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Vorrichtung zum Konstanthalten der Kettenfadenspannung bei Webstühlen
Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Konstanthalten der Kettenfadenspannung
bei Webstühlen.
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Bei der Herstellung von Geweben werden die Kettenfäden bekanntlich
durch Webschäfte oder durch entsprechende andere Vorrichtungen (Jacquardmaschinen)
des Webstuhls derart geführt, daß der zwischen dem Kettenbaum und dem Abbindungspunkt
befindliche Teil der Kettenfäden während des Fachwechsels, d. h. beim Öffnen, Schließen
und erneuten Öffnen des Faches, im ständigen Wechsel eine Längenänderung erfährt.
Während beim geschlossenen Fach sämtliche Kettenfäden bzw. die zwischen dem Kettenbaum
und dem Abbindungspunkt befindlichen Teile die gleiche Länge aufweisen, werden die
Kettenfäden beim Öffnen des Faches üblicherweise durch entsprechendes Nachgeben
des Kettenbaumes oder durch andere Einrichtungen gelängt. Das Nachgeben der Kette
kommt sämtlichen Kettenfäden in gleichem Maße zugute; es darf aber ein bestimmtes
Maß nicht überschreiten, damit die Kettenfäden in Spannung bleiben. Aus der Anordnung
der Webschäfte od. dgl. und der sich daraus ergebenden unterschiedlichen Stellung
der zugehörigen Kettenfadengruppen ergibt sich jedoch, daß der Bedarf an nachzugebendem
Garn bei den einzelnen Fadengruppen verschieden ist. Wo das Nachgeben des Kettenbaumes
nicht ausreicht, um die Kettenfäden einer bestimmten Gruppe auf die erforderliche
Länge zu bringen, werden die Fäden zwangläufig gelängt (gedehnt), was durch ihre
Eigenelastizität bis zu einem gewissen Grade möglich ist. Die Kettenfäden werden
also unterschiedlich auf Spannung beansprucht. Da sich diese zusätzliche Beanspruchung
der Kettenfäden laufend wiederholt, kann sie je nach der Art des Fadenmaterials
mehr oder weniger leicht zu Fadenbrüchen führen.
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Es ist bereits bekannt, Webstühle mit einer Einrichtung zum Ausgleichen
der Kettenfadenspannung beim Fachwechsel auszurüsten.
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Bei einer bekannten derartigen Einrichtung für Bandwebstühle (deutsche
Patentschrift 230 075) ist jede von einem Schaft getragene Kettenfadenreihe über
einen Streichbaum geführt, und werden die Streichbäume um eine gemeinsame Achse
je nach der Größe der jeweils in den einzelnen Fadenreihen beim Fachwechsel auftretenden
Spannung geschwungen, wobei eine an die Streichbäume angreifende gemeinsame Feder
bewirken soll, daß die Spannung in den Fadenreihen stets die gleiche bleibt. Allerdings
wird bei dieser bekannten Einrichtung die Feder von den in das Hochfach und Tieffach
gehenden Fadenreihen periodisch gelängt, weshab die Spannung in den Fäden doch noch
periodisch schwankt. Bei dieser bekannten Einrichtung ist zwar noch weiterhin vorgesehen,
daß die Streichbäume durch zwei geschlossene Bügel gebildet sind, die ineinander
gelagert und in oder annähernd in der Mitte ihrer Länge um die gemeinsame Achse
drehbar sind, und daß die gemeinsame Feder an die unteren Enden der Bügel durch
Vermittlung eines Wagscheites angreift. Diese Maßnahme, die für sich allein hinsichtlich
der Fadenspannung bedeutungslos ist, wirkt sich bei der in der Abbildung gezeigten
unterschiedlichen Länge der Schwenkarme der beiden Streichbäume dahingehend aus,
daß die periodische Län.gung der Feder bevorzugt von der am Streichbaum mit längerem
Schwenkarm angreifenden Fadenreihe ausgeübt wird. Keineswegs wird hierdurch aber
eine Konstanthaltung der Fadenspannung bei allen Fäden der dort vorgesehenen beiden
Fadenreihen erzielt. Darüber hinaus haftet der bekannten Einrichtung der Nachteil
an, daß die Belastungsfeder Ermüdungserscheinungen ausgesetzt ist, aus welchem Grunde
und wegen der Trägheit der zu bewegenden Teile die bekannte Einrichtung auch nicht
für schnell arbeitende Webstühle eingesetzt werden kann.
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Bei einer anderen bekannten Einrichtung zum Konstanthalten der Kettenfadenspannung
bei Webstühlen (österreichische Patentschrift 220 094) sind zwischen dem Streichbaum
und dem Abbindungspunkt Ausgleichsstäbe vorgesehen, über welche die Kettenfäden
der einzelnen Schäfte geführt sind, wobei die Ausgleichsstäbe in nach Evolventen
zur Oberfläche des Streichbaumes verlaufenden Führungen geführt und drehbar gelagert
sowie im Sinne einer Spannung der Kettenfäden vorbelastet sind. Jedem der Ausgleichsstäbe
ist dabei mindestens ein Stahlband zugeordnet, welches einerseits am zugehörigen
Schaft befestigt ist und andererseits zum Streichbaum geführt und an dessen Umfang
befestigt ist, so daß das Stahlband parallel zur Kette verläuft, wobei jeder der
Ausgleichsstäbe von Zugfedern od. dgl. belastet
ist, wodurch er
in dauernder Berührung mit dem zugehörigen Stahlband gehalten wird. Auch bei dieser
bekannten Einrichtung liegt der Nachteil vor, daß die Zugfedern für die Ausgleichsstäbe
infolge Ermüdungserscheinungen Betriebsstörungen verursachen können. Ferner erlauben
es die Stahlbänder nicht, die Kettenfäden geringfügig nachzulassen, um eine bessere
Decke des Gewebes (z. B. Atlasbindung)) zu erzielen. Ferner ist es konstruktiv sehr
aufwendig und schwierig, die bekannte Einrichtung für eine größere Anzahl von Schäften
auszubilden, da zu befürchten ist, daß in diesem Fall die Schützenführung durch
Kettenfäden gestört wird.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum Konstanthalten
der Kettenfadenspannung bei Webstühlen zu schaffen, bei der die Nachteile der bekannten
Einrichtungen vermieden sind. Insbesondere soll die Vorrichtung nach der Erfindung
ohne Rückstell- oder Zugfedern auskommen, damit die gerade bei schnellem Betrieb
rasch auftretenden Ermüdungserscheinungen solcher Federn nicht zu Betriebsstörungen
Anlaß geben. Darüber hinaus soll die Vorrichtung nach der Erfindung die Bildung
eines außergewöhnlich großen Faches ermöglichen und auch im Hinblick auf eine einseitige
Fachbildung vorteilhaft sein.
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Dies wird erfindungsgemäß dadurch erreicht, daß zwischen den das Fach
bildenden Webschäften od. dgl. und dem Kettenbaum eine der Anzahl der Webschäfte
entsprechende Zahl von Hilfsschäften angeordnet ist, die parallel zur Bewegungsrichtung
der Webschäfte und im Rhythmus mit diesen gesteuert jeweils eine ungleichförmige
Bewegung ausführen. Die Bewegung der Hilfsschäfte ist hierbei derart gesteuert,
daß die Länge des Kettenfadens zwischen Kettenbaum und Abbindepunkt konstant bleibt.
Durch die Maßnahmen wird einmal eine erhebliche Schonung der Kette erreicht. Darüber
hinaus ermöglichen die zusätzlichen Hilfsschäfte gemäß der Erfindung die Bildung
eines außergewöhnlichen großen Faches, was beispielsweise beim Weben von Filz vorteilhaft
sein kann, ohne daß dabei die Kettenfäden stärker beansprucht werden. Die Hilfsschäfte
lassen sich ferner bei einseitiger Fachbildung vorteilhaft ausnutzen. Ferner ermöglicht
eine Teilung der Kette in Ober- und Unterkette durch die Hilfsschäfte bei unterschiedlicher
Kettenbaumspannung die Erzielung einer besseren Decke auf der rechten Seite des
Gewebes. Schließlich bietet die Erfindung noch den Vorteil einer wesentlich solideren
Bauart und einer exakteren Arbeitsweise, die vor allem darin liegt, daß eine wechselnde
Geschwindigkeit der Hilfsschäfte und durch eine wechselbare Einstellung derselben
ein gleichmäßiges Nachlassen einzelner Fadengruppen möglich ist.
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In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung an Hand zweier Ausführungsbeispiele
schematisch veranschaulicht. Es zeigt F i g. 1 eine Führung der Kettenfäden bei
einem Webstuhl mit auf gleicher Höhe hintereinander angeordneten Webschäften und
F ig. 2 eine Führung der Kettenfäden mit gestaffelt hintereinander angeordneten
Webschäften.
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Die Kettenfäden F werden auf dem Wege zwischen dem Kettenbaum K und
dem Abbindungspunkt A durch die Webschäfte W und die Hilfsschäfte
H geführt. Mit S ist der Webschützen bezeichnet. Die Webschäfte
W 1 und W 3 befinden sich ebenso wie die Hilfsschäfte H1 und H3 in
Hochstellung. Dementsprechend befinden sich die Webschäfte W 2 und W4 sowie die
Hilfsschäfte H2 und H4 in Tiefstellung. In dieser Stellung ist der Verlauf der Kettenfäden
F durch ausgezogene Linien dargestellt.
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Beim Fachwechsel treten die Webschäfte W1 und W 3 nach unten und nehmen
die Stellung W 1' und W 3' ein, während die Webschäfte W 2 und W 4 nach oben in
die Stellung W 2' und W4" treten. Gleichzeitig wechseln die Hilfsschäfte H1 und
H3 in die Stellung Hl' und H3' und die Hilfsschäfte H2 und H4 nach H2' und
H4'. Bei dieser Stellung der Schäfte ist der Verlauf der Kettenfäden F durch gestrichelte
Linien dargestellt.
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Die Steuerung der Hilfsschäfte H erfolgt im Rhythmus der Webschäfte
W derart, daß die jeweils durch einen Webschaft geführten Kettenfäden in jeder Stellung
des zughörigen Webschaftes die gleiche Länge aufweisen, ohne dabei auf Dehnung beansprucht
zu werden, d. h. die Entfernung I- H1-W 1-A ist gleich der StreckeK
Hl'-W1' A. Die Strecken der anderen Kettenfadengruppen bleiben beim Fachwechsel
jeweils ebenfalls gleich. Untereinander sind die Strekken der einzelnen Kettenfadengruppen
jedoch verschieden lang, so daß die Hilfsschäfte ungleichförmige Bewegungen ausführen
müssen. Hierdurch ist die Gewähr gegeben, daß die Spannung sämtlicher am Gewebe
beteiligten Kettenfäden stets gleich bleibt und eine ungünstige Zugbeanspruchung
einzelner Fadengruppen mit ihren nachteiligen Auswirkungen nicht stattfinden kann.