-
Es ist bekannt, Kautschukmischungen mit Phenolharzen zu vulkanisieren,
die durch alkalische Kondensation von Bisphenolen mit Formaldehyd und gleichzeitige
oder nachfolgende Verätherung durch einen Monoalkohol der zuerst entstandenen Polymethylolverbindungen
erhalten worden sind. Hierbei werden Aluminium- oder Schwermetallanhydride, vorzugsweise
SnCl 2H2O als Vulkanisationsbeschleuniger verwendet. Demgegenüber hat das beanspruchte
Verfahren eine größere Reaktionsbreite, die wiederum eine sehr individuelle Steuerung
des Vulkanisationsverlaufs und damit der Vulkanisationseigenschaften erlaubt. Wie
die nachfolgenden Beispiele zeigen, kann man je nach Wahl des Aktivators schneller
oder langsamer vulkanisieren, wobei aber die Vulkanisation in jedem Fall schneller
verläuft als mit dem Phenolharz allein.
-
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Vulkanisieren von
Mischungen auf Basis von Polymerisaten bzw. Mischpolymerisaten des Butadiens oder
Isoprens, in die keine wesentlichen Mengen Isoolefine einpolymerisiert sind, durch
Phenol-Aldehyd-Kondensate, wobei gegebenenfalls Säuren zugesetzt werden, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß zur Beschleunigung der Vulkanisation Molekülverbindungen
des Borfluorids mit Wasser, ein- oder mehrwertigen Alkoholen oder organischen Säuren
verwendet werden.
-
Verbindungen dieser Art und ihre Herstellung werden, z. B. von H.
M e e r w e i n und W. P a n n w i t z in Journal für praktische Chemie, 141 (1934),
S. 123 bis 148, sowie in >Borfluorid und seine Verbindungen als Katalysatoren
in der organischen Chemie« von T op ci ev, Zavgorodnij und Pan ski n, Berlin, 1962,
insbesondere S. 38 bis 83, beschrieben.
-
Für den praktischen Gebrauch eignen sich besonders die unzersetzt
destillierbaren sowie die gut kristallisierenden Molekülverbindungen des Bortrifluorids
mit organischen Säuren, z. B. Oxalsäure, Essigsäure, Phenylessigsäure, organische
einbasische Säuren mit bis zu 12 C-Atomen oder organische mehrbasische Säuren oder
deren Anhydride oder Alkoholen, wie Butanol.
-
Besonders geeignet sind ungesättigte Dicarbonsäuren und deren Anhydride,
wie Fumarsäure, Maleinsäure, Maleinsäureanhydrid, Itaconsäure, Mesaconsäure, Citraconsäureanhydrid,
Dodecenylbernsteinsäureanhydrid, Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Methyltetrahydrophthalsäureanhydrid,
Endomethylentetrahydrophthalsäureanhydrid und dessen Methylderivat, gesättigte Dicarbonsäuren
oder deren Anhydride, wie Malonsäure, Bernsteinsäure, Adipinsäure, Azelainsäure,
Sebacinsäure; aromatische mehrbasische Säuren oder deren Anhydride wie Phthalsäure,
Iso- oder Terephthalsäure, Phthalsäureanhydrid, Trimellithsäure, Trimellithsäureanhydrid,
Pyromellithsäuredianhydrid, Naphthalincarbonsäuren oder deren Anhydride; einbasische
organische Säuren oder deren - gegebenenfalls innere - Anhydride, wie Sulfonsäuren,
z. B. Toluolsulfonsäuren, Naphthalinsulfonsäuren, Camphersulfonsäuren, Carbonsäuren
mit 2 bis 12, vorzugsweise 3 bis 11 C-Atomen, wie Benzoesäure, Fettsäuren mit stark
verzweigter Kette und 9 bis 11 C-Atomen, chlorierte oder bromierte Säuren, wie Chloressigsäure
oder deren Anhydride oder Laktone, z. B. Mono-, Die oder Trichloressigsäure, Monobromessigsäure,
Propionsäure und Butylrolakton. Weiter seien genannt die Molekülverbindungen mit
eine und mehrwertigen Alkoholen, chlorierten Alkoholen. Als Alkohole kommen z. B.
in Frage Methanol, Äthanol, die verschiedenen Propanole und Butanole, und
Homologe
davon, z. B. Laurylalkohol, Benzylalkohol, Äthan-, Propan-, Butan-, Buten- oder
Hexandiole.
-
Ihre Wirkung hängt von der Art der verwendeten organischen Komponente
ab.
-
Die genannten Verbindungen werden in bekannter Weise hergestellt.
Sie werden in Mengen von 0,2 bis 5 Gewichtsteilen, vorzugsweise 0,5 bis 2 Gewichtsteilen,
auf 100 Gewichtsteile Kautschuk zugesetzt. Die Verwendung größerer Mengen ist zwar
prinzipiell möglich, jedoch wird dann in der Regel kein Vorteil erzielt. Es ist
auch möglich, sie gleichzeitig mit anderen Aktivatoren oder komplexen Säuren anzuwenden.
-
Geeignet sind komplexe Säuren aus Zinkhalogeniden und ein- und/oder
mehrbasischen organischen Säuren, vorzugsweise gesättigten einbasischen Säuren mit
2 bis 12 C-Atomen oder ein-und/oder mehrwertigen, gegebenenfalls olefinisch ungesättigten
Alkoholen, vorzugsweise gesättigten aliphatischen Alkoholen mit bis zu 12 C-Atomen
verwendet werden. Komplexe Säuren dieser Art sind z.B. von Meerwein, Liebigs Annalen
der Chemie, Bd. 455, S. 244 ff., und F. H e i n in »Chemische Koordinationslehre«,
Leipzig, 1950, S. 309 ff. und 504 bis 510, beschrieben.
-
Durch Mitverwendung von Oxyden oder Salzen organischer oder schwacher
anorganischer Säuren von Metallen der II. und III. Gruppe des Periodischen Systems
oder von Schwermetallen wird die beschleunigende Wirkung der Molekülverbindungen
zwar nur geringfügig beeinflußt. Ihre Mitverwendung ist aber von Vorteil, weil sie
die Alterungsbeständigkeit der Vulkanisate verbessern und die Säurewirkung der Aktivatoren
neutralisieren. Die Menge Metalloxyde bzw. Metallsalze beträgt vorzugsweise 0,5
bis 10 Gewichtsteile. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, kleinere oder größere
Mengen dieser Stoffe mitzuverwenden. Bevorzugtes Metalloxyd ist reines oder handelsübliches
Zinkoxyd, das gegebenenfalls noch Bleioxyd enthält. In Frage kommen weiterhin Bleioxyd
und Magnesiumoxyd.
-
Die nach der Erfindung hergestellten Mischungen eignen sich zur Herstellung
von Bremsbelägen, Schläuchen, Dichtungen, Schuhsohlen, Transportbändern, Bereifungsmaterialien,
Autozubehör und technischen Gummiwaren.
-
Beispiel 1 Auf einem Walzwerk werden in an sich bekannter Weise die
Mischungen I und II unter Verwendung einer handelsüblichen innigen Mischung aus
100 Teilen Butadien-Styrol-Kaltpolymerisat mit 23 °/o Styrol, 10 Teilen hocharomatischem
öl und 52 Teilen hochabriebfestem Ofenruß, und daraus durch Erhitzen während 40
Minuten auf 155°C 6 mm dicke Vulkanisate hergestellt.
Mischung |
111 |
Butadien-Styrol-Mischpolymerisat 91 91 |
Stearinsäure .............................. 1 1 |
Hochabriebfester Ofenruß ...... 47 47 |
Hocharomatisches öl .......... 9,1 9,1 |
borfluoriddiessigsäure ............ . 1 - |
Molekülverbindung aus Bor- |
fluorid und 2 Mol n-Butanol |
(Kp. 20 mm 100 bis 101"C) - 1 |
p-tert.Butylphenol (alkalisch kon- |
densiert, mit mehr als 1,5 Mol |
Formaldehyd) ........................ 6 6 |
Prüfwerte:
Mischung |
I II |
Spannungswert bei 150% Deh- |
nung (kg/cm2). . 66 69 |
Härte (0Shore A) 70 69 |
Rückprallelastizität (%) 36 37 |
Beispiel 2 In weiteren Mischungsbeispielen wurden folgende BF3-Molekülverbindungen
als Aktivatoren der Harzvulkanisation eingesetzt.
-
BF3 Berusteinsäure, BF3. Glykol (Äthylenglykol), BF3 # 2H2O, Dioxansalz
(M e e r w e i n, a.a.O.s.139), BF8 Essigsäureanhydrid.
Mischung |
III IV V VI |
Butadien-Styrol-Misch- |
polymerisat mit etwa |
23% Styrol ... . 91 91 91 91 |
Stearinsäure .................. 1 1 1 1 |
Hochabriebfester Ofenruß 47 47 47 47 |
Hocharomatisches Öl ...... 9,1 9,1 9,1 9,1 |
BF3 Bernsteinsäure 1 - - - |
BF3, Glykol .............. - 1,5 - - |
BF3. 2H2O, dioxansalz.. - - 1 - |
BF3. Essigsäureanhydrid - - - - |
p-Octylphenol (alkalisch |
kondensiert mit etwa |
1,5 Mol Formaldehyd).. 6 - - |
p-Octylphenol (alkalisch |
kondensiert mit etwa |
1,5 Mol Formaldehyd; |
geringe Reaktivität) ... - 6 6 |
Die mit diesen Mischungen erhaltenen Prüfwerte sind in der nachstehenden Tabelle
zusammengefaßt.
-
In dieser bedeutet M = Mischung, t = Vulkanisationszeit (Minuten),
Z = Zerreißfestigkeit (kg/cm2), D = Dehnung (%),
M100 |
M 200 = Spannungswerte bei 100 bis 3000/, |
M 300 Dehnung (kg/cm2), |
BD = Bleibende Dehnung (0/o), KZ = Kerbzähigkeit (kg/cm), H = Härte (°Shore A),
E = Rückprallelastizität (%), Pl = Plastizität.
-
Die Eigenschaften der Vulkanisate wurden an Ringen von einem Innendurchmesser
von 44,6 mm und einem Außendurchmesser von 52,6 mm und einer Dicke von 6 mm gemäß
den DIN-Normen geprüft.
-
Abweichend davon wurde die Kerbzähigkeit mit einem dreifachen eingeschnittenen
kleineren Ring mit einem Außendurchmesser von 44,6 mm und einem Innendurchmesser
von 36,6 mm und 6 mm Dicke geprüft. Als bleibende Dehnung wurde die Zunahme der
Meßlänge des verwendeten Ringes unmittelbar nach dem Bruch angegeben. Die Plastizität
wurde mit einem Hoekstra-Plastometer gemessen. Ihre Werte bedeuten Hundertstelmillimeter
und zeigen an, auf wie viele Hundertstelmillimeter eine ursprünglich 1 mm dicke
Platte aus der unvulkanisierten Mischung bei 100°C unter dem Druck von 10 kg/cm2
in 15 bzw.
-
30 Sekunden zusammengedrückt ist. Prüfwerte (Vulkanisationstemperatur
155°C):
M t Z D M 100 M200 M 300 BD KZ H E Pl |
20 195 595 16 36 72 20 22 60- 38 59/49 |
III 40 209 603 16 40 78 23 20 61 37 |
60 228 619 16 41 79 19 19 61 37 |
20 165 480 20 48 90 17 20 62 39 58/49 |
IV 40 177 473 21 53 96 16 15 65 38 |
60 230 552 23 59 108 16 13 66 38 |
20 169 496 17 42 82 12 20 61 39 57/47 |
V 40 172 482 17 45 88 11 18 62 39 |
60 172 462 19 48 93 11 15 63 38 |
20 171 632 11 26 54 20 19 57 38 56/46 |
VI40 177 604 14 30 60 20 21 58 37 |
60 186 638 14 32 65 15 21 60 38 |
Ähliche Werte wie bei Mischung IV wurden erhalten, wenn als Aktivator BF3#2CH3#COOH
und als Vulkanisationsmittel ein handelsübliches etwa 3% Brom in Form von BrCH2-Gruppen
enthaltendes Octylphenol-Formaldehyd-Kondensat als Vulkanisationsmittel verwendet
wurde.
-
Beispiel 3 Eine Mischung aus 91 Teilen Butadien-Styrol-Mischpolymerisat
mit etwa 230/o Styrol, 47 Teilen hochabriebfestem Ofenruß und 9,1 Teilen hocharomatischem
öl wurde mit einem Octylphenol mit 2 Mol ankondensiertem Formaldehyd vulkanisiert.
Als Aktivator
dienten BF3 2H2O und ein oberilächenbehandeltes Phthalsäureanhydrid,
Fp, 124"C.
Mischung |
VII |
Butadi en-Styrol-Mischpolymerisat, |
wie oben beschrieben ................ 147,3 |
Paraffin ........................... 0,5 |
Octylphenol (wie beschrieben) . 6,0 |
BF3 -2H2O ............................ . 1,0 |
Phthalsäureanhydrid 2,0 |
Plastizität . . . . . ..................... 67/57 |
Prüfergebnisse :
Vulkanisation, 155"C |
Dauer in Minuten |
20 1 40 1 60 |
Festigkeit (kg/cm2) 174 174 180 204 |
Dehnung (O/o) . . . . . . . . 242 260 259 |
Modul 100 (kg/cm3). 54 52 59 |
Modul 200 (kg/cm2) 138 137 151 |
Bleibende Dehnung |
(sofort) ............ 5 . . . 5 6 |
Bleibende Dehnung |
(nach einer Stunde) . . 3 3 3 |
Kerbzähigkeit (kg/cm) 14 13 1S |
Härte (°Shore A)............ 70 70 71 |
Rückprallel. (%) .......... 39 40 40 |
Man sieht, daß BF3 2H20 in Gegenwart von Phthalsäureanhydrid noch stärker aktiviert
als allein (vgl. dazu Mischung V im Beispiel 2): Die Werte für Modul 100 und 200
sind wesentlich höher und die bleibende Dehnung dementsprechend geringer.