DE1421866B2 - Verfahren zur herstellung eines mechanisch sehr festen glas kristall mischkoerpers mit relativ niedrigem waermeausdehnungs koeffizienten - Google Patents
Verfahren zur herstellung eines mechanisch sehr festen glas kristall mischkoerpers mit relativ niedrigem waermeausdehnungs koeffizientenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines mechanisch sehr festen Glas-Kristall-Mischkörpers
mit relativ niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten, bei dem zunächst ein Glasgegenstand
unter Zusatz von Kernbildnern hergestellt und anschließend zur gesteuerten Entglasung einer Wärmebehandlung
unterzogen wird.
Die Herstellung von Glas-Kristall-Mischkörpern (»Glas-Keramik«) durch gesteuerte Entglasung bestimmter
entglasbarer Gläser mittels kontrollierter Wärmebehandlung ist bekannt. Die hierbei erhaltenen
Glas - Keramik - Körper haben auf Grund vorteil-ο hafter Eigenschaften zunehmend Anwendung als Werkstoffe
für die verschiedensten Verwendungszwecke gefunden. Sie besitzen eine relativ hohe mechanische
Festigkeit, die nicht nur größer als die mechanische Festigkeit der als Ausgangsstoff verwendeten entglasbaren
Gläser ist, sondern häufig auch größer als die Festigkeit vergleichbarer traditioneller, durch Brennen
erhaltener Keramikstoffe ist. Ein besonderer Vorteil der durch Entglasung entglasbarer Gläser gewonnenen
Glas-Kristall-Mischkörper besteht darin, daß vor der gesteuerten Entglasung die Ausgangsgläser nach herkömmlichen
Glasbearbeitungsverfahren (wie beispielsweise Gießen. Ziehen oder Pressen) in einfacher
Weise in die für das Enderzeugnis gewünschte Form gebracht werden können, wobei diese Formgebung
bei vorsichtig kontrollierter Durchführung der Entglasungs-Wärmebehandlung
unverändert aufrechterhalten werden kann. Dies stellt gegenüber den traditionellen Keramikwerkstoffen, die bekanntlich
während des Brennvorgangs einer nicht unbeträchtliehen, unkontrollierbaren Schrumpfung unterliegen
und daher nach dem Brennen im erhärteten Zustand einer schwierigen und kostspieligen Nachbearbeitung
bedürfen,-einen erheblichen Vorteil dar.
Im Zusammenhang der gesteuerten Entglasung ist es auch bereits bekannt, den entglasbaren Ausgangsgläsern
sogenannte Mineralisatoren als Keim- oder Kernbildner zuzusetzen und die Entglasungs-Wärmebehandlung
in einem 2stufigen Verfahren durchzuführen, in dessen erster oder Kernbildungsstufe das
Glas vorsichtig auf eine Temperatur im Bereich des Erweichungspunktes erhitzt wird, wobei um die
erwähnten Keim- oder Kernbildner als Kristallisationszentren eine Kristallisation einsetzt; das sich
hierbei ausbildende Kristallgefüge reicht bei vorsichtiger Verfahrensführung zur Aufrechterhaltung
der Formstabilität des Formkörpers im Verlauf der nachfolgenden zweiten oder Endkristallisations-Wärmebehandlung,
die üblicherweise bei höheren Temperaturen erfolgt.
Aus der deutschen Patentschrift 570 148 ist die Verwendung von Verbindungen des Chroms, Mangans,
Zirkons, Cers, Titans, Vanadiums, Eisens usw. als Kernbildncr bekannt. Die Metalle können in
verschiedenen Verbindungsformen, beispielsweise als Oxide oder als Karbonate, Silikate, Borate oder
Aluminate verwendet werden. Auch die Verwendung von Wolframsäure, Molybdänsäure, Zinksilikaten
usw. als Mineralisatoren bzw. Kristallisatoren, die nicht nur als Katalysatoren lediglich reaktionsanregend
und beschleunigend wirken, sondern an der Reaktion quantitativ oder annähernd vollkommen teilnehmen
und selbst ausgeschieden werden, ist aus der deutschen Patentschrift bekannt. Auch die kombinierte Anwendung
mehrerer dieser Mineralisatoren bzw. Kristallisatorcn und insbesondere eine Kombination von
Titan, Wolfram und Mangan bzw. ihre Verbindungen ist aus der deutschen Patentschrift bekannt.
Aus der britischen Patentschrift 829 447 ist die
Aus der britischen Patentschrift 829 447 ist die
1 421 86ö
Verwendung von Titandioxid als Kernbildner bekannt, wobei das Titandioxid in einem verhältnismäßig
hohen Anteil von 2 bis 20 Gewichtsprozent vorliegt und praktisch einen der Hauptbestandteile des
Glases bildet. Ähnliches gilt für die deutsche Auslegeschrift 1 090 397, aus der die Verwendung von Titandioxid
in einer Menge von 3 bis 7 Gewichtsprozent als Keimbildner in Gläsern des Systems
SiO2-Li2O-Al2O,
IO
bekannt ist.
Aus »Glasteknisk Tidskrift«, Nr. 15 (1960). S. 158,
ist allgemein die Verwendung von Fluoriden. Phosphaten oder Titandioxid als Katalysator für die
Entglasung von Gläsern erwähnt.
Der vorliegenden Erfindung liegt als spezielle Aufgabenstellung die Schaffung eines Verfahrens zur
Herstellung eines Glas-Kristall-Mischkörpers der eingangs genannten Art zugrunde, der eine besonders
hohe mechanische Festigkeit bei relativ niedrigen Werten des Wärmeausdehnungskoeffizienten besitzen
soll. Die Erfüllung dieser Forderung, d. h. Erzielung eines Glas-Keramik-Werkstoffes mit der Eigenschaftskombination : hohe mechanische Festigkeit und niedri-
ger Wärmeausdehnungskoeffizient, ist deshalb schwierig, weil erfahrungsgemäß diese beiden Eigenschaften
sich gegenläufig verhalten, d. h. Maßnahmen, welche die mechanische Festigkeit erhöhen, üblicherweise
auch einen Anstieg des Wärmeausdehriungskoeffizienten zur Folge haben, und umgekehrt.
Zur Lösung dieser Aufgabe ist bei einem Verfahren der eingangs genannten Art gemäß der Erfindung
vorgesehen, daß für den Glasgegenstand zumindest 90 Gewichtsprozent folgende Hauptbestandteile:
SiO, 45 bis 82
Al7O3 10 bis 36
Li2O 0 bis 25
MgO 0 bis 32
und als Kernbildner Wolframoxid, Molybdänoxid, Vanadiumoxid und/oder Titanoxid in Verbindung
mit Metallphosphaten in einer Menge verwendet werden, die einem Gehalt des Endprodukts von 0,5
bis 4,0 Gewichtsprozent von Molybdäntrioxid und/ oder Wolframtrioxid, von 0,5 bis 2,0 Gewichtsprozent
Vanadiumpentoxid, von 0,2 bis 1,5 Gewichtsprozent Titandioxid und von 0,5 bis 6,0 Gewichtsprozent
Phosphorpentoxid im fertiggestellten Glas entspricht.
Der Erfindung liegt die überraschende Feststellung zugrunde, daß bei Verwendung eines Ausgangsglases
in einem bestimmten Zusammensetzungsbereich des SiO2 —Al2O3-Systems (mit Li2O und MgO als fakultativen
weiteren Hauptbestandteilen) durch die gleichzeitige Anwendung zweier Komponenten als Keimbildner,
von denen die eine P2O5 und die andere eines
der Metalloxide TiO2, MoO3, WO3, V2O5 ist, Glas-Keramik-Werkstoffe
erhalten werden, die — bei allgemein niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten
— eine wesentlich höhere Festigkeit besitzen, als sie vergleichbare Gläser bei Verwendung der Metalloxide,
und zwar entweder allein oder verschiedener Kombinationen von Metalloxiden, ohne P2O5 bzw.
bei Verwendung von P2O5 allein als Kernbildner,
erhalten werden. Die durch die erfindungsgemäße Keimbildner-Kombination erzielte Verbesserung ist
dabei so ausgeprägt, daß sie keinesfalls nur als die Summe der Einzelwirkungen der verwendeten Keim-
40 bildner-Komponente erklärt werden kann. Die mit der erfindungsgemäßen Kombination erzielte Wirkung
ist um so überraschender, als P2O5 allein zwar für
Al,O3-arme Gläser Wirksamkeit als Keimbildner
zeigt, jedoch seine Wirksamkeit mit zunehmenden Al2O3-Gehalt des Glases sich verringert. Die Erfindung
betrifft nun gerade Gläser mit starkem Al2O3-Gehalt,
in denen P2O5 an sich als Keimbildner unwirksam ist.
Im folgenden werden allgemeine und spezielle Beispiele der Erfindung erläutert.
Die für die Zwecke der vorliegenden Erfindung geeigneten glasbildenden Bereiche in dem System
SiO2-Al2O3 — Li2O — MgO, wobei der Gehalt an
Al2O3 vorzugsweise nicht unter 10% beträgt, sind in
der Zeichnung dargestellt; im einzelnen zeigen
Fig. 1 bis 7 Diagramme, welche die Prozentgehalte
von Al2O3, Li2O und MgO für verschiedene Prozentgehalte
von SiO2 in dem quaternären System
MgO-Al2O3 — Li2O — SiO2
zeigen,
zeigen,
Fig. 8 die Prozentgehalte von SiO2, Al2O3 und
Li2O in dem ternären System Li2O —Al2O3 und SiO2,
F i g. 9 die Prozentgehalte von SiO2, Al2O3 und
MgO in einem alternativen ternären System
MgO-Al2O3-SiO2
Vorzugsweise liegen die Hauptbestandteile in den folgenden Zusammensetzungsbereichen:
SiO2 55 bis 75
Al2O3 15 bis 30
Li7O, 2 bis 15
MgQf O bis 20
Die Hauptbestandteile sollen zusammen mit der gewünschten Menge des Kernbildners mindestens
90% des Glases ausmachen. Die verbleibenden 10% des Glases können aus verschiedenen nicht wesentlichen
Bestandteilen bestehen, von denen einige an dem glasartigen Grundkörper des Keramikstoffes zusammen
mit restlichem SiO2, Al2O3, Li2O und MgO
beteiligt sind. Art und zulässige Gewichtsmengen dieser nicht wesentlichen Bestandteile sind folgende:
I. Alkalimetalloxide (Na2O und K2O): O bis 5 Gewichtsprozent,
entweder allein oder zusammen; II. Zinkoxid (ZnO): O bis 10 Gewichtsprozent;
III. "Calciumoxid (CaO): O bis 5 Gewichtsprozent;
IV. Boroxid (B2O3): O bis 10 Gewichtsprozent.
Als Ausgangsrohstoffe für die Hauptbestandteile können verwendet werden:
Gemahlener Quarz SiO2
Aluminiumoxid Al2O3
Aluminiumhydroxid Al(OH)3
Lithiumcarbonat Li2CO3
Magnesiumoxid MgO
Für die Nebenbestandteile können als Ausgangsrohstoffe dienen:
Natriumcarbonat Na2CO3
Natriumnitrat NaNO3
Kaliumcarbonat K2CO3
Kaliumnitrat KNO3
Zinkoxid ZnO
Calciumcarbonat CaCO3
Borsäure H3BO3
Die Ausgangsrohstoffc werden vor dem Schmelzen
gründlich gemischt. Als weitere Bestandteile des Gomengas werden geeignete Mengen der Kernbildner
zugesetzt. Diese können zweckmäßig in Form von Wolframtrioxid, Molybdäntrioxid. Vanadiumpentoxid
und/oder Titandioxid zusammen mit Phosphorpentoxid vorliegen. Jedoch können auch andere
Verbindungen von Wolfram, Molybdän, Vanadin und/oder Titan zusammen mit einem Metallphosphat
verwendet werden, vorausgesetzt, daß sie mit der Glaszusammensetzung kompatibel sind. Zu derartigen
Verbindungen gehören Alkalimolybdate, -wolframate, -vanadate und -titanate.
Das geschmolzene Glas wird mittels üblicher Glasformungstechnik,
wie Gießen oder Pressen, in gewünschter Weise geformt. Sollte ein Lagern der Gegenstände vor dem Entglasen erforderlich sein, so
werden die Gegenstände bei einer geeigneten, von der Glaszusammensetzung abhängigen Temperatur getempert.
Für die gesteuerte Entglasung durch Hitzebehandlung wird die Temperatur der Gegenstände mit
einer 100C pro Minute nicht übersteigenden, vorzugsweise
zwischen 3 und 5°C pro Minute betragenden Geschwindigkeit auf eine Temperatur gesteigert, die
zwischen dem Erweichungspunkt (Mg-Punkt) des Glases und 5O0C über dem Erweichungspunkt liegt.
Falls jedoch ein Lagern der Gegenstände nicht erforderlich ist, werden sie direkt in einen bei der
genannten Temperatur gehaltenen Ofen übergeführt. In beiden Fällen werden die Gegenstände bei dieser
Temperatur während einer Zeitspanne gehalten, die von der Glaszusammensetzung abhängt und zwischen
2 Minuten und 2 Stunden oder mehr betragen kann. Diese Behandlung verursacht die Bildung von Kernen,
welche im Glas dispergiert sind. Die Temperatur wird dann weiter mit einer 100C pro Minute nicht übersteigenden
Geschwindigkeit auf die endgültige Kristallisationstemperatur gesteigert, welche je nach der
Glaszusammensetzung zwischen etwa 700 und etwa 125O0C liegt. Diese Temperatur wird mindestens
15 Minuten, vorzugsweise aber 2 Stunden aufrechterhalten, wobei die Zeit wiederum von der Zusammensetzung
abhängt. Während dieser Verfahrensstufe tritt die Kristallisation ein, wobei ein dichter Keramikgegenstand
mit eng miteinander verzahnten Kristallen erhalten wird. Man läßt die Gegenstände dann mit
einer 10° C pro Minute nicht übersteigenden Geschwindigkeit
abkühlen, wobei gewöhnlich die normale Abkühlungsgeschwindigkeit des Ofens genügt.
Nachstehend werden fünf besondere Verfahrensbeispiele gegeben. Es werden glasbildende Rohstoffgemische
von folgenden gewichtsprozentualen Zusammensetzungen bei 15000C in einem Schmelzhafen
vom Molochittypus geschmolzen.
Siliciumdioxid SiO2"
Aluminiumoxid Al2O3
Lithiumoxid Li2O
Magnesiumoxid MgO
Kaliumoxid K2O
Zinkoxid ZnO
Phosphorpentoxid P2O5
Molybdäntrioxid MoO3
Wolframtrioxid WO3
Vanadiumpcntoxid V2O5
Titandioxid TiO2
Zusammensetzung Nr.
61.0
18.2
5.6
4.1
5.2
2.4
5.2
2.4
3.5
61,7
18,5
18,5
5,7
4,2
5,3
2,4
2,2
5,3
2,4
2,2
62,5
18,5
18,5
5,7
4,2
5,3
2,4
5,3
2,4
1,4
62,4
18,7
5,7
4,2
5,3
5,3
2,4
1,3
65,1
19,3
5,8
2,7
4,5
4,5
1,4
1,2
Die Gläser werden dann mittels üblicher Glastechnik, wie Gießen oder Pressen, zu dem gewünschten
Gegenstand geformt.
Proben der Glaszusammensetzungen wurden dann nach den Angaben der folgenden Tabelle hitzebehandelt.
Die Temperatur jeder Probe wurde mit einer Geschwindigkeit von 50C pro Minute auf die
in Zeile A der Tabelle angegebene Temperatur gesteigert und auf dieser Temperatur während 2 Stunden
gehalten. Dann wurde die Temperatur mit einer Geschwindigkeit von 5°C pro Minute auf die in
Zeile B der Tabelle angegebene Temperatur gesteigert; diese Temperatur wurde während 2 Stunden aufrechterhalten,
worauf die Temperatur der Proben mit einer Geschwindigkeit von etwa 5°C pro Minute auf
Zimmertemperatur erniedrigt wurde.
A. Erste Haltetempcratur, 0C .
B. Zweite Haltetempcratur, 0C
700
1000
1000
Zusammensetzung Nr.
600
950
950
700
1000
1000
700
1000
1000
700
1000
1000
Es ergab sich, daß die Proben in mikrokristalline Keramikstoffe umgewandelt . waren, welche gute
mechanische Festigkeit und folgende lineare thermische Ausdehnungskoeffizienten im Bereich von
20 bis 5000C aufwiesen:
Zusammensetzung Nr.
Ausdehnungskoeffizient
(pro 0C) im Bereich 20 bis 500 C
(pro 0C) im Bereich 20 bis 500 C
20,6 χ 10~7
25,9 χ 10"7
23.0 χ 10"7
15,4 χ 10~7
15,4 χ 10~7
13.1 χ 10"7
Es zeigte sich, daß die so hergestellten erfindungsgemäßen
Glas-Keramikstoffe feinere Kristallstrukturen und bessere mechanische Festigkeit aufwiesen
als ähnliche Glas-Keramikstoffe, bei denen Phosphate allein oder eines oder mehrere der Metalloxide ohne
Phosphat als Kernbildner verwendet waren.
Diese durch die Erfindung erzielte erhebliche Verbesserung gegenüber der Verwendung von Phosphaten
allein oder Metalloxiden allein als Kernbildner ergibt sich anschaulich aus den beiden folgenden Versuchsreihen.
Versuchsreihe 1
Durch diese Versuchsreihe soll nachgewiesen werden, daß die erfindungsgemäße Verwendung von P2O5
und TiO2 in Kombination als Keimbildner in Al2O3-reichen
Grundgläsern des Systems
SiO2-Al2O3-Li2O
gegenüber gleichen oder vergleichbaren Gläsern mit P2O5 allein als Keimbildner, eine Vervielfachung der
mechanischen Festigkeit, bei gleichwertigen oder sogar ebenfalls verbesserten (verkleinerten) Wärmeausdehnungskoeffizienten,
ergeben.
Die in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellte Versuchsreihe betrifft vier Beispiele, die hinsichtlich
der Zusammensetzung des Grundglases im wesentlichen übereinstimmen (geringfügige Unterschiede der
Prozentsätze sind durch die Abwandlungen in den Keimbildnern bedingt); sämtliche Zusammensetzungen
enthielten P2O5 als Keimbildner, die Zusammensetzungen
nach den Beispielen 8 und 9 außerdem TiO2 als Keimbildner. Die Wärmebehandlung war für
sämtliche Beispiele gleich und bestand aus einer Kernbildungstemperung von 2 Stunden bei 7000C
und einer anschließenden Endkristallisationsbehandlung von 2 Stunden bei 10000C.
Beispiel | SiO, | AI2O., | Li2O | P2O5 | TiO, | K2O | ZnO | Mechanische Festigkeit Modul |
Wärmeausdehnungs koeffizient/pro0 C |
r | (kg cm-) | ||||||||
6 | 63,5 | 18,8 | 5,7 | 2,4 | O | 4,3 | C . '5,3 |
315 | 14,8 χ IO-"7 |
7 | 61,7 | 18,5 | 5,7 | ■" 4.6 | O | 4,2 | 5,3 | 224 | 18,8 χ 10~7 |
8 | 62,4 | 18,7 | 5,7 | 2.4 | 1,3 | 4,2 | 5,3 | 1185 | 15,4 χ 10~7 |
9 | 62,9 | 18,9 | 5,7 | 2.4 | 0.5 | 4,3 | 5,3 | 1735 | 24,7 χ 10"7 |
Wie ersichtlich werden in den erfindungsgemäßen Beispielen 8 und 9, welche P2O5 und TiO2 in Kombination
als Keimbildner enthalten, Glas-Keramik-Werkstoffe erhalten, die eine beträchtlich höhere
mechanische Festigkeit, bei vergleichbarem oder sogar verbessertem (verringertem) Wärmeausdehnungskoeffizienten
besitzen wie die Beispiele 6 und 7, die nur P2O5 als Keimbildner enthalten.
Versuchsreihe 2
Diese Versuchsreihe dient dem Nachweis, daß die erfindungsgemäße kombinierte Anwendung von P2O5
und den verschiedenen Metalloxiden als Keimbildnern Glas-Keramikkörper wesentlich höhere Festigkeit
(bei allgemein niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten) ergibt, als die Verwendung nur der Metalloxide
allein als Keimbildner.
Für diese Versuchsreihe wurden 12 Glaszusammen-Setzungen gemäß der nachfolgenden Tabelle hergestellt.
Die 12 Beispiele stimmen hinsichtlich der Zusammensetzung des Grundglases im wesentlichen überein
(geringfügige Unterschiede der Prozentsätze sind durch" die Abwandlungen in den Keimbildnern bedingt).
Beispiel | SiO, | Li,O | K,O | ZnO | Anteile in Gewichlsprozen | Al2Oj | t | P2O5 | MoO3 | WO3 | TiO2 |
62,6 | 5,7 | 4,2 | 5,3 | MgO | 18,7 | 2,4 | 1,1 | ||||
1006 | 61,7 | 5,7 | 4,2 | 5.3 | 18,5 | 2,4 | 2,2 | — | — | ||
1007 | 63,5 | 5,7 | 4,3 | 5,3 | — | 18,7 | — | 2,5 | — | — | |
1008 | 62,2 | 5,7 | 4,2 | 5,2 | — | 18,5 | 2,4 | — | 1,8 | — | |
1009 | 61,0 | 5,6 | 4,1 | 5,2 | — | 18,2 | 2,4 | — | 3,5 | — | |
1010 | 62,5 | 5,6 | 4,2 | 5,3 | — | 18,5 | — | — | 3,9 | — | |
1011 | 62,9 | 5,7 | 4,3 | 5,3 | — | 18,9 | 2,4 | — | — | 0,5 | |
1022 | 62,4 | 5,7 | 4,2 | 5.3 | — | 18,7 | 2,4 | — | — | 1,3 | |
1023 | 63,4 | 5,8 | 4,3 | 5,4 | — | 18,9 | — | — | — | 2,2 | |
1024 | 65,0 | 5,8 | 4,5 | — | — | 19,5 | — | 2,5 | — | — | |
1044 | 64,1 | 5,8 | 4,5 | — | 2,7 | 19,3 | 2,5 | 1,1 | — | — | |
1046 | 65,1 | 5,8 | 4,5 | — | 2,7 | 19,3 | 1,4 | 1,2 | |||
1053 | 2,7 | ||||||||||
109 582Ί83
ίο
Die Wärmebehandlung war für die verschiedenen Beispiele im wesentlichen gleich und bestand jeweils aus
einer Kernbildungstemperung von 2 Stunden bei 600 bis 700 C und einer anschließenden Endkristallisationsbehandlung
von 2 Stunden bei 950 bis 10500C, gemäß der unten folgenden Tabelle.-Die mechanische Festigkeit
(Bruchmodul) und der Wärmeausdehnungskoeffizient der erhaltenen Glas-Keramik-Erzeugnisse sind ebenfalls
in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt.
Beispiel | Wärmebi !.Stufe "OStunden |
'handlung 2. Stufe C Stunden |
Eigenschaften c Mechanische Festigkeit (Bruchmodul) in kg enr |
er Glaskeramik Wärmeausdehnungs koeffizient χ I07 pro CC |
1006 | 600/2 | 9502 | 1130 | 16,8 |
1007 | 600/2 | 9502 | 987 | 25,9 |
1008 | 600/2 | 950 2 | 400 | 13,9 |
1009 | 700/2 | 1000/2 | 910 | 18,3 |
1010 | 600/2 | 950/2 | 1205 | 23,9 |
700/2 | 1000/2 | 875 | 20,6 | |
1011 | 650/2 | 1000/2 | 420 | 18,9 |
700/2 | 1000-'2 | 300 | 23,6 | |
1022 | 700/2 | 1000 Ί | 1735 | 24,7 |
1023 | 700/2 | 1000 2 | 1185 | 15,4 |
1024 | 700/2 | 1000 2 | <70 | -7,0 |
1044 | 700/2 | 1050 2 | 650 | 22,3 |
1046 | 700/2 | 1050 2 | 1015 | 28,0 |
1053 | 700/2 | 1000 '2 | 890" | 13,1 |
Die Gläser 1006, 1007, 1008 veranschaulichen die Die so bei gesteuerter Entglasung erhaltenen
bei Verwendung der erfindungsgemäßen Keimbildner- 30 Keramikstoffe zeigten folgende Farben:
Kombination P2O5 plus MoO3 gegenüber MoO3
allein erzielte wesentliche Verbesserung; entsprechend die Gläser 1009, 1010, 1011 die mit der erfindungsgemäßen
Kombination P2O5 plus WO3 gegenüber
WO3 allein erzielten Verbesserungen; entsprechend die Gläser 1022, 1023, 1024 die mit der erfindungsgemäßen
Kombination P2O5 plus TiO2 gegenüber
TiO2 allein erzielten Verbesserungen und die Gläser 1044, 1046, 1053 nochmals die mit der Kombination
P2O5 plus MoO3 gegenüber MoO3 allein erzielten
Verbesserungen.
Bei Zusatz von Molybdän: Hellbra'nn bis Hellgelb
bei Zusatz von Wolfram: Hellgrauviolett
bei Zusatz von Vanadium: Grau bis Graubraun
bei Zusatz von Titan: Hellviolett
In der nachfolgenden Tabelle sind drei weitere Beispiele A. B, C mit Werten der Hauptbestandteile in der
Nähe der Grenzen der beanspruchten Bereiche zusammengestellt unter Angabe der jeweiligen Zusammensetzung,
Schmelzpunkte, Wärmebehandlungen und der Werte des linearen Ausdehnungskoeffizienten der erhaltenen
Glas-Kristall-Mischkörper.
Glaskeramik
Zusammensetzung in Gewichtsprozent
SiO2 \
Li2O
MgO
Al2O3
P2O5
TiO2
Schmelztemperatur (0C)
Wärmebehandlung, Temperatur/Zeit (°C/Std.)
Linearer WAK χ 10~7: (20 bis 500°C)
54,5 | 50,5 | 55,5 |
22,0 | — | 10,0 |
— | 30,0 | 20,0 |
19,0 | 15,0 | 10,0 |
3,0 | 3,0 | 3,0 |
1,5 | 1,5 | 1,5 |
1280 | 1420 | 1300 |
700/2; | 800/2; | 700/2, |
1000/2 | 1100/2 | 900/2 |
79,7 | 56,5 | 53,8 |
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (4)
1. Verfahren zur Herstellung eines mechanisch sehr festen Glas-Kristall-Mischkörpers mit relativ
niedrigem Wärmeausdehnungskoeffizienten, bei dem zunächst ein Glasgegenstand unter Zusatz
von Kernbildnern hergestellt und anschließend zur gesteuerten Entglasung einer Wärmebehandlung
unterzogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß für den Glasgegenstand zumindest
90 Gewichtsprozent folgende Hauptbestandteile:
Gewichtsprozent
SiO2 45 bis 82
AUO3 10 bis 36
Li2O O bis 25
MgO O bis 32
und als Kernbildner Wolframoxid, Molybdänoxid, Vanadiumoxid und/oder Titanoxid in Verbindung
mit Metallphosphaten in einer Menge verwendet werden, die einem Gehalt des Endprodukts
von 0,5· bis 4,0 Gewichtsprozent von Molybdäntrioxid und/oder Wolframtrioxid, von
0,5 bis 2,0 Gewichtsprozent Vanadiumpentoxid, von 0,2 bis 1,5 Gewichtsprozent Titandioxid und
von 0,5 bis 6,0 Gewichtsprozent Phosphorpentoxid im fertiggestellten Glas entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Hauptbestandteile ·
Gewichtsprozent
SiO, 55 bis 75
Al2O3 15 bis 30
Li2O 2 bis 15
MgO ' 0. bis 20
verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2. dadurch gekennzeichnet, daß bis zu 10 Gewichtsprozent
Restbestandteile in folgenden Zusammensetzungsbereichen verwendet werden:
Gewichtsprozent
Na2O und/oder K1O 0 bis 5
ZnO " 0 bis 10
CaO 0 bis 5
B2O3 0 bis 10
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Glasgegenstand
zunächst mit einer 100C pro Minute nicht übersteigenden Geschwindigkeit auf eine
zwischen dem Erweichungspunkt des Glases und 50°C über dem Erweichungspunkt liegenden Temperatur
erhitzt wird, daß dann die Temperatur mit einer 100C pro Minute nicht übersteigenden
Geschwindigkeit auf eine im Bereich von 700 bis 12500C liegende End-Kristallisationstemperatur
gesteigert wird und daß schließlich der Gegenstand mit einer 1O0C pro Minute nicht übersteigenden
Geschwindigkeit abgekühlt wird.
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