DE1468892B1 - Verfahren zur Herstellung von Steroid-21-apocamphan-1-carboxylaten mit lokaler antiinflammatorischer Wirkung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Steroid-21-apocamphan-1-carboxylaten mit lokaler antiinflammatorischer WirkungInfo
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Description
Es wurde bereits eine beträchtliche Zahl Steroidalkoholester
beschrieben, besonders 17- oder 3-Ester der östradiolreihe, 17-Ester der Androstanreihe und
21-Ester der Corticosteroidreihe, wobei die Veresterung im allgemeinen das Ziel hat, die Steroidalkohole
löslich zu machen oder ihnen eine prolongierte Wirkungsdauer zu verleihen.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Steroid-21-apocamphan-l '-carboxylaten der allgemeinen
Formel I
21CH2O-C
I Il
20C = O O
15
20
worin das Restmolekül eine beliebige Pregnanstruktur aufweist und kerngebundene Substituenten in 1- bis
16-Stellung tragen kann, z.B. freie oder substituierte
Hydroxylgruppen in 4-, 11- oder 16-Stellung, Ketogruppen
in 3- oder 11 -Stellung, Halogenatome in 4-, 6- oder 9-Stellung, niedermolekulare Alkylgruppen
in 6- oder 16-StelJung und Doppelbindungen in 4- oder
1,4-oder 1,4,6-Stellung.
Diese nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen neuen Ester zeigen wertvolle pharmakodynamische
Eigenschaften. Insbesondere zeichnen sie sich durch eine sehr vorteilhafte prolongierte lokale
antiinflammatorische Wirkung aus, die es gestattet, die Zwischenräume zwischen den einzelnen Verabreichungen
auszudehnen. Außerdem besitzen sie eine nur geringe Löslichkeit im Blutserum und eine sehr
geringe Verseifungsgeschwindigkeit, verbunden mit einer Verminderung der generellen antiinflammatorisehen
Wirkung.
Unter diesen Verbindungen sind besonders vorteilhaft das Apocamphan-1-carboxylat des Prednisolons,
insbesondere für die Behandlung von Entzündungserscheinungen rheumatischen, arthritischen oder infek-
tiösen Ursprungs.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung der neuen Steroid-21-apocamphan-r-carboxylate der
allgemeinen Formel I besteht darin, daß man ein funktionelles Derivat der Apocamphan-1-carbonsäure,
z. B. das Säurechlorid, auf ein entsprechendes Pregnan? derivat in Gegenwart einer tertiären Base, wie Pyridin,
Dimethylanilin oder Triäthylamin, in Gegenwart oder Abwesenheit eines organischen Lösungsmittels
in an sich bekannter Weise einwirken läßt.
Man läßt also ein furiktionelles Derivat der Apocamphan-1-carbonsäure
z. B. auf Prednisolon, Dexamethason oder 6a-Methyl-prednisolon in Gegenwart einer tertiären Base, wie Pyridin, Dimethylanii;n oder
Triäthylamin, eventuell in Gegenwart eines organisehen Lösungsmittels, wie Tetrahydrofuran, einwirken
und erhält das 21-Apocamphan-l'-carboxylat des Prednisolons bzw. Dexamethasons bzw. 6u-Methylprednisolons.
Ausgehend von anderen Steroidderivaten, z. B. Cortison, Hydrocortison, 9a - Fluor - hydrocortison,
Prednison, 9a-Fluor-prednison, 9a - Fluor - prednisolon,
Betamethason, Paramethason oder 9a-Fluor-16a-hydroxy-prednisolon, erhält man gemäß dem
Verfahren der Erfindung die entsprechenden 21-Apocamphan-1 -carboxylate.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten neuen Produkte können zur Behandlung
von Radikulalgien, von akuter oder chronischer Polyarthritis, von akuten oder chronischen rheumatischen
Affektionen sowie von Hüft- und Lendenischias verwendet werden. Sie können auch bei der Behandlung
von inflammatorischen Affektionen, infektiösen Dermatosen, Asthma, Emphysem, Fibrositis und
Bronchopneumopathien verwendet werden.
Wegen ihrer entzündungshemmenden Wirkung kann außerdem ihre topische Anwendung auf der Haut
und den Schleimhäuten und insbesondere die Behandlung von entzündlichen Affektionen des vorderen
Segments des Auges in Betracht gezogen werden.
Die Verfahrensprodukte der allgemeinen Formel I werden transkutan oder lokal zur topischen Anwendung
auf der Haut und den Schleimhäuten oder rektal verabreicht.
Sie können vorliegen in Form von injizierbaren Lösungen oder Suspensionen, abgefüllt in Ampullen
oder Fläschchen vielfältigen Fassungsvermögens, sowie als Suppositorien, Salben, Cremes, Augenmittel und
als örtlich unter Zerstäubung anwendbare Puder.
Vorzugsweise werden sie als intraartikulare Injektionen angewandt.
Die brauchbare Dosierung staffelt sich zwischen. 1 und 40 mg pro Gabe beim Erwachsenen je nach der
Verabreichungsart, wobei die Gaben auf Grund der retardierenden Wirkung grundsätzlich unter Einhalten
genügender Zeitabstände verabfolgt werden.
Die folgenden Beispiele erläutern das Verfahren der Erfindung.
B e i s ρ i e 1 1
Herstellung des Apocamphan-1 -carbonsäurechlorids (Ausgangsverbindung)
Man mischt 2 g Apocamphan-1-carbonsäure und 10 ecm Thionylchlorid, läßt 16 Stunden bei Zimmertemperatur
stehen, verjagt den Überschuß Thionylchlorid durch Erhitzen auf einem ölbad unter Vakuum,
nimmt den Rückstand in Benzol auf und verdampft dann zur Trockne. Man erhält das Apocamphan-1-carbonsäurechlorid
in Form eines gelben Rückstands, den man so wie er ist weiterverwendet.
Das Ausgangsreagens, die Apocamphan-1-carbonsäure, kann nach der von Bart let t, Journal
Amer. Chem. Soc, 61 (1939), 3184, beschriebenen Methode erhalten werden.
Herstellung des 21 -Apocamphan-1 '-carboxylate
von Prednisolon
von Prednisolon
Zu dem erhaltenen Apocamphan-1-carbonsäurechlorid
fügt man langsam unter Rühren eine Lösung von 3 g Prednisolon in 10 ecm Pyridin und hält
4 Stunden bei Zimmertemperatur. Das Reaktionsgemisch wird in eine Mischung aus 10 ecm Salzsäure
und 100 ecm eines Gemisches aus Wasser und Eis geschüttet, man saugt den Niederschlag ab, wäscht
ihn nacheinander mit Wasser, 1 η-Salzsäure, Wasser, mit einer gesättigten Lösung von Natriumbicarbonat
und wieder mit Wasser bis zur neutralen Reaktion der Waschwässer und trocknet unter Vakuum bei
60° C; man reinigt durch Umkristallisation ausÄthanol und trocknet; auf diese Weise erhält man 2,8 g des
21-Apocamphan-l'-carboxylats von Prednisolon in
Form eines festen, farblosen Produktes, das löslich ist in Aceton und Chloroform, wenig löslich in Alkohol
und Benzol, unlöslich in Wasser, verdünnten wäßrigen Säuren und Äther und das bei 260 ± 1°C schmilzt;
der optische Dreh wert beträgt [«]? = +105,5 ± 2°
(c = 0,5%, Dioxan).
Analyse: C31H42O6 = 510,65.
Berechnet ... C 72,91, H 8,29%; gefunden ... C 73,0, H 8,2%.
Dieses Produkt ist in der Literatur noch nicht beschrieben.
Man stellt das Apocamphan-1-carbonsäurechlorid, wie im Beispiel 1 beschrieben, her durch Vermischen
von 1,7 g Apocamphan-1-carbonsäure mit 10 ecm
Thionylchlorid.
Man löst die erhaltene Verbindung in 36 ecm wasserfreiem
Chloroform und fügt 3,6 g Prednisolon und 7,2 ecm Triäthylamin, konserviert über Kaliumhydroxyd,
zu. Die Reaktion verläuft exotherm, und man A erhält schnell eine klare Lösung. Man rührt 20 Stun-
^ den bei Zimmertemperatur. Man wäscht die Chloroformlösung mit verdünnter Salzsäure. Man trocknet
und verdampft unter Vakuum. Man kristallisiert den Rückstand aus Äthanol und erhält auf diese Weise
das 21-Apocamphan-l'-carboxyIat von Prednisolon, das mit dem im Beispiel 1 erhaltenen identisch ist.
Man stellt das Apocamphan-1-carbonsäurechlorid, wie im Beispiel 1 beschrieben, durch Vermischen von
0,95 g Apocamphan-1-carbonsäure mit 6 ecm Thionylchlorid
her.
Man löst die erhaltene Verbindung in 2 ecm wasserfreiem
Tetrahydrofuran und fügt diese Lösung tropfenweise zu einer Suspension von 2 g Prednisolon in
5 ecm Dimethylanilin, wobei die Innentemperatur auf etwa 5° C gehalten wird. Es erfolgt Auflösung
und Ausfällung des Dimethylanilin-hydrochlorids. Man rührt noch 10 Minuten bei 10™ C und anschließend
2 Stunden bei Zimmertemperatur. Man schüttet ^ in einen Überschuß von verdünnter Salzsäure. Das
P gewünschte Produkt fällt aus. Man filtriert es ab und arbeitet es wie im Beispiel 1 auf.
Herstellung des 21 -Apocamphan-1 '-carboxylats von Dexamethason
Man fügt zu einer Lösung von Apocamphan-1-carbonsäurechlorid
(hergestellt aus 1,05 g Apocamphancarbonsäure und 6,2 ecm Thionylchlorid)
in 20 ecm Chloroform unter Rühren 2 g Dexamethason und 4,5 ecm wasserfreies Triäthylamin. Die Reaktion
verläuft exotherm. Man rührt noch 15 Stunden bei Zimmertemperatur, wäscht dann mit verdünnter Salzsäure.
Die Chloroformschicht wird getrocknet und unter Vakuum eingedampft. Man erhält auf diese
Weise das 21-Apocamphan-l-carboxylat von Dexamethason,
das sich nach Umkristallisation in Form von farblosen Kristallen ergibt, die unlöslich sind in
Wasser, löslich in Chloroform und Methylenchlorid. Das UV-Spektrum bestätigt die Strukturformel. F.
= 268°C; [α]?= +83° (c = l°/p. Chloroform).
Dieses Produkt ist in der Literatur noch nicht beschrieben.
Herstellung des 21-Apocamphan-l'-carboxylats von 6u-Methyl-prednisolon
Man arbeitet genauso wie oben beschrieben. Ausgehend von 1,5 g 6«-Methyl-prednisolon und Apocamphan-1-carbonsäurechlorid
(hergestellt durch Behandlung von 0,82 g Apocamphan-l-carbonsäure mit
4,8 ecm Thionylchlorid) erhält man 1,8 g des 21-Apocamphan-1'-carboxylats
von 6«-Methyl-prednisoIon. Diese Verbindung ergibt sich nach dem Umkristallisieren
in Form von farblosen Kristallen, die unlöslich sind in Wasser, löslich in Chloroform und Methylenchlorid;
das UV-Spektrum bestätigt die Struktur.
F. = 248 bis 252°C; [«]? = +117° (c = 0,5%, Dioxah).
Dieses Produkt ist in der Literatur noch nicht beschrieben.
Versuchsbericht
Das erfindungsgemäß hergestellte Prednisolon-21
-apocamphan-1 -carboxylat wurde in bezug auf retardierende lokale antiinflammatorische Wirkung
und Verseifungsgeschwindigkeit mit anderen Prednisolonestern verglichen. Als Vergleichsester wurden herangezogen:
Prednisolonacetat, Prednisolon-tert.-butylacetat, Prednisolon-hexahydrobenzylcarbonat, Prednisolon-hexahydrobenzoat
und Hydrocortisonacetat.
Lokale retardierende antiinflammatorische
Wirkung
Wirkung
Zur Bestimmung wurde der Baumwoll-Granulom-Test herangezogen, der ähnlich der von Singer,
Proceed. Soc. Exp. Biol. Med., 1956, 92, 23, beschriebenen und von A r t h und Mitarbeiter, J. Amer.
Chem. Soc, 1958, 80, 3161, modifizierten Methode
ist, sowie die Methode zur Bestimmung der lokalen retardierenden Wirkung, die von CA. Winter
und Mitarbeiter in J. Am. Pharm. Ass. Sc. Ed., 1957,
46, 515, beschrieben ist.
Weibliche Ratten von 140 bis 150 g erhalten subkutan ventral zwei sterile Baumwollpfropfen von
10 mg implantiert; einer der Pfropfen ist mit einer Suspension des Untersuchungsproduktes imprägniert,
das in steigenden Konzentrationen in einem Standardvolumen von 0,02 ml angewandt wird; der Pfropfen
wird außerdem auch noch mit einer Antibioticalösung imprägniert (Kaliumpenecillat und Streptomycinsulfat);
der zweite Pfropfen (Kontrollpfropfen) wird lediglich mit dem Dispergiermittel imprägniert. Nach
der Imprägnierung wird in einem Trockenschrank bei 37°C getrocknet.
Es werden Gruppen von 6 bis 8 Ratten für jede Dosierung des Untersuchungsproduktes verwendet
und eine Kontrollgruppe, deren beide Pfropfen iedjglich mit Dispergiermittel imprägniert sind.
Die Versuchstiere werden 7 Tage nach der Implantation getötet; die Pfropfen werden zusammen
mit dem sie umgebenden Granulomgewebe herauspräpariert und zunächst frisch und anschließend in
trockenem Zustand gewogen; das Baumwollpfropfengewicht wird davon subtrahiert. Das Granulomgewicht,
das bei dem mit Untersuchungsprodukt imprägnierten Pfropfen gefunden wird, wird als Prozent
des Gewichts des mit Kontrollpfropfen behandelten Gewebes berechnet.
Die 50% aktive Dosis (DA5p) stellt die Dosierung
dar, die das Granulomgewicht in bezug auf Kontroll-
versuch um 50% vermindert; sie wird graphisch ausgewertet.
Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle wiedergegeben
:
Verbindung |
DA50
in j·/Pfropfen*) |
Hydroxycortisonacetat
Prednisolonacetat Prednisolon-tert.-butylacetat Prednisolon-apocamphan-l'-carboxylat |
250 750 20 4 |
*) Die aktiven Dosierungen werden als molares Äquivalent des
entsprechenden Ausgangssteroids (freier Alkohol) ausgedrückt.
Die Ergebnisse lassen erkennen, daß das erfindungsgemäß hergestellte Prednisolon-apocamphan-l'-carboxylat
eine ausgeprägte lokale retardierende antiinflammatorische Wirkung aufweist.
Verseifungsgeschwindigkeit
Die graphisch ausgewerteten Verseifungsgeschwindigkeiten von erfindungsgemäß hergestelltem Prednisolon-apocamphan-l'-carboxylat
und verschiedenen Vergleichsestern des Prednisolons sind in der Figur wiedergegeben. Die Ergebnisse lassen erkennen, daß
unter den Bedingungen, unter denen die Vergleichssubstanzen verseift werden, das Verfahrensprodukt
praktisch nicht hydrolysiert wird.
Claims (1)
- Patentansprüche:1. Verfahren zur Herstellung von lokal antiinflammatorisch wirksamen Steroid-21-apocamphan-l'-carboxylaten der allgemeinen Formel21CH2O-C 20C = Oworin das Restmolekül eine beliebige Pregnanstruktur aufweist und kerngebundene Substituen- ten in 1- bis 16-Stellung tragen kann, insbesondere freie oder substituierte Hydroxylgruppen in 4-, 11- oder 16-Stellung, Ketogruppen in 3- oder 11-Stellung. Halogenatome in 4-, 6- oder 9-Stellung, niedermolekulare Alkylgruppen in 6- oder 16- Stellung, Doppelbindungen in 4- oder 1.4- oder 1,4,6-Stellung, dadurch gekennzeichnet, daß man ein funktionelles Derivat der Apocamphan-1 -carbonsäure auf ein entsprechendes Pregnanderivat in Gegenwart einer tertiären Base in an sich bekannter Weise einwirken läßt. 2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als funktionelles Derivat der Apocamphan-1-carbonsäure das Chlorid verwendet.3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als tertiäre Base Pyridin, Dimethylanilin oder Triäthylamin verwendet.4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man in Gegenwart oder Abwesenheit eines organischen Lösungsmittels arbeitet.5. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Prednisolon, Dexamethason oder 6n-Methyl-prednisolon mit Apocamphan-1 -carbonsäurechlorid umsetzt.6. Verfahren zur Herstellung von Prednisolon-21 -apocamphan-1 -carboxyIat, dadurch gekennzeichnet, daß man in an sich bekannter Weise ein funktionelles Derivat der Apocamphan-1-carbonsäure auf Prednisolon in Gegenwart von Pyridin einwirken läßt und den gewünschten Ester isoliert.Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
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Non-Patent Citations (1)
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