DE130613C

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Publication number: DE130613C
Application number: DENDAT130613D
Authority: DE

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

JVs 130613 KLASSE 30/.

Es ist bereits bekannt, ein Geradestrecken anormaler Beine in der Weise zu bewirken, dafs die Füfse an einem Blocke befestigt werden, welchen der Patient unter Ueherwindung eines gewissen, durch eine entsprechende Spannvorrichtung hervorgerufenen Widerstandes, durch Anziehen der Beine an sich heranziehen mufs. Dieses Anziehen des Blockes wird übungsmäfsig in bestimmten Pausen wiederholt.

Bei dem vorliegenden Apparate nun kommt keine Spannvorrichtung und überhaupt kein äufserer Widerstand in Anwendung. Es wird vielmehr die Thatsache benutzt, dafs die in Frage kommenden Beinsehnen gespannt werden, wenn die Füfse in einer solchen Lage festgehalten sind, dafs sie zusammen ungefähr einen gestreckten Winkel bilden. Gleichzeitig wird hierdurch auch eine Correction der FuIsstellung bewirkt. Zu dem Zwecke wird ein Holzblock mit Schnallvorrichtungen versehen. Fig. ι der beiliegenden Zeichnung zeigt eine perspectivische Ansicht, Fig. 2 eine Oberansicht des Errindungsgegenstandes. Fig. 3 zeigt einen mit dachförmigen Abstufungen versehenen Apparat. .

Der Holzblock hat eine ebene Fläche α und eine dachförmige Fläche b. Aufserdem sind zum Festschnallen der Füfse zwei Riemen · c c vorhanden, welche je nach Bedarf durch die Löcher d d und über die Einkerbungen ff oder g g gelegt werden können.

Die Person, welche die Uebungen vornehmen will, setzt sich auf einen Stuhl und legt die Füfse auf den Holzblock, welcher, auf einem gegenüberliegenden Stuhle liegt. Zunächst werden dann die Füfse durch eine Hülfsperson auf der ebenen Fläche α festgeschnallt, wie dies in Fig. 2 dargestellt ist. Hierbei sind die Ringe also nicht, wie in Fig. ι gezeichnet, über die Einkerbungen g, sondern über die Einkerbungen/ geführt. Die Füfse werden mit den Fersen an einander gerückt und durch Festschnallen der Riemen dicht auf der ebenen Fläche α festgehalten, so dafs die Füfse einen gestreckten Winkel mit einander bilden. Hierbei ist die Haltung der Beine zunächst derart, dafs die Kniee weit von einander abstehen, weil bei dieser Haltung ohne jeden Zwang das Festschnallen der Füfse in der erwähnten Lage möglich ist.

Die Uebung beginnt damit, dafs der Uebende versucht, die Kniee einander zu nähern, wobei der Apparat sich natürlich in der Längsrichtung der Beine derart verschiebt, dafs er sich von dem Körper des Uebenden entfernt, was er infolge seiner glatten Unterfläche bequem zuläfst.

Durch diese Bewegungen tritt ein kräftiges Anspannen der in Frage kommenden Beinsehnen ein, ohne jede Spannvorrichtung und ohne Ueberwinden eines äufseren Widerstandes, wodurch die Sehnen bei fortgesetztem Hin- und Herschieben des Apparates immer mehr in ihre richtige Lage und Länge gebracht werden. Charakteristisch ist hierbei, dafs nicht beim Anziehen, sondern beim Abstofsen des Blockes die Sehnen gespannt werden, was eben durch die mit Hülfe des Blockes hervorgerufene gespreizte Fufslage bewirkt wird. Sobald es erreicht ist, dafs die Kniee bei der Festschnallung der Füfse auf der ebenen

Fläche a ohne übermäfsige Anspannung dicht an einander gelegt werden können, wird eine andere Stellung der Füfse dadurch herbeigeführt, dafs dieselben nunmehr auf der dachförmigen Fläche b angeschnallt werden. Zu dem Zwecke werden die Riemen, wie Fig. 3 veranschaulicht, über die Einkerbungen g geführt. Infolge der Dachform der Unterlage für die Füfse werden letztere derart festgehalten, dafs sie einen Winkel mit einander bilden, welcher gröfser als 180° ist, dafs also die Fufsspitzen etwas nach unten weisen. In dieser Stellung der Füfse, welche das Anspannen der Sehnen noch in höherem Mafse bewirkt als bei der ersten Stellung, werden die Uebungen fortgesetzt, so lange, bis auch in dieser Stellung ohne übermäfsige Anspannung ein dichtes Aneinanderjegen der Beine möglich ist. Es hat sich gezeigt, dafs bei Kindern schon in acht Tagen mit Hülfe solcher Uebungen ein Geradestrecken der Beine erreicht wird.

Auch zur Erzielung einer richtigen Fufsstellung ist der Apparat gleichzeitig zu verwenden, da er den Fufs an die normale, nach auswärts gerichtete Lage der Spitzen gewöhnt und somit fehlerhafte Fufsstellungen, bei welchen die Fufsspitze nach innen oder geradeaus zeigt, beseitigt.

Ist nur ein Bein nicht normal, so können die Uebungen auch mit diesem allein betrieben werden, wobei das Resultat sich dann aus der Möglichkeit, dieses Bein vollkommen gerade zu strecken, ersehen läfst. Indessen ist auch in solchem Falle meistens das Ueben gemeinschaftlich mit dem normalen Bein anzuempfehlen.

Schliefslich ist auch zu bemerken, dafs der Uebungsapparat überhaupt sehr zweckmäfsig für jegliche Beingymnastik ist, weil er die Sehnen auf das Vortheilhafteste beeinflufst und aufserdem eine vollständig normale Ausbildung dieser Sehnen wohl zu den gröfsten Seltenheiten zählt.

Claims

Patent-Ansprüche:

1. Uebungsapparat zum Geradestrecken der Beine mit Hülfe eines verschiebbaren, an den Füfsen befestigten Blockes, dadurch gekennzeichnet, dafs dieser Block mit seitlichen Schnallvorrichtungen ausgerüstet ist, die die Füfse in gespreizter Lage mit ihrer Aufsenkanfe am Block festhalten, zum Zweck, ohne Ueberwindung eines äufseren Widerstandes lediglich durch Abstofsen des Blockes ein Strecken der Beinsehnen zu ermöglichen.

2. Uebungsapparat nach Anspruch 1, bei welchem der Block mit Stufen von verschiedener Abdachung versehen ist, um die Füfse in verschiedenen Spreizwinkeln festhalten zu können.

Hierzu 1 Blatt Zeichnungen.