DE1812471B2 - Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica und diese enthaltende veterinärmedizinische Mittel sowie Futtermittel - Google Patents
Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica und diese enthaltende veterinärmedizinische Mittel sowie FuttermittelInfo
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Description
Schließlich haben H u η g a t e und Mitarbeiter (Journal
of Animal Science, Bd. 14, S. 997 [1955]) bei einigen Tests in vitro gefunden, daß durch die Anwesenheit
hoher Mengen von Chlortetracyclin die gesamten Fermentationsprodukte bei einer typischen
Pansenflora verringert werden.
Abgesehen davon ist es allgemein bekannt, daß in den Anfangsstadien der oralen Behandlung von ausgewachsenen
Wiederkäuern mit Antibiotica häufig eine Zeit der Anorexie mit/oder ohne Diarrhöe auftritt.
Diese unerwünschten Nebenwirkungen wurden auch festgestellt, wenn Maerolidantibiotica, beispielsweise
Tylosin, an Wiederkäuer verabreicht, werden. Es besteht daher ein Bedarf an besser geeigneten Formen
von Antibiotica zur oralen Verabreichung an Wiederkäuer.
Die erfindungsgemäßen Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica der oben angegebenen allgemeinen
Formel besitzen nun die vorstehend erwähnten Nachteile nicht, und sie zeichnen sich durch eine
wesentlich bessere Verträglichkeit aus. Bei der oralen Verabreichung an Wiederkäuer sind sie gegen chemischen
Abbau im Pansen praktisch beständig, und sie werden erst nach Eintritt in den Labmagen in die antibiotisch
aktive Substanz umgewandelt und erlangen dort ihre volle therapeutische oder wachstumsfordernde
Wirkung. Dadurch werden die Störungen der Microflora des Pansens vermieden, die von Tylosin,
Magnamycin oder Spiramycin verursacht werden.
Die Vorteile der erfindungsgemäßen Bis-Harnstoffaddukte zeigen sich bei der Verwendung zur Behandlung
von Wiederkäuern gegen Infektionen durch grampositive Organismen, chronirohen Erkrankungen der
Atemwege oder zur Erhöhung der Gewichtszunahme der Futterverwertung oder bti beiden Verwendungszwecken.
Die betreffenden Bis-Harnstoff-Addukte sind im Pansen praktisch ohne antibiotische Wirkung,
und sie wirken sich nicht nachteilig auf das Wachstum oder den Metabolismus der wichtigen Pansenmicroflora
aus. Sie sind ferner chemisch stabil und bei dem praktisch neutralen pH-Wert des Pansens hydrolysebeständig.
Gelangen diese Bis-Harnstoffaddukte jedoch in den sauren Labmagen, so sind sie bei den
dort herrschenden pH-Werten chemisch unbeständig und werden rasch zu dem ursprünglichen Antibioticum
oder in manchen Fällen zu einer Mischung des ursprünglichen Antibioticums und einem durch
den sauren Abbau gebildeten antibiotischen aktiven Produkt des ursprünglichen Antibioticums hydrolysiert.
Damit wird die orale Verabreichung der betreffenden Antibiotica an Wiederkäuer der oralen
Verabreichung dieser Antibiotica an Nichtwiederkäuer angeglichen. Im letzteren Fall gelangt das aktive
Antibioticum unmittelbar in den Magen, der einen sauren pH-Wert aufweist, aas dem es entweder als
solches oder als antibiotisches Abbauprodukt resorbiert wird.
Infolge ihrer Stabilität im Pansen von Wiederkäuern rufen die erfindungsgemäßen Verbindungen bei oraler
Verabreichung keine intestinalen Störungen, Anorexie oder Diarrhöe hervor. Es wird also die volle therapeutische
und/oder wachstumsfördernde oder die Futterverwertung verbessernde Wirkung des betreffenden
Antibioticums ohne die üblicherweise auftretenden unerwünschten Nebenwirkungen erzielt.
Wird beispielsweise das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt des Beispiels 1 an Kühe in einer Menge von
250 mg/Kuh und Tag verabreicht, so wird, wenn überhaupt, nur ein geringes Absinken der Futteraufnahme
zu Beginn, wie es beispielsweise bei Verabreichung von Tylosin allein auftritt, und keine merkliche
Wirkung auf die Celluloseverdauuns oder die Verwertung von Stickstoff, der nicht aus Protein
stammt, festgestellt. Ferner tritt weder Diarrhöe noch Appetitmangel auf.
Aus den folgenden Versuchen sind die vorteilhaften Eigenschaften des Tylosin-Bis-Harnstoffadduktes
(Beispiel) gegenüber bekannten Antibiotica ersichtlich.
Für diese Versuche wurde ein Panseninokulum aus Pansenflüssigkeit hergestellt, die einem Stier, der ein
Futter mit hohem Cellulosegehalt erhielt, über eine Fistel entnommen wurde. Zur Herstellung dieses
Inokulums wurde der Panseninhalt durch vier Lagen Gaze abgeseiht. Der von der Gaze zurückgehaltene
Anteil wurde in einer gleichen Volumenmenge eines Phosphat-Bicarbonat-Puffers mit der nachstehend
angegebenen Zusammensetzung bei 37° C resuspendiert und erneut durch die Gaze abgeseiht. Die erhaltene
Pansenflüssigkeit wurde etwa 30 Minuten absitzen gelassen. Während dieser Zeit setzten sich die
Protozoen am Boden ab, während kleine Mengen teilchenförmigen Materials an die Oberfläche stiegen.
Die Protozoen und die flüssige Phase wurden abgetrennt und als Panseninokulum verwendet. Vor der
Verwendung wurde das Inokuium mit einer gleichen Volumenmenge eines vorher mit Kohlendioxyd gesättigten
Phosphatbicarbonatpuffers folgender Zusammensetzung verdünnt:
Bestandteil | Zusammensetzung der | |
35 | NährpufTermischung g/l |
|
NaH2PO4 | 0,316 | |
KH2PO4 | 0,152 | |
40 | NaHCO3 | 2,260 |
KCl | 0,375 | |
NaCl | 0,375 | |
MgSO4 | 0,112 | |
45 | CuCl2 | 0,038 |
FeSO4 | 0,008 | |
MnSO4 | 0,004 | |
ZnSO4 | 0,004 | |
CuSO4 | 0,002 | |
CuCl2 | 0,001 |
Das verdünnte Inokulum wurde dann mit Cellulose in einer Menge von 5 g/l und Harnstoff in einer Menge
von 1 g/l versetzt. Die Mischung wurde in Kohlendioxydatmo^ohäre
30 Minuten lang inkubiert. Dann wurden aliquote Proben von jeweils 25 ml entnommen
und in kleine Brutkolben übergeführt, die mit Einweggasventilen versehen waren, damit überschüssiges Gas
entweichen konnte und anaerobe Bedingungen aufrechterhalten wurden. Die Brutkolben wurden mit
Tylosin, Chlortetracyclin und Oxytetracyclin in einer Konzentration von 1 mcg/ml versetzt, und in einen
weiteren Kolben wurde das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt des Beispiels 1 in einer solchen Menge gegeben,
daß nach der Hydrolyse des Addukts 1 mcg/ml Tylosin entsteht. Ein anderer Kolben diente als
i 81 2 47 i
Kontrolle (Blindprobe). Dann wurden die Kolben 24 Stunden lang inkubiert. Nach beendeter Inkubation
wurde der pH-Wert festgestellt. Hierauf wurden in jeden Kolben 5 ml 20%iger Metaphosphorsäure gegeben.
Der Kolbeninhalt wurde eingefroren, dann aufgetaut und zentrifugiert. Zur gaschromatographischen
Bestimmung flüchtiger Fettsäuren mit kurzer Kette wurde der überstehenden Flüssigkeit eine Probe
entnommen. Der übrige Kolbeninhalt wurde mit 20 ml 80%iger Essigsäure und 2 ml Salpetersäure
vermischt, und die Mischung wurde 30 Minuten auf 130üC erwärmt, um sämtliche Stoffe außer Cellulose
abzubauen. Nach dem Erwärmen wurden in jeden Kolben 20 ml Äthylalkohol gegeben, und das unlösliche
Material, hauptsächlich Cellulose, wurde abzentrifugiert.
Tn der folgenden Tabelle I sind die Ergebnisse dieses
Versuchs aufgeführt. In Spalte 1 ist das für die Behandlung verwendete Antibioticum und in Spalte 2 der
Mittelwert der verdauten Cellulose in Prozent (aus drei Inkubationen) angegeben.
Tabelle I | Mittelwert der verdauten Cellulose (%) |
Für die Behandlung verwendetes Antibioticum |
69.6 30,3 12,9 16,8 76,3 |
Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt (Beispiel 1) Tylosin Chlortetracycün Oxytetracyclin Kontrolle (Blindprobe) |
|
Für die Behandlung verwendetes
Antibioticum
Antibioticum
Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
(Beispiel 1)
Tylosin
Chlortetracyclin
Oxytetracyclin
Kontrolle (Blindprobe)
Mittelwert tür
flüchtige Fettsäuren
(mM/ml)
27,0
8,6
3,4
2,0
8,6
3,4
2,0
29,2
Fütterungsgruppe, in Spalte 2 die täglich verabreichte Antibioticummenge pro Stier, sofern Antibioticum
gegeben wurde, in Spalte 3 die tägliche Gewichtszunahme pro Stier in Kilogramm, in Spalte 4 die tägliche
Futtermenge pro Stier in Kilogramm und in Spalte 5 die Futtermenge in Kilogramm angegeben
pro Kilogramm Gewichtszunahme.
In der nachstehenden Tabelle II wird die Wirkung der verwendeten Antibiotica auf die Bildung flüchtiger
Fettsäuren angegeben.
Aus den vorstehenden Ergebnissen ist zu ersehen, daß sich das erfindungsgemäße Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
nur wenig oder überhaupt nicht auf den Prozentsatz verdauter Cellulose oder auf die Bildung
flüchtiger Fettsäuren durch die Pansenflora auswirkt, während die anderen Aniibiotica, darunter Tylosin
allein, einen nachteiligen Einfluß auf diese beiden Pansenfunktionen ausüben.
Das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt (Beispiel 1) hat sich auch bei der praktischen Anwendung als sehr
wirksam erwiesen. Die in der folgenden Tabelle III aufgerührten Ergebnisse wurden bei einem 28 Tage
dauernden Füttenmgsversuch mit Stierjährlingen erhalten,
die Futter mit hohem Rauhfuttergehalt erhielten. In Spalte 1 ist die Zahl der Stiere in jeder
Zahl der Stiere in jeder Gruppe |
Tägliche Anlibioticum- menge im Futter |
Gewichts zunahme pro Stier und Tag |
Futter pro Stier und Tag |
Futter, kg Ge- wichts- KU- nahrae |
(!igl | (kg) | (kg) | ||
1! | keine | 0,60(1,33) | 9,39(20,7) | 15.5 |
Π | Tylosin, | 0,6: (1,38) | 9,58(21,1) | 15,3 |
250 mg | ||||
U | Tylosin-Bis- | 0,68(1,50) | 9,62(21,2) | 14,1 |
Harnstoff | ||||
addukt mit | ||||
250 mg | ||||
Tylosinakti- | ||||
vität | ||||
(Beispiel 1) |
Wie aus der vorstehenden Tabelle zu ersehen ist, war die tägliche Gewichtszunahme bei Stieren, die
das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt erhielten, größer als bei Stieren, die eine äquivalente Menge Tylosin erhielten
oder bei einer Kontrollgruppe, und die Futterverwertung (Futtermenge: Gewichtszunahme) war
ebenfalls erhöht. Ferner zeigten die Sttere, die Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
erhielten, keine der unerwünschten Nebenwirkungen, die oben beschrieben wurden.
Das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt kann zur Behandlung von Wiederkäuern verwendet werden, die
unter verschiedenen pathogenen Zuständen, beispielsweise
Leberabszeß, verursacht durch Spherophorus
necrophorus;
necrophorus;
Klauenseuche, verursacht durch Clostridium
chauvoei;
Enterotoxämie, verursacht durch Clostridium
perfringens;
perfringens;
Malignes ödem, verursacht durch Clostridium
septicum;
septicum;
Tetanus, verursacht durch Clostridium tetani und
Pneumonie, wahrscheinlich durch einen Komplex von Viren, Mycoplasma und Bakterien verursacht,
leiden.
Dosierungen des Tylosin-Bis-Harnstoffaddukts, bis zu 250 mg/Tier und Tag wirken gegen alle obengenannten
Organismen prophylaktisch und verhindern außerdem Pneumonie. Zur Behandlung pathologischer
Störungen können höhere Dosierungen bis zu 2000 mg/Tier und Tag erforderlich sein.
Ferner kann das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt zur Eliminierung von Coccidien bei Rindern und Schafen
verwendet werden.
Diese Coccidien sind Parasiten, welche Epithelzellen
des Intestinaltrakts befallen, in denen sie sich zuerst asexuell vermehren und dann in den Wirtszellen sexuell reproduzieren. Um alle Anzeichen für
die Organismen und ihre schädigende Wirkung auf das Tier zu beseitigen, können Dosierungen bis zu
2000 mg/Tier und Tag erforderlich sein.
Die erfindungsgemäßen Bis-Harnstoffaddukte von Magnamycin, Spiramycin A und anderen Vertretern
der Spiramycinreihc können an Wiederkäuer zu therapeutischen Zwecken oder zur Verbesserung der
Gewichtszunahme und/oder Futterverwertung in der gleichen Weise wie das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
oral verabreicht werden. Diese Bis-Harnstoffaddukte sind ebenfalls beim pH-Wert des Pansens praktisch
beständig und antibiotisch inaktiv, werden jedoch nach Eintritt in den Labmagen zum ursprünglichen
Antibioticum hydrolysiert, das dann in dieser Form wirken kann. Wie beim Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
treten bei ihrer Verabreichung höchstens minimale Nebenwirkungen auf. Der Dosierungsbercich ist der
gleiche wie für das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt.
Zur Verabreichung der erfindungsgemäßen Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica an Wiederkäuer
werden die Verbindungen in dieser Form mit dem Futter vermischt. Sie können auch mit Gelatine
oder anderen Stoffen dieser Art überzogen und dann mit dem Futter gemischt werden. Schließlich können
sie in Bolusform verabreicht werden, wie es bei der Verabreichung
von therapeutischen Antibioticumdoscn an Rinder üblich ist.
Die Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica der oben angegebenen allgemeinen Formel werden
dadurch hergestellt, daß man in üblicher Weise wenigstens 2 Mol eines Harnstoffs der allgemeinen
Formel NH2 — CO — Am. in der Am die oben angegebene
Bedeutung besitzt, mit 1 Mol Tylosin, Magnamycin oder Spiramycin in einem neutralen oder basischen
Medium umsetzt.
Durch Reaktion der Aldehydgruppe des betreffenden Antibioticums mit der Harnstoffverbindung wird
1 Mol Wasser abgespalten.
Als Harnstoffverbindung eignet sich neben Harnstoff beispielsweise N-Methylharnstoff. N.N-Diäthylharnstoff.
N - η - Butylharnstoff. N - Allylharnstoff. N - Crotylharnstoff, N - Methyl - N - allylharnstoff.
N - Phenylharnstoff. N - (p - Chlorphenyl) - harnstoff. N-(o-ToIyI)-harnstoff und N -(p-Trifluormethylphenyl)-harnstoff.
Im allgemeinen wird in der Weise gearbeitet, daß
das betreffende Macrolidantibioticum, gewöhnlich in der Salzform, zu einer gesättigten, wäßrigen oder
alkoholischen Lösung der entsprechenden Harnstoffverbindung zugegeben wird. Es entsteht dabei ein
dicker Sirup, der bei Zimmertemperatur stehengelassen wird, bis die Analyse, vorzugsweise durch
Dünnschichtchromatographie, ergibt, daß praktisch das gesamte Antibioticum in ein Bisharnstoffaddukt
übergeführt worden ist. Wenn der analytische Nachweis zeigt, daß die Bildung des Addukts praktisch
vollständig ist, wird das Produkt durch Verdünnen der Reaktionsmischung mit 1 bis 2 Volumteilen
Wasser, Einstellung des pH-Werts der wäßrigen Mischung auf etwa 9,0 und anschließendes Sättigen der
Mischung mit Natriumchlorid isoliert.
Der entstandene Niederschlag wird, wie üblich, z. B.
durch Filtration, abgetrennt und durch Auflösen in einem organischen Lösungsmittel, im allgemeinen
Chloroform, Waschen der organischen Schicht mit Wasser, Abtrennen der organischen Schicht und Entfernung
des Lösungsmittels bei vermindertem Druck gereinigt. Durch Umkristallisieren des erhaltenen
festen amorphen Rückstands aus einem wasserfreien organischen Lösungsmittel kann dann das gebildete
Addukt als weiße kristalline Substanz erhalten werden.
Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt
is 100g Tylosintartrat werden in einer Lösung von
100 g Harnstoff in 100 ml Wasser gelöst. Die erhaltene Mischung wird stehengelassen, bis die Dünnschichtchromatographie
ergibt, daß die Bildung des Addukts praktisch beendet ist. Für die Dünnschichtchromatographic
wird Kieselsäuregel als Substrat in Verbindung mit einem 1:9-Lösungsmittelsystem aus Diäthylamin
und Äthylacetat verwendet. In diesem System verbleibt das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt an der
Aufgabestclle, während Tylosin kurz hinter der Lösungsmittelfront
wandert.
Zur Isolierung des gebildeten Tylosin-Bis-Harnstoffaddukts
wird die Reaktionsmischung mit 2 Volumtcilen Wasser versetzt. Dann wird der pH-Wert der
Lösung mit 10%iger wäßriger Natriumhydroxydlösung auf etwa 9 eingestellt. Hierauf wird festes
Natriumchlorid zugegeben, bis sich das rohe Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt als gelblicher, gummiartiger Feststoff
abscheidet, der abfiltriert wird. Der Filterkuchen wird in Chloroform gelöst, und die Chloroformlösung
wird mit Wasser gewaschen und getrocknet. Nach Entfernung des Chloroforms bei vermindertem
Druck wird das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt als blaßgelbe amorphe feste Substanz erhalten, die bei vermindertem
Druck gründlich getrocknet wird, um mögliehst viel noch vorhandenes Chloroform zu entfernen.
Das getrocknete Produkt wird dann in trockenem Aceton in einer Menge von 5 ml/g Substanz gelöst,
und die erhaltene Lösung wird gekühlt. Das Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt kristallisiert dann in Form von
weißen Nadeln vom F. 220 bis 222° C aus. Die Ausbeute beträgt über 60%.
Gewichtsanalyse in Prozent für C47H83N5O18:
Berechnet ... C 56,22, H 8,39, N 6,96;
je gefunden .... C 56,05, H 8,32, N 6,72.
je gefunden .... C 56,05, H 8,32, N 6,72.
Ein Kernresonanzspektrum des Addukts zeigt kein Protonensignal, das der Aldehydgruppe zuzuschreiben
ist. Das Addukt ist gegen Organismen, die üblicherweise zur Prüfung von Tylosin verwendet werden,
mikrobiologisch inaktiv.
Durch Verwendung von N-Methylharnstoff ar Stelle von Harnstoff wird nach der vorstehend beschriebenen
Arbeitsweise das Tylosin-bis-(N-methyl
harnstoff)-addukt erhalten.
Weitere Tylosin-Bis-Harnstoffaddukte werden ir
analoger Weise unter Verwendung von Allylharnstofl Ν,Ν-Diäthylharnstoff, Äthylhamstoff und N-Methyl
N-n-propylharnstoff erhalten. Diese Harnstoffverbin düngen sind alle in Wasser löslich. Mit N-(m-Tolyl)
harnstoff, N-Phenylharnstoff, N-(iert.-Eutyl>-hamstol
und N-(p-Trifluormethylphenyi)-harnstoff arbeite
man in alkoholischer Lösung.
309 551/45
Magnamycin-Bis-Harnstoffaddukt
2 g Magnamycin werden in 5,0 ml gesättigter, wäßriger Harnstofflösung gelöst, die durch Zugabe
von 10%iger wäßriger Salzsäure nach Bedarf bei einem pH-Wert im Bereich von 5,0 bis 5.5 gehalten
wird. Nach 12 Tage langem Stehen bei Zimmertemperatur wird die Lösung mit 4 Volumteilen Wasser
verdünnt. Die wäßrige Lösung wird dann mit Chloroform in Anteilen von je 40 ml bei folgenden pH-Werten
extrahiert: 5,0, 5,5, 6,0, 6,5 und 7,0. Der pH-Wert der Lösung wird vor jeder Extraktion durch Zusatz von
10%iger wäßriger Natriumhydroxydlösung auf den gewünschten Wert eingestellt. Das Harnstoffaddukt
ist in jedem dieser Extrakte enthalten, aber nur die bei pH 6,5 und 7,0 erhaltenen Extrakte sind praktisch
frei von Magnamycin. Die bei diesen höheren pH-Werten erhaltenen Extrakte werden vereinigt, und das
Magnamycin-Bis-Harnstoffaddukt wird nach der im Beispiel 1 für Tylosin-Bis-Harnstoffaddukt beschriebenen
Methode isoliert und gereinigt. Es wird 0,5 g eines weißen Feststoffs mit einem typischen Magnamycinspektrum
im ultravioletten Bereich (f -Mm» = 13 000) erhalten. In dem NMR-Spektrum
des Addukts fehlt das Aldehydprotonsignal. Die biologische Prüfung des Bis-Harnstoffaddukts ergibt,
dnß es gegen Organismen, die für ein übliches Magnamycintestverfahren
verwendet werden, inaktiv ist.
Magnamycin wird aus dem obigen Magnamycin-Bis-Harnstoffaddukt durch 20 Minuten lange Behandlung
des Addukts bei 120° C und bei einem pH-Wert von 5 im Autoklav zurückgewonnen.
Beispiel 3
Spiramycin-A-Bis-Harnstoffaddukt
Spiramycin-A-Bis-Harnstoffaddukt
2 g Spiramycin A werden in 50 ml gesättigter wäßriger Harnstofflösung gelöst. Die Lösung wird
durch Zusatz von 10%iger wäßriger Salzsäure nach
ίο Bedarf bei einem pH-Wert von 4,5 bis 5,0 gehalten.
Nach 12 Tage langem Stehen bei Zimmertemperatur wird die Lösung mit 4 Volumteilen Wasser verdünnt
und, wie im Beispiel 2 beschrieben, einer Extraktion mittels Chloroform mit steigendem pH-Wert unterworfen
mit der Ausnahme, daß man bei pH 6,0, 6,5. 7,0, 7,5, 8,0,8,5 und 9,0 extrahiert. Für jede Extraktion
werden 40 ml Chloroform verwendet. Die bei den pH-Werten 8,0, 8,5 und 9,0 gewonnenen Extrakte
werden vereinigt und ergeben nach der Aufarbeitung gemäß Beispiel 2 1,0 g Spiramycin A-Bis-Harnstoffaddukt
in Form eines weißen Feststoffs. Das Ultraviolettspektrum des Addukts ist praktisch das gleiche
wie das von nichtumgesetztem Spiramycin A (f«?,1"" = 23 000). Das NMR-Spektrum ist dem von
Spiramycin A vergleichbar mit der Ausnahme, daß das Aldehydprotonsignal verschwunden ist.
Werden 20 mg des obigen Spiramycin-A-Bis-Harnstoffaddukts in 1 ml Äthanol gelöst und mit einem
Zusatz von 1 ml eines Puffers vom pH-Wert 5,5 versetzt und wird die Mischung 20 Minuten in einem
Autoklav bei 12O0C behandelt, so wird dieses wiedei
in Spiramycin übergeführt.
Claims (3)
1. Bis-Harnstofladdukte von Macrolidantibiotica
der allgemeinen Formel
/
-CH
-CH
NH-CO—Am
NH-CO —Am
in
der M den aldehydgruppenfreien Tylosin-, Magnamycin- oder Spiramycin rest darstellt und
Am die Gruppe —NH — R bedeutet, in der R einen Phenyl-, Halogenphenyl-, Tolyl- oder Trifluormethylphenylrest
oder den Rest
— N
R"
darstellt, wobei R' und R" ein Wasserstoflatom, einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder
einen Alkenylrest mit 3 oder 4 Kohlenstoffatomen bedeuten mit der Maßgabe, daß die Summe der
Kohlenstoffatome von R' und R" nicht höher als 4 ibt.
2. Veterinärmedizinisches Mittel für Wiederkäuer, dadurch gekennzeichnet, daß es als Wirkstoff
ein 3is-Harnstoffaddukt der im Anspruch 1 angegebenen allgemeinen Formel enthält.
3. Futtermittel für Wiederkäuer, dadurch gekennzeichnet, daß das Tierfutter ein Bis-Harnstoffaddukt
der im Anspruch 1 angegebenen allgemeinen Formel enthält.
Die Erfindung betrifft Bis-Harnstoffaddukte von Macrolidantibiotica der allgemeinen Formel
NH-CO—Am
M-CH
NH-CO—Am
in der M den aldehydgruppenfreien Tylosin-, Magnamycin-
oder Spiramycinrest darstellt und Am die Gruppe — NH — R bedeutet, in der R einen Phenyl-,
Halogenphenyl-, Tolyl- oder Trifluormethylphenylrest
oder den Rest
— N
R'
R"
darstellt, wobei R' und P " ein Wasserstoffatom, einen
Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder einen Alkenylrest mit 3 oder 4 Kohlenstoffatomen bedeuten,
mit der Maßgab«, daß die Summe der Kohlenstoffatome von R' und R" nicht höher als 4 ist und
diese enthaltende veterinärmedizinische Mittel sowie Futtermittel.
Es sind verschiedene Macrolidantibiotica, die eine Aldehydgruppe enthalten, bekannt, wie Tylosin (USA.-Patentschrifl
3 178 341), Verbindungen der Leucomycinreihe (Tetrahedron Letters, 1967, S. 609), Spiramycin
A, B, C und D (USA.-Patentschriften 3 000785 und 3 105 794), Carbomycin (USA.-Patentschrift
ίο 2 796 379) und Carbomycin B (USA.-Patentschrift
2 785 104). Diese Aotibiotica enthalten ferner noch andere reaktive Gruppen. Beispielsweise enthält Tylosin
außerdem eine Ketogruppe, eine Lactongruppe, Amingruppen, Äthergruppen und Hydroxylgruppen
sowie glycosidische Bindungen und Äthylenbindungen. Infolge der Anwesenheit zahlreicher reaktiver
Funktionen in den Macrolidantibiotica haben sich Stabilitätsprobleme ergeben, di: ihre therapeutische
Anwendung begrensl haben. Insbesondere tritt bei
ίο den Macrolidantibiotica eine Reihe saurer hydrolytischer
Reaktionen auf. Sie unterliegen ferner oxidativen Abbaureaktionen. In den letzten Jahren wurden
daher zahlreiche Versuche unternommen, die chemischer Veränderung ausgesetzten Stellen in den verschiedenen
Macroliden zu schützen.
Es wurde ferner festgestellt, daß die Behandlung von Wiederkäuern mit Anlibiotica auf oralem Wege
dadurch beeinträchtigt wird, daß die Pansenflora die Struktur des Antibioticums verändern kann. Beispielsweise
hat sich herausgestellt, daß Wiederkäuerorganismen die Aldehydgruppe, die in vielen Macrolidantibiotica
vorhanden ist, zu einer primären-Alkoholgruppe zu reduzieren vermögen, bei dem Antibioticum
Tylosin ist dieses Umwandlungsprodukt als Tylosin D bekannt (auch AM-684 genannt und in der
USA.-Patentschrift 3 321 368 beschrieben). Tylosin D weist aber eine weit geringere antibiotische Aktivität
auf als Tylosin und hat ein etwas anderes antibiotisches Spektrum.
Weiterhin wurde festgestellt, daß die orale Verabreichung
von Antibiotica, wie den Macroliden und den Tetracyclinen, an Wiederkäuer Tür therapeutische
Zwecke oder zur Erhöhung der Futterverwertung oder Gewichtszunahme gewöhnlich von unerwünschten
Nebenwirkungen begleitet wird. Wenn diese Antibiotica in Mengen verabreicht werden, daß diese Zwecke
erreicht werden, wirken sie sich nachteilig auf die Pansenflora aus. Infolgedessen wird der Verdauungsmechanismus der Wiederkäuer in Unordnung ge-
bracht, und die Tiere hören gewöhnlich mit oder ohne Anfälle von Diarrhöe auf zu fressen. Beispielsweise
haben Bell und Mitarbeiter festgestellt (vgl. Journal
of Animal Science 9,647 (1950), und Proceedings of the
Society of Experimental Biology and Medicine 76,
5:5 284 (1951), daß die Verabreichung von Chlortetracyclin
die Verdaubarkeit von rohen Fasern und trockenen Stoffen bei Kühen unterdrückt. Die Bedeutung des
Panyens bei der Verdauung von Fasern (die fast völlig aus Futtercellulose bestehen) kann nicht stark genug
betont werden. Die Unterdrückung des Celluloseverdauungsprozesses verlangsamt jedoch das Wachstum
der Tiere und die Milcherzeugung. Ähnliche Ergebnisse wurden von Luther und Mitarbeiter für die
Antibiotica Polymixin B, Chloramphenicol, Bacitra-
r.<j ein, Dihydrostroptomycin. Oxytetracyclin, Penicillin C
und Carbomycin crhuken, vgl. »European Symposium on Antibiotics and New Growth Factors in Animal
Nutrition«, Rom. Italien, 10. bis 12. Mai, 1955.
Applications Claiming Priority (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
US68749867A | 1967-12-04 | 1967-12-04 | |
US68749967A | 1967-12-04 | 1967-12-04 | |
US74462768A | 1968-07-15 | 1968-07-15 |
Publications (3)
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