proben mit dem eingebauten,
mit 3'-Tag versehenen
Nukleotid aufgezeichnet werden und der Vorgang wiederum für die drei
verbliebenen, mit 3'-Tag
versehenen Nukleotide wiederholt wird. Nach Einbau der vier mit
3'-Tag versehenen
Nukleotide sind alle DNA-Proben mit dem Tag markiert. Alle Tags
werden dann mit einer Entschützungslösung abgespalten,
und der Vorgang wird wiederholt, um zu bestimmen, welche zweite
Phase jeweils von der jeweiligen DNA-Probe eingebaut werden kann.
Wiederum ist ersichtlich, daß eine
3'-IEA-Aktivität zeigende
DNA-Polymerase die DNA-Stränge,
wie in 1a) gezeigt, komplett auffüllen würde, was
das Verfahren hinfällig
macht.
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Die
vorliegende Erfindung wird durch die folgenden Beispiele weiter
beschrieben:
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Beispiel 1. Die Verwendung der 3'-IEA als Marker für Nukleotideinbau
in DNA
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Die
Bestimmung des Erfolgs einer Einbaureaktion (z.B. einer PCR) wird
zur Zeit über
die Analyse der Reaktionsprodukte mittels Agarose- oder Polyacrylamid-Gelelektrophorese
erreicht. Dieser Schritt ist zwar einfach, kann jedoch äußerst mühselig und
einer Automatisierung schlecht zugänglich sein, falls eine große Anzahl
von PCR-Produkten gleichzeitig analysiert wird. Somit würde es sich
als sehr sinnvoll erweisen, in der Lage zu sein, den Einbau von
dNTPs optisch zu überprüfen oder
zumindest die Gelelektrophorese durch Verwendung eines automatisierbaren Einbautests
zu umgehen. Die Verwendung von mit 3'-Tag versehenen dNTPs in Verbindung
mit klassischen dNTPs und einer 3'-IEA zeigenden DNA-Polymerase gestattet
in effizienter Weise die Entscheidung darüber, ob Nukleotide während einer
Polymerisierungsreaktion eingebaut wurden oder nicht. Das Verfahren
ist in 4) dargestellt, wobei eine
geringe Konzentration eines mit 3'-Tag versehenen dNTP in einer PCR zusammen
mit einem klassischen PCR-Mix (dNTPs, Primer, DNA-Matritze und Puffer) mit
einbezogen ist.
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Da
das mit 3'-Tag versehene
dNTP willkürlich
anstelle seines normalen 3'-OH-dNTP-Gegenstücks vor
seinem zugehörigen
Watson-Crick-Partner inseriert wird und das Tag anschließend, wenn die
Addition des nächsten
Nukleotids erfolgt, abgespalten wird, ist das Vorhandensein eines
nicht gekoppelten Tag im Überstand
ein Zeichen dafür,
daß die
Polymerisierung stattgefunden hat, wobei die Konzentration des Tag
im Überstand
direkt mit der Anzahl inserierter, mit 3'-Tag versehener Nukleotide in Verbindung
steht. 4b) zeigt einen Weg zum Testen
der Konzentration des doppelsträngigen
Produkts nach Beendigung der PCR. Ein Gemisch von drei dNTP und
einem mit 3'-Tag
versehenen dNTP wird zu der PCR gegeben und lediglich ein PCR-Cyclus durchgeführt, wobei
auf die optimale Aktivitätstemperatur
der zugegebenen DNA-Polymerase geachtet wird. Wiederum steht die
Konzentration des doppelsträngigen
DNA-Produkts in Verbindung mit der Konzentration des freien 3'-Tag im Überstand. Anschließend kann
man diejenige PCR ausfällen,
in denen ein Einbau stattgefunden hat und nur diese für eine Analyse
der korrekten Produktmenge unter Verwendung von Gelelektrophorese
einsetzen.
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Ebenso
ist ersichtlich, daß sich
dieses Verfahren zur Bestimmung einer DNA-Konzentration in einer
unbekannten DNA-Probe verwenden läßt. Tatsächlich ist im Fall von 4b ersichtlich,
daß die Menge
an freigesetztem Tag proportional zur Menge an Matrizen-DNA ist
und daß eine
entsprechende Kalibrierung mit Standards, deren Konzentration bekannt
ist, die Bestimmung der DNA-Konzentration der
besagten unbekannten Probe durch direktes Testen des freien Tag
im Überstand
gestattet. Wie zuvor erwähnt
wird das Tag leicht in seiner freien Form im Vergleich zu seiner
3'-gekoppelten Form
identifiziert. Zu diesem Zweck eignen sich als Fluorophore am besten
solche mit einer großen
Stokes'schen Verschiebung,
und zwar so, daß die
ihrer freien Form entsprechende maximale Emissionswellenlänge so wenig
wie möglich
mit der maximalen Emissionswellenlänge ihrer gekoppelten Form überlappt.
Diese Eigenschaft läßt sich
vorteilhaft einsetzen, um ein Fluoreszenzsignal nur dann zu erhalten,
wenn ein freies Tag im Überstand
nach Expression der 3'-IEA
vorliegt.
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Beispiel 2. Zählen der Anzahl an Trinukleotidwiederholungen
in einer gegebenen DNA-Sequenz unter Verwendung eines einzelnen
Röhrchens
und einer Einzelreaktion: der Fall von CGG-Wiederholungen und Fragile-X-Syndrom
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Bei
Fragile-X-Syndrom handelt es sich um die häufigste vererbte Geistesschwäche (Übersichtsartikel
von Oostra et al., 1993). Die molekulare Grundlage für diese
Krankheit besteht in einer sogenannten "dynamischen Mutation" am FMR1-Locus unter Beteiligung einer
schnellen Expansion einer (CGG)n-Triplett-Wiederholung, deren Zahl
n eng mit normalen, Träger-
oder krankhaften Phänotypen
korreliert (Fu et al., 1991). Normale Phänotypen weisen polymorphe (CGG)-Wiederholungen
im Bereich von 6 bis 23 Einheiten auf, während weibliche Träger zwischen
43 und 200 Einheiten aufweisen. Betroffene Individuen weisen mehr
als 200 Einheiten der CGG-Wiederholung auf. Somit ist ersichtlich,
daß ein genaues
Zählen
der Anzahl an CGG-Wiederholungen sowohl auf der diagnostischen als
auch der prädiktiven
Ebene klinisch relevant ist, wobei diese Zahl mit klassischen cytogenetischen
Verfahren oder der DNA-Analyse mittels PCR und anschließender Gelelektrophorese
nur grob abgeschätzt
werden kann. Die Verwendung der 3'-IEA kann den Gelelektrophoreseschritt
in vorteilhafter Weise ersetzen und eine genaue Zahl der Wiederholungen
in einem sehr einfachen Test angeben. Dabei werden den Triplett-Wiederholungsbereich
flankierende Primer (5) zur Herstellung eines PCR-Produkts
verwendet, das an einen festen Träger mittels Standardverfahren,
wie beispielsweise dem Biotin-Streptavidin-System und magnetischen
Kügelchen
(Dynal, Norwegen) immobilisiert werden kann. Eine einzelsträngige DNA-Sequenziermatrize
wird durch Schmelzen des Duplex mit NaOH, wie vom Hersteller empfohlen,
hergestellt, und ein Primer wird unmittelbar stromaufwärts des (CGG)n-Bereichs
positioniert. Anschließend
wird die mit dem Primer versehene DNA mit einem Gemisch mit einer
3'-IEA zeigenden
DNA-Polymerase,
200 μM dGTP,
50 μM dATP
und 50 μM
ddTTP sowie 400 μM mit
3'-Tag versehenem
dCTP unter für
sowohl die Polymerisierung als auch die 3'-IEA-Aktivitäten optimalen
pH-, Temperatur- und Zeitbedingungen inkubiert. Das 2'-3'-Didesoxynukleotid
wird lediglich außerhalb des
CGG-Bereichs eingebaut und stoppt die Reaktion mittels DNA-Kettentermination,
wenn es auf seine zugehörige
Base trifft. Innerhalb des CGG-Bereichs wird
dGTP vor seiner zugehörigen
dC-Base eingebaut und mit 3'-Tag
versehenes dCTP wird ebenso im CGG-Bereich eingebaut, wobei sein
3'-Tag während der
Expression der 3'-IEA
abgespalten wird. Nach Beendigung der Verlängerungsreaktion wird der Überstand
auf das Vorhandensein des freien Tag entweder direkt oder nach einem
kurzen Reinigungsverfahren, das auf die Trennung des freien Tag
vom nicht eingebauten mit 3'-Tag
versehenen dCTP abzielt, wie z.B. HPLC oder eine schnelle Ionenaustauschchromatographie,
mit der Triphosphatverbindungen, jedoch nicht das freie Tag abgetrennt
werden kann, analysiert. Das gleiche Experiment wird mit einer Kontroll-DNA
gefahren, in der der CGG-Bereich durch DNA-Sequenzierung vollständig charakterisiert
wurde, wobei ein Vergleich der freien Tag-Konzentration zwischen
den beiden Proben die genaue Bestimmung des Werts für die CGG-Wiederholungszahl
n gestattet, und zwar unter Berücksichtigung
der Anzahl amplifizierter Allele, da der FMR1-Bereich auf dem X-Chromosom lokalisiert
ist.
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Es
ist ersichtlich, daß sich
diese Technik auf jede andere DNA-Sequenz, die eine Mono-, Di-,
Trinukleotid-Wiederholung
trägt,
oder längere
Sequenzen mit lediglich 3 der vier klassischen Basen A, T, G und
C, wie beispielsweise den wiederholten Telomersequenzen (TTAGGG)n,
bei denen n eine biologische Signifikanz aufweist, anwenden läßt. Die
Zusammensetzung des Gemischs aus ddNTP, dNTP und mit 3'-Tag versehenem dNTP
wird leicht an den zu untersuchenden Fall zur zweckmäßigen Bestimmung
der Zahl n von Wiederholungen einer gegebenen kurzen Sequenz angepaßt.
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Beispiel 3. Bestimmung der Nukleotidsequenz
einer unbekannten DNA-Probe unter Verwendung eines durch die 3'-IEA der DNA-Polymerase
vermittelten Tag-Ersatzschemas
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Für Primer:Matrize
wird der gleiche experimentelle Aufbau wie in 5 verwendet,
doch besteht das Ziel des Experiments darin, die unbekannte DNA-Nukleotidsequenz
der Matrize zu bestimmen. Die mit einem Primer versehenen DNA wird
dabei nacheinander mit nur einem mit 3'-Tag versehenen dNTP zu einem bestimmten
Zeitpunkt inkubiert, wobei der Einbau sowohl in situ (z.B. durch
fluorimetrischen Nachweis, falls es sich um ein fluoreszierendes
Tag handelt) als auch im Überstand überprüft wird.
Dabei wird in der Tat, wenn die DNA-Polymerase ihre 3'-IEA zeigt, das angebundene Tag am 3'-Ende in den Überstand
freigesetzt, während
die DNA durch ein neuankommendes Nukleotid, das ein 3'-Tag aufweist, terminiert
wird, womit die Fluoreszenz am 3'-Ende der DNA-Kette
und im Überstand als
freies Tag bestimmt werden muß.
Im Grunde genommen wird ein mit 3'-Tag versehenes dNTP zu einem bestimmten
Zeitpunkt auf der mit dem Primer versehenen DNA inkubiert. In 6 ist
die folgende Reihenfolge gegeben: A, T, C, G, jeweils ein 3'-Tag tragend. Somit
wird mit 3'-Tag
versehenes dATP zuerst zugegeben, wobei die Fluoreszenz in situ
und im Überstand überprüft wird.
Beide verbleiben negativ, da ein A in der Matrize unmittelbar neben
dem Primer angetroffen wird. Anschließend wird mit 3'-Tag versehenes dTTP
verwendet, wobei durch fluorimetrischen Nachweis lediglich in situ
dessen Einbau festgestellt wird. Ein positives Fluoreszenzsignal
in situ zeigt lediglich an, daß keine
3'-IEA exprimiert
wurde und daß somit
lediglich ein T eingebaut wurde. Nachdem irgendein positives Signal
(in situ oder im Überstand)
festgestellt wurde, wird die Reihenfolge der mit 3'-Tag versehenen Nukleotide
A, T, C und G wiederverwendet und somit der Ansatz mit mit 3'-Tag versehenem dATP
als Sonde versetzt, wobei sich in unserem Beispiel ein positives
Ergebnis ergibt, da es sich bei der nächsten Base um T handelt. Eine
Fluoreszenz wird sowohl in situ als auch im Überstand nachgewiesen, was
auf eine Expression der 3'-IEA hindeutet.
In diesem Fall ist es wichtig, zu wissen, wie viele As in einer
Reihe inseriert wurden. Dies läßt sich
leicht dadurch erreichen, indem zu dem Überstand ein interner fluorimetrischer
Standard, das heißt
eine bekannte Menge an freiem Tag zugegeben wird, um genau abzuschätzen, wie
viele Tags pro Matrize durch die 3'-IEA
freigesetzt wurden, in diesem Fall nur eines.
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Dies
wird für
die nächste
eingebaute Base veranschaulicht, wobei vier mit 3'-Tag versehene dCTP
in einer Reihe zugegeben werden, was zur Freisetzung von vier freien
Tags pro Matrize führt. Diese
werden durch Zugabe eines internen Standards im Überstand getestet und anschließend fluorimetrisch
quantifiziert. Obwohl das Verfahren leicht von Hand durchgeführt werden
kann, ist ersichtlich, daß ein
mit einem Rechner gekoppeltes Fluoreszenznachweissystem eine Roboter-Arbeitsstation steuern
kann, die die Sequenzdaten in Echtzeit editiert ebenso wie ableitet,
welche Base gemäß dem Vorhandensein
oder der Abwesenheit des Tags am 3'-Ende der DNA bzw. als freies Tag im Überstand hinzugefügt wird.
Diese geordneten und logischen Schritte werden für jede Base der Matrize wiederholt, bis
eine vollständige
DNA-Sequenz bestimmt
ist.
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-
Figurbeschreibungen
-
1 Strukturen
mehrerer 3'-modifizierter 2'-Desoxinukleotid-5'-triphosphat-Substrate. Diese Verbindungen
wurden von Canard und Sarfati, Gene 148 (1994), 1–16 synthetisiert
und sind als Substrate für
mehrere DNA-Polymerasen geeignet.
-
2 Endmarkierte
Primerverlängerung
und Geltest unter Verwendung von 3'-ant-dNTPs und DNA-Polymerasen. 3'-ant-dNTPs waren wie in Gene 148 (1994),
1–16 von
Canard und Sarfati beschrieben. a, 3'-veresterte dNTPs (400 μM) wurden
mit Primer/Matrize und Sequinase 0, 1, 2, 3, 4, 5 min (Spuren 0,
1, 2, 3, 4, 5) inkubiert. b, die gleichen Primer/Matrize und 3'-veresterten Nukleotide
(2 mM) wurden mit Taq-DNA-Polymerase 0, 5, 10, 15 min (Spuren 0,
6, 7, 8) verwendet. P: Primer (21-mer). Die Proben wurden über ein
15% denaturierendes Polyacralamidgel gefahren, das autoradiographiert
wurde.
-
3 Tafel
a) zeigt, wie eine DNA-Polymerase (5 Einheiten) sowie vier mit 3'-Tag versehene Nukleotid-5'-triphosphate (1 mM) in einem nicht auf
einem Gel beruhenden Sequenzierschema zur Bestimmung des Nukleotids
eines unbekannten DNA-Strangs (2 Picomol), der auf einem festen
Träger
(Dynabead M-280, Dynal) immobilisiert ist, verwendet werden.
-
Tafel
b) zeigt, wie sich dieses Sequenzierschema auf eine sehr große Anzahl
an auf einem festen Träger
(S. Fodor, Science 264 (1994), 1400) immobilisierter DNA-Proben anpassen läßt sowie
die mit einem Bildanalysesystem (CCD-Kamera) aufgezeichneten Einbauergebnisse.
-
4 Tafel a) zeigt, daß Taq-Polymerase in der Lage
ist, was in 3 dargestellt ist durchzuführen, jedoch
unter klassischen Reaktionsbedingungen (72°C, pH 8,3, 1–5 mM Mg2+),
um 3'-IEA der Taq-Polymerase
vollständig
zu hemmen (30°–40°C, pH 7,5, 1
mM Mn2+, 5 mM Citrat, jeweils 1 mM mit 3'-Tag versehener Nukleotide).
-
Tafel
b) veranschaulicht einen Weg zum Testen der Konzentration des doppelsträngigen Produkts
nach Beendigung der PCR. Ein Gemisch aus drei dNTPs und einem mit
3'-Tag versehenen
dNTP wird zu der PCR gegeben und lediglich ein PCR-Cyclus bei der
für die
optimale Aktivität
der DNA-Polymerase entsprechenden Temperatur durchgeführt.
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5 Den
Triplet-Wiederholungsbereich flankierende Primer werden zur Herstellung
eines PCR-Produkts verwendet, das unter Verwendung von Standardverfahren,
wie beispielsweise dem Biotin-Streptavidin-System und magnetischen
Kügelchen
(z.B. von Dynal) auf einem festen Träger immobilisiert werden kann.
-
6 Bestimmung
der Nukleotidsequenz einer unbekannten DNA-Probe unter Verwendung eines von der
3'-IEA der DNA-Polymerase vermittelten Tag-Ersatzschemas.
Die mit dem Primer versehene DNA wird nacheinander mit lediglich
einem mit 3'-Tag versehenen
dNTP zu einem bestimmten Zeitpunkt inkubiert, wobei der Einbau sowohl
in situ (z.B. durch fluorimetrischen Nachweis, falls es sich um
ein fluoreszierendes Tag handelt) als auch im Überstand überprüft wird (siehe Beispiel 3).