DE19532788C2 - Verfahren zur Herstellung eines keramischen Bauteils durch Sintern - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines keramischen Bauteils durch SinternInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines keramischen Bauteils durch Sintern,
wobei ein sauerstoffhaltiges Keramikpulver in eine Sinterkammer eingebracht, darin erhitzt und
dabei unter Verwendung eines halogenhaltigen Sinterhilfsmittels dichtgesintert wird.
Ein derartiges Verfahren ist aus der EP-A1 0354 963 bekannt. Darin wird ein Verfahren zur Her
stellung eines supraleitenden keramischen Bauteils beschrieben, bei dem oxidische Pulver von
Seltenerdmetallen und von Kupfer, sowie Pulver aus Erdalkalimetall-Oxiden oder Alkali-Carbo
naten sowie aus einem Fluorid gemischt, in einen Grünkörper geformt und anschließend gesin
tert werden. Das fluorhaltige Pulver wirkt dabei als Sinterhilfsmittel. Als besonders geeignet für
das bekannte Verfahren haben sich die Fluoride von Kupfer, Barium und Yttrium erwiesen. Die
se werden beim Sintern der Pulvermischungen in das keramische Bauteil eingebaut.
Die Wirkung des Fluorides als Sinterhilfsmittel bei dem bekannten Verfahren hängt von der Grö
ßenverteilung der Pulver ab. Eine homogene Sinterung ist nur bei feinteiligem Pulver und bei ei
ner ausreichend guten Durchmischung der Pulver zu erreichen. Eine definierte Veränderung und
Einstellung der Sauerstoffstöchiometrie in dem Bauteil ist nicht möglich.
In einem weiteren Verfahren der angegebenen Gattung gemäß der SU-A1 17 22 805 wird zur
Herstellung einer hochfesten Keramikbeschichtung auf Stahlwerkzeugen vorgeschlagen, Pulver
aus Aluminiumoxid und Neodymoxid mit Magnesiumchlorid-Hexahydrat zu mischen und zu sin
tern. Beim Sintern zersetzt sich das Magenesiumsalz unter Bildung von Magnesiumoxid. Dabei
wird Chlor freigesetzt und es entsteht Magenesiumoxid. Dieses wirkt in Verbindung mit Neody
moxid als Sinterhilfsmittel. Bei diesem Verfahren verbleibt das Kation des chlorhaltigen Salzes,
also das Magnesium in der Keramikbeschichtung. Dadurch können zusätzliche Verunreinigun
gen in die Keramik eingebracht werden.
In einem weiteren Verfahren gemäß der JP-A 602 105 41 ist es für das Sintern von SiO2-Pulver
zur Herstellung einer Vorform zum Ziehen optischer Fasern bekannt, kontinuierlich ein Halogen
in den Sinterofen einzuleiten. Hierfür ist es erforderlich, eine geeignete Gasversorgung zur Ver
fügung zu stellen. Aufgrund ihrer Giftigkeit für den Menschen und der chemischen Reaktivität der
Halogene sind für eine derartige Gasversorgung besondere Vorsichtsmaßnahmen, und für die
Ausbildung der entsprechenden Leitungen, Ventile usw., besondere Werkstoffe erforderlich. Die
Gasversorgung ist bei dem bekannten Verfahren daher aufwendig und teuer.
Im Journal of The American Ceramic Society, 37 (1954), S. 588-595 sind Zusätze zur Beeinflus
sung des Sinterverhaltens von Aluminiumoxid-Keramik offenbart. Zu den Zusätzen gehören
auch Halogenverbindungen, die direkt mit dem Aluminiumoxid-Pulver vermischt und gemeinsam
zu einem Grünkörper verpresst werden. Als weitere Möglichkeit zur Beeinflussung des Sinterver
haltens wird das Brennen der Keramik in Chlorgas-Atmosphäre offenbart. Bei diesen Einwirkun
gen des Halogens führt dies zu einer Verschlechterung des Sinterverhaltens.
Aus DE 38 11 695 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung von supraleitfähigen Nb3Sn-Schichten
bekannt. Dabei wird Titan als Sauerstoff-Gettermaterial und als Schutzschicht auf Niob offenbart.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren für das Sintern oxidhaltiger Pulver
anzugeben, das einfach und preisgünstig ist und mit dem die Sauerstoffstöchiometrie des gesin
terten Bauteils leicht auf einen vorgegebenen Wert eingestellt werden kann.
Diese Aufgabe wird ausgehend von dem eingangs genannten Verfahren erfindungsgemäß da
durch gelöst, daß das Sinterhilfsmittel bei einer vorgegebenen Temperatur aus einem vom Grün
körper getrennten und mit der Sinterkammer verbundenen Reservoir freigesetzt wird, wobei das
Halogen mit dem Keramikpulver oberflächlich unter Abspaltung von Sauerstoff reagiert, und daß
der abgespaltene Sauerstoff oder ein definierter Teil des abgespaltenen Sauerstoffes mittels ei
nes Sauerstoff-Getters abgefangen wird.
Aus dem Reservoir wird das Halogen freigesetzt. Die Freisetzung des Halogens erfolgt während
des Sinterns bei oder ab einer bestimmten Temperatur. Bei dem Reservoir handelt es sich bei
spielsweise um eine Anhäufung einer chemischen Verbindung des freizusetzenden Halogens,
die sich bei einer bestimmten Temperatur thermisch zersetzt. Diese chemische Verbindung kann
innerhalb eines Behälters angeordnet sein. Das Reservoir steht mit der Sinterkammer in Verbin
dung. Hierzu kann es innerhalb der Sinterkammer angeordnet sein. Dadurch, daß das Reservoir
von dem Grünkörper getrennt ist, findet eine Verunreinigung des Grünkörpers durch die chemi
sche Verbindung nicht statt. Für eine Trennung zwischen dem Reservoir und dem Grünkörper im
Sinne der Erfindung reicht eine Anordnung des Reservoirs aus, die eine einfache Entfernung
vom Grünkörper nach dem Sintern erlaubt. Das Reservoir kann daher unmittelbar an der Ober
fläche des Grünkörpers angeordnet sein. Abgesehen von dem mit der Oberfläche des Keramik
pulvers reagierenden Halogens spielt die chemische Verbindung für die chemische Zusammen
setzung des Bauteils keine Rolle. Das Halogen bewirkt eine Aktivierung der Oberfläche des Ke
ramikpulvers und erleichtert so das Dichtsintern. Dabei kann Halogen auch in das Pulvermaterial
eindiffundieren und darin fest eingebaut werden. Dies beschränkt sich aber regelmäßig auf den
Bereich der Pulveroberfläche und ändert die chemische Zusammensetzung des Keramikpulvers
nur wenig.
Das Halogen wird erst ab einer bestimmten, vorgegebenen Temperatur freigesetzt. Dies erleich
tert die reproduzierbare Einstellung des Verfahrens und hat darüberhinaus den Vorteil, daß das
Reservoir unterhalb dieser Temperatur besonders einfach zu handhaben ist. So kann es bei
spielsweise leicht mit einer das Halogen enthaltenen chemischen Verbindung gefüllt und gege
benenfalls in die Sinterkammer eingebracht werden. Vergiftungen sind dabei nicht zu befürchten.
Bei der oberflächlichen Reaktion des Keramikpulvers mit dem Halogen wird Sauerstoff freige
setzt und teilweise durch das Halogen ersetzt. Der freigesetzte Sauerstoff wird mittels eines ge
eigneten Getters abgefangen und so aus dem Reaktionsgleichgewicht entfernt. Dadurch läßt
sich der Sauerstoffpartialdruck innerhalb der Sinterkammer während des Sinterns und damit der
gewünschte Oxidationsgrad des herzustellenden Bauteils sehr genau einstellen. Hierzu sind un
ter Beachtung des stöchiometrischen Sauerstoffgehaltes des Bauteils lediglich die Kapazitäten
des Halogen-Reservoirs und des Sauerstoff-Getters aufeinander abzustimmen.
Als Keramikpulver kann jedes Pulver eingesetzt werden, das eine oxidische Oberfläche aufweist.
So kann ein für das erfindungsgemäße Verfahren geeignetes Ausgangspulver beispielsweise ei
nen metallischen Kern aufweisen, der von einer oxidischen Hülle umgeben ist.
Besonders bewährt hat sich ein Verfahren, bei dem das Reservoir ein Halogenid enthält, aus
dem ein Halogen durch thermische Zersetzung des Halogenids freigesetzt wird. Das Halogenid
ist bei Temperaturen unterhalb der Zersetzungstemperatur einfach zu handhaben. Es können
völlig ungefährliche und ungiftige Halogenide verwendet werden. Die Freisetzung des Halogens
ist durch die konstante Zersetzungstemperatur reproduzierbar vorgegeben.
Als besonders geeignet hat sich ein Reservoir erwiesen, das CrF3 enthält. Dabei handelt es sich
um eine ungefährliche und preiswerte chemische Verbindung, deren Zersetzungstemperatur bei
850°C liegt.
Bevorzugt wird eine Verfahrensweise, bei der das Reservoir innerhalb der Sinterkammer ange
ordnet wird. Dies ist auf einfache Weise realisierbar. Es sind keine zusätzlichen Leitungen zu der
Sinterkammer oder Öffnungen in der Sinterkammer erforderlich. Die Sinterkammer stellt ein ge
schlossenes System dar; daher ist vorteilhafterweise auch das Sauerstoff-Getter innerhalb
der Sinterkammer angeordnet. Ein besonders geeignetes Sauerstoff-Getter enthält ein Redukti
onsmittel, das mit dem Sauerstoff bei der Sintertemperatur unter Bildung eines Oxides reagiert.
Materialien mit dieser Eigenschaft sind allgemein bekannt, preiswert herstellbar und einfach zu
handhaben. Vorteilhafterweise wird ein solches Reduktionsmittel gewählt, bei dem das Oxid
bei der Sintertemperatur in festem Aggregatzustand vorliegt. Dies hat den Vorteil, daß das Oxid
vollkommen von den beim Sintern ablaufenden Gleichgewichtsreaktionen ferngehalten und aus
dem chemischen Gleichgewicht entfernt wird. Weiterhin ist eine Verunreinigung des Bauteils, et
wa durch gasförmige oxidische Verbindungen, ausgeschlossen. In dieser Hinsicht hat sich me
tallisches Titan als Getter-Material besonders gut bewährt.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird inner
halb der Sinterkammer und getrennt von dem Bauteil eine sauerstoffhaltige Verbindung vorgese
hen, aus der bei der Sintertemperatur durch Zersetzung der sauerstoffhaltigen Verbindung Sau
erstoff freigesetzt wird. Dieses Verfahren ergibt einen zusätzlichen Freiheitsgrad bei der Einstel
lung der gewünschten Sauerstoffstöchiometrie des Bauteils. Es kann beispielsweise auch in der
Art eingesetzt werden, daß beim Sintern des Bauteils das Sauerstoff-Getter bei einer ersten
Temperatur wirkt und die Sauerstoffabgabe aus der sauerstoffhaltigen Verbindung bei einer an
deren Temperatur erfolgt.
Besonders bewährt hat sich ein erfindungsgemäßes Verfahren, bei dem als Keramikpulver ein
Mischkristall-Pulver oder ein Pulvergemisch aus Indium-/Zinnoxid eingesetzt wird.
Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Verfahrens werden nachfolgen anhand der Pa
tentzeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigen in schematischer Darstellung im
einzelnen:
Fig. 1: ein Kristallgitter mit Schottkyscher Fehlordnung,
Fig. 2: ein Kristallgitter eines Substitutionsmischkristalls,
Fig. 3: ein Kristallgitter mit Frenke'scher Fehlordnung,
Fig. 4: ein Diagramm, das die freie Bildungsenthalpie verschiedener Fluoride und Oxide in
Abhängigkeit von der Temperatur wiedergibt und
Fig. 5: eine Anordnung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
Beim erfindungsgemäßen Verfahren tritt beim Sintern des Keramikpulvers ein durch Zersetzung
freigesetztes Halogen mit der Oberfläche ders Pulvers in Reaktion. Dabei oder anschließend
wird der Sauerstoffteildruck so gesteuert, daß die Stöchiometrie des Produktes genau kontrolliert
werden kann.
Es hat sich gezeigt, daß die Verfestigung des Keramikpulvers beim Sintern durch leichte Verän
derungen der Zusammensetzung im Bereich des stöchiometrischen Sauerstoffgahaltes gezielt
beeinflußt werden kann.
Eine derzeit verwendete Methode zur Herstellung von festen Keramikteilen besteht darin, das
Pulver unter geeigneten Temperatur- und Druckbedingungen zu pressen. Dazu wird das Pulver
in einen Behälter, eine Matrize, eine Form, einen Container oder ein anderes, in Fachkreisen
hinreichend bekanntes Werkzeug gegeben. Das Pulver wird mit großem Druck beaufschlagt, so
daß die Körner eng zusammengepreßt werden. Hierbei wird die Elastizitätsgrenze des Werk
stoffs überschritten. Die Körner können durch Verrutschen neu angeordnet und im plastischen
Bereich verformt werden oder auch zerbrechen. Auf diese Weise erhöht sich die Werkstoffdichte
und die Summe der intergranularen Kontaktflächen nimmt zu. Diese Kontaktflächen sind die Vor
aussetzung für die darauffolgende Verfestigungsphase. Anschließend wird das Pulver auf eine
geeignete Temperatur erhitzt, bei der in dem als Feststoff vorliegenden Werkstoff eine Gitterdif
fusion erfolgt. Je nach Art der Pressung wird zwischen einachsigen und isostatischen Verfahren
sowie Varianten hiervon unterschieden. Je nach der Temperatur wird zwischen Verfahren in fe
ster oder flüssiger Phase unterschieden. In dieser Erfindung wird hauptsächlich auf erstere
Verfahren Bezug genommen, da mit diesen eine bessere Steuerung der Kontamination von Pro
dukten mit hohem Reinheitsgrad über die Formwände vorgenommen werden kann. Die Sinter
temperatur kann dann zum Beispiel bei ca. 80% der Schmelztemperatur liegen. Unter diesen
Bedingungen ist der Sintervorgang zumindest theoretisch hinreichend bekannt. Dabei werden
Materialtransportarten mit abgestufter Wertigkeit hinsichtlich Fläche und Volumen unterschieden.
Auf jeden Fall ist das Ergebnis dieses Vorgangs die Bildung von intergranularen Brücken, die an
den Kontaktpunkten ansetzen und sich zunehmend ausbreiten, wobei die Porenräume im Ver
hältnis dazu abnehmen und sogar ganz verschwinden können. Die Dichte kann dabei asympto
tisch einen Wert von 100% erreichen. Dieser Wert stellt dann die theoretische Dichte des ge
schmolzenen Körpers dar.
Mit Vakuumverfahren können im Prinzip Dichten erreicht werden, die der theoretischen Dichte
sehr nahe kommen. Das Schema für die Bildung der intergranularen Brücken ist bekannt. Die
Brücken werden hinsichtlich Fläche und Volumen auf dem Wege der Feststoffdiffusion sowie in
gasförmiger Phase durch Transport mit Werkstoff versorgt.
Die Bildung der Brücken kann langsam und zufällig erfolgen. Gleiches gilt für ihr Wachstum und
für die Rückbildung der Porenräume. Diese Phasen werden in der Regel durch Oberflächenbe
schichtungen der Körner verlangsamt. Diese Beschichtungen bestehen aus Oxiden, absorbier
ten oder adsorbierten Gasen, abgelagerten externen oder internen Verschmutzungen, die an die
intergranularen Verbindungsstellen gedrückt werden.
Mit dem Verfahren gemäß der Erfindung können diese nachteiligen Erscheinungen, d. h. das
langsame und zufällige Zustandekommen der intergranularen Verbindungen vermieden werden.
Mit diesem Verfahren ist es nämlich möglich, die Diffusionsphase unter beliebigen Bedingungen
hinsichtlich Zeit, Temperatur und Druck präzise ablaufen zu lassen und sie zu kontrollieren, in
dem sie beschleunigt oder gebremst wird. Das Ergebnis ist ein Produkt mit Dichte und Homoge
nität höchster Qualität. Darüber hinaus bietet das Verfahren den Vorteil einer Energieersparnis
durch Verkürzung der Reaktionszeit.
Mit dem Verfahren gemäß der Erfindung können insbesondere durch Verfestigung von Kerami
koxidpulvern wie Al2O3, Bi2O3, TiO2, PbO, SnO2, ZnO, In2O3, MgO usw. oder Mischungen dieser
Pulver untereinander massive Teile hergestellt werden.
Nehmen wir als Beispiel das Keramikoxid SnO2. Wenn die Zusammensetzung stöchiometrisch,
d. h. theoretisch ist, enthält es:
Sn: 33,33 Atom%; 78,77 Gewichts%; 36,68 Volumen%
und O: 66,66 Atom%; 21,23 Gewichts%; 63,32 Volumen%
d. h. 1,6 Normalliter Sauerstoff pro kg Zinnoxid oder 787 g Zinnmetall.
und O: 66,66 Atom%; 21,23 Gewichts%; 63,32 Volumen%
d. h. 1,6 Normalliter Sauerstoff pro kg Zinnoxid oder 787 g Zinnmetall.
Nun ist eine große Anzahl von Zusammensetzungen bekannt, bei denen geringe stöchiometri
sche Abweichungen vorliegen. Wenn NiO stöchiometrisch vorliegt, ist es blaßgrün. Bei Erhitzen
in Sauerstoff wird es dunkler, mitunter sogar schwarz.
Das Hinzufügen von Sauerstoff in Form von O2- führt zur Bildung von Löchern mit postiver La
dung. Gleichermaßen liegt Eisenoxid FeO nie stöchiometrisch vor. Seine Formel kann bis zu
Fe0,25O reichen. Ähnliches gilt für Wolframate NaWO3. Man sieht also, daß die Stöchiometrie zu
mindest in einem bestimmten Bereich mitunter durchaus variieren kann.
In Fig. 1 ist die Entstehung eines Fehlers durch Verlust eines Atoms dargestellt, das durch ein
abgegebenes Elektron ersetzt wird. In diesem Fall ist das Produkt unterstöchiometrisch (Schott
kysche Fehlordnung).
In Fig. 2 ist dargestellt, wie sich ein fremdes Atom in einer Lücke einnistet und die Stöchiome
trie wiederherstellt.
In Fig. 3 ist dagegen dagestellt, wie ein fremdes Atom einen Zwischenraum belegt. Dadurch
wird das Produkt überstöchiometrisch (Frenkelsche Fehlordnung).
Es ist anzunehmen, daß eine Veränderung der Stöchiometrie, insbesondere durch Verlust von
Sauerstoff, einen stark aktivierenden Einfluß auf den Sintervorgang hat. Der Verlust von nur
ganz wenig Sauerstoff, insbesondere wenn dieser an der Oberfläche der Pulverkörner auftritt,
erhöht die Mobilität der Atome und Elektronen. Die freigewordenen Metallatome haben eine
Feststoff-Feststoff-Diffusionsgeschwindigkeit, die um ein Vielfaches über der Geschwindigkeit
der gleichen Atome im Oxid liegt. Die Größenordnung dieser Geschwindigkeit kann bei 80% der
Schmelztemperatur in Grad C bei einigen Dutzend µm/Stunde angenommen werden.
Darüber hinaus führen diese Dislokationen zu Spannungen, die Bewegungen bei hohen Tempe
raturen und damit das Zusammenbacken von Pulverkörnern begünstigen.
Die genaue Methode zur Durchführung dieser stöchiometrischen Bewegung beruht auf folgen
dem Prinzip: An den Oxidationsreaktion ist nicht unbedingt Sauerstoff beteiligt. So stellt zum
Beispiel die Reaktion (a)
(a) Mg + Cl2 → Mg++ + 2Cl-
eine Oxidationsreaktion des Magnesiums dar, die durch einen Elektronenverlust gekennzeich
net ist. Im Gegensatz dazu ist das Halogen ein Elektronenakzeptor. Das Oxidationsmittel wurde
also reduziert. Hieraus ergibt sich folgende Definition:
das Reduktionsmittel ist ein Elektronenspender,
das Oxidationsmittel ist ein Elektronenakzeptor.
das Reduktionsmittel ist ein Elektronenspender,
das Oxidationsmittel ist ein Elektronenakzeptor.
Hieraus ergibt sich, daß bei dem Verfahren gemäß der Erfindung im allgemeinen Halogene und
insbesondere das aktivste Halogen, das Fluor, verwendet werden. Fluor, das neunte Element
des Periodensystems, hat eine Elektronengrundstruktur des Typs 1s2, 2s2, 2p5, welche ihm die
Fähigkeit verleiht, ein Elektron aufzunehmen. Darüber hinaus erhält das F-Molekül durch seine
große Fähigkeit, sich abzutrennen, ein großes Reaktionsvermögen. Es geht fast mit allen Metal
len und mit Sauerstoff eine Verbindung ein und kann an Stelle des Sauerstoffs treten, wodurch
Oxifluoride entstehen. Fluor reagiert mit Keramik. Bereits Spuren davon, die bei Sintertempera
tur im Pulver freigesetzt werden, stellen eine wirksame Aktivierung dar. Eine derartige Reaktion
mit der Oberfläche des Keramikpulvers läuft beispielsweise anhand folgender chemischer Glei
chung ab:
(b) SnO2 + 4F → SnF4 + O2
SnF4 sublimiert bei 700°C und einem Druck von 1 bar, wodurch seine Aktion auf eine vorüberge
hende Rolle als Reaktionsauslöser beschränkt wird.
Das Verfahren gemäß der Erfindung beinhaltet die Herstellung einer geringen Menge atomaren
Fluors zu einem Zeitpunkt, an dem bestimmte Temperatur- und Druckbedingungen herrschen.
Dabei wird die Methode der Zersetzung eines geeigneten Metallfluorids gewählt.
In Fig. 4 ist die Freie Bildungsenthalpie bestimter Fluoride und Oxide dargestellt. Hiermit kann
der Stoff gewählt werden, der sich unter den Bedingungen, die dem Fertigungszyklus des unter
suchten Produkts entsprechen, zersetzt. Dabei sieht die Enthalpie folgendermaßen aus:
H = U + pV
wobei U = innere Energie der Verbindung, p = Druck, V = Volumen
Und die Entropie beträgt:
S = ∫ dQ/T
wobei Q die mit der Umgebung ausgetauschte Wärme ist und T die Temperatur in Grad K.
Die Freie Enthalpie G ist danach:
G = H - TS.
Die Freie Enthalpie gibt die Energie an, die für die Reaktion delta H < 0 erforderlich ist, wobei in
diesem Fall eine exotherme Reaktion vorliegt. Die positive Entropie delta S < 0 gibt an, daß die
Reaktion spontan ist.
Daher zersetzt sich das Chromfluorid im Vakuum ziemlich genau dann, wenn eine Temperatur
von 850°C erreicht ist. Dabei fällt Chromdampf aus, während das einatomige Fluor mit der Kera
mik reagiert.
Rechnerisch können folgende Bestandteile von CrF3 nachgewiesen werden:
Cr: 25 Atom%; 47,70 Gewichts%; 16,03 Volumen%
F: 75 Atom%; 52,30 Gewichts%; 83,97 Volumen%
F: 75 Atom%; 52,30 Gewichts%; 83,97 Volumen%
1 g CrF3 setzt daher ab einer Temperatur von 850°C 0,52 g Fluor frei, d. h. ca. 0,6 Liter bei einem
Druck von 1 bar und einer Temperatur von 298 K, was ausreicht, um den Sinterprozeß mehrerer
Dutzend Kilo Oxide in Gang zu setzen. Industrielles Pulver hat nämlich gewöhnlich eine spezi
fische Oberfläche zwischen 0,1 und 1 m2/g. Dabei genügt es, die Körneroberfläche einiger Atom
reihen reagieren zu lassen, um einen um ein Vielfaches effizienteren Sintervorgang zu erhalten.
Der zweite Teil des Verfahrens gemäß der Erfindung besteht darin, auf den freigesetzten Sauer
stoff einzuwirken, um dessen Teildruck PO2 im Reaktionsraum zu steuern.
Dies bedeutet die Reaktion:
Die Gleichgewichtskonstante K, als Funktion des Molenbruchs X ausgedrückt, kann folgender
maßen dargestellt werden:
Kx = XC c . XD d/XA a . XB b = Kp . p-Δn
wenn die Temperatur während der Sauerstoff-Freisetzung konstant ist, also beispielsweise
850°C, dann ergibt sich:
δLogKx/δp = -Δn/p
wobei Kx eine steigende Funktion des Drucks ist. Das System verschiebt sich und erreicht ein
neues Gleichgewicht, bei dem das Verhältnis
XC c . XD d/XA a . XB b
größer ist als anfänglich.
Das System verschiebt sich in die bei der obigen Gleichgewichtsreaktion mit 1 bezeichneten
Richtung. Bei einer Druckerhöhung reagiert das System durch eine Verringerung der Gesamt
zahl der Moleküle, wodurch die Druckerhöhung abgeschwächt wird.
Im ersten Fall bedingt das Verfahren gemäß der Erfindung einen leicht unterstöchiometrischen
Sintervorgang. So wird beispielsweise bei der Verfestigung von Zinnoxid der Sauerstoffgehalt
verringert von:
Sn: 78,77 Gew.-%.
O: 21,23 Gew.-% auf 21 Gew.-%
O: 21,23 Gew.-% auf 21 Gew.-%
pro Kilo Oxid werden dann in der Sinterkammer 2,3 g, d. h. 1,6 Normalliter Sauerstoff freigesetzt.
Hierdurch entsteht in einer relativen kleinen Sinterkammer bei 850°C ein hoher Sauerstoffpar
tialdruck. Im Verfahren ist vorgesehen, daß der Sauerstoff absorbiert wird. Hierzu wird ein Me
tallpulver in ein kleines Säckchen gegeben. Wenn als Pulver beispielsweise Titan verwendet
wird, um den Sauerstoff als TiO2 zu binden und wenn man die gesamten 1,6 Normalliter Sauer
stoffgas binden möchte, muß gelten:
Ti 33,33 Atom% (59,95 Gew.-%): 3,4 g
Ti 33,33 Atom% (59,95 Gew.-%): 3,4 g
In die Sinterkammer wird also ein vom Keramikpulver getrenntes Säckchen mit 3,4 g Titanpulver
gegeben.
Im Verfahren gemäß der Erfindung ist für den ersten Fall vorgesehen, daß die Reaktion durch
das Ansteigen des Sauerstoffpartialdrucks begrenzt wird.
Weiterhin ist vorgesehen, daß eine genau bemessene Menge Sauerstoff absorbiert wird, damit
sich ein neues Gleichgewicht auf einer vorher bestimmten, niedrigeren stöchiometrischen Stufe
hinsichtlch des Sauerstoffgehalts im gesinterten Bauteil einstellt.
In einer Verfahrensvariante ist vorgesehen, zusätzlichen Sauerstoff freizusetzen, um das ur
sprüngliche stöchiometrische Sauerstoffverhältnis des Ausgangspulvers beizubehalten. Im sel
ben Temperaturbereich kann ein Stoff, wie beispielsweise ein sich leicht zersetztendes Oxid, zu
gegeben werden, das Sauerstoff freisetzt. Wenn man etwa 1,6 Normalliter Sauerstoff zugeben
möchte, kann man Kupferoxid CuO verwenden, das in folgende Bestandteile zerfällt:
Cu 50 Atom% (79,88 Gew.-%) | 9,13 g |
O 50 Atom% (20,12 Gew.-%) | 2,3 g |
zusammen CuO | 11,43 g |
Es sind also 11,4 g Kupferoxid zuzugeben.
Das Verfahren gemäß der Erfindung hat die Verfestigung von Keramikoxiden durch stöchiometri
sche Veränderung des Sauerstoffgehaltes zum Gegenstand. Der erste Teil besteht darin, durch
Freisetzung beispielsweise eines Halogenids, eine Reaktion auszulösen, bei der das Halogenid
unter Freisetzung von Sauerstoff mit der Keramik reagiert. Der zweite Teil besteht darin, den
Sauerstoffpartialdruck auf einen vorher festgelegten Wert zu bringen: durch Verbindung mit ei
nem anderen Stoff, wenn er verringert werden soll oder aber durch Zersetzung, wenn er erhöht
werden soll. Die beiden Verfahrensteile können unabhängig voneinander oder auch zusammen
zeitlich versetzt bzw. gleichzeitig angewandt werden.
Wie in der allgemeinen theoretischen Betrachtung über die Oxidation bereits aufgezeigt wurde,
muß sich das Verfahren gemäß der Erfindung nicht auf Keramikoxide bzw. die Veränderung des
Sauerstoffgehaltes in diesen Oxiden beschränken. Es kann gleichermaßen auf nicht oxidierte
Keramik, Nitride und andere Stoffe sowie auf Mischungen verschiedener Keramiksorten ange
wandt werden. Im letzteren Fall muß die Mischung besonders homogen sein, und statt einer Mi
schung sollte vorzugsweise ein Mischoxid verwendet werden.
Ein Beispiel für die industrielle Anwendung kann die Herstellung von Zinnoxid SnO2 sein, das be
reits in dieser Erfindung angesprochen wurde. Materiell und je nach der erwünschten Qualität
kann die Herstellung folgendermaßen erfolgen:
- - Pressen oder Extrudieren einer Paste mit anschließendem Brennen,
- - isostatisches Warmpressen im Vakuumbehälter,
- - einachsiges Warmpressen im Vakuumbehälter.
Nachfolgend wird ein weiters Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens anhand
Fig. 5 näher erläutert:
In einen metallischen Behälter 1 mit einem Durchmesser von 235 mm und einer Höhe von
600 mm werden 100 kg Zinnoxidpulver (SnO2) 2 gegeben. Die anfängliche relative Schüttdichte
dichte beträgt etwa 60%. Der Behälter wird mittels der Pumpe 3 evakuiert und anschließend,
sobald Luft und Feuchtigkeit vollständig abgepumpt sind, verschlossen. Es handelt sich somit
um ein Verfahren in einem geschlossenen System.
Nach dem isostatischen Heißpressen soll ein Werkstück mit einem Durchmesser von 190 mm
und einer Höhe von ca. 500 mm, einer theoretischen Dichte von 7,20 und einem Gewicht von
100 kg entstehen. Zum Sintern wird in den Behälter 1 ein Säckchen 4 aus Metallgewebe mit ei
ner Maschenweite von ca. 25 µm gegeben, das 10 g Chromfluorid (CrF3) enthält. Diese Menge
an Chromfluorid setzt bei Zerstzung um 850°C etwa 12 Normalliter Fluor frei. Außerdem werden
in das Säckchen 4 ca. 340 g Titanpulver gegeben, das wiederum 230 g bzw. 161 Normalliter
Sauerstoff aufzunehmen vermag. Der Sauerstoff wird vom Zinnoxidpulver 2 freigesetzt, wenn
dieses oberflächlich mit dem aus dem CrF3 freigesetzten Fluors reagiert.
Im Verlaufe dieses Heißpressvorganges nimmt die Sauerstoff-Stöchiometrie des gesinterten
Werkstückes von 21,23 auf 21,0 Gew-% ab. Durch die Bindung des Sauerstoffs am Titanpulver
wird ein Aufblähen des Behälters bei der Erwärmung vermieden. Die Temperatur wird auf min
destens 850°C gebracht, so daß die Reaktion ausgelöst wird, und anschließend erfolgt das
Pressen mit einem in der Fachwelt hinreichend bekannten herkömmlichen Verfahren.
Claims (9)
1. Verfahren zur Herstellung eines keramischen Bauteils durch Sintern, wobei ein oxidisches
Keramikpulver in eine Sinterkammer eingebracht, darin erhitzt und dabei unter Verwen
dung eines halogenhaltigen Sinterhilfsmittels dichtgesintert wird, dadurch gekennzeichnet,
daß das Sinterhilfsmittel bei einer vorgegebenen Sintertemperatur aus einem vom Grün
körper beabstandeten Reservoir freigesetzt wird und der durch die Reaktion mit dem Halo
gen abgespaltene Sauerstoff zumindest teilweise mittels eines Sauerstoff-Getters abgefan
gen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Reservoir ein Halogenid
enthält, aus dem das Halogen durch thermische Zersetzung des Halogenids freigesetzt
wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Reser
voir innerhalb der Sinterkammer angeordnet wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Sauerstoff-Getter innerhalb der Sinterkammer angeordnet ist und ein Reduktionsmittel ent
hält, das mit dem Sauerstoff bei der Sintertemperatur unter Bildung eines Oxides reagiert.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Reduktionsmittel, bei dem
das Oxid bei der Sintertemperatur in festem Aggregatzustand vorliegt, verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in
nerhalb der Sinterkammer und getrennt von dem Bauteil eine sauerstoffhaltige Verbindung
vorgesehen ist, aus der bei der Sintertemperatur durch Zersetzung der sauerstoffhaltigen
Verbindung Sauerstoff freigesetzt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Sinterhilfsmittel CrF3 verwendet wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß im
Sauerstoff-Getter als Reduktionsmittel metallisches Titan verwendet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als
Keramikpulver ein Mischkristall-Pulver oder ein Pulvergemisch aus Indium-/Zinnoxid einge
setzt wird.
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