DE19546582A1 - Platzpatrone - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Platzpatrone für Feuerwaffen,
mit einer Patronenhülse, deren Abmessungen denen der Patro
nenhülse einer gleichartigen scharfen Patrone entsprechen,
einer Treibladung und einem im Lauf der Feuerwaffe zerleg
baren Geschoß, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Eine Platzpatrone dieser Art entspricht den Platzpatronen,
wie sie seit etwa einhundert Jahren und in manchen Ländern
noch bis heute ordonnanzmäßig geführt werden.
Bei einer solchen bekannten Platzpatrone ist das Geschoß der
scharfen Patrone ersetzt durch ein aufgebohrtes, leicht
unterkalibriges Holzgeschoß, das durch das hochaggressive
Treibladungspulver möglichst noch im Lauf in so kleine
Splitter zerlegt werden soll, daß diese schon kurz nach
Verlassen der der Mündung Personen keinen Schaden zufügen
können.
Tatsächlich hat sich in der Praxis herausgestellt, daß
jedoch ein Gefahrenbereich von 10 m vor der Mündung zu
berücksichtigen ist.
Eine solche Platzpatrone hat den Vorteil, daß ihre abge
schossene Patronenhülse in den Abmessungen genau der abge
schossenen scharfen Patronenhülse entspricht; tatsächlich
hat man für Platzpatronen die Patronenhülsen bereits einmal
verschossener scharfer Patronen wiederverwendet.
Nachteilig ist allerdings der Umstand, daß wegen des gerin
gen Geschoßgewichtes und Gasdruckes solche Platzpatronen
keinen Rückstoß oder Gasdruck erbringen, wie er zum Durch
laden von Selbstladewaffen erforderlich ist, während ande
rerseits die beim Abschuß entstehenden Holzsplitter die
Verwendung eines die Laufmündung verengenden und die Treib
gase dadurch rückstauenden Manöverpatronengerätes verhin
dern.
Man hat nun einerseits vorgeschlagen, einen mit Metallpul
ver gefällten, zerbrechlichen Geschoßmantel als Manöver
geschoß zu verwenden (DE-AS 12 39 961), dessen Gewicht dem
des scharfen Geschoßes nahekommt, der sich aber infolge des
aufgeprägten Dralles unmittelbar nach Verlassen der Mündung
zerlegen soll. Eine Selbstladewaffe kann mit einer solchen
Platzpatrone durchladen, doch gibt es gegen den allgemeinen
Gebrauch eines Geschosses dieser Bauart erhebliche Sicher
heitsbedenken.
Anderseits werden heute weitgehend Platzpatronen verwendet,
bei denen der aus Metall gefertigte Hülsenboden in einer
Kunststoffhülse befestigt ist, an deren Vorderseite das
Hohlgeschoß einstöckig ungeformt ist; in der Spitze des
Hohlgeschoßes ist eine Sollbruchstelle eingeformt, die beim
Abfeuern so aufplatzt, daß die dabei erfolgende Verdämmung
für das ordnungsgemäße Abbrennen der Ladung sorgt, die aus
einem schnellverbrennenden Pulver ähnlich einem Schrotflin
tenpulver besteht.
Die Gefahr, daß beim Abschuß Teile des Kunststoff-Hohlge
schosses abreißen, ist zwar gering, aber immerhin gegeben
und darf dann, wenn kein Manöverpatronengerät verwendet
wird, keinesfalls vernachlässigt werden. Mit aufgesetztem
Manöverpatronengerät verarbeitet eine Waffe solche Platzpa
tronen dagegen weitgehend sicher und einwandfrei, solange
die Kunststoffmäntel der Platzpatronen in einem heißen
Patronenlager nicht schmelzen. Voraussetzung ist es je
doch, daß die abgeschossenen Platzpatronen im Auswurf keine
Störung verursachen, denn sie sind deutlich länger als eine
leere Patronenhülse einer scharfen Patrone. Leider gibt es
nun eine beträchtliche Anzahl von Waffen, die solche Platz
patronen nicht einwandfrei auswerfen, etwa in Fahrzeuge
eingebaute Selbstladewaffen mit Hülsensack oder Hülsen-
Auswurfkanal.
Im Manöver erlernen die schützen dann die Beseitigung von
häufigen Ladehemmungen, die beim scharfen Schießen gar nicht
auftreten, und verlieren dabei nur zu leicht das Vertrauen
zur Waffe.
Es sind auch Platzpatronen bekannt, bei denen an den Hals
der Metallhülse ein Hohlzylinder ungeformt ist, dessen
Mündung zusammengebördelt ist, so daß dieser Hohlzylinder
die äußere Form des Geschosses aufweist.
Beim Schuß wird der Hohlzylinder auseinandergefaltet und
verbleibt an der Hülse, so daß sich insgesamt die gleichen
Probleme ergeben wie bei der voranstehend erläuterten
Kunststoff-Platzpatrone.
Schließlich wird durch den Abschuß von Platzpatronen aller
Art ganz allgemein der Öl- oder Fettfilm, der die Laufober
fläche vor Korrosion schätzen soll, verbrannt, da eine
Nachfettung des Laufes durch Geschoße, wie sie seit Jahr
hunderten bekannt ist, nicht erfolgen kann. Ein mehrtägi
ges Manöver bei schlechter Witterung führt somit zu Schäden
an den eingesetzten Waffen, weil erfahrungsgemäß die Anwei
sung an die Schützen, die Läufe von Zeit zu Zeit durchzuwi
schen, nicht befolgt wird.
Ein besonderes Problem ergibt sich dann, wenn Platzpatronen
der beschriebenen Arten, besonders zusammen mit einem Manö
verpatronengerät, für Filmaufnahmen verwendet werden sol
len: dort ist aus Gründen der Belichtung oft ein ausgepräg
teres Mündungsfeuer erforderlich, als es für militärische
Übungszwecke ausreicht und zweckmäßig ist.
Nun kann man nicht einfach die Treibladungsmenge erhöhen,
denn diese ist wegen des sehr rasch abbrennenden Pulvers
ohnehin nicht ganz unkritisch.
Andererseits ist es nicht ohne weiteres möglich, der Treib
ladung Magnesiumpulver oder einen ähnlichen Leuchtsatz
zuzusetzen, weil dadurch das Abbrennverhalten der Treibla
dung drastisch verändert werden kann. Außerdem werden
Teile des Leuchtsatzes, der mit äußerst hoher Temperatur
abbrennt, in die Oberfläche der Lauf-Innenwand einge
sprengt, wo sie Schäden verursachen oder auslösen können.
Schließlich ist zu bedenken, daß an die Sicherheit von
Platzpatronen, die bei Filmaufnahmen oder dergl. eingesetzt
werden sollen, besonders hohe Ansprüche zu stellen sind,
denn der jeweilige Schauspieler konzentriert sich beim
Schuß nicht, wie ein Soldat im Manöver, in erster Linie auf
die Handhabung der Waffe, sondern auf die Darstellung der
Person, die er verkörpern soll.
Von der obigen Problemlage ausgehend zielt die Erfindung
auf die Schaffung einer Platzpatrone ab, welche die oben
umrissenen bisherigen Probleme mindestens teilweise und im
Ansatz ausräumt.
Diese Aufgabe wird gemäß Anspruch 1 gelöst durch eine
Platzpatrone für Feuerwaffen, mit einer Patronenhülse,
deren Abmessungen denen der Patronenhülse einer gleicharti
gen scharfen Patrone entsprechen, einer Treibladung einem
im Lauf der Feuerwaffe zerlegbaren Geschoß, die dadurch
gekennzeichnet ist, daß das Geschoß aus einem Material
besteht, das nach der durch den Abschuß erfolgten Zündung
selbsttätig noch innerhalb des Laufes abbrennt.
Die erfindungsgemäße Platzpatrone hat den Vorteil, daß ihre
Abmessungen denen der scharfen Patrone sowohl vor als auch
nach dem Abschuß voll entsprechen, so daß sie in einer
Selbstladewaffe mit einem Manöverpatronengerät störungsfrei
verschossen werden kann.
Die Zerlegung des Geschosses im Lauf erfolgt erfindungs
gemäß nicht, wie bekannt, in mechanischer Weise, sondern
thermisch und reaktiv, wobei an der Laufmündung nicht Holz
splitter austreten, sondern lediglich ein Gasgemisch aus
tritt, das sich aus den Treibgasen und den gasförmigen
Rückständen des Geschosses zusammensetzt.
Hierbei ist es für den Laien vorstellbar, ein Geschoßmate
rial zu wählen, das alleine durch die Wärmemenge, die von
der Treibladung aufgebracht wird, noch innerhalb des Laufes
verdampft. In der Praxis ist es jedoch nicht möglich, die
störenden thermischen Randbedingungen zu beherrschen; die
aus der fachfremden Literatur bekannten Anregungen, Gescho
sse aus Wachs oder aus Wood-Metall zu verwenden, sind be
kanntermaßen alle unwirksam: solche Geschosse verlassen
noch weitgehend fest und zusammenhängend die Mündung,
schmelzen aber bereits in einem mäßig warmen Patronenlager.
Das Geschoß der erfindungsgeinäßen Platzpatrone besteht
dagegen aus einem pyrotechnischen Material, das nach der
beim Abschuß erfolgten Zündung selbstreagierend innerhalb
einer Zeitspanne abbrennt, die kürzer ist als die Zeitspan
ne, die ein nichtverbrennendes Geschoß ansonsten gleicher
Art benötigen würde, um bis zur Mündung des Laufes zu ge
langen.
Da vom Geschoß an der Mündung nur noch Gase übrig sind,
kann die erfindungsgemäße Platzpatrone völlig störungsfrei
in einer Waffe mit Manöverpatronengerät verschossen werden.
Es ist aber auch dann, wenn eine Waffe ohne Manöverpatro
nengerät verwendet wird, sichergestellt, daß keinerlei
feste Partikel aus der Waffe austreten können, wenn man von
dem einen oder anderen unverbrannten Pulverpartikel ab
sieht. Die erforderliche Sicherheitszone vor der Laufmün
dung ist nur so lang, wie es aufgrund der ausströmenden
Gase erforderlich ist.
Selbst wenn eine erfindungsgemäße Platzpatrone in einer
nicht zu ihr gehörigen Waffe verschossen wird, deren Lauf
wesentlich kürzer ist als der Lauf, für den die Platzpatro
ne konzipiert ist, dann könnte vielleicht das schon teil
weise verbrannte Geschoß aus der Laufmündung austreten und
erst kurz nachfolgend völlig fertigverbrennen. Die Sicher
heitszone würde in diesem Fall allenfalls um einige Zenti
meter verlängert. Ein solcher Fall ist denkbar, wenn eine
für eine Maschinenpistole ausgelegte Patrone in einer für
dieselbe Patrone eingerichteten Taschenpistole verschossen
wird, deren Lauf beträchtlich kürzer ist als der der Ma
schinenpistole.
Es ist allerdings auch möglich vorteilhaft, das Geschoßma
terial so auszubilden, daß das Geschoß bereits lange vor
Erreichen der Laufmündung völlig abgebrannt ist.
Grundsätzlich kann das Geschoß aus einem homogenen Explo
sivstoff oder Mischungen, wie sie als Treibmittel in Hand
feuerwaffen verwendet werden. Brennzeiten lassen sich durch
geeignete Porösität, Oberflächengestaltung und konstruktive
Gestaltung der Geschoßnachbildung bestimmen.
Es ist aber gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung vor
teilhaft, daß das Geschoßmaterial aus Explosivstoffparti
keln besteht, die durch ein Bindemittel zusammengehalten
werden (Anspruch 2). Unter "Explosivstoffen" werden ins
besondere Treibladungspulver, Festtreibstoffe, Sprengstof
fe, Sprengstoffmischungen, Zündstoffe, Zündstoffmischungen,
Anzündmischungen, pyrotechnische Stoffe verstanden. Vor
zugsweise wird unter "Explosivstoff" hier Nitropulver oder
auch Sprengstoff, z. B. Oktogen verstanden, wie es in Patro
nen für Handfeuerwaffen verwendet wird und das dem Pulver
der Treibladung ähneln oder mit diesem übereinstimmen kann.
Bevorzugt wird ein mindestens ebenso zündfreudiges oder
noch zündfreudigeres Pulver verwendet, als es in der Treib
ladung vorliegt, damit auch dann, wenn infolge einer Stö
rung (zu lange Lagerung, Eindringen von Feuchtigkeit in die
Patrone) die Treibladung nur unvollständig abbrennen soll
te, in jedem Fall für ein volles Zünden und dadurch Abbren
nen des Geschoßmaterials gesorgt ist.
Durch Wahl der Art des Bindemittels und durch dessen Anteil
kann zusammen mit dem gewählten Pulver die Abbrenngeschwin
digkeit sehr genau eingestellt werden, wobei durch ein
geeignetes Bindemittel sichergestellt ist, daß das Geschoß
durch die Handhabung der Platzpatrone vor dem Abschuß, etwa
beim Nachführen in einer Selbstladewaffe, nicht beschädigt
wird oder gar abbricht.
Doch selbst wenn das Geschoß der erfindungsgemäßen Platzpa
trone ungünstigstenfalls im Patronenlager in Bruchstücken
vorliegen sollte, wird jedes der Bruchstücke bei Verwendung
eines hinlänglich zündfreudigen Pulvers sofort gezündet,
wenn es die Treibgase der Treibladung oder die Verbren
nungsgase eines anderen Geschoßbruchstückes erreichen soll
ten, so daß in jedem Falle gewährleistet ist, daß alle
Bruchstücke des Geschoßes vor Erreichen der Laufmündung
voll abgebrannt sind.
Als Bindemittel werden organische Stoffe, z. B. Polymer
bevorzugt (Anspruch 3), die dem aus dem Geschoßmaterial
geschaffenen Gefüge eine zähe Festigkeit verleihen und das
Auftreten von Bruchstellen oder Abbröckelungen wirksam
verhindern.
Somit ist mit der erfindungsgemäßen Platzpatrone auch ein
mehrfaches Laden und Entladen möglich, ohne daß das Geschoß
Abnutzungserscheinungen zeigt.
Grundsätzlich kann das Geschoßmaterial Zuschlagstoffe ent
halten, wie etwa einen Farbstoff, der das Geschoß schon
weithin sichtbar kennzeichnet und somit die entsprechende
Patrone als Platzpatrone erkennbar macht.
Dieser Umstand ist besonders deshalb von Bedeutung, weil
für die Platzpatronen dieselben Patronenhülsen wie für
scharfe Patronen verwendet werden können, so daß z. B. ein
mit erfindungsgemäßen Platzpatronen gefällter Maschinenge
wehrgurt schon auf nur kurze Entfernung mit einem mit
scharfen Patronen geladenen Gurt verwechselt werden könnte,
wenn nicht die eindeutige Kennzeichnung der Geschoße vor
liegen würde.
Andererseits liegt aber gerade ein Vorteil der erfindungs
gemäßen Platzpatrone darin, daß ihre Patronenhülse anders
als die Kunststoffhülsen heute gebräuchlicher Platzpatronen
wiederverwendet werden können.
Gemäß einer weiteren, bevorzugten Ausgestaltung der Erfin
dung enthält das Geschoßmaterial einen korrosionshemmenden
und/oder laufschmierenden Zuschlagstoff (Anspruch 4), der
beim Abbrennen verdampft, während das abbrennende Geschoß
den Lauf passiert, und sich dabei auf der jeweils benach
barten Lauf-Innenwandung niederschlägt.
Auch wenn bei jedem Schuß ein Teil dieses Schmier- oder
Korrosionsschutzfilmes abbrennt, wird dieser Film doch
stets wieder erneuert, so daß die mit den erfindungsgemäßen
Platzpatronen beschossene Waffe stets vor unmittelbaren
Korrosionsschäden im Laufinneren und im Manöverpatronenge
rät geschützt ist.
Das Geschoßmaterial kann statt der beschriebenen Zuschlag
stoffe oder zusätzlich zu diesen auch solche Stoffe auf
weisen, die die Färbung und/oder Intensität des Mündungs
feuers beeinflussen (Anspruch 5). Metallzusätze, die etwa
das Abbrennverhalten der Treibladung drastisch beeinflussen
können, sind durch die Einbettung in das Bindemittel in
ihrer Wirkung verzögert und abgeschwächt, so daß sie ohne
Schwierigkeiten als Zuschlagstoffe im erfindungsgemäßen
Geschoßmaterial verwendet werden können.
Hierdurch ist es zunächst möglich, das Mündungsfeuer ge
steuert so zu intensivieren, wie dies bei Filmaufnahmen
wünschenswert oder erforderlich ist.
Es ist aber auch möglich, das Spektrum des Mündungsfeuers
in einer Weise zu beeinflussen, daß der Schütze oder der
feuernde Truppenteil an der Färbung des Mündungsfeuers
erkannt werden kann. Diese Färbung braucht für das unbe
waffnete Auge nicht erkennbar zu sein; so kann etwa ein
Manöverbeobachter mit einem einfachen Infrarot-Sensor die
Manöverparteien schon an ihrem Mündungsfeuer unterscheiden
und dadurch einem Manöver besser und genauer folgen, wenn
eine der Manöverparteien Platzpatronen verwendet, deren
Mündungsfeuer einen deutlich höheren Infrarotanteil auf
weist als das Mündungsfeuer der Platzpatronen der anderen
Manöverpartei.
Bisher wurde von einem insgesamt im wesentlichen homogenen
Geschoß ausgegangen, das aus einem Gemisch von Pulverparti
keln, Bindemittel und gegebenenfalls Zuschlagstoffen zu
sammengestellt ist.
Es ist aber auch möglich und gegebenenfalls vorteilhaft,
das Geschoß mehrteilig auszubilden, wobei die einzelnen
Bestandteile eine untereinander unterschiedliche Zusammen
setzung aufweisen, die aber grundsätzlich und vorzugsweise
stets der oben umrissenen Art entspricht.
So weist vorteilhafterweise das erfindungsgemäße Geschoß in
einer Ausgestaltung der Erfindung einen Geschoßmantel und
einen Geschoßkern auf (Anspruch 6), von denen das Material
des Geschoßmantels hinsichtlich der Abrieb- und Bruchfe
stigkeit optimiert ist, während das Material des Geschoß
kernes hinsichtlich der Zündfreudigkeit und des Abbrenn
verhaltens optimiert sein kann.
Da in diesem Fall der Geschoßkern stets ein wenig vor dem
Geschoßmantel abbrennen wird, bleibt der Geschoßmantel bis
kurz vor der restlosen Auflösung des Geschosses in Berüh
rung mit der Laufwand, wodurch die Beschleunigung des Ge
schoßes besser definiert ist. Außerdem kann der Geschoß
mantel als Zuschlagsstoff ein Fett oder einen Schmierstoff
aufweisen, das bzw. der beim Schuß auf die Laufwand aufge
rieben wird. Der Schmierstoff kann eine Außenschicht des
Geschoßes bilden, etwa in Form eines äußeren, lackähnlichen
Überzuges aus einem solchen Schmierstoff.
Da die Verbrennung des Geschoßkernes in dichtester Nähe zum
Geschoßmantel erfolgt, kann dieser oder ein zusätzlicher
Außenmantel auch aus einem nicht-reaktiven Material beste
hen, soweit dieses leicht verbrennbar und dünn genug ist,
etwa aus Kunststoff.
Dieser Kunststoffmantel kann, falls erforderlich, gleich
zeitig einen Feuchtigkeits- und Ölschutz für das erfin
dungsgemäße Geschoßmaterial bilden.
Das erfindungsgemäße Geschoß kann als ein gegebenenfalls
mehrschichtiger Block aus Bindemittel, z. B. Polymermaterial
angesehen werden, das von Nitropulver oder einem anderen
Explosivstoff durchsetzt ist und das in gewissem Maße fe
dernd nachgiebig sein kann.
Ein solches Geschoß kann grundsätzlich alleine mit Klemm
sitz im Hals der Patronenhülse befestigt werden, weist aber
gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung (An
spruch 8) eine Umfangssicke auf, in welche der einwärts
gekehrte Hülsenrand eingreift. Das Geschoß ist somit form
schlüssig in der Hülse befestigt und kann auch dann, wenn
es etwa beim Nachladen auf ein Hindernis trifft, in seiner
Lage nicht verschoben werden.
Gleichzeitig bildet dieser Formsitz eine gewisse Verdäm
mung, die sicherstellt, daß das Geschoß erst dann bewegt
wird, wenn sich in der Patrone ein gewisser Treibgasdruck
aufgebaut hat, der wiederum eine sichere Zündung des Ge
schoßes sicherstellt. So wird etwa bei einem Nachbrenner
(Zündverzögerung) verhindert, daß der geringe Explosions
druck des Zündkapsels bereits das Geschoß in den Lauf
schiebt, bevor die Treibladung gezündet hat.
Bei einer scharfen Patrone ist oft nicht der gesamte Innen
raum der Patronenhülse mit Pulver ausgefüllt, sondern es
besteht oft noch ein Freiraum, der erforderlich ist, damit
beim Abschuß der Gasdruck eine zulässige Grenze nicht über
schreitet.
In gleicher Weise füllt das Platzpatronenpulver oft nicht
den gesamten Innenraum der Patronenhülse aus; so kann etwa
beim Schuß nach oben ein Zwischenraum zwischen Treibladung
und Geschoß vorliegen, der die Zündung des Geschoßes beein
trächtigt.
Deshalb ist erfindungsgemäß vorgeschlagen (Anspruch 9), die
Treibladung am Geschoß anzubringen oder mit diesem in stän
diger Berührung zu halten, damit dann, wenn die Treibladung
zündet, in jedem Fall die Zündung des Geschoßes gewährlei
stet ist.
Hierbei kann etwa der Innenraum der Patronenhülse so ver
kleinert werden, daß sich stets die Treibladung in Kontakt
mit dem Geschoß steht.
Gemäß einer weiteren, bevorzugten Ausgestaltung (Anspruch
10) ist jedoch die Treibladung als Explosivstoffpreßling
oder als ein hülsenloser Explosivstoffkörper ausgebildet
und am Geschoßboden angebracht oder mit dem Geschoß ein
stöckig ausgebildet.
Dieser massive Treibsatz ist bevorzugt röhrenförmig so
ausgebildet und angeordnet, daß er sich koaxial durch die
Patronenhülse hindurch erstreckt und kurz über der Zünder
bohrung im Hülsenboden endet oder rund um diese auf dem
Hülsenboden aufsitzt.
Auf diese Weise ist höchste Zündsicherheit für das Geschoß
gewährleistet, denn wenn der massive, bevorzugt einstöckig
mit dem Geschoß verbundene Treibsatz zündet, dann zündet
auch das Geschoß, das gewissermaßen eine Verlängerung des
Treibsatzes bildet.
Der Treibsatz braucht nicht röhrenförmig zu sein und kann
jede andere geeignete Form aufweisen; die röhrenförmige
Ausbildung hat jedoch den Vorzug sicherster Zündung und
gleichmäßigen Abbrandes.
Ein weiterer Vorteil dieser Ausgestaltung liegt etwa darin,
daß die Verwendung eines Ladungselementes, das aus dem
abbrennfähigen Geschoß mit angesetztem Treibladungskörper
besteht, das Wiederladen von Platzpatronen unter Verwendung
bereits einmal abgeschossener oder neuer Patronenhülsen
sehr erleichtert, da lediglich das Ladungselement in die
neu eingekapselte und gegebenenfalls nachkalibrierte Hülse
eingesetzt zu werden braucht. So braucht etwa in einem
Filmstudio nur eine Anzahl erfindungsgemäßer Ladungselemen
te unterschiedlichen Kalibers bereitgehalten zu werden, die
dann je nach Bedarf in die jeweils erforderlichen Patronen
hülsen geladen werden können. Ein und dasselbe Ladungsele
ment mit einem Geschoß des Kalibers .45 kann etwa für so
unterschiedliche Patronen wie .45-70 Government oder .458
Winchester Magnum verwendet werden. Wird von einem solchen
Ladungselement der Treibladungskörper gekürzt, dann kann es
auch für Kurzpatronen wie .44-40, .45 Colt oder dergleichen
benutzt werden - alles Patronen, die bisher mit einer do
sierten Ladung gefüllt und mit einem geeigneten, zerleg
baren Geschoß fertiggeladen werden mußten.
Es bleibt noch darauf hinzuweisen, daß bei der erfindungs
gemäßen Platzpatrone auch keine Überreste im Gelände ver
bleiben, wie unverrottbare Kunststoffsplitter oder derglei
chen; lediglich die Hülsen müssen eingesammelt werden,
können aber weiterverwendet werden.
Der Gegenstand der Erfindung wird anhand der beigefügten,
schematischen Zeichnung beispielsweise noch näher erläu
tert. In dieser zeigt:
Fig. 1 eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Platzpatrone, vergrößert und im Aufriß, und
Fig. 2 eine Darstellung wie in Fig. 1, jedoch einer zwei
ten Ausführungsform.
Fig. 1 zeigt eine Platzpatrone, die im Prinzip aufgebaut
ist wie eine scharfe Patrone:
Eine mit einer losen Treibladung 6 aus Nitropulver gefüllte Patronenhülse 5 weist in ihrem Hülsenboden ein eingepreßtes Zündkapsel 7 auf, das über eine Zündbohrung mit dem Innen raum der Patronenhülse und der Treibladung 6 in Verbindung steht. Das Nitropulver der Treibladung 6 ist allerdings der Art nach wesentlich schneller abbrennend als ein Nitropul ver, das für eine scharfe Patrone verwendet wird.
Eine mit einer losen Treibladung 6 aus Nitropulver gefüllte Patronenhülse 5 weist in ihrem Hülsenboden ein eingepreßtes Zündkapsel 7 auf, das über eine Zündbohrung mit dem Innen raum der Patronenhülse und der Treibladung 6 in Verbindung steht. Das Nitropulver der Treibladung 6 ist allerdings der Art nach wesentlich schneller abbrennend als ein Nitropul ver, das für eine scharfe Patrone verwendet wird.
Im Hals der Patronenhülse 5 sitzt ein Geschoß 1, das eine
Ringsicke 4 aufweist, in die der Rand der Patronenhülse 5
eingepreßt ist.
Das Geschoß 1 weist einen Geschoßkern 3 auf, der am Ge
schoßboden zum Innenraum der Patronenhülse 5 hin freiließt;
die anderen Außenflächen des Geschoßkernes 3 sind von einem
Geschoßmantel 2 überzogen.
Anders als bei einer scharfen Patrone besteht der Geschoß
kern 3 aus einer homogenen Mischung aus einem geeigneten
Bindemittel (z. B. einem Polymer) und Explosivstoff (z. B.
Nitropulver), der gegebenenfalls Zuschlagstoffe zum Kor
rossionsschutz der Lauf-Innenfläche der die Platzpatrone
verschießenden Waffe und zur Steuerung der Helligkeit des
erzeugten Mündungsfeuers zugesetzt sind.
Dieses Geschoßmaterial ist so laboriert, daß es beim Schuß
ohne feste Rückstände vollständig abbrennt, bevor es noch
die Laufmündung der verschiebenden Waffe erreicht hat.
Der Mantel 2 kann ebenfalls aus einer Mischung aus geeigne
tem Bindemittel (z. B. Polymer) und Explosivstoff (z. B.
Nitropulver) bestehen, ebenfalls mit Zuschlagstoffen der
genannten Art, besonders mit einem Farbstoff zur sichtbaren
Kennzeichnung des Geschoßes. Allerdings sind Härte, Abrieb
festigkeit und Bruchsicherheit des Materials des Mantels 2
höher als beim Geschoßkern 3.
Der Mantel 2 ist ausreichend dünn, daß er zusammen mit dem
Kern 3 im wesentlichen rückstandslos abbrennt, bevor er die
Laufmündung erreicht hat.
Der Mantel 2 kann aber auch vollständig aus Kunststoff
bestehen, soweit dieser imstande ist, zusammen mit dem
Kern 3 vollständig abzubrennen, das heißt in einer solchen
Weise abzubrennen, daß keine festen Rückstände oder Ge
schoßbestandteile die Mündung des Lauf es verlassen können.
Somit ist vor der Mündung der Waffe nicht die Beachtung
irgendeiner Sicherheitszone erforderlich. Ebenso kann ein
beliebiges Manöverpatronengerät verwendet werden. Schließ
lich hinterläßt die erfindungsgemäße Platzpatrone nach dem
Abschuß keinerlei die Umwelt kontaminierende feste Rück
stände.
Die Patronenhülse 5 der gezeigten Platzpatrone ist iden
tisch mit der entsprechenden scharfen Patrone, kann aber
gegebenenfalls aus einem kostengünstigeren Material gefer
tigt sein, etwa aus Eisenblech, Aluminium oder Kunststoff,
da die Belastung der Platzpatronenhülse 5 beim Schuß erheb
lich geringer ist als die der Patronenhülse einer scharfen
Patrone.
Die Platzpatrone der Fig. 2 stimmt weitgehend mit der der
Fig. 1 überein, so daß deren Beschreibung auch für die
Fig. 2 gültig ist, mit Ausnahme der Treibladung 6, die bei
der Ausführungsform der Fig. 2 nicht als lose geschüttetes
Nitropulver, sondern als makkaroniförmiger Treibladungs
körper 6′ ausgebildet ist, der einstöckig mit dem Geschoß
kern 3 ausgebildet ist und sich vom Boden des Geschoßes 1
ausgehend zu diesem konzentrisch bis zum Hülsenboden er
streckt, wo er die Zündbohrung umgibt.
Die Flamme des Zündkapsels 7 brennt den Treibladungskörper
6′ mittig über den gesamten Innenumfang und über einen
erheblichen Teil seiner Länge an, so daß dieser Treibla
dungskörper 6′ rasch abbrennt und dabei das Geschoß sowohl
beschleunigt als auch anbrennt.
Der Treibladungskörper kann aus dem gleichen Explosiv
stoff/Bindemittel-Gemisch wie der Geschoßkern 3 bestehen;
das erforderliche raschere Abbrennen wird dadurch gewähr
leistet, daß die Zündflamme des Zündkapsels 7 eine ver
gleichsweise sehr große Oberfläche des Treibladungskörpers
gleichzeitig zündet.
Claims (10)
1. Platzpatrone für Feuerwaffen, mit einer Patronenhülse
(5), deren Abmessungen denen der Patronenhülse einer
gleichartigen scharfen Patrone entsprechen, einer
Treibladung (6, 6′) und einem im Lauf der Feuerwaffe
zerlegbaren Geschoß (1), dadurch gekennzeichnet, daß
das Geschoß (1) aus einem Geschoßmaterial besteht, das
nach der durch den Abschuß erfolgten Zündung selbst
tätig noch innerhalb des Laufes abbrennt.
2. Platzpatrone nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Geschoßmaterial durch ein Bindemittel zusam
mengehaltene Explosivstoffpartikel aufweist
3. Platzpatrone nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das Bindemittel ein organischer Stoff, insbesonde
re ein Kunststoff und/oder ein Polymer ist.
4. Platzpatrone nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß das Geschoßmaterial einen lauf
schmierenden und/oder korrosionshemmenden Zuschlag
stoff enthält.
5. Platzpatrone nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß das Geschoßmaterial einen das
Mündungsfeuer verstärkenden Zuschlagstoff enthält.
6. Platzpatrone nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das Geschoß (1) einen abriebbe
ständigen Mantel (2) und einen Kern (3) aufweist, die
eine unterschiedliche Zusammensetzung aufweisen.
7. Platzpatrone nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kern (3) aus einem schneller abbrennenden
und/oder zündfähigeren Geschoßmaterial als der Mantel
(2) besteht.
8. Platzpatrone nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Geschoß (1) oder der Mantel
(2) an der Außenoberfläche eine Umfangssicke (4) auf
weist, in die der einwärts gekehrte Rand der Patronen
hülse (5) formschlüssig eingreift.
9. Platzpatrone nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Treibladung (6, 6′) am Geschoß
(1) oder Geschoßkern (3) angebracht ist.
10. Platzpatrone nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
daß die Treibladung (6′) eine mit dem Geschoß (1) oder
Geschoßkern (3) fest verbundene oder einstückig hier
mit ausgebildete, bevorzugt hohle Mittelsäule bildet,
die auf dem Boden der Patronenhülse (5) aufsitzt oder
nahe diesem endet.
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